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Bora, Stein der Winde

von

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Moritz' Erinnerungen

Justin schaute nach oben. Der Himmel schien aus seinen Wolken alles heraus zu holen, was es herauszuholen gab, denn es goss schon seid Stunden wie aus Eimern. Er konnte kaum zwei Meter weit sehen, doch langsam schien der Regen nachzulassen. Er erkannte immerhin schon, dass er die Stadt, in der er sich befand, keine aus der magischen Welt war, sondern aus seiner. Es waren die üblichen Vorstadthäuschen mit den üblichen Wagen vor der Tür, die üblichen, penibel gepflegten Vorgärten hinter den üblichen, sauberen Straßen. Eine bilderbuch Straße, wie man sie so oft in amerikanischen Filmen und Serien sah, in der es im das beschauliche Leben einer Vorstadtfamilie ging. Er hatte solche Filme nie gemocht. Doch wie es ihm schon häufiger passiert war, hatte er das Gefühl, das ihm alles hier vertraut war und doch war er sich sicher, nie zuvor hier gewesen zu sein. Besonders das Haus, vor dem er stand, weckte diesen Eindruck mit aller Gewalt. Er hatte es einmal gesehen, aber er wusste nicht mehr wann oder wo das gewesen war. Mit einem Seufzer senkte Justin den Kopf wieder und schaute sich um. Wo sollte er nun hingehen? Er konnte so ziemlich überall hin, keines der Häuser war abgeschlossen gewesen, er hatte es versucht, aber in ihnen drin war auch niemand. Wo seine Freunde waren, das wusste er natürlich auch nicht. Wahllos ging er also einfach wieder in eine Richtung los. Er würde schon irgendwohin kommen, wenn er nur lange genug lief. Auf einmal sah er eine Gestalt durch den Regen. Er ging schneller und nach und nach erkannte er, dass es Moritz war, der dort stand und wie hypnotisiert auf ein Haus schaute.

„Moritz”, Justin trat neben ihn und legte seine Hand auf die Schulter des Mannes, der zuckte zusammen.

„Musst du mich so erschrecken?”, schnappte er barsch.

„Nein, wollte ich auch gar nicht. Ich dachte, du hättest mich kommen hören”, antwortete der Rotschopf wahrheitsgemäß.

„Hab ich aber nicht”, murrte der Mann unwillig.

„Was ist denn? Komm ich ungelegen?”, erkundigte sich Justin.

„Nein, nicht wirklich, eher im Gegenteil. Wer weiß, wie lange ich hier sonst noch gestanden hätte”, antwortete Moritz.

„Ist etwas Besonderes an dem Haus?”, fragte Justin und schaute es sich genau an.

„Ja, aber erkennst du es nicht?”, der Ritter schaute den Rotschopf fragend an.

Der betrachtete das Gebäude eingehend, kam aber zu keinem Schluss, zumindest zu keinem, der ihm nennenswert weitergeholfen hätte.

„Es kommt mir bekannt vor, aber so ziemlich jedes Gebäude hier kommt mir bekannt vor”, war seine Antwort.

„Natürlich, was habe ich denn auch anderes erwartet, wie sollte es auch anders sein? Natürlich kennst du das Dorf, du hast hier immerhin einige Jahre gelebt”, antwortete Moritz.

„Hab ich?”, Justin schaute den Mann fragend an.

„Ja. Das ist Wolfendorf. Allerdings ein paar Jahre, bevor du geboren wurdest. In diesem Haus hier habe ich die schönsten Jahre meines Lebens verbracht”, erklärte der.

„Hier hast du gewohnt?”, Justin schaute sich das Haus noch einmal ganz genau an.

„Ja, hier habe ich gewohnt. Eine sehr lange Zeit. Seitdem ich meine Frau geheiratet hatte. Wir sind hierher gezogen. Ich kann mich daran erinnern, als wäre es erst gestern gewesen”, antwortete Moritz.

Justin schaute ihn an.

„Erzähl mir etwas von der Zeit. Ich möchte es gerne hören. Wie hast du deine Frau kennen gelernt?”

Moritz nickte.

„Wenn du möchtest. Es ist schon Jahre her, sie war neu hergezogen, in diese Stadt. Wir hatten uns zufällig getroffen, als wir beide einen Mondscheinspatziergang unternahmen. Wir verliebten uns schnell ineinander, doch meine Eltern mochten sie nicht und ihre Eltern hatten auch viele Gründe gegen eine Beziehung mit mir. Doch das hat uns nicht weiter interessiert, nicht wirklich. Wir trafen uns trotz des Verbotes unserer Eltern. Heimlich, damit niemand etwas merkte. Das änderte sich auch nicht, als wir schon achtzehn waren, neunzehn, zwanzig. Sie war drei Jahre älter als ich, aber das hat mich nie gestört, denn sie hat sich nie benommen als wäre sie etwas besseres, nur weil sie älter war, im Gegenteil. Je älter sie wurde, desto mehr benahm sie sich, wie ein Schulmädchen. Aber dann kam dieser eine Tag, dieser eine Tag, der unser beider Leben grundlegend veränderte und nicht zum Schlechten, wie ich finde. Auch jetzt im Nachhinein bin ich froh, dass es so gekommen ist. Sie erzählte mir, dass sie ein Kind erwarten würde. Als sie mir das sagte war für mich sofort eines klar. Egal, was meine Eltern sagen würden, egal, was meine Freunde davon hielten, ich würde sie nie alleine lassen, vor allem nicht in einer solchen Situation. Ich machte ihr einen Antrag, den sie mit Tränen in den Augen annahm. Ihre Eltern wären alles andere als begeistert darüber gewesen und meine auch nicht, das wussten wir, darum beschlossen wir, dass wir uns entscheiden mussten. Ich weiß nicht, ob es ihr schwer viel, ihren Eltern einfach den Rücke zu kehren, mir hat es jedoch nie leid getan. Ich habe es nicht eine Sekunde lang bereut. Wir heirateten und zogen hierher, drei Monate nach unserer Hochzeit brachte sie unser erstes Kind zur Welt. Ein Mädchen. Wir lebten glücklich zusammen und an unserem neunten Hochzeitstag wurde dann auch unser Sohn geboren. Die folgenden fünf Jahre waren die schönsten meines Lebens, doch ein solches Glück kann nicht ewig anhalten und so kam dann der Tag, der wohl schrecklichste meines Lebens. Ich flog nach Amerika oder besser, ich sollte dahin fliegen, aber Theo tauchte plötzlich im Cockpit auf. Alles blieb still, es war, als hätte er die Zeit angehalten. Er drohte mir, wenn ich ihn nicht begleiten würde, dann würde er meine Frau, meine Tochter und meinen Sohn umbringen. Ich überlegte nicht lange, um sie zu schützen begleitete ich ihn. Widerwillig und es gab keine Sekunde, in der ich mir nicht ausmalte, wie ich ihn den qualvollsten Tod bereiten konnte. Und dennoch gab es auch in dieser Zeit kleine Lichtblicke, ab und an aber bin ich immer mal wieder in meine Welt zurückgekehrt, ohne, das er davon wusste, um zu sehen, ob er auch wirklich sein Versprechen hielt. Dabei konnte ich sie drei wenigstens ab und an mal sehen. Nicht oft, aber es reichte, um mich das alles ertragen zu lassen…”, erzählte er.

Justin hatte gespannt gelauscht. Nun schaute er Moritz fragend an.

„Aber warum hast du dich nie gemeldet, wenn du da warst? Mam war todtraurig. Du hättest ihr doch sagen können, das es dir gut geht, warum hast du es nicht getan?”, wollte er dann vorwurfsvoll wissen

„Weil ich nicht wollte, das sie sich Sorge macht. Wenn ich mich irgendwann mal nicht hätte melden können, weil etwas dazwischen gekommen wäre, dann hätte sie sich nur wieder riesige Sorgen gemacht und das wollte ich ihr ersparen. Wann hast du es gemerkt?”

„Geahnt habe ich es schon als du das erste mal von deiner Vergangenheit gesprochen hast, aber sicher war ich mir als du sagtest, das deine Eltern Mam nicht mochten und Mams Eltern dich nicht. Ich bin nämlich wohl der so ziemlich einzige Junge in Wolfendorf, der seine Großeltern nicht kennt. Aber selbst wenn du das nicht gesagt hättest, wäre ich drauf gekommen. Ich denke, es gibt nicht viele Kinder, die eine acht Jahre ältere Schwester haben und noch dazu am neunten Hochzeitstag der Eltern geboren wurden”, antwortete Justin.

Moritz lächelte.

„Du bist schlau geworden, wie ein Fuchs”, lobte er.

„Weiß ich. Aber die meisten aus Nordstadt wäre es wohl lieber, wenn ich nicht so schlau wäre”, grinste Justin seinen Vater an.

Der lachte.

„Kann ich mir vorstellen. Deine nervenden Sprüche verfluche ich ja auch schon mittlerweile”, meinte er.

Nun lachte Justin.

„Tja, so bin ich halt...”

Moritz nickte und schaute Justin väterlich an.

„Stimmt, so bist du und du sollst auch gar nicht anders sein. Ich könnte nicht stolzer auf dich sein, als ich es sowieso schon bin.”

Eine Weile lächelten die beiden sich noch an.

„Ich glaube, wir sollten langsam mal die anderen suchen”, überlegte dann Justin.

„Kannst Recht haben, also los”, nickte Moritz.

„Sag mal, warum hast du es mir eigentlich nicht früher gesagt?”, fragte Justin nach einer Weile des stummen nebeneinander her Gehens.

„Ich glaube, weil es mir selbst erst einmal bewusst werden musste und dann, später wohl, weil ich nicht angreifbar werden wollte und um dich zu schützen. Es gibt nichts in der Welt, womit man mich besser zu etwas „überreden” kann, als wenn man mit der Gesundheit von Helen, Ginny oder dir droht und wenn einer unserer Feinde mitkriegt, wer du bist, dann kann das Konsequenzen haben, auf die ich dankend verzichte”, antwortete Moritz.

„Und warum hast du es dann doch getan?”, wollte der Rotschopf weiter wissen.

„Ganz einfach, weil ein Vater seine Gefühle nicht einfach verstecken kann oder was meinst du, warum ich nach Möglichkeit versucht habe, dir aus dem Weg zu gehen? Weil es mir Spaß gemacht hat ganz sicher nicht. Ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen und nach Möglichkeit dir gegenüber neutral zu bleiben, dich weder zu bevorzugen, noch besonders grob zu dir zu sein”, erklärte Moritz.

„Deswegen hat es dich auch seinerzeit so sehr getroffen, als ich sagte, dass ich dir einen Mord zutrauen könnte, nicht wahr?”

Moritz nickte: „Ja und das ist echt hart, so etwas ausgerechnet von seinem eigenen Fleisch und Blut gesagt zu bekommen.“

„Das tut mir noch immer Leid, jetzt noch mehr als vorher...”

„Muss es nicht mehr. Wirklich nicht.”

Justin nickte, jedoch nicht sehr überzeugt von diesen Worten, doch dann deutete er nach vorne.

„Da ist etwas”, meinte er.

Moritz nickte: „Hab ich schon vor einiger Zeit bemerkt.”

Sie gingen direkt drauf zu und langsam aber sicher entwickelte sich das etwas zu eine art Tor, ähnlich dem, durch die sie in das Labyrinth gekommen waren. Sie traten nach kurzem Zögern hindurch und standen in einer art Halle. Neugierig schauten sie sich um.

„Wo sind wir hier?”, wollte Moritz wissen.

„Was fragst du mich das? Du bist hier der, der seid zehn Jahren hier lebt”, antwortete Justin.

„Glaub mir, nicht mal zehntausend Jahre würden reichen, um alle Geheimnisse dieser Welt zu ergründen. Alleine die Magie an sich würde schon mehrere Jahrhunderte in Anspruch nehmen! Ich kenne mich hier nicht einmal halb so gut aus, wie du zu meinen scheinst”, widersprach Moritz.

Justin zuckte mit den Achseln und trat an eine der vielen Türen. Er öffnete sie, ohne sich vorher Gedanken über mögliche Konsequenzen zu machen und wurde belohnt, denn sein Hund sprang ihm regelrecht in die Arme.

„Hey Floh! Was machst denn du hier?”, rief er begeistert.

Der Hund bellte wie verrückt und sprang herum wie ein junges Kitz.

„Seid wann hast du eigentlich einen Hund? Helen hat doch eine Tierhaarallergie”, überlegte Moritz.

„Ja, hat sie auch, deswegen hat mir Mam auch nie einen Hund erlaubt. In der Nacht, als ich hierher kam, ist er mir zugelaufen”, antwortete Justin. Er wuschelte Flohs Fell und schaute in den Raum, den er zuvor geöffnet hatte. Es war ein großer Saal, mit ein paar Betten, doch es befand sich nichts Lebendes in ihm. Er schloss die Tür und wandte sich der Wand rechts neben ihm zu, denn an dieser Wand befand sich keine weitere Tür. Er ging zur ersten Tür und öffnete sie wieder einfach so und ein weiteres mal wurde er belohnt, denn seine ganzen Freunde saßen in diesem Raum und unterhielten sich.

„Hey Leute!”, rief Justin begeistert.

Wie auf Kommando schauten alle in seine Richtung.

„Na endlich! Ich dachte schon, du willst gar nicht mehr kommen”, meckerte Timo zur Begrüßung, doch dabei grinste er aber, sodass Justin wusste, das der Tadel nicht ernst gemeint war.

Moritz trat an ihm vorbei in den Raum.

„Wo sind wir hier und warum sind wir hier?”, fragte er als er sich zu ihnen setzte.

Justin quetschte sich zwischen ihn und Timo, wobei der versuchte, ein wenig wegzurutschen, da sowohl Moritz als auch Justin durchnässt waren, bis auf die Knochen.

„Und was ist mit euch passiert?”, fügte der Rotschopf hinzu und schaue von einem zum anderen. Bei Shadow stutzte er, denn sie trug nicht wie sonst ihre ledernde Kleidung, sondern typische Elbenkleidung, die ihre Figur deutlich betonte und nicht wie bisher, verhüllte.

„Du hast dich verändert, Shadow. Du siehst so... weiblich aus”, bemerkte er mit einem grinsen.

Das junge Mädchen wurde rot und schaute weg. Es war ihr peinlich, dass sich wieder einmal die gesamte Aufmerksamkeit auf sie konzentrierte, wie es während des Wartens mehrfach passiert war.

„Ja, zu Shadow kommen wir später, erst mal eure Fragen. Also, wir sind hier, weil die Göttin dieser Welt etwas von uns will, keine Ahnung, um was es sich handelt, und wir sind hier in ihrem... Haus könnte man sagen”, erklärte Timo.

„Das war die Kurzfassung, die lange Version erzählen wir euch einander mal”, mischte sich Melody ein.

„Na dann bin ich ja gespannt, was eine Göttin von uns will. Euch geht es aber gut, oder?”, vergewisserte sich Justin.

„Ja, wir sind alle okay. Mittlerweile wieder muss man aber sagen”, antwortete Janne.

„Warum wieder?”, fragte Justin misstrauisch.

„Shadow wurde von einem... was war das?”, Timo schaute Shadow fragend an.

„Ein Basilisk. Eine Schlange mit Hahnenkopf, der lebende Wesen zu Stein werden lassen kann”, erklärte Shadow.

„Genau! Also, ein Basilisk hatte sie angegriffen und die Sonne hat ihr auch zu schaffen gemacht, aber mittlerweile seht ihr ja, geht es ihr wieder gut”, erklärte Timo.

„Und was war bei euch?”, wollte Sally wissen, „ihr seid nämlich nass, wie die Fische.“

Justin und Moritz schauten sich vielsagend an.

„Och, wir haben lediglich eine interessante Unterhaltung geführt und sind dabei ein wenig im Regen stehen geblieben, mehr nicht”, grinste Justin.

„Ach, und worüber habt ihr gesprochen?“, wollte Timo gleich wissen.

„Verrate ich euch vielleicht einander mal. Das muss nämlich jetzt erst einmal sacken”, erklärte Justin.

„Hä? Wieso das denn? War das so schrecklich, was auch immer ihr da besprochen habt?”, erkundigte sich Janne.

„Nein, an sich nicht, aber egal. Verschieben wir das auf einander mal”, winkte Moritz ab.

„Wenn du meinst. Aber vielleicht sollten wir der Herrin bescheid geben, das nun alle hier sind”, überlegte Kit, doch dies erübrigte sich, denn in diesem Moment ging die Tür auf und die Göttin kam herein.

„Herzlich willkommen”, sagte sie und trat an die sitzende Gruppe heran.

Justin stand langsam wieder auf und trat ihr entgegen.

„Hallo”, meinte er freundlich und neigte leicht den Kopf. Die Göttin musterte ihn unverhohlen kindlicher Neugierde und Justin erwiderte ihren Blick mit überlegener Gelassenheit.

„Was wollt ihr von mir?”, fragte er dann mit formaler Tonlage.

„Ihr verliert wohl nicht gerne Zeit, wie?”, die Herrin lachte leise.

„Nein, warum auch”, erwiderte er.

„Nun, dann will ich euch erklären, was ihr hier macht. Wie ich einigen von euch schon erklärt habe, seid ihr hier, weil es nicht sein kann, das ihr in Gefahr seid, weil ich gehandelt habe, ohne mir vorher darüber Gedanken zu machen, welche Konsequenzen mein tun haben könnte. Aber was geschehen ist, ist nun einmal geschehen, sich darüber ärgern bringt nun nichts mehr. Dennoch gibt Wege, ihn wieder zu dem zu machen, was er war”, erklärte sie.

Justin schaute sie fragend an.

„Worum geht es hier gerade bitte?“, erkundigte er sich.

„Um den Todesgott“, kam die Antwort von Janne.

„Gut, dann… Ja, ich glaube, dann weiß ich, worauf ihr hinaus wollt. Ihr glaubt alle wieder einmal, ich bin dieser Weltenretter, was ich gar nicht verstehe, aber nun gut. Auf jeden fall bin ich wohl der einzige, der ihn wieder normal machen kann, stimmt es oder hab ich recht?”, fragte er genervt.

Die Herrin schaute verblüfft.

„Ja, so etwas Ähnliches wollte ich sagen”, nickte sie.

„Also langsam entwickelt sich das alles hier zu einem schlechten „Rette-die-Welt“-Roman, so einer voller Klischees, den keiner lesen will, weil man die ganze Handlung schon vorher kennt“, brummte er genervt.

„So und wie soll ich das machen, ihn wieder zur Vernunft zu bringen?”, fragte der Rotschopf dann mit sarkastisch anmutender Stimme.

„Tja, das ist so, es...”, sie war verunsichert.

„Es ist zu kompliziert, um es mir zu erklären, ich verstehe schon”, brummte Justin.

„Nein, nein, so ist es nicht, es ist vielmehr so, nicht einmal ich und meine Schwestern wissen alles. Ich sagte, die Bezeichnung „Göttin“ kommt dem, was wir sind schon ziemlich nahe, aber wir sind keine wirklichen Götter. Ich weiß selber nicht genau, wie ihr ihn wieder zu dem machen könnt, was er einst war, ich weiß nur, das du es kannst. Irgendwie”, erklärte sie.

„Okay, okay”, murmelte Justin. Er ging ein paar Schritte durch den Raum, drehte dann um und kam zurück.

„Ich habe mal eine Frage, ein Frage an euch alle”, meinte er dann.

„Schieß los”, meinte Sally.

„Na ja, du und Timo, ihr seid wohl weniger gemeint, aber warum glaubt ihr eigentlich, ich sei dieser Weltenretter? Ich bin es nicht, ich kann es nicht sein, ich bin einfach zu gewöhnlich für so etwas! Wie kommt ihr darauf?!”, Justin beobachtete die Reaktionen der Anwesenden ganz genau.

„Nun, weil einfach alles daraufhin deutet. Deine Vorfahren hatten alle einst die Macht, eines der Elemente zu beherrschen. Deine Mutter hat die Machte der Erde, des Wassers und sie ist ein Nachfahre von Theo, also liegt ihr auch das Feuer inne. Und dein Vater hat die Macht der Winde innewohnend”, erklärte die Herrin.

„Mag sein, aber ich habe noch eine Schwester. Die kann es doch sein oder muss es ein Junge sein?”, lauerte er.

„Nein, natürlich hätte es genauso gut ein Mädchen sein können, aber es gibt noch andere Dinge. Dein Geburtstag ist der Tag der Sommersonnenwende, alle Tiere der Welt sind dir wohlgesonnen, denn du hast die Macht, sie zu verstehen, oder besser, du wirst die Macht bald haben. Und du bist ein Traumseher, ein mächtiger Traumseher. Immerhin träumst du nicht nur, was geschah, geschehen wird oder in dem Moment geschieht, sondern du bist dort. In gewisser weise“, antwortete sie.

Justin schaute zu Boden.

„Ich bin es trotzdem nicht“, meinte er.

„Aber es ist so. Es kann nur so sein. Selbst wenn es dir nicht gefällt. Am besten findest du dich damit einfach ab”, fand sie.

„Nein! Ich bin es doch nicht, ich bin es nicht und ich werde es nicht sein! Sie ist es, sie wird es sein, nicht ich!“, ereiferte sich Justin.

„Sie?“, fragte Moritz hinter ihm, „Helen oder wer?“

„Nein, nicht Helen. Nicht ich und auch nicht Helen, sie ist noch nicht geboren, es wird noch Jahre vergehen, bis auch nur ein Wesen auf Erden auf die Idee kommt, das es sie gibt, aber sie wird es sein, nicht ich“, antwortete Justin, diesmal deutlich ruhiger, sachlicher.

Mit einem Seufzer ließ er sich wieder neben Moritz fallen. Er lehnte sich an seinen Vater und schloss die Augen.

„Wer wird sie sein?“, fragte dieser neugierig.

„Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass sie mächtig ist und ihre Macht wächst von Tag zu Tag, jede Stunde im Totenreich macht sie mächtiger. Sie hat hunderte von Jahren geschlafen, in ihrer eigenen Welt im Reich der Hell und jetzt erwacht sie langsam. Bald wird sie wieder auf die Erde zurückkehren, mächtiger den je, und nichts wird sich ihr in den Weg stellen, aber sie wird nicht böse sein, denn nichts auf Erden ist böse. Sie wird es sein, die die Elemente beherrscht, sie wird es sein, die ihr alle jetzt schon als Weltenretter feiert, nicht ich“, antwortete der Rotschopf und sah erschöpft aus.

„Aber nein, die Seele des Weltenretters ist bereits auf die Erde zurückgekehrt und sie lebt in dir, Justin“, widersprach die Herrin.

„Nein, das tut sie nicht, den noch verbleibt sie in einem Dämmerschlaf, aus dem sie zögernd nur erwacht. Ich weiß, dass es so ist, und wenn ihr mir nicht glauben wollt, dann lasst es eben. Wenn es euch glücklich macht, dann werde ich die Rolle spielen, die ihr für mich ausgedacht habt, auch wenn es nicht die meine ist“, antwortete Justin

„Aber es ist deine Rolle im Gefüge der Welten. Justin, ich bin doch hier das Wesen, das ihr als Göttin bezeichnet, also muss ich es eigentlich besser wissen, als du“, widersprach die Herrin.

„Nein. Ihr meint es besser zu wissen, weil ihr euch als Göttin fühlt, aber das tut ihr nicht. Ihr spürt in mir große Macht und die lässt euch glauben, ich sei das, was ihr in mir seht, aber das ist ein Trugschluss. Ich bin ihre Vorhut, ich bin ihr Lehrer und ihr Beschützer, ich werde sie auf ihre Aufgabe vorbereiten, aber ich werde sie nicht bewältigen. Und weil es so ist, das ich sie vorbereite auf das, was sie erwartet, gab sie mir ein wenig ihrer Kraft, nicht mal annährend soviel, wie sie haben wird, und doch genug, das ich verstehen kann, wie man mit ihr umgeht, um es dann ihr beizubringen. Das, was ihr in mir spürt, ist ein Bruchteil ihrer Macht, aber nicht meine“, erklärte Justin und diesmal nickte die Herrin.

„Okay. Das mag alles stimmen, aber das ist im Moment eigentlich gar nicht weiter von belang. Sie wird es sein, die ihn, den Todesgott, wie ihr ihn nennt, wieder auf die richtige Seite holt, aber er hat jetzt schon große Macht und du sagtest, es wird noch Jahre dauern, bis sie geboren wird. Solange muss irgendjemand ihn aufhalten, schwächen, sein Spiel mitspielen. Solange, bis sie, wer auch immer sie sein wird, das Finale einleiten kann. Wirst du wenigstens diese Aufgabe übernehmen?“, fragte sie.

„Natürlich, denn dies ist mein Schicksaal, seid langem. Ich werde ihr die Zeit verschaffen, die sie braucht, um von mir zu lernen. Und diese Aufgabe werde ich übernehmen, denn niemand kann vor seinem Schicksaal fliehen“, nickte Justin.

„Okay. Dann bleibt ein paar Tage hier, um euch zu erholen und dann geht. Ihr habt diese Möglichkeit jederzeit”, meinte sie.

„Okay. Ein paar Tage werden wir die Ruhe genießen und dann weiter spielen, in seinem Spiel aus Tod und Verzweiflung…“, nickte Justin.



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