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In the Heart

~Daily-Challenge~
von

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lila/violett - Freiraum - seufzen – dringend

☆¤*★*¤☆Nummer 11☆¤*★*¤☆
 


 

Mit einem lauten Knall flog die Tür hinter ihr ins Schloss und Susi selbst mit viel Schwung auf ihr Bett, auf dem sie bäuchlings einfach nur liegen blieb und versuchte, die Wut in ihrem Bauch zurückzustellen und sich zu beruhigen.

Von unten hörte sie immer noch das laute Gezeter ihrer Mutter, die sich gerade bei ihren Kindern darüber aufregte, wie unverantwortungsbewusst die 16-jährige doch war und wie es sein konnte, dass sie nie das machte, was man von ihr verlangte.

Susi kannte diese Worte, täglich prasselten sie auf sie nieder und jedes Mal, wenn sie versuchte, etwas daran zu ändern, wurden andere Wunden aufgerissen, die sie längst vergessen haben wollte.

Es war eben nicht leicht, die älteste Tochter unter sieben zu sein, wo die Mutter auch noch allein erziehend war und einen Job hatte, der ihre halbe Freizeit mit sich riss. So war es klar, dass Susi diejenige war, die sich um ihre Geschwister kümmern musste, sie von der Schule abholen musste, vom Kindergarten … sie das Mittagessen machen musste, weil ihre Mutter nicht zu Hause war.

Seufzend richtete sich die Blonde wieder auf und sah kurz aus dem Fenster. Regen … War es da verwunderlich, dass sie nicht los wollte, nur um für die Kleine ihre ‚besondere’ Milch zu holen? Oder einkaufen zu gehen, weil die letzte Tiefkühlpizza leer war? So weit kam es noch, dass sie sich behandeln ließ, wie jemand, der nicht Mitglied in dieser Familie war, sondern lediglich so etwas wie eine Putzhilfe; ein Kindermädchen. Susi schnaufte auf und erhob sich dann.

Wenn man sie hier nicht wollte, würde sie eben zu einer Freundin gehen und da für eine Weile bleiben, es würde ja eh nicht auffallen.

Kurz horchte sie, ob jemand auf dem Weg zu ihr war, aber die Dielen auf der Treppe blieben ruhig, also ging sie zu ihrem Kleiderschrank und holte sich aus diesem ein paar Klamotten heraus. Wie lange sie wegbleiben würde, wusste sie noch nicht, aber sie brauchte einfach Freiraum. Etwas, das sie schon seit Jahren nicht mehr hatte, ständig standen ihre Geschwister im Vordergrund, die doch noch so klein waren, um selbst für sich sorgen zu müssen.

Die Wut in ihrem Bauch schwoll wieder an, sodass sie ruppig die Sachen in eine Tasche stopfte und sich dann wieder aufrichtete.

Das würde wohl erst einmal reichen …

Leise schlich sie sich aus ihrem Zimmer, lauschte in die Stille, die nur vom Fernseher im Wohnzimmer unterbrochen wurde und eilte dann auf leisen Sohlen die Treppe hinunter, dabei darauf achtend, keine Diele quietschen zu lassen. Sie hätte zwar die Möglichkeit gehabt, einfach zu behaupten, dass sie einkaufen gehen würde, aber besser war es, wenn sie ohne Wenn und Aber das Haus verlassen würde. Schweigend ging sie zur Garderobe, an welcher sie unzählige Jacken, Schals, Handschuhe und anderes Zeugs fand, das ihren Geschwistern gehörte. Hätte sie hier Sachen liegen, die eigentlich in ihr Zimmer gehörten, wäre sie schon längst zur Rechenschaft gezogen worden, aber doch nicht die armen Kleinen …

Susi murrte leise, zog dabei ihre schwarzen Chucks an und schlüpfte nebenbei auch noch in ihre violette Regenjacke. Das sollte wohl für den Niederschlag draußen geeignet sein, auch wenn sie daran zweifelte, trocken da anzukommen, wo sie hinwollte.

Noch einmal sah sie gedankenverloren Richtung Wohnzimmer, wo jetzt wohl die Familie sitzen und nicht ahnen würde, dass sie gleich für eine unbestimmte Zeit ein Mitglied weniger waren.

Es ist richtig, dachte sie sich und atmete unmerklich tief durch. Ja, sie war 16 Jahre alt, sie konnte über ihr Leben selbst entscheiden und ließ sich nicht durch ihre eigene Familie so unterbuttern.

Entschlossen griff sie nach dem Knauf, öffnete die Tür, nahm sich ihre Tasche und auch noch ihren Schlüssel und verließ dann still und leise das Haus.
 

Der Regen wurde stärker, je weiter sie lief. Die Jacke, die eigentlich den Regen abhalten sollte, ließ mittlerweile jeden noch so kleinen Tropfen durch und sie fühlte sich schon fast wie ein Schwamm, der in einer Schüssel Wasser lag und sich voll sog. Ihre Beine waren schwer und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ein warmes, weiches Bett zu bekommen, wo sie ihre Traurigkeit in einem tiefen Schlaf vergessen konnte.

Leider hatte sie nicht damit gerechnet, dass all ihre Freundinnen, zu denen sie hätte gehen können, nicht zu Hause waren und sogar ihre Tante, mit der sie immer und überall über Gott und die Welt reden konnte, hatte gerade heute ein Seminar in der nächst größten Stadt. Es schien, als sei die Blonde von Pech verfolgt und zu allem Überfluss verdunkelte sich der Himmel zusehenst. Sie hatte keine Uhr dabei, aber hätte sie es nicht besser gewusst, würde sie sagen, dass es langsam spät wurde.

Sie konnte nicht mehr zurück, so viel stand fest, aber was sollte sie dann machen?

Wenn sie nicht krank werden wollte, musste sie dringend aus dem Regen raus, aber wenn sie ein Bett wollte, musste sie das ebenfalls tun.

Mitten auf der Straße blieb sie einfach stehen. Feine Tropfen vermischten sich auf dem Boden mit denen des Regens. Tränen rollten über ihre Wangen und sie konnte sie sich nicht erklären. Sie hatte doch eigentlich das bekommen, was sie wollte. Ihre Ruhe!

Aber wieso tat es dann so weh und wieso hatte sie so viele Schuldgefühle? Sie würden auch ohne sie auskommen, immerhin waren die anderen nicht sonderlich jünger als sie selbst, aber eben trotzdem kleiner als sie. Was würde ihre Mutter sagen?

War sie ihnen nicht eigentlich egal? Ein Mittel zum Zweck?

Susi wusste nicht, was sie denken sollte und da ihr Kopf sowieso schwirrte von der herannahenden Erkältung, die sie sich wahrscheinlich dank des Regengusses zugezogen hatte, hakte sie diese Gedanken einfach ab und setzte erneut einen Fuß vor den anderen. Irgendwie würde sich das schon wieder regeln … Zumindest hoffte sie das.
 

Die Nacht war dunkel, kalt und nass. Die 16-jährige hatte schon vor Stunden festgestellt, dass das Bushäuschen alles andere als gemütlich war und da sie nicht mal eine Decke dabei hatte, kauerte sie nun auf dem kalten Boden und versuchte, ein Auge zuzumachen. Das alles war es irgendwie nicht wert und dieser Gedanke kreiste seit Ewigkeiten durch ihren Kopf. Sie wollte nach Hause, aber sie konnte nicht. Sie würde es nicht können, nicht jetzt, nicht mitten in der Nacht, wo die Menschen schliefen und sich in ihre warmen Decken kuschelten.

Susi fröstelte und schlang die Arme mehr um ihren zitternden Körper. Was hatte sie nur angestellt?!
 

Die nächsten paar Stunden schaffte sie es nicht, auch nur eine Minute Ruhe zu finden. Die Geräusche um sie herum machten sie nervös, das Quietschen der Reifen von entfernt fahrenden Autos ließen sie aufschrecken, wenn sie gerade weggenickt war. Doch das alles half nicht darüber hinweg, Sehnsucht zu haben.

War es den anderen aufgefallen, dass sie verschwunden war? Dass ihr Schrank offen stand, Klamotten fehlten, ihre Schuhe nicht da waren, ihre Jacke nicht am Haken hing und generell, dass ihre Putzhilfe fehlte? Wahrscheinlich nicht. Aber was machte sie sich auch Gedanken darüber? Sobald es heller sein würde, würde sie aufstehen, sich neuen Mut zusprechen und ein weiteres Mal schauen, ob nicht doch jemand bei ihren Freunden zu Hause war und wenn sie vor der Haustür Patrouille halten musste.

Entschlossen erhob sie sich, streckte kurz die müden und kalten Glieder und schulterte dann ihren Rucksack. Genug bemitleidet, heute war ein neuer Tag!

Schweigend ging sie auf dem menschenleeren Bürgersteig umher. Keine Seele war zu sehen, weder Mensch, noch Tier und es schien, als wären heute alle provokativ daheim geblieben, um zu demonstrieren, wie gut sie es hatten. Doch das störte Susi nicht, diese eine Nacht hatte sie abgehärtet, getreu dem Motto: Schlimmer geht’s nimmer.

Gerade, als sie über eine Hauptstraße gehen wollte, ertönte laut im vernehmlichen Tonfall eine Stimme, die ihren Namen rief. Erschrocken darüber, dass sie erkannt und entdeckt worden war, blieb sie stehen und starrte in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Eine ganze Scharr an Leuten rannte auf sie zu und wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen. Das war ihre Familie!

„Susi, wo warst du denn?!“, ertönte die besorgt klingende Stimme ihrer Mutter, die ihre Tochter erst einmal schützend in den Arm nahm und fest an sich drückte. Ein unterdrückter Schluchzer zerbrach in ihrer Brust und ließ den Ton über ihre Lippen kommen, die spröde vom verzweifelten Weinen waren.

Susi wusste nicht so recht, wie ihr geschah, diese Wärme spendende Nähe ihrer Mutter hatte sie so lange nicht mehr gespürt und auf einmal war sie da; als wäre das alles ein Traum.

Die ältere Frau stellte ihre Frage noch einmal, dieses Mal schon heiserer und ungläubiger, als könnte sie es noch nicht glauben. Die halbe Nacht hatte sie nach ihr gesucht, hatte bei Bekannten und Freunden angerufen und dann um kurz nach 2 Uhr morgens die Suche erst einmal aufgegeben, nur um am nächsten Morgen selbst loszugehen und die Stadt zu durchsuchen, ehe sie die Polizei anrief.

„Mach das nie wieder, hörst du?“ Ein Paar Lippen drückte sich auf Susis Scheitel und zum ersten Mal seit Tagen lächelte diese. „Ihr habt mich vermisst?“, fragte sie leise und mit angeschlagener Stimme, dennoch sehr deutlich vernehmbar. „Natürlich, du Dummerchen!“

Die Blonde fühlte sich seit Langem endlich wieder bestätigt und wohl in ihrer Haut, die Wärme, die die Nacht über gefehlt hatte, kroch in ihren Körper und wärmte sie von innen. Dass es so kommen würde, hätte sie nie gedacht und sie war dankbar dafür, ein Zeichen gesetzt zu haben. Auch wenn dieses wohl den Normen widersprach, aber sie wusste endlich, dass sie ihrer Familie nicht egal war, wie sie immer geglaubt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-01-19T12:03:07+00:00 19.01.2009 13:03
*__* die geschichte ist echt klasse..du hast einen tollen schriebstil udn einen super fluss hatte man beim lesen auch^^

nur weiter so, das machst du wirklich gut^^

die idee diese geschichten auf ein paar wörter zu setzten ist wirklich genial..ich glaube irgendwann mache ich das auch...früher habe ich das auch gemacht gehbat, aber das ist schon fast ein jahr her^^

so als übung ist das wirklich klasse..

diese geschichte ist eine art geschichte die ich sehhhhhr liebe..man erzählt etwas aus einem leben..und am ende zeigt sich dann das ware, was einem mensch durch den kopf geht..

ich meine zu zeigst in deiner geschichte wunderbar, wie verzweifelt kinder werden können, und das man ab und zu einem menschen dem man mag das auch mal sagen sollte, und nicht alles für selbstverständlich nehmen sollte was der andere macht.

wirklich wunderbar geschrieben.

wnen ich sowas önnte währ ich richtig stolz auf mich XDD

ich hab mir jeztt nur diese durchgelesen, da ich lila gesehen hatte XDD und das ist nunmal meine lieblingsfarbe XDD

vor allem gibt es so sleten geschichten mit lila regenjacken*die toll findet*

ich hoffe du verbesserst dich nohc, oder bleibst zumindestens auf diesem stand stehen, den der ist wunderbar..

super beschreibungen und tolles einbannen von gefühlen udn bildern..wirklich wundervoll..

selbst ich hab am ende ein paar tränchen vergossen...und glaub mir ..das schaffen nicht viele schreiber^^

mach weiter so auf jedenfall^^

ach udn wnen du wörter brauchst..ich schätze es gibt auf mexx ne menge leute die dir welche geben würden, wnen sie nur dien geschichte gelesen haben^^


daran soll es nicht mangeln;)
Von:  revyn
2009-01-10T16:40:29+00:00 10.01.2009 17:40
ein wort wow
du schreibst echt gute storys
einfach nur klasse geschrieben
*sich milkalina anschließt und eben falls tränen in den augen hat*

naja
LG revyn
Von:  Milkalina
2009-01-10T14:11:04+00:00 10.01.2009 15:11
wow, die geschichte hat mich wirklich gerührt ;.;
als ich am ende ankam, hatte ich tränen in den augen...


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