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Augenblicke

- Kurzgeschichtensammlung -
von

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"Ich hasse ihn."

„Ich hasse ihn“, murrt Draco, wirft sich missmutig auf einen der wenigen Sessel, dessen Feder ächzend unter seinem Gewicht nachgibt. „Verfluchter, Potter.“
 

Er streicht sich eine Haarsträhne zurück hinter sein blasses Ohr, angelt mit der rechten Hand nach einem getrockneten Krähenfuß und wirft diesen in eine kleine Steinschale, nachdem er einen kurzen Blick auf die Rezepturen zu seiner rechten geworfen hat. Der Mörser bricht den Fuß auseinander, pulverisiert ihn langsam und verursacht dabei leise, schabende Geräusche.
 

„Ich kann ihn einfach nicht ausstehen, diese kleine Gryffindormade“, flucht Draco nun vor sich hin, schüttet das frisch gemahlene Pulver in ein Reagenzglas und blickt durch dieses hindurch zu seinem Lehrer, der unbewegt an seinem Schreibtisch sitzt, die lange Hakennase über ein Pergament gebeugt.
 

„Nun gibst du drei Tropfen Rosenextrakt hinzu“, schnarrt der Professor, ohne dabei von seiner Arbeit aufzusehen und ohne zu bemerken wie Draco angewidert den Mund verzieht. Dennoch träufelt er folgsam die genannte Ingredienz ins Reagenz und schüttelt dieses einmal kurz.
 

„Ätzend…“, gibt er seiner Tätigkeit einen Namen, beobachtet wie sich Pulver und Tropfen vermischen. Ein Blick auf das Pergament teilt ihm seinen nächsten Schritt mit. Fünfeinhalb Tropfen des Saftes, gewonnen aus einer Alraune. „Fünfeinhalb?“
 

Draco zählt die ersten Tropfen ab und da keine Antwort seines Lehrers zu erwarten ist, träufelt er auch einen sechsten hinzu. Noch ehe dieser jedoch im Reagenzglas entschwinden kann, teilt er sich, wird zu zwei kleinen Tropfen, wovon einer den Fünfen nachfolgt, der andere jedoch wieder in der Flasche verschwindet, aus der er gekommen ist.
 

Langsam lässt der Professor für Zaubertränke seinen Zauberstab sinken. Sein Blick immer noch fest auf das Papier in seinen Händen gerichtet.
 

„Setze dich niemals über die Anweisungen hinweg, Draco. Die Kunst der Zaubertränke ist die mit Abstand exakteste Kunst“, tadelt der Lehrer seinen Schüler. „Beherzige das.“
 

Ein Schnauben entweicht Draco. Er verschließt das Reagenzglas mit einem Pfropfen, stellt es in einen freien Halter und liest zum ersten Mal die Überschrift der Mixtur. Gripsschärfungstrank. Überrascht hebt Draco eine Augenbraue, sieht zu seinem Lehrer herüber, der nun den Blick hebt.
 

„Ich gedachte ihn zu Unterrichtsbeginn auszuteilen“, sagt er schlicht, doch Draco beginnt daraufhin zu schmunzeln. Kopfschüttelnd wendet er sich wieder der Rezeptur zu, überfliegt sie flüchtig, lehnt sich dann entspannt in seinem Sessel zurück.
 

„Und dann zwingst du uns das zu trinken?“, fragt Draco nach, obwohl es mehr nach einer Feststellung klingt. Nachdenklich betrachtet er die Reagenzgläser, die um ihn herum auf dem morschen Holztisch stehen.
 

„Darf ich Potter vergiften?“
 

„Nein.“ Damit wendet sich der Zaubertrankmeister wieder seinen Papieren zu, während sein Schüler missmutig die Lippen kräuselt. Eine Feder zieht elegante Linien auf dem rauen Pergament, eine geschwungene Unterschrift unter einem verpatzten Test.
 

„Ich darf auch nichts“, beschwert sich der Blondschopf halbherzig, fängt den Blick seines Lehrers auf, dessen Züge ein hämisches Grinsen ziert.
 

„Du darfst deine Persönlichkeit aus diesen Räumen entfernen.“
 

„Aber…“
 

„Sofort!“, schneidet die kalte Stimme jedes weitere Wort ab und eingeschnappt erhebt sich der junge Slytherin, schlägt theatralisch mit seinem Umhang, fegt dabei beinahe die Reagenzgläser vom Tisch.
 

Mit leisen Schritten, aber einem lauten Knall verlässt er den Raum.
 

Ende



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