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Morgens halb 10 in Sturmwind

Das Frühstückchen
von

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Das Grauen kommt unsichtbar

Eisiger Wind wehte über die verschneiten Weiten der Eiskrone, als eine halb erfrorene Todesritterin ausprobierte, ob sie sich mit Eiszapfen als Hauer und ihrer blaugefrorenen Nase als Troll an einer Gruppe Hordler vorbeischleichen könne. Leider erwies sich besagte Gruppe als der intelligentere Teil der bösen Fraktion und so musste Wazurái bald feststellen, das fünf gegen eine nich nur unfair, sondern auch äußerst schmerzhaft war.

Zu ihrem Glück gab es einen freundlichen Geistheiler, der, nachdem er ihrer Rüstung einiges auf den Deckel gegeben hatte, dazu bereit war, den schemenhaften Geist der Draenei wieder zurück nach Nordend zu schicken. Wazurái blinzelte kurz und schaute dann auf ihre Hände. "Ok, sie sind wieder undurchsichtig.", stellte sie erleichtert fest und sah sich um. "Wo bin ich?", fragte sie halblaut mehr zu sich selbst, doch irgendwie war sie hier mitten in der Pampa dazu gezwungen, sich schon mit sich selbst zu unterhalten. Schulterzuckend und da sie keine Antwort bekommen hatte, da selbst der Geistheiler es hier wohl für zu kalt hielt, stapfte sie durch den tiefen Schnee, aus dem sie gerade noch so herausgucken konnte und bahnte sich mühsam ihren Weg, wohin auch immer.

Lintaras Haare waren nun total zu Eisklumpen erstarrt und waren unnatürlich heftig nach hinten geweht. Irgendwie fühlte sich Lintara mehr wie eine Nachtelf-Irokese, als eine Schurkin, doch würde sie als willensstarke, emanzipierte Nachtelfe sich doch nicht von so einem kleinen Schneesturm aus den Stiefeln wehen lassen. Sie legte sich so weit nach vorn in den Wind, wie irgend möglich und vergaß dabei die Schwerkraft, die auch in der Eiskrone ab und zu zwischen zwei Böen wieder einsetzte. Kaum war ihr dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, stellte auch schon der Wind, wohl aus Provokation, seine Tätigkeit für den Bruchteil einer Minute ein und es kam, wie es kommen musste: Lintara lag mit dem Geicht voran im weißen Meer aus gefrorenem Wasser. Und als wöllte ihr Mutter Natur eins auswischen, flog auch schon ein schneeblinder Geier gegen den Baum, unter dem die Nachtelfe lag und eine kleine Baum-Lawine ging über die wehrlosen Schurkin nieder. Nurnoch ihre grünen Eiszapfen, die wohl Haare gewesen sein mussten lugten aus dem Schnee. "Ach lhgg mch dch m rsch...", murmelte es von unter dem Eishaufen.

Mit zugekniffenen Augen hatte Wazurái keine Möglichkeit mehr, einzuschätzen, wohin sie ging, doch im Grunde war das auch egal. "Die W-w-wwelt ist rund, irgendw-ww-wo muss es ja w-ww-w-warm sein..", stotterte die junge Draenei. Ihre Zähne klapperten so laut wie ihre Rüstung, die durch den Geistheiler ihre besten Tage lang hinter sich gelassen hatte. Einige Beulen zierten ihre Stirn, da die Bäume immerwieder, garstig wie Grünzeug nunmal ist, gegen sie gelaufen waren und ihr keine Chance zum Ausweichen gelassen hatten...

Lintara kämpfte immernoch gegen die Schneedecke über ihr, doch diese rührte sich keinen Zentimeter. "Whrhm zr Hlle...?", meckerte sie, doch sie konnte ja nicht ahnen, dass sich eine Gruppe Tauren den Schneehaufen ausgesucht hatten, um eine Rast einzulegen. Einer von ihnen, der wohl der Kräuterkunde mächtig war, hielt ihre gefrorenen Haare wohl für gefrorenes Kraut, wunderte sich aber dann, warum es im Schnee so tief verwurzelt war. Schließlich gab er auf und er und seine Herdengenossen machten sich auf die Weiterreise. Spätestens jetzt kam sich die Schurkin verarscht vor. "Wenn ich hier draufgeh, lande ich wenigstens beim Geistheiler und komme vielleicht raus aus diesem kalten Loch von Eiskrone. Also blieb sie liegen und wartete.

Tapfer stapfte die Todesritterin vorwärts, als ihr Huf auf einmal auf einen Widerstand traf. "Nicht schonwieder über einen Gnom gestolpert...", murmelte sie. "Entschuldigung, sie sind schon der dritte Gnom, den ich heute übersehen habe, und wenn sie der mächtigste Todesritter Nordends wären, das ändert nichts an ihrer Größ-", sie ließ ihren Blick nach unten schweifen, um sich den Gnom zu begutachten, doch da war kein Gnom, nur ein seltsames grünes Kraut. "Muss selten sein.", schlussfolgerte sie und zog daran. Als es nicht sofort nachgeben wollte, setzte sie ihre volle Stärke ein und zog einen Kopf aus dem Schnee, an dem schließlich eine Nachtelfe baumelte.

"Ach du grüner Eisdorn! Was zum Nether-?! LIIIIN!!", schrie die Draenei freudig, ihre beste Freundin aus dem Schnee gebuddelt zu haben und ignorierte dabei das schmerzvolle wimmern der Elfe, deren ohnehin lediertem Körper beim Platte-Knuddeln der Rest gegeben wurde."Ich hab dich schon für einen Gnom gehalten! Die kleinen Biester sind auch überall!" Dass sie ihre Wuschelmähne allerdings für Grünzeug gehalten hatte, verschwieg sie erst einmal. "Was machst du eigentlich hier in der Pampa unterm Schnee? Wolltest dich wohl auch vor Hordlern, verstecken, wie?!" Sie lachte. "Ich hab´s mit Kostümieren versucht, aber ich glaub es gibt Hordies, die sind schlauer als wir dachten!" Die Todesritterin erwartete Erstaunen über diese durchaus gewagte und überaus überraschende Aussage, doch Lintara schien eher gehofft zu haben, der Geistheiler hätte sie aus dem Schnee gezogen und so ignorierte sie Wazu erst einmal. Als Wazurái begriff, dass kein erstaunendes ~Wooooow~ mehr kommen würde, fuhr sie fort."Du hast doch bestimmt eine Karte dabei, oder?", fragte sie und lehnte sich erwartungsvoll zu ihrer Freundin und wartete, dass diese eine detaillierte Karte Nordends aus ihrer Tasche zog, doch stattdessen rappelte sich Lintara auf und versuchte auf ihren gefrorenen Beinen Halt zu finden. "Wenn ich eine Karte hätte, wäre ich nicht hier, sondern in Tanaris, am Strand, auf einem Liegestuhl und mit einer Schüssel voll süßem Trichterwindentau und frischem Käsekuchen aus Sturmwind..." Sie schaute Wazurái an und zog eine Augenbraue nach oben. "Dir hängen Eiszapfen aus den Mundwinkeln, Wazu." Als hätte sie jemand aus einem süßen Traum geweckt, blickte sich die Todesritterin um und schielte dann auf die Eiszapfen. "Öch mennö~", grummelte sie, als sie hinter sich ein ungutes Stapfgeräusch hörten. Aus welchem Grund auch immer, hatte sich ein riesiger Frostsäbler hierher verirrt und starrte die Elfe an. "Ncht b-w-gn!", raunte Wazurái ihr zu. Obwohl sie kein Wort von dem verstanden hatte, was diese ihr gesagt hatte, nickte Lintara einfach.

Und als hätte der Säbler sie erst jetzt bemerkt, lenkte er seinen Blick auf Wazu. Wie ein alter Mann, der seine Lesebrille verloren hat, versuchte das Tier mit zusammengekniffenen Augen auszumachen, wer da soeben gesprochen hatte. Starr vor Schreck überlegte die Draenei, ob wegrennen wohl nicht doch besser wäre, doch dann hob die große Katze ihren Kopf. "Nich fressen. Nicht fressen. Nicht fressen - ", betete Wazurai innerlich, bis sie beinahe aus den Stiefeln kippte und das riesige Biest mit heruntergeklappter Kinnlade anstarrte.

"Mst... Jnger Säbler wr schnller!", murmelte der Frostsäbler grimmig, drehte um und stapfte hinfort.

Mit fassungslosem Gesichtsausdruck starrte Lintara ihre Säbler bezwingende Freundin an. Einen kurzen Moment spielte sie mit dem Gedanken, Wazu könnte irgendwelche besonderen Fähigkeiten besitzen, doch sie verwarf den Gedanken sogleich wieder, als sie sich besagter Katzenfrau zuwandte: Diese schien genau dasselbe gedacht zu haben, war aber durchaus von diesem Gedanken überzeugt, denn sie grinste unentwegt und ihre Augen wiesen ein herrliches Glitzern auf, während sie immernoch in die Richtung starrte, in die der Säbler verschwunden war.

Sollte ihr Lintara gleich sagen, dass die Katze schneeblind war, Wazu durch die Eiszapfen im Mund dieselbe nuschelnde und unverständliche Sprache hatte und ebenso nach verfaultem Fisch und Schmodder stank, oder lieber warten, bis das ein schlaueres Exemplar der Gattung Säbelkatze selbst herausfand?

"Ich warte...", murmelte Lintara und stapfte vorwärts, dicht gefolgt von Wazu, deren Grinsen nun nurnoch von Lin´s eigenem übertrumpft wurde, in Richtung Schnee und Eis im Nirgendwo.



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