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Autre Monde

Die Anderswelt
von

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Mitgehangen

Bei Licht und nach einigen Aspirin betrachtet, war die Situation nicht mehr ganz so schlimm. Sie war schlicht chaotisch und brachte nur neue Kopfschmerzen.

Sich die Schläfe reibend saß Finn in seiner kleinen Küche, in der sich leere Packungen vom China-Imbiss in der Spüle stapelten und die Tapete sich bereits zu lösen begann. Aufmerksam betrachtete er seinen Gast. Das kleine Mädchen war ihm einfach gefolgt, saß nun ebenfalls an dem kleinen Tisch mit den vielen Brandlöchern und umklammerte eine Tasse Instantcappuccino. Kurz stoppte sie das nervöse Wackeln ihrer Beine und rümpfte die sommersprossige Nase, als sie an dem heißen Getränk nippte. Nicht gerade etwas für kleine Kinder, aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie in einer Märznacht nur in einem Schlafanzug barfuß durch die Straßen gelaufen war, war Cappuccino das einzige, was Finn anzubieten hatte, um sie aufzuwärmen. Er hatte ohnehin nie erwartet jemals so jemanden zu Gast zu haben.
 

„Also“, erhob er schließlich seine Stimme, „du trinkst aus und dann gehst du nach Hause!“
 

Die Kleine stellte ihre Tasse auf den Tisch und legte ihren Blick auf das Gesicht des jungen Mannes. Seine helle Haut, die dunkle Kleidung, die vielen Ohrpiercings und die kleine, wulstige Narbe an seiner Unterlippe, die aussah, als hätte jemand ein Stück Fleisch herausgerissen, ließ die Kinder des Ortes für gewöhnlich einen weiten Bogen um ihn machen. Doch diesmal war er es, dem ein kalter Schauer über den Rücken fuhr. Die tiefgrünen Augen des Mädchens wirkten beunruhigend und mit ihren roten Haaren wirkte sie fast wie eine kleine Hexe.
 

„Ich habe kein Zuhause mehr, wenn du dich vielleicht erinnerst“, erwiderte sie mit piepsiger Stimme in der etwas beklemmend Berechnendes mitschwang.
 

„Oh, die Geschichte.“
 

Es fiel Finn schwer die Ereignisse der letzten Stunde als Wahrheit zu akzeptieren, zu verschwommen war alles in seiner Erinnerung. Er hatte definitiv blaue Flecke und auch die Blutlache stellte sich als echt heraus, aber darüber hinaus war ein Mordfall dann doch zu viel für dieses verschlafene Nest. Davon abgesehen hätte jemand die Schüsse hören müssen.
 

„Es ist keine Geschichte“, erklärte der Rotschopf protestierend. „Nur weil niemand etwas gesehen haben will, ist es dennoch passiert.“
 

„Ist ein Baum auch dann gefallen, wenn niemand es gehört hat – hm?“
 

Finn gab sich alle Mühe gelangweilt und überheblich zu klingen, was ihm bei ihrem durchdringenden Blick schwer fiel. Das Spielchen begann ihm Migräne zu bereiten und er glaubte allmählich wirklich eine Hexe vor sich zu haben.
 

„Geh einfach nach Hause, Kleine“, forderte er müde.
 

Er wollte sich nur noch in sein Bett legen und den restlichen Rausch ausschlafen.
 

„Wie ich schon sagte, habe ich kein Zuhause mehr, Herr Cameron.“
 

Die Überraschung war Finn deutlich ins Gesicht geschrieben. Er hatte es nicht für nötig gehalten sich vorzustellen. Kritisch beäugte er die Kleine erneut.
 

„Wer oder was bist du?“
 

Sie lächelte nur unschuldig, wackelte wieder mit den Beinen und antwortete vergnügt: „Marie Hauser und ich bin ein Mädchen, wie man unschwer erkennen kann.“
 

Die Fassade des Unschuldsengels bröckelte rasant und Finn dämmerte es allmählich, dass er es mit einer klugscheißernden Hexe zu tun hatte. Bedächtig massierte er seine Schläfe.
 

„Wie auch immer. Sag mir einfach, woher du mich kennst.“
 

Maries Brust schwoll an – was bei einem so unterentwickelten Körper eher seltsam als beeindruckend aussah – und erhob erfreut ihre Stimme, als hätte sie nur auf diese Frage gewartet.
 

„Das wüsstest du wohl gern, was?“
 

„Ich habe keine Lust auf Spielchen“, erklärte er zischend mit seiner Stimme, die nach jahrelangem Rauchen und Alkohol ein sehr raues Timbre bekommen hatte. „Geh einfach nach Hause!“
 

Die Augen des Mädchens schmälerten sich und der Mund wurde zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Ihre Überheblichkeit wechselte zu Angst und Trotz. Verärgert über ihre eigene Furcht vor diesem Mann, versuchte sie die sich anbahnenden Tränen zurückzuhalten.
 

„Nein“, erklärte sie mit festerer Stimme, als sie selber erwartet hatte. „Ich werde hier bleiben. Mutti wollte, dass ich zu dir komme.“
 

Finn stutzte und starrte Marie einfach nur verblüfft an. Sie war mit Sicherheit nichts anderes, als die kleine Schwester der Absinthfee. Er hatte nichts, das Kinder interessieren konnte, außer der dümmlichen Souvenirspielzeuge „Made in Taiwan“, die er in seinem Laden an Touristen mit schlechtem Geschmack verkaufte. Niemand würde das Zeug geschenkt haben wollen, aber regelmäßig zur Urlaubszeit verwandelten sich selbst Modeberater in Bermudashorts tragende Sandalenliebhaber mit weißen Socken.
 

Seine Hand strich fahrig durch die strähnigen, ungepflegten Haare. Das Kind begann empfindlich an seiner kaum vorhandenen Geduld zu nagen. Marie zuckte erschrocken zusammen, als Finns Faust auf die Tischplatte krachte. Sein entschlossener, finsterer Blick, ließ sie zurückweichen, bis ihr gesamter Rücken sich an die Stuhllehne presste. Das Schlimmste erwartend, kniff sie die Augen zusammen, als er seine Hand nach ihr ausstreckte.
 


 

Markus Polzin hatte für gewöhnlich einen sehr langweiligen Job als Zeitungsjunge, umso erstaunter glotzte er das seltsame Paar an, welches gerade an ihm vorbei zur Haustür marschierte. Ein recht schlanker, junger Mann, dessen blasse Haut und schwarzer Mantel ihn wie ein Nachtgeschöpf wirken ließen, der ein kleines Mädchen unter dem Arm trug.
 

„Morning“, nuschelte der Pseudovampir und verlagerte den Kinderkörper etwas.
 

Von der Situation überfordert starrte Markus in die dunklen Augen seines Gegenübers. Das Mädchen gab einen verärgerten Laut von sich. Eingeklemmt in einen überraschend starken Griff, war Marie kaum in der Lage sich zu bewegen und der lästige Knebel machte es unmöglich laut zu schreien.
 

„Meine Nichte“, erklärte Finn mit einem wölfischen Grinsen, das seine Zähne entblößte.
 

Markus nickte schwach. Er konnte die Szene ohnehin nicht einordnen und wenn er falschen Alarm schlagen würde, wäre er am Ende nur eine Lachnummer.
 

„Die Kinder heutzutage, zu wild um sie allein herumlaufen zu lassen.“
 

Finns Grinsen wurde noch eine Spur breiter und er wagte es kurz Maries Kopf zu tätscheln. Schließlich drückte er dann doch noch die Klingel und wieder und wieder. Es dauerte eine Weile, bis die Stille verschwand und hinter der Haustür aus Sicherheitsglas und Kunststoff Schritte und Flüche zu hören waren.
 

„Es ist nicht mal fünf Uhr“, schimpfte eine Stimme, die man ohne Probleme einer alten Frau zu ordnen konnte. „Wenn das kein Notfall ist, dann …“
 

Mit reichlich Wut wurde ein Schlüssel im Schloss gedreht und die Tür aufgezogen.
 

„Cathy?“, wurde nach einem kurzen Moment mehr als überrascht gefragt.
 

Sämtliche Wut war verraucht und im Hauseingang stand keine Furie, wie Marie kurz befürchtet hatte, sondern eine alte Frau mit zerzausten, grauen Haaren, die fast schamhaft versuchte einen abgetragenen Morgenmantel zusammenzuhalten.
 


 

Überraschend geräumig war die treffende Beschreibung für das Innere des Hauses. Von dem, was Marie trotz Dunkelheit mitbekommen hatte, war es von außen betrachtet ein ganz normales Dorfhaus im Fachwerkstil, passend mit Fensterläden und hohem Holzzaun der den Hof abtrennte. Im Inneren wirkte alles riesig und hell. Nur wenige Möbel standen in den Räumen zu denen die Türen offen standen und im Flur hingen Bilder in verschiedenen Varianten: Öl, Acryl, Tusche. Alle zeigten jedoch Personen, deren Augen beängstigend lebendig wirkten. Sogar die schwarzen Augen einer Kohlezeichnung schienen Marie anzusehen, als diese vorsichtig vorüberging. Hastigen Schrittes versuchte sie der alten Frau und Finn zu folgen und wirkte erleichtert, als das Ziel endlich erreicht worden war. Erschreckenderweise schrie das Wohnzimmer nach all den aufgeräumten, sterilen Räumen wieder nach einer alten Frau. Die Tapete zeigte ein verschlungenes Muster aus stilisierten Blüten mit viel Goldschimmer, Rot- und Gelbtönen. In der Mitte des Raumes befand sich die zusammengeschrumpfte Version eines übermäßig behangenen Kitschkronleuchters, der den niedrigen Raum noch kleiner erschienen ließ und tief über einem Couchtisch mit einem Monstrum von Häkeldeckchen hing. Komplettiert wurde der Alptraum eines jeden Inneneinrichters mit einem großen Sofa und Ohrensesseln beladen mit runden Samtkissen und weiteren Häkeldeckchen.
 

„Setz dich, Liebchen.“ Die alte Frau lächelte Marie freundlich an, was die Runzeln um ihren Mund noch tiefer wirken ließ.
 

Wie ein artiges Kind tat das Mädchen ihr den Gefallen und setzte sich auf einen Fleck Sofa, der nicht von einem Kissen annektiert worden war.
 

„Möchtest du etwas Süßes?“
 

Ein Zeigefinger, der wohl schon einige Jahre von Arthritis gequält wurde, deutete auf eine Porzellanschüssel mit regenbogenfarbenem Perlmuttschimmer auf dem Tisch, in der sich Schokoladenkonfekt mit weißer Patina befand. Sofort schüttelte Marie den Kopf. Wenn sie überhaupt Lust auf Süßigkeiten gehabt hatte, war alles davon beim Anblick dieser Überreste aus der Kolonialzeit vergangen.
 

„Ich glaub kaum, dass dies ein Süßkrammoment ist“, wandte Finn ein, der sich sichtbar unwohl fühlte und eine hohe Apothekerschrankkommode mit Platzdeckchen und porzellanenen Barockpärchen anstarrte, als würde das Möbelstück ihn beißen.
 

„Du sei ruhig.“ Die alte Dame richtete sich auf und blickte den jungen Mann, der wie ein Alien in dieser harmonischen Kitschwelt wirkte, ungnädig an. „Du stinkst nach Fusel und siehst aus, als wärst du allergisch gegen Wasser und Seife“, donnerte sie herrisch.
 

Finn rollte nur mit den Augen. Für ihren Hintergrund war Hilda Zimmermann recht konservativ. Immer fand sie etwas, das sie an ihm bemängeln konnte. Der Engländer schob es auf die Enttäuschung, die sie durch ihn erlitten hatte. Immer, wenn sie sich sahen, bekamen ihre Augen den Ausdruck von Resignation und sie musste sich sichtbar beherrschen ihn nicht anzuschreien. Es war fast ein Wunder, dass sie sich diesmal mit ihren Nörgeleien zurück hielt, vielleicht sollte er öfter mit einem Kind kommen.
 

„Und?“, erhob sich Hildas Stimme erneut mit einem bissigen Unterton. „Entführst du neuerdings Kinder oder hast du dein Beuteschema geändert?“
 

Finn zwang sich zu einem grimmigen Lächeln. Von wegen freundliche, alte Dame, diese vergreiste Schachtel war ein Drachen, dessen sprachliches Niveau im Gossendreck spielte. Er musste ihr wohl ein Blutopfer bringen, damit sie ihm auch nur annähernd verzieh – vorzugsweise mit seinem eigenen Blut.
 

„Wir wollten eigentlich zu Vi. Dass wir dich treffen müssen, war kalkuliertes Risiko“, erklärte er gepresst.
 

Maries Augen zuckten hin und her, um auch ja keine Lippenbewegung der Kontrahenten zu verpassen. Die Atmosphäre war derartig geladen, dass man den halben Harz mit Energie hätte versorgen können. Es war aufregend und der fiese, frühreife Teil des naseweißen Mädchens quietschte schon nach einer Wette auf den Sieger, wurde aber von einer Bewegung in den Augenwinkeln abgelenkt, als Finn begann mit einem verwässerten britischen Akzent zu fluchen.
 

Eines der flauschigen Kissen entrollte sich, richtete sich auf und ein paar dunkle Knopfaugen schauten schläfrig zu Marie hoch. Erste, schleimige Tropfen fielen von einer rosa Zunge auf das Polster. Es war der perfekte Schoßhund samt Schleife im sorgsam gebürsteten, weißen Fell. Laut gähnte er, schmatzte sogar leise und blickte weiterhin recht dümmlich zu dem Wesen hoch, das in sein weiches, flauschiges Reich eingedrungen war.

Es wurde laut: Hilda nörgelte, Finn schimpfte und der kleine Fellball bellte lauter, als man bei seiner Miniaturgestalt vermuten konnte. Marie steckte sich die Finger in die Ohren, kniff die Augen zusammen und hoffte inständig, dass endlich Ruhe einkehrte. Irgendwer schien ihren Wunsch erhört zu haben. Als sie die Augen wieder öffnete, saß sie allein auf dem Sofa. Der feige Malteserhund hatte sich wimmernd in einen Kissenberg vergraben und die beiden Streithähne wirkten, als hätten sie einen heftigen Schlag abbekommen. Beide Gesichter waren gezeichnet von Schmerz. Das Mädchen blinzelte verwirrt und bemerkte erst jetzt, dass eine weitere Person im Raum stand. Wie ein schläfriger Dämon in einem grasgrünen Baumwollnachthemd, stand die junge Frau in der Tür und fuhr sich genervt durch die kastanienbraunen Haare. Ihre angsteinflößende Erscheinung schmolz dahin, als sie heftig an ihren Fingern zu zerren begann, die sich in dem verfilzten Gewirr auf ihrem Kopf verfangen hatten.
 

Die Atmosphäre war angespannt, auch wenn Hilda lächelte als sie ein Tablett mit Tassen und einer Kanne in dreckigem Weiß auf den Tisch stellte.
 

„Hier Kindchen, damit du warm wirst.“ Die alte Frau reichte Marie eine große Tasse mit dampfendem Kakao. „Ist ja unverantwortlich, ein kleines Mädchen so herumlaufen zu lassen.“
 

Die Angesprochene überging die ungeliebte Betitelung „kleines Mädchen“ und schaute verlegen auf ihre nackten Zehen.
 

„Ich hatte keine Zeit zum Anziehen“, murmelte sie leise.
 

Die junge Frau mit dem kastanienbraunen Haar warf Finn einen skeptischen Blick zu. Dieser richtete sich sofort in dem Ohrensessel auf und presste ein empörtes „Denk nicht mal so 'nen Scheiß!“ heraus.
 

Marie richtete ihre Aufmerksamkeit sofort auf beide. Die Brünette wurde von Finn Vi, von der alten Frau Vivienne genannt; soviel konnte das Mädchen schon in Erfahrung bringen und sie redete nicht viel, genau genommen gar nichts. Die gesamte Kommunikation zwischen ihr und den beiden anderen bestand aus Blicken und kleinen Gesten, welche diese sofort zuordnen konnten.
 

„Also Cathy, warum seid ihr hier?“, fragte Hilda und lehnte sich in einen Kissenberg auf dem Sofa zurück. Sofort sprang ihr sabbernder Liebling auf ihren Schoß, rollte sich zusammen und verlangte stumm nach Streicheleinheiten.
 

Finn zog kurz eine Grimasse, unterdrückte aber den Impuls die alte Frau anzubrüllen. Ihr Spitzname für ihn kratzte empfindlich an seiner Männlichkeit. Vi kam ihm zuvor und warf ihrer Großmutter einen strengen Blick zu. Diese schien nicht zu reagieren und legte dafür eine Decke um Maries Schultern.
 

„Reg dich nicht auf. Seine Mutter nannte ihn auch immer so.“
 

Diesmal verstand sogar Marie die Botschaft von Viviennes Blick: Das ist kein Grund. Hilda seufzte leise, setzte den Malteser neben sich, begann damit Kaffee einzuschenken und die Tassen zu verteilen.
 

„Darf ich trotzdem wissen, warum wir heute Gäste haben?“, fragte sie in dem gereizten Tonfall einer Person, die sich im Recht sah, auch wenn sie bereits niedergerungen am Boden lag.
 

„Wollte nur die Kleine hier abladen“, erklärte Finn kurz angebunden und angelte nach seiner Kaffeetasse.
 

Er hielt inne, als eine kühle Hand sich auf seine legte. Verdutzt blickte er auf, in Vis Gesicht, in welchem sich ein undeutbarer Ausdruck breit gemacht hatte.
 

„Hey. Ich hab sie nicht entführt, klar? Sie ist mir einfach gefolgt.“ Seine Stimme wirkte noch tiefer und kratziger als sonst. „Frag sie doch, was sie überhaupt will. Es ist nun eure Sache.“
 

Sofort richteten sich die braunen Augen der jungen Frau auf den Rotschopf, der sich in der Wolldecke zusammen zu kauern schien.
 

„Meine Eltern“, stammelte sie, während ihre kleinen Finger sich fester um die heiße Tasse schlangen. „Ich will, dass ihr herausfindet, wer sie getötet hat.“
 

„Wie kommst du darauf, dass sie tot sind?“, wandte Finn ein. Er hatte es sich im Sessel bequem gemacht und musterte Marie überheblich. „Soweit ich mich erinnere, war es erst mal nur eine Entführung.“
 

Grüne Augen verengten sich und nahmen den jungen Mann ins Visier.
 

„Ich hab dich nicht um deine Meinung gebeten“, zischte sie und ließ die Fassade des lieben, kleinen Mädchens gänzlich fallen. „Ich war dabei, als sie meinen Vater abgemurkst haben und ich weiß, dass sie das auch mit Mutti tun werden.“
 

„Liebchen, reg dich nicht auf.“ Hilda legte beruhigend einen Arm um Maries Schulter und zog die Kleine an ihren hageren, warmen Körper. „Erzähl uns erst einmal, was passiert ist.“
 

„Och, das ist einfach. Warum auch immer werden wir seit Monaten gejagt und diese Nacht haben sie uns dann gefunden. Mutti haben sie mitgenommen, aber mich haben sie stehen lassen und dann kam Cameron.“
 

„Wie heißt deine Mutter, Schätzchen?“
 

Ein kleines Lächeln huschte über Maries Gesicht. Endlich interessierte sich jemand für ihre Geschichte und das Schicksal ihrer Eltern.

„Brigitte Hauser“, erklärte sie erfreut.
 

Hilda hielt den Atem an und warf Vi einen eindringlichen Blick zu. Diese hob fragend eine Braue, legte den Kopf beiseite und man konnte sehen, wie Verständnis in ihren Geist sickerte. Hastig sprang sie auf, schnappte nach Finns Arm und versuchte diesen hochzuziehen. Er zeigte sich unkooperativ und blickte sie lediglich verärgert an.
 

„Was? Stimmt was nicht?“
 

„Und ob“, erklärte Hilda. „Schwing deinen Hintern hoch und komm mit!“
 

Er rührte sich nicht vom Fleck. Gelassen nippte er an seinem Kaffee und ignorierte die wartenden Blicke der beiden Frauen.
 

„Ist nicht meine Sache. Hab sie her gebracht, damit ihr euch darum kümmert.“
 

Vis Lippen formten ein Wort, das Marie nicht deuten konnte, aber es war für Finn bestimmt. Der drängende Blick der Brünetten verriet es. Was folgte war ein stummes Duell der beiden, bis Finn schließlich seine Augen abwandte und sich widerwillig erhob.
 

„Aber glaub nicht, dass ich für euch ins Feld ziehe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Satnel
2008-07-28T13:38:51+00:00 28.07.2008 15:38
Also gut du willst ja ein kritisches Kommentar.
Ich mag Finn. Seine Art zu denken und die Dinge zu handhaben. Damit kann ich mich voll identifizieren.^^
Mir kommt es so vor als würde die Handlung dahinrasen, wenn ich sie auch noch nicht wirklich erkannt habe. Doch das wird sich jetzt wohl zeigen. Ist ja immerhin erst Kapitel 1.
Aber alles in allen find ich die Story gut. ^^


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