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Nebel über Hogwarts

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Ausklingen lassen

Nebel über Hogwarts – Kapitel 31: Ausklingen lassen
 

Remus fand, dass der Abend ausgezeichnet gelaufen war, während er durch den Gemeinschaftsraum auf seinen Schlafsaal zusteuerte und dabei vollkommen von James und Emily übersehen wurde, die gerade mit vollem Körpereinsatz Flugmanöver beim Quidditch beschrieben. Auch Sirius war seines Wissens nach noch nicht zurückgekehrt, sondern trieb sich gemeinsam mit Clarissa irgendwo im Schloss herum, wahrscheinlich in einer ruhigen, vor Lehrern und anderen Schülern versteckten Ecke.

Er schüttelte den Kopf, zwar hatte er Florence zu ihrem Gemeinschaftsraum zurückbegleitet und ihr die Hand geküsst, als er sich von ihr verabschiedet hatte, aber auf die Idee, mit ihr in irgendeiner dunklen Nische des Schlosses zu verschwinden und mit ihr rumzuknutschen, wäre er nie gekommen. Wahrscheinlich war er einfach nicht der Typ, der leicht Vertrauen aufbaute und sich schnell mit anderen Menschen verstand.

Fast unmerklich zuckte er mit den Schultern, bevor er die Tür zu seinem Schlafsaal öffnete und leise eintrat, um Peter nicht zu wecken, doch zu seiner Überraschung sah er, wie sein Freund wach auf seinem Bett saß und auf etwas hinabblickte, das in seinen Kissen lag.

„Hi“, meinte er leise, was seinen Freund aufblicken und den Finger an seine Lippen legen ließ, während Remus nähertrat. „Shh“, machte Peter und erst jetzt sah Remus, wer da unter den Decken lag, die mausbraunen Haare auf dem Kissen ausgebreitet – es war Suzanne.

„Sie ist hier einfach eingeschlafen – und ich will sie nicht wecken, und in ihr Bett bringen kann ich sie auch nicht.“

Remus nickte. „Leg dich doch einfach in Sirius' Bett – ich bezweifle, dass er es heute Nacht noch brauchen wird.“

Peter nickte und erhob sich langsam, machte die paar Schritte hinüber zum Bett seines Freundes, bevor er sich zögerlich darauf niederließ, offensichtlich nicht besonders müde. „Und, wie ist es gelaufen?“

Alleine der Gedanke an den vorhergegangenen Abend ließ Remus lächeln, was er allerdings selbst erst im Nachhinein bemerkte. „Wirklich toll. Wir haben getanzt und uns unterhalten und alle haben sich gut verstanden – Florence hat sogar mit James und Sirius geredet, obwohl sie sie am Anfang überhaupt nicht ausstehen konnte.“

Peter nickte nachdenklich, und einen Moment später meinte Remus leise: „Und bei dir... euch?“

Für einen Moment wirkte sein Freund überrascht – überrascht, dass er nachfragte – aber dann zuckte er mit den Schultern. „Ich bin mir nicht ganz sicher. Wir haben ein wenig Schach und Zauberschnippschnapp gespielt, und irgendwann hat sie dann angefangen, ein wenig zu erzählen... davon, wie unglücklich sie ist, seit sie nach Hogwarts gekommen ist, dass sie so unglaubliches Heimweh hat, dass unsere Eltern ihr fehlen und dass diese Bande von Slytherins so unglaublich gemein zu ihr ist, schon seit sie hier ist. Die Sache mit den Flüchen ist nur die Spitze des Eisberges... sie haben ihre Hausaufgaben verschwinden lassen, ihre Schuhbänder verknotet, ihre Tasche reißen lassen – diese kleinen, gemeinen Dinge, die man nicht richtig zurückverfolgen kann. Und weißt du, was das allerschlimmste daran ist? Dass ich davon gar nichts mitbekommen habe! Ich bin doch ihr Bruder, verdammt.“

„Shh“, meinte Remus mahnend, er hatte Angst, dass Peter seine Schwester aufwecken würde, wenn er sich weiterhin so aufregte. „Wenn sie nicht zu dir kommt, kannst du auch nichts tun, Peter. Und jetzt hat sie sich dir anvertraut und wir alle können ihr helfen und sie beschützen.“

Peter nickte langsam, fast gegen seinen Willen, und Remus war sich sicher, dass – egal, wie oft sie ihm sagen würden, dass es nicht seine Schuld war – ihm diese Sache noch lange Gewissensbisse bereiten würde. Für einige Momente schwiegen sie, hingen beide ihren eigenen Gedanken nach, dann fragte Remus leise: „Hat sie Namen genannt?“

Peter schüttelte den Kopf. „Sie wollte noch immer nichts verraten... sie hat noch immer zu große Angst.“

Für einen Moment kaute Remus unruhig auf seiner Lippe herum, dann meinte er leise, weil er wusste, dass Sirius dieselbe Frage stellen würde: „War es Snape?“

Peter schüttelte den Kopf, was ihn sehr verwunderte – hatte er nicht eben noch gesagt, dass er nicht wusste, wer die Angreifer waren? „Nein. Ich hab sie auch gefragt – du kennst ja Sirius, er würde keine Ruhe geben in diese Richtung – und sie hat gesagt, dass es nicht Snape war und dass es dämlich von uns ist, ihn zu verdächtigen.“ Er hielt für einen Moment inne, schluckte. „Und dann hat sie gesagt, dass wir zu ihm genauso gemein sind, wie diese Slytherins zu ihr, und dass wir auch nicht besser sind, auch wenn wir uns jetzt aufspielen.“

Remus konnte nicht verhindern, dass er nach Luft schnappte. Zwar war ihm der Gedanke, dass sie hier vielleicht zweierlei Maß anlegten, bereits gekommen, doch es gab einen Unterschied zwischen einer dumpfen Überlegung, die man so schnell wie möglich wieder verdrängte, und klar ausgesprochenen Worten. „Das hat sie gesagt?“

„Ja, hat sie.“ Peter nickte unglücklich. „Und was noch viel schlimmer ist – ich glaube, sie hat damit recht.“

Einen Moment oder zwei ließ Remus sich den schmerzhaften Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen, dann zwang er sich selbst dazu, die nächsten Worte auszusprechen: „Hat sie. Auch wenn James und vor allem Sirius das sicher anders sehen werden.“

Remus zuckte unbehaglich mit den Schultern, die Änderungen, die er in der letzten Zeit an James bemerkt hatte, erstreckten sich bedauerlicherweise nicht auf seine Einstellung Severus Snape gegenüber, und Sirius war wahrscheinlich noch nicht einmal auf den Gedanken gekommen, seine eigene Position in der Hinsicht zu überprüfen. Für ihn war es so etwas wie ein Naturgesetz, dass man Magiern, die Interesse an Schwarzer Magie zeigten, das Leben so schwer wie möglich machte, was wahrscheinlich auch an seiner Familie lag.

„Du hast ja Recht, Tatze und Krone werden sich von nichts abhalten lassen, egal, was wir sagen. Aber was mich angeht, ich bin aus der Sache raus – mich kriegen sie nicht mehr dazu, ihm irgendetwas anzutun, egal, was sie sagen.“

Remus nickte langsam, froh, einen Verbündeten gewonnen zu haben, dann ließ er sich auf seinem Bett zurückfallen, als die Erschöpfung überhand nahm. Trotzdem blieb da ein Gedanke in seinem müden Gehirn zurück, der es wert war, verfolgt zu werden, und das besonders jetzt, da er eine Gelegenheit hatte, alleine mit Peter zu sprechen. „Warum bist du eigentlich nicht mitgekommen?“

„Weil ich etwas mit meiner Schwester unternehmen wollte“, entgegnete sein Freund, was Remus nur mit einem skeptischen Blick quittierte. „Und das hättest du auch an jedem anderen Tag dieses verdammten Schuljahres machen können, Peter. Also wieso ausgerechnet heute?“

Die Frage schien das Ziel getroffen zu haben, denn der andere sah ein wenig ertappt drein und verzog nachdenklich das Gesicht, starrte den Baldachin über Sirius' Himmelbett an, bevor er schließlich antwortete: „Weil... ich weiß nicht, ich wollte mich nicht blamieren.“

Remus hob die Augenbrauen. „Dich blamieren? Wieso? Wenn heute bei jemandem die Gefahr bestand, dass er sich blamiert, dann war ich das – auf der Tanzfläche zusammenzubrechen, weil man vom letzten Vollmond noch so erschöpft ist, fällt ja wohl unter diese Kategorie.“

Selbst in dem dämmrigen Licht, das durch die hohen Fenster des Turmes hereinfiel, konnte Remus sehen, wie Peter sich schämte. „Nicht deswegen... aber naja, ich bin doch fürchterlich ungeschickt, kann nicht tanzen – und ich hatte solche Angst, dass ich nicht einmal in die Verlegenheit komme, tanzen zu müssen, weil ohnehin kein Mädchen mit mir auf den Ball gehen möchte.“

Remus seufzte auf. „Das ist dämlich, und das weißt du, Peter. Du bist vielleicht ein wenig ungeschickt, aber du bist ein netter, herzlicher Mensch und du stehst ein für deine Freunde und deine Familie. Ich meine, sieh mich an – ich bin ein Werwolf, verdammt noch mal, und trotzdem habe ich ein Mädchen gefunden, das mit mir auf den Ball geht. Ich meine, hey, sie weiß zwar nicht, dass ich einer bin, aber trotzdem.“

So leicht er seine Worte auch klingen ließ, innerlich spürte er einen Stich, als er sie aussprach – alleine der Gedanke, dass Florence herausfinden könnte, was er war, bereitete ihm Alpträume und ließ ihm den Schweiß ausbrechen. Er mochte sie – er mochte sie wirklich, und sobald sein Geheimnis ans Licht kam, würde sie aus seinem Leben verschwinden, dessen war er sich sicher.

„Das ist nicht dasselbe“, widersprach Peter, dem der innere Kampf, der in Remus tobte, offensichtlich nicht bewusst war. „Du bist wenigstens intelligent und Vertrauensschüler – und ich bin... naja, Peter eben, der mit dem tollen James Potter und dem gutaussehenden Sirius Black herumhängt.“

„Erzähl keinen Blödsinn. Du bist eine eigene, wichtige Person – und mit wem du befreundet bist oder nicht hat das überhaupt nichts zu tun. Wenn wir dich nicht mögen würden, dann wären wir nicht deine Freunde – und abgesehen davon, wenn du nicht mutig wärst, würdest du dich dann jeden Monat an Vollmond hinausschleichen, nur um einem Freund zu helfen?“

Langsam, fast zögerlich schienen seine Worte einzusinken, bis Peter schließlich unsicher nickte. „Du hast ja eigentlich recht... es ist nur...“ Er schluckte, bevor er einen Blick aus dem Fenster warf und schließlich seufzte. „Es ist nur manchmal ziemlich schwierig, sich daran zu erinnern, dass man selbst kein kompletter Idiot ist, wenn man all diese intelligenten, talentierten, gutaussehenden Freunde hat.“

Ein wenig konnte Remus nachempfinden, was sein Freund empfand, schließlich hatte er selbst manchmal auch dieses Gefühl – aber das würde Peter in dieser Situation auch nicht helfen. Das war eine Sache, die er ganz alleine mit sich selbst ausmachen musste. Für einige Momente schloss Remus die Augen, überlegte, bevor er sich schließlich wieder Peter zuwandte und schelmisch bemerkte: „Du weißt jetzt aber, dass du mir nach diesem Geständnis nicht mehr entkommst?“

Für einen Moment wirkte er verwirrt, und Remus musste sich ein Grinsen verkneifen. „Jetzt, wo du zugegeben hast, dass du einfach nur fürchterliche Angst vor dem Ball hattest und deswegen nicht hingegangen bist, werden wir dich auf den nächsten einfach hinschleifen, wenn es sein muss. Mit einer Tanzpartnerin, selbstverständlich. Und wie du ihr nicht auf die Füße trittst, kannst du bis Weihnachten auch lernen, verlass dich drauf.“

Für einen Moment hielt er inne, während sich Peters Gesicht in der Dunkelheit ihm gegenüber ein wenig aufhellte. „Danke.“

„Und wenn du dich als besonders hoffnungsloser Fall erweist, dann wird Sirius dir beibringen, wie man tanzt – und er wird den Frauenpart übernehmen.“ Alleine der Gedanke daran sorgte dafür, dass sie sich beide das Lachen verkneifen musste, und erst als sie hörten, wie Suzanne sich in Peters' Bett auf der anderen Seite des Schlafsaales rührte, hörten sie damit auf. Gemeinsam erhoben sie sich und machten die wenigen Schritte bis zu ihr hinüber, um nach ihr zu sehen, aber das Mädchen, das eigentlich viel zu klein war für sein Alter, hatte sich nur im Schlaf auf die Seite gedreht und damit seine Haare noch mehr in Unordnung gebracht.

„Sie ist wirklich süß“, meinte Remus leise, was Peter ein Lächeln entlockte – ein Lächeln, in dem einiges an brüderlichem Stolz mitschwang. „Ist sie.“

„Und wenn sie zu viel Angst hat, um uns zu verraten, wer sie angegriffen hat, dann können wir ihr doch zumindest beibringen, wie sie sich wehren kann, damit sie nichts Gemeines mehr mit ihr anstellen können.“

Peter nickte, der Gedanke schien ihm noch gar nicht gekommen zu sein. „Meinst du, sie ist damit einverstanden?“

Remus zuckte mit den Schultern. „Du kennst deine Schwester besser als ich, Wurmschwanz – aber ich glaube schon. Immerhin hat der Sprechende Hut sie nach Gryffindor geschickt, und wie jeder weiß, regieren hier ja Tapferkeit und Mut.“ Manchmal, wenn er Sirius und James in ihren schlimmeren Momenten beobachtete, bezweifelte er das zwar, aber er wusste, dass diese beiden einen guten Kern hatten – das bewiesen sie schon alleine durch die Mühen, die sie für ihn auf sich genommen hatten. „Also ist deine süße, kleine Schwester eigentlich sehr, sehr mutig – sie muss es nur noch selbst herausfinden. Und dabei können wir ihr helfen.“



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