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Nebel über Hogwarts

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Valentinstag

Nebel über Hogwarts – Kapitel 48: Valentinstag
 

Alleine der Gedanke an den Valentinstag machte Remus nervös, und trotz all der Mühe, die er sich gemacht hatte, trotz all der Vorbereitungen, war sein Magen ein bleischwerer Klumpen, als am vierzehnten Februar der Wecker klingelte und ihn gnadenlos in die Große Halle zum Frühstück hinunterschickte. Nachdem die Hogsmeade-Wochenenden schon zu Beginn des Schuljahres abgesagt worden waren, gab es Limits für die Dinge, die ein kreativer Freund für seine Freundin arrangieren konnte, um sie zu überraschen. Von James und Sirius wusste Remus, dass früher Madam Puddifoots sehr beliebt gewesen war, aber das war jetzt keine Option, und deswegen musste er selbst für eine romantische Atmosphäre und einen schönen Abend sorgen.

Zu seiner Freude hatten seine Freunde sein Dilemma erkannt, sogar James, der noch immer ein wenig eifersüchtig wirkte, und sich daran gemacht, ihn zu unterstützen. Gemeinsam hatten sie einen Plan entwickelt, der den Abend sowohl für ihn als auch für Florence perfekt machen würde, auch wenn Remus diesmal alles, das er zu sich nahm, auf Liebestränke kontrollieren würde. Sicher war eben sicher.

Gemeinsam mit den anderen Rumtreibern schlurfte er die Treppen hinunter in die Große Halle, wo sie am Gryffindor-Tisch Platz nahmen, doch Remus konnte nicht wirklich still sitzen. Alle paar Sekunden warf er einen Blick hinüber zur Eingangstür, durch die Florence kommen würde, auch wenn seine Sicht von dem herzförmigen Konfetti, das von der Decke regnete, behindert wurde. Da! Da war sie!

Hastig erhob er sich von seinem Stuhl, bevor er sich besann und, bemüht, ruhig und nicht aufgeregt zu wirken, Florence ihren Weg zu ihrem Platz am Hufflepufftisch abschnitt. „Guten Morgen.“

Augenblicklich hellte sich ihr Gesicht auf und sie schlang ihre Arme um ihn, bevor sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste, ein wenig leidenschaftlicher als gewöhnlich. „Guten Morgen.“

Sie lächelte zu ihm hoch, zumindest für einen Moment, bevor sie Konfetti in seinen Haaren entdeckte und mit einem Lachen begann, es herauszupicken, wahrscheinlich mehr, um ihn streicheln zu können, als weil sie wirklich dachte, dass es etwas brachte.

„Möchtest du... möchtest du dich zu mir setzen?“, fragte sie schließlich, und er nickte, folgte ihr hinüber zum Hufflepufftisch, wo ein paar ihrer Kollegen bereitwillig für ihn Platz machten. Während sie ihr Frühstück teilten, plauderten sie über den Tag, über ihre Stunden, über das Wetter, über jedes Thema außer dem, das Remus eigentlich ansprechen wollte, bis es schon fast Zeit war, sich auf den Weg in den Unterricht zu machen und ihm eigentlich keine andere Wahl mehr blieb. „Hast du... hast du heute Abend Zeit?“

„Klar“, entgegnete sie, und er meinte, einen Hauch von Vorwurf in ihrer Stimme zu hören, so als ob sie ihn dafür beschuldigen wollte, dass er ihr manchmal absagte, während sie immer für ihn da war.

„Wollen wir uns dann gegen Sieben in der Eingangshalle treffen?“, fragte er, und sie nickte, ihr Gesicht voll freudiger Erwartung. „Und... ähm... könntest du das Abendessen auslassen?“

Sie strahlte, begriff sofort, was er damit sagen wollte. „Für dich immer.“ Auch wenn ein schelmischer Unterton in ihrer Stimme lag, ihre Worte berührten ihn trotzdem, und er nahm sich umso fester vor, seinem Plan für den heutigen Abend zu folgen, als er sie hörte.

Der Schultag verging in einem Wirbel aus Vorfreude und Furcht, und bevor er Zeit hatte, sich zu besinnen, Zeit hatte, seine Nervosität unter Kontrolle zu bringen, stand er in der Eingangshalle, in seinem besten Schulumhang, und wartete, dass Florence auftauchen würde. Obwohl es nur ein paar Minuten waren, hatte er genug Zeit, in seinem Kopf alle möglichen Horroszenarien zu spinnen, von einem Überfall auf sie bis zu ihrer Erklärung, dass sie zum Valentinstag lieber mit jemand anderem ausgehen wollte, und nicht mit einem Werwolf.

Seiner Erleichterung war fast sichtbar, als sie die Treppe aus den Kellern heraufkam, noch schöner als sonst, wenn er sie sah, die Haare hochgesteckt und mit einem Lächeln auf den Lippen. „Hey.“

„Hey“, entgegnete er und küsste sie, ignorierte die anderen Schüler, die auf dem Weg zum Abendessen oder zurück in ihre Gemeinschaftsräume waren, bevor er ihr seinen Arm anbot und sie sich bei ihm unterhakte.

„Wohin gehen wir?“, fragte sie schließlich, als sie schon die Haupttreppe erklommen hatten, und Remus grinste, ein übermütiger Gesichtsausdruck, der mehr zu Sirius als zu ihm passte.

„Das ist eine Überraschung, und abgesehen davon würdest du den Raum ohnehin nicht wiedererkennen.“

„Nicht wiedererkennen?“, wiederholte sie, offensichtlich neugierig, und er biss sich auf die Lippen, als er bemerkte, dass er einen Teil seiner Überraschung bereits verraten hatte.

„Mehr verrate ich nicht!“, entgegnete er, und sie lachte, offensichtlich unbeeindruckt von seiner Ankündigung. Während des ganzen Weges die Treppen nach oben hörte sie nicht auf, ihm Fragen zu stellen und ihn um Hinweise zu betteln, und je länger ihr Spiel ging, desto mehr gefallen fand er daran, mehr zu wissen als sie.

Doch schließlich hatten sie die richtige Tür, ein paar Stockwerke unter der Spitze des Astronomieturms, erreicht, und Remus hielt gemeinsam mit Florence inne, bevor er seinen Zauberstab zog. Für einen Moment sah sie überrascht aus, als er ihn auf sie richtete, doch sein beruhigendes Lächeln schien die gewünschte Wirkung zu haben. „Mach die Augen zu“, wisperte er, und dann fügte er leise hinzu: „Obscuro.

Die Augenbinde tauchte auf wie gewünscht, verhinderte, dass sie etwas sehen konnte, selbst wenn sie schummelte, und mit einem nonverbalen Alohomora öffnete er die Tür zu dem Raum, den er und seine Freunde am Vortag vorbereitet hatten. Das erste, was er bemerkte, war der Geruch, und Florence schien es ähnlich zu gehen, denn er hörte, wie sie tief die Luft einsog, um herauszufinden, was hier so duftete.

Er wusste selbst nicht, was Tinky die Hauselfe für sie gezaubert hatte, außer ein paar süßen Kleinigkeiten an einem Tisch für zwei neben dem Fenster, den er verwandelt hatte, standen dort nur leere, goldene Teller und Kelche wie in der Großen Halle.

Vorsichtig führte er sie ein paar Schritte weiter, in das Zimmer hinein, seine Hände an ihren Schultern, und schloss und versiegelte die Tür hinter ihnen – Remus hatte keine Lust, einem verirrten Erstklässler zu erklären, was genau sie hier machten. Als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung trug er ein Exemplar des Zwei-Wege-Spiegels in der Tasche, und seine Freunde überwachten in ihrem Schlafsaal die Karte des Rumtreibers, damit sie nicht zufällig von patrouillierenden Lehrern erwischt wurden.

Sorgfältig, damit sie nicht fiel oder am Tisch anschlug, dirigierte er sie auf ihren Stuhl, bevor er mit einer Bewegung seines Zauberstabs die magischen Kerzen entzündete und sie über ihnen schweben ließ. Dann ließ er die Augenbinde verschwinden und sie keuchte auf.

Das ehemalige Klassenzimmer war kaum mehr zu erkennen, die Rumtreiber und er hatten gemeinsam die vielen Tische und Stühle nach draußen getragen, die Tafel verschwinden lassen, und genügend Wärmezauber auf den Raum gelegt, um ihn auf eine angenehme Temperatur zu bringen. Durch die Fenster schien der Mond herein, dankenswerterweise nicht voll – Remus wusste nicht, wie er Florence seine Abwesenheit am Valentinstag hätte erklären sollen – die Sterne funkelten und die Wände, zuvor rau und kahl, waren nun mit Wandteppichen bedeckt.

Für einen Moment ließ Florence ihren Blick über all die Mühe wandern, die Remus sich gemacht hatte, dann blickte sie zu ihm hoch und lächelte. Er hatte jegliche Art von Pink in der Dekoration vermieden, aber auf dem Tisch stand eine Vase mit roten Rosen, von denen er vom Halloweenball her wusste, dass sie sie mochte, und an den Fenstern hingen Blumengirlanden.

„Das ist... wow“, stellte sie schließlich fest, noch immer verwundert über die Mühe, die er sich gemacht hatte, und er lächelte, ein wenig verlegen über ihre Reaktion – noch immer war er es nicht gewohnt, dass seine Anstrengungen wirklich gewürdigt wurden, und das Lob war ihm fast peinlich. Jeder Junge hätte doch dasselbe für seine Freundin getan, oder nicht?

„Hast du Hunger?“, fragte er schließlich, um von dem Thema abzulenken, und sie lächelte wissend, kannte ihn ganz offensichtlich gut genug, um seine Reaktion richtig zu deuten.

„Ja – immerhin hab ich extra das Abendessen für dich ausfallen lassen.“

Er grinste, bevor er schließlich auf der anderen Seite des Tisches, ihr gegenüber, Platz nahm, und die Stoffserviette aufnahm, sie auffaltete, und sich auf den Schoß legte. Florence folgte seinem Beispiel, und kaum war sie damit fertig, sah ihn erwartungsvoll an, erschien die Vorspeise, Salat, auf den Tellern, gemeinsam mit Krügen von Kürbissaft und Butterbier – nicht sehr französisch, aber das warme Butterbier war, nach der klirrenden Februarkälte auf den Gängen, umso willkommener.

Florence, wie von Neuem überrascht, sah sich alle paar Bissen fasziniert um, bevor sie ihn dann wieder anlächelte, mit diesem zärtlichen Ausdruck, der ihm Hoffnung für den zweiten Teil seines Planes machte.

Kurz vor dem Hauptgang schlich seine Hand über den Tisch und schummelte sich über ihre, streichelte vorsichtig mit dem Daumen über ihre weiche Haut, ein fast surreales Gefühl, hier, in diesem ehemaligen Klassenzimmer. Remus war eigentlich kein romantischer Mensch, und wenn er seine Mutter in den Ferien dabei erwischte, Muggelliebesfilme im Fernsehen zu sehen, dann schüttelte er eigentlich nur den Kopf, weil er die Anziehungskraft dieser immer gleichen Machwerke nicht verstand. Aber hier und jetzt... das hier war perfekt, und ein Teil von ihm begriff nun diese Sehnsucht, jetzt, wo sie für ihn in Erfüllung gegangen war.

Abrupt nahm er sich vor, sich bei Tinky zu bedanken und ihr... naja, eben eines von diesen Dingen zu schenken, die Hauselfen eben gerne mochten, dafür, dass sie dieses Erlebnis für ihn möglich gemacht hatte. Der Abend war bis jetzt einfach nur wundervoll, auch wenn immer wieder Erinnerungen an ihr erstes, desaströses Treffen zu Beginn des Schuljahres auftauchten, aber jedes Mal, wenn sie in ihm hochstiegen, schob er sie wieder in die Tiefen seines Gedächtnisses zurück, wo sie auch hingehörten.

Dass er sich angeregt mit Florence unterhielt, half ihm dabei, ihr Lächeln und das Strahlen in ihren Augen noch mehr. Sie schien ihm und seinen Freunden vollkommen verziehen zu haben, das zeigte die Art, wie sie nicht nur mit ihm, sondern auch den Rumtreibern umging, und es machte ihn dankbar. Wahrscheinlich würden sie nie die allerbesten Freunde sein, aber sie verstanden sich recht gut, und Florence war oft Teil ihrer freundschaftlichen Geplänkel, oder der zahlreichen Schneeballschlachten, die sie in den letzten Monaten veranstaltet hatten.

Sie lächelte zu ihm hinüber, als der letzte Gang vor dem Dessert verschwand, und Remus spürte, wie seine Anspannung wuchs. Bei allen anderen Gerichten hatte Remus Tinky freie Hand gelassen, weil er sich nicht so wirklich sicher war, was Florence mochte, aber ihre Vorlieben bei Süßigkeiten kannte er...

Vor ihnen tauchte je ein kleines, verschlossenes Glas auf, und Florence musterte es neugierig, gemeinsam mit dem einsamen Dessertlöffel, der noch neben ihrem Teller lag. „Was ist das?“, fragte sie, und er grinste.

„Mach es auf.“

Sie folgte seinem Vorschlag, und entdeckte noch warmen Schokoladenkuchen im Inneren, den sie verzückt betrachtete, ein Ausdruck, der sich noch steigerte, als sie den ersten Löffel nahm. „Mh... der ist toll.“

Wenn das überhaupt möglich war, verbreiterte sich sein Grinsen, und einen Moment später wusste sie auch, wieso – sie hatte die flüssige Schokolade im Inneren des Kuchens entdeckt, und er hatte die Freude, neben seiner eigenen Portion auch noch den entrückten Ausdruck auf dem Gesicht seiner Freundin zu betrachten. Wenige Minuten später, nachdem er Florence noch einige Löffel von seinem eigenen Kuchen abgetreten hatte, standen sie gemeinsam am Fenster und blickten auf die noch immer verschneiten Ländereien hinunter, denen der Mond einen zauberhaften Schimmer gab.

Fast zögerlich, mit einer Scheu, die er seit dem Weihnachtsball, als sie sich zum ersten Mal geküsst hatten, nicht mehr gespürt hatte, schlang Remus seinen Arm um Florence, und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, schmiegte sich näher an ihn...

„Danke“, flüsterte sie leise, und er sah zu ihr hinunter, wandte sich ihr zu und richtete seinen Blick auf ihr Gesicht statt auf die nächtliche Landschaft.

„Nicht“, entgegnete er, und sie lächelte zu ihm hoch, bevor er seine Finger an ihre Wange und seine Stirn an die ihre legte. Für einen Moment schwiegen sie, während die Nervosität, die Remus während der letzten Stunden erfolgreich unterdrückt hatte, wieder in ihm aufwallte, doch dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen. „Ich liebe dich“, wisperte er, so leise, dass er es selbst kaum hören konnte, doch Florence hatte ihn verstanden, das sah er an dem verräterischen Schimmer in ihren Augen.

„Ich liebe dich auch“, entgegnete sie, leise, bevor sie sich reckte und ihn küsste, bevor er ihr antworten konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  rikku1987
2014-05-21T10:16:42+00:00 21.05.2014 12:16
Hui wie romantisch

Antwort von:  Glasschmetterling
23.05.2014 18:36
Danke für deine vielen lieben Kommentare, ich freu mich immer, wenn ich von dir lese. Ja, langsam arbeiten wir uns (wie in den Harry Potter-Bänden) auf den großen Endkampf zu, bin schon gespannt, wie er ankommt :)


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