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Sunrise

Wenn ich tot bin
von

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Sunrise

Wenn ich tot bin,

schau ich aus den Wolken auf dich hinab.

Wenn ich tot bin,

lös ich jeden Abend deinen Schutzengel ab.

Wenn ich tot bin,

erzähl ich im Himmel wie sehr ich dich lieb.

Wenn ich tot bin,

tut`s mir leid, das ich nicht bei dir blieb

uuuuh ich weiß nicht was ich will

mein Leben fließt durch die Nacht wie der Regen

uuuuh ich weiß nicht was ich will

ich bin Odysseus auf den Meeren
 

Aus halbgeschlossenen Augen betrachtete ich den blauen Himmel, ohne ihn wirklich wahr zu nehmen, während eine angenehm kühle Brise, die hier oben auf dem Hochhausdach wehte, sanft mit meinen Haaren spielte. Ich hatte gehofft, ich wäre schon vom Wind davon getragen worden, aber noch immer saß ich mit dem Rücken an die kühlen Steinwand des Dachaufganges gelehnt, im Schatten des kleinen Aufbaus.

Noch immer erschien die Welt ein wenig platter als früher, da es schwer fiel, mit nur einem Auge räumlich zu sehen.

Noch immer spürte ich das nie abklingende Verlangen nach Blut in mir, das ich schon wieder viel zu lange unterdrückt hatte.

Es gab kein Entkommen.

Ohne einen weiteren Laut von mir zu geben, nahm ich die Köpfhörer ab, während noch die letzten Töne der schwermütigen Melodie in meinen Ohren nachwirkten. Der Klang meiner Stimme war schon lang verhallt. Ich wollte ihn auch gar nicht hören.

Meinen Gesang.

Meine Stimme, die mir immer öfter Übelkeit bescherte, denn es schien, als würde sie nur Lügen verbreiten können. Mir blieben nur die Lieder um meinen Gefühlen Gestalt zu verleihen, denn zumindest waren das nicht meine eigenen Worte.

Nachdenklich drehte ich das kleine Gerät, aus dem die Musik kam, in meinen Händen. Syaoran-kun hatte mir erklärt, dass es ein MP3-Payer war, und wie er funktionierte. Ich verstand zwar das System der Technik nicht, aber das musste ich auch nicht.

„Ich weiß nicht was ich will...“, scheu testete ich die Worte aus, aber ohne den vertrauten Rhythmus der Musik klangen sie fremd.

Meine Stimme war einfach nicht dafür bestimmt, zu singen.

Während ich die großen Kopfhörer wieder über meine Ohren zog, um mir das Lied ein weiteres Mal anzuhören, fingerte ich eine der letzten Pralinen aus der Pappschachtel neben mir. Schokolade, gefüllt mit Kirschlikör.

Wahrscheinlich hatte ich schon ein Paar zu viel von diesen leckeren kleinen Sünden gegessen. Es war schon mindestens fünf Stück her, dass diese unerklärliche Melancholie von mir Besitz ergriffen hatte.
 

Wenn ich tot bin,

sing ich jeden Abend nur für dich ein Lied

Wenn ich tot bin,

wart ich auf dich im Paradies.

Wenn ich tot bin,

weiß ich genau, das du gut für mich bist.

Wenn ich tot bin,

Schnee und Regen wenn du mich vergisst!
 

„Was tust du da?“

Abrupt wurde ich in die Realität zurückgeholt, als mir jemand die Kopfhörer abnahm, und benommen blinzelte ich in die Sonne.

Wann war ich aufgestanden, wann über das Geländer des Daches gestiegen, an dessen Außenseite ich mich jetzt fest hielt, den Blick gen Himmel gerichtet?

Hatte mich der Alkohol so betört, dass ich nicht mehr Herr über meine Sinne und mein Handeln war?

Benommen schüttelte ich mich.

Ich hätte nicht losgelassen.

Niemals.

Es gab Menschen die mich brauchten.

Warme, starke Arme legten sich um meine Brust, und automatisch ließ ich mich nach hinten sinken, meinen Griff um das kalte Eisen dabei lösend. Ein Gefühl der Sicherheit flutete meinen zitternden Körper. Es war schön und beängstigend zu gleich, zu wissen, dass ich mich fallen lassen konnte ohne los gelassen zu werden und trotz meiner wackligen Knie hielt mich der behutsame Griff sicher auf den Beinen.

Und es gab diesen einen Menschen, der mich festhielt. Jemand der immer da war, wenn meine eigenen Gefühle mir zu Kopf stiegen. Jemand der nicht sagte ’Ich verstehe dich’ sondern der zuhörte statt zu reden, der da war...

„Ich dachte, ich könnte vielleicht fliegen...“, murmelte ich fast lautlos, während der Wind mit meinen blonden Haarspitzen spielte und die Worte mit sich zu den Ohren trug, für die sie bestimmt waren.

„Ich wollte es so gern...“

Ergriffen von einem tiefen Gefühl der Traurigkeit streckte ich meine langen Finger dem tiefblauen Himmel entgegen, als wollte ich nach den dort dahin treibenden Wolken greifen. Für mich verkörperten sie die Freiheit, nach der ich mich in einsamen Momenten sehnte. Die Freiheit, ungebunden zu sein.

„Wenn du deine Flügel so weit ausbreitest, habe ich Angst du fliegst mir davon... Fay.“

Für einen Moment ließen mich diese Worte die Augen schließen, während sich eine einzelne Träne aus meinen blonden Wimpern löste und ihre salzige Bahn über meine Wange zog, bis sie von rauen Fingern aufgefangen wurde.

Langsam drehte ich mich in dem sichernden Griff, ohne bedenken haben zu müssen, dass ich doch noch über die Kante stolperte, sah lang in die schönen, roten Augen, die tiefer zu sein schienen, als es mein Blick je ergründen konnte.

„Ich kann nicht fliegen...“, murmelte ich tonlos, und wandte den Blick zum Boden. Nur damit im nächsten Moment seine Hand an meinem Kinn lag und es erneut nach oben drückte, mich zwang ihn wieder anzusehen. Stirn an Stirn standen wir, nur das kalte Geländer zwischen uns.

„Wieso sagst du so etwas?“

Kurogane wirkte nicht überrascht, aber ehrlich interessiert, meinen Standpunkt zu erfahren. Immer wollte er verstehen was in mir vor ging... Es war Neuland, über meine ehrlichen Empfindungen zu sprechen. Jemanden mit wahren Worten zu verletzen war viel leichter, aber nichts wollte ich jetzt weniger, zu viel hatte dieser Mann schon wegen mir erleiden müssen. Und auch wenn es sein selbsterwähltes Schicksal war, machte ich mir Vorwürfe deswegen. Ohne hinzusehen streiften meine Fingerspitzen über seinen linken Oberarm, erfühlten das kalte Metall runter dem dünnen Stoff seines Shirts.

Wie jedes mal ließ es mich schaudern.

„Da hast mir meine Flügel gestutzt.“, flüsterte ich, aber kein Vorwurf klang in meiner Stimme. „Zu schnell... und nun falle ich.“

Kurogane blinzelte für einen Moment irritiert, bevor sein Blick wieder ganz mir galt, die intensiven roten Augen mich gefangen nahmen. Dieser Blick zog mich wie jedes mal in unsere ganz persönliche kleine Welt. Unsere Lippen berührten sich federleicht, warm und gefühlvoll.

Ich kannte seine Antwort, bevor er sie aussprach, ein warmer Hauch, vorgetragen vom Wind, damit Alle auf der Welt es hören mochten, wenn sie nur die Ohren spitzten.

„Ich fang dich auf wenn du mich lässt.“

Hier, in den sicheren Armen dieses Mannes, wurde mir erneut bewusst, dass ich freier gar nicht sein konnte. Kurogane hatte sich für mich aufgeopfert, damit ich die Freiheit hatte zu leben.

Ein einziges mal zu leben, wie ich es wollte.

Und die Freiheit zu lieben.
 

uuuuh ich weiß nicht was ich will

mein Leben fließt durch die Nacht wie der Regen

uuuuh ich weiß nicht was ich will

ich bin Odysseus auf den Meeren

uuuuh du fehlst mir so sehr

ich flieg zwischen welten hin und her
 

Wenn ich zu lang bei dir bin

will ich Woanders hin

und Woanders

denk ich immer nur an dich
 

uuuuh ich weiß nicht was ich will

mein Leben fließt durch die Nacht wie der Regen

uuuuh ich weiß nicht was ich will

ich bin Odysseus auf den Meeren

uuuuh du fehlst mir so sehr
 

ich flieg zwischen Welten hin und her
 

ich flieg zwischen Welten hin und her
 

~*~Wenn ich tot bin~*~

(Ich und Ich)



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Leia_de_Flourite
2010-06-14T07:45:59+00:00 14.06.2010 09:45
Hm... das ist so schön, man möchte am besten gar nicht aufhören zu lesen, deshalb ist das erste, was ich ansprechen muss auch Kritik: man weiß zwar ganz genau, wer es ist, der Fye da auffängt (es kann nur eine Person sein XD), und doch klingt der Satz „Wenn du deine Flügel so weit ausbreitest, habe ich Angst du fliegst mir davon... Fay.“ nicht im mindesten nach Kurogane. Versteh mich nicht falsch, das sind sooo schöne Worte, aber schöne Worte sind meistens nicht gerade Kuroganes Stärke. Trotzdem... die Wortwahl ist toll, die Atmosphäre wird sehr schön durch die Ich-Form des Erzählers definiert und... dieser ganze One Shot ist wie Zuckerwatte. Leicht, süß duftend und das Gefühl, das er hinterlässt schmilzt auf der Zunge. „Wenn ich tot bin“ ist zwar nicht mein Lieblingssong von Ich und Ich, aber er passt sehr schön dazu.
Zehn von fünf Sternchen. XD
Von:  Lady_Ocean
2009-05-25T12:29:22+00:00 25.05.2009 14:29
Es stimmt, traurige Geschichten liegen dir wirklich. Wobei es hier recht ausgeglichen war, finde ich. Es ist schwermütig geschrieben, aber nicht so endgültig und unwiederbringlich wie das letzte Kapitel von N&T, was ich kommentiert hatte.
Ich finde es nicht ganz einfach, Fyes Gedanken nachzuempfinden, aber ich finde, gerade das macht es auch spannend. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es irgendeinen konkreten Grund oder Anlass gab, dass er zu Beginn des Kapitels dermaßen depressiv war, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was das ist/war. So sehr, wie er an Kurogane hängt, hätte er den Sprung unmöglich geschafft, denke ich. Selbst wenn Kurogane nicht plötzlich gekommen wäre. Dafür ist der Wunsch, an Kuroganes Seite zu sein, einfach viel zu stark in ihm verwurzelt.
Dein Fanart passt auch so wunderbar zu dieser Szene, finde ich. Ich hatte es so klar vor Augen, als ich das Gespräch zwischen Fye und Kurogane gelesen habe... Das macht einen selbst gleich wieder richtig schwermütig. Vor allem weil ich im Moment auch machen kann, was ich will, ich kann den Typen einfach nicht vergessen, in den ich mich Anfang März verliebt hab ~_____~ *haaaaaaach*.
Na ja~
Von:  Schneeblume
2009-04-13T11:26:42+00:00 13.04.2009 13:26
Du weißt ja, was ich von der FF halte, aber ich sags gerne noch mal. ^^
Ich mag diese wunderbar melancholische Stimmung in der Geschichte und wie man sich wirklich haargenau in Fyes Gefühle hinein versetzen kann. Ganz besonders wenn man beim Lesen das Lied hört.
Obwohl ich anfangs n bissl befürchtet habe, dass Fye springt, ist er doch zu beneiden. Dass er in Kuro einen solchen Menschen gefunden hat, der seine Freiheit bedeutet und ihn gleichzeitig auffängt, wenn er fällt. Echt wunderschöne Symbolik.
*knuddl und winks*
LG Franzi ^__^
Von:  Nadda
2009-03-31T15:53:12+00:00 31.03.2009 17:53
omg die geschichte is soo tolliq >___<
ich liebe sie *~*
sie ist einfach...mir fehlen die worte so toll ist es >__<
ach gottchen ich könnt die noch tausendmal lesen~
Von:  -Yue
2009-03-28T19:40:58+00:00 28.03.2009 20:40
Der OS sprüht ja förmlich vor Melancholie.
Verdammt schön (und auch bildlich) geschrieben, Klayrchen! ^_^

Von:  BabyTunNinjaDrac
2009-03-27T20:03:20+00:00 27.03.2009 21:03
Mein erster Eindruck... einfach nur: Awwww~!
Diese FF ist wirklich wunderschön... herzzereißend und trotzdem romantisch und einfühlsam! Da ist dir wirklich was Tolles gelungen <3~
Auch der Liedtext passt super...!
Am Anfang hab ich gedacht, dass Fai sich wirklich in den Abgrund stürzen mag... und hatte schon Panik. Aber dann kam Kuro... und hach. Die Gedanken von Fai haben so richtig gut zur Situation gepasst...! Man konnte es super nachvollziehen und hatte das Gefühl, mittendrin zu sein. Auch die Dialoge waren klasse... und dieser letzte Satz von Kuro und der Kuss...! hach ja~! Da geht einem doch das Romantiker-Herz auf!
Wirklich eine schöne FanFic! <3~
Von:  Eiichi
2009-03-27T18:00:13+00:00 27.03.2009 19:00
Hach, da geht einem das Herz auf.
Ich liebe diese FF!
Ich finde es gut, dass du die Zeit gewählt hast, in der Kuro bereits das hässliche Metallding am Arm hat.
Eine der wenigen Fanfics.
Ich denk aber, dass es wohl fast keinen gibt der das gut findet, dass Kuro einen Arm im original verliert...
dennoch eine richtig super ff!
Favo XD

Liebe Grüße
Faypier
Von:  Schreiberling
2009-03-27T09:24:18+00:00 27.03.2009 10:24
Hallo
Ein wirklich wunderschöne OS.^^
Ich war hin und weg. Fays melancholische Momente konnte man wirklich spüren. Auch das kleine Gespräch zwischen den beiden. Da war soviel in den kurzen Sätzen. Seufz
Das war wirklich klasse.
VLG
Von:  Fye
2009-03-27T00:38:26+00:00 27.03.2009 01:38
Hey^^
Ich muss sagen... Einfach wunderschön. Man kann es gar nicht in Worte fassen. Und dazu das Lied. Einfach wundervoll.
Ja ich liebe diesen Oneshot *ggg*
Du hast Fye und Kurogane wirklich wundervoll umgesetzt und ihnen auch die passenden Worte in den Mund gelegt.
Wirklich wunderschön und ich wiederhole mich X33
Ich freue mich darauf mehr von dir zu lesen *smile*

LG, Fye
Von:  CptJH
2009-03-26T16:21:29+00:00 26.03.2009 17:21
Ja... die Geschichte ist toll~
Und ich finde, wie immer hast du beide gut getroffen, wie sie sich verhalten und was sie sagen...
Wunderschön~
^^


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