Zum Inhalt der Seite

Die fetten Jahre sind vorbei

Widerstand ist zwecklos
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Trotzkopf trifft auf Trotzkopf

Kapitel Drei: Trotzkopf trifft auf Trotzkopf
 

Nachdem Murtagh sich gebührend von den Strapazen erholt hatte und einigermaßen ausgeruht war, erhob er sich, um seinen Weg fortzusetzen. Die Kleine starrte ausdruckslos den Waldboden an.

„Also, ich bin dann weg.“, verkündete er.

Sie schreckte hoch.

„Was? Das geht nicht!“, protestierte sie energisch, ihm einen scharfen Blick zuwerfend.

„Ach ja? Und warum nicht?“

Jetzt ging das schon wieder los! Diese Spielfrau machte ihm definitiv mehr Scherereien, als jeder von Galbatorix’ Häschern jemals zuvor.

„Na hör mal, wir sind hier irgendwo im Nirgendwo. Ich hab nicht die leiseste Ahnung, wo ich bin und wo die nächste Siedlung ist.“

„Das ist dein Problem, nicht meins.“

Schon wollte Murtagh losstiefeln, da stellte sie sich ihm doch tatsächlich in den Weg.

„Von wegen, Freundchen! Wenn du mich allein hier lässt, werde ich verhungern, von wilden Tieren gerissen, verdursten oder schlicht gesagt verrecken.“

Ungerührt zuckte er die Achseln.

„Immer noch nicht mein Problem.“, erwiderte er gleichgültig.

„Doch!“

„Wieso?“

„Du hast mein Leben gerettet. Jetzt bist du für mich verantwortlich.“, sagte die junge Frau mit Nachdruck. Ihre Körperhaltung ließ erkennen, dass sie keinen Zoll von dieser Überzeugung abweichen würde.

„Na und? Sei lieber froh, hier zu sein, anstatt in den Kerkern von Dras- Leona. Wenn du mich entschuldigst, ich geh jetzt.“

Entschlossen schob er sie beiseite und machte sich daran, seinen Weg fortzusetzen. Sie widersprach nicht. Murtagh war erleichtert. Er wollte keine Gesellschaft. Schon gar keine, die ihm so auf die Nerven ging, wie diese Spielfrau.
 

Er war schon eine ganze Zeit lang unterwegs, als er hinter sich etwas lärmen hörte. Irritiert und gleichzeitig alarmiert drehte er sich um. Ein genervtes Stöhnen entfuhr ihm.

‚Warum wundert mich das jetzt nicht?’, fragte er sich voller Selbstironie.

Da hing die Spielfrau mit ihren weiten Röcken in einem Dornengestrüpp fest und kämpfte verbissen, um frei zu kommen. Irgendwie war das ein extrem amüsanter Anblick, so dass Murtagh lauthals zu lachen anfing, dabei die giftigen Blick Caterinas geflissentlich ignorierend. Allerdings verging ihm das Lachen rasch, als sie Erfolg hatte und wütend auf ihn zumarschierte. Ehe er sich versah, hatte er schon eine schallende Ohrfeige bekommen.

„Was zum...?“, entfuhr es ihm ungläubig.

Schon holte Caterina erneut aus, doch diesmal hielt er ihr Handgelenk fest, bevor sie es schaffte, ihn erneut zu schlagen. Für eine Spielfrau, das musste er zugeben, war ihre Schlagkraft ziemlich hart.

„Du blöder Bastard!“, schimpfte sie, „Lass gefälligst meine Hand los!“

„Wenn du nicht wieder zuschlägst und mir stattdessen erklärst, warum du mir nachgelaufen bist!“, verlangte Murtagh mit leicht drohendem Unterton.

Trotzig hob Caterina das Kinn an. Sie hasste es, Befehle entgegen zu nehmen. Egal, von wem. Genau aus diesem Grund war sie doch schließlich aus Urû’ baen abgehauen.

„Wird’s bald?“, knurrte der junge Mann.

Caterina ergab sich seufzend in ihr Schicksal.

„Ich hab’s dir vorhin doch schon mal gesagt: ich kenn mich nicht aus. Wenn ich nicht bei dir bleibe, wäre das mein sicherer Tod. Also hab ich beschlossen, dir nachzulaufen. Irgendwann musst du ja mal in die Zivilisation zurück.“, gab sie unwillig Auskunft.

Murtagh brach in Gelächter aus.

„Schätzchen, du weißt wohl nicht, wen du hier vor dir hast.“, erwiderte er, sie genau musternd.

„Na und? Was willst du damit andeuten? Du bist wohl kaum einer von Galbatorix’ Männern.“

„Sicher?“

„Ganz sicher.“, fauchte sie. Seine überhebliche Art ging ihr gegen den Strich. Sie war vielleicht nur eine Spielfrau, aber das hieß nicht, dass sie ungebildet oder gar dumm gewesen wäre. Murtagh war abrupt verstummt. Ihr gekränkter Blick machte ihn stutzig. Für ihn waren Spielleute Menschen, die keinem Gesetz folgten, außer ihrem Ehrenkodex. Menschen, die frei waren, auch wenn sie in Alagaesia herumzogen und häufig von Soldaten des Königs schikaniert wurden. Und er ging automatisch davon aus, dass Spielleute keine großartige Bildung hatten. Mal abgesehen von ihren Künsten. Anscheinend war er da auf dem Holzweg.

„Ein Häscher des Königs hätte mich längst umgebracht. Er würde harmloser aussehen, als du, aber seine Gedanken wären mit Sicherheit finsterer.“

„Woher willst du wissen, was ich denke?“, fragte Murtagh neugierig geworden.

Abfällig schnaubte Caterina, ihm einen undefinierbaren Blick zuwerfend.

„Du bist ein guter Mensch, du hast ein aufrichtiges Herz.“, war ihr einziger Kommentar dazu.

Nach einer Weile des Schweigens, in der Murtagh sich zu einem Entschluss durchgerungen hatte, sagte der junge Mann schließlich: „Von mir aus begleite mich. Aber nur bis wir in der Nähe von einem Dorf sind. Dann haust du brav ab und lässt mich in Ruhe, klar?“

„Verstanden.“, erklärte Caterina.

Dann grinste sie ihn an. Murtagh hatte die dumpfe Vermutung, dass er seine Entscheidung schon bald bereuen würde. Jetzt war es zu spät. Er hatte sich damit einverstanden erklärt, sie solange zu ertragen, bis Zivilisation in Sicht war.

‚Das wird eine lange Zeit werden, bis ich sie wieder los bin.’, dachte er, innerlich seufzend. Aber der Dickkopf dieser Spielfrau war wirklich beachtlich. In der Hinsicht konnte sie sich fast mit ihm messen.
 

Das zeigte sich ganz deutlich, als Murtagh sie kurz allein lassen wollte, um Jagen zu gehen. Ein Lagerfeuer brannte bereits munter vor sich hin. Die Spielfrau saß nah daran und wärmte ihre müden Knochen. Sie blickte allerdings auf, als Murtagh Anstalten machte, davon zugehen.

„Wo willst du denn noch hin?“, wollte sie wissen, ihn mit schief gelegtem Kopf ansehend. Sie ähnelte beinah einer Eule.

„Jagen. Oder wolltest du fasten?“

Der sarkastische Unterton entlockte Caterina ein freudloses Lächeln. Sie schüttelte stumm den Kopf.

„Dachte ich es mir doch. Also, ich bin dann mal weg.“

Ihr erschrockener Gesichtsausdruck brachte ihn zum Grinsen.

„Keine Angst, ich komme auch wieder.“, versicherte er, sie immer noch angrinsend.

„Wenn’s denn sein muss...“, beschwerte sie sich, dann aber hastig hinzufügend: „Jetzt geh schon! Je eher du dich verziehst, desto schneller bist du wieder hier!“

Merkwürdig fand Murtagh diese Aussage schon. Er zuckte mit den Schultern und verstand zwischen den Bäumen. Caterina derweil rückte nich näher an das Feuer heran. Ihre Blicke huschten wachsam hin und her. Sie würde es niemals zugeben, doch sie hatte tierische Angst vor der Dunkelheit.

Als Murtagh erfolgreich von der Jagd zurückkehrte, verharrte er verwundert im Schutz der Bäume. Die Spielfrau saß ja fast IM Feuer! Er spürte ganz deutlich, dass sie sich unwohl fühlte. Daran, dass sie allein war, konnte es nicht liegen. Schließlich war sie auch auf sich gestellt unterwegs gewesen, als er in Dras- Leona auf sie gestoßen war. Eine ziemlich ungewöhnliche Spielfrau. Für gewöhnlich zogen sie in Clans umher und waren gruppenorientiert. Da es nicht das Alleinsein konnte, versuchte Murtagh hinter ihr Geheimnis zu kommen. Natürlich hätte er auch einfach fragen können, aber so wie er sie einschätzte, würde sie ihm nur etwas Pampiges erwidern.

Tatsächlich jagte Murtagh ihr einen gewaltigen Schrecken ein, als er fast lautlos zwischen den Bäumen hervortrat und sich ihr von der Seite näherte. Ihr Gezeter amüsierte ihn allerdings mehr, als dass es ihn verdrießt hätte. Er würde schon noch hinter den Grund ihres merkwürdigen Verhaltens kommen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück