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Bora, Stein der Winde

von

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Vision

Justin warf sich auf sein Bett. Er war wütend und traurig zugleich, denn Timo hatte ihn an ein Erlebnis erinnert, das er sehnlichst vergessen wollte. Nun aber musste er die ganze Zeit nur daran denken. Immer wieder erschienen vor ihm dieselben Szenen. Wie er und seine geliebte Rei in der Eisdiele saßen und darauf warteten, das es Nachrichten vom verbleib Frederycs gab. Dann kam Gino. Er sah traurig aus und die Beiden machten sich auf das schlimmste gefasst.

Der Eisdielen Besitzer wurde immer trauriger, während er den beiden erzählte, dass eine Leiche gefunden wurde. Sie war bis zur Unendlichkeit verbrannt, aber Alter, Größe und Geschlecht stimmten mit Frederyc überein. Rei brach in Tränen aus, während Justin nur schlucken konnte. Er konnte nicht Weinen, obwohl er es wollte. Das, was er fühlte war so schrecklich, dass es ihm selbst die Tränen nahm. Rei dagegen schlurzte hemmungslos. Irgendwann standen die Beiden auf und wollten gehen. Nach Hause und irgendwie mit dem Tod ihres besten Freundes fertig werden. Eine Weile gingen sie zusammen, doch dann trennten sich ihre Wege. Rei war kaum hinter der Ecke verschwunden, da hatte Justin das nagende Gefühl, das etwas Schreckliches passieren würde, wenn er sie jetzt alleine ließ und er rannte los, um sie einzuholen. Er lief so schnell, wie er noch nie gelaufen war, doch als er um die Ecke bog, war es zu spät. Er sah noch, wie der Laster Rei erfasste und sie davon schleuderte. Ein trockenes Knacken war so hören, mehr nicht. Er brauchte nicht zu dem Mädchen zu gehen, um zu wissen, dass sie nicht mehr lebte. Der Aufprall auf den harten Beton hatte ihr das Genick gebrochen und wahrscheinlich auch alle anderen Knochen im Leib. Aber ein längerer Anblick war ihm verschont geblieben, er war Ohnmächtig geworden. Das Nächste, was er bewusst wahr genommen hatte, war, das er in seinem Bett lag und irgendjemand irgendetwas mit ihm getan hatte, was, das konnte er im nachhinein nicht mehr sagen, doch die Bilder hatten ihn seid damals verfolgt.

Mit einem Ruck setzte Justin sich auf und schüttelte gequält den Kopf. Er wollte es vergessen und nie mehr daran erinnert werde, doch die Geister der Erinnerung ließen ihn nicht mehr los. Sie hielten ihn fest und ließen ihn die schlimmsten Stunden seines Lebens immer und immer wieder durchleben. Er sprang auf, stürzte die Treppe hinab in die Küche. Seine Mutter saß am Tisch und schnitt Kartoffeln für den Eintopf, den es zum Abendbrot geben sollte. Er warf sich ihr an den Hals und schlurzte bitterlich.

„Was hast du, Justin?”, fragte Ginny besorgt, denn normalerweise scheute Justin solche Art von Berührungen.

„Rei...”, schlurzte er lediglich und seine Mutter wusste Bescheid.

Sie drückte ihren Sohn fest an sich, solange, bis er sich beruhigt hatte, dann setzte sich Justin seiner Mutter gegenüber an den Küchentisch.

„Soll ich dir helfen?”, fragte er mit Tränen getränkter Stimme.

„Nein, ist schon gut. Aber ich glaube, du solltest Frau Sommer anrufen und sagen, dass du heute nicht kommst. Ich denke, das ist besser. Oder meinst du nicht?”, wollte Ginny wissen.

„Doch… du hast mal wieder recht… Hast du was dagegen, wenn ich mir den Eintopf nachher warm mach und jetzt für ein paar Stunden mit Rex spazieren gehe?”, erkundigte er sich.

Seine Mutter verneinte und so machte Justin sich auf den Weg zu Gino. Rex war nämlich sein Hund, nicht der von Justin. Er hätte selbst sehr gerne einen Hund gehabt, aber da Helen eine Tierhaarallergie hatte, hatte er keinen eigenen bekommen, obwohl er wirklich oft und lange gebettelt hatte.

Justin hörte schon von weitem Rex’ aufgeregtes Gebell und als er vor der Tür stand, da brauchte er nicht klopfen, denn Ginos Tochter Gianna machte auf, noch bevor er ganz da war und drückte ihm Rex’ Leine in die Hand.

„Bring ihn bitte nicht allzu spät nach Hause”, bat sie noch, dann ging die Tür zu und Justin blieb verdutzt stehen.

„Dir auch Tschüss”, sagte er zur Tür, drehte sich um und machte sich auf den Weg. Er hatte vor, durch den Wald zu gehen, denn dies war sein Lieblingsweg. Rex sprang um ihn herum, wie ein junges Reh. Justin liebte es, dem Hund dabei zu zuschauen, doch dann blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen, denn

um ihn herum eine tobte auf einmal eine Schlacht. Gepanzerte Ritter auf gepanzerten Pferden, die versuchten, einander vom Pferd zu stoßen, damit das eigene Ross den Kopf des Gegners besser zertrümmern konnte.

Überall war nur das Klagen und Wimmern der Sterbenden zu hören, die Kampfesschreie der Kämpfer und das schrille Wiehern der Schlachtpferde. Verwirrt und verblüfft schaute sich Justin um. Wo war er bloß so plötzlich gelandet? Doch dann sah er etwas, was ihn alles wirklich alles vergessen ließ.

Ein Ritter auf einem gepanzerten Pferd hatte einem Ritter auf einem pechschwarzen, aber vollkommen ungepanzerten Hengst den Helm vom Kopf geschlagen. Unter diesem Helm war ein Gesicht zum Vorschein gekommen, das seinem so ähnlich war, wie nur irgendwie möglich. Dasselbe feuerrote Haar, dieselben meerblauen Augen, dieselbe Gesichtsform. Alles war absolut gleich!

Es war, als wäre er selbst es, der den schwarzen Hengst herumriss und mit seinem Schwert auf die Gegner ein hiebte, als wäre er selbst es, der sich schreiend auf seine Feinde stürzte, wie ein Racheengel, nur geboren um zu töten.

Und einen Augenblick lang glaubt er es wirklich. Er glaubte, dieses Gestalt zu sein, auf dem Rücken des Rappen, er spürte, wie das Adrenalin durch seine Blutkreislauf fuhr, er spürte, wie das Schwert in seiner Hand auf Widerstand in Form von Metall, Fleisch und Knochen traf, er spürte, wie der Körper des Hengstes unter ihm bebte vor brutaler Freude über dieses Blutbad um sie herum. Und er spürte seine eigene Freude am Töten.

Ebenso plötzlich, wie er auf das Schlachtfeld gekommen war , stand er wieder im Wald. Ihm war, als sei mehr als eine halbe Stunde vergangen, aber als er auf seine Uhr schaute sah er, das es vielleicht zwei Minuten waren. Kreidebleich geworden drehte er um. Er wollte jetzt einfach nur noch nach Hause...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jaricho
2010-10-03T14:21:32+00:00 03.10.2010 16:21
Wow das Kapi is echt der Hammer ^^
Hab auch das erste schon gelesen und war erst am überlegen, ob ich überhaupt weiterlesen soll... aber jetzt werde ich es auf jeden Fall tun xP
Du hast das hier so superspannend geschrieben und so detailreich erklärt ^^ Das fand ich richtig klasse ;)
Wenns so weitergeht hast du in mri nen echten Fan xD
LG Jaricho ^^


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