Zum Inhalt der Seite

Augenblicke

- Kurzgeschichtensammlung -
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kaminfeuer

„Du, sag mal Mine…“, sprichst du zögerlich den ersten Teil deines Satzes aus, der dir schon seit langer Zeit auf der Zunge brennt. Nur bisher hattest du nie den Mut es tatsächlich zu sagen.
 

Sie blickt dich nicht an, denn ihre Augen huschen unentwegt über die Zeilen des dicken Buches, das sie in ihren zierlichen Händen hält. Das lockige Haar hängt ihr dabei tief im Gesicht, doch sie bemerkt es nicht. Aber du tust es.
 

„Hm?“, macht sie nur und du bist dir im ersten Moment nicht sicher, ob du dir diesen Laut vielleicht nur eingebildet hast. Nach einer Weile, in der sie die Augenbrauen zusammenzieht, beschließt du, dass sie dich doch gehört hat.
 

„…ich… wollte…“, dein Gestotter geht in unartikulierbaren Lauten unter, deine Finger liegen zittrig in deinem Schoß. Du rückst mit dem Sessel näher an das prasselnde Kaminfeuer ran, so als ob dir die Flammen Mut zusprechen könnten.
 

Es dauert geraume Zeit, bis Hermine sich endlich von ihrem Buch löst und dir einen prüfenden, leicht verärgerten Blick zuwirft. Immerhin hast du sie in ihrer Lektüre gestört und du weißt nur zu gut, dass sie das am wenigsten leiden kann.
 

„Spuck es endlich aus“, fordert sie dich auf, doch alles was du tust ist dich verzweifelt nach den Flammen hinter dir umzudrehen und zweimal nervös zu schlucken. Die Gespräche der anderen schrumpfen in deinen Ohren zu einem leisen Geflüster zusammen und du hast auf einmal das Gefühl, als wenn dir die ganze Welt zuhören würde.
 

„Ich habe mich nur gefragt… ob du… ich meine wie du…“
 

Du hörst sie entnervt aufseufzen und du weißt, dass wenn du es jetzt nicht sagst, es wieder Monate dauern wird bis du genug Mut gesammelt hast um einen erneuten Versuch zu wagen. Sieben Mal bist du immerhin schon gescheitert und mit jedem Mal wird deine beste Freundin ungeduldiger. Du musst es ihr jetzt sagen.
 

„IchhabmichnurgefragtwasdueigentlichüberHarrydenkst!“, kommt es nun in einem Schwall aus dir heraus und du atmest mehrmals kräftig ein uns aus. Du hast es gesagt. Ja, du hast es gesagt. Aber wenn du Pech hast – und das hast du fast immer – hat sie kein Wort verstanden, weil du zu nervös warst um langsam und deutlich zu sprechen.
 

Dein Blick tastet sich langsam von deinen zu ihren Händen, dann ein Stück weiter nach oben zu ihren zusammengepressten Lippen, noch ein Stückchen höher zu ihren Augen, die dich nun nachdenklich mustern.
 

„Und das versuchst du mir jetzt schon zum achten Mal zu sagen?“, fragt sie dich und du nickst ergeben. Irgendwie kommst du dir verurteilt vor. Und der Prozess ist ohne dich gelaufen. Jetzt kannst du dich nur noch in einer Einzelzelle verkriechen.
 

„Ach Ron“, hörst du sie seufzen und bemerkst wie sie sich erhebt. „Du bist ein Idiot.“
 

Während du ihr verdattert nachsiehst, verschwindet sie in dem Tumult aus roten Umhängen und Pullovern. Du kannst ihre Schritte auf der Treppe zum Mädchenschlafsaal ausmachen, aber folgen kannst du ihr natürlich nicht.
 

Du sitzt noch etwa zwei Stunden vor dem Kaminfeuer, unterhältst dich abwesend mit Harry über die vergangene Zaubertrankstunde und beschließt dann, das es keinen Sinn mehr macht auf Hermine zu warten. Sie wird schon längst in ihrem Bett liegen und schlafen.
 

Ende



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  vulkan_chan
2009-08-10T09:03:30+00:00 10.08.2009 11:03
ich liebe die du-perspektive und du hast sie wirklich sehr gut umgesetzt. ^^

es erfordert viel mut die inge auszusprechen, die ns wirklich beschäftigen. unron muss demnach sehr mutig sein, wenn er sooft ansetzt es zu sagen. auch wenn es dauert bis er es schafft. auch wen die eigentliche frage natürlich nicht ist, was hermine von harry hält, oder? aber es ist eine kunst die richtigen worte zu finden. und so wie die geschichte abläuft, kann man sich gut vorstellen dass er es noch mal versuchen wird und wenn es nicht klappt, dann noch mal. weil er nicht aufgibt in diesem kampf mit sich selbst.

mir hats gefallen. ^^


Zurück