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Kaltherzig

Kronenmord
von

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Stille Wasser sind tief

Der Nebel vor meinen Augen lichtete sich allmählich, nachdem ich es nicht mehr schaffte hochzukommen. Mein Herz war aufgespießt worden, bemerkte ich grimmig und riss mir die Klinge aus der Brust. Es tat nicht sonderlich weh, sondern ziepte nur etwas, doch der Schwindel der mich packte war alles andere als angenehm. Wohl eine unangenehme Nebenwirkung meines Blutdurstes. Verflucht, was hatte ich nur getan?!

Stöhnend setzte ich mich auf und hielt mir dabei den Kopf.

„Alles in Ordnung?“, fragte Tristan aus einer Ecke des Zimmers.

Wieso kam er nicht näher? Machte er sich keine Sorgen?

Meine Fingerspitzen streiften meinen Mundwinkel. Erschrocken blickte ich auf die dunklen Blutflecken auf meiner Haut. „Was ...?“ Fassungslos hob ich den Kopf, nur im nächsten Moment zu verstummen.

Tristan drückte einen Mann mit dunklem, beinahe schon schwarzem, kurzen Haar gegen die Felswand. Die karamellbraunen Augen des anderen fixierten mich prüfend; seine Nasenflügel blähten sich.

Mein Gefährte drückte ihm seinen Arm gegen die Kehle, damit dieser sich nicht rührte.

Hatte Tristan ihn nicht Blake gerufen? Sein Bruder? Oh-oh.

Vorsichtig erhob ich mich, hielt mich aber soweit von den beiden entfernt wie nur möglich. Ich wischte mir mit dem Handrücken über den Mund, die Wölfe beobachteten jede meiner Bewegungen. Ich kam mir vor wie ein kleines Kätzchen zwischen zwei riesigen Bestien. Absolut hilflos.

Hasste mich Tristan nun, für dass was ich getan hatte? Ich hatte sein Blut getrunken. Sein Blut!

Tristan stieß sich von seinem Bruder ab, und kam auf mich zugeeilt. Erschrocken fuhr ich zusammen, als er seine Arme nach mir ausstreckte. Würde er mich schlagen? Ich kannte ihn zwar noch nicht gut genug um seine Reaktionen abzuschätzen, doch an seiner Stelle hätte ich es wahrscheinlich getan.

"Nein!", schrie ich, stieß ihn zurück und drückte mich gegen den kalten Stein. Solange ich mich nicht wieder vollends unter Kontrolle hatte, durfte er mir keinesfalls zu nahe kommen!

Mein Gefährte blickte mich an. Seine Mundwinkel waren nach unten gezogen; er war von mir enttäuscht. Nur allzu verständlich.

Mein Herz raste noch immer; ich ließ mich zitternd die Wand hinab gleiten und schloss bekümmert die Augen. Ich kam mir so schäbig vor!

"Hey, wage es ja nicht jetzt abzuhauen! Bleib stehen!", schrie Tristan.

Ich hörte ein polterndes Geräusch und wildes Gerangel, aber danach ... Stille. Ich traute mich nicht die Augen zu öffnen. War er nun fort?

Vorsichtig öffnete ich ein Auge und musste tatsächlich feststellen, dass niemand da war. "Oh!"

Das war ... mir viel keine passende Beschreibung ein. Ich war ja froh, dass ich etwas Zeit für mich hatte, aber wollte ich denn das Tristan mich alleine ließ?

Langsam rappelte ich mich auf und strich mir meine Sachen glatt. Sie hatten auch einige Blutflecken abbekommen, aber sie gingen in dem schwarz Ton völlig unter, also musste ich mir wohl wegen meines Anblicks keine Sorgen machen. Schließlich wollte ich nicht, dass die Wölfe mich für ein blutrünstiges Biest hielten, obwohl ich selbst gerade daran zweifelte keins zu sein.

"Becca?"

Ich drehte mich um. Tristan hatte seinen Bruder am Arm gepackt und stieß ihn unsanft in meine Richtung. "Mach schon", knurrte er.

Blake knirschte mit den Zähnen, er hatte eine ziemlich heftig aussehende Bisswunde an der Schulter, die aber bereits wieder zu heilen begann. " ... leid", nuschelte er. Seine Lippen hatten sich kaum bewegt.

Ich hob eine Augenbraue und mein Gefährte versetzte ihm einen weiteren Stoß.

Der Dunkelhaarige verdrehte die Augen und fauchte: "Es tut mir leid, okay?!"

Ich versuchte ein Lächeln, aber es war genauso emotionslos wie die die ich immer meiner Schwester geschenkt hatte. "Mir ebenfalls."

Nun trat Tristan endlich neben mich und sah mich fragend an. "Alles in Ordnung? Wie geht es deiner Wunde?"

Zuerst wusste ich nicht was er meinte, dann erinnerte ich mich an das Schwert in meiner Brust und fuhr mit dem Finger den Riss in meiner Kleidung nach. Meine Haut hatte sich schon längst wieder geschlossen. "Alles bestens. Mir fehlt nichts."

Er musterte mich und wandte sich wieder seinem Bruder zu. "Blake, Rebecca. Rebecca, Blake", stellte er uns flüchtig vor. "Er ist gekommen um uns zu Logan und den Jägern zu schicken."

"Die Jäger?", fragte ich und neigte den Kopf leicht zur Seite.

Er nickte. "Das sind die engsten Vertrauten von Logan. Seine Berater, Beschützer und die Werwölfe die er selbst erschaffen hatte."

Also Werwölfe zweiter Generation vermutete ich erstaunt. Sie - und vor allem Logan - würden über mein Schicksal entscheiden. Ging das denn so schnell? Hatten sie schon so schnell eine Wahl getroffen? Das konnte nichts gutes zu bedeuten haben.

"Dann ... sollten wie sie nicht warten lassen", meinte ich und setzte meine kalte Maske auf. Niemand brauchte im Moment zu wissen, dass ich mit meinen Nerven am Ende war.

Tristan nahm mich an der Hand, Blake ging voraus.

Ich schwieg während wir durch das Labyrinth gingen. Mein Wolf meinte, dass wir in den 'Saal' gebracht wurden. Die Jäger, einschließlich Logan, würden bestimmen was mit mir geschehen wird.

Ich hatte Probleme mit dem Atmen. Meine Luftröhren fühlten sich an, als würden sie zusammen gedrückt werden. Wahrscheinlich lief ich bereits Blau an.

Der Gang wurde alle zwanzig Meter etwas breiter und größer; Fackeln erhellten uns den Weg und ließen uns vor einer stämmigen Tür stehen bleiben, die von zwei stämmigen Männern bewacht wurde.

Auch diese waren dunkelhäutig und mit einer gefährlichen Schönheit bestraft, die sogar mich etwas in die Enge trieb.

Ich war kein eitles Wesen, wie so mancher andere Vampir dessen Namen lieber ungenannt bliebe, aber etwas neidisch wurde ich schon.

Ich war schön. Selbst Göttinnen verblassen vor Neid bei Eurem Anblick, hatte einst ein Verehrer gemeint. Ehrlich gesagt, hatten es viele männliche Persönlichkeiten zu mir gesagt und sogar Gedichte verfasst, aber ich hatte keinem von ihnen Glauben geschenkt.

Meine Schönheit verhalf mir bei der Jagd nach Werwölfen und ich gebrauchte sie als Lockvogel und Ablenkungsmanöver, doch ich könnte Jederzeit auch ohne auskommen. Zu mehr brauchte ich sie nicht, aber wenn ich sie nun nicht hätte, würde dann mein Gefährte noch etwas von mir wollen?

Tristan umklammerte beinahe Krampfhaft meine Hand. Die Muskeln an seinem Hals waren so angespannt wie die Sehne eines Bogens. Außerdem knirschte er die ganze Zeit mit den Zähnen. Es war eindeutig, dass ihm dieses Szenario missfiel.

Als die Türflügel von den Wachen, die mich ebenfalls ziemlich abfällig musterten, geöffnet wurden und ich einen Schritt nach vorne tat, wurde Tristan plötzlich von seinem Bruder aufgehalten und mit einem entschuldigenden Blick bedacht. „Du kannst nicht mitkommen, Tristan. Logan hat es verboten. Er möchte gerne mit ihr alleine sprechen.“

Mein Gefährte knurrte, alles in ihm sträubte sich dagegen mich alleine zu lassen, und merkwürdigerweise berührte es mich tief im Inneren. Dabei dachte ich, es gäbe niemanden den es kümmern würde, wenn ich eines Tages verschwinden würde. Und er regte sich schon auf, wenn wir lediglich durch eine Tür getrennt wurden. Das war sehr … liebenswert.

Auf einmal ging es mir besser. Meine Atmung normalisierte sich und mein Herz nahm seinen gewohnten Rhythmus auf. Es ging mir gut. Tristan sorgte sich um mich – um eine Vampirin.

Wenn ich jetzt sterben müsste, dann würde ich es wenigstens glücklich tun.

„Schon in Ordnung“, munterte ich ihn auf und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen.

Tristan warf mir einen überraschten Blick zu und grinste dann schief. Er schien an meinen Worten zu zweifeln. Wie vertrauenswürdig er doch war.

„Komm schon.“ Blake zog ihn am Arm, und brachte ihn von mir weg. Solange ich ihn noch sehen konnte, rührte ich mich nicht vom Fleck, danach drehte ich mich langsam um und trat in das Innere des Saals ein. Die Türen wurden sofort wieder geschlossen, kaum das meine Füße die Schwelle übertreten hatten. Ich fragte mich, ob diese beiden mürrischen Wächter bei jedem so zuvorkommend waren.

An einem breiten Tisch, der aus Stein gehauen und sogar geschliffen war, saßen sechs Männer und zwei Frauen, Logan saß als Oberhaupt am Kopfende des Tisches, ein Platz war leer.

Alle schienen nicht sehr erfreut zu sein mich zu sehen. Woran das wohl lag?

Mich verließ der Mut. Ich konnte auf den ersten Blick erkennen, dass die Jäger ein gefährlicher Haufen war. Wesentlich einschüchtender als die meisten Vampire, denen ich bereits begegnet war.

Logan erhob sich, seine Augen fixierten mich prüfend. Hoffentlich waren seine türkisen Pupillen das Letzte was ich zu sehen bekam, wenn es schon nicht Tristan sein konnte.

"Du weißt, warum du hier bist?", fragte er.

Ich nickte. Ich strahlte pure Gelassenheit aus, damit mir die Werwölfe meine Angst nicht anmerkten. Ob sie sie vielleicht dennoch rochen? Möglich wäre es, aber wenn es tatsächlich so war, dann ließen sie es sich nicht anmerken.

"Gut. Wir sind zu einer Übereinkunft gekommen."

Mehrstimmiges Kopfnicken. Nur Eine, nähmlich die Brünette mit den schwarzen, asiatischen Augen und der dunklen, pfirsichfarbenen Haut, starrte störrisch auf den Tisch, anstatt eine Meinung abzugeben.

"Ich verurteile dich zum Tode, Rebecca DelMar." Die Worte hallten unheilvoll in dem steinernen Gemäuer wider.

Ich schloss für einen Moment die Augen und rief mir Tristans Gesicht ins Gedächtnis, dann öffnete ich sie wieder. In meinem Hals stieg ein hysterisches Kichern auf, aber ich verbot es mir sofort auch nur einen Laut von mir zu geben. Ein kleiner - wirklich ganz kleiner - Teil von mir, hatte wohl wirklich noch darauf vertraut, dass ich den heutigen Tag überleben würde. Und ausgerechnet ich hatte Tristan einen Narren genannt.

Ich hatte es doch gewusst. Warum empfand ich dieses Urteil also nur als ungerecht? Ich hatte in den letzten Jahrhunderten viele, sehr viele Werwölfe getötet, da war es doch nur verständlich, dass sie ihre Rache wollten. Gnade war in diesem Fall unangebracht.

Ich verbannte jegliches Gefühl aus mir, die mich vielleicht zu dummen Taten verleiten könnten, und ging auf die Menge zu, die mit wachsamen Blicken aufstanden und eine lauernde Haltung einnahmen.

"Nun gut", sagte ich mit monotoner Stimme und sprang leichtfüßig auf den Tisch. "Wenn das so ist, dann ..." Ich ließ den Satz unvollendet und legte mich stattdessen mit ausgestreckten Glieder auf den Tisch. Alle beobachteten mich verblüfft, weil sie nicht begreifen konnten, warum ich mich so leicht geschlagen gab.

Warum sollte ich mich auch wehren? Ohne Tristan gab es für mich kein Leben mehr, aber ich würde ihn nicht seiner Familie berauben, wenn diese mich nicht akzeptieren konnte.

Logan war der Erste der seine Gedanken zu Worten bildete. "Was soll das werden?"

Ich legte den Kopf weit in den Nacken und blinzelte ihn mit gerunzelter Stirn an. "So werdet ihr es leichter haben mich umzubringen. Wenn ihr wollt, kann ich euch auch Anweisungen geben. Ihr müsst mir nur alle meine Glieder und den Kopf abreissen, die Teile verbrennen und ..."

Das asiatische Mädchen fing an laut zu kichern, dass dann in schallendes Gelächter überging bis ihr die Augen tränten. "Ich wusste es! Ich wusste es!", kreischte sie erfreut.

Meine verwirrte Miene wechselte in Unglauben, als ich Logans wahrlich wölfisches Grinsen sah, dass man nicht gerade als Böse bezeichnen konnte. Eher ... erleichtert?

"Darf ich fragen, was das zu bedeuten hat?" Ich stützte mich auf die Ellbogen. Die Jäger blickten mich aus einer Mischung aus Misstrauen und unterdrücktem Respekt an. Hatte ich die Pointe verpasst?

Das Gegacker der Asiatin endete nach einem warnenden Knurren Logans, doch ein breites Grinsen blieb auf ihrem Gesicht bestehen.

"Nun", sagte seine Majestät. "Du darfst gehen."

Ich hob eine Augenbraue. War die Hölle zugefroren, oder warum hatte er das gerade gesagt?

"Wie darf ich das verstehen?", hackte ich nach und brachte mich in eine aufrechte Position. Da stimmte doch etwas nicht.

"Du wurdest auf die Probe gestellt und Offiziel für akzeptabel befunden", antwortete ein Jäger mit rotbraunem Haar und so klaren grauen Augen, dass man denken könnte er könne kein Wässerchen trüben. Wenn man sich da mal nicht täuschte.

Moment mal. Hieß das etwa, ich musste nicht sterben? Ich schnaubte. "Und da konnte euch kein besserer Weg einfallen?", fragte ich eingeschnappt, weil mir mein Herz vor lauter Schreck beinahe abhanden gekommen wäre.

Die andere Frau im Saal, und eine richtige Schönheit, bleckte fauchend die Zähne.

Wie reizend.

"Selbstverständlich werden dir gewisse Regeln auferlegt, die du einzuhalten hast. Ansonsten wird diese Probe nicht mehr lange eine sein", warnte ein anderer. Dieser hatte dunkelbraunes Haar, wie feinste Schockolade, und stechend grüne Augen. Seine Gesichtszüge waren kindlich, aber hinter diesem unschuldigen Äusseren musste jemand sehr grausames lauern.

"Und wie lauten diese Regeln?", fragte ich, obwohl ich wusste, dass sie mir nicht gefallen würden.

"Du darfst die Höhle nicht mehr verlassen. Wie müssen erst sicher gehen, dass wir dir vertrauen können", sagte Logan. Okay, damit konnte ich noch leben.

"Dir ist es nicht erlaubt den Jungwölfen zu nahe zu kommen, oder gar zu berühren." Ein Schnauben meinerseits, aber einverstanden.

"Solange du hier bist, darfst du niemanden töten, verletzten oder gegen jemanden kämpfen, ohne mein Wissen." Hmmm. Das waren alles Dinge, auf die ich verzichten konnte, wo blieb also der Hacken?

"Es wird dir auch nicht gestattet innerhalb der Höhle Blut zu trinken, solange es sich um jemanden der Sippe handelt." Na bitte, da hatten wir ihn ja. Ich kniff die Augen zusammen und biss mir auf die Lippe, nickte aber gehorsam. Es hatte keinen Sinn, ich würde in spätestens drei Wochen dem Wahnsinn erliegen und dann würden mich diese Regeln einen Teufel scheren. Über dieses Problem musste ich mit Logan in aller Heimlichkeit sprechen.

"Du wirst jeden unserer Art verteidigen müssen, sollte es jemals zu einer Auseinandersetzung zwischen beiden Rassen kommen", fuhr der Krieger fort. Auch damit hatte ich kein Problem. Fragte sich nur, ob mich diese Hunde auch helfen lassen würden. "Im Gegenzug akzeptieren wir dich als Tristans Gemahlin und nehmen dich in unseren Reihen auf." Logan hob eine seiner Brauen und sah mich abwartend an.

Ich stand auf und biss mir in das Handgelenk. Abwartend hielt ich es ihm hin. "Ich erkläre mich mit den Regeln und deren Verpflichtungen für einverstanden."

Der Wolfskönig blickte voller Abscheu auf meine blutige Hand.

Es dauerte einige Sekunden, bis mir klar wurde, dass ich mich hier nicht auf vampirischen Terrain befand. "Oh, verzeihung, mein Fehler. So wird ein Pakt bei den Vampiren besiegelt", erklärte ich schnell und wischte mir die Hand an meinen Sachen ab. Das war mir dann wiederrum doch peinlich.

Das brünette Mädchen lächelte und stellte sich neben mich. Sie schien nicht angewidert zu sein, im Gegenteil, sie wollte mir helfen. "Wir schließen einen Vertrag, indem wir unserem Gegner über den Hals lecken. So können wir feststellen ob sich dieser auf unsere Kehle stürtzt oder nicht. Das Risiko ist natürlich hoch, aber nur so können wir beginnen dem anderen zu vertrauen", erklärte sie hilfsbereit und zwinkerte mir aufmunternd zu. "Normalerweise vollziehen wir den Vertrag als Werwolf, aber in diesem Falle, muss Logan es in seiner menschlichen Gestalt machen."

Ich verzog leicht den Mund. Vampire hattem ein kleines Problem mit Nähe. Entweder wir übertrieben es, oder es stieß uns ab. Beides konnte meist blutig enden, wenn man nicht damit umzugehen wusste.

Da ich der Störenfried war, wurde es natürlich mir zuteil zu beginnen. Ich strich mir die Haare auf eine Schulter und bot ihm meinen Hals dar, wie zum Frühstücksbuffet.

Ich konnte in seinem Gesicht lesen, wie er in Gedanken gerade eine lange Reihe von Flüchen ausstieß. Ihm behagte es genauso wenig wie mir, aber schließlich hatte ich auch bereits mit dem Leben abgeschlossen.

Er beugte sich zu mir runter. Sein Duft stieg mir in die Nase. "Wenn du mich beißt, bist du deinen Kopf los", flüsterte er mir ins Ohr.

Ich stieß einen heißeren Laut aus. "Das kann ich nur zurück geben."

Heiß legte sich seine Zunge auf meine Haut und hinterließ eine brennende Spur. Ich erschauderte. Schnell schloss ich meine Augen, da ich spürte wie diese rot zu leuchten begannen.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, das Logan länger an meiner Kehle verweilte, als nötig, doch ehe ich diesen wirren Gedanken fortführen konnte, zog er sich auch schon zurück. Gerne hätte ich sein angeekeltes Gesicht gesehen um mich wieder auf den Boden zu bringen, aber ich sollte ihm meine Augen besser nicht zeigen, bevor auch ich nicht meinen Teil erfüllt hatte. Es könnte ihn vielleicht beunruhigen. Und dann würde er mir den Kopf abreißen.

Ich krallte meine Finger in das Gestein des Tisches und hinterließ tiefe Furchen.

Nur langsam gewann ich meine Beherrschung zurück. Aber mein Hals stand noch immer in Flammen.

Ich musste mich strecken und auf die Zehenspitzen stellen um an seinen Hals zu kommen, da er um einen halben Kopf größer war als ich. Vorsichtig näherte ich mich seiner Kehle und leckte dann langsam und genussvoll über seine Halsschlagader. Er schmeckte auf köstliche Weise salzig und würzig. Ich wusste nicht, womit ich es vergleichen könnte. Es erinnerte mich an den Geschmack nach Krieg, Wut, Macht, aber auch nach Sehnsucht, Leidenschaft und alles verzehrender Gier.

Ich wusste nicht, welcher Teufel in mich gefahren war, aber ich ließ provokativ meine Wange an seiner entlang streichen, als ich wieder einen Schritt zurück trat, um Platz zum atmen zu lassen. Mein Pulsschlag war noch nie so schnell gewesen wie in diesem Augenblick. Würde er mir jetzt für diese Unverfrorenheit an die Gurgel springen?

Obwohl seine Augenbrauen tief nach unten gezogen und seine Hände zu Fäusten geballt waren, schien es nicht den Anschein zu machen, dass er jeden Moment zum Werwolf wurde. Sein Atem ging genauso schnell wie meiner. Wahrscheinlich aus unterdrückter Wut. Das Türkis in seinen Augen blitzte gefährlich. Schnell wandte ich mich ab.

Erst jetzt nahm ich die Jäger um mich herum wieder wahr, die mich alle mit wachsamer Miene musterten.

"Deine Augen leuchten", hauchte die Asiatin, beinahe schon erführchtig. Ich sah zu Boden und zählte bis Zehn, ehe ich meinen Blick wieder heben konnte, ohne Funken zu sprühen.

Ich räusperte mich. "Kann ich ... nun gehen?", fragte ich und betete, dass es nicht flehentlich klang.

Die Brünette warf einen fragenden Blick auf den Mann hinter mir und nickte dann freudenstrahlend. "Klar, komm mit!"

Ohne mich noch einmal umzudrehen, folgte ich ihr aus dem Saal und ehe die Türen hinter mir ganz verschlossen waren, hörte ich Logan knurren: "Über diesen Vorfall wird nicht gesprochen!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Enyxis
2014-03-02T19:17:26+00:00 02.03.2014 20:17
Yes! Logan! xD Ich mag Logan mehr als Tristan. o__o Auch wenn der echt zu nett ist für diese Welt dort DX Ich fand das echt witzig mit diesem Test xDD Die arme Rebecca xD Macht sich da zum Affen....
Von: abgemeldet
2009-09-29T16:01:45+00:00 29.09.2009 18:01
hey,
ich bin über deine geschichte gestolpert und finde sie wirklich gut!
Es wird nie langweilig, dein schreibstil gefällt mir und du schaffst es die gefühle der personen so zu beschreiben das man sich wirklich gut rein versetzen kann!
Wow, ich bin echt begeistert und freue mich auf viele weitere kapitel :)
also ran an den PC und schnell weiter geschrieben, Mariel will nämlich mehr lesen ;)
liebe grüße
Mariel
Von:  Nochnoi
2009-09-09T12:50:52+00:00 09.09.2009 14:50
So, endlich habe ich Zeit gefunden, weiterzulesen ^^

Auf jeden Fall hast du die Geschichte spannend weitergeführt :)
Tja, dass es für Rebecca schwierig werden würde, war ja von Anfang an klar. Erst muss sie sich tot stellen, dann auch noch einem grimmigen Werwolf gegenüberstellen ... Obwohl mir Logan doch gleich irgendwie sympathisch war ;)
Tristan ist immer noch ausgesprochen süß. Mir gefallen die Momente zwischen ihm und Becca sehr ^^ Besonders witzig war es ja, als er seinen Bruder mal ordentlich in die Mangel genommen und ihn schließlich gezwungen hat, sich bei Rebecca zu entschuldigen XD Keine Ahnung, ich stell's mir irgendwie witzig vor, auch wenn Becca das wahrscheinlich anders empfunden hat.
Und es ist schön, dass sie letztlich von den Werwölfen akzeptiert wird. Obwohl sie der armen Vampirin nicht unbedingt einen halben Herzinfarkt hätten bescheren müssen ;p
Die Besiegleung war auch sehr 'interessant'. Da hat es wirklich ziemlich geknistert. Rebecca hat aufgrund ihres Durstes wohl ein bisschen über die Strenge geschlagen, was? ;p Aber der abschließende Satz von Logan war wirklich klasse XDD Tja, dann kann er ja nur hoffen, dass sich das nicht wie ein Lauffeuer unter den Werwölfen verbreitet ;)

Ich freue mich jedenfalls sehr auf die nächsten Kapitel ^^

Liebe Grüße
Nochnoi
Von:  il_gelato
2009-08-05T10:25:04+00:00 05.08.2009 12:25
Läuft da was zwischen ihr und Logan?!?! Da hat es ja gewaltig geknistert...
Freu mich, dass sie akzeptiert wird...

Will unbedingt mehr davon!
Von:  Armida
2009-07-31T11:24:33+00:00 31.07.2009 13:24
Kam erst jetzt dazu alles zu lesen,
schönes Kapi, besonders den Schluss fand ich toll
ich bin echt gespannt wie das mit den beiden weiter geht und ob Becca noch rechtzeitig Blut bekommt.
Von:  Astre
2009-07-27T09:22:38+00:00 27.07.2009 11:22
Uiii super kapi *g* du wirst immer besser im schreiben *nick* das kapi hat mir richtig gut gefallen^^ vorallem der schluss *g*
ich hoff du schreibst schnell weiter^^ich will unbedingt wissen wies weiter geht :)
freu mich
astre ^^


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