Prolog
Mrs Lovette hatte den ganzen Morgen gebacken. Die Stube stank furchtbar, es war kaum auszuhalten. Doch Mrs. Lovette war daran gewöhnt. sie schlichtete die frischen pasteten auf den schmutzigen servierteller und spielte gerade mit dem Gedanken, für einen Moment die Tür zu öffnen um den widerwärtigen Pastengeruch mit etwas Londoner-Gossen-Duft auszutauschen, als eine Bewegung vor dem Ladenfenster ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihr Blick blieb sofort hängen. Es war ein großer, schlanker Mann, mittleren Alters, der seine Nase an die verstaubte Fensterscheibe drückte und das trübe Innere der Bäckerei betrachtete. Der Wind draußen hatte sein schwarzes Haar wild zerzaust, was ihn ein wenig verloren aussehen ließ, wie einer der Waisenjungen, die hungring hereinkam, angezogen von dem fürchterlichen Gestank, der von Mrs Lovettes Pasteten-Bäckerei ausging. Die Augen jedoch, die unruhig den Raum ausmusterten, waren wachsam und das recht junge Gesicht des Mannes sah gezeichnet aus, als hätte er Dinge erblickt, die andere in den Tod getrieben hätte.
Mrs Lovette sah, wie er sich zurück zog, und einen Augenblick später öffnete sich die Ladentür, während ihr Blick noch am Fenster hing, betrat der Fremde von draußen die Stube.
Er hat etwas, dachte Mrs Lovette gefesselt, er erinnert mich an jemanden... Ich weiß nicht so recht. Im selben Moment bemerkte sie, wie der Mann sich wieder der Tür zuwandte. Anscheinend hatte ihn der Anblick der sich fröhlich in den Teigresten unter dem Tisch windenden Maden zu sehr abgeschreckt, um noch eine weitere Sekunde in der Bäckerei verbringen zu können. Mrs Lovette spürte, wie ihr heiß wurde und noch ehe sie darüber nachgedacht hatte, tat sie etwas, das ihr ganzes bisheriges Leben voll von Schaben zerfressenen Fleischpasteten und Einsamkeit völlig verändern würde.
