Schlaf gut.
Das ist das letzte Kapitel, es folgen noch ein Zwischenkapitel und ein Epilog... und ja, ich weiß, dass es kurz ist...
Ich riss die Augen auf und klammerte mich schluchzend an meine Decke, ob ich aus Schmerz oder Wut heulte, wusste ich selbst nicht so recht.
Alles, was ich wusste war: Ich wollte und liebte Erik mehr denn je.
Ich hatte Niki alles über meine Träume erzählt, auch die Sache mit dem Kleid - nur, diesmal, musste ich alleine mit meinem Schmerz zurecht kommen.
„Niki hör mal, ich brauche nur ein wenig Abstand, zu dieser Stadt...“ ich lächelte sie zaghaft an, „... daher werde ich einige Tage nach Südfrankreich runterfahren. Mach dir keine Sorgen, ich bin bald wieder zurück.“ Sie nickt und erwiderte. „ Was auch immer vorgefallen ist, du weißt, du kannst dich auf mich verlassen. Fahr ruhig und spann ein wenig aus.“
„Danke, ich hab dich lieb!“ Ich umarmte sie sanft.
„Ich dich auch, pass auf dich auf!“
Zwei Stunden später, saß ich in meinem Autochen und fuhr auf der Autobahn Richtung Süden.
Ich war schon eine geraume Weile unterwegs, als es begann einzudunkeln. Zu allem Übel, begann es auch noch zu regnen. – Wie ich solche Tage hasste.
Ich drehte das Radio auf volle Lautstärke und nahm etwas Tempo weg.
Da schob sich, urplötzlich, von rechts, ein dunkler Umriss in mein Sichtfeld. – Nein! ICH, fuhr doch auf der Überholspur.
Verzweifelt riss ich am Steuer und trat auf die Bremse – Falsche Reaktion. Das nächste, was ich hörte, war das Knirschen von Metall auf Metall und dann ging alles viel zu schnell.
Zuerst war da ein höllischer Schmerz, der von meinem Körper Besitz ergriff, danach war alles in ein gleißendes Licht getaucht...
Alles um mich, war vollkommen still, ich lag irgendwo in endloser Dunkelheit gefangen. Mein Körper fühlte sich an, als würde er nur noch aus Schmerz bestehen.
Meine Gedanken rasten. Was war geschehen? - Der Lastwagen, er musste mich schlimm erwischt haben.
Erik, ich wollte ihn doch so gerne noch einmal sehen.
Ich konnte fühlen wie jemand nach meiner Hand griff, sie sanft anhob – und dann hörte ich SEINE Stimme: „Jasmine! Bitte, schau mich an... mach die Augen auf...“ Erik, klang so unendlich weit entfernt – und ich konnte die Angst, in seiner Stimme hören. Mühsam und mit großer Anstrengung, zwang ich meine Augen auf. Ich konnte ihn nur undeutlich, wie durch grauen Dunst, erkennen. ER hielt meine Hand.
„Jasmine...“ wieso, klang er nur so weit entfernt – und so ängstlich? „Jasmine...“
„Erik...“ ich erschrak, meine Stimme, war nur ein leises, raues flüstern.
„Jasmine... nicht reden, alles wird gut,“ ich konnte hören, dass Erik log, „ ich habe dir, noch etwas zu sagen.“ Ich fühlte, wie meine Augen langsam zufielen, die Schatten nach mir zu greifen suchten. Nur noch ganz leise, konnte ich hören was Erik mir zu sagen hatte. – Ich lächelte.
Die letzten Worte, die ich hörte, bevor die Schatten, endgültig nach mir griffen, waren:
„JE T’AIME.“
Niki stand weinend, an einem frischen Grab. Schwarze Rosen bedeckten die dunkle Erde, vor dem weißen Marmorstein. Niki hielt eine einzelne weiße Rose umklammert:
„Wieso musstest du schon so früh von uns gehen? Ich wollte doch wissen, wie dein großer Traum ausgehen würde...“ ein leichtes Lächeln, legte sich auf ihre tränenverschleierten Züge, als sie weiter sprach:
„Man sagt, der Tod sei ein ewiger Schlaf...“ sie legte sachte die weiße Rose auf den kleinen Hügel, „... also: Werde glücklich und träum schön und – vor all dem: Schlaf gut.“
