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Yakitate!! Disaster

30 disasters Challenge
von

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Airport

Thema:#29 earthquake

Warnung:: Erwartet kein reales Erdbeben.
 

Ihre Welt erzitterte, bebte und drohte zu zerspringen. Seine Worte hatten ein Chaos in ihr ausgelöst, ein Beben, das auch Wochen danach noch anhielt. Er hatte gesagt, er würde nach Europa gehen. Ein Satz, ein einzelner Satz, der alles zum Wanken gebracht hatte und Ruinen aus Hoffnungen und Wünschen hinterließ.
 

Tsukino öffnete die Augen und blinzelte die Erinnerung fort. Sie hatte ihren Hals gebogen und konnte nun das Glasdach des Airports sehen. Mit einem Donnern flog eine Boeing darüber hinweg und hinterließ eine weiße, wolkige Spur.

Ihre Haare fielen vornüber, als sie ihren Kopf gen Boden richtete. Sie musste sich vergewissern, dass der Boden nicht wirklich bebte, dass es nur ihre Einbildung war.
 

„Tsukino?“
 

Verwundert blickte sie zum Besitzer der unsicheren Stimme und traf auf ein paar schuldbewusster, goldbrauner Augen. Nervös drehten seine Finger den rosafarbenen Haarreif hin und her, was ihren Blick darauf richten ließ. Wie in Zeitlupe kam das Rosa auf sie zu, bis der Haarschmuck mit zwei ausgestreckten Armen zu ihr gehalten wurde.
 

„Ich kann verstehen, wenn du ihn zurückhaben willst.“
 

Seine Stimme hatte das feierliche Selbstbewusstsein eines Samurai, der seinem Herren Seppuku für Versagen anbot. Es war unübersehbar, dass er sich unwohl und schuldig fühlte. Es war ihre Schuld. Ihr abweisendes Verhalten hatte ihm das Gefühl gegeben, er würde seine Freunde im Stich lassen.
 

Tsukinos Augen brannten, wusste sie doch, dass sie ihn nicht hier halten durfte. Die Sehnen in ihrer Hand spannten sich schmerzhaft, als sie diese zu einer Faust ballte. Sie konnte selber gar nicht verstehen, warum sie überhaupt hergekommen war. War sie so masochistisch? Musste sie sich ihren eigenen Egoismus auf diese Weise immer wieder vor Augen führen?
 

Kazuma schien ihre Angespanntheit zu fühlen. Mit einem resignierten Seufzer ließ er den Haarreif sinken und ging einen Schritt auf Abstand.
 

„Nein. Bitte behalt ihn“, flüsterte sie irgendwann doch.
 

Irritiert blickte er auf. Ihre Stimme war kaum zu hören, aber sie lächelte. Ihr Gesicht zeigte einen jener Ausdrücke, vor denen man sich fürchtete – voller Traurigkeit.
 

„Ich komme wieder. Versprochen.“ Er hätte alles versprochen, nur damit er nicht mit diesem Lächeln als letzte Erinnerung gehen musste. „Dann werd ich wieder für die Südtokyo-Filiale arbeiten.“
 

Tsukino brauchte nicht hinzusehen um zu wissen, dass seine Augen funkelten und er aufmunternd grinste. Nach Europa, die ganz große Chance richtig zu lernen und nicht nur halbherzig ein paar Wochen in Frankreich.
 

„Hm.“
 

Noch immer lächelte sie tapfer und versuchte diesmal mehr Glaubwürdigkeit hineinzulegen, während sie energisch einmal nickte. Wer war sie schon, dass sie ihn zurückhalten durfte? Alles was ihr noch blieb war ihn ein letztes Mal zu umarmen, ihn an sich zu drücken und viel Glück zu wünschen.
 

„Oi, Kazuma! Wir haben dein Gate gefunden.“
 

Es war Kawachis Stimme, die Tsukinos Entschluss zu einem Staubhaufen zusammenfallen ließ. Gerade, als sie einen Schritt vorgetreten war, als sie endlich bereit gewesen war loszulassen, mussten er und Matsushiro zurückkommen.

Kazuma spürte ein unangenehmes, bedrückendes Gefühl in sich. Er hatte das Gefühl etwas wichtiges verpasst zu haben. Unsicher blickte er Tsukino an und wusste nicht, was noch zu sagen war. Verlegen nestelten seine Finger mit dem Haarreif, bevor er sich bückte und seine Tasche aufhob.
 

„Also …“, begann er zögerlich, brach aber sofort wieder ab.
 

„Ja dann …“
 

Kazumas Körper kippte fast um, als Kawachi einen Arm um ihn schwang und ihn schwungvoll umdrehte.
 

„Nun komm endlich, sonst verpasst du noch deinen Flug.“
 

Wieder erzitterte Tsukinos Welt, als etwas Schweres auf ihre Schulter fiel.
 

„Alles okay?“
 

Beiläufig registrierte sie Matsushiros Stimme und seine Hand auf ihr, doch ihre Augen blieben auf Kazumas Rücken kleben. Er wirkte noch kleiner als sonst und ein wenig wie ein geprügelter Hund, als Kawachi ihn fortführte. Halb hob sie ihre Hand und winkte, als er sich noch einmal kurz nach ihr umdrehte. Er wollte sicher gehen, dass jenes traurige Lächeln nicht die letzte Erinnerung an sie war.

Erst als er außer Sichtweite war, ließ sie ihren Arm sinken und blickte wieder zum Glasdach hoch. Es schien zu beben. Alles um sie herum bebte. Und es dauerte eine Weile bis sie registrierte, dass es nur der Tränenfilm auf ihren Augen war, der die Illusion einer zitternden Welt hervorrief.
 

„Er wird zurückkommen“, erklärte Matsushiro, während er sie an den Schultern Richtung Ausgang drehte.
 

Sie fletschte leicht die Zähne und warf dem Manager einen Blick zu der zwischen Wut und der unausgesprochenen Frage ‚Halten sie mich für blöd?‘ schwankte. Natürlich würde Kazuma wiederkommen. Er war die Sorte Mensch, die barfuß durch ein Meer von Glassplittern latschte, um ein Versprechen, und sei es noch so dumm, zu erfüllen. Aber dennoch. Er sollte für eine sehr lange Zeit fort sein, während sich die Erde weiter drehte.
 

„Ach verdammt“, fluchte sie ungehalten und stampfte mit dem Fuß auf.
 

Solange auf sein gutes Brot zu verzichten war wirklich eine Hölle für sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-11-05T19:40:00+00:00 05.11.2007 20:40
Toll! du bist anscheinend auch ein Freund von Vergleichen^^ Ich wurde mal von einem Freund dafür kritisiert, aber ich kann es nicht lassen. Vor allem, weil es auch gern bei anderen lese.
Genial und wirklich ergreifend fand ich diesen Satz:
>Seine Stimme hatte das feierliche Selbstbewusstsein eines Samurai, der seinem Herren Seppuku für Versagen anbot.

Mir gefallen auch hier die leisen Töne dazwischen und insbesondere gefällt mir, dass du vieles andeutest und die Gesten für sich selbst sprechen lässt.
Eine einzige Sache hat mich stutzig gemacht: gibt es einen Plural von "Lächeln"?

LG,
b_k


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