Zum Inhalt der Seite

Hanami in Rot

Wenn die Liebe auf eine Wand trifft (Kenpachi x Yachiru)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wer bist du?

Keuchend fiel Yachiru vor der stillen Oberfläche des großen Sees auf ihre Knie. Sie war durch ganz Soul Society in weniger als 40 Minuten gerannt, vom hohen Norden in den tiefsten Süden. Ihre Lungen brannten und das Stechen in der Mitte ihrer Brust ließ sie leise wimmern.

Sie presste ihre Hände auf den Schmerz und schloss ihre geröteten Augen. Tief durchatmend versteckte sie ihr Reiatsu. Niemand sollte sie in ihrer Schmach finden, besonders Ken-chan nicht.

„Aber mit seinem Orientierungssinn findet der mich sowieso nie“, murmelte sie zu sich selbst und gab dem Drang zum Weinen nach.

Der heiße Knoten in ihrer Brust löste sich nach ein paar Minuten etwas und ihre Atmung wurde flacher, ruhiger.

Sie spürte einen Sog an sich und das Schwarz hinter ihren Augenliedern wurde plötzlich strahlend weiß. Als sie wieder etwas wahrnehmen konnte hielt sie vor Staunen die Luft an.
 

Eine Wiese mit dutzenden von Kirschbäumen in voller Blüte erstreckte sich um sie herum. Ein leiser Wind schüttelte sanft einige Blätter von ihnen und es war totenstill um den jungen Shinigami.

Verwundert blickte sie sich um und begann durch diesen Traum der Ruhe und des Friedens zu wandeln. Als ihre Augen nach oben wanderten, sah sie keinen Himmel, nur eine weiße Leere.

„Hmm, ob das... ja, das muss es sein, das ist meine Seelenwelt!“, rief sie aus, und hüpfte jauchzend weiter fort.

Was man dazu wissen sollte... normalerweise holt die Seele eines Zanpaktou seinen Besitzer in seine Welt um ihm die erste freigesetzte Form, Shikai, beizubringen. Um das Bankai zu erlernen muss die Seele aber in die Welt des Shinigami gelangen.

Bei Yachiru war es seltsamerweise nicht so. Ihr Zanpaktou sprach zu ihr in ihrer Welt, also hat Yachiru verständlicherweise noch nie die Welt ihrer Seele gesehen.

„Heeyyy, Zanpa-saaaaan! (ja, auch ihr Schwert hat einen Spitznamen) Wo bist duuu? Lern ich jetzt Bankai? Huhu!“, dröhnte ihre helle Stimme, dass die Bäume zitterten.

Sie rannte geradeaus, sich wild umblickend, damit sie es ja nicht übersah.

Doch plötzlich blieb sie stehen, denn Wald und Wiese endeten abrupt im...
 

Nichts!
 

Eine gähnende weiße Leere erstreckte sich vor ihren geschockten Augen so weit sie schauen konnte. Yachiru kehrte auf dem Absatz um und rannte los, nur um nach kurzer Zeit wieder auf die grelle Ebene zu stoßen. Wie war das nur möglich? Sie kehrte mit langsamen Schritten wieder an ihren Ausgangspunkt zurück. Die Leblosigkeit bedrückte sie und mit einem Aufschrei sprang sie mehrere Meter hoch. Im Sprung schaute sie nach unten.

Der kleine Wald war ein perfekter Kreis, wie mit dem Zirkel gezogen und ausgeschnitten und von ungefähr einem Kilometer Durchmesser. Eine Unreinheit im weißen Nichts war es aber, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ungefähr 500 Meter im Westen (oder was sie zumindest für Westen hielt, es gab keine Sonne zur Orientierung) sah sie es.

_____ _____ _____
 

Byakuya lief mit schnellen Schritten auf Kenpachi zu.

„Hm? Was ist, teme?“, brummte dieser, die Augen geschlossen, „Hast Lust auf 'nen Kampf? Ich sterbe hier vor Langeweile und Yachiru kommt einfach nicht wieder.“ Er drehte den Kopf, doch bei Byakuyas Blick gefror ihm beinahe das Blut in den Adern, aber nur beinahe.

„Yachiru-san ist der Grund, warum ich hier bin. Sie schien mir sehr aufgebracht, als sie an mir vorbei rannte. Sie hat sogar geweint“, informierte er den Kapitän der 11. Division.

„Was? Yachiru-sama weint?“, echoten die acht stärksten Kämpfer der 11. Division.

Dann brach Panik unter ihnen aus und sie schrien und rannten durcheinander, bis auf den 3. und 5. Leutnant. Ersterer, weil er zu cool und stark für solch Mädchengehabe war und Letzterer, weil so etwas einfach nicht schön aussah.

Kenpachi starrte für einen Moment, wandte sich dann an seine panischen Kampfhühner und brüllte: „Suchtruppen! SOFORT!!!“

_____ ______ ______
 

Als Yachiru wenig später an der Stelle ankam, schwitzte sie. Es hatte sie viel Überwindung gekostet in die weiße Unendlichkeit hinaus zu treten. Sie fühlte sich seltsam beobachtet, kaum dass ihr zarter Fuß den harten Boden berührte und mit jedem Schritt weg von der grünen Insel wurde der Knoten in ihrer Brust schmerzhafter.

Sie stand vor einer großen Tür aus schlichtem dunklen Holz.

„Warum hab ich solche Angst?“, murmelte sie und erschauerte, „Es ist nur eine einfache Tür“

Mit ihrer schwarzen Uniform war sie leicht zu erspähen in der hellen Umgebung...

„Zum Teufel, das ist meine Seelenwelt! Was soll mir hier schon passieren?“, knurrte sie und streckte ihre Hand nach der silbernen Klinke aus. Als sie nur noch Zentimeter vor ihr entfernt war, ging ein Ruck durch ihren Körper und alles wurde schwarz.
 

„Yachiru-san!“, rief eine Stimme sie, „Wach auf!“

Eine männliche Stimme, aber nicht Ken-chans.

Starke Arme hielten sie an eine warme Brust. Es roch gut, aber...

„Nicht Ken-chans“, murmelte sie und öffnete ihre braunen müden Rehaugen.

Haselnussbraune Augen blickten ihr besorgt aber erleichtert entgegen.

„Bya-kun? Was -“

„Ein Glück bist du endlich wach“, raunte er und drückte sie an sich. Schwarzes Haar fiel auf Zuckerwattenrosa, als er ihr einen sanften brüderlichen Kuss auf die Stirn gab.

Yachiru lächelte matt und glitt in Schwärze.
 

Wieder stand sie in dem schönen Wald aus Rosa. Automatisch wandte sie sich gen Westen. Als sie die schützenden Schatten der Bäume verließ war es, als würde sie gegen eine Wand laufen. Das Atmen fiel ihr dieses Mal viel schwerer und Eisenketten schienen sich immer enger um ihr Herz zu ziehen mit jedem Schritt in Richtung der wunderlichen Tür.

Noch drei Meter und sie würde sich am liebsten übergeben.

So schwer war es letztes Mal doch auch nicht?

Noch zwei Meter und sie zitterte wie Espenlaub.

Ihr Herz musste zu einer Eichel zusammengepresst sein, wenn sie die Schmerzen als Maßstab nahm.

Noch ein Meter und sie fiel fast zu Boden.

Aber sie würde nicht aufgeben. Mit einem Aufschrei warf sie sich Richtung Tür. Keuchend stützte sie sich am glatten Holz ab. Stechende Nadeln haben sich zu den Eisenketten hinzu gesellt und malträtierten ihr ohnehin schon gepeinigtes Organ. Ihre zittrigen Finger schlossen sich um die kühle Klinke und sie drückte sie runter.

______ ______ ______
 

Unohana Retsu, Kommandantin der 4. Division erhob sich kopfschüttelnd vom Krankenbett der immer noch bewusstlosen Vize-Kommandantin der 11. Division.

Sie verließ das kleine Zimmer und lief den hellen Gang entlang. Am Empfang stand ein finsterer Kenpachi mit allen Untergebenen vom Fest.

Er schritt auf sie zu, kaum dass er sie erspähte und hob erwartungsvoll eine Augenbraue. Seine Offiziere warteten in gebürtigem Abstand.

Unohana schüttelte traurig den Kopf. „Sie ist immer noch bewusstlos, Zaraki-san. Ich habe alles in meiner Macht stehende versucht, um sie aufzuwecken, erfolglos.“

„Aber jetzt ist es schon Abend und sie ist seit Mittag so“, grollte er.

„Sie scheint in ihrer Seelenwelt zu sein… Ich könnte Kurotsuchi-san um Hilfe bitt-“

Die Hand des Harlekins rammte in die Wand und zerstörte sie.

„Halt diesen kranken Bastard von ihr fern! Mayuri wird nicht einen Finger an sie legen oder ich vergesse mich!“, Kenpachi hatte sichtliche Mühe, nicht das ganze Krankenhaus bei diesem Vorschlag in Schutt und Asche zu legen.

Das Oberhaupt der Ärzte hob beschwichtigend die Arme.

„Bitte beruhigen Sie sich. Ich kann für sie nichts tun und Kurotsuchi-san erforscht schon seit Jahren die Seele…“

Aber Kenpachi hörte nicht hin. „Beruhigen?“, schrie er, „Noch bin ich die Ruhe in Person!“

Seine beiden besten Offiziere (Glatzkopf und Perückendödel) kamen der überforderten Frau zu Hilfe und hielten ihren wütenden Kapitän mit Mühe im Zaum. (Nur der Empfang wurde zerstört, der Rest des Krankenhauses blieb glücklicherweise heil…)

_____ _____ _____
 

Yachiru flog durch die Luft als die Tür schwungvoll gegen sie krachte. Benommen setzte sie sich auf und starrte.

Die Tür war weg, genauso wie die Ketten um ihr Herz.

Dafür wehte ein eisiger scharfer Wind und ließ sie erschauern.

Mühsam rappelte sich die junge Frau auf und schaute sich um. Die Leere war immer noch die gleiche, doch der Wald hatte sich verändert.

Sie rannte darauf zu und ihre Augen weiteten sich vor Horror als sie unter den ersten Baumwipfeln ankam.

Das Gras war grau und vertrocknet und knisterte unter ihren Schuhen. Die Stämme der Bäume waren pechschwarz und knorrig. Am schlimmsten jedoch war die Veränderung der Blüten.

Rot schimmerten sie im Licht und der Wind zerrte viele in die Luft. Einige landeten auf ihrem Gesicht und als sie ihre Hand über ihre Wange gleiten ließ waren ihre Finger feucht. Blut.

Yachiru keuchte auf und wankte eilig durch den grausigen Wald. Überall war es dasselbe, nichts erinnerte mehr an die Idylle von früher.
 

Als sie in der kleinen Lichtung in der Mitte des Waldes ankam, sah sie einen schwarz-violetten mannshohen Spiegel dort schweben.

Angespannt und bereit, sofort wegzuspringen, nahm sie ihn näher in Augenschein. Er war oval und hatte ständig wechselnde Verzierungen am Rand. Sich selbst konnte sie nicht darin erblicken, nur die Umgebung hinter sich, die im Spiegel aber der rosafarbenen Idylle entsprach, nicht dem roten Albtraum auf ihrer Seite. Zitternd ging Yachiru um das fremde Objekt herum, doch da war es nicht anders.

Nun stand sie vor dem Spiegel und blickte wehmütig auf den früheren Wald zurück. Inzwischen wusste sie, warum Kirschblüten ausgerechnet rosafarben waren. Alles andere war furchteinflößend.

Sie hob eine Hand und berührte die Spiegeloberfläche. Sie war wunderbar warm und wasserähnlich. Ein trauriges Lächeln hob ihre Lippen, zumindest so konnte sie dem Paradies nahe sein.
 

Ein Geräusch zu ihrer linken ließ sie herum fahren. Sie seufzte entspannt als sie sah, dass es nur ein abgefallener Zweig war.

Kalte kleine Finger verzweigten sich plötzlich mit ihrer Hand am Spiegel.

Yachiru schrie panisch auf. Aus der dunklen Oberfläche starrte ihr jemand entgegen.

Sie riss sich los und fiel hart zu Boden. Die Person trat nun seelenruhig aus dem Spiegel und richtete sich auf. Yachiru keuchte, als der Schmerz in ihrer Brust wieder kurz aber stechend aufflammte. Panisch kroch sie weg von dem Wesen, die Augen wie hypnotisiert von ihm, bis ein Stamm ihr Fortkommen verhinderte.

„Warum so ängstlich?“ , fragte das Wesen und näherte sich.

Erst jetzt nahm die zitternde Yachiru das wirkliche Aussehen des Neuankömmlings wahr. Es war ihr kindliches Ebenbild mit einem entscheidenden Unterschied.

Es war schwarzweiß. Weißes Haar umrahmte die runden Bäckchen, die Haut war weiß, die Shinigami-Uniform bis auf die schwarzen Strümpfe ebenso. Nur die Augen, sie waren schwarz mit honigfarbenen Pupillen.
 

„W-wer bist du?“, stotterte die verängstigte junge Frau.

Das weiße Mädchen lachte laut und zeigte einen pechschwarzen Rachen.

„Erkennst du mich nicht? Ich bin-“ , das gruselige Wesen starrte nach links. Es schien zu lauschen.

„Was ist?“, fragte Yachiru und kam langsam wieder auf die Beine.

„Wir sollten unsere Unterhaltung an einem anderen Ort fortführen. Mach, dass du aus dem Zimmer verschwindest!“ , sagte die Negativ-Yachiru geheimnisvoll, packte ihr älteres Ebenbild und warf sie in den Spiegel. Mit einem verzweifelten Schrei fiel die Vize-Kommandantin dem Licht des Erwachens entgegen.

_____ _____ _____
 

Kenpachi hatte sich so weit beruhigt, dass Unohana ihn gefahrlos durch die Flure zum Krankenzimmer seines Vize-Kapitäns führen konnte.

Vor der entsprechenden Tür machte sie Halt und drehte sich noch einmal zu dem angespannten Mann um.

„Bitte erschrecken Sie nicht, Zaraki-san. Yachiru-san ist sehr blass.“

Der vernarbte Mann signalisierte ihr, weiter zu gehen und sie öffnete die Tür. Was sie sahen ließ sie beide anhalten.

Patientin und Schwert waren nicht da. Das Fenster war offen und die Vorhänge wehten lautlos in der stickigen Schwüle der Nacht. Nur das zerwühlte warme Bett war ein Indiz für ihre frühere Anwesenheit.
 

Kenpachi drückte die Ärztin aus dem Weg und stürzte zum Fenster. Er schaute heraus, konnte aber seinen Vize-Kommandanten nicht entdecken. Gerade als er sich wieder zurück ins Zimmer lehnen wollte, bemerkte er ein Prickeln am Hinterkopf.

Weit aus dem Fenster gelehnt verrenkte er sich den Nacken, um eine Silhouette auf dem Dach zu erspähen. Ein donnernder Blitz erhellte rosafarbenes Haar und Teile ihres bleichen, ausdruckslosen Gesichts für den Bruchteil einer Sekunde.

„Yachiru!“, rief Kenpachi, doch sie verschwand.

Panisch sprang er aufs Dach und schaute sich nach ihr um. Wenn er sie in dem drohenden Unwetter verlieren würde, könnte er sie nicht wieder finden. Ein weiterer Blitz erhellte die Hemisphäre und er nahm etwas Glitzerndes aus seinen Augenwinkeln wahr. Ihre Haarspange.

Mit Schrecken stellte er fest, dass sie schon mehrere hundert Meter Vorsprung hatte und er raste hinterher. Wo wollte sie hin?, fragte er sich, als sie über die Dächer der schlafenden Stadt sprangen.

Er pumpte noch mehr Kraft in seine langen Beine, dass die Dächer unter ihm brachen und ließ ihre wehende Haarpracht nicht mehr aus den Augen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-09-29T14:34:58+00:00 29.09.2008 16:34
cool ich bin glaubig süchtig nach er geschichte geworden
Von:  TheBlackBloodsxx
2008-08-31T14:46:05+00:00 31.08.2008 16:46
Heya^^
Also, mal wieder musste ich mir meine Gelache verkneifen xD
"Glatzkopf und Perückendödel" xD xD
Richtig gut geschrieben^^ und jetzt folgt Kenpachi ihr sogar :D
LG



Zurück