Zum Inhalt der Seite

Bora, Stein der Winde

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Tor in eine Neue Welt

Etwas nasses weckte Justin aus seinem Schlaf. Er öffnete die Augen und hatte jede menge Hundesabber im Gesicht.

„Na vielen Dank, Floh, dann brauche ich mich wenigstens nicht waschen, was?”, murrte er und schälte sich aus seinem Schlafsack.

„Kalt...”, jammerte er sofort, denn es war mittlerweile fast Oktober. Seinen Hund störte das nicht, aber er hatte kein so dickes Fell, deswegen fror er erbärmlich.

„Ich hätte doch ein paar dicke Pullis mitnehmen sollen. Ich glaube, in der nächsten Stadt kaufe ich ein paar”, sagte er zu dem Hund.

Der antwortete mit einem Bellen und Justin lachte.

„Du bist mit weitem Abstand der intelligenteste Hund, den ich jemals getroffen habe...”, meinte er.

Wieder bekam er ein Bellen zur Antwort.

„Na ja, egal. Lass uns weiter gehen. Ich habe das Gefühl, wir sind fast am Ziel...”

„Justin!”, rief eine Stimme hinter ihm.

Blitzschnell drehte der Rotschopf sich um und schaute angestrengt in den Wald. Floh knurrte. Dann sah er Timo, der durch das Unterholz lief.

„Hey, was machst denn du hier?!”, rief Justin ihm verblüfft entgegen.

Er machte ein paar Schritte in Richtung seines Freundes. Dann sah er, dass Timo nicht alleine angelaufen kam. Sally folgte ihm auf dem Fuße. Lächelnd wartete er auf die Ankunft seiner Freunde, doch statt ihn zu begrüßen nahm Timo seinen Freund am Kragen und drückte ihn gegen einen Baum.

„Hey, was soll das denn?!”, keuchte Justin.

„Vollidiot! Hast du eine Ahnung, was für Sorgen sich alle machen?! Einfach mal eben abhauen, ja? Du hast sie doch nicht mehr alle!”, fauchte Timo und auch Sally zeterte wie ein Rohrspatz.

Justin konnte zur Antwort nur keuchen, denn Timo schnürte ihm die Luft ab. Floh knurrte immer lauter.

„Lass los”, würgte Justin hervor.

Timo ließ ihn los, jedoch sah man ihm an, dass es nur widerwillig war. Der Rotschopf sog eine Weile nur keuchend die Luft ein.

„Wollest du mich erwürgen?!”, fragte er dann wütend.

„Nein, ich wollte dir klar machen, wie scheiße ich es finde, das du einfach ohne ein Wort abgehauen bist! Wir haben uns Sorgen gemacht!”

„Tut mir ja Leid, aber es musste sein...”

„Aber doch nicht ohne jemanden Bescheid zu sagen! Deine Mutter weint sich die Augen aus! Die denkt doch, du wärst schon von irgendeinem Wildschwein aufgeschlitzt worden, oder irgendein Bekloppter hätte wer weiß was mit dir angestellt!”

„Ist gut jetzt, Timo! Das ist mir doch alles klar! Aber es geht nun einmal nicht anders! Ich muss einfach wissen, was hier los ist, was hier gespielt wird! Warum ich er mich verfolgt, und was mit ihr ist!”

„Wen meinst du?! Du wirst doch von niemanden verfolgt und wer soll denn sie sein?!”

Justin seufzte.

„Soll ich es euch erklären? Soll ich euch erzählen, was los ist?”

„Wir bitten drum”, fauchte Sally.

„Okay. Okay, ich erzähle es euch, aber, egal wie unglaubwürdig es euch erscheinen mag, es ist wahr. Er war da und sie auch. Vor allem sie. Ihr werdet es mir nicht glauben, was weiß ich jetzt schon, aber okay, hört zu”, murmelte Justin.

„Schieß los”, drängte Timo und Justin begann zu erzählen. Er erzählte alles und Sally und Timo hörten gespannt zu. Nach einiger Zeit endete Justin.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?”, fragte Timo.

„Doch, aber ich wusste, das ihr mir nicht glauben würdet, es ist mir aber auch egal”, meinte Justin, „ich werde mich jetzt wieder auf den Weg machen. Ich habe das Gefühl, das ich bald da bin, wo ich meine antworten finde. Deswegen kann ich nicht mit euch zurückkommen.”

Timo seufzte.

„Man, ich kann dich doch jetzt nicht einfach wieder weiterlaufen lassen. Du bist ja total neben der Rolle, ich meine, wenn du an einen solchen Schwachsinn selber glaubst? Ich weiß nicht, was ich tun soll...”

„Ich auch nicht, aber ich muss weiter. Ich bin doch schon fast da...”

„Ich habe eine Idee”, meldete sich Sally, „wollen wir es nicht so machen, eine Woche begleiten wir Justin und wenn wir bis dahin nichts gefunden haben, dann kommst du mit uns zurück, okay?”

Justin dachte kurz nach, dann nickte er.

„Wir werden etwas finden, also kann ich auf deinen Vorschlag eingehen und wenn doch nicht, dann würde ich noch ewig so weitersuchen. Also ist es schon ganz gut so... aber jetzt lasst uns gehen”, meinte er.

„Gut. Auf die eine Woche kommt es jetzt sowieso nicht mehr an. Also, dann führe uns mal dahin, wo auch immer du hin willst”, höhnte Timo.

Wortlos stand Justin auf und zog den Stein unter seinen Klamotten hervor, schloss die Augen und bleib eine Weile einfach nur so da stehen. Floh beobachtete ihn gespannt, Sally und Timo leicht verwirrt.

„Dort lang”, sagte dann Justin und zeigte in Richtung Norden. Der schwarze Hund sprang sofort begeistert los und die Jugendlichen folgten, ein wenig langsamer.

„Woher hast du eigentlich diesen Monsterhund”, wollte Timo wissen.

„Er ist mir zugelaufen, in jener Nacht, als ich losgegangen bin. Ich bin ihn nicht mehr losgeworden und da er kein Halsband oder ähnliches hatte dachte ich mir, nimmst du ihn einfach mit. Dann hast du einen Begleiten, der wenigstens nicht widerspricht”, erklärte Justin.

„Ach so”, meinten Sally und Timo im Chor.

Sie gingen schweigend den ganzen Tag über. Sally jammerte schon über schmerzende Füße und auch Timo war schon ganz außer Atem, weil Justin immer und immer schneller wurde. Er kam seinem Ziel näher, das wusste er und wie ein jedes Wesen unwillkürlich schneller wird, wenn es sich nach einem langen Tag seinem Haus nährt, so wurde auch Justin immer schneller.

Dann, es wurde schon Nacht, standen die drei vor einem Tor, inmitten des Waldes. Weit und breit gab es kein Zaun, nur dieses Tor, gebaut aus Stein und umrahmt von wildem Efeu.

„Was soll den das? So ein Tor, wie bei irgendeinem alten Schloss, aber so ganz ohne Zaun? Und dann hier, wo sowieso niemand herkommt? Ich bin verwirrt...”, meinte Sally und ging herum, um das Gebilde.

„Diese Tore meinte er... meinem Versprechen zufolge sollte ich nicht hier sein, aber ich muss wissen, was hier los ist...”, murmelte Justin.

Er trat ganz an das Tor heran und befühlte und betrachtete es, strich über den Stein. Sein Hund stand neben im und schaute neugierig.

„Wir müssen hier durch”, sagte er dann.

„Und was soll das bringen? Ich meine, auf der anderen Seite ist genauso ein Wald, wie hier”, meinte Sally.

„Dann können wir ja durch gehen”, fand Justin und machte einen Schritt durch den Torbogen und war verschwunden.

Timo und Sally wurden kreidebleich.

„W-wo ist er hin?!”, quiekte Sally.

„I-ich weiß nicht!”, antwortete Timo mit hoher Stimme.

Die Beiden starrten sich verschreckt an. Dann hüpfte auch der Hund hindurch und war ebenso verschwunden.

Die Beiden Jugendlichen keuchten.

„Was ist hier los?!” Sallys Stimme war kaum noch hörbar, so hoch sprach sie.

Plötzlich schwebte Justins Kopf vor den beiden.

„Kommt ihr?”, fragte er breit grinsend.

Die Beiden anderen vielen fast in Ohnmacht. Justin trat zu ihnen zurück und schob seine Freunde kurzerhand durch das Tor. Sie standen in einem Raum, der vollkommen leer war. Es gab nur drei Türen, alle drei geöffnet. Die, durch die sie hierher gelangt waren und zwei weitere, durch die sie zwei unterschiedliche Landschaften sahen. Die eine schien das Ergebnis einer Apokalypse zu sein. Die Bäume waren schwarz von Ruß eines Feuers, das noch nicht weit zurückliegen konnte, das Gras trocken und verdorrt und die Erde verbrannt. Der Fluss, der war verdreckt und rot von Blut der vielen Wesen, die an diesem Wasserlauf schon ihr Leben lassen mussten. Die andere Landschaft war das genaue Gegenteil. Das Gras war grün und saftig, die Kronen des Waldes waren ebenfalls grün vom vielen Laub, der Fluss war glasklar.

„Da lang”, sagte Justin nach kurzem Überlegen und zeigte auf die apokalyptische Landschaft.

Seine Beiden menschlichen Begleiter waren noch immer ganz weg, vollkommen beschäftigt, mit ihren Gedanken, während Justin regelrecht aufblühte. Der Rotschopf schien sich über gar nichts zu wundern, es war eher so, als wäre so etwas Alltag für ihn. Er zog seine Freunde einfach mit sich, doch statt das sie in der Albtraumlandschaft landeten, standen sie auf einer Lichtung mitten im Wald, ähnlich der, von der sie losgegangen waren. Timo und Sally begannen nun auch langsam zu akzeptieren, was geschehen war.

„Es ist unmöglich und doch wahr...”, murmelte Sally.

„Ich weiß nicht, irgendwie...”, nuschelte Timo.

„Ich habe das Gefühl, nach langer Zeit endlich nach Hause zu kommen”, sagte Justin und seine Augen leuchteten wie die eines Kindes am Weihnachtsabend.

„Ja, ich auch... wie als hätte ich... das gefunden, was ich schon seid Jahren gesucht habe... Wie als würde ich hierher gehören und wirklich nur hierher...”, murmelte Timo zustimmend.

„Ich wünschte, mir ginge es wie euch, aber mir ist so, als wäre ich hier vollkommen fehl am Platz...”, meinte Sally.

„Ihr seid hier alle drei fehl am Platz”, antwortete eine Stimme und der Mann, der Justin verfolgt hatte, trat aus dem Dickicht. Anders als beim letztem mal trug er nicht normale Kleidung, sondern welche aus festem Leder und Leinen und sein Haar war diesmal nicht schwarz, sondern karottenrot.

„Du hast dein Versprechen gebrochen, Justin...”, murmelte er enttäuscht.

„Nein, ich habe das gefunden, was ich seid meiner Geburt schon suche”, antwortete der Rotschopf.

„Wenn du meinst... du kannst trotzdem nur von Glück reden, das ich hier bin, Faivers Leute und Faiver selbst hätten dich und deine Freunde in der Luft zerfetzt, wenn es anders gewesen wäre”, meinte der Mann.

„Kann schon sein, aber ich habe keine Angst vor dem Tod”, antwortete Justin.

„Ach, und deswegen bringst du unbeteiligte in Lebensgefahr? Außerdem, wer keine Angst vor dem Tod hat, der stirbt zuerst”, bemerkte der Fremde.

„Das weiß ich. Aber ich habe keine Angst vor dem Tod, denn es gibt für mich keinen wirklichen Grund zum Leben. Die Gründe, die ich einst hatte hat mir der Tod schon genommen und zwar vor einiger Zeit”, erklärte Justin.

„Dann begib dich trotzdem nicht in Gefahr, denn auch wenn du den Tod nicht fürchtest gibt es Andere, die kaum etwas mehr fürchten, als dich zu verlieren, und wenn der Tod selbst dir deine Gründe des Lebens schon genommen hat, dann nimm diese Gründe nicht auch anderen Leuten. Aber egal, ich kann dich nicht hier lassen und zu meinem Meister bringen erst recht nicht, er würde dich sofort töten und dein Tod ist mit weitem Abstand das Letzte was ich will...”, überlegte Justins gegenüber.

„Warum liegt dir soviel an meinem Leben?”, fragte der.

„Das kann und will ich dir jetzt noch nicht beantworten. Irgendwann wirst du es erfahren, aber nicht jetzt. Faiver, bring mir ein paar Pferde, ich weiß, wohin ich sie bringen werde”, befahl der Unbekannte.

„Und wohin? Wie ist überhaupt dein Name?”, wollte Justin wissen.

„Ich bringe euch zu einer alten Bekannten von dir, Justin. Und meinen richtigen Namen kann ich euch nicht verraten, oder vielmehr, ich will es nicht. Nennt mich den „schwarzen Ritter”, das tun die meisten”, antwortete der Fremde.

Ein merkwürdiges Wesen trat in diesem Moment aus dem Unterholz. Es sah aus wie eine art Fuchs, nur dass das Wesen hier aufrecht ging, Luchsohren besaß und einen Eselsschweif hatte. Es führte vier Pferde am Zügel, zwei Rappen, einen Schimmel und ein sandfarbenes Tier. Einen der Rappen reichte er an den Ritter weiter, die anderen Drei an Justin, Sally und Timo. Der schwarze Ritter saß auf und forderte die Drei dazu auf, es ihm gleichzutun, doch keiner machte Anstallt, seiner Handbewegung folge zu leisten.

„Was ist? Sind euch die Pferde zu groß? Könnt ihr nicht reiten?”, fragte er.

„Ich habe keine Lust von dir irgendwo hin verschleppt zu werden”, murrte Justin.

Der Ritter lachte.

„Na dann. Ist mir egal, Faiver, hilf ihnen doch einfach mal in den Sattel. Und seinen Hund tust du am besten auch oben anbinden, sodass er nicht herunterfällt. Ich glaube nämlich kaum, das dieses Monster die Ausdauer und Schnelligkeit hat, mit unseren Pferden mitzuhalten”, befahl der Ritter und diese Fuchswesen hob erst Sally in den Sattel, dann Timo und zuletzt Justin und Floh, dann band er den Hund so mit Stricken fest, das er nicht fallen konnte, jedoch auch sehr unbequem auf dem Pferd lag. Zu guter letzt gab er den Pferden einen kräftigen Schlag auf den Hinter, woraufhin die Drei los galoppierten, als sei der Teufel hinter ihnen her. Der Ritter folgte in einem genauso schnellen Tempo. Er beobachtete mit einem breitem Grinsen, wie sich die Drei in die Mähne ihrer Pferde verkrallten und war verblüfft, als er sah, das Justin sich hoch kämpfte und es schaffte, fast normal zu Reiten. So ging es eine ganze Weile in einem irrwitzigen Tempo quer durch die Landschaft, dann lenkte der Ritter sein Pferd ganz nahe an das Justins.

„Ab hier wird Faiver auf euch acht geben, aber er wird nicht so freundlich sein, wie ich, also tut mir den gefallen und seid lieb. Ich werde bald wieder zu euch stoßen, dann könnt ihr weiter die Teufel spielen”, erklärte er und galoppierte dann im gestrecktem Galopp davon, ohne auf eine Antwort zu warten.

Viele Stunden folgten darauf, in denen sie einfach nur dahin jagten. Die Drei waren schon kurz davor aus dem Sattel zu fallen, vor Erschöpfung, als nach einer langen Nacht der Morgen dämmerte. Der Ritter kam ihnen entgegen und deutete dem Fuchswesen, die Pferde anzuhalten. Die Tiere schienen sich nicht einmal sonderlich angestrengt zu haben, obwohl sie die ganze Nacht im gestreckten Galopp zurückgelegt hatten.

„Okay, ihr könnte euch jetzt ein paar Stunden ausruhen”, meinte er und die drei Jugendlichen fielen regelrecht aus dem Sattel. Sie schliefen auf der Stelle ein, kaum das sie sich hingelegt hatten. Der Ritter lächelte väterlich.

„Morgen haben sie garantiert einen riesen Muskelkater”, meinte er zu Faiver.

Das Fuchswesen nickte, eine menschliche Geste, die bei diesem Wesen sehr fehlplaziert wirkte, und begann damit, die Pferde abzusatteln. Der schwarze Ritter setzte sich zu den Dreien und beobachtete sie beim schlafen. Als er zu Justin schaute trat ein besonderer Ausdruck in seine Augen. Doch auch er konnte kaum noch die Augen offen halten. Mit einem Blick verständigte er sich mit Faiver und legte sich dann auch nieder, um zu schlafen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück