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Nebel über Hogwarts

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Quidditch

Nebel über Hogwarts – Kapitel 15: Quidditch
 

Der Quaffel sauste an James vorbei und er streckte die Hände aus, spürte, wie das Leder des roten Balles über seine Fingerspitzen kratzte, dann entglitt er ihm und fiel auf den Boden zu. Doch kurz bevor er aufschlagen konnte, sauste Emily Morrison knapp am Boden entlang, fing ihn und schoss hoch, um den Quaffel mit einem großartigen Schuss durch die Ringe zu befördern.

Ein lauter, durchdringender Pfiff hallte über das Quidditchfeld und James wandte den Kopf, blickte hinüber zu Claire Rowan, die ihnen allen bedeutete, zu landen und sich zur Teambesprechung einzufinden. Die junge Frau, die, obwohl sie erst in der sechsten Klasse war, bereits das zweite Jahr in Folge das Quidditchteam von Gryffindor anführte, sah ganz und gar nicht zufrieden aus und das Schlagholz, das sie über eine ihrer Schultern gelegt hatte, verstärkte den bedrohlichen Eindruck noch. Dabei war Claire nicht einmal bullig oder kräftig gebaut, sondern im Gegenteil eher zart – trotzdem war sie eine der besten Treiberinnen, die James jemals gesehen hatte und er wusste aus eigener Erfahrung recht genau, dass sie traf, was sie treffen wollte.

„Potter!“ Die Befürchtung, dass sie es auch an diesem Abend auf ihn abgesehen hatte, wurde, sofort nachdem er gelandet und von seinem Besen gestiegen war, erfüllt. Claire stapfte wütend auf ihn zu und funkelte ihn mit ihrem besten Ich-bin-Kapitän-und-gar-nicht-glücklich-Blick an. „Ich weiß ja, dass ich mir im nächsten Jahr zwei neue Jäger suchen muss, aber wenn du weiter so spielst wie heute, fange ich vielleicht früher damit an! Ich verstehe ja, dass du in den Ferien unbedingt mit deinem Freund Black rumhängen und Blödsinn machen musstest, aber jetzt bist du in Hogwarts und wenn mein Team verliert, weil du mit dem Kopf bei irgendwelchen hübschen Mädchen bist, dann wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein, Potter.“ James hatte das Gefühl, dass ihr Tonfall sogar einen Drachen verschreckt hätte, und angemessen beeindruckt senkte er den Kopf, vor allem, weil er ganz genau wusste, dass ihre Kritik berechtigt war. Er war wirklich mit dem Kopf bei Mädchen, genauer gesagt bei einem Mädchen und der Tatsache, dass Schniefelus es ganz offensichtlich gewagt hatte, mit ihr zu flirten und ihr sogar einen Liebesbrief zu schreiben.

„Hörst du mir überhaupt zu, Potter?“ Claire klang noch immer schneidend und James blickte auf, zuckte mit den Schultern. „Ja. Und du hast Recht, Boss... ich sollte mich wirklich mehr konzentrieren.“

Sein ernster Tonfall nahm Claire den Wind aus den Segeln und sie begnügte sich damit, noch einmal tief Luft zu holen, bevor sie in normaler Lautstärke weitersprach. „Von gewissen unrühmlichen Ausnahmen abgesehen lief es doch eigentlich ganz gut... ihr habt nicht alles verlernt, so wie ich befürchtet hatte, aber ich bezweifle stark, dass die Schlangen uns diesen Gefallen getan haben. Also wartet eine Menge Arbeit auf uns in diesem Jahr und wir sollten zusehen, dass wir so bald wie möglich damit anfangen. Potter, dir wird die zweifelhafte Ehre zu teil, gemeinsam mit mir und Sanders“, sie nickte der für ihr Alter hochgewachsenen Viertklässlerin zu, die im letzten Jahr ebenfalls als Jägerin zum Team gestoßen war, „Montag abends ein paar Extrarunden zu drehen, bis wir euch entrostet haben. Der Rest von euch stößt dann Dienstags und Donnerstags zu uns, und wenn es wirklich so schlimm aussieht, wie ich das befürchte, werden wir wohl auch einige Samstage einschieben müssen. Dieses Jahr gibt es ja keine Hogsmeade-Wochenenden, die uns bei den Terminen in den Weg kommen könnten.“

James war sich recht sicher, dass Claire die einzige Schülerin im ganzen Schloss war, die diesen Standpunkt vertrat, und das unterdrückte Murren seiner Teamkollegen bestätigte ihn in dieser Ansicht.

„Und ich denke, jetzt ist es Zeit, für heute Schluss zu machen, so verzweifelt, dass wir jetzt bei magischem Licht weitermachen müssen, bin ich dann doch noch nicht. Und eigentlich wart ihr ja auch gar nicht so schlecht.“

Mittlerweile kannte James den Führungsstil der jungen Frau, und das, was sie eben von sich gegeben hatte, kam einem Kompliment sehr nahe, was auch erklärte, wieso die Mannschaft doch in recht guter Stimmung in die Kabinen zurückkehren wollte. Doch bevor er an Claire vorbeigehen konnte, packte sie ihn am Arm, hielt ihn zurück, bis die anderen Spieler außer Hörweite waren, und fixierte ihn dann. „Hör mal, Potter, ich hab genauso wie wohl vier Fünftel aller Schüler eine Vermutung, was dich so beschäftigt, aber das geht mich nichts an. Was mich etwas angeht, sind deine Leistungen im Team. Und die waren heute so mies, dass ich wirklich kurz überlegt habe, dich rauszuwerfen. Also krieg dein Gefühlsleben besser vor dem nächsten Spiel in den Griff, Potter, bevor das ganze Team darunter leiden muss. Jetzt, wo die Slytherins plötzlich fünfzig Punkte mehr haben und keiner weiß, wieso, ist ein Sieg auch für die Hausmeisterschaft wichtig.“

James schluckte und nickte.
 

Das heiße Wasser der Duschen fühlte sich gut an, entspannte ihn, und James stand auch noch darunter, als die gedämpften Stimmen seiner Teamkollegen aus dem Umkleideraum nebenan verebbten. Er wollte nicht aus der Wärme treten, die leichte Massage der herabprasselnden Strahlen weiter genießen und nicht daran denken, was er gestern Morgen in der Großen Halle gesehen und gehört hatte.

Lily und Snape. Schniefelus und Lily.

Was auch immer seine Freunde, besonders Sirius, glaubten, sein Interesse an der jungen Frau war mehr als nur eine flüchtige Teenager-Schwärmerei. Dafür fand er sie schon zu lange anziehend, faszinierend und... bezaubernd. Dass sie im Gegenzug nicht an ihm interessiert war, hatte am Anfang ihren Reiz nur verstärkt, zu sehr war er es gewohnt gewesen, dass ihm die Mädchen zu Füßen lagen... doch mittlerweile schmerzte es ihn.

Er hatte sich bemüht, redlich bemüht, sich zu ändern, ihren hohen Standards gerecht zu werden, ließ Schniefelus weitestgehend in Ruhe, hörte mehr auf Remus, fragte sie nicht mehr alle zwei Wochen nach einem Date, ging nicht mehr mit jedem Mädchen aus, das hübsch genug war für seine Ansprüche... versuchte, ihr zu zeigen, dass er es ernst meinte. Wirklich ernst. Und sie schien es nicht einmal zu bemerken, sah ihn immer noch als den pubertierenden Idioten, der er vor drei, zwei und sogar noch vor einem Jahr gewesen war.

Dass er sich wirklich geändert hatte, merkte er daran, dass auch die Lehrer sein neu erwachtes Verantwortungsbewusstsein bemerkt und ihm den Schulsprecherposten übertragen hatten. Natürlich, gelegentliche Streiche würde es immer geben und er gab zu, dass er bei der Sache mit Remus und Florence über die Stränge geschlagen hatte, doch die gefährlichen, verantwortungslosen Dinge ließ er mittlerweile sein, oder zumindest glaubte er das.

Erschöpft fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare, legte den Kopf in den Nacken, um das Wasser auf sein Gesicht prasseln zu lassen. Sirius war nicht begeistert gewesen von seiner Wandlung, das hatte sein Freund ihm klar gemacht, aber er stand ihm auch nicht im Weg – dafür hatte er in seiner Familie zu oft zu spüren bekommen, wie es war, wenn unvereinbare Grundsätze und Lebensweisen aufeinander trafen, doch Remus hatte seiner Freude Ausdruck verliehen. Nicht begeistert und überschwänglich, das war nicht seine Art, sondern ruhig und ohne viele Worte, durch ein Nicken oder einen zustimmenden Kommentar.

Remus. James wusste, was er seit mehr als einer Woche vor sich her schob, die Entschuldigung war längst fällig und er konnte sich auch nicht damit herausreden, dass sie beide etwas falsch gemacht hatten. Das war nicht so, er wusste das, Remus wusste das, sie alle wussten es und doch konnte er sich nicht dazu durchringen, es laut vor Remus oder Florence oder Remus und Florence zuzugeben. Das Schlimmste daran war, dass er Remus' Gefühle für das Mädchen aus Hufflepuff vollkommen falsch eingeschätzt hatte. Er hatte es für weniger als eine kurze Schwärmerei gehalten, doch nach Remus' wütendem Ausbruch im Schlafsaal während der Party hatte er begriffen, dass die Situation sich anders darstellte, dass Remus ernsthaft an Florence interessiert war. Und wenn James sich nur vorstellte, dass jemand – irgendjemand – ihn in dieselbe Situation brachte, allerdings mit Lily, dann krümmte er sich bereits innerlich.

Seufzte drehte er das heiße Wasser ab, nachdem er nun allen Gesprächen mit seinen Teamkollegen erfolgreich ausgewichen war, konnte er sich trotzdem nicht länger davor drücken, in den Gemeinschaftsraum zurückzukehren, oder irgendjemand würde ein Suchkommando losschicken. Eilig trocknete er sich ab und schlüpfte wieder in seine Schuluniform, bevor er seinen Besen schulterte und aus den Kabinen in den kühlen Septemberabend trat – und erstarrte.

Florence Silverspoon lehnte neben der Tür an der Holzwand und stieß sich genau in dem Moment, als er nach draußen kam, ab und sprach ihn an. „James.“

Es war offensichtlich, dass sie auf ihn gewartet hatte, ihrem leichten Frösteln nach zu urteilen schon eine Weile, und er fragte sich, ob sie diese Mühe auf sich genommen hätte, um ihm zu sagen, wie wenig sie von ihm hielt. „Florence. Hi.“

Ihre blauen Augen musterten ihn durchdringend, während sie vor den Kabinen standen, bevor sie schließlich so etwas Ähnliches wie ein Lächeln produzierte. „Können wir... können wir uns einen Moment unterhalten?“

James verbiss sich eine Bemerkung darüber, dass sie das bereits taten, er wollte die Tatsache, dass Florence wenigstens mit ihm sprach, nicht durch eine Dummheit von seiner Seite wieder kaputtmachen. „Klar.“

Trotz ihrer Ankündigung zögerte sie, bis sie sich schließlich entschloss, zum Punkt zu kommen. „Remus vermisst euch.“

Der Satz überraschte James insofern nicht, als dass auch er Remus vermisste, doch dass er von Florence kam, die ihn nicht wirklich mochte, überraschte ihn dann doch – genauso wie die Tatsache, dass sie so viel über das Gefühlsleben seines Freundes zu wissen schien.

„Er bemüht sich, es zu verstecken, aber er fühlt sich einsam ohne seine Freunde, auch wenn ich etwas mit ihm unternehme... aber er ist zu stolz, um einfach zu euch zurückzukommen und so zu tun, als ob nichts gewesen wäre.“

So viel hatte James auch selbst begriffen, und er nickte langsam. „Ich weiß.“

Florence fuhr sich mit den Fingern durch die blonden Locken. „Und wieso tust du dann nichts dagegen?“

„Mh...“ Unbehaglich zuckte er mit den Schultern, so wirklich wusste er selbst nicht, woran es lag, und er hatte nicht vor, sein Gefühlsleben mit dem Mädchen zu diskutieren, doch seine Zurückhaltung schien es ihr leichter zu machen, zu sagen, was sie aussprechen wollte.

„Ich glaube, Remus ist nicht einmal wegen sich selbst wütend, sondern vor allem, weil es mich erwischt hat, und deswegen bin ich hierher gekommen... um mich mit dir auszusprechen, damit ich ihm sagen kann, dass du dich entschuldigt hast, und dann wieder alles in Ordnung ist.“

Sie sah ihn erwartungsvoll an, und er schluckte, bevor er sein Zögern verfluchte und nach vorne stürmte wie im Quidditch-Match, wenn er dem gegnerischen Jäger den Quaffel abnehmen wollte. „Es tut mir leid, Florence.“

Die Worte kamen hastig heraus, schnell, doch sie schien zufrieden und lächelte leicht. „War das wirklich so schlimm?“

James hielt inne, blickte in sich hinein, und sah sich schließlich der Ehrlichkeit wegen gezwungen, den Kopf zu schütteln. In seiner Vorstellung hatte er die Entschuldigung einfach nicht über die Lippen gebracht, doch in der Realität hatte es überraschend gut geklappt.

Florence lächelte. „Wenn du das jetzt noch bei Remus hinbekommst, dann ist wieder alles in Ordnung, denke ich.“

James hoffte das auch, auch wenn er nicht so zuversichtlich sein wollte wie sie, und während Florence sich zum Gehen wandte, beobachtete er sie und überlegte, ob er vielleicht gemeinsam mit ihr zum Schloss hochgehen sollte.

Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf und er machte einen Schritt auf sie zu. „Florence?“

Sie drehte sich zu ihm um, offensichtlich überrascht, dass er sie noch einmal angesprochen hatte, und James trat auf sie zu. „Warum machst du das eigentlich?“

„Was?“ Irritiert und verwirrt wirkte sie, und James bemerkte, dass er wohl ein wenig genauer erklären musste, was er meinte. „Versuchen, die Sache zwischen mir und Remus zu bereinigen. Ich meine, du kannst mich und Sirius ja nicht wirklich leiden, oder?“

Florence lachte, ein Laut, den sie allerdings sofort wieder erstickte, als sie merkte, dass er seine Erklärung keineswegs sarkastisch gemeint hatte. „Na und? Remus mag euch, und er ist unglücklich, weil ihr nicht mit ihm redet. Wenn Remus glücklich zu machen bedeutet, dass ich dafür ein wenig Zeit mit ein paar Leuten verbringen muss, die nicht gerade auf der Liste meiner Lieblingspersonen stehen... dann ist das eben so.“ Sie war ein wenig errötet, doch James wusste nicht, ob diese Reaktion nicht doch etwas mit der bereits empfindlich kühlen September-Abendluft zu tun hatte. „Also... wirst du mit ihm reden?“

James nickte.



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