Anfang und Ende
Diese Geschichte beginnt am Ende...
Die beiden Männer standen sich mit Schwertern gegenüber.
Der Regen fiel unaufhörlich auf sie nieder, ließ ihre Kleidung an ihren Körpern kleben und die schwitzenden Leiber dampfen.
Der Weg hierher war lang und hart gewesen. Zumindest für einen von beiden.
... am Ende einer langen Reise.
Dem Jüngeren, Braunhaarigen, fielen die wenigen blonden Strähnen in die Stirn. Die Haare des Älteren, Silberhaarigen, waren kurz geschnitten, so dass sie nicht störten.
Ihre Haltung schien locker, aber in Wahrheit waren sie beide angespannt und warteten nur darauf, dass der jeweils andere seinen ersten Zug machte.
Die Geschichte zweier Freunde...
„Wie lange willst du mich noch warten lassen, Landis?“, fragte der Silberhaarige. „Du weißt doch, Frediano Caulfield wartet nicht gerne.“
Landis wischte sich das nasse Haar aus der Stirn. Ein verhaltenes Lächeln, das nicht seine Augen erreichte, zierte sein Gesicht. „Daran erinnere ich mich noch.“
... die zu Konkurrenten wurden.
Frediano lächelte ebenfalls, allerdings war es bei ihm ein selbstsicheres Lächeln. „Wann haben wir das letzte Mal gegeneinander gekämpft?“
„Vor acht Jahren, fast auf den Tag genau.“
Verachtung und Hass lag in Landis' Stimme, während er diese Worte sprach.
„Dann ist das hier sowas wie eine Wiedervereinigung, hm?“
Eine Geschichte, in der nichts ist wie es scheint.
„Ich habe unsere Kämpfe vermisst, Landis“, sagte Frediano mit einem leicht sarkastischen Unterton in der Stimme.
„Ich nicht“, erwiderte der andere. „Ich habe mir nur gewünscht... dich endlich für alles bezahlen zu lassen. Die ganzen sieben Jahre, in denen ich nicht hier war, habe ich nur davon geträumt, dich sterben zu sehen.“
„Oh, denkt der kleine Versager wirklich, dass er mich besiegen könnte?“
Eine Geschichte in der weiß zu schwarz...
„Ich will dich nicht nur besiegen. Ich will dich vernichten. Langsam und schmerzhaft.“
Landis hob sein Schwert und bewegte sich langsam seitwärts.
Frediano glich jeden Schritt mit einer eigenen Bewegung in die jeweils andere Richtung aus.
... und schwarz zu weiß wird.
„Na, ob dir das gelingen wird?“, spottete Frediano. „Wenn deine Technik dieselbe wie damals ist, sehe ich schwarz für dich, mein Freund.“
„Wir sind schon lange keine Freunde mehr.“
Landis' Gesicht war düster, kein Hauch von Freude oder Zufriedenheit.
Eine Geschichte voller Liebe...
Die schwarzhaarige Frau blieb schwer atmend in der Tür stehen. Ungläubig sah sie auf die beiden Männer, die sich auf dem Platz, mitten im Regen, mit erhobenen Schwertern umkreisten.
„Landis... Frediano...“
Sie wusste nicht, welchen von beiden sie aufhalten, welchen sie retten wollte.
... Neid...
Ihr Blick wanderte zwischen beiden hin und her.
Keiner der Männer beachtete sie. Ihre Blicke waren auf den jeweils anderen fixiert.
Oriana hatte immer geahnt, dass es eines Tages zu diesem Kampf kommen würde. Warum konnte sie nicht gerade diesmal im Unrecht sein?
... Verrat...
„Sag mir, wie schmerzhaft war es, als Oriana es dir sagte?“, fragte Frediano. „Als sie dir sagte, dass sie mich heiraten wird und nicht dich?“
Landis antwortete nicht, aber allein die Erinnerung schnürte ihm wieder die Kehle zu.
Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Silberhaarigen aus.
... und Missgunst.
„Jemand wie du hat Oriana nicht verdient“, fauchte Landis.
„Oh, darum geht es dir also? Eifersüchtig, mein Bester? Ich kann dir dazu nur sagen, dass ich besser bin für sie als du, du Mörder. Irgendwie ironisch oder? Hast du nicht jahrelang dagegen angekämpft, ein Mörder zu werden? Nun, irgendwann gibt wohl jeder nach.“
„Du hast keine Ahnung.“
Das Schicksal trennte ihre Wege...
Landis verschätze sich in einem seiner Schritte und stolperte über seine eigene Füße. Frediano grinste. „Immer noch so tollpatschig wie früher?“
Der Gestrauchelte fing sich wieder und setzte seinen Weg fort.
„Ich habe gehört, deine Mutter hat sich aus Kummer das Leben genommen, nachdem du weggegangen warst“, versuchte Frediano ihn zu provozieren.
„Das ist nicht wahr.“
... und brachte sie wieder zusammen...
„Warum ist sie dann gestorben?“, fragte Frediano weiter.
„Das weißt du genau.“
„Vermisst du deine Mama nicht, Versager?“
Landis lächelte spöttisch. „Das hat früher funktioniert. Heute kannst du mich damit nicht mehr reizen. Nicht nur du bist älter und reifer geworden.“
... um ein letztes Duell zu schlagen.
Oriana hielt den Atem an.
Sie konnte nicht hören, worüber die beiden redeten, sie wollte sich nicht einmischen, aus Angst zwischen die Fronten zu geraten – und außerdem wusste sie immer noch nicht, für wen sie Partei ergreifen sollte.
Der Startpfiff schien gefallen zu sein. Frediano griff Landis an.
Oriana schloss die Augen und hörte nur noch wie Metall auf Metall traf.
Das Duell hatte begonnen.
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A/N:
Kurzer Prolog, wie so oft bei mir.
Allerdings ist der Prolog mal anders aufgemacht als sonst.
Es hat Spaß gemacht, mal mas Neues zu probieren.
Ich werde mich bemühen, das erste Kapitel schnell nachzuliefern.