Zwischenkapitel 6
NADIR
Das war schon die dritte Woche, in folge, wo Erik mich versetzte. Wir hatten, stillschweigend, eine Art von Waffenstillstand, geschlossen. Und nun ließ er mich schon zum dritten mal hier oben stehen.
Ich entschied mich hinunter zu gehen, zu seinem Haus. Ich würde den Weg benutzen, den Jasmine mir gezeigt hatte, als sie mich damals nach oben begleitete. Diesmal, würde ich mich nicht so schnell geschlagen geben.
Ich nahm die kleine Laterne, die ich vorsorglich mitgebracht hatte, und setzte vorsichtig einen Schritt vor den nächsten – man konnte nie genug auf der Hut vor Eriks Fallen sein.
In dem spärlichen Lichtkegel der Laterne, suchte ich mir meinen Weg nach unten.
Dann fiel mein Blick auf die blasse Gestalt vor mir auf dem Boden. – Jasmine.
Sie lag mitten in dem Gang, in einer Blutlache. Blut rann in einem dünnen Faden aus ihrem Mund, Ihr hübsches Gesicht war totenblass. Ich konnte sehen, dass sie beinahe nicht mehr atmete.
Ich konnte ihr nicht einmal helfen, ich konnte sie ja nicht einmal anheben. – Da sah ich rot. Was hatte Erik da getan?
Ich rannte den ganzen Weg zu seiner Behausung und brüllte dabei laut seinen Namen.
Durch mein Geschrei alarmiert, kam er mir entgegen. Ich packte sein Handgelenk, zog ihn mit mir – meine Wut hatte mir, ein letztes mal, die Kraft dazu gegeben. „Daroga... Nadir, was ist los?!“ Erik, besaß tatsächlich die Frechheit, zu fragen.
Ich schrie ihn an: „Was los ist?! Sag du es mir!“ ich war außer mir, „WAS hat SIE dir nur getan?!“
„Wer, soll mir was getan haben?“ Verständnislos, starrte er mich an.
„Da!“ Ich streckte meine Hand aus, „Sieh selbst.“
Erik starrte auf den leblos daliegenden Körper, dann wurde sein entstelltes Gesicht noch blasser. „Wer... weshalb...“ kam es stammelnd vom ihm, er riss sich von mir los und fiel neben ihr auf die Knie – mitten in all dem Blut.
Dann schlug sie ihre Augen auf.
Ich konnte nicht hören, was er sagte – aber, ich konnte den Schmerz sehen, den ihn erfüllte.
Nach einer Weile, hob Erik sie auf seine Arme, wortlos ging er an mir vorbei. Er weinte.
Und nun sitze ich hier und warte erneut auf ihn.