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Choice

Du musst dich entscheiden (AaML)
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... musst du dich entscheiden!

Ash und Misty hatten das Hauptquartier von Team Rocket betreten und es war ungewöhnlich… ruhig. Sie waren noch niemandem begegnet, doch die Überwachungskameras in den Gängen machten deutlich, dass sie wohl stets beobachtet wurden. Doch bis auf die kleinen Linsen, die zwischendurch an der Kante zwischen Wand und Decke aufblitzten, gab es nicht viel zu sehen. Die Wände waren in tristem Grau gehalten und wurden durch nichts irgendwie farbenfroher gestaltet. Auch der spiegelklare Fußboden hatte einen hellen Grauton, der sich nur gering von dem der Wände und Decke unterschied.

„Wenn sie uns schon hier rein einladen, könnten sie uns auch wenigstens durch diesen Irrgarten führen.“, beschwerte sich Misty.

Sie waren schon eine Weile unterwegs und waren auch schon um mehrere Ecken gebogen, doch sie fanden keinen Anhaltspunkt, in welche Richtung sie gehen mussten und eine unverschlossene Tür hatten sie auch noch nicht entdeckt. Außerdem sah hier sowieso alles gleich aus.

„Mir reicht’s langsam.“, knurrte Ash und blieb plötzlich stehen. „Hey, zeigt euch endlich! Wo versteckt ihr euch?!“, schrie er durch den Gang.

Misty hatte sich ruckartig die Ohren zugehalten, um die Lautstärke ein wenig zu dämpfen. Doch trotzdem schien sie die Einzige zu sein, die ihn gehört hatte, auf jeden Fall kam keine Antwort, auch nicht nachdem sie ihre Ohren wieder frei gegeben hatte.

„Ash, brüll hier nicht so ohne Vorwarnung rum!“, meckerte Misty ihn an.

„Ich hab die Faxen echt dicke, was soll dieses blöde Versteckspiel!?“, schnauzte Ash jedoch nur rum, ohne auf Mistys Beschwerde einzugehen.

„Offenbar haben sie Spaß daran, uns an der Nase herum zu führen.“, meinte Misty und verschränkte die Arme vor der Brust, „Aber Rumbrüllen wird uns auch nicht weiter bringen, also lass uns einfach weiter gehen.“.

„Schon gut, ich konnte es ja mal versuchen.“, murmelte Ash und wandte seinen Blick von ihr ab.

Nach einem kurzen Stöhnen wandte sich Misty wieder um und schritt voran. Irgendwann würden sie schon ankommen, dafür würde ihr Gastgeber gewiss sorgen, da war sie sich sicher.
 

Auf einmal war nach einer Weile ein leises Quietschen zu hören.

„Was war das?“, Misty fuhr herum.

Auch Ash drehte sich um, das Geräusch schien von hinter ihnen zu kommen.

‚Knarr’

Schon wieder so ein Geräusch, dieses Mal schien es noch näher zu sein.

„Ich seh mal nach.“, meinte Ash und wollte wieder ein Stück zurück rennen, vielleicht würde er ja endlich jemanden treffen.

„Ash, warte.“, Misty wollte ihn aufhalten, doch als sie einen Schritt nach vorne tat, öffnete sich plötzlich der Boden unter ihren Füßen. „Ash!“.

Ihr Schrei hallte durch den Gang und ließ den Gerufenen geschockt zu ihr blicken. Doch viel bekam er von ihr nicht mehr zu sehen. Misty stürzte durch den Boden und verschwand vor seinen Augen.

„Misty?!“, schrie er, doch schnell verstummte sein Echo und als er die Stelle erreicht hatte, an der sie eben noch gestanden hatte, konnte er nur noch den grauen Boden anstarren, der sich wieder geschlossen hatte.

Fassungslos und mit aufkeimender Angst in den Augen sank er auf Knie.

„Verdammt!“, schrie er und schlug mit der Faust auf den Boden.

Warum, warum auch noch Misty? Warum nahmen sie ihm alles weg, was ihm wichtig war? Was wurde hier nur gespielt?

Doch er konnte hier nicht so tatenlos auf dem Boden knien bleiben, er musste etwas unternehmen, er musste dieses grausame Spiel endlich beenden. Ash raffte sich wieder auf und wandte seinen Blick entschlossen nach vorne.

„Ich komme Misty und ich werde dich retten, das verspreche ich dir.“, sagte er zu sich selbst, bevor er seinen Weg wieder aufnahm.

Wenn er den Boss von Team Rocket richtig einschätzte, würde er ihm früher oder später schon begegnen, sonst würde das alles hier keinen Sinn machen. Er konnte nur hoffen, dass er in diesem Kampf überhaupt eine Chance haben würde.
 

~*~
 

„Aufwachen, Arenaleiterin von Azuria City.“, eine finstere Stimme hallte durch den Raum und drang leise an ihr Ohr.

Mistys Kopf dröhnte, doch sie schaffte es nicht, ihren Kopf mit den Händen zu berühren, um die Schmerzen vielleicht etwas zu besänftigen. Langsam öffnete sie ihre Augen und wartete darauf, dass aus den verschwommenen Farben ein scharfes Bild entstand.

„Ich hoffe, du hast es halbwegs bequem.“.

Da war wieder diese Stimme. Misty versuchte sich zu orientieren und daran zu erinnern, was eigentlich passiert war. Der Boden unter ihr hatte sich geöffnet und sie war in die Tiefe gestürzt. Sie war einen langen, dunklen Tunnel hinunter gerutscht und irgendwann unsanft auf dem Boden gelandet. Kurz darauf spürte sie nur noch einen Schmerz am Hinterkopf, bevor ihr wieder Schwarz vor Augen wurde. Sicherlich hatte sie jemand niedergeschlagen.

Und jetzt befand sie sich in einem hellen Raum, was wohl an der großen Fensterfront zu ihrer Linken lag, die Wände waren ebenfalls grau und der Boden war mit weißen, matten Fliesen belegt. Misty stöhnte kurz auf, die Kopfschmerzen wurden ihr immer präsenter und ihre Arme konnte sie immer noch nicht bewegen. Warum nicht?

Sie versuchte, ihre Arme intensiver zu spüren, da bemerkte sie auf einmal die Reibung an ihren Handgelenken. Langsam bewegte sie ihren nach ihrem Gefühl tonnenschweren Kopf nach oben, doch weit kam sie nicht, weil dieser von ihren Armen gebremst wurde. Ihre Arme waren nach oben gestreckt und langsam wurde ihr bewusst, dass ein Seil um ihre Handgelenke gebunden war.

„Was…“, murmelte sie und versuchte nun, ihre Beine zu bewegen.

Dies gelang ihr zwar, aber sie spürte keinen Boden unter ihren Füßen.

„Ich würde nicht zu viel rumzappeln, sonst passiert dir am Ende noch was und das wollen wir doch noch nicht, oder?“.

„Äh…“, verwirrt versuchte Misty endlich, die Herkunft dieser Stimme ausfindig zu machen.

Sie musste auch nicht lange suchen. Vor der Fensterfront stand ein Mann mit glattem Kurzhaarschnitt, gekleidet in einem dezent orangefarbenen Anzug. Seine kalten Augen hatten sie fixiert und auf seinen Lippen lag ein leichtes Grinsen. Als er merkte, dass Misty ihn entdeckt hatte, trat er ein paar Schritte auf sie zu und steckte die Hände in seine Jacketttaschen.

„Wer sind Sie?“, fuhr Misty ihn an.

„Ich bin Giovanni, der Anführer von Team Rocket.“, sein Grinsen wurde breiter, „Es freut mich, dass mich eine Arenaleiterin in meinem bescheidenen Heim besuchen kommt.“.

„Was soll das, was haben Sie mit mir vor?“.

„Sieh doch mal nach unten.“, erwiderte er nur und Misty nahm seinen Vorschlag an.

Geschockt weiteten sich ihre Augen. Unter ihren baumelnden Füßen befand sich ein Loch im Boden durch das sie die Wand des Berges und ansonsten nur Himmel sehen konnte. Das Tor zum freien Fall könnte man wohl sagen. Es war offensichtlich, dass es nicht gesund wäre, da durch zu fallen.

„Wir befinden uns im Untergeschoss der Basis, welches mitten im Berg liegt. Hat man von hier aus nicht eine tolle Aussicht?!“.

„Warum haben Sie mich nicht sofort da runter geschmissen?“, wollte Misty Zähne knirschend wissen.

„Das wäre zu einfach.“, Giovanni lachte leicht, „Ich möchte noch auf deinen Freund warten, diesen Trainer aus Alabastia. Wie hieß er noch gleich, ach ja, Ash Ketchum.“.

„Was wollen Sie von ihm?“, in Misty stieg immer mehr die Wut hoch.

Was für teuflischen Plan hatte dieser Mann nur ausgeheckt?

„Keine Sorge, das wirst du schon noch erfahren, aber ich erzähle ihn dir erst, wenn er auch hier angekommen ist, sonst müsste ich es ja zweimal sagen. Also warten wir noch ein wenig, aber er dürfte bald hier sein, denn ich habe alle Türen verschließen und die Aufzüge blockieren lassen. Die Treppenaufgänge sind ebenfalls versperrt, ihm bleibt nur der Weg hier runter.“, erklärte Giovanni selbstbewusst.

„Sie sind ziemlich überheblich, wenn Sie ihren Gegner so nah an sich heran lassen. Und dann sperren Sie auch noch ihre eigenen Leute ein?!“, Mistys abfälliger Unterton war nicht zu überhören.

„Ich kann dir versichern, dass ich mit dieser Taktik schon mehr als nur einmal Erfolg hatte.“, erwiderte Giovanni jedoch gelassen, „Außerdem möchte ich diesem Trainer wenigstens einmal persönlich begegnen und so viele meiner Leute befinden sich gar nicht hier, wir haben Besseres zu tun. Aber irgendwer muss ja den Papierkram erledigen.“, mit diesen Worten wandte er sich wieder von Misty ab und ging zurück an die Fensterfront, um in den strahlend blauen Himmel zu blicken. Damit war das Gespräch beendet.
 

Misty fasste es einfach nicht, da war sie ja in was hinein geraten. Aber was wollte er nur von ihr und besonders von Ash? Befreien konnte sie sich leider auch nicht, denn sie hatte keine Ahnung, wie sie in ihrer Position die Fesseln lösen sollte, an denen sie hing, vor allem nicht ohne dabei anschließend in die Tiefe zu stürzen. Als Geisel hatte sie eigentlich nicht enden wollen.

„Pika.“.

„Hmm.“, hatte sie sich dieses Geräusch etwa gerade eingebildet?

„Pika Pi!“.

Da war es wieder. Misty drehte den Kopf nach rechts soweit es ihre gestreckten Armen zuließen.

„Pikachu?!“, überrascht erkannte sie die kleine Elektromaus, die in einer Glasröhre ein paar Meter von ihr entfernt stand.

Doch auch diese Röhre hing in der Luft und unter ihr führte ebenfalls ein Loch in die Tiefe. Das sah nicht gut aus.
 

~*~
 

Ash rannte, als wenn es um sein Leben ginge. Er hatte jeden Gang ausprobiert, doch alle Türen waren versperrt, den Aufzug, den er passiert hatte, funktionierte nicht und als er endlich eine Treppe erreicht hatte, führte diese nur nach unten. Offenbar sollte er genau dorthin. Aber es war ihm egal, ob er in eine Falle lief oder nicht, er musste Misty und auch Pikachu finden, alles andere war unwichtig.

In seinem Lauf nahm er gleich zwei Stufen auf einmal und sprang die letzten sechs sogar ganz hinunter. Wieder probierte er es bei jeder Tür, an der er vorbei kam, und irgendwann machte es tatsächlich ‚klack’ und der Türknauf ließ sich weiter drehen und gestattete ihm, die Tür zu öffnen und in den dahinter liegenden Raum zu treten.
 

„Ich habe dich bereits erwartet.“, vernahm er eine männliche Stimme, als er vollends den Raum betreten hatte.

Er machte sich nicht die Mühe, die Tür hinter sich wieder zu schließen, denn er hatte ohnehin vor, diesen Raum so schnell wie möglich wieder durch diese zu verlassen. Schnell verschaffte er sich eine Orientierung, doch schon mit den ersten Blicken erkannte er das Szenario seines Schreckens. Misty hing gefesselt an der Decke und blickte ihn besorgt an, ein paar Meter neben ihr war sein Kumpel Pikachu in einer Glassäule eingesperrt, die ebenfalls mit einer Kette an der Decke befestigt war.

„Ich heiße dich in meinem Hauptquartier willkommen.“, sprach erneut diese Stimme zu ihm.

Ash brauchte einen Moment, um sich nicht in der Situation zu verlieren. Es war noch nichts passiert, Misty sah nicht verletzt aus und Pikachu ging es wohl soweit auch gut, auch wenn ihn sein Freund mit müden Augen ansah. Er durfte sich jetzt nicht von seinen Ängsten aus der Fassung bringen lassen, er musste sich konzentrieren. Also, wer redete da mit ihm?!

Rasch erfasste sein Blick den Redner, der ihn zufrieden angrinste und langsam ein paar Schritte in seine Richtung trat und genau zwischen ihm und Misty und Pikachu stehen blieb.

„Ich gebe zu, dass ich nicht erwartet hätte, dass mich wirklich mal einer der Trainer aufsucht, die ich habe bestehlen lassen.“, Giovanni klang amüsiert über diesen Umstand.

„Sie können sich Ihr Grinsen von der Backe putzen. Lassen Sie Misty und Pikachu sofort frei!“, forderte Ash deutlich und blickte seinen Gegenüber wütend an.

„Wieso sollte ich?“, Giovanni lachte kurz auf, „Dein Pikachu hat mir wirklich gute Dienste geleistet und wenn schon einmal die Arenaleiterin aus Azuria City zu Gast ist, soll sie doch auch ein wenig länger bleiben.“.

„Dann werde ich sie eben selbst befreien.“, meinte Ash entschlossen und holte einen seiner Pokébälle hervor, „Bojelin, du bist dran.“, das Wasser-Pokémon materialisierte sich aus dem roten Licht des Pokéballs und stand mit kampfbereitem Blick vor seinem Widersacher.

Das früher schon so kampflustige Bamelin hatte sich kein bisschen verändert, außer, dass es noch stärker geworden war.

„Weißt du eigentlich, wen du vor dir hast, du törichter Junge?!“, Giovannis Grinsen wurde immer breiter, es gab wirklich dumme Trainer auf der Welt, die nicht wussten, wo sie sich lieber raushalten sollten.

„Vermutlich der Oberboss von diesem Laden hier.“, gab Ash lässig zurück, „Na und? Es ist mir scheißegal, wer Sie sind, aber wenn Sie nicht gleich tun, was ich gesagt habe, dann wird mein Bojelin Ihnen eine Lektion erteilen müssen.“, Ash grinste plötzlich kampflustig.

Vorhin hatte er seinen Kampf zwar verloren, aber den gleichen Fehler würde er nicht zweimal machen.
 

„Ash, sei vorsichtig, mit diesem Kerl ist nicht zu spaßen.“, warnte Misty ihn.

Ash nickte ihr zu. Dem war er sich selbst bewusst. Dieser Mann war schließlich für alles verantwortlich und entwarf alle diese schrecklichen Pläne, wie er die Pokémon anderer Leute stehlen könnte. Aber gleich würde sich zeigen, ob er selbst auch ein guter Trainer war. Ash fixierte seinen Gegner und würde jeden seiner Schritte genau im Auge behalten, doch entgegen seiner Erwartung machte dieser keine Anstalten, irgendetwas zu unternehmen, im Gegenteil, er blieb einfach nur weiter grinsend vor ihm stehen, die Hände in den Jacketttaschen ruhend. Er hegte offenbar keine Intentionen, ein Pokémon zu seiner Verteidigung zu rufen.

„Denkst du, es ist so einfach?“, fragte er Ash plötzlich.

„Wie meinen Sie das?“.

„Denkst du wirklich, du kommst hier rein, befreist deine Freunde und spazierst hier wieder raus? Dann bist du noch dümmer als du aussiehst.“.

„Das werden wir ja sehen. Rufen Sie endlich Ihr Pokémon.“, forderte Ash.

„Schon ein Zeichen von Schwäche.“, gab Giovanni zurück, „Du würdest mich nie angreifen, solange ich schutzlos bin. Mit dieser Einstellung wirst du es nicht weit bringen.“.

„Sie müssen es ja wissen.“, meinte Ash abfällig, „Aber im Gegensatz zu Ihnen kämpfe ich nun einmal fair, auch wenn Sie kurz davor sind, eine Ausnahme zu werden.“.

Dieser Mann strapazierte wirklich seine Geduld. Er war nicht hergekommen, um mit ihm ein Plauderstündchen abzuhalten.

„Dann zeig mir doch, dass du den Mut dazu hast.“, Giovanni legte es darauf an.

Ash sollte ihn angreifen, ohne dass er seinerseits ein Pokémon gerufen hatte.
 

Ash biss die Zähne zusammen. Dieser Mann hätte es verdient. Er bot sich gerade zu auf dem Präsentierteller an. Wenn er jetzt zuschläge, könnte er ihn mit einem Schlag besiegen, seine Freunde befreien und von hier verschwinden. Oder wäre das wirklich zu einfach?

Ash musste unweigerlich zu Misty blicken. Er sah aufkeimende Angst in ihren Augen und sie schüttelte leicht den Kopf. Schon immer war sie diejenige gewesen, die ihn ausgebremst hatte, wenn er mal wieder erst handelte und dann nachdachte. Er durfte nicht auf diesen Kerl herein fallen, vermutlich war das nur wieder die nächste Falle. Außerdem wollte er nicht so hinterhältig werden, dass er sich mit Team Rocket auf gleiche Stufe stellen konnte.

„Nein, das werde ich nicht tun.“, verkündete Ash selbstbewusst.

Daraufhin fing Giovanni an, laut los zu lachen. Ash machte diese Reaktion nur noch wütender, aber er würde sich beherrschen. Schließlich verstummte auch das spöttische Gelächter wieder und Giovanni sah ihn noch finsterer an als zuvor.

„Feigling. Ich hätte bei so einer Chance keine Sekunde lang gezögert.“.

„Sie sind aber nicht ich. Meine Beweggründe werden Sie doch sowieso nie verstehen.“, entgegnete Ash.

„Na schön, aber du wirst mir jetzt trotzdem deine restlichen Pokémon auch noch geben, sie werden mir bestimmt genauso gute Dienste leisten wie dein Pikachu.“.

„Kommt ja nicht in Frage.“, rief Ash empört.

„Ach ja, und wenn ich deine beiden teuren Freunde den Berg runter stürzen lasse, wenn du mir deine Pokémon nicht aushändigst?“, Giovanni grinste selbstsicher.

Er glaubte fest daran, bereits gewonnen zu haben, denn was könnte dieser Trainer schon noch ausrichten?!
 

„Was?“, Ash reagierte bestürzt.

Wie wollte er sie denn den Berg runterstürzen?

„Sieh doch mal genau hin.“.

Ash blickte von der Stelle an der Decke, wo die beiden befestigt waren, an ihnen hinunter, bis er endlich die Löcher im Boden entdeckte, durch die Giovanni die beiden offensichtlich fallen lassen würde. Aber wie…

„Du fragst dich sicher, wie ich die beiden überhaupt zum Fallen bringen will, nicht wahr?“, Ash blickte Giovanni direkt ins Gesicht, dieser schien seine Gedanken durchschaut zu haben, „Das werde ich hiermit tun.“.

Der Team Rocket Boss enthüllte seine rechte Hand aus seiner Jacketttasche und hielt in ihr eine Art Fernbedienung fest.

„Wenn ich hier den richtigen Knopf betätige, sendet das ein Signal an den Computer und die Deckenplatten, den denen die Haken befestigt sind, lösen und das, was dran hängt, stürzt unweigerlich in die Tiefe.“, erklärte er amüsiert, er schien schon darauf zu freuen, seine Fernbedienung zu benutzen.

Ashs blickte wanderte von seinem lachenden Gesicht hin zur Fernbedienung, die er sicher in der Hand hielt. Mit einem weiteren Blick nach links entdeckte er zudem auch besagten Computer. Eine ganze Monitorreihe erschreckte sich an der Wand, von hier aus musste er sie auch die ganze Zeit über beobachtet haben.

„Also entweder du-“

„Wieso?“, erklang in diesem Moment plötzlich Mistys Stimme und würgte Giovanni ab.

Überrascht blickte Ash zu ihr auf und auch Giovanni drehte seinen Kopf leicht in ihre Richtung, um sie aus dem Augenwinkel zu betrachten.

„Wieso gerade unsere Pokémon? Warum haben Sie es ausgerechnet auf Pikachu abgesehen?“.

„Du bist ganz schön neugierig.“, kommentierte Giovannis Mistys Fragenschwall.

Misty wollte endlich verstehen, warum das alles passiert war. Warum musste es so kommen und ausgerechnet sie beide treffen?
 

Ash dagegen waren diese Fragen gar nicht erst gekommen. Er hatte stets nur daran gedacht, Pikachu zu befreien, sich aber nicht gefragt, warum gerade sein Pikachu. Oder war es nicht egal, welches Pikachu dieser Kerl stehlen ließ?

„Aber ich werde euch meinen genialen Plan verraten, ihr sollt ja schließlich wissen, wer für ihre Niederlage verantwortlich ist..“, grinste er, scheinbar über seine eigene Genialität, „Ich kann es selbst kaum glauben, aber es waren die drei Trottel Jessie, James und Mauzi, die mich darauf gebracht, mir ausgerechnet dein Pikachu bringen zu lassen.“, fing er an zu erklären und verzog dabei kurz eine Miene, als er an die drei Versager dachte, „Die drei dürften euch offenbar bekannt sein.“.

Ash starrte ihn ein wenig fassungslos an. Dass Jessie, James und Mauzi versuchten, sein Pikachu zu klauen, war ja nichts Neues, aber dass dadurch auch andere Team Rocket Mitglieder hinter ihm her waren, hätte er nie gedacht.

„Wie dem auch sei, als die drei mal wieder ihren erbärmlichen Zwischenbericht ablieferten, priesen sie mal wieder dein kleines Pikachu an. Eigentlich hatte ich mir dabei nicht viel gedacht, ich habe es in erster Linie einfach nur von meinen Top-Agenten stehlen lassen, um den eindeutigen Beweis für die Unfähigkeit der drei in der Hand zu haben. Doch es stellte sich heraus, dass dein Pikachu wirklich eine besondere Stärke besaß, die drei hatten also nicht einmal so Unrecht.“.

„Was für eine besondere Stärke?“, warf Ash ein, er konnte sich keinen Reim darauf machen, vor allem war es ja kein Kunststück, Jessie, James und Mauzi auf einen Freiflug zu schicken.

„Dein Pikachu hat einen starken Willen, es gibt nicht auf. Wir haben viele Tests bezüglich seiner Attackenstärke und Geschwindigkeit durchgeführt und diese haben gezeigt, dass jedes wilde Pikachu schon lange vor Erschöpfung gestorben wäre, deines aber kam irgendwie immer wieder auf die Beine.“.
 

Ash lauschte Zähne knirschend den Worten des Team Rocket Bosses und verspürte immer mehr den Drang, diesem mit der Faust direkt ins Gesicht zu schlagen. Was hatten sie Pikachu wohl alles angetan bei diesen Experimenten?! Er sah seinem Kumpel die Erschöpfung der letzten Monate an, Pikachu lag mittlerweile kraftlos auf dem Boden seines Glasgefängnisses und blickte ihn Hilfe suchend an. Es wollte wieder frei sein.
 

„Meine Wissenschaftler führen das auf die starke Bindung zwischen Trainer und Pokémon zurück. Pikachu wollte nicht aufgeben, weil die Hoffnung es am Leben erhielt, eines Tages von seinem Trainer, sprich von dir, gerettet zu werden. Das brachte mich auf die Idee, die Pokémon von anderen starken Trainern zu stehlen, um sie für die Zwecke von Team Rocket zu nutzen. Denn diese Pokémon werden gehorchen, solange sie keine andere Wahl haben, aber sie werden niemals klein bei geben, das heißt, dass sie mir lange gute Dienste leisten können.“.

„Das reicht!“, schrie Ash, sein ganzer Körper bebte.

Er hatte genug gehört. Das war doch einfach nur krank. Doch Giovanni dachte gar nicht daran, auf ihn zu hören.

„So kam ich auf die Idee, die Arenen zu überfallen und die dortigen Pokémon in meinen Besitz zu bringen. Azuria City war als erstes Ziel angesetzt, doch leider war diese Mission nicht von Erfolg gekrönt. In Marmoria City habt ihr uns auch dazwischen gefunkt. Aber dafür habe ich ja jetzt die meisten Pokémon der Azuria Arenaleiterin.“, Giovanni warf kurz einen bösartigen Blick zu Misty.

„Wo habt Ihr meine Pokémon hingebracht?“, keifte sie ihn an, sie hatte noch gar nicht daran gedacht, dass man ihr ihre Pokémon abgenommen haben könnte.

„Die befinden sich sicher dort in der Kiste. Du darfst gerne noch einen letzten Blick drauf werfen.“, lachte er kurz, bevor er sich wieder Ash zuwandte, „Aber vorher sollen sich deine Pokémon noch dazu gesellen.“.

Ash rührte sich nicht. Was sollte er jetzt nur tun?

„Händige mir deine Pokémon aus oder ich drücke diesen Knopf und dein Pikachu und die Arenaleiterin werden fallen.“.

„Und woher weiß ich, dass Sie den Knopf nicht drücken, wenn ich meine Pokémon übergebe?“, erwiderte Ash.

„Da wirst du es wohl drauf ankommen lassen müssen.“, doch Giovannis Gesichtsausdruck ließ ihn vermuten, dass er so oder so die Fernbedienung betätigen würde.
 

Ash saß in der Zwickmühle. Gab er seine Pokémon her, bestand der Bruchteil einer Chance, dass Pikachu und Misty nichts passierte. Tat er es nicht, würden die beiden in die Tiefe stürzen und Meganie könnte mit ihrem Rankenhieb nur einen von ihnen schnell genug auffangen.

Ash schluckte unmerklich, denn er verspürte plötzlich einen schweren Kloß im Hals. Da war wieder dieses Gefühl. Dieses Gefühl der Angst, sich entscheiden zu müssen. Pikachu oder Misty. Wenn er nur einen von beiden retten könnte, für wen sollte er sich da entscheiden? Diese Entscheidung hatte ihm schon damals den Kopf zerbrochen und deswegen hatte er Misty seinerzeit einfach verlassen. Er hatte nur diesen einen Moment vermeiden wollen, doch jetzt war da. Es war die Situation gekommen, in der er sich entscheiden musste. Entweder das Leben seines besten Kumpels, mit dem er alles auf der Welt teilte, oder das des Menschen, den er über alles liebte. Das durfte einfach nicht wahr sein.
 

„Na los.“, Giovannis eiskalte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, er wurde langsam ungeduldig, „Entscheide dich!“.

Ash schreckte auf. Giovannis Worte halten durch seinen Kopf wie eine Gebetsformel. Ja, er musste sich entscheiden. Und zwar jetzt!

Ash kniff bitter die Augen zusammen, es war Zeit zu handeln.

„Bojelin, Wasserdüse, schaff mir den Kerl aus dem Weg!“, rief er, ihm war egal, ob sein Gegner wehrlos war, denn es gab immer noch einen großen Unterschied zwischen ihnen beiden: er kämpfte für die, die ihm wichtig waren und nicht aus Machtgier und Egoismus!

Bojelin umhüllte sich augenblicklich mit Wasser und schoss auf Giovanni zu, doch dieser war vorbereitet. Reflexartig zog er einen Pokéball aus seiner linken Jackettasche hervor und ließ sein Stolloß frei. Bojelin rammte es genau auf der Brust, doch das Stolloß war so stark, dass es den Angriff von Ashs Wasser-Pokémon einfach Stand hielt und nicht mal einen Meter zurückwich. Es packte Bojelin fest mit seinen Klauen und warf es anschließend hart auf den Boden.

„Du hattest deine Chance.“, lachte Giovanni und betätigte den entscheidenden Knopf auf der Fernbedienung.
 

Doch Ash war auch nicht auf den Kopf gefallen. Dieses Mal hatte er genau nachgedacht und wusste, was er tat. Während die beiden Pokémon mit einander rangelten, kam er auf Giovanni zugelaufen. Diesem war das vollkommen entgangen, weshalb er auch vollkommen überrumpelt war, als er auf einmal Ashs Faust im Gesicht spürte. Der Schlag war hart und genau richtig gesetzt, Giovanni torkelte noch ein paar Schritte nach hinten, bevor er bewusstlos zu Boden ging.

Doch das bekam Ash schon gar nicht mehr mit. Er hechtete nach rechts, griff währenddessen nach Meganies Pokéball und ließ sein Pflanzen-Pokémon erneut erscheinen.

„Fang Pikachu mit deinem Rankenhieb.“, rief er nur.

Das Glasgehäuse, das Pikachu festhielt, erreichte gerade das Bodenloch. Es rutschte hindurch, doch in dem Moment bekam Meganie es zu fassen. Das Pokémon biss die Zähne zusammen. Es war immer noch sehr erschöpft, aber es wusste, dass es jetzt nicht aufgeben durfte.
 

Ash lag auf den kalten Fliesen. Seine Arme griffen durch das Loch im Boden hindurch.

„Ash.“.

„Keine Angst… ich lass dich nicht fallen.“.

Ash war über den Boden gerutscht, um Misty noch zu erreichen. Im letzten Moment hatte er sie mit einer Hand zu fassen bekommen.

„Gib mir deine andere Hand.“, verlangte er und streckte ihr bereits seinen zweiten Arm hin.

Misty nickte und umklammerte mit ihrer Hand seinen Unterarm, so wie er es bei ihr tat. Mit aller Kraft versuchte er, sie wieder rauf zu ziehen, doch das war leichter gesagt als getan. Die Schwerkraft und nicht zu letzt der starke Wind drohten ihm Misty aus den Händen zu reißen. Anstatt sie hinauf zu ziehen, rutschte er viel mehr selbst nach unten.

„Verdammt.“, stöhnte er.

Er hatte sie zwar fest in seinen Händen, doch er bekam auf den Fliesen keinen richtigen Halt, um sich auf die Knie aufzurichten oder sich sonst irgendwie abzustützen.

„Ash.“, der Ruf seines Namens ließ ihn in ihre Augen blicken, „Es tut mir Leid.“.

Perplex sah er sie an, warum entschuldigte sie sich jetzt?

„Es tut mir Leid, dass ich nicht auf dich gehört habe. Ich konnte dir nicht mehr vertrauen und deshalb wollte ich dich unbedingt begleiten. Jetzt haben wir den Salat.“, Misty musste leicht lächeln.

„Schön dass du einsiehst, dass du auch mal Mist gebaut hast.“, erwiderte er und setzte ebenfalls ein leichtes aber sanftes Lächeln auf.

„Ash, wenn das so weiter geht, dann werden wir beide noch abstürzen, du-“.

„Denk nicht mal dran.“, ermahnte er sie scharf.

Niemals würde er sie los lassen, lieber würde er mit ihr in die Tiefe stürzen. Leider war er gar nicht mehr so weit davon entfernt. Er kniff die Augen zusammen, als wenn er so noch ein klein wenig länger durchhalten würde. Er hing schon bis zur Taille durch das Loch.

Misty blickte mit feuchten Augen zu ihm hinauf. Wie dumm sie doch gewesen war. Es war allein ihre Schuld, einmal war es ihre Schuld. Warum hatte sie ihm nicht einfach geglaubt und darauf vertraut, dass er wusste, was er tat?! Musste er sich denn vor ihr rechtfertigen? In einer vertrauensvollen Beziehung sollte das nicht nötig sein. Vielleicht war sie damals diejenige gewesen, die noch nicht erwachsen genug war. Doch eigentlich spielte das jetzt alles keine Rolle mehr.
 

Ash öffnete seine Augen wieder, um sie anzusehen. Er wusste, dass er gleich endgültig abrutschen würde. Er hatte gedacht, dass er beide retten könnte, dass er der Entscheidung entgehen könnte, weil er stark genug wäre, sie beide zu retten. Doch anscheinend hatte er sich mal wieder zu viel vorgenommen. Aber er würde sie nicht los lassen, egal was auch passierte. So rutschte er Zentimeter für Zentimeter der Tiefe entgegen…

Bis er plötzlich etwas um die Hüften spürte und zurück ins Gebäude gezogen wurde. Als er seine Füße auf den Boden aufsetzen konnte, zog er auch Misty in Sicherheit, die von dem Ruck direkt auf seinen Schoß und er auf seinen Hintern befördert wurde.

Überrascht blickten die beiden auf. Meganie lächelte ihnen zutiefst erschöpft, aber glücklich entgegen. Pikachu stand schwach neben ihr und hatte einen noch glücklicheren Ausdruck in den Augen. Die Glasröhre lag einen Meter weiter in tausend Scherben am Boden.

„Vielen Dank Meganie.“, meinte Ash erleichtert, bevor er sich mit einem sanften Lächeln seinem besten Freund zuwandte, „Wie bin ich froh, dich zu sehen Kumpel.“, er streckte eine Hand nach Pikachu aus, bis er dessen Wange berührte.

„Pika Pi.“, sanft schmiegte sich das Pokémon an die Hand seines Trainers, bis dieser wieder von ihm abließ.

„Aber ich bin genauso froh, dich nicht verloren zu haben.“, meinte er nun mit einem betroffenen Blick zu Misty.

„Ach Ash…“.

„Ich weiß nicht, ob du mir das verzeihen kannst, was ich dir angetan habe. Ich kann nur sagen, dass es auch mir Leid tut, aber es gab keinen Tag, an dem ich dich nicht mehr geliebt hätte oder an dem ich nicht hätte bei dir sein wollen. Ich-“.

Weiter ließ sie ihn sprechen, sondern verschloss seine Lippen mit einem sanften Kuss.

„Ich habe auch nie aufgehört, dich zu lieben.“, sagte sie zu ihm und blickte ihm tief in die Augen, „Und ich hoffe, dass auch du mir verzeihen kannst, dass ich mein Vertrauen in dich verloren hatte.“.

„Schwamm drüber.“, grinste er auf einmal, wie es nun mal so seine Art war, „Damit wären wir wohl quitt.“.

„Sieht so aus.“, Misty musste leicht lachen. „Aber wie kommen wir hier jetzt wieder raus?“.

„Ganz einfach. So, wie wir auch rein gekommen sind.“, gab Ash lässig zurück und die beiden erhoben sich.
 

Misty konnte dem irgendwie nicht so leicht glauben, sie könnten hier doch nicht einfach raus spazieren. Oder doch?! Ihr fiel ein, dass ja alles verriegelt worden war und wenn Giovanni dafür verantwortlich war, wäre vielleicht immer noch alles abgesperrt, so würden die Gänge im Hauptquartier immer noch gähnend leer sein.

Ash rief sein Meganie und sein besiegtes Bojelin zurück. Giovannis Stolloß hatte zwar seinen Gegner geschlagen, doch mit dem Rest der Situation war es offenbar überfordert. Es ging zu seinem Trainer rüber und würde diesen wohl anstarren, bis er wieder aufwachte. Misty holte sich noch ihre Pokémon zurück, ehe sie endlich das Untergeschoss verließen. Und sie lagen richtig, auf den Fluren war immer noch niemand zu sehen. Sie rannten die Treppe hinauf, die nach oben hin immer noch versperrt war und nach ein paar Abzweigungen fanden sie endlich den Ausgang.

Da sie keine Lust hatten, zu Fuß wieder nach Marmoria City zu gehen, liehen sie sich einfach den Lieferwagen aus, mit dem sie zuvor hier hoch chauffiert worden waren. Noch während der Fahrt rief Ash, da Misty am Steuer saß, Officer Rocky an, um diesem grausamen Spiel ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.
 

„Du, Ash?“.

„Was ist?“, neugierig blickte er seine Sitznachbarin an.

Bis jetzt war die Fahrt recht schweigsam verlaufen, wenn man mal von Ashs Telefonat absah, weshalb er Misty schon ein wenig hoffnungsvoll anblickte. Er hatte sich einfach nicht getraut, etwas zu ihr zu sagen.

„Was hast du jetzt eigentlich vor, wo du Pikachu wieder zurück hast?“.

Diese Frage überraschte ihn doch ein wenig. Vor allem aber realisierte er erst jetzt so richtig, dass seine Suche endlich zu Ende war. Er wandte seinen Blick von ihr zu Pikachu, der schlafend auf seinem Schoß lag.

„Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht.“, musste er schließlich zugeben.

Misty dagegen wusste nicht, ob sie über diese Aussage nun enttäuscht oder einfach nur unbekümmert denken sollte, immerhin hätte sie wohl nicht mehr von ihm erwarten können. Hatte sich denn eigentlich jetzt irgendetwas zwischen ihnen verändert? Eigentlich waren sie doch jetzt wieder an dem Punkt angelegt, an dem sie schon vor zehn Monaten waren. Würde Ash wieder auf Reisen gehen, wäre er wieder weg und sie könnte nur darauf warten, dass er ab und an zu Besuch kam.

Leider blieb eine weiterführende Antwort von ihm aus, so verfielen sie für den Rest der Fahrt wieder in Schweigen.
 

~*~
 

„Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“, Misty fiel beinahe aus allen Wolken.

„Leider doch. Wir konnten einige Pokémon befreien, die wir jetzt ihren Trainern zurück geben wollen, und ein paar Unterlagen sichern, aber in dem Gebäude befand sich niemand mehr, als wir dort ankamen.“, erklärte Officier Rocky mit großem Bedauern.

Zusammen mit Ash, Rocko und Holly saßen sie in Rockos Wohnzimmer und hatten bis eben den Bericht der Polizeibeamtin verfolgt.

Giovanni war entkommen. Offenbar hatte er sein Bewusstsein schneller wieder erlangt, als erwartet. Das Gebäude musste von Team Rocket geräumt worden sein, bevor die Polizei eingetroffen war. Leider hatte Officer Rocky keine Vorstellung davon, wie sie dort hätten verschwinden können, ohne eine Spur zu hinterlassen. Diese Sache würde wohl offen bleiben, auch wenn sie noch weiter ermitteln ließ.

„Auf jeden Fall möchte ich mich im Namen aller Bürger für eure Hilfe bedanken.“, Officer Rocky erhob sich von dem Sofa und salutierte kurz vor Ash und Misty, „Wir versuchen schon lange, Team Rocket in seinen üblem Machenschaften zu stoppen und dank euch sind wir dabei einen großen Schritt weiter gekommen.“.

„Aber ihr Boss ist immer noch auf freiem Fuß.“, murrte Ash, er war alles andere als zufrieden.
 

Solange Giovanni frei rumlief, würde es auch weiter solche Verbrechen geben. Ash wollte gar nicht daran denken, was er mit den nächsten Pokémon anstellen würde, die er in die Finger bekam. Pikachu, Meganie und Bojelin ruhten sich auch gerade im Pokémon-Center aus, aber sofort als er mit Pikachu auf dem Arm das Center betreten hatte, war Schwester Joy bestürzt auf ihn zugeeilt, weil Pikachus Zustand so ernst war. Sie versicherte ihm, dass sein Freund in ein paar Tagen wieder gesund sein würde, aber auch sie konnte nicht verstehen, wie man Pokémon so etwas antun konnte.

„Team Rocket ist zwar noch nicht besiegt, aber“, Ash schüttelte seine Gedanken ab und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Officer Rocky, die weiter sprach, „ihr habt viele Trainer sehr glücklich gemacht, die bald wieder mit ihren Pokémon vereint sein werden, außerdem bin ich mir sicher, dass wir Team Rocket durch das Stürmen ihrer Basis stark geschwächt haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch irgendwann Giovanni erwischen werden.“, schloss Rocky ab, nickte den vieren noch einmal aufmunternd zu, bevor sie sich von Rocko zur Tür begleiten ließ.
 

Misty blickte den beiden irritiert hinterher, weil es immer noch ein unglaubwürdiger Anblick war, Rocko nicht um Officer Rocky herum schwärmen zu sehen. Manche Dinge verändern sich offenbar doch.
 

„Ich bin wirklich froh, dass ihr unbeschadet zurück gekommen seid.“, kam es nun von Holly, die sich auch vom Sofa erhob und ihre beiden Freunde ebenfalls aufmunternd ansah, „Und mehr können wir nicht tun.“.

„Ich weiß.“, Ash seufzte kurz.

„Ich denke, wir sollten jetzt alle schlafen gehen, es war ein langer Tag.“, meinte Rocko, der wieder das Wohnzimmer betreten hatte und sich neben seine Frau gesellte.

„Oh nein, ich hatte mich ja gar nicht für eine Übernachtung angekündigt.“, fiel es Misty ein.

In der Einladung hatte extra dabei gestanden, dass man Bescheid geben sollte, ob eine Übernachtungsmöglichkeit gewünscht würde oder nicht. „Dann werde ich wohl im Pokémon-Center nach einem Schlafplatz fragen müssen.“.

„Ach was, du hast doch bestimmt noch ein Zimmer frei, oder Rocko?“, kam es wie selbstverständlich von Ash, Rocko war doch immer auf alle Eventualitäten vorbereitet.

„Tut mir Leid, alle Zimmer sind belegt.“, musste dieser jedoch zugeben, „Du könntest nur in Ashs Zimmer schlafen, dort steht noch ein freies Sofa.“.

Misty und Ash sahen Rocko ein wenig verdächtig an, warum schmunzelte er dabei so?

„Hättest du was dagegen?“, fragte Misty dann plötzlich an Ash gewandt, der aus irgendeinem Grund eine leichte Gesichtsröte bekam.

„Ne-nein, überhaupt nicht. Ich kann auch auf dem Sofa schlafen, wenn du lieber das Bett hättest.“, stotterte er.

„Dann wäre das ja geklärt. Ein zweites Bettzeug habe ich euch auch schon hingelegt – falls benötigt.“, hustete Rocko und wollte sich mit Holly auf den Weg ins Schlafzimmer machen, „Ihr habt das Zimmer links am Ende des Gangs. Gute Nacht.“.

Nachdem auch noch Holly den beiden eine gute Nacht gewünscht hatte, war das frisch vermählte Paar die Treppe rauf verschwunden und Misty und Ash saßen alleine im Wohnzimmer und sahen sich teils beleidigt, teils zufrieden an. Rocko war wirklich auf Eventualitäten vorbereitet, das musste man ihm lassen.

„Sollen wir dann auch auf unser Zimmer gehen.“, fragte Ash schließlich und erhob sich auch endlich.

„Von mir aus.“, entgegnete Misty und trat bereits in den Gang, der zu ihrem Zimmer führte, als sie sich noch einmal zu ihm umdrehte, „Aber du schläfst auf dem Sofa.“.

Ash kippte kurz zur Seite, bevor er ihr irgendwie leicht lächelnd hinterher tapste.
 

~*~
 

„Da hast du wohl mal wieder Recht behalten.“, meinte Holly, während sie sich auszog und ins Bett stieg.

„Ich bin nur froh, dass die beiden sich wieder vertragen.“, erwiderte er, als er ebenfalls unter die Decke kletterte und seiner Frau einen zarten Kuss auf die Lippen schenkte.

„Aber dass du das auch sofort erkannt hast.“, Holly hatte nicht schlecht gestaunt, als er bereits bei ihrem Eintreten gewusst hatte, dass zwischen den beiden wieder alles in Ordnung bzw. stimmiger war als vorher war. Dabei empfand sie das ehrlich gesagt überhaupt nicht so.

„Ich werde auch immer erkennen, wie du dich fühlst.“.

Holly lächelte leicht.

„Dafür weiß ich jetzt glaube ich, wonach dir der Sinn steht.“, dieses Mal forderte sie den Kuss von ihm ein, der von Sekunde zu Sekunde leidenschaftlicher wurde.

Die beiden wollten trotz des turbulenten Tages natürlich noch ihre Hochzeitsnacht genießen.
 

~*~
 

„Du, Misty?“.

„Was ist?“, hauchte sie zwischen den kurzen aber doch leidenschaftlichen Küssen, die er ihr immer und immer wieder abverlangte.

Sie hatte ihn doch nicht auf dem Sofa schlafen lassen, aber wie sollte sie auch, nach dem Kuss, den sie miteinander geteilt hatten, nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war. Ash hatte sie damit wirklich überrumpelt, aber sie konnte einfach nicht anders, als nachzugeben.

So lagen sie nun beide in dem Bett, umhüllt von einer Decke. Das Licht hatten sie gar nicht erst angemacht, Misty hatte nur eine Kerze angezündet, die auf dem Nachtisch bereit stand und den Duft von Lavendel verbreitete. Das Licht warf ihre beide Schatten an die Wand und ließ nur in groben Zügen erahnen, wie liebevoll er ihren Körper berührte.

Misty regte sich unter seinen den Berührungen seiner Hände, die ihren nackten Körper sanft auf und ab fuhren, während sie immer noch auf eine Antwort wartete.

„Ich möchte dich nach Azuria City begleiten.“, befriedigte er endlich ihre offene Frage, bevor er erneut ihre Lippen versiegelte.

„Ist das dein Ernst.“, keuchte Misty und blickte ihm hoffnungsvoll in die Augen.

„Ich möchte mehr als nur zwei Tage mit dir verbringen.“, erwiderte er, ehe der nächste Kuss folgte.

Misty brauchte nichts mehr zu sagen, denn ihre Freude konnte sie auch anders zum Ausdruck bringen. Ihr war klar, dass er nicht ewig bleiben würde, aber er würde nicht sofort wieder verschwinden, er wollte Zeit mit ihr verbringen. Weil er sie aufrichtig liebte.

Ihre Atem wurden mit jedem Kuss schneller. Das Licht der Kerze flackerte kurz, bevor die beiden Schatten schließlich vollends miteinander verschmolzen.
 

~~~
 

So, hiermit ist die Story nun also zu Ende. Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Lesern und Kommischreibern bedanken, ihr seid wirklich super^-^/
 

Ich hoffe, euch hat meine AaML Story gefallen, es war wirklich interessant, einmal nur über dieses Pair zu schreiben.

Wem die Action gefallen und wer Lust hat, die beiden auch mal in einem weiteren Rahmen zu bewundern, der ist herzlich dazu eingeladen, in meine Pokémon FF 'Reunion' reinzulesen: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/165397/194163/
 

Das war's soweit von mir.

Vielen Dank noch mal!
 

MichiruKaiou



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: MiyaToriaka
2009-07-09T06:14:44+00:00 09.07.2009 08:14
Also ich finde das Ende de Story und llgemein die gesamte Story absolute Spitzenklasse! Ich hab selten so ne tolle TeamRocket VS PokéTeam Version gelesen und sie ist dir echt mehr als gelungen und wirklich in allen Punkte logisch!

Sorry dass das Komment so spät kommt XD° Ich hatte ned mitbekommen, dass die Story abgeschlossen wurde .///.

LG
Miya
Von:  SailorTerra
2009-02-10T11:17:03+00:00 10.02.2009 12:17
So... erstmal herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz.

Das vorgegebene Thema war umgesetzt (wenn auch nicht so, wie ich mir das vorstellt hatte, aber ich hab ja absichtlich Freiheiten gelassen ^^)
Die Rechtschreibung und Zeichensetzung war gut. Hier und da mal an Tippfehler, aber das passiert jedem.
Und vor allen Dingen ist das Ende "rund", wie meine frührere Deutschlehrerin immer zu sagen pflegte.

Leider gab es aber auch ein paar Kritikpunkte.
Ashs Verhalten ist an sich sehr merkwürdig... Pikachu wird ihm geklaut, aber dann verbringt er eine Liebesnacht mit Misty, erzählt ihr kein Wort und haut dann wieder ab??? Ich mein, Männer sind nicht immer die hellsten, aber so gegen jede Logik handelt nicht mal Ash.
Noch dazu, war diese ganze Sache mit dem Loch sehr vorhersehbar. Du hättest vielleicht nicht ganz soooo oft Ash darüber nachdenken lassen sollen, dass er sich zwischen den beiden entscheiden müssen könnte. Denn spätestens nach dem zweiten Mal war es klar, dass er gegen Ende der Geschichte in so eine Situation kommen würde.
Wahrscheinlich hätte mir das ganze sogar besser gefallen, wenn er sich gerade deswegen wirklich hätte entscheiden müssen. Aber die lieben Pokémon mit ihren Ranken regeln das schon irgendwie. Bisasam hat Misty ja schließlich auch mal gerettet, als sie gerade einen Abgang von einer Klippe machte (Wenn ich nur noch wüsste welche Folge das war...)
Aber was wäre Pokémon ohne ein Happyend?
Also nochmal: Herzlichen Glückwunsch!
Von: abgemeldet
2009-01-12T09:56:08+00:00 12.01.2009 10:56
eeeendlcih konnte ich ma ein Kommi schreiben!!! Wiedermal toooootal suuuuuuper. Das ist das beste Kapi! So toll beschrieben... und dann das ende mit den beiden *traum*

Gott sei dank konnte er beide retten!
Wie gesagt super!
Von:  Lindenlife
2009-01-05T20:34:17+00:00 05.01.2009 21:34
wuhhhhhhhhhhhh :D
also xD jetzt mein kommi
ist das toool *_____________*
ich find dein ende und das ganze kappi so geil, dass man es gleuch nochma lesen möchte, dass ist sowas von spannend alles geschrieben *__*
und das ist sogeil, als ash meganie sagt es soll pikachu fangen und er denn noch misty im letztem moment bekommt, ich wusste, dass meganie die beiden denn hochzieht^^
aber richtig herzzerreißend, dass er nun doch vor dieser wahl steht entweder pikachu oder misty, was er die ganze zeit nicht wollte
aber er hat ja instinktiv richtig entschieden denn pikachu hätte er ja net so greifem können und er wäre wahrscheinlich auch zu weit weggewesen
ich find das aber geil, wie er zu misty meint, dass sie endlich auch mal einsiehtm, das sie mist gebaut hat^^
endlich ist er mal nicht schuld xD
aber was auch dramatisc ist, das ash los rennt, misty alleine lässt und misty denn weg ist^^ na wo isse denn hin :D
aber doof, dass team rocket entwischen konnte, nicht das wieder was passiert
aber das ende ist ma sooooooooooooooooooooooo süüüüüß, wie die beiden ropt werden und rocko genau wusste. was sache ist
war klar, dass se beide im bett laden und ash nicht auf der couch schläft^^
find das aber geil, wie misty denn zu ihm sagt, dass er auf der couch schläft und du egschrieebn hast, dass ash zur seite kippt. ist genau wie in der serie find ich toll :)
und holly is mir auch voll sympatisch geworden irgwie^^
und rocko hat sich gebessert, *stolz auf ihn ist*
ach ja *schwärm* das war jetzt wirklich ne richtig schöne story :)
werd auhc bald ma bei deinen anderen ff's reinschnuppern :)

Von:  Yurippe
2009-01-04T17:27:27+00:00 04.01.2009 18:27
Wann ist denn orange jemals dezent? xD

Oh nein, jetzt sag mir nicht, er muss sich wirklich entscheiden? Schnell weiterlesen!!!

Ash zögert zu lange. Selbst ich hatte da schon drei mal angegriffen. Schließlich hat Giovanni es provoziert. Andererseits könnte das auch eine Falle sein. Oder denkt er echt, Ash greift nicht an?

Giovanni ist so ein Schwein! Sorry, aber es ist so.

Hat Meganie nicht zwei Ranken???

Mein Gott, Ash ist doch klüger, als ich immer dachte. O.o

Vielleicht hätten sie Giovanni mal fesseln sollen oder so?

Das Ende war wirklich sehr schön. Rocko. LOL
Von:  Kasuchan
2009-01-04T14:47:37+00:00 04.01.2009 15:47
deine geschichte ist echt superXD mach weiter so und viel glück beim WB!
lg nilay
Von:  -Kikyou-sama-
2009-01-04T14:06:35+00:00 04.01.2009 15:06
Huiii,

das Kapitel hat mir mit Abstand am besten gefallen! Die actionreichen Szenen bei Giovanni waren dermaßen klasse, dass ich bestimmt wieder den ganzen Tag mit einem Glänzen in den Augen herumwandere.
Aus meinem Ash haste mal wieder alles herausgeholt, was ihn für mich so unsagbar sexy macht *strahl*.
Wie er Bojelin doch noch befohlen hat, auf Giovanni loszugehen war toll!!!
Und wie er Giovanni mit seiner Faust mitten in die (entschuldige meine ordinäre Ausdrucksweise ^^ ) Fresse gehauen hat *schwärm*...
*Ash-Fähnchen-schwenk* Ich liebe sein aufmüpfiges Verhalten!

Schön auch, dass es ein Happy End gibt. An diese...ähm...Ash x Misty Szene zum Schluss muss ich mich noch gewöhnen *hüstel*, aber Du hast es sehr schön geschrieben und ich finde es ehrlich gesagt besser, wenn die Szene nur oberflächlig angekratzt wurde, alles andere hätte hier zu dieser FF und der vorherigen Action meiner Meinung net gepasst.

Ich wünsche Dir viel Glück für den Wettbewerb *chakka*. Ooooh, wir werden Sieger sein *süngz*. *Michi-Fächertanz-vorführ*

Greetz
Kiki



Von:  Mona-Kaiba
2009-01-04T11:00:08+00:00 04.01.2009 12:00
Man... ich bin immer noch im Retro-Fieber...
Die Szene, als Misty da in dieses Loch gestürzt ist und Ash sie gerade noch fangen konnte, erinnerte mich total an meine Lieblingsszene aus der 1. Digimonstaffel mit Sora und Tai O.o

Aber ich finde es gut, dass Ash sich jetzt nicht direkt zwischen Pikachu und Misty entscheiden musste (zumindest leben ja beide noch), denn ich kann ja den armen Ash nicht leiden sehen.

Was deinen Lime angeht möchte ich behaupten, dass du da wirklich wieder nur an der äußeren Hülle kratzt. Da fehlte eindeutig etwas Leidenschaft und mehr Emotionen...

Aber ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück beim WB! *go Michi! go Michi!*


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