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Lady Oscar

Eine Eisblume schmilzt
von

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Ein Schwur wird gebrochen

„Es lebe die Republik! Nieder mit der Monarchie!“

Das Volk von Paris tobte.

Die Soldaten der Nationalgarde um Oscar hatten alle Hände voll zu tun, die Massen ruhig zu behalten.

Besorgt sah sich Oscar um.

Die Menschen standen dicht gedrängt.

Wenn jetzt eine Panik ausbrechen würde, gäbe es wahrscheinlich Tote.

Auch André, Rosalie und Bernard befanden sich unter den Menschen.

„Hört zu, Bürger von Paris!“

Auf einem Podest auf dem Marsplatz, nun auch Platz der Revolution genannt, stand Maximilian de Robespierre.

„Gestern wurde die Monarchie vom neuen Nationalkonvent abgeschafft!“

Tosender Jubel ging los.

Oscar und ihre Soldaten hatten Mühe ihre Pferde zu beruhigen.

„Und heute, am 22. September 1792 rufen wir die Republik aus!!!“

Das Volk jubelte und klatschte Beifall.

„Es lebe die Republik!“

Robespierre reckte die Faust in die Höhe.

Das Volk tat es ihm nach.

„Es lebe die Republik!!!“
 

Das Volk war in Feierlaune.

Überall hoffte man auf bessere Zeiten.

Am 11. Dezember begann der Prozess um Ludwig XVI.

Oscar saß besorgt in ihrem Dienstzimmer, als es klopfte.

„Ja, herein.“

Girodelle und Alain traten ein.

„Habt ihr schon gehört? Im Prozess um den König sieht es gar nicht gut für ihn aus.“

Alain setzte sich.

„Die Gironde versuchen, immer noch auf der Seite des Königs, die Verurteilung hinauszuzögern, wenn nicht gar abzuwenden. Die Sansculotten und Jakobiner hingegen, sehen in der Verurteilung und Hinrichtung des Königs die notwendige logische Konsequenz aus der "Revolution" vom 10. August.“

Girodelle wirkte niedergeschlagen.

„Da haben wir unser halbes Leben in der königlichen Leibgarde gedient, noch dazu in hohen Positionen und konnten dieses Schicksal doch nicht abwenden…“

Oscar sah ihn an.

‚Ihr denkt also genauso. Auch ihr hängt noch an der königlichen Familie.’

Seufzend lehnte sie sich zurück.

„Noch ist er nicht verurteilt worden…“

Girodelle fuhr auf.

„Ihr wisst es genauso gut wie ich, Oscar. Man wird den König verurteilen und hinrichten.“

Tiefsten Herzens musste sie ihrem Stellvertreter Recht geben.

Ob sie wollte, oder nicht.

Der König hatte ausgespielt.

„Was geschieht dann mit der Königin?“

Wollte Alain wissen.

Resigniert vergrub Girodelle das Gesicht in den Händen.

„Ihr wird wohl das gleiche Schicksal blühen.“

„Wie könnt ihr das sagen!“

Oscar schlug mit der Hand auf den Tisch.

„Es kann auch sein, dass sie verbannt wird, oder nach Österreich zurück geschickt wird.“

Leise antwortete Girodelle.

„Das glaubt ihr doch selbst nicht, Oscar…“

Entsetzt schaute Oscar die Anderen an.

„Ihr…“

Wortlos verließ sie das Zimmer.

Alain wollte ihr nach, doch Girodelle hielt ihn fest.

„Lass sie.“

Langsam ging er zum Fenster.

„Ich denke, ihr wird immer deutlicher bewusst, dass sie ihren Eid, den sie einst ablegte nicht einhalten kann.“

Alain war irritiert.

„Sie hat einst geschworen, ihr Leben für die Königin zu geben. Sie für immer zu beschützen. Und nun, könnte es sein, dass Oscar diejenige sein wird, die ihren einstigen Schützling töten muss.“

Alain erstarrte.

„Aber warum…?“

Girodelle drehte sich um.

„Oscar Francois de Jarjaye ist ein Kommandant der Nationalgarde. Die Nationalgarde hat mehrere Kommandanten und mehrere Generäle. Wenn sich Marie-Antoinette den Tod durch Erschießen wünscht, wäre es die Aufgabe eines der Kommandanten der Nationalgarde diesen Auftrag auszuführen.“

Er sah Alain mit einem durchdringenden Blick an.

„Und wie ich die Königin kenne, wird sie sich wünschen, dass der Name des Kommandanten Oscar Francois de Jarjaye lautet.“

Traurig wandte er sich wieder zum Fenster.

„Und unser Kommandant konnte ihrer Majestät noch nie einen Wunsch abschlagen. Vor allem, dies wird ihr letzter Wunsch sein. Ihr letzter Wille…“

Alain verstand.

„Mein Gott, Oscar…“
 

Langsam lenkte sie Pferd durch den kalten Wintermorgen.

Der Wind wehte ihr um die Ohren.

Sie fror.

Nicht nur der Kälte wegen.

Dies war der Morgen des 21. Januar 1793.

Der Morgen, an dem König Ludwig XVI den Tod durch die Guillotine finden sollte.

Mit 387 gegen 334 Stimmen wurde am 15. und 16. Januar 1793 das Todesurteil gefällt.

Ihre Truppen mussten den König vom Temple zum Place de Revolution geleiten, auf dem das Podest mit dem Teufelsgerät stand.

Oscar hatte leise ihren Schimmel gesattelt und war in Richtung Versailles geritten.

Auf halber Strecke vor dem Ziel bog sie zur Seine ab.

Sie wollte das Schloss nicht sehen.

Dort waren einige ihrer schönsten, aber auch ihrer traurigsten Momente geschehen.

Es war eine wunderschöne Zeit gewesen, als sie noch das Garderegiment anführte.

Hätte nicht alles anders kommen können?

Oscar trieb ihr Pferd an und galoppierte, ohne es zu merken, die Strecke von der Seine zum Anwesen ihres Vaters, welche sie früher oft mit André und später auch mit Rosalie geritten war.

Tränen nahmen ihr die Sicht, doch ihr treuer Schimmel wusste, wo es lang ging.

Völlig aufgelöst stand sie unvermittelt vor dem Tor ihres Elternhauses.

Die Sonne war bereits aufgegangen und spiegelte sich in den hohen Fenstern wieder.

Schluchzend sank Oscar auf ihrem Pferd zusammen, als plötzlich eine Stimme erklang.

„Meine Tochter, was ist passiert?“

General de Jarjaye hatte Oscar herankommen sehen und war sofort aus dem Haus geeilt.

„Du holst dir ja den Tod!“

Er öffnete das Tor.

„Komm herein, Mutter wird sich freuen dich zu sehen.“

Er nahm die Zügel von Flann und gab sie einem Stallburschen.

„Und ich natürlich auch.“

Zitternd folgte Oscar ihm ins Haus.

Zärtlich legte er seinen Arm um sie.

„Mein Gott! Du bist ja eiskalt.“

Er befahl einem Dienstmädchen eine große Heiße Schokolade zu brühen.

„Die trinkst du doch immer noch gerne, oder?“

Schniefend nickte Oscar.

„Ach Vater, ich …“

Ihr traten wieder die Tränen in die Augen.

„Kind, was ist den bloß los? Ist etwas mit André?“

Oscar verneinte.

„Mit meinem süßen Enkel?“

Oscar musste lachen.

„Nein, er schläft bestimmt noch.“

Besorgt musterte General de Jarjaye seine Tochter.

„Hm, was ist es dann?“

Er winkte ab.

„Zuerst ziehst du dir etwas Warmes an und dann erzählst du alles.“

Oscar nickte.

Sie war so froh hier sein zu dürfen.

„Was ist denn hier zu so früher Stunde …?“

Madame de Jarjaye kam müde die Treppe herunter.

General de Jarjaye ging ihr entgegen.

„Schau Liebes, wer da ist!“

Jetzt erst schien sich richtig ihre Umgebung wahrzunehmen.

„Oscar! Welche Freude, wie geht es dir?

Sie umarmte ihre Tochter herzlich.

„Du hast geweint?“

Liebevoll strich sie ihr durchs Haar.

„Komm, ich hole dir etwas Warmes zum anziehen.“

Nachdem Oscar sich umgezogen hatte, trank sie von der heißen Schokolade, die ihr das Dienstmädchen gebracht hatte.

„Ach, Maman. Papa.“

Sie kuschelte sich in die Arme ihrer Mutter.

Es war wie früher…

„Ich habe vorhin den Auftrag bekommen, König Ludwig zum Place de Revolution zu geleiten.“

Ihre Hände zitterten.

„Er wird dort heute Mittag unter Glockengeläut hingerichtet.“

Sie schüttelte den Kopf.

„Es gibt so viele Truppen der Nationalgarde. Warum muss ich immer diese Aufträge bekommen?“

Sie schluckte.

„Ich will doch gar nicht, dass der König stirbt. Er ist so ein warmherziger Mann, der seine Frau über alles liebt. Er kann es ihr nur nicht zeigen. Nur deswegen ließ er bei ihr alles durchgehen. Es war für ihn sein Liebesbeweis an die Königin.“

Sie schaute zu ihrem Vater.

Dieser blickte sie traurig an.

„Ich kann deine Gefühle verstehen. Wir wissen, wie sehr du an der Königin und dem König hängst.“

Er stand auf und lief durch das Zimmer.

„Ich habe die ganze Zeit bewundert, wie du ausnahmslos für die Königin da warst. Obwohl du auf der Seite des Volkes gekämpft hast, warst du ihr, Marie-Antoinette, immer loyal. Alles was du tatest, war zum Wohle Frankreichs. Egal, ob es im Sinne der königlichen Familie war, oder nicht. Wenn du sie kritisiert hast, dann weil du Angst um das Wohl der Königin hattest.“

General de Jarjaye drehte sich zu seiner Tochter.

„Oscar, wenn ich dein Handeln früher hätte akzeptieren können, wäre es vielleicht anders gekommen. Dann hättest du ihr sicherlich von den Zuständen in Paris und auf dem Lande erzählt. Vielleicht wäre sie durch dich und Graf von Fersen zur Vernunft gekommen. Sie hätte bestimmt auf euch beide gehört und hätte ihren Lebensstil geändert.“

Oscar traute ihren Ohren nicht.

„Vater, ich …“

Er schüttelte den Kopf.

„Ich habe Fehler gemacht, die ich nicht wieder gut machen kann. Aber ich möchte, dass du eines weißt.“

Er sah ihr in die Augen.

„Wenn ihre Majestät der König befohlen hat, dass ihr ihn zur Vollstreckung seines Urteils geleiten sollt, dann nur weil er euch in seinen letzten Sekunden an seiner Seite haben möchte.“

Oscar senkte den Blick.

„Mich? Aber hat doch so viele…“

Ihr Vater schüttelte sie an den Schultern.

„Nein, es gab und gibt nur wenige, die dem Königspaar in jeder Situation treu und aufrichtig gegenüber waren. Das warst du und Graf de Marcy.“

General de Jarjaye richtete sich auf.

„Nur ihr beide wart immer ehrlich zu ihnen. Ohne auf den eigenen Vorteil bedacht.“

Langsam setzte er sich wieder.

„Also, Oscar, erfülle ihm seinen letzten Willen; so wie du schon den letzten Willen seines geliebten Sohnes erfüllt hast.“

Oscars Augen weiteten sich.

Luis Joseph hatte sich gewünscht, Oscar möge allein in ihrer weißen Paradeuniform neben dem Sarg reiten.

Die anderen Soldaten sollten vor und hinter dem Zug reiten.

Sie hatte auf Wunsch des Dauphins als einzige vor seinem Grab salutiert und eine weiße Rose hineingeworfen, nachdem die anderen Trauergäste rote Rosen hineingeworfen hatten.

Unwirsch verdrängte sie den traurigen Augenblick.

Bedächtig stand sie auf.

„Ich danke euch für alles, Vater.“

Sie küsste ihre Mutter.

„Ich liebe euch.“
 

Und so geleitete ein langer Zug von Menschen den König und die Nationalgarde zum Place de Revolution.

Würdevoll schritt Ludwig XVI die Stufen zum Podest hinauf.

Ein letztes Mal lächelte er dem ehemaligen Kommandanten seiner Leibgarde zu.

Sie war so wunderschön, wie sie dort an der unteren Stufe des Podestes stand und mit traurigem Blick zu ihm empor schaute.

Langsamen Schrittes ging er auf die Guillotine zu.

Plötzlich schien es Totenstill zu sein.

Er hörte nichts mehr.

Man hatte seine Hände hinterm Rücken verbunden, so dass er etwas umständlich in die Knie gehen musste.

Dann legte er den Kopf in die Holzkerbe.

Oscar zitterte.

Mit welchem Blick er sie gerade angesehen hatte.

Ein Blick voller Sanftmut und Zuversicht.

Sie schloss die Augen.

Kurz darauf hörte sie das Zischen des Beils und das Knacken der Knochen.

Das Volk jubelte.

Doch Oscar schien nichts zu hören.

Sie ging durch die Menge hindurch und ritt davon.
 

In Paris ging das Leben weiter.

Der Nationalkonvent legte alle Macht in die Hände kleiner Ausschüsse.

„Wusstet ihr, dass Maximilian de Robespierre mächtigster Mann im Wohlfahrtsausschuss ist?“

Girodelle, Alain und Oscar hielten ihre morgendliche Besprechung ab.

„Ach so?. Wie ich hörte, ist der Wohlfahrtsausschuss für Wirtschaft, Verwaltung und die Kriegsführung zuständig.“

Alain wunderte sich.

„Hat Robespierre davon eine Ahnung?“

Die anderen grinsten.

„Er ist gerade gestern erst gegründet worden.“

Oscar überlegte.

„Heute ist der 7. April.“

Sie schenkte sich etwas zu trinken ein.

„Was haltet ihr eigentlich von dem im März gegründeten Revolutionstribunal?“

Alain war skeptisch.

„Ich denke, dass durch dieses Tribunal die Willkür Einzug hält. Seine Aufgabe besteht nämlich darin „Feinde der Ordnung“ und der Revolution zum Tod durch die Guillotine zu verurteilen. Ich glaube, dass manches Urteil dadurch schon vor der Verhandlung feststehen wird.“

Girodelle stimmte dem zu.

„Wer bestimmt denn die „Feinde der Revolution“?“

Oscar wollte nicht so schwarzsehen.

„Ich glaube nicht, dass sich das Revolutionstribunal über die Richter stellen wird. Sie werden die verdächtigen Personen anklagen und es wird einen fairen Prozess geben. Dafür wurde das Tribunal ins Leben gerufen.“

Girodelle schüttelte den Kopf.

„Ihr glaubt doch immer wieder an das Gute im Menschen.“

Alain zuckte mit den Schultern.

„Warten wir es ab.“
 

Mittlerweile war es Oktober geworden.

Die Bäume standen in wunderschöner bunter Laubpracht.

Oscar und André liebten es gemeinsam durch die Natur zu reiten.

Sie wussten, dass Rosalie gut auf ihren kleinen Sonnenschein aufpasste.

„Ah, es tut so gut mal wieder durch die Wälder und Wiesen zu galoppieren.“

Oscar räkelte sich im Gras.

André stimmte ihr zu.

„Es ist fast ein bisschen wie früher.“

Sie sattelten die Pferde ab und ließen sie an einem kleinen Bach trinken.

„Weißt du noch, wie wir hier Fechten geübt haben?“

Oscar musste lachen.

„Du hast immer diesen Baum dort drüben abgestochen.“

„Haha, mach dich nur lustig.“

André küsste seine Frau.

„Ich bin besser geworden.“

Oscar nickte.

„Das stimmt. Du hast sogar einmal den schwarzen Ritter besiegt.“

Sie drehte sich zu André.

„Und du weißt, wie gut Bernard fechten kann.“

André seufzte.

„Ach, Oscar, ich liebe dich so sehr. Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin der Vater deines Sohnes zu sein.“

Oscar umarmte ihn und küsste ihn.

„Du bist eine wunderschöne Frau.“

André küsste sie leidenschaftlich.

„Und ich habe das Glück, dich an meiner Seite zu haben.“

Oscar legte ihm ihren Finger auf die Lippen.

„Du weißt, dass ich ohne dich nichts ausrichten kann. Das war früher so und ist es immer noch. Nein, André, ich bin der glücklichste Mensch auf Erden, weil ich deine Liebe erfahren darf.“

Wieder küssten sie sich.

„Dabei wäre es fast zu spät gewesen…“

Oscar schüttelte den Kopf.

„Nicht, ich mag davon nicht sprechen.“

Ihre blauen Augen glitzerten im Sonnenlicht.

„Ich hätte dich fast verloren.“

Sie schmiegte sich fest an ihren Gemahl.

„Das möchte ich nie wieder erleben müssen.“

Noch lange lagen sie zusammen im Gras, hörten die Vögel zwitschern und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen, als wie von Geisterhand ein Bote vor ihnen stand.

„Ähm“

Verlegen trat dieser von einem auf das andre Bein.

„Ich habe Order euch auszurichten, das Kommandant Oscar Francois de Jarjaye sich sofort zum Temple begeben soll.“

Oscar wurde hellhörig.

„de Jarjaye. Das muss ein Befehl ihrer Majestät der Königin sein. Sie nennt mich als Einzige noch mit dem Adelstitel im Namen.“

Rasch stand sie auf.

„Was gibt es?“

Der Bote druckste herum.

„Es … sie… also…“

Er holte tief Luft.

„Die Königin möchte mit euch ihre nähere Zukunft besprechen.“

Oscar bekam einen Schreck.

„Ich ahne, worum …“

André hatte während des Gesprächs schon die Pferde gesattelt.

„Los André, wir reiten zum Temple.“
 

„Oscar, schön, dass ihr so schnell gekommen seid.“

Marie-Antoinette saß an einem kleinen Tisch und schaute aus dem Fenster.

„Ich habe einen letzten Willen an euch.“

Oscar hielt den Atem an.

„Man hat das Todesurteil über mich ausgesprochen. Wie ihr wisst muss ich nicht mit der Guillotine hingerichtet werden. Ich kann mir aussuchen, von welcher Art die Todesstrafe sein soll.“

Sie drehte sich um.

„Ich werde mich nicht vor dem Pöbel in den Staub knien.“

Sie ballte die Hände zur Faust.

„Nein, ich werde aufrecht in den Tod gehen. Daher habe ich mich für den Tod durch erschießen entschieden.“

Oscar schien es die Beine wegzuziehen.

Ihr könnt euch denken, was ich von euch will.“

Sie schaute Oscar direkt in die Augen.

„Ihr werdet der Kommandant sein, der mich erschießen wird.“

Da war er also.

Der Moment, vor dem Oscar solche Angst hatte.

Es war der 15. Oktober 1793.

Entsetzt schaute Oscar die Königin an.

Langsam kniete sie vor ihr nieder.

„Eure Majestät, ich habe einst auf das Schwert und bei meiner Familie geschworen euch zu beschützen. Wie könnt ihr von mir verlangen, dass ich, die mein Leben für das Eurige hergeben würde, euch erschießen könnte. Bitte verlangt das nicht von mir.“

Marie Antoinette stand nun direkt vor ihr.

“Ich weiß, dass ihr mir gegenüber stets loyal wart. Alles, was ihr tatet war zum Wohl des Volkes, auch als ihr euch an jenem Tag gegen die Königsfamilie stelltet. Ich habe euch immer geliebt. Daher, bitte ich euch, Oscar Francois de Jarjaye, ihr seid die Einzige bei der ich ertragen könnte, wenn das Urteil vollstreckt wird. Bitte schlagt mir meinen letzten Willen nicht ab.“

Oscar rang um Fassung.

„Eure Majestät. Wie könnte ich euch einen Wunsch abschlagen. Gott wird mir vergeben.“

Schließlich konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

„Marie Antoinette nahm ihre Hände.

„Gott hat euch vergeben, als er euch auf die Welt sandte, um den Menschen ein Engel zu sein. Seid unbesorgt, es war so bestimmt.“

Weinend hielt Oscar die Hände vor ihr Gesicht.

„Oh, meine Königin…“
 

André wartete draußen bei den Pferden.

Erschrocken schaute er seine Frau an, als sie ihm entgegen kam.

„Es ist soweit.“

Oscar stieg auf ihr Pferd.

„Morgen werde ich meinen Schützling für immer verraten.“

Sie galoppiert davon.
 

Am nächsten Tag um 12 Uhr unter Glockengeläut, wurde Königin von Nationalgarde nach Paris geleitet und an den Pranger gestellt.

Würdevoll und stolz blickte sie auf das Volk von Paris.

Ihre Hände wurden hinter dem Pfahl zusammengebunden.

Das Volk war völlig still.

Oscar stieg die Stufen hinauf.

Genau zehn Schritte waren ihre Entfernung zur Königin.

Sie konnte sehen, wie Marie-Antoinette auf ihre Hand schaute, in der sie die Pistole hielt.

Auf dem Platz der Revolution herrschte absolute Totenstille.

Oscar zitterte.

„Der erste Schuss muss treffen, sie darf nicht leiden.“

Langsam hob sie die Pistole.

Gemeinsame Erinnerungen mit der Königin zogen in Sekunden vorbei.

„Seht nur, der Kommandant weint.“

„Sie muss die Königin sehr gemocht haben.“

„Es heißt, sie habe immer wieder versucht die Königin zur Vernunft zur bringen und sie auf die Nöte des Volkes aufmerksam gemacht. Doch die Königin wollte ihren Rat nicht annehmen.“

Alain brach es schier das Herz.

„Bitte Kommandant, bringt es hinter euch…“

Marie-Antoinette schaute zu Oscar.

‚Sie steht wie eine Göttin vor mir.

Ihre saphirblauen Augen glitzern, ihre blonden Haare wehen im Wind.

Es war mir eine Ehre euch als meinen Kommandanten erleben zu dürfen.’

„Habt keine Angst, Oscar… ich werde meinen Sohn wieder sehen.“

Ein Schuss peitschte durch die Stille.

Gebannt richtete das Volk seinen Blick auf das Geschehen.

Marie Antoinette, einst geliebte Königin Frankreichs sank tödlich getroffen zu Boden

Das Volk jubelte.

Doch um Oscar herum schien die Zeit still zu stehen.

Starr blickte sie auf die Stelle, wo ihre Kugel getroffen hatte.

Blut.

Entsetzt sah sie auf ihre Hände.

Was hatte sie getan…

Weinend brach sie zusammen.



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