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Stepping Forward to Realize this Wish

von

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Kapitel 17

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STEPPING FORWARD TO REALIZE THIS WISH
 

Kapitel XVII

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„So ihr beiden, dann macht es euch mal bequem!“ rief Cid voller Enthusiasmus, und machte sich sogleich an den vielen blinkenden Knöpfen des Armaturenbretts zu schaffen, welches die gesamte Vorderseite des Raumschiffes unterhalb der Frontscheibe einnahm.
 

Axel, der noch nie zuvor ein solches Gefährt betreten hatte, musste zweifellos anerkennen, dass Cid ein bemerkenswerter Techniker zu sein schien. Wie hatte er es wohl geschafft, dieses Ding völlig alleine zu konstruieren? Doch gerade das war der Punkt. Man --merkte--, dass Cid dieses Schiff nicht nur alleine konstruiert, sondern wohl auch weitestgehend im Alleingang zusammen geschraubt hatte. Hier fehlte eine Kabeldichtung, dort saß eine Schraube nicht richtig fest… Cid hämmerte auf den Armaturen herum, als versuchte er, einen defekten Kassettenrekorder wieder zum Laufen zu bringen.
 

„Cid...?“ fragte Axel zögerlich, mit leichter Besorgnis in der Stimme. „…Weißt du auch wirklich, …was du da tust?“
 

Das hätte er vielleicht nicht sagen sollen. Sofort fuhr Cid herum. „Willst du damit etwa andeuten, dass du an meinen Fähigkeiten zweifelst, Flugschiffe zu konstruieren?! Sieh zu und staune, wie ich diesem stählernen Vogel das Fliegen beibringe!“ Sofort wandte er sich wieder ab und setzte seine Arbeit fort, verbissener denn je.
 

Axel zog eine Grimasse. Man merkte schon, dass dieser Mann sein ganzes Herzblut in die Konstruktion dieses Raumschiffes gesteckt hatte, und wie viel ihm daran lag, es zum fliegen zu bringen. Aber Axel fand trotzdem, dass er ein Recht darauf hatte, seine Zweifel kundzutun. Immerhin saß Cid nicht alleine in diesem Schiff!
 

Er riss sich von Cids Anblick los und begutachtete den Rest des Innenraums. Er war nicht groß. Außer dem Pilotensitz ganz vorne befanden sich noch fünf weitere Sitze etwas weiter hinten. Axel bemerkte die Anschnallgurte, die jeder von ihnen besaß, und er wurde das Gefühl nicht los, dass er diese schon bald bitter nötig haben würde.
 

Er zuckte mit den Schultern und befolgte Cids vorige Anweisung, es sich bequem zu machen. Er wählte den Sitz in der Mitte, und schnallte sich an. Demyx ließ sich links von ihm nieder.
 

„Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.“ raunte Axel seinem Freund zu.
 

„Wieso?“ wollte dieser wissen. „Ich finde die Sache ziemlich aufregend!“
 

Axel blickte Demyx an, als hätte dieser gerade verkündet, er wolle Xemnas eine Postkarte schicken. Er blickte erneut zu Cid und schüttelte den Kopf. „Naja, noch ist ja überhaupt nicht geklärt, ob Cid diese Klapperkiste überhaupt zum fliegen kri-IIIIEGT-"
 

Das Raumschiff machte einen Satz nach vorne, und Axel wurde mit einem heftigen Ruck in seinen Anschnallgurt gedrückt. Er keuchte auf. Dann auf einmal schoss das Schiff nach oben, kerzengerade, immer schneller und schneller werdend.
 

„ES LÄÄÄÄUFT!“ rief Cid triumphal auf. „MEIN BABY IST GESTARTET! WHOOOHOOO---“
 

Axel fühlte sich seekrank. Seine Finger krallten sich in die Armlehnen seines Sitzes. „Hilfe.“ brachte er hervor.
 

Cid hämmerte weiterhin auf den Armaturen herum, und zog einen langen Hebel, der wohl als Steuerknüppel für dieses Höllengerät diente, nach vorne. Das Raumschiff drehte sich leicht, und schoss nun in einem wesentlich angenehmeren Winkel nach oben. Schräg aufwärts, immer weiter und weiter, bis sie die Wolkendecke durchstoßen hatten und nichts als endlos helles Blau sie umhüllte. Doch selbst das genügte nicht.
 

Axel wurde der Druck auf seinen Ohren zu viel. Er hatte das Gefühl, sein Trommelfell müsse jeden Augenblick explodieren, und auch Demyx neben ihm erweckte nicht gerade den gesündesten Eindruck. „Cid...“ keuchte Axel. „Wie lange dauert das noch?!“
 

Cid, von der Höhenkrankheit der Niemande gänzlich unbeeindruckt, warf einen Blick auf seine Instrumente. „Nicht mehr lange!“ rief er, aufgeregt. „Gleich durchstoßen wir die Atmosphäre!“
 

Und tatsächlich, kaum hatte er diese Worte gesprochen, wurde es Nacht um sie herum. Das alles umfassende Blau des Himmels wich dem Dunkel des Weltraumes, und der Druck auf Axels Ohren ließ plötzlich nach. Das Raumschiff bremste ab, und stand still.
 

„Meine Herren – Willkommen in der Galaxis.“ flüsterte Cid. Man sah ihm an, dass gerade ein großer Traum für ihn in Erfüllung ging. „Ihr könnt die Sicherheitsgurte nun öffnen.“
 

Auch Axel war beeindruckt von dem Anblick, der sich ihm bot. „Wahnsinn.“ meinte Demyx neben ihm. Sie öffneten ihre Gurte und traten nach vorne zu Cid an die Frontscheibe. Der Weltraum erstreckte sich in all seiner Unendlichkeit vor ihnen, und Axel fand gar, dass dieses Bild für den holprigen Start voll und ganz entschädigte. Das All war genau so, wie er es sich vorgestellt hatte, dunkel und unendlich weit, gesprenkelt mit winzigen, leuchtenden Sternen. Doch es mit eigenen Augen zu sehen..., war etwas völlig anderes.
 

Cid seufzte. „Dann wollen wir mal.“ meinte er. Er drückte zwei Knöpfe und zog den Steuerknüppel nach vorne. Das Raumschiff setzte sich in Bewegung, schoss mit Lichtgeschwindigkeit geradeaus, doch keiner der Insassen konnte Geschwindigkeit oder Druck bewusst wahrnehmen. Im Weltraum war alles anders.
 

Sie glitten vorbei an Planeten, die zunächst als kleiner dunkler Punkt zwischen all den Sternen kaum zu erkennen waren, wenig später jedoch zu einem gigantischen runden Ball heran wuchsen, in dessen Umlaufbahn nicht selten ein Meer von Steintrümmern seine Kreise zog. Cid konnte ihnen den Namen jedes einzelnen Planeten nennen, und Axel war jedes Mal erstaunt, wenn er einen Namen von seiner Zeit als Mitglied der Organisation Dreizehn wieder erkannte.
 

„Das ist Griechenland!“ rief Cid beispielsweise, und deutete auf einen kleinen, blauen Planeten rechts von ihnen. Und Demyx drückte sich die Nase an der Frontscheibe platt um ihn besser sehen zu können. „Da war ich schon!“ verkündete er. „Allerdings tief unter der Erdoberfläche. Ich hätte nie gedacht...“ Er verstummte mitten im Satz, und starrte weiterhin auf die blaue Kugel herab.
 

Und Axel... Axel begann zu träumen. Seine Gedanken schweiften erneut zu der Frage, auf welcher dieser vielen Planeten wohl seine Heimat lag. Und die von Demyx. Würden sie es jemals erfahren? Und falls sie es tatsächlich erfahren sollten, würden sie jemals die Gelegenheit haben, ihren Heimatplaneten zu besuchen? Und – Würden sie ihre Heimat überhaupt erkennen? Nach allem was er wusste, konnte selbst Hollow Bastion, beziehungsweise das frühere Radiant Garden, seine Heimat sein. Und dieser Gedanke gefiel ihm nicht einmal so schlecht, da er positive Erinnerungen mit dieser Stadt verband... Spielte es überhaupt eine Rolle, wo seine Heimat lag, wenn er sich doch selbst den Ort wählen konnte, an dem er den Rest seines Lebens verbrachte? Oder war es nicht so, dass -
 

„Was zur Hölle...“ keuchte Cid, atemlos, und Axel wurde mit einem Ruck zurück in die Realität gerissen. „Was ist los?!“ verlangte er zu wissen, doch ein Blick durch die Scheibe war ihm Antwort genug.
 

Sie waren nicht alleine im Weltraum. Vor ihnen schwebte ein weiteres Raumschiff. Es war kleiner als das ihre, mehr schon ein Raumgleiter, auch wenn Axel sich nicht so gut mit Raumschiffen auskannte, als dass er den Typ des Raumgefährtes genau bestimmen könnte. Es war von nachtschwarzer Farbe, was der Grund dafür war, dass sie es zuvor nicht bemerkt hatten.
 

Cid reagierte sofort. „Hier spricht Cid Highwind, Pilot der Highwind.“ sprach er in sein Funkgerät. Er klang sehr aufgeregt, verständlicherweise. Halb hatte er sich wohl bereits darauf eingestellt, mit dem Raumpiloten eines fremden Planeten Kontakt aufzunehmen.
 

Doch der unbekannte Flieger antwortete nicht. Stattdessen eröffnete er das Feuer.
 

Cid reagierte sofort, indem er den Steuerknüppel zur Seite riss. Die Niemande wurden von den Füßen gerissen und schlitterten haltlos nach hinten. Einer der Passagiersitze fing Axels Sturz auf. Er drohte, einfach über den Sitz hinüber zu rollen, doch er schaffte es noch, sich an der Lehne festzuklammern.
 

Demyx hatte nicht soviel Glück. Er schlitterte quer durch den Innenraum und prallte unsanft gegen die hintere Wand des Schiffes. Die Potions fielen ihm dabei aus der Tasche, und die Glasphiolen zerbrachen, sobald sie den Boden berührten. Demyx stöhnte auf und sank in sich zusammen.
 

„Demyx!“ rief Axel alarmiert. „Bist du verletzt?“
 

„Nein, alles in Ordnung.“ erwiderte Demyx gequält, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Axel wollte sich gerade hoch rappeln und seinem Freund zur Hilfe kommen, als das Schiff von einem der Geschosse getroffen wurde. Ein hässliches Ächzen ging durch die Stahlkonstruktion, und eine Warnsirene ertönte.
 

„Verfluchte Scheiße!“ rief Cid außer sich. Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. „Zur Hölle, ihr glaubt wohl, ihr hättet leichtes Spiel mit mir! Aber dieser alte Pilot hier ist nicht so leicht zu bezwingen! Du da, übernimm mal kurz das Steuer!“
 

In der darauf folgenden Stille begriff Axel nur sehr langsam den Inhalt der letzten Worte. Und als er schließlich mit einem Ruck seinen Blick hob, blickte Cid ihn bereits ungeduldig an.
 

„I-ICH?!“ brachte Axel entsetzt hervor, und klammerte sich an die geringe Möglichkeit, Cid hätte bloß einen besonders schlechten Zeitpunkt für einen besonders schlechten Witz gewählt.
 

„Nun MACH schon!“ herrschte Cid ihn an. „Oder willst du, dass wir hier alle drauf gehen? Ist es DAS, was du willst?! Deine Leute da draußen haben jedenfalls den festen Entschluss, uns noch heute ins Jenseits zu pusten!“ Mit diesen Worten ließ Cid den Steuerknüppel los und hastete in den hinteren Bereich des Schiffes, wo er eine Luke im Boden öffnete und Axels Blick entschwand. Er schien sich voll und ganz darauf zu verlassen, dass Axel nun irgendetwas machte, das ihnen ein paar weitere wertvolle Momente in diesem Leben verschaffte. Und was hatte er denn für eine Wahl?
 

Er eilte also nach vorne und griff nach dem Steuerknüppel. „Ahm… okay.“ murmelte er, während er aus der Frontscheibe hinaus dem feindlichen Raumgleiter entgegen starrte. „Also… Ich mache nichts, solange du auch nichts tut, ja?“ Diesen Moment nutzte der Gleiter, um erneut auf sie zu schießen. Axel keuchte auf und riss den Steuerknüppel hoch. Sofort machte das Schiff einen Satz nach oben, ähnlich wie beim Start ihrer Reise, und Axel musste sich an den Armaturen festhalten, um nicht nach hinten geschleudert zu werden.
 

„GEHT DAS NICHT EIN BISSCHEN SANFTER?!“ ertönte es prompt aus der unteren Etage, und Axel dachte sich gerade, dass Cid ja leicht reden hatte, als er ein weiteres Mal zum Ausweichen gezwungen wurde. Er drückte den Steuerknüppel bis zum Anschlag nach vorne, doch egal wie schnell oder langsam er flog, der Gleiter passte sich seiner Geschwindigkeit an. An eine Flucht war überhaupt nicht zu denken.
 

„Cid, egal was du da unten machst, mach es schnell!“ murmelte Axel vor sich hin. „Das mit dem Fliegen war eine dumme, eine wirklich, wirklich dumme Idee! Eine wirklich, wirklich –“
 

„Wir haben schon Schlimmeres überstanden.“ meldete sich eine Stimme an Axels Ohr, und Axel zuckte heftig zusammen. Sein Kopf fuhr mit einem Ruck zu Demyx herum, welcher unbemerkt neben ihn getreten war.
 

„Tu das bitte NIE wieder, hörst du!“ brach es aus Axel hervor. „Und wir haben gewiss noch nichts Schlimmeres –“
 

„Vorsicht!“ rief Demyx alarmiert, und Axel sah, dass erneut gefeuert wurde. Er wollte gerade den Steuerknüppel nach links schwenken, da kam Demyx ihm schon zuvor. Er wich den Schüssen mit einer Selbstverständlichkeit aus, als hätte er nie in seinem Leben etwas anderes getan. Axel wäre begeistert gewesen, wenn sie sich nicht in einer solch ausweglosen Lage befunden hätten. Zumindest die Warnsirene verstummte irgendwann.
 

Die nächsten Minuten erschienen Axel wie eine Ewigkeit. Er kam sich auf einmal sehr nutzlos vor, während er sich neben Demyx an das Armaturenbrett klammerte. Er sah ihm dabei zu, wie er dem feindlichen Gleiter konzentriert entgegenblickte und den Steuerknüppel mit ruhiger Hand führte. Axel konnte nicht umhin, so etwas wie Bewunderung für seinen Freund zu empfinden. Wie stark Demyx doch geworden war in letzer Zeit. Wie mutig. Seit er seine Entscheidungen gefällt und sein Schicksal als solches akzeptiert hatte, schien er sich vor nichts mehr zu fürchten. Und er selbst… Er zitterte am ganzen Leib.
 

Und er merkte erst, dass er die Luft angehalten hatte, als Cid endlich aus der Bodenluke heraus kletterte. Erleichtert atmete er auf.
 

„Das habt ihr gut hingekriegt!“ meinte er. „Zumindest sind wir noch am Leben! Und jetzt lasst uns diesem verfluchten Mistkerl endlich zeigen, mit wem er es hier zu tun hat!“
 

Axel fragte sich, was Cid damit meinte. Objektiv betrachtet hatten sie nicht den Hauch einer Chance, egal, wie oft sie den Schüssen auswichen. Sie verzögerten lediglich das Ende. Und das Ende musste erfolgen, unweigerlich.
 

Cid übernahm wieder das Steuer, und auch wenn er seine Sache großartig gemacht hatte, sah Demyx erleichtert aus, als er dem Piloten erneut Platz machte. „Schnallt euch lieber wieder an!“ meinte Cid mit einem Seitenblick auf die Niemande. „Das könnte jetzt ein wenig holprig werden!“
 

Trotz der kritischen Lage, in der sie sich befanden, fiel Axel doch auf, dass Cid zu Beginn ihrer Reise keinerlei Warnhinweise hatte verlauten lassen, obwohl diese, in Anbetracht des abenteuerlichen Starts, durchaus angebracht gewesen wären. Schweigend befolgte er Cids Anweisung. Er setzte sich auf seinen alten Sitz, und Demyx nahm neben ihm Platz. In der Stille, die nun folgte, nahm Axels Nervosität sichtlich zu. Demyx saß reglos neben ihm, Cid drückte irgendwelche Knöpfe auf seinem Armaturenbrett, und das schwarze Raumschiff hing wie ein böses Omen in der Dunkelheit vor ihnen.
 

Etwas Kaltes berührte seine Hand. Er zuckte zusammen und wollte seine Hand schon zurückziehen, als er bemerkte, dass es nur Demyx war, der seine eigene Hand auf die seine gelegt hatte. Axel drehte seine Handfläche zur Seite und verschränkte seine Finger mit denen seines Freundes. Der leichte Händedruck beruhigte Axel ein wenig. Er ließ die Sekunden, die sich in seiner Zeitempfindung zu Stunden ausdehnten, ein wenig schneller vergehen. Und Demyx` Präsenz neben ihm war seltsam tröstend.
 

Sein Blick war noch immer auf den feindlichen Gleiter vor ihnen fixiert. Wie im Trance starrte er dem schwarzen Flugobjekt entgegen und rechnete in jeder Sekunde damit, dass dieses erneut das Feuer eröffnen würde. Die Geschosse würden das Raumschiff frontal treffen und die Scheibe zerstören. Der Druck würde zunächst Cid erfassen und in die Schwerelosigkeit des Alls hinaus ziehen, und dann würde es auch ihn und seinen Freund erwischen, falls der feindliche Flieger nicht erneut feuern würde – Die Schüsse würden ungehindert durch die zerstörte Frontscheibe dringen und –
 

Demyx verstärkte seinen Druck auf Axels Hand. >Denk nicht so viel<, schien er ihm sagen zu wollen. >Gleich ist es vorbei.<
 

Und auf einmal war es das wirklich. Cid drückte einen einzigen, unscheinbar wirkenden Knopf auf seiner Armatur, und die Wirkung war verheerend. Ein Beben durchlief das gesamte Schiff und ließ den Boden erzittern. Die Stahlträger ächzten, und die Warnleuchte blinkte auf. Axel wusste nicht, was er erwartet hatte – Aber ganz bestimmt nicht so etwas. Was war es, das Cid hier gerade ausgelöst hatte? Der Selbstzerstörungsmechanismus? Doch genauso abrupt, wie das Beben gekommen war, endete es auch wieder.
 

„Jetzt schaut genau hin!“ rief Cid, und seine Stimme hatte einen grimmigen Unterton. Er legte einen Schalter ganz links auf dem Armaturenbrett um. Ein Ruck ging durch das Schiff, und es machte einen Satz nach hinten.
 

Und der schwarze Gleiter explodierte.
 

Axels Augen weiteten sich. „WAS ZUM-!“ rief er und sprang auf. Der Sicherheitsgurt drückte ihn zurück in den Sitz, doch er löste ihn voll Ungeduld und eilte nach vorne zur Scheibe.
 

Von dem feindlichen Schiff war nichts übrig. Die Trümmerteile stoben in Form von leuchtenden Funken auseinander. „Wie hast du das gemacht?!“ verlangte Axel zu wissen und löste seinen Blick von der Scheibe, um Cid anzublicken.
 

Dieser grinste triumphierend. „Bei dem Bau dieses Schiffes habe ich großen Wert darauf gelegt, auf alles vorbereitet zu sein! Sora hatte uns davon berichtet, dass er auf seinen Reisen durch den Weltraum des Öfteren auf Widerstand gestoßen ist. Ich hatte zufällig noch eine Rakete übrig, und dachte mir, es kann nicht schaden, sie vorsichtshalber mit an Bord zu nehmen. Ich musste sie lediglich manuell aktivieren.“
 

„Das muss aber eine mächtige Rakete gewesen sein.“ meinte Axel, und blickte erneut zu der Stelle im All, an der sich vor wenigen Augenblicken noch ein schwarzer Raumgleiter befunden hatte.
 

Cids Grinsen wurde eine Spur breiter. „Zugegebenermaßen habe ich die Rakete ein wenig... zweckentfremdet. Ich bin mehr als überrascht, dass sie sich für den Einsatz im Weltraum so blendend eignet!“
 

Wirklich beruhigend zu wissen, dass Cid so genau wusste, was er tat, dachte Axel bissig. Auf einmal hatte er genug vom Weltraum. Er wandte Cid den Rücken zu und setzte sich zurück auf seinen Platz neben Demyx. Jetzt, wo die Gefahr gebannt war, meldeten sich die Schmerzen in seinem Körper. Gewiss hatte er einige blaue Flecken abbekommen. Demyx musste es sogar noch schlimmer erwischt haben…
 

Axel blickte zu seinem Freund hinüber und stellte fest, dass dieser völlig reglos auf seinem Sitz saß. Auch vorhin, während Axels Gespräch mit Cid, hatte er sich nicht einmal zu Wort gemeldet.
 

„Demyx…?“ fragte Axel vorsichtig. „Stimmt etwas nicht mit dir?“
 

Was eine Frage! Demyx hatte allen Grund, sich merkwürdig zu verhalten, angesichts der jüngsten Ereignisse. Doch Axel wurde das Gefühl nicht los, dass noch etwas anderes an Demyx nagte.
 

„Cid?“ sagte Demyx unvermittelt. Er beachtete Axel gar nicht. „Du meintest eben…“ Er schluckte. „--Deine-- Leute da draußen. Ist es möglich, dass…“ Er verstummte, und blickte Cid beinahe ängstlich entgegen.
 

Cid erwiderte den Blick und nickte grimmig. „Ich würde dir gerne etwas anderes sagen. Aber soweit wir informiert sind, sind das da draußen tatsächlich die Niemande.“
 

Die…! Axel traute seinen Ohren nicht. Er warf Demyx einen erschrockenen Blick zu, doch dieser saß einfach nur da. Seine Hände lagen in seinem Schoß, und er starrte auf sie hinab. „Das hatte ich vermutet.“ sagte er niedergeschlagen. Dann ballte er seine Hände zu Fäusten, und fügte leise hinzu, „Es wird Zeit, dass wir dem ein Ende bereiten.“
 

Axel schüttelte seinen Kopf. Xemnas hatte entweder Raumschiffe bauen lassen, ohne dass Axel es in seiner Zeit bei der Organisation Dreizehn mitbekommen hatte, oder, was wahrscheinlicher war, die Organisation hatte sich einer Welt bemächtigt, auf der solche bereits vorhanden waren.
 

„Du hast recht.“ murmelte er, mehr zu sich selbst. „Es wird wirklich Zeit.“
 

Cid nickte. „Ich bin mir sicher, dass ihr eure Chance bekommt.“
 

Der Rest des Fluges verlief ohne weitere Komplikationen. Er wurde in Schweigen zurück gelegt. Axel blickte durch die Frontscheibe hinaus in die Schwärze des Weltraumes, doch der Anblick hatte seine Faszination verloren.
 

Er war erleichtert, als der kleine Planet, der das Ziel ihrer Reise darstellte, endlich in Sicht kam. Er war von einem orangefarbenen Nebel umschlossen, welcher den Bewohnern des Planeten einen ewigen Sonnenuntergang vortäuschte. Twilight Town. Ihre Reise hatte ein Ende.
 

Die Landung war nicht weniger holprig als der Start, doch Axel empfand keine Furcht mehr. Er dachte daran, was für eine Ironie es doch sein würde, wenn sie den Angriff des feindlichen Flugobjekts überlebt haben sollten, nur um dann bei der Landung zu sterben.
 

Doch Cid landete das Schiff zuverlässig am Stadtrand von Twilight Town. Als die Triebwerke verstummten, drehte Cid sich zu den Niemanden um. „Und, was sagt ihr?!“ rief er. „Mein Baby kann fliegen!“ Er klopfte mit seiner Handfläche gegen die Seite des Schiffs, und eine Schraube löste sich und fiel zu Boden. Cid maß die Schraube mit einem Stirnrunzeln. „Nun, vielleicht…“ begann er. „Vielleicht sind vor der Rückreise noch ein paar Reparaturen fällig, aber sonst…“
 

In diesem Moment war Axel froh, dass es für ihn keinen Rückweg geben würde.
 

„Wartet schon mal draußen auf mich, ich komme gleich nach!“ sagte Cid. Er öffnete die Tür, und die beiden Niemande schritten mit zittrigen Knien die kleine Rampe hinunter, die sie zurück auf festen Boden führte. Sie befanden sich auf einer von Dämmerlicht umfluteten Wiese. Wenige Meter zu ihrer Rechten schlängelte sich eine Straße in Richtung Twilight Town. Noch lag die Stadt hinter einer Kette von Bäumen verborgen.
 

Axel ließ sich hinunter ins Gras sinken. Er fuhr mit seinen Fingern durch die Halme und schwor sich, niemals wieder ein Raumschiff zu besteigen. Oder sonst irgendein fliegendes Gefährt. Seine Haut begann wieder zu jucken – Jetzt, wo die Anspannung aus seinem Körper wich, spürte er seine Verbrennungen wieder ganz deutlich. Doch ein leichter Wind wehte über die Wiese, und die kühle Brise war angenehm auf seiner Haut.
 

Demyx stand ein paar Meter weiter, er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und blickte immer wieder in Richtung der Bäume, hinter denen die Stadt lag. Axel war nicht nervös. Vielleicht hätte er es sein sollen, angesichts dessen, was vor ihnen lag. Oder angesichts der Tatsache, dass er gar nicht wusste, was sie erwartete. Er blickte hinauf zum Himmel. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt bereits erreicht und wanderte langsam in Richtung Westen. Doch die orangene Färbung verließ den Himmel hier niemals.
 

Wie viele Stunden waren sie unterwegs gelesen? Wann waren sie aufgebrochen? Axel wusste es nicht mehr. Die Reise durch den Weltraum war ihm endlos erschienen. Er dachte gerade darüber nach, ob er Demyx fragen sollte, wie lange sie unterwegs gewesen waren, als Cid die Rampe herunter kam und das Raumschiff von außen verschloss. „Auf geht`s!“ rief er, voller Enthusiasmus. Er ging voran in Richtung der Straße, und Demyx folgte ihm. Axel wäre am liebsten einfach sitzen geblieben, nur ein paar Minuten, oder ein paar wenige Stunden, bis es Nacht wurde über dem kleinen Planeten, doch als Demyx ihm einen fragenden Blick über die Schulter zuwarf, erhob sich auch er.
 

„Was willst du eigentlich in der Stadt machen?!“ fragte Axel, nachdem er Cid eingeholt hatte. „Du hast doch sicher nicht vor, mit uns auf Sora zu warten?“
 

Cid schüttelte den Kopf. „Früher einmal hat es mich bei dem Gedanken an einen Kampf in den Fingern gejuckt. Damals, als ich noch in meiner eigenen Welt war. Mittlerweile überlasse ich das Kämpfen den anderen. Cloud zum Beispiel. Er versteht etwas von der Kampfkunst! Ich persönlich habe mich auf die Technik spezialisiert. Ich muss in der Stadt ein paar Besorgungen machen… Ich habe auf unserem Hinflug gelernt, dass es nicht schaden kann, ein paar Raketen auf Reserve zu haben.“
 

Da hatte Cid wahrscheinlich recht, dachte Axel bei sich. Man konnte nicht wissen, wie vieler Raumschiffe Xemnas sich bemächtigt hatte… Der Gedanke an seinen ehemaligen Meister beunruhigte ihn nun doch.
 

Und das Gefühl verstärkte sich nur noch, als sie Twilight Town erreichten. Sie folgten der gepflasterten Hauptstraße bis hin zu einem großen Marktplatz. Die Häuser der Stadt waren alt und teilweise zur Seite geneigt. Und allesamt waren sie in ein orangefarbenes Licht getaucht. Diverse Leuchtreklametafeln wiesen auf die unterschiedlichen Geschäfte auf dem Platz hin. Auch sie schimmerten orange.
 

Axel war bereits früher einmal in dieser Stadt gewesen, um Roxas dazu zu bewegen, sich der Organisation Dreizehn wieder anzuschließen. Doch damals hatte er die Umgebung nicht richtig wahrgenommen. Jetzt merkte er, was für einen Reiz diese Stadt hatte. Ein ewiger Sonnenuntergang. Diese Vorstellung übte eine gewisse Faszination auf den Niemand aus. Doch er konnte sich nicht vorstellen, längere Zeit in dieser Stadt zu verweilen. Ewiges Zwielicht stellte er sich auf Dauer ziemlich eintönig und deprimierend vor.
 

Und Axel hatte auch Angst. Angst davor, dass die Erinnerung an Roxas ihn in dieser Stadt einholen könnte. Er erinnerte sich noch lebhaft an seinen letzten Zusammenbruch in Merlins Haus, und damals war es nur der bloße Name der Stadt gewesen, der diesen Wirrwarr in seinem Inneren ausgelöst hatte. Noch fühlte er sich ganz gut… Doch sie hatten die Stadt ja gerade erst betreten.
 

„Hier trennen sich unsere Wege.“ verkündete Cid, als sie die Mitte des Platzes erreicht hatten. Ein Brunnen stand hier. Sein Wasser leuchtete in einem orangenen Schimmer, so wie der Rest. „Ich suche nach einem Schrotthändler, mit dessen Kram ich mir ein paar schöne Spielzeuge zusammen basteln kann. Hoffentlich erwische ich auf dem Rückweg noch ein paar von diesen Bastarden… Nehmt das jetzt bloß nicht persönlich!“
 

Die Niemande nahmen es nicht persönlich. Sie sahen sich nicht länger als Teil von Xemnas` Organisation. Das waren die Bösen, die bekämpft werden mussten. Was sie selbst waren… Das wussten sie selbst nicht zu sagen. Als die Guten würden sie sich gewiss nicht bezeichnen.
 

„Natürlich nicht.“ versicherte Demyx. „Trotzdem wünsche ich dir, dass du keinem von diesen… Dingern… mehr begegnest.“
 

Cid zuckte mit den Schultern. „Da hast du vermutlich Recht.“ stimmte er zu. „Wir haben verdammtes Glück gehabt. Das sollten wir besser nicht auf die Probe stellen. Hier, nehmt das!“ Er kramte in seiner Hosentasche herum und zog eine Geldbörse hervor, welcher er mehrere Scheine entnahm. Er hielt den Niemanden das Geld entgegen. „Davon könnt ihr euch etwas zu essen kaufen, und euch ein Zimmer für die Nacht nehmen. Es wird gewiss noch ein paar Stunden dauern, bis Sora diesen Planeten erreicht, und ich denke, ihr habt etwas Erholung bitter nötig!“
 

Axel fühlte sich, als hätte er seit Wochen nicht geschlafen. Er fühlte sich im Augenblick nicht müde, doch er wusste insgeheim, dass er einschlafen würde, sobald er ein Kissen unter seinem Kopf spürte… Oder auch nur allzu lange die Augen schloss. Demyx schien es nicht anders zu gehen. Seine Augen waren klein, und seine Haut blasser als sonst, insofern Axel dies durch das ungewöhnliche Licht auf diesem Planeten beurteilen konnte. Doch das Licht hatte auch seine Vorteile. Die Verbrennungen auf ihrer Haut stachen nicht ganz so aggressiv hervor.
 

„Ich denke, ein bisschen Ruhe könnten wir schon gebrauchen.“ meinte Demyx, und nahm das Geld an sich. „Danke. Was meinst du, Axel?“
 

Wie zur Antwort begann Axels Magen zu knurren. Er hatte gar nicht bemerkt, wie hungrig er eigentlich war. „Ich glaube, ich brauche dringend was zu essen!“ sagte er nachdenklich. „Danke für das Geld, Cid.“ In der Organisation Dreizehn hatte sie selten Geld gebraucht. Zu essen gab es reichlich, und auf einer Mission in einer anderen Welt nahmen sie sich das was sie brauchten meist einfach ohne zu fragen. „Wir geben es dir bei Gelegenheit wieder!“
 

Cid winkte ab. „Kein Ding. Ihr seid hier, um Sora zu helfen, unsere Welten zu retten. Das hier ist das Mindeste, das ich für euch tun kann! Ich, ähm…“ Er kratzte sich am Hinterkopf, beinahe verlegen. „Ich wünsche euch viel Glück, denke ich.“ Bedauern schwang in seiner Stimme mit.
 

Axel konnte kaum glauben, dass Cid, welcher den Niemanden am Anfang so sehr misstraut hatte, plötzlich bedauern könnte, dass ihre Wege sich trennten. Doch auch Axel fand es traurig, dass ihr Zusammensein mit dem Wiederaufbau- Komitee Hollow Bastions nun endgültig ein Ende hatte. „Mach es gut, Cid!“ sagte er. „Komm gut wieder heim, und grüß die anderen von uns!“
 

„Und ihr grüßt Sora von mir!“ erwiderte Cid, während er sich abwandte. „Viel Glück, Jungs.“
 

Und dann waren Axel und Demyx wieder alleine. Die beiden blieben auf dem Platz stehen und blickten Cid nach, bis er hinter einer Ecke verschwunden war. Dann gingen auch sie. Sie stillten ihren Hunger an einem Nudelstand und durchstreiften die Stadt auf der Suche nach einem Hotel. "Wir müssen neue Potions kaufen." meinte Demyx. "Unsere sind unterwegs kaputt gegangen." Axel erinnerte sich an Demyx` Sturz, als der feindliche Raumgleiter ihr Schiff attackiert hatte. "Lass uns das morgen machen." entschied er. "Direkt morgen früh, wenn wir aufstehen." Demyx nickte, und sie gingen eine Weile in Schweigen nebeneinander her. „Was meinst du, was passiert, wenn Sora hier ankommt?“ fragte Demyx dann, als sie der Straße einen steilen Berg hinauf folgten. „Denkst du, wir kämpfen gemeinsam gegen…“ Er zögerte kurz. „Gegen Xemnas?“
 

Axel runzelte die Stirn. „Vielleicht.“ sagte er. „Ich weiß nicht, was sein wird. Ich habe überhaupt keine Ahnung. Wer weiß, ob Sora unsere Hilfe überhaupt annimmt.“ Das letzte Mal hatte er Sora nach dessen Kampf gegen Demyx gesehen. Er war dabei von Saix auf frischer Tat ertappt worden und daher gezwungen gewesen, der Organisation Dreizehn den Rücken zu kehren. Er wusste nicht, wie Sora auf die Anwesenheit der Niemande reagieren würde. Höchstwahrscheinlich hegte er noch immer einen Groll gegen sie, da Demyx ihn angegriffen und Axel Kairi entführt hatte. Er hoffte einfach, dass Sora ihnen verzieh.
 

„Ich weiß nur eins, und das ist das Wichtigste, denke ich- Egal, was auch passiert, wir stehen das zusammen durch!“
 

Daraufhin lächelte Demyx. „Da hast du recht!“ stimmte er zu. „Ich… bin froh, dass du bei mir bist.“ fügte er dann noch hinzu, leise.
 

Auch Axel musste nun lächeln. „Lass uns bloß nicht sentimental werden.“ erwiderte er. Doch auch er war verdammt froh, nicht alleine zu sein.
 

Der steile Berg mündete auf einen Platz. Er war bei weitem nicht so groß wie der Marktplatz im unteren Teil der Stadt, doch dafür so hoch gelegen, dass man von seinen zwei unbebauten Seiten aus die gesamte Stadt überblicken konnte. „Schau dir das an, Axel!“ sagte Demyx. Er überquerte den Platz und blieb am gegenüberliegenden Geländer stehen. Er lehnte sich darüber, und blickte in die Ferne. „Man kann sogar das Meer sehen!“ rief er, begeistert.
 

Axel sah, dass die Sonne schon tief stand. Das Meer lag westlich der Stadt, sodass es jeden Abend einen wunderschönen Sonnenuntergang zu bestaunen gab. Axel sah jedoch noch etwas anderes. Ein großes Gebäude, welches die gesamte linke Seite des Platzes einnahm. Mächtige weiße Marmorsäulen umrahmten das Eingangstor, über welchem ein riesiger Glockenturm ragte.
 

Das Bahnhofsgebäude. Es war für Axel wie ein Déjà-vu. Hier auf eben diesem Platz hatte er Roxas damals konfrontiert. Er hatte gegen ihn gekämpft, mit der Intention seinen ehemaligen Freund umzubringen, sollte dieser sich nicht wieder seiner Seite anschließen. Die Erinnerung an damals kam ihm an diesem Ort ziemlich real vor. Sie überwältigte ihn so sehr, dass er bewegungslos am Rande des Platzes verharrte.
 

„Axel, was ist denn?“ Demyx hatte sich gewundert, warum der andere ihm nicht gefolgt war, und sich umgedreht, nur um festzustellen, dass dieser sich keinen Meter von der Stelle gerührt hatte. Er wandte der Stadt und dem dahinter liegenden Meer den Rücken zu und lief zurück zu Axel. Dieser sah aus wie weggetreten. Und Demyx konnte sich denken, welchen Grund es dafür gab. „Es war hier, oder?“ fragte er. „Hier hast du ihn damals zur Rede gestellt. Habe ich recht?“
 

Axel schwieg, scheinbar vollends gefangen in seinen alten Erinnerungen. Und hatte Demyx letztens in Merlins Haus noch mit Verständnis auf Axels Niedergeschlagenheit reagiert, so stieg nun die Wut in ihm empor. Er verstand Axel. Das tat er wirklich. Das hatte er ihm in Merlins Haus sogar gesagt, doch er wollte Axel nicht länger leiden sehen.
 

„Das ist alles vorbei, weißt du?!“ erklärte er. Seine Stimme war beherrscht, jedoch schwang Schärfe in ihr mit. „Das ist alles vergangen und nicht mehr zu ändern! Roxas ist fort und kann sich nicht mehr an dich erinnern, und ich werde nicht weiter zusehen, wie du dich von dem bloßen Schatten einer vergangenen Zeit kaputt machen lässt! Hörst du mich?!“
 

Irgendetwas in Demyx` Tonfall ließ Axel aufhorchen. Es zog ihn aus seiner Erinnerung heraus und brachte ihn dazu, Demyx` Worten zu lauschen.
 

„Das ist einfach nicht fair!“ fuhr dieser fort. „Wir beide haben das Recht dazu, unser Leben zu genießen, solange wir es nur können! Wir wissen doch nicht einmal, ob wir den morgigen Tag überhaupt erleben! Aber wenn man die ganze Zeit über in der Vergangenheit lebt, stellt man irgendwann fest, dass das Leben einfach so an einem vorbei gezogen ist, ohne dass man irgendetwas davon mitbekommen hat!“ Demyx` Stimme bebte, während er sprach. „Die Aussicht da hinten ist fantastisch- Die Stadt ist hell erleuchtet, und das Meer funkelt in der Sonne, man kann es sogar riechen, wenn der Wind richtig steht. Aber du kommst an diesen Ort und siehst nichts als die Vergangenheit! Das ist… wirklich traurig.“
 

Demyx seufzte niedergeschlagen. Er warf einen letzten Blick zurück in die Richtung, in der das Meer lag. „Lass uns jetzt ein Hotel finden, in Ordnung? Ich werde langsam müde.“ Er folgte der steilen Gasse den Berg hinunter ohne sich umzublicken, und Axel folgte ihm. Natürlich.
 

Sie fanden ein Hotel in einer Seitenstraße am Fuße des Berges, und nahmen sich ein Zimmer. Sie sprachen nicht mehr viel an diesem Abend- Demyx glaubte, dass er bereits alles Nötige gesagt hatte und es an Axel war, das Schweigen zu brechen. Axel dagegen hatte durch Demyx` Worte ein schlechtes Gewissen, und wusste nicht, was er sagen sollte. Er hätte nicht so überreagieren sollen auf dem Bahnhofsplatz, das wusste er. Das war ungerecht, Demyx gegenüber. Demyx verletzten seine übertriebenen Reaktionen auf alles, was mit Roxas zusammenhing.
 

Axel beschloss, dass es nicht schaden konnte, eine Nacht über all das zu schlafen. Sie wussten nicht, wann Sora den Planeten erreichte. Vielleicht hatte Axel die Möglichkeit, am nächsten Tag alles gerade zu biegen. Er konnte vorschlagen, die Stadt zu erkunden, oder ans Meer hinunter zu gehen- Das würde Demyx bestimmt freuen.
 

Voller guter Vorsätze schlief Axel ein…
 


 


 

Er erwachte mit einem Ruck, mitten in der Nacht. Hellwach saß er in seinem Bett, und wunderte sich, wovon er aufgewacht war. Die Dunkelheit in dem kleinen Zimmer war allumfassend, Axel konnte seine eigene Hand nicht vor Augen sehen.
 

Auf der anderen Seite des Raumes schlief Demyx tief und fest. Sein Atem ging langsam und gleichmäßig. Axel drehte sich um und versuchte wieder einzuschlafen, doch es gelang ihm nicht. Er war viel zu wach, obwohl er nur ein paar wenige Stunden geschlafen haben konnte, und da war eine Anspannung in seinem Inneren, die er sich nicht erklären konnte; eine Unruhe, die ihn rastlos machte.
 

Mit jeder Sekunde, die er im Bett verbrachte, wuchs diese Unruhe; verwandelte sich zunächst in Nervosität und schließlich in richtige Verstörung. Axel erhob sich und tastete nach seinen Kleidern. Seine Augen gewöhnten sich in jener Nacht nur langsam an die Dunkelheit. Er zog sich an, und versuchte dabei so leise wie möglich zu sein. Er wollte Demyx nicht wecken- Wenn er selbst schon nicht schlafen konnte, so sollte wenigstens sein Freund die Gelegenheit erhalten, sich zu erholen. Er zog die Zimmertür lautlos hinter sich zu und folgte dem schmalen Gang bis zum Eingangsbereich des Hotels. Dabei musste er sich an den Wänden entlang tasten- Den Lichtschalter konnte er im Dunkeln nicht finden.
 

Draußen auf der Straße war es heller. Weder Mond noch Sterne waren durch den orangefarbenen Schleier zu erkennen, welcher den Planeten umschloss, doch der Schleier selbst gab ein blasses Licht von sich, welches selbst die Nacht auf diesem Planeten in Zwielicht tauchte.
 

Axel hatte angenommen, dass die frische Nachtluft sein Inneres zur Ruhe bringen würde, doch das Gegenteil war der Fall. Das herzähnliche Etwas pochte wie wild in seiner Brust, und seine Atmung beschleunigte sich. Er hatte das Gefühl, kaum Luft zu bekommen, obwohl er sich darum bemühte, tief durchzuatmen. Eine seltsame Kraft zog ihn in Richtung Stadteingang, ähnlich einem Sog. Seine Füße setzten sich langsam in Bewegung, beinahe ohne sein Zutun.
 

Was zog ihn da an? Was nur? Axel ging schneller. Vorbei an dunklen Häusern und Bäumen, durch verlassene Straßen und Gassen, über den Marktplatz. Er blickte sich wachsam um, suchend. Doch was suchte er? Was nur? Er wusste nicht, was er…
 

Im Vorbeigehen bemerkte er einen Durchgang in der Stadtmauer. Es war eher ein Riss, welcher zu einem Durchgang erweitert worden war. Er führte in einen Wald… Das war der Weg, den er nehmen musste, das wusste Axel.
 

Er schritt durch die Mauer hinein in die Schatten der Bäume, welche hier dicht an dicht standen. Er lief geradeaus, immer weiter und weiter, bis er die Mauer nicht mehr sehen konnte und von Bäumen umringt war. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken einfach umzukehren, sich zurück in sein Bett zu legen und ein paar Stunden zu schlafen… Doch er verwarf diesen Gedanken, als er irgendwo hinter den Bäumen vor ihm etwas aufblitzen sah.
 

Er hastete in diese Richtung, Zweige aus dem Weg streifend und über Wurzeln stolpernd, und stand plötzlich auf einem gepflasterten Weg, wenige Meter vor einem eisernen Tor. Hinter dem Tor führte der Weg weiter, durch einen verwilderten Garten hinauf zu einem großen, weiß verputzten Anwesen, welches aussah, als sei es seit Jahren nicht bewohnt worden.
 

Doch etwas regte sich hinter den Mauern, Axel spürte es genau.
 

Das Tor war nicht verschlossen. Es öffnete sich mit einem quietschenden Geräusch, als Axel gegen die eisernen Stangen drückte. Auf seinem Weg durch den Garten bemerkte Axel die dunklen Flecken, die das Gras bedeckten. Er trat an einen der Flecken heran und bemerkte, dass es sich um eine schwarze, zähe Flüssigkeit handelte, die aus dem Boden hervor zu sickern schien und sich langsam ausbreitete. Sie schlug Wellen…
 

Axel rannte die letzten Meter bis zur Eingangstür, und riss an der Klinke. Erleichtert stellte er fest, dass die Tür nicht verschlossen war. Er hastete durch die Eingangshalle, eine Treppe hinauf, durch einen Korridor. Auf seinem Weg riss er Türen auf und schlug sie wieder zu. Er suchte, horchte immer wieder auf den Sog in seinem Inneren, welcher ihn zu dem dunklen Portal in die Zwischenwelt führen würde, das sich im Keller dieses Anwesens geöffnet haben musste.
 

Axel hatte es gewusst, nachdem er die fleckenähnlichen Pforten zur Dunkelheit gesehen hatte, durch welche die Herzlosen die Welt des Lichts betreten konnten.
 

Sora war hier.
 

Nur deshalb war er erwacht.
 

Nur deshalb war er hierher gekommen.
 

Er würde sich bei Sora für seine Gnade gegenüber Demyx revanchieren, während er jenen in Sicherheit wusste.
 

Die nächste Tür, die er öffnete, führte zum Keller.
 

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TBC
 

Author Notes:

Ich habe die Originalschauplätze aus dem Spiel etwas verändert, und ich kenne mich kein Stück mit Raumschiffen aus (Na gut, ich bin Star Wars Fan, aber das heißt ja noch lang nichts)- Also nehmt mir eventuelle Fehler bitte nicht übel.



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