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Nightdancer

- Past Sequenzen -
von

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Winter of the age of 16 - influenza

Hallo Leute! ^^
 

Nun präsentiere ich euch mal wieder ein neues (langes) Kapitel der Nightdancer-Pastsequenzen

Fragt mich bitte nicht, warum mir die Länge ausgerechnet immer in diesen Kapiteln so dermaßen entgleitet, jedoch hoffe ich, dass ihr euch daran nicht zu sehr stört und einfach nur Spaß am lesen habt.
 

Dies ist ein Kapitel ohne wenig Handlung und versucht auch bitte nicht den genauen Sinn zu verstehen da ich ihn selbst nicht so Recht verstehe XD

Es soll einfach nur die tiefe Freundschaft und die versteckte, innige Liebe von Suzuna und Kyusuke näher bringen und euch helfen ihre enge Beziehung näher zu verstehen.
 

Viel Spaß beim lesen!
 

*mich verbeug*
 

Eure Mihikoru
 

Story 3: Winter of the age of 16 - influenza
 

In diesem Jahr war die kälteste Zeit in Tokyo besonders früh da.

Schon Anfang November wurde die Metropole, mitsamt ihrer hohen Stahlkolosse und Hochbauten unter einer dicken Schneeschicht begraben.

Unsere Präfektur hatte es diesmal besonders schlimm getroffen und ein eisiger Wind pfiff durch die Straßen und um die Häuser.

Viele Schule hatten wegen des hohen Niederschlags einige Tage geschlossen und selbst die vielen Supermärkte und Einkaufshäuser mussten die Verluste von etlichen Kundenzahlen hinnehmen.
 

„Suzuna!“

Eine leicht gereizte Tonlage ließ mich langsam aus meinem Dämmerschlaf erwachen.

„Suzuna! Suzuna…!“

Murrend drehte ich mich - noch halb im Schlaf - auf die andere Seite als ein unerbittlicher Griff mich an der Schulter durchschüttelte.

„SUZUNA!! Herrgott noch mal… jetzt wach endlich auf!“

Die Stimme wurde langsam aber sicher wirklich wütend, doch ich scherte mich nicht darum sondern zog mir nur die mollige Decke weiter, bis über die Nase.

Konnte man nicht einmal in Ruhe an einem Samstag ausschlafen?

„Die schläft wirklich wie ein Stein… Warte eine Sekunde, in Ordnung?“

Undeutlich nahm ich wahr, wie ein kleines Geräusch erklang, so als ob etwas auf meinen Nachttisch gelegt wurde bevor sich ein weiteres Gewicht auf die Kante meiner Matratze niederließ.

„Suzuna…!“ Abermals wurde ich an der Schulter gerüttelt, diesmal viel heftiger und bestimmter sodass ein unwilliges Brummen meine Kehle verließ.

„Mein Gott… Halleluja, wenigstens eine kleine Reaktion. - Mach die Augen auf, junges Fräulein! Es ist schon nach halb zwölf und außerdem will dich jemand sprechen.“

“Mir egal!” Ebenso gereizt wie mein Adoptivvater umklammerte ich reaktionsschnell meine Decke, die er mir wegziehen wollte.

“Wer immer mit mir reden will, soll gefälligst warten bis ich wach bin… ich will noch schlafen!”

„Suzuna…!“

Entnervt kniff ich die Augen zusammen.

Halb zwölf.

Wenn er doch nur eine Ahnung davon hätte, dass ich erst gegen halb sieben Uhr morgens durch das offen gelassene Fenster meines Balkons zurückgekehrt war.

Wenn er doch nur dunkle wüsste, dass ich das Haus schon gegen elf Uhr nachts verlassen und etliche Stunden in der eisigen Kälte hatte ausharren müssen.

Wenn er doch nur darüber informiert gewesen wäre, dass ich mir die Beine in den Bauch gestanden hatte, während meine Zähne vom eisigen Wind klapperten und meine Beine sich schon ganz taub anfühlten.

Wenn er doch nur wüsste…

Wenn er doch nur wüsste, dass ich vor wenigen Stunden abermals einen Menschen umgebracht hätte.

Doch er hatte von diesen ganzen Dingen ja keinen blassen Schimmer, sowie alle anderen auch nicht.

Ich stieß einen mehr als protestierenden Laut aus als Shinji es schaffte mir meine Wärmequelle mit einem Ruck wegzuziehen und diese gen Zimmerboden zu schleudern.

„Du… Sadist!“ Beschwerte ich mich empört und setzte mich mit müden Augen auf während er sich mit unbarmherziger Miene erhob und seine Krawatte richtete.

„Tatahiko ist am Telefon… sei gefälligst nett zu ihm. - Das Essen steht unten im Kühlschrank, mach es dir einfach in der Mikrowelle warm. Ich bin dann weg.“

Er streichelte mir noch einmal flüchtig über die Wange - die einzige Liebkosung die ich in letzter Zeit von ihm bekam - bevor er mein Zimmer verließ.

Mit kleinen Pupillen sah ich ihm verschlafen nach und brauchte einige Zeit um seine wenigen Informationen zu verarbeiten.

Schwerfällig griff ich nach dem schnurlosen Apparat der auf meinem Nachttisch lag und ließ mich langsam wieder in mein Kissen zurücksinken.

„Ja?“ Sprach ich gedehnt in den Hörer sodass Herr Fuma ein entschuldigendes Schmunzeln von sich gab.

„Tut mir Leid, Suzuna. Ich weiß das heute Samstag ist und du eine Langschläferin bist aber ich rufe wegen etwas wichtigem an.“

„Wegen etwas wichtigem? Was ist denn passiert??“

„Es geht um Kyusuke.“

„Was soll mit ihm sein?“

Meinen Kumpel hatte ich doch erst gestern Mittag in unserem Stammcafé getroffen.

Dank des vielen Schneefalls war die Schule für uns an diesem Donnerstag und Freitag ausgefallen sodass wir uns zu einer gemütlichen Tasse Kaffee verabredet hatten.

Okay, ich hatte Kaffee getrunken und er seinen Tee jedoch lief das irgendwie auf das gleiche hinaus.

„Er geht nichts ans Telefon. Im Prinzip sollte ich dieser Sache keine weitere Bedeutung beimessen, denn wahrscheinlich werden die Leitungen Dank des Frost in der Stadt etwas überlastet sein. Jedoch versuche ich ihn schon seit gestern Abend zu erreichen, mehrmals und das vergeblich… Matyiko macht sich Sorgen und ich so langsam auch. Das passt nicht zu ihm.“

„Ja, da hast du Recht.“

Langsam setzte ich mich wieder auf - nun viel wacher als vorher - und begann mir auch etwas Gedanken zu machen.

„Ich habe mich gestern noch mit ihm getroffen und gegen späten Nachmittag hat er mich nach Hause gebracht. Er war so wie immer, mir ist nichts besonderes aufgefallen.”

„Sicherlich handelt es sich nur um ein Missverständnis. Wenn du so lieb wärst und versuchst ihn zu erreichen?”

„Das kann ich schon probieren… ich kann jedoch auch nachher bei ihm vorbeigehen und dir dann bescheid sagen.“

„Das wäre sehr freundlich von dir.
 

Nachdem das Gespräch mit Tatahiko beendet war machte ich mich auf ins Bad um mich kurz zu duschen und mir dann eine dunkle Jeans und einen dunkelblauen Rollkragenpulli überzuziehen.

Als ich nach unten in die Küche ging erwartete mich eine verschlossene Kanne Kaffee und eine Tasse auf dem Tisch, unter dem Porzellangefäß befand sich ein Zettel.
 

Guten morgen, Suzuna.

Ich bin in einem Meeting unserer Firma.

Essen ist im Kühlschrank, du brauchst es dir nur in der Mirkowelle warm zu machen.

Deine Mutter hat heute morgen angerufen und gesagt, dass sie wegen des Schneefalls wohl erst am Montag zurückkommen kann.

Ihr geht es gut, sie hat sich in einer Pension eingemietet.
 

Bis heute Abend, Shinji
 

Hm… Ach ja, beinahe hatte ich vergessen, dass Eri gestern Mittag mit dem Zug nach Osaka gefahren war wo ein Klassentreffen ihrer alten Kommilitonen statt gefunden hatte.

Das Wetter hatte also auch sie erwischt und der arme Shinji musste sich bei diesem Schauer auch noch durch die überfüllten U-Bahnen der Rushhour kämpfen.

Mit einem etwas bedauernden Blick legte ich den Zettel beiseite.

Er hatte mir schon vorher diese Nachricht geschrieben, was ein netter Zug von ihm war.

Jedoch hatten diese Zeilen einen bitteren Beigeschmack.

Er nannte mich in letzter Zeit nur noch Suzuna… schon seit einigen Monaten.

Früher hatte er mich immer mit meine Kleine angesprochen doch seit meinem ersten nächtlichen Ausflug war unsere Beziehung mehr als steif, beinahe zu sagen, kühl geworden.

Und das schlimmste war, dass ich nichts daran ändern konnte.

Heftig schüttelte ich den Kopf um diese düsteren Gedanken verfliegen zu lassen.

Es nützte ja doch nichts mich deswegen schlecht zu fühlen.

In aller Eile stürzte ich zwei Tassen Kaffee hinunter während ich nebenbei kurz den Wetterbericht laufen ließ wo der Kommentator noch mehr Schnee und absinkende Temperaturen für die nächsten Tage ankündigte.

Suuu~uuuper… wirklich!!

Ich wäre eher darauf erpicht zum Zahnarzt zu gehen als mich bei diesem Wetter ins Nachbar-Viertel von meinem Kumpel durchzuschlagen, jedoch hatte ich Tatahiko ein Versprechen gegeben und er wartete sicherlich gespannt auf einen Rückruf.

Matyiko und er machten sich berechtigterweise Sorgen, denn Kyusuke war Niemand der sich aus Unzuverlässigkeit nicht meldete.

Sicherlich musste etwas so unberechenbares passiert sein, dass er vollkommen konfus war.

Vielleicht war durch den hereinbrechenden Schneefall und durch den gelegentlichen Eishagel eine Scheibe zerstört worden?

Vielleicht waren die alten Wasserleitungen gefroren und drohten nun zu platzen?

Es gab tausend denkbare Fälle…
 

So stapfte ich einige Zeit später mit kniehohen Stiefeln, dicker Jacke und umgelegten Schal durch die breiten Schneemassen und kämpfte gegen den beißenden Wind an.

Das knirschende Geräusch von frischem Schnee kam bei jedem Schritt und ich fühlte mich wie nach einem 100km Marathon als ich endlich vor dem geeisten Gartentor der Fumas ankam.

Schrill hallte das Geräusch der betätigten Türklingel bis zu mir nach draußen jedoch regte sich auch nach langen Sekunden des Wartens nichts.

Oh warte… wenn der Kerl einen Winterschlaf tätigen wollte würde ich ihm aber einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen!

Unbarmherzig ließ ich die Klingel minutenlang penetrant erschallen und stieß einen Fluch durch zusammengebissene Zähne aus als nicht mal ein Knacken im Flur zu hören war.

„Kyusuke… du Blödmann!“ Fauchte ich gegen das dunkle Holz und hämmerte mit meiner Faust dagegen.

Mir war schweinekalt und dieser Kerl ließ sich noch nicht mal dazu herab mir die Tür aufzumachen.

Einige Sekunden grummelte ich verdrießlich in die weiche Wolle meines Schals bevor mir in den Sinn kam den versteckten Ersatzschlüssel aus dem Windspiel zu nehmen.

Mit mir selbst ärgerlich über diese späte Idee knallte ich die Tür hinter mir zu nachdem ich im windgeschützten Flur stand und schnappte erschrocken nach Luft.

Gott… war das heiß hier!!

Dagegen war ja die Kälte richtig erträglich gewesen.

Was für eine Hitze!

Da bekam man als Frau ja vorzeitige Hitzewallungen!!

„Was treibt er nur? - Will er testen wie bombastisch er die Heizkosten in die Höhe treiben kann?!“

Vor mich hinmeckernd schmiss ich meine nassen Stiefel in die nächste Ecke, meine Jacke und den Schal warf ich geschickt über einen der Garderobenhacken während ich in meine persönlichen Hauspantoffeln schlüpfte und den Weg gen Küche einschlug.

„Hey, Kyusuke…“ Suchend linste ich durch den Türrahmen, sah im Wohnzimmer nach und klopfte sogar prüfend an die Badezimmertür jedoch hörte und sah ich nichts von meinem Freund.

Mit leicht beunruhigtem Gefühl stieg ich die Treppe nach oben in den ersten Stock und fragte mich nun ernsthaft ob mein Kumpel überhaupt zuhause war.

Und wenn nein, wo war er dann?

Reichlich zögerlich klopfte ich an seine Zimmertür bevor ich die Schiebewand aufdrückte.

„Kyusuke…?“

Ein kaum hörbares rascheln erklang und ich seufzte überaus erleichtert, als ich die Abzeichnung seines Körpers unter der Bettdecke erkennen konnte.

„Du bist ja doch da. Mann oh Mann! Wieso hast du nicht aufgemacht?“ Beschwerte ich mich nun während ich an seine Schlafstätte trat.

„Dein Vater hat mich vorhin angerufen, er war besorgt weil du nicht ans Telefon gegangen bist. Jetzt musste ich mich wegen dir Schnarchnase durch den Schnee kämpfen. Weißt du eigentlich wie kalt es draußen ist? Davon bekommst du natürlich nichts mit, du lebst in einem Dampfdrucktopf… so heiß ist es hier drin. - Hörst du mir überhaupt zu? Seit wann pennst du eigentlich solange? Hast du gestern Abend bis spät in die Nacht deine komischen Reportagen geguckt?“

Mein Redefluss versiegte als ein dumpfes Stöhnen unter der Decke hervorkam.

Kritisch zog ich eine Braue hoch.

Was zum Teufel…?

„Kyu?“

Vorsichtig, etwas ängstlich kniete ich mich hin und streckte zögerlich die Hand nach seinem abgewandten Rücken aus.

„Kyu… Alles in Ordnung mit dir?“

Dasselbe Geräusch wie gerade eben erklang und so langsam bekam ich wirklich Angst.

Diese Geräusche… die kannte ich doch.

Behände fuhr ich mit einer Hand unter die Decke um vorsichtig seine bedeckte Schulter zu umfassen.

Meine Augen weiteten sich… seine Haut glühte unter dem Pyjamaoberteil, ich konnte es spüren.

„Kyusuke… Hey…!“ Sacht umfasste ich seine Schulter fester um ihn auf die Seite zu drehen.

Sofort stach mir ein glühend rotes Gesicht ins Auge das in einem sichtbaren Dämmerschlaf schmerzvoll keuchte.

Einige Sekunden kniete ich wie eingefroren da bevor sich meine Pupillen in stummer Erkenntnis weiteten.

„Scheiße!“

Wie vom Teufel persönlich gejagt hechtete ich aus dem Zimmer und polterte die Treppe nach unten wo ich hastig in meine Sachen schlüpfte und mit einem lauten Knall der Tür das Haus verließ.
 

Die weiße Pracht stob neben meinen rennenden Bewegungen heftig auf als ich mir keuchend und verschwitzt den schnellsten Weg zu einer nahe gelegenen Apotheke suchte.

Kyusuke hatte es anscheinend schwer erwischt; er hatte hohes Fieber, Schüttelfrost, vielleicht sogar Hals- und Gliederschmerzen… er brauchte Hilfe!

Eine Computerklingel die auf Bewegungen reagierte sprang an, als ich die wegschwenkenden Schiebetüren des Ladens betrat und mir hechtend einen Weg zu einen der drei Schaltern bahnte.

„Ich brauch Schmerzmittel!“ Presste ich durch meine brennenden Lungen hervor sodass mich der weiß gekleideter Verkäufer in seinem langen Arbeitskittel aus erhobenen Brauen ansah.

„Wie meinen?“

„Schmerzmittel… kein läppisches Aspirin sondern richtig harte Sachen! Mein Freund liegt mit einer schweren Erkältung bei sich daheim, er hat hohes Fieber und braucht dringend Antibiotikum!!“

„Zuerst einmal - junges Fräulein, ist eine Begrüßung angemessen, wenn man in einen Laden tritt und zum anderen, kann ich dir nicht einfach rezeptfrei stärkere Pillen verschreiben. Da muss dein Freund eine Praxis aufsuchen.“

„Hören Sie nicht zu oder haben sie Schnee in den Ohren? - Er liegt mit hohem Fieber allein zu hause und kann sich nicht rühren… er ist im Fieberwahn und kann wohl kaum eine Praxis aufsuchen. Abgesehen davon, werden die Wartenlisten für einen Ärztecheck wohl mehr als überfüllt sein!“

„Dann kann ich dir leider nur schwächere Pillen oder ein Aspirin verschreiben.“

„Er braucht was richtiges! Antibiotika… sind Sie taub oder einfach nur dämlich?!“

„Ich muss doch sehr bitten!“

„Ja, ich muss auch sehr bitten! Was sind sie eigentlich für eine Apotheke, wenn Sie den Kranken nicht helfen?“

Auf meinen sichtlich erhöhten Wutausbruch schürzte der ältere Mann missbilligend die Lippen.

„Ohne ärztliches Schreiben kann ich dir keine stärkeren Medikamente mitgeben. Noch nicht mal dann… du bist Minderjährig und ein Erziehungsberechtigter müsste diese dann holen.“

Uhhhaaa!! Kotzte mich das alles an!

Da lag Kyusuke halb bewusstlos und mit gefährlich hohem Fieber im Bett und die Gesetze schrieben vor, dass man diesen erst zum Arzt schleppen musste um ein qualifiziertes Attest zu erhalten… kein Wunder das die Rate der kranken Verstorbenen jährlich immer höher stieg!!

„Dann helfen Sie mir eben nicht aber wenn er wegen Ihren dummen Vorschriften draufgeht, schicke ich Ihnen die Bestattungskosten!!“

Mit diesen fauchenden Worten stapfte ich wütend aus der Apotheke während mir der Verkäufer mit sichtlich irritierter Miene nachsah.
 

Mit eintretendem Seitenstechen spurtete ich zurück zum Haus der Fumas wo ich eine heillose Unordnung aus gefrorenem Schneematsch und Dreck im Flur verteilte während ich meine Jacke, meinen Schal und meine Stiefel in irgendeine Ecke warf und zum Telefon hechtete.

Mit rasselndem Atem wählte ich mit flinken Fingern die Handynummern meiner Adoptivmutter und wartete mit ungeduldigen Bewegungen auf das Freizeichen.

„Eri Yakamura?“

„Kyusuke hat hohes Fieber! Ich war gerade in der Apotheke aber der blöde Angestellte dort, wollte mir keine gescheite Medizin geben…“

„Suzuna…?“

„… er hat irgendetwas gesagt von, dass ich noch Minderjährig sei und er mir keine stärkeren Mittel verschreiben dürfte. Ich solle Kyusuke zu einem Arzt bringen - spinnt der?! Er liegt oben in seinem Zimmer und glüht stärker als eine beleuchtete Christbaumkugel…“

„Moment mal…“

„… Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich habe doch von so etwas keine Ahnung! Shinji ist in seiner Sitzung und Tatahiko ist mit Matyiko auf dieser Reise. Er hat vorhin bei mir angerufen und mich gebeten nach Kyusuke zu schauen. Was soll ich denn jetzt bloß machen? Sag es mir!“

„Du solltest dich zuerst einmal beruhigen und tief durchatmen. Wenn du einfach so drauf los plapperst verstehe ich gar nichts. Also, noch einmal von vorne: Kyusuke liegt mit Fieber zu hause, seine Eltern sind auf dieser Reise und Tatahiko hat dich vorhin angerufen damit du nach ihm siehst?“

„Ja, denn er ist seit gestern Abend nicht mehr ans Telefon gegangen.“

„Verstehe… Shinji ist in seiner Firma und du hast versucht Medikamente aufzutreiben.“

„Ja, aber der Verkäufer wollte mir kein Antibiotika verschreiben.“

„Da hat der gute Mann ja auch Recht.“

„Auf welcher Seite bist du eigentlich?!“

„Beruhige dich, Suzuna.“

„Wie denn? Wie soll ich das denn? Ich habe noch nie im Leben einen Kranken gepflegt und ich bin selber zu weggetreten gewesen, wenn ich einmal krank war und du mich gepflegt hast.“

„Versuch trotzdem ruhig zu bleiben. Ich werde dir jetzt gleich sagen was du zu tun hast und ich werde deinen Vater anrufen - Meeting hin oder her - nicht, dass du dich bei Kyusuke noch ansteckst.“
 

Einige Viertelstunde später sauste ich - schwerer bepackt als jeder Bergsteiger und schneller als jeder Langstreckenläufer - abermals die Treppe nach oben und in Kyusukes Zimmer.

Mein Kumpel lag noch immer mit glühendem Gesicht und schwerem Atem auf seiner Schlafstätte und wälzte sich abwesend hin und her.

In stiller Hektik platzierte ich die Plastikschüssel, die ich in der Küche mit kaltem Wasser gefüllt hatte, neben seinem Bett und legte den mitgebrachten Lappen und das Tablett mit dem zubereiteten Tee - zum Glück waren Fertigbeutel im Haus gewesen - daneben.

„Okay, das haben wir gleich.“ Murmelte ich mit raschen Atem vor mich hin und hechtete zum Zimmerfenster um es ganz aufzuschieben.
 

„Lass frische Luft ins Zimmer, auch wenn es dir eiskalt erscheinen mag. Kyusuke braucht frischen Sauerstoff…“
 

Erinnerte ich mich an die Tipps von Eri während ich die dünne Sichtwand nach unten zog, damit kein Schnee ins Zimmer fallen konnte.
 

„Halte ihn nur schön warm. Das hört sich abstrus an, aber Kyusuke muss schwitzen. Er muss das Fieber rausschwitzen, wenn er keine Medikamente hat die ihm dabei helfen muss das sein Körper allein schaffen…“
 

Gewissenhaft zog ich die dicke Daunendecke von Kyusuke zurecht und legte ihm vorsichtshalber noch eine Zudecke aus seinem Kleiderschrank dazu, damit er auch ja warm gehalten war und schwitzte, genau wie es mir meine Adoptivmutter aufgetragen hatte.
 

„Flüssigkeit ist das A und O. Er muss sehr viel trinken, versuch ihn wenigstens kurz wach zu bekommen damit er einige Schlucke herunterbekommt…“
 

Sacht rüttelte ich an seiner Schulter und hoffte, dass er wenigstens die Augen aufschlagen würde.

Ein Mitleid erregendes Stöhnen war zu hören bevor sich zögernd die Lider nach oben öffneten und mir Sicht auf fiebrig glänzende Smaragde gab.

„Hey…“ Wisperte ich mit klopfenden Herzen während ich mit zittrigen Händen einige Schlucke Tee in die vorbereitete Tasse schüttete.

Kyusuke hustete markerschütternd bevor er leicht den Kopf zur Seite neigte.

„Suzu…?“ Seine Stimme war mehr als schwach und kratzig und ich hörte die unheimliche Anstrengung daraus nur einen Ton zu Stande zu bringen.

„Ja. Ja, ich bin‘s. Mach dir keine Sorgen. Ich werde mich jetzt um dich kümmern.“

Tapfer nickte ich während ich ihn wohlweißlich im Nacken stützte damit er einige kleine Schlucke von dem Teegetränk zu sich nehmen konnte.

„M-Meine Eltern…?“ Stammelte er nun von Fieber geschüttelt sodass ich das mitgebrachten Tuch in die gefüllte Schüssel tauchte und es auswrang.

„Sie haben sich Sorgen um dich gemacht, weil du nicht ans Telefon gegangen bist. Deswegen bin ich jetzt hier, ich werde sie gleich benachrichtigen. - Mach dir keine Sorgen, versuch lieber etwas zu schlafen.“

Vorsichtig wischte ich mit dem kalten Tuch über sein schweißnasses Gesicht sodass er wohltuend die Augen schloss und ein kurzes Lächeln seine Lippen umspielte.

„D-Danke…“

„Keine Uhrsache.“

Das sagte ich in diesem Moment so leicht. Dabei war ich selbst total konfus und fühlte mich restlos überfordert.

Ich konnte doch gar keinen Menschen gesund pflegen… so etwas hatte ich noch nie gemacht!

Wenn ich nun irgendetwas falsch machte? Nicht auszudenken.

Einen Blick in das Gesicht meines kranken Kumpels zeigte mir, dass er schon wieder fest eingeschlafen war.

Er war wirklich vollkommen weggetreten.

Seufzend erhob ich mich, um das Fenster wieder zu schließen da Eri mich beordert hatte nur alle Stunde für ein paar Minuten frische Luft hineinzulassen.

Wie geschlagen zuckte ich zusammen als das Telefon im Erdgeschoss klingelte.

Das wird Eri sein! - Schoss es mir durch den Kopf und ich hechtete die Treppe nach unten um abzunehmen.

„Suzuna Yakamura? Äh, ich meine… Fuma… Suzuna Yakamura bei Fuma am Apparat.“ Stotterte ich total durch den Wind.

„Suzuna… ich bin‘s doch nur.“ Erklang sogleich die beruhigende Stimme meiner Adoptivmutter sodass ich erleichtert seufzte.

„Gott sei Dank… Eri, ich kann das wirklich nicht.“

„Bleib doch bitte endlich ruhig, Suzuna. Dir wird nichts anderes übrig bleiben. Tatahiko und Matyiko werden erst morgen Abend zurückkommen.“

„Was? Hast du mit den beiden telefoniert?“

„Ja, bis gerade eben. Wegen dem Niederschlag können die beiden nicht früher zurückkommen, die Zugverbindungen sind vollkommen eingesunken und auch Shinji steckt inmitten seiner Linie fest.“

Entnervt fasste ich mir an die Stirn.

„Er also auch? Dieser dumme, dumme Schnee!“

„Suzuna, beruhige dich…“

„Ich will mich aber nicht beruhigen!“ Fauchte ich nun überdeutlich in den Hörer und stieß einige wirklich unflätige Flüche aus. „Dieser blöde Schnee… oah! Ich hasse ihn!!“

„Den Schnee zu verfluchen wird dir nicht weiterhelfen. Halte dich einfach an meine Anweisungen: Frischer Sauerstoff, Wärme, Flüssigkeit und das Fieber wird bis heute Abend schon beträchtlich gesunken sein.“

„Und was wenn nicht?“

„Es wird sinken… bis morgen wird es ihm besser gehen. - Hat er was gesagt?“

„Es war vielmehr ein Krächzen.“ Informierte ich nun tonlos während ich nervös an den Enden meines Pullovers zupfte.

„Er hat nach mir und seinen Eltern gefragt, darauf habe ich ihm kurz alles erzählt und gesagt, dass ich mich um ihn kümmere und er schlafen soll.“

„Gut… sehr gut. Das wird schon. Du schaffst das, Suzuna, ganz sicher.“

„Da bin ich mir nicht so sicher.“

Ganz und gar nicht sicher…

„Doch, du wirst schon sehen und falls etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit anrufen. - Überprüf seine Temperatur sobald er das nächste Mal wach wird, in Ordnung?“

Aufmerksam nickte ich. „Okay.“
 

Die Zeit verstrich für meine Verhältnisse elend langsam und zog sich noch zäher als ausgelutschter Kaugummi.

Stumm und nichts tuend kniete ich vor Kyusukes Schlafstätte und hing meinen Gedanken nach während die tickenden Zeiger der Uhr über der Tür nur langsam vorankamen.

Ich hatte meinem Kumpel versprochen für ihn da zu sein, mich um ihn zu kümmern deswegen wagte ich nicht es mir unten im Wohnzimmer gemütlich zu machen aus Angst, er könnte bei seinem nächsten Aufwachen annehmen, ich wäre gegangen.

Abgesehen davon, hätte ich mich sowieso auf kein Fernsehprogramm konzentrieren können.

Auf lesen hatte ich gar keine Lust und ansonsten fiel mir nichts wirklich sinnvolles ein so tat ich gar nichts und starrte einfach nur ins Leere.

Irgendwann - War es später Mittag? - regte sich der Körper von Kyusuke ungewöhnlich häufig und die grün schimmernden Iriden öffneten sich ein weiteres Mal.

„Hey, ich bin immer noch da.“ Trieb ich leise sprechend meine Scherze während ich das Tuch auf seiner Stirn nun schon zum dutzenden Mal erneuerte und ihm kurz über die Wange strich.

Ich konnte nicht sagen ob es eine Einbildung war oder von seinem Fieber herrührte, jedoch nahm die ungesunde Röte auf Kyusuke Stirn um einige Nuancen zu.

„Mach dich nicht über mich lustig.“ Nuschelte er nun mit rauer Stimme und hustete kurz.

„Du siehst wirklich beschissen aus.“ Sprach ich nun neckend um die Situation zwischen uns zu lockern sodass er mir einen überaus beleidigten Blick zuwarf.

„Ja, so fühle ich mich auch… Scherzkeks.“

Verlegen lächelte ich und hielt ihm wieder die Tasse mit Tee - wieder frisch zubereitet - vor die Nase.

„Hier… Eri hat gesagt, dass du viel trinken musst.“

„Da hat sie wohl Recht.“ Kommentierte Kyusuke und stützte sich zu meiner grenzenlosen Verblüffung auf einen Ellenbogen auf um nun selbst die Schale zu ergreifen und diese leer zu trinken.

„Du solltest dich nicht überanstrengen.“ Riet ich ihm nun ehrlich besorgt doch er winkte nur ab.

„Ach, das ist eine stinknormale Erkältung, nichts weiter. Schon gestern bin ich früh ins Bett, weil ich mich so angematscht gefühlt habe und heute morgen ging es mir wirklich mies. - Jetzt fühle ich mich schon besser.“

„Aber dein Fieber ist noch nicht mal um ein Grad gesunken, also leg dich wieder hin.“ Befahl ich trocken damit er ja nicht auf die Idee kam aufzustehen.

Offenbar hatte dies mein Kumpel auch gar nicht vor, denn er ließ sich mit verschränkten Armen wieder auf seine Liegestätte sinken.

„Du solltest nach hause gehen.“ Gab er nun mit angeschlagener Stimme jedoch mit festem Blick zurück sodass ich ihn einige Augenblicke wie überrannt ansah.

War das sein Ernst?

„Nichts da! Ich habe versprochen, dass ich mich um dich kümmern werde!“ Widerstritt ich nun vehement. „Oder willst du mich etwa loswerden?“

„Dummchen… das ist es nicht.“ Aus starren Iriden bedachte er mich kurz und hustete einige Male angeschlagen. „Du siehst auch nicht gerade aus wie ein erblühter Strauß Rosen.“

„W-Was soll denn das wieder heißen?!“

Uhh! Dieser Kerl…!!

Kyusuke schaffte es sogar mit Fieber und sichtlicher Erkältung mich gen Zimmerdecke zu treiben.

„Du siehst müde aus… sogar richtig angeschlagen. Du steckst dich nur bei mir an.“

„Das lass mal meine Sorge sein!“ Gab ich nun hitzig und nahm das Tablett mit dem Tee zur Hand. „Schließ lieber wieder die Augen und ruhe dich aus. Ich werde nämlich nirgendwo hingehen!“

Mein Kumpel runzelte die Stirn.

„Ich werde dich nicht vom Boden aufheben, wenn du zusammen brechen solltest.“

„Fass dir an die eigene Nase!“

Mit diesen Worten schlug ich die Schiebetür nachdrücklich ins Schloss und stapfte hinunter in die Küche um neuen Tee aufzusetzen.

Dieser Kerl!

Da kümmerte man sich aufopferungsvoll um ihn und er tat nichts anderes als sich zu beschweren.

Typisch für ihn!!
 

Wenige Zeit später pfiff der Teekessel mit solch einer ohrenbetäubenden Lautstärke wie sich auch meine Nerven anfühlten.

Ich war mehr aus unausgeschlafen und demnach gereizt und Kyusuke hatte nichts besseres zu tun als meine dünne Geduld noch mehr in die Länge zu ziehen.

So ein blöder, blöder Baka![1] - Schoss es mir dauernd durch den Kopf während ich das Heißgetränk umfüllte und wieder auf das Tablett stellte.

Ein durchdringendes Piepsen ließ meine Gedanken verpuffen und ich brauchte einige Zeitlang um zu begreifen, dass mein Handy eine Kurzmitteilung empfangen hatte.

Mein Herz setzte kurz aus als ich beim öffnen den vertrauten Satz zu lesen bekam.
 

100/Tora
 

„Hackt heute eigentlich jeder auf mir rum?!“ Wehklagte ich in die Stille der Küchenzeile während ich schon mit riesigen schritten zum Telefon stürzte und hektisch eine vertraute Nummer eingab.

Es tutete mindestens 8 mal bis meine Freundin abnahm.

„Rey Honami?“

„Ich kann nicht verstanden? Sag Tora, dass er das mit dir alleine machen muss oder eben ganz alleine. Ich kann mich nicht klonen und zweiteilen schon gar nicht also soll er alleine umlegen… wenn auch immer!!“ Fauchte ich mehr als gereizt in die Hörer sodass am anderen Ende der Leitung eine kurze Pause entstand.

„Suzuna…?“

„Wer denn sonst?“ Obwohl sie es nicht sehen konnte stemmte ich missgestimmt eine Hand in die Hüfte. „Oder hältst du mich für deinen Versicherungsvertreter der mit dir den regelmäßigen Nachtmord bespricht?“

„Entschuldige, dass ich etwas verwirrt wird.“ Erwiderte sie nun höchst pikiert und schnaubte abfällig. „Ich weiß ja noch nicht mal wovon du eigentlich redest. Verzeih meine Blödheit.“

„Ich rede von der Mail die mir tora gerade eben geschrieben hat. - Kyusuke liegt mit einer riesigen Erkältung bei sich daheim, ich bin bei ihm und muss ihn gesund pflegen da seine Eltern nicht da sind. Er muss den Auftrag alleine unter Dach und Fach bringen.“

„Unser Herr und Meister wird sich nicht gerade überschlagen wenn er das hört. Kannst du deine Krankenschwesternummer nicht auf morgen verschieben?“

„Nein, kann ich nicht!“ Giftete ich zurück, wurde noch wütender da sie mich mal wieder nicht ernst nahm. „Ich war gestern Abend schon dran und jetzt kannst du dir mal wieder die Nacht um die Ohren schlagen. Wo warst du gestern eigentlich?“

„Verzeih bitte vielmals… ich hatte heute früh eine wichtige Präsentation in unserer Firma! Es gibt Menschen die arbeiten müssen.“

„Du sagst es, also erledigt das unter euch oder wie auch immer aber lasst mich diesmal raus und tora soll es ja nicht wagen mir vor nächster Woche wieder eine Mail zu schicken!!“

Ehe Rey dazu noch etwas sagen konnte drückte ich den Knopf zum Abbruch des Gesprächs und verschwand heftig schnaubend in der Küche.

Seit meinem Eintritt in die Organisation hatte ich nie gewagt auch nur einen Auftrag abzulehnen, egal wie müde ich war oder ob ich unter enormen Zeitpunkt gestanden hatte aber diesmal musste ich mal einen Strich setzen.

Sollte Tora doch darüber denken wie er wollte, wenn er mir blöd kam, würde ich ihn mit einem meiner Strangulierseile kalt machen!!
 

„Hier, ich habe dir frischen Tee gemacht obwohl du es eigentlich nicht verdient hast.“ Sprach ich tonlos als ich wieder in Kyusukes Zimmer trat und stutzte als ich meinen Freund wieder tief schlafend vorfand.

„Er ist eingeschlafen…“ Ratlos sah ich auf das dampfende Heißgetränk auf dem Tablett in meiner Hand und zuckte schließlich lächelnd mit den Schultern.

Na ja, sollte er ruhig schlafen. Die Hauptsache war, dass es ihm bis morgen wieder besser hing. Hoffentlich…
 

Am nächsten Morgen weckten mich die hereinbrechenden Strahlen der Sonne und das anhaltende Gezwitscher der Vögel.

Mit müden Augen erkannte ich erschrocken, dass ich in einer vorgebeugten knienden Position tatsächlich eingeschlafen war.

Zwar konnte ich mich noch daran erinnern, dass ich gegen späten Abend noch neben meinem schlafenden Kumpel verweilt hatte jedoch war es meine Absicht gewesen auf der Couch zu nächtigen.

Ich konnte mich ehrlich gesagt nicht mehr richtig daran erinnern, wann mir die Augen zugefallen waren.

So etwas blödes!

Brummelnd streckte ich meine müden Glieder und drückte meinen schmerzenden Rücken durch während ich an das Fenster trat um dieses zu öffnen.

Der Schnellfall hatte inzwischen nachgelassen und der morgendliche Tau sorgte dafür, dass die liegen gebliebene weiße Pracht wie tausend weiße Kristalle im Licht funkelten.

Wenn ich mich nicht so schlapp und ausgelaugt gefühlt hätte, hätte ich darüber sicherlich verzückt gelächelt.

Ein bekanntes rascheln ließ mich wieder nach hinten sehen und ich erkannte, das Kyusuke ebenso erwacht war und seine Augen rieb.

„Suzuna…? Du bist ja immer noch da. Hast du etwa die ganze Nacht hier geschlafen??“

„I-Ich wollte gerade nach dir sehen. Ich habe auf der Couch übernachtet.“ Wandte ich nun hastig und mit rotem Kopf ein da es mir mehr als peinlich war, dass ich neben ihm eingenickt zu sein schien.

Ein langer Blick aus grünen Iriden traf mich.

„Und warum sind deine Klamotten dann so zerknittert?“

Oh Mist!

„Ist doch klar… ich habe darin geschlafen. Ich konnte mich doch nicht einfach im Kleiderschrank deiner Mutter bedienen.“ Rettete ich nun geistesgegenwärtig eine peinliche Misere sodass er nur stumm nickte.

„Geht es dir denn inzwischen besser?“ Erkundigte ich mich fürsorglich obwohl ich an seinem wesentlich ausgeruhten Gesicht und an seiner normalen Tonlage hörte, dass es wohl so sein musste.

Wie erwartet kam ein Nicken zurück.

„Ja. Ich denke, ich kann aufstehen.“

„Zuerst isst du erst einmal was. Shinji hat mir gestern Abend Gemüsesuppe und Reis vorbeigebracht, das werde ich dir machen. Du brauchst also keine Angst zu haben, das ich koche.“ Erklärte ich nun mit einem beschwingten Lächeln und wollte mich damit anschicken das Zimmer zu verlassen als mir plötzlich und ganz unerwartet schwarz vor Augen wurde.

Ich strauchelte und hielt mich mit letzter Reaktion an seinem Kleiderschrank fest.

„Suzu…? Alles in Ordnung??“

„Ja. Ja, klar…“ Schwach nickte ich und versuchte meine fünf Sinne wieder zusammen zubekommen.

Einige Sekunden sah ich wie durch eine trübe Wand bevor meine Sicht langsam wieder klar wurde.

Was war denn das gewesen?“

„Du solltest dich hinlegen.“ Riet mir nun Kyusuke, der sich auf seine Schlafstätte aufgesetzt hatte doch ich winkte ab.

„Ach was. Meine Beine waren nur eingeschlafen, dass ist alles.“

Mit langsamen Schritten verließ ich das Zimmer, damit mir so etwas wie eben ja nicht noch einmal passierte bevor ich mich vor der Treppe einige Sekunden heftig atmend gegen die Wand lehnte.

Mir war auf einmal so schwindelig?

Ich würde doch nicht auch noch krank werden, oder?

Das konnte ich mir nicht leisten!

Vorsichtig stieg ich Stufe um Stufe nach unten als mich ein weitere Schub überrollte und sich alles zu drehen begann.

Dumpf kam ich mit den Knie voraus auf dem Boden auf und keuchte.

Von oben hörte ich das öffnen der Schiebetür und Schritte die sich ankündigten.

„Suzuna…?“

„Alles okay!“ Stieß ich mit rasselndem Atem hervor während ich Mühe hatte meine Augen offen zu halten.

Meine Arme verloren an Kraft und ich spürte wie ich nach vorne wegkippte und nichts dagegen machen konnte.

„Mein Gott… SUZU!!“

Abermals verlor ich mich in Schwärze und verschwand darin…
 

Als ich das nächste Mal erwachte herrschte ein wahres Trommelkonzert in meinem armen Kopf und ich kniff leise stöhnend die Augen zusammen.

„Oh Mann…“ Beschwerte ich mich und hielt mir meine pochende Stirn als sich plötzlich ein kühles Tuch auf diese legte.

„Beweg dich lieber nicht zuviel und das aufstehen kannst du gleich vergessen.“

Erschrocken riss ich die Augen auf und fand das Gesicht von Kyusuke unmittelbar vor meinem.

„Kja! Was machst du da?!“

„Ich wechsele das Tuch auf deiner Stirn.“ Teilte er mir tonlos mit während er mir einige verrutschte Strähnen nach hinten strich. „Du glühst nämlich wie ein Holzscheit und du bist vorhin zusammen gebrochen, falls du dich nicht mehr erinnern solltest.“

Hektisch ließ ich meine Pupillen durch den Raum wandern; ich war in Kyusukes Zimmer aber was noch viel wichtiger war: Ich lag mit ihm in seinem Bett, unter seiner Decke!!

Äh… Hilfe…??

„Sagtest du nicht, dass du mich nicht vom Boden aufheben würdest?“

„Das sagte ich wohl aber dann habe ich es mir anders überlegt. Das gibt nur Flecken, wenn du zulange rum liegst.“

Empört verengte ich meine Iriden.

Dieser…!!

„Es wäre passender, wenn du dich bei mir bedankst anstatt mich zu beschimpfen. Immerhin habe ich dich ins Bett getragen und dir andere Klamotten angezogen.“

„D-Du hast mich ausgezogen…?“

Vollkommen überfordert sah ich an mir herunter und erkannte, dass ich einen roten Damen Pyjama anhatte.

„Ich habe dich umgezogen und keine Sorge, ich habe nicht zu sehr hingeschaut aber deine Klamotten waren ganz durchnässt von deinem Schweiß, ich musst dich umziehen.“ Informierte er nun mit leicht geröteten Wangen während ich ihm einen giftigen Blick zukommen ließ.

„Trag mich sofort nach unten auf die Couch.“

„Den Teufel werde ich tun! Weißt du eigentlich, wie anstrengend es für mich war dich hier her zu tragen? Wenn du unbedingt nach unten willst, dann lauf doch selbst!“

Er wusste genau so gut wie ich, dass ich dies nicht tun würde. Eher nicht tun konnte da ich mich viel zu schwach fühlte.

Meine Glieder fühlten sich an wie Wackelpudding und ich zitterte trotz des warmes Stoffs an meinem Körper wie Espenlaub.

„Ich habe dir doch schon gestern gesagt, dass du nach hause gehen sollst. Du warst vollkommen angeschlagen und hast dich deswegen sofort bei mir angesteckt. Jetzt musst du wohl oder übel hier bleiben.“

„Du könntest dich wenigstens bei mir bedanken, du Holzkopf! Immerhin habe ich mich um dich gekümmert!“ Fauchte ich mit hochrotem Kopf zurück sodass er die Lippen zusammen kniff.

„Das weiß ich selbst! - Danke…“ Fügte er dann grummelnd nach einigen Sekunden hinzu sodass ich geschlagen seufzte.

Mann, war mir schwindelig.

„Ich hab durst.“

Mir war nicht Recht klar, dass ich diese Aussage laut ausgesprochen hatte bis sich Kyusuke aufsetzte und über mich griff um nach einer dampfenden Teeschale zu greifen.

Sowie ich es bei ihm gestern getan hatte, half er mich aufzusetzen und stützte mich während ich mit bebenden Händen trank.

„Danke.“ Kraftlos ließ ich mich auf das weiche Lager zurückfallen während er gewissenhaft die Decke über uns ausbreitete und sich wieder neben mich legte.

Mit klopfenden Herzen schloss ich die Augen und versuchte mich wieder in den Schlaf treiben zu lassen obwohl ich nur daran denken konnte, wie nah er mir mit einem mal war.

Ich vernahm das regelmäßige heben und senken seines Brustkorbs und atmete seinen vertrauten Duft ein.

Er war mir zu nah, gefährlich nahe…

Seit ich vor knapp 2 Jahren in die Organisation eingetreten war hatte ich immer wieder Versuche gestartet ihn so weit wie möglich von mir zu stoßen… doch irgendwie hatte es nie geklappt.

Ich wusste schon lange, dass die steigende Nervosität und das laute Klopfen in meiner Brust daher rührte, dass ich mehr als Zuneigung zu ihm empfand und es mich endlich dürstete ihm zu sagen, was ich für ihn empfand.

Jedoch wusste ich ebenso gut, dass er meine Gefühle wohl nie erwidern würde selbst, wenn die Tatsache das ich eine Killerin war nicht zwischen uns gestanden hätte.

Kyusuke hatte nie Andeutungen in diese Richtung gemacht.

Er behandelte mich weder netter noch zuvorkommender als jeden Anderen auch.

Manches mal kam es mir so vor als betrachtete er mich nur als kleine Schwester auf die er aufpasste und die er liebte.

Aber das machte nichts.

Solange ich in seiner Nähe bleiben durfte war mir dieser nagende Schmerz recht, der sich mehr und mehr in meinen Empfindungen ausbreitete.

Solange er bei mir war, war noch alles gut… vorerst…

„Suzuna? Wenn dir kalt ist, kannst du ruhig näher an mich ranrutschen.“ Wisperte er mit einem Male sodass ich meinen ganzen Mut zusammen nahm und dieser Aufforderung Folge leistete.

Mein Herz hüpfte mir bis in die Kehle und ich hatte Angst, er müsste es hören als er die Arme um mich schlang und mich an seine warme Brust zog.

„Bis heute Abend wird es dir bestimmt besser gehen, dass verspreche ich dir.“ Flüsterte er nun abermals leise und strich mir durch die Haare. „Jetzt pflege ich dich gesund, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“

Schamvoll vergrub ich meinen Kopf in seinem Oberteil als er mir einen behutsamen Kuss auf die Stirn hauchte.

„Du hast mir vorhin einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Pass das nächste mal besser auf dich auf, okay?“

Stumm nickte ich und schloss selig lächelnd die Augen.

Ich liebte ihn so.

Er war einfach das Beste, was mir je passiert war.
 

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Gegen Nachmittag weckte uns beide ein Knacken vom Erdgeschoß her und als Kyusuke aufstand um nachzusehen erkannten wir mit Freuden das seine Eltern frühzeitig zurückgekommen waren.

Matyiko hatte sich solch ernstliche Sorgen gemacht das sie selbst ihr Mann nicht aufhalten konnte bei ihrem festen Plan einen früheren Shinkansen[2] zu nehmen und nachdem sich die Wetterverhältnisse seit heute früh gebessert hatten, war den beiden das Glück hold gewesen und sie konnten abreisen.

Die beiden bedankten sich überschwänglich bei mir für die Pflege ihres Sohnes während Matyiko sofort alle Koffer stehen ließ um in der Küche ein energiegeladenes Essen für uns zu machen.

Kyusuke und ich waren noch viel zu erschöpft um an ausreichende Mahlzeiten zu denken jedoch taten wir ihr den Gefallen und aßen einige Bissen bevor wir wieder tief und fest einschliefen.

Am nächsten Morgen - gegen 9 Uhr - ging es uns beiden wieder viel besser.

Da mein Kumpel einen Tag mehr zum ausruhen gehabt hatte, spazierte er schon wieder fröhlich pfeifend durch die Wohnung während ich auf der Couch saß, in einer Decke eingewickelt und noch immer Matyikos Pyjama an während ich mir meinen ersten Kaffee seit zwei Tagen gönnte.

Tat das gut!

„Suzuna? Ich denke, ihr könnt sie gegen Abend abholen, Eri. Der Kleinen geht es wieder prächtig.“ Sprach Kyusukes Mutter in den Hörer während mein Kumpel den Frühstückstisch deckte und Tatahiko seine Zeitung studierte.

„Ich bringe sie schon nach hause.“ Informierte nun mein Kumpel einwerfend sodass Matyiko hastig umschwenkte.

„Hast du gehört? - Kyusuke bringt sie nach hause aber erst nach dem Abendessen. Ich habe extra ein würziges Rindfleischgericht gemacht, damit die beiden wieder zu Kräften kommen. Dieser Schneefall war wirklich schrecklich. Gott sei Dank, konntest du gestern auch endlich heimkehren…“

Während sie mit meiner Adoptivmutter nach weiter die Ereignisse des letzten Tages austauschte vibrierte in meiner Hose ein weiteres mal das Handy.

So unauffällig wie es ging fischte ich es hervor und öffnete die eingegangene Mitteilung.
 

Gute Erholung, neko! Vielleicht solltest du dich nach einem anderen Beruf als Krankenschwester umsehen. Normalerweise steckt man sich nicht bei seinem Patienten an. Tora.
 

Mit zuckenden Augenbrauen kniff ich die Lippen zusammen.

Gemeiner Schuft!

„Wer hat dir denn geschrieben?“

Hastig verschloss ich die Nachricht als Kyusuke sich mit einem Male über mich beugte.

„Ach, das war nur Rey. Du kennst doch Rey?“ Lächelnd sah ich ihm entgegen. „Ich habe sie gestern angerufen um unsere geplante Shoppingtour abzusagen, weil ich dich ja gesund pflegen musste. Sie hat eben gefragt wie es dir geht.“

„Ihr wolltet bei diesem Schnee einkaufen gehen?“ Kyusuke sah mich kopfschüttelnd an. „Ihr spinnt doch!“

Wortlos streckte ich ihm nur die Zunge heraus, sodass er mir einen bösen Blick zuwarf.

„Habt ihr das schon gehört?“ Wandte sich mit einem Male Tatahiko an uns während er auf einen Artikel in der Zeitung deutete. „Gestern Nacht wurden drei große Firmenbosse tot in ihrem Hotelzimmer aufgefunden. Sie waren auf einer Geschäftsreise hier in Tokyo tätig. Gegen Mitternacht hallten Schüsse durch das Stockwerk jedoch kam jede Hilfe zu spät. Die Polizei hat noch keine Spuren.“

Sofort spitzte ich die Ohren und mir wurde klar, dass das mein Auftrag gestern Nacht gewesen sein musste.

„Ist eine Artefakt am Tatort gefunden worden?“ Fragte nun mein Kumpel wie aus der Pistole geschossen.

Sein Vater schüttelte den Kopf. „Nein, gar keine Spuren.“

Kyusuke schlug die Stirn in Falten. „Hmm… dann war es wohl nicht die Killerin.“

„Du solltest dich nicht mit so etwas befassen.“ Rügte nun seine Mutter während ich vor mich hinlächelnd mit den Schultern zuckte.

Nein, die Killerin war zu sehr damit beschäftigt dich gesund zu pflegen. - Dachte ich im Stillen während ich ein weiteres Mal an meinem Kaffee nippte.

„Es ist wirklich schrecklich…“ Setzt Tatahiko an doch seine Frau zog ihm entschlossen die Zeitung weg.

„Schluss jetzt! Jetzt wird in Ruhe gegessen und nicht über so schreckliche Sachen diskutiert.“

„Ja, ja…“ Ihr Mann verdrehte grinsend hinter ihrem Rücken die Augen sodass Kyusuke und ich uns ein Kichern verkneifen mussten.

Prüfend fasste ich mir mit dem Handrücken an die Stirn.

Ja, ich fühlte mich schon viel besser.

Wenn ich heute Abend früh ins Bett ging und wieder so gut durchschlafen konnte wie gestern war ich bald wieder auf der Höhe.

„Oje, Suzuna! Das sieht ja so aus, als ob du noch Fieber hättest.“ Erklang nun Kyusukes besorgte Stimme, der mich prüfend die ganze Zeit beobachtet hatte.

Lächelnd ließ ich meine Hand sinken. „Nein, alles gut.“

„Das glaube ich dir nicht, lass mich bitte mal fühlen.“

So schnell konnte ich gar nicht reagieren da hatte er seine Hand auf meiner Stirn und schon mir einige störende Strähnen nach oben um seine Stirn an meine zu pressen.

„Hey, ich sagte, es geht mir gut!!“

Er war immer viel zu besorgt um mich, dass konnte meist ganz schön nervig sein.

Aber ehrlich gesagt, hätte ich es auch nie anders gewollt.

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[1] Baka= Idiot, Dummkopf

[2] Shinkansen= schnellster Zug ganz Japan



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Nochnoi
2008-08-30T10:20:56+00:00 30.08.2008 12:20
War mal wieder ein sehr schönes Kapitel ^^

Tja, so eine richtig schöne Grippe kann ganz schön gefährlich sein, da kann man gut und gerne mehrere Wochen ans Bett gefesselt sein. Kein Wunder also, dass Suzuna erstmal ganz schön in Panik verfiel, als sie den bewusstlosen Kyusuke fand. Und ich muss Eri schon Recht geben, es ist richtig, dass der Apotheker ihr keine Medikamente gegeben hat, auch wenn Suzu das vielleicht anders sieht XDD Na ja, sie hat das mit dem Pflegen ja dann aber doch ganz gut in den Griff bekommen (obwohl ich an ihrer Stelle einen Krankenwagen gerufen hätte ;p)

Ich freue mich schon sehr auf weitere Kapitel ^^

Liebe Grüße
Nochnoi
Von: abgemeldet
2008-08-28T19:32:56+00:00 28.08.2008 21:32
Hey, war mal wieder ein tolles Kappi^^
Naja es waren wohl beide in diesem Kappi ein bisschen Stur^^...
Hauptsache Suzu und Kyu geht es wieder besser =P...
Ich fand das Kappi war sehr schön zu lesen ;)...
*sich auf das nächste Kappi freu* *hinsetz und auf nächstes Kappi wart*
^^'
Hab dich ganz dolle lieb *Knuddel und Küsschen* x) dein Tori
~<Subway>~
Von:  Yuuka_Ayana
2008-08-27T15:39:07+00:00 27.08.2008 17:39
Ach Suzu... *kopf schüttel*
So einen Sturschädel kenne ich von mir selbst auch, aber Kyo kann wirklich froh sein sie zu haben
Und seine Eltern auch^^
Ihr Wutausbrüche sind immer großartig XD
UNd so schlecht ist sie im Pflegen auch nicht wenn sie erst Mal weiß wie es geht und sich nich noch ansteckt dabei
es hat mir Spaß gemacht, das Kappi zu lesen, mach weiter so
Freue mich schon auf das nächste Kappi
LG
Yuuka


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