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Thursdays Fault

von

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Fire

A/N: Sorry, ich weiß, ich bin spät. Aber besser spät als nie, gell? Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und würde mich sehr freuen, wenn der ein oder andere Zeit zum Kommentieren finden würde. :)
 

lg

NIX
 

Die ausgehobene Erde war feucht und hob sich dunkel gegen das Licht der Laternen, die den durch die Grabreihen führenden Pfad erhellten, ab. Das Gras war glatt vom Regen und rutschte ein wenig unter ihm, als Dean sich aus dem Loch zog.

Es tat gut, die frische Luft, die der Schauer mit sich brachte, einzuatmen, doch er gönnte sich nur einen Augenblick Ruhe.

Seine T-Shirt und seine Jeans, die alte Lederjacke hatte er ausgezogen, als er zu schwitzen begann, waren vor Nässe schwer und klebten unangenehm an seiner Haut. Jetzt, wo er sich nicht mehr anstrengen musste, um mit der Schaufel mehr Erde aus dem Grab zu werfen und den Sarg zu öffnen, fror er erbärmlich. Er beeilte sich, das Salz und den kleinen Benzinkanister zu holen. Beides lag zusammen mit der Jacke in der Tragetasche, die er zwischen die Wurzeln einer alten Eiche geklemmt hatte, um sie zumindest ein wenig vor dem durchweichenden Regen zu schützen.

Ohne zu zögern schüttete er das Salz über die Gebeine in der alten halb vermoderten Holzkiste. Ein guter Schuss Benzin folgte, damit das Zeug bei dem Wetter überhaupt die Chance hatte, zu brennen. Wenn es nicht brannte, würde das am Ende noch bedeuten, das Sam, der sich gerade mit dem Besitzer der Knochen abplagte, länger stranguliert wurde, als nötig. Wenn er stranguliert wurde.

...

Er verwarf den Gedanken. Sam wurde in solchen Fällen immer stranguliert. Das war so etwas, wie ein Naturgesetz.

Fahrig suchte er mit der Linken in seiner Hosentasche und zog das kleine Kästchen mit den Streichhölzern hervor. Es war nass.

Seufzend nahm er dennoch eines der dünnen Hölzchen aus der Packung und drehte es einen Moment lang zwischen dreckigem Zeigefinger und dreckigem Daumen, dann setzte er es mit dem Kopf an die raue Seitenfläche der Schachtel an und - zögerte.

Dean spürte den Engel, bevor der Engel überhaupt da war. Und das verstörte ihn noch mehr, als der Engel an sich.

Das der Engel da war, daran konnte er einen Augenblick später keinen Zweifel mehr hegen. Er hörte die Flügel. Das war immer das Erste. Dann hörte er das Rascheln von Kleidung und das Atmen. Natürlich nur das Atmen der Hülle des Engels, aber das Atmen.

"Es ist kein Höllenfeuer."

"Nicht für mich."

"Natürlich."

Er wünschte, Spott in der Stimme des Engels hören zu können. Aber da war nichts. Nur der neutrale Tonfall, den der Engel immer verwendete, wenn er nicht gerade in Rage war und in Rage war Castiel selten. Spott war sicheres Terrain. Wenn er unsicher war, griff er gern darauf zurück. Mit Spott hätte er umgehen können. Die Nüchternheit hingegen machte ihn rasend.

„Was willst du dieses Mal?“

„Muss ich jedes Mal etwas von dir wollen, wenn wir uns treffen?“

Wieder raschelte Stoff und er hörte Schritte auf dem Gras. Dann stand der Engel neben ihm. Trenchcoat, Hemd, Hose, Krawatte. Wie immer. Trocken.

Frustriert wischte er sich Schweiß und Regentropfen aus der Stirn.

„Lass mich überlegen - das erste Siegel, du bist aufgetaucht, nachdem wir die Drecksarbeit erledigt haben und hast mir freundlich eröffnet, dass ich das Spiel von deinem Boss und dir mitzuspielen haben, wenn ich nicht wieder eine Etage tiefer landen möchte. Bei der Sache mit Samhain wolltest du mich unter Kriegsbedingungen testen. Anna, nun-“, er brach ab und versuchte, den Engel mit seinem Blick zu durchbohren. Er scheiterte und sah wieder ins Grab.

„Dean.“

Er antwortete nicht, schlicht, weil er zu erschöpft war, um den Engel jetzt verbal anzugreifen. Vielleicht war er auch einfach zu frustriert.

Das Streichholz drehte wieder zwischen seinen Fingern. Auf eine gelbliche Rippe starrend fragte er sich, wie viel Luft Sam wohl noch bekam, nur um den Engel neben sich aus seinem Bewusstsein ausblenden zu können.

Die Stille kroch an ihm hoch, hielt sich dabei an seinen Körperhärchen fest, verbreitete ein unangenehm taubes Gefühl in seinen Fingern und ließ ihn schließlich doch den Mund öffnen, um das stille Dröhnen aus seinen Ohren zu vertreiben.

„Warum?“

Ihm war bewusst, dass der Engel seine Frage sehr wohl verstanden und richtig gedeutet hatte. Dennoch schwieg Castiel. Vermutlich, um seinen Worten, von denen er vielleicht wusste, dass Dean sie aussprechen würde, um sich selbst Luft zu machen, Raum zu lassen. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, ergriff er die unausgesprochene Aufforderung und fragte sich nicht, was der Engel noch alles über ihn wusste.

„Ich meine – du hast mich aus der Hölle geholt. Du hast meinen Körper geheilt. Warum hast du nicht auch meine Erinnerungen – die Erinnerungen an die Hölle –“, er schluckte beim bloßen Gedanken daran, was er hatte erfahren müssen.

„Weil du sie brauchst.“

Castiel hatte ihm den Kopf zugewandt und musterte ihn ruhig, fast so, als könne er etwas sehen, das jedem anderen, auch Dean selbst, verborgen blieb.

Er wünschte sich, er sei sprachlos. Stattdessen platzten die Worte aus ihm heraus, viel lauter, als er sie hatte sagen wollen. „Weil ich sie brauche? Ich brauche die die Erinnerungen daran, wie ich gefoltert wurde? Ich brauche die Erinnerungen, wie ich andere gefoltert habe?“ Seine Finger fanden den Weg zu Castiels Kragen von allein. Er griff fest zu und schüttelte den Engel, der ihn nur weiterhin ruhig ansah und ihn damit nur noch wütender machte. Wütender, als jeder Spott, jeder Zorn ihn hätte machen können.

„Ja.“

„Wozu? Wegen diesem gottverdammten Krieg? Du holst mich aus der Hölle, damit ich auf deiner Seite kämpfe? Wieso sollte ich? Ich habe nicht darum gebeten, gerettet zu werden! Wozu das Ganze?“

Castiel schluckte, Es schien nicht so, als seien die Hände an seinem Kragen, die es müde wurden, ihn zu schütteln, der Grund. „Du hast nicht darum gebeten, weil du die Hoffnung auf Rettung zu diesem Zeitpunkt längst aufgegeben hattest, Dean. Und ja, es ist wegen diesem Krieg.“

„Ich fühle mich, als wäre der Krieg für mich längst vorbei.“

„Er hat noch nicht einmal richtig begonnen.“

Er ließ die Hände sinken. Sein Blick glitt zu Boden, zu der Packung mit den Streichhölzern und dem einzelnen Hölzchen, das er noch immer nicht entzündet hatte. „Ich weiß.“

Für einen Moment zögerte der Engel. Dean spürte es nur, weil er ihn mittlerweile besser kannte, als ihm lieb war. „Er wäre für dich vorbei gewesen, wenn du 2006 gestorben wärst. Vielleicht. Aber du bist es nicht und heute... wirst du den Krieg kämpfen müssen. Es tut mir Leid.“

„Und dafür brauche ich diese Erinnerungen?“

„Erfahrungen, Dean. Lehrreiche Erfahrungen.“

„Lehrreich? Was soll ich denn gelernt haben? Dass ich nicht perfekt bin? Das ich ein Sünder bin?“

„Auch.“

Der Engel war es schließlich, der das Streichholz und das Pappschächtelchen aufhob. „Du wirst es verstehen, wenn die Zeit gekommen ist, Dean. Bis dahin hab Vertrauen. Man macht keine Erfahrung umsonst.“

„Es gibt Erfahrungen, auf die ich gut und gerne verzichten könnte.“

Castiel nickte sachte und sah auf, vom Streichholz in seinen Händen in Deans schmutziges regennasse Gesicht. „Es gibt Dinge, auf die würde jeder verzichten wollen. Das bleibt nicht aus.“

„Jeder? Auch du?“

„Auch ich.“, antwortete der Engel und zuckte hilflos mit den Achseln. Dean fand, dass es nicht zu ihm passte, es wirkte komisch. Menschlich. Seltsamerweise machte es ihn nervös. Fast erschien es ihm, als sei Castiel dieses Mal auf eigene Faust bei ihm. Auf unbekanntem Territorium, ohne seinen allmächtigen Vater (oder was auch immer) im Rücken. Er beschloss, das als ein gutes Zeichen aufzufassen, gut für ihn selbst, auch wenn es vermutlich kein gutes Zeichen war.

„Du machst Erfahrungen?“

„Natürlich.“

„Wozu? Ich dachte, ihr Engel seid perfekt?“

Für einen Moment zögerte Castiel, so, als wolle er nicht antworten. Erst nach einem weiteren Blick in Deans Gesicht rang er sich anscheinend doch dazu durch. „Wir sind perfekte Wesen, das stimmt. Aber wir sind es nicht in dem Sinne, den du unter perfekt verstehen magst. Ich lerne jeden Tag neues, Dean. In diesem Punkt unterscheiden wir uns nicht. Wir erleben jeden Tag neue Dinge. Dinge, die uns verändern. Schöne, gute Dinge, schmerzhafte Dinge, Dinge, auf die wir gut und gerne verzichten könnten.“, er hielt inne, wendete seinen Blick wieder dem Grab zu, anscheinend tief in Gedanken. „Das war für mich nicht immer so. Ich habe zweitausend Jahre damit verbracht, auf die Erde herab zu schauen und zu beobachten. Zu nah, um die Ereignisse zu übersehen, zu weit entfernt, als das ich hätte selbst teilnehmen können.“

„Langweilig?“

„Ziemlich. Ich war froh, als ich den Auftrag erhielt, dich aus der Hölle zu retten. An manchen Tagen bin ich sogar froh, das der Krieg endlich da ist. Bitte, denke nicht falsch von mir, ich habe nichts dafür übrig, zu kämpfen und zu töten, aber...“

Dean sah nicht zu ihm, schluckte hörbar und kam nicht umhin, ein gewisses Mitgefühl zu empfinden. Er kannte die Situation. „Alles ist besser, als auf der Ersatzbank zu sitzen und dem Geschehen auf dem Feld hilflos zusehen zu müssen?“

Castiel nickte mühsam. „Gewissermaßen... ja.“

„Das klingt fast blasphemisch.“

„Nur fast?“

Ein seltsamer Unterton in der Stimme des Engels ließ ihn zu dem Mann neben sich aufblicken. Dieser sah weiterhin ins Grab, doch sein linker Mundwinkel war seltsam nach oben gezogen, fast so, als würde er grinsen. Dean blinzelte irritiert. Das Bild änderte sich nicht.

„Höre ich da so etwas wie Humor?“

„Vielleicht? Ich sagte doch, ich würde jeden Tag neues lernen.“

„Aber Humor?“

„Wenn man ständig in deiner Nähe ist, bleibt einem nichts anderes übrig.“

Er spürte, wie er selbst zu grinsen begann. „Das nehme ich als Kompliment.“

„Als ein solches war es gedacht.“, antwortete Castiel und klang nach wie vor ... amüsiert. Er hob das einzelne Streichholz, das er in der Rechten hielt, vor seine Augen und studierte es eingehend. „Bevor ich mich zu dir gesellte, warst du gerade dabei, diese Knochen zu verbrennen, damit dein Bruder nicht von einem rachsüchtigen Geist erwürgt wird, richtig?“

Die Worte bohrten sich wie eine unsichtbare Faust in seinen Magen und die Erkenntnis traf ihn wie einen Schlag und wischte das Grinsen aus seinem Gesicht. „Scheiße, Sam!“

„Keine Sorge, er ist noch am Leben. Aber wir sollten uns ein wenig beeilen.“

„Ich glaube nicht, dass das Streichholz noch brennen wird.“

Castiel zuckte wieder mit den Achseln und wirkte nicht mehr ganz so seltsam, wie bei seinem letzten Versuch. „Mit etwas göttlichem Beistand vielleicht schon.“

Tatsächlich flammte das kleine Hölzchen auf, als Castiel es über die Reibefläche des Schächtelchens zog. Er warf es hinunter auf die Gebeine, die augenblicklich Feuer fingen. Es wirkte seltsam unzeremoniell.

Dean starrte hinunter in die Flammen und wusste, das Castiel es ihm gleich tat. Vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, war dieser Engel doch nicht so unnahbar, wie er immer gedacht hatte. Und vielleicht sollte er das mit dem Vertrauen doch einmal versuchen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Catalyst
2009-05-15T18:58:57+00:00 15.05.2009 20:58
Super schön geschrieben ^_____^
Ich finde deinen Stil echt toll und auch das zwischen Cas & Dean gefält mir guuuuuu~t >.<
Schreib bitte noch mehr von den beiden *anfleh*

Liebe Grüße
Lastiel
Von:  siri001
2008-12-20T11:45:27+00:00 20.12.2008 12:45
Hallo,

ich finde all deine kapitel toll geschrieben, aber das hier ist einfach nur genial!
das gespräch und die wandlung des gesprächs ist unglaublich fesseld geschrieben!

liebe grüße

siri

Von:  Andromeda
2008-12-19T22:06:27+00:00 19.12.2008 23:06
Bonfire zu diesem Kapitel rockt irgendwie XD *hust*

dieses kapitel wandert zwischen humor und drama hin und her.
einerseits kam dieses Laster von Dean sehr gut zum Vorschein, aber auch diese sicherlich sehr komplizierte zwanghafte Beziehung, die Castiel und Dean langsam zueinander aufbauen.
Castiel war wirklich engelhaft ruhig, aber Deans Charakterzüge lassen doch auf ihm Spuren zurück.
Und Sam - auch wenn er nicht körperlich vorkam - sorgte für eine gute Portion Humor am Rande.

Was ich seeehr toll fand, war die Beschreibung, wie Castiel das Spielfeld betritt. Sicherlich hat Dean mittlerweile den Dreh raus, wann Cas auf den Plan tritt =)

schreibtechnisch alles top und einwandfrei =)

und es hat Castiel und es versüßt die Warterei wegen Winterpause <3
Von: Morwen
2008-12-16T16:06:33+00:00 16.12.2008 17:06
*_____*

Oh Gott, ich hoffe, du killst mich nicht für den Gebrauch dieses Adjektivs, aber ich finde diesen One-Shot ja mal so dermaßen NIEDLICH, das geht gar nicht mehr. *_*
Okay, natürlich ist das Grundthema ihres Gesprächs eher ernst, aber die Art und Weise, wie die beiden hier miteinander umgehen, lässt einen das ein bisschen in den Hintergrund drängen. Deans leicht genervte, spöttische Art prallt NICHT mehr ständig von Castiel ab, ganz im Gegenteil - der Engel geht sogar endlich darauf ein. Wie jede andere Person, mit der Dean je zu tun hatte, taut auch er allmählich bei ihm auf, und mir gefällt diese Entwicklung wirklich außerordentlich gut. =)
(Und dass Dean ihm Humor beibringt, kann ich mir echt SO gut vorstellen. xD)
Alles in allem hast du ihre Beziehung gut auf den Punkt gebracht. *thumbs up*
Und die Sache mit Deans Erinnerungen passt gut in den Plot von SPN rein und liefert eine nachvollziehbare Erklärung, wieso Dean diese Dinge nicht vergessen "durfte".

Zu bemängeln habe ich dieses Mal leider nichts; falls es noch Tippfehler gibt, haben sie sich gut versteckt. ;)

Und zu guter Letzt:
> Er verwarf den Gedanken. Sam wurde in solchen Fällen immer stranguliert. Das war so etwas, wie ein Naturgesetz.
Das war göttlich. Danke dafür. xD
Von:  Kim_Seokjin
2008-12-14T20:00:27+00:00 14.12.2008 21:00
So, hier der nun versprochene Kommentar. *schief grins*
*Hände reib*
Dafür das sie ungebetat ist, habe ich nun nach dem zweiten Mal lesen, keine Fehler gefunden.

Das Gespräch zwischen Castiel und Dean fand ich sehr interessant. Es dauert zwar noch eine ganze Weile, bis ich den Engel endlich mal sehe, aber ich bin schon sehr gespannt auf ihn. Vorallem da er halt nicht wirklich menschlich handeln kann - ist ja auch keiner.
Was mich allerdings auch sehr interessiert ist diese schon recht komplizierte Beziehung zwischen Dean und ihm.

*grübel*
Und zum Schluss muss ich sagen, dass mir Sam Leid tut, dass er so lange stranguliert wurde, während die Zwei ein ernstes Gespräch führen. Armer Kerl...
Von: abgemeldet
2008-12-14T12:48:22+00:00 14.12.2008 13:48
Ein sehr intressantes Kapitel muss ich ja sagen! Und ja, Dean sollte mal Vertrauen haben!!! Ich glaube an ein gutes Ende und mit dieser Hoffnung warte ich auf das nächste Kapitel!!! :)

LG


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