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Die fetten Jahre sind vorbei

Widerstand ist zwecklos
von

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Über Stock und Stein

Kapitel Zwei: Über Stock und Stein
 

„Lasst sie!“, rief Murtagh aus, machte sich von dem Büttel los und ergriff die Hand der Spielfrau. In ihren grauen Augen glitzerten Tränen, die sie mühsam zu unterdrücken suchte. Erstaunt wichen die Menschen zurück. Sie hatten nicht mit einer solchen Aktion gerechnet.

„Sie trägt keine Schuld!“

Der Büttel wollte davon nichts hören. Er schrie die Verteidigung Murtaghs nieder und befahl den mittlerweile herbei geeilten Stadtwachen sowohl den Bengel als auch die Spielfrau zu verhaften. Murtagh, der wusste, dass seine Felle davon geschwommen waren, rannte einfach los, immer noch die Blonde an der Hand haltend. Sie hatte Mühe ihm hinterher zu kommen. Die Wachen verfolgten die jungen Leute energisch. Schon bald war die Spielfrau völlig außer Atem, während Murtagh sie weiter durch Gassen scheuchte und zog.

„Stell dich nicht an! Oder willst du im Kerker von Dras- Leona landen?“, fauchte Murtagh das Mädchen an, welches sich von ihm mehr schleifen ließ, als dass es selbst gelaufen wäre.

„Nein, das nicht.“

„Was stellst du dich dann so an?“, wollte er genervt wissen.

„Ich hab noch nichts gegessen heute und außerdem bin ich rennen nicht gewöhnt!“

Er verdrehte die Augen. Na super, eine Spielfrau mit Allüren. Das konnte ja heiter werden. Eine Antwort sparte er sich, legte stattdessen noch einen Zahn zu. Lärm drang an seine geschulten Ohren. Das versprach noch heikel zu werden. Vor allem mit dieser Bürde von Spielfrau. Die keuchte und hechelte erbarmungswürdig, versuchte aber seinem vorgegebenem Tempo zu folgen. Caterina hatte nicht gerade Lust von den Städtern auseinander genommen zu werden. Noch dazu wegen etwas, was sie gar nicht verbrochen hatte. Also biss sie die Zähne zusammen und hielt Schritt.

Murtagh nahm das erleichtert zur Kenntnis, ließ sich aber nicht in Sicherheit wiegen. Er war immer wachsam, egal wo er ging und stand. Jetzt galt es vor allem, aus Dras- Leona herauszukommen. Das würde nicht allzu leicht werden.

‚Gut, ich muss improvisieren. Am Besten über die Mauer. Durch das Tor können wir knicken, da würden wir ihnen nur in die Arme laufen.’
 

Die Stadtmauer zu überqueren stellte sich als ein weiteres, schwieriger als geplantes Ereignis heraus. Caterina trug schließlich die Tracht ihrer Zunft und lange Röcke waren in der Regel nicht dafür gemacht, um Mauern zu erklettern. Das musste auch Murtagh feststellen, dem bald der Kragen platzte. Langsam fragte er sich, warum er sie überhaupt mitgenommen hatte. Im Grunde genommen war sie nur ein Klotz am Bein. Eher hinderlich, als nützlich.

‚Merke: erst denken, dann handeln.’

Er konnte manchmal sehr impulsiv sein und vergaß dann, das Für und Wider abzuwägen, was ihn meist in Bredouille brachte. Letzten Endes hatte er es immer geschafft seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, aber knapp war es einige Mal schon gewesen.

„So, ich helf dir auf die Mauer rauf und wenn du oben bist, dann springst du, kapiert?“, wies er die Spielfrau an.

Diese nickte, gab aber ansonsten keine Antwort. Ihr fehlten schlichtweg die Worte. Alles, was bis jetzt passiert war, kam ihr so unrealistisch vor wie ein Traum. Trotzdem ließ sie sich von Murtagh auf die Mauer helfen, blieb dort oben aber sitzen.

„Los, spring schon! Mach! Worauf wartest du?“, wollte er wissen.

Sie schluckte.

„Was ist mit dir? Willst du nicht mitkommen?“, erwiderte sie dann, ihn forschend ansehend.

Innerlich stöhnte Murtagh auf. Was interessierte es sie? Um sie aber endlich loszuwerden, nickte er und machte sich daran, die Mauer zu erklimmen. Einen Lidschlag später war er neben ihr, wartet nicht mehr ab, was sie nun tat, sondern sprang behände zu Boden. Die Spielfrau beobachtete ihn, machte selbst aber keinerlei Anstalten es ihm gleichzutun. Schon wollte Murtagh sich zum Gehen wenden, als sie plötzlich auf ihn sprang und zu Boden riss.

„Spinnst du?“, fauchte er wütend, nachdem sie sich aufgerappelt hatte und er langsam zu Atem gekommen war.

„Nein, tu ich nicht. Aber du hättest nicht im Weg stehen müssen.“, gab sie böse zurück.

Am Liebsten hätte er ihr eine reingehauen, erinnerte sich dann aber daran, dass sie es gar nicht wert war, aus der Haut zu fahren.

„Außerdem sollten wir weiter, statt uns hier rumzustreiten wie zwei räudige Köter. Der Büttel und seine Häscher sind uns auf den Fersen.“

Jetzt drang Hundegebell an Murtaghs Ohren. Verdammt, dieses freche Stück hatte recht! Ohne genau zu wissen was er tat, schnappte er nach ihrer Hand und zog sie erneut mit sich fort.
 

Stundenlang, so kam es Caterina vor, hechteten sie über Stock und Stein, den Wäldern zu. In irgendeinem Gebüsch hielten sie schließlich inne. Erschöpft sank Caterina in die Knie. Was für ein Höllenmarsch. Sie rang heftig nach Atem. Murtagh hingegen schien sich recht bald wieder zu erholen.

‚Macht er so was eigentlich öfter?’, fragte sie sich, ihn verstohlen musternd.

„Was glotzt du so?“, kam es prompt von ihm.

„Nichts.“, war die knappe Antwort.

Beide sahen sich böse an.



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