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Bora, Stein der Winde

von

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Shadows wahres Wesen

Timo spritzte sich noch ein wenig Wasser ins Gesicht, dann machte er sich wieder auf dem Weg. Er hoffte, dass er bald einem seiner Freunde begegnen würde. Ganz alleine durch diese Halbwüste zu laufen behagte ihm gar nicht, aber er wusste auch nicht, wie lange er warten müsste, bis jemand kam, also machte er sich selbst auf den Weg und hoffte, bald jemanden zutreffen. Er war schon wieder mehr als eine halbe Stunde gelaufen, als er ein Wesen sah, das er von einer Zeichnung her kannte, ein Manticor. Das Wesen sprang davon, als wäre der Teufel selbst hinter ihm her, was Timo wunderte, denn solch ein großes Wesen mit so vielen Zähnen und Klauen konnte eigentlich nicht viele Feinde haben und solche, das es in Panik davonrannte, waren wohl nicht hier in einer solch heißen Gegend zu Hause. Zumindest würde das für ihn keinen Sinn ergeben. Timo überlegte kurz, dann ging er in die Richtung, aus die der Manticor gekommen war. Nachdem er wieder eine kurze Zeit gelaufen war, sah er etwas, das einer Schlange ähnelte, doch sie hatte keinen gewöhnlichen Schlangenkopf, sondern den eines Hahns und zu seinem Schwanzende lag Shadow. Timo schluckte und ging schnell alle Möglichkeiten durch, die er hatte und das waren nicht viele, wie er bedrückt feststellte. Ohne noch mehr Zeit mit nachdenken zu verschwenden, zumal er sowieso zu keiner besseren Lösung kommen würde, hob er einen Stein auf und warf ihn auf das Schlangenwesen.

„Los! Verschwinde! Mach dich vom Acker, lass Shadow in Ruhe!”, schrie er zusätzlich die Schlange an und warf noch einen Stein. Zu seiner großen Verblüffung zischelte das Wesen nur kurz in seine Richtung und schlängelte sich dann eiligst davon. Timo verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, warum das Wesen geflohen war, sondern ging zu Shadow, bereitete sich innerlich schon darauf vor, den Chito Tod aufzufinden, doch Shadow lebte. Kurzerhand hievte Timo sich den Jungen auf den Rücken und machte sich auf den Weg zurück zur Quelle, denn Shadow hatte ein paar tiefe Kratzer und als Sohn von zwei Ärzten wusste er, das man Wunden am besten sofort auswusch, damit sie sich gar nicht erst entzündeten. Außerdem sah man Shadow deutlich an, das er nicht soviel Glück gehabt hatte wie Timo, der Chito musste schon seid vielen Stunden umher geirrt sein, ohne etwas getrunken zu haben. Nach einiger Zeit war er dann bei seinem Ziel Angleangt. Er legte Shadow in das seichte Wasser und zog ihm seine Klamotten aus. Als Shadow fast nackt vor ihm lag, starrte Timo ihn fast schon entsetzt an, denn Shadow war definitiv kein Junge, sondern ein Mädchen. Sie hatte zwar keine reichlich bestückte Oberweite, aber es reichte, um wenigstens dies zweifelsfrei festzustellen. Beschämt machte er sich dennoch an die Arbeit, ihre Wunden auszuwaschen, kam dabei jedoch nie auch nur in die Nähe bestimmter Körperpartien. Als dies erledigt war, legte er sie in den Schatten und deckte sie mit ihrer Kleidung zu, suchte dann etwas, womit er Wasser schöpfen konnte, damit Shadow etwas trinken konnte. Nach einiger Zeit fand er im Schatten eines großen Felsen ein großes Blatt. Er schöpfte Wassers und als er es dem Mädchen vorsichtig zu trinken gab, schlug sie die Augen auf und schaute ihn mit einem Blick an, der deutlich machte, dass sie nicht wirklich etwas sah. Sie trank gierig und schnell und als nichts mehr da war, bat sie mit schwacher Stimme nach mehr, doch Timo vertröstete sie auf später.

„Wenn du jetzt zuviel auf einmal trinkst, dann wird dir schlecht davon, also warten wir besser eine Weile. Ich bringe dir schon noch etwas, wenn ich denke, dass es in Ordnung ist”, erklärte er mit sanfter Stimme.

Shadow nickte schwach und schloss wieder die Augen. Binnen weniger Sekunden war sie eingeschlafen. Timo setzte sich neben sie und beobachtete sie im Schlaf. Mehrer Stunden schlief sie tief und fest vor Erschöpfung, dann wachte sie wieder auf und Timo gab ihr erneut etwas zu trinken. Mittlerweile hatte sich Shadow wieder soweit erholt, das sie sich langsam aufsetzen und gegen einen Felsen lehnen konnte, dabei jedoch verrutschten ihre Kleider und Timo schaute sofort mit rotem Gesicht in jede beliebige Richtung, nur nicht in ihre.

„Warum hast du gelogen?”, fragte er nach einer Weile.

Shadow wusste sofort, was er meinte und versuchte auch gar nicht erst, etwas abzustreiten, zumal es sowieso keinen Sinn gemacht hätte.

„Deinetwegen”, erklärte sie.

Timo schaute sie nun doch verwundert an.

„Warum wegen Mir? Ich habe aber nichts gegen Mädchen”, meinte er.

„Das weiß ich jetzt auch, aber, nun, bei unserem Volk ist es üblich, dass die weiblichen Chito immer benachteiligt und unterdrückt werden. Sie sind nur dazu da, um ein wenig Spaß zu haben… du verstehst?”, als Timo nickte fuhr sie fort, „Es störte mich, das mich immer alle nur als... Objekt betrachteten und manchmal war ich nicht einmal das. Für manche war ich so etwas wie der Inbegriff der Unsittlichkeit, einfach nur, weil ich in meiner Familie die Erstgeborene bin.”

„Was ist denn so schlimm daran, das älteste Kind zu sein?”, fragte Timo.

„An sich nichts, nur es gilt als große Schande, wenn das erstgeborene Kind ein Mädchen ist. Viele Chito bringen ihre Kinder sogar um, nur weil sie das falsche Geschlecht haben. Ich hatte großes Glück, das meine Mutter mich nicht im nächsten See ertränkt hat”, erklärte Shadow.

„Ach, und du dachtest, ich wüsste das alles und würde dich deswegen auch nur wie ein Stück Dreck behandeln, allenfalls wie ein Ding, mit dem man nur seinen Spaß hat und dann nicht mehr beachtet, habe ich das richtig verstanden?”, hakte Timo nach.

Shadow nickte.

„Und als du dann wusstest dass ich davon gar nichts weiß? Warum hast du dann nichts gesagt?”, wollte der Schwarzhaarige wissen.

„Weil nicht mal meistens andere Chito diejenigen sind, die mich so behandeln. Es sind Elben, Magier, Ritter. Ich wusste nicht, wie deine Begleiter reagiere würden”, antwortete Shadow.

„Okay, das verstehe ich. Ich würde es auch nicht gut finden, wie sonst was behandelt zu werden”, überlegte Timo.

Shadow schloss die Augen.

„Wie soll es denn dann jetzt weitergehen? Wirst du es den anderen sagen?”, fragte sie und in ihrer Stimme schwang eindeutig die Angst mit.

„Ja, aber hab keine Angst. Ich werde nicht zulassen, dass dich irgendjemand anders behandelt, als er es sonst auch getan hätte und ich denke Justin und vor allem Sally werden mir da begeistert helfen.”

Timo lachte kurz auf.

„Justin regt sich ja schon auf, wenn irgendein Kerl einen riesen Aufstand macht, weil er nicht neben einem Mädchen sitzen will. Er sitzt zwar auch neben keinem, aber das liegt wohl eher daran, dass sich die Mädchen fast die Augen ausgekratzt haben, weil sie alle neben ihm sitzen wollten.”

Shadow lächelte vor sich hin.

„Ihr seid alle so anders. In eurer Welt scheinen solche Dinge selbstverständlich zu sein. Ich meine, dass Männer und Frauen gleichgestellt sind”, überlegte sie.

Timo nickte: „In dem Land, wo Sally, Justin und ich wohnen, da ist es auch so, es ist sogar eines der Grundgesetze, aber nicht in jedem Land sieht es so aus. Es gibt Länder, wo Frauen nur ganz verschleiert auf die Straße gehen dürfen, sie haben dort kaum Rechte. Ich denke, dass es falsch ist. Den meisten Männern aus meiner Heimat ist es nicht einmal bewusst, dass es nicht überall so ist, wie in dem Land, aus dem ich Stamme. Unsere Lehrerin hat uns mal gefragt, welches der Grundgesetzte uns am wichtigsten ist, total auffällig dabei war, das fast nur die Mädchen eben dieses Gesetzt der Gleichheit der Geschlechter als so wichtig gesehen haben.”

„Warum? Warum war den Jungen dieses Gesetz nicht so wichtig?”, fragte Shadow.

„Ich denke, weil sie es nicht anders kennen. Es war von jeher so, das die Männer das sagen hatten und die Frauen sputen mussten, ihnen war nie so bewusst, was für ein schlechtes Leben das andere Geschlecht vor etwa zweihundert Jahren noch geführt hat. Dabei ist das doch so idiotisch! Frauen können nahezu alles genauso gut, wie Männer, vieles sogar besser!”

Shadow lächelte ihn wieder an.

„Ich finde gut, dass du so denkst”, meinte sie.

„Ich wurde so erzogen. Ich kenne es nicht anders und ich bin froh, dass es so ist”, stimmte Timo zu.

Shadow schloss seufzend die Augen und ließ sich zur Seite weg auf den Boden fallen. Mit einer Geste deutete sie Timo, dass er zu ihr kommen soll, was der schwarzhaarige auch tat Er setzte sich neben sie und wie selbstverständlich kuschelte sie sich an ihn, schnurrte dabei, wie ein Katze. So schlief sie nach einiger Zeit ein und auch Timo krauelte sie nur noch kurze Zeit hinterm Ohr, dann forderte der anstrengende Tag sein Recht und auch er schlief ein.

Als die beiden Stunden später aufwachten, lagen sie nicht mehr auf hartem Stein, sondern in einem weichen Bett. Sie krabbelten heraus und schauten sich verwundert im Raum um.

„Wo sind wir hier?”, fragte Shadow.

„Ich weiß nicht”, antwortete Timo, „aber ich glaube, wir sollen uns die sauberen Sachen anziehen.”

Er deutete auf die Kleiderstapel, der auf einem Stuhl in der Ecke lag. Shadow nickte und bedeckte ihre Blöße nun wieder vollständig mit Kleidern, während Timo, immer noch peinlich berührt vom Anblick der nackten Chito, beharrlich in eine andere Richtung blickte.

„Sag mal, kann es sein, das es dir peinlich ist, mich nackt zu sehen?”, fragte die, als sie vollkommen angezogen vor ihm stand.

„Ja”, antwortete der Schwarzhaarige knapp, aber wahrheitsgemäß.

„Ist mein Körper so hässlich, das du ihn nicht sehen magst?”, bohrte Shadow, ganz nach Frauenart, beharrlich weiter.

„Nein nein, das liegt nicht an dir, es ist nur so, du-“, er stockte kurz, denn es war ihm peinlich, das kommende auszusprechen, er tat es aber dennoch, „-bist das erste Mädchen, das ich so ganz ohne was sehe, das ist mir unangenehm.“

Shadow grinste frech.

„Dann sollten wir das vielleicht einmal ändern”, meinte sie und tat so, als wolle sie sich die eben erst angezogenen Klamotten gleich wieder ausziehen.

„Nein, muss nicht sein”, antwortete Timo hastig und trat schnell an ihr vorbei, um sich ebenfalls umzuziehen, wobei er sich jedoch von ihr wegdrehte, als er zu seiner stark misshandelten Hose kam.

„Okay, jetzt verschone ich dich noch, aber das holen wir nach”, drohte sie.

„Außerdem bist du nicht der erste Kerl, den ich nackt sehe, du brauchst dich für deine Blöße also nicht zu schämen, ich bin den Anblick gewohnt“, fügte sie feixend hinzu, nickte dann jedoch ernst in Richtung Tür.

Timo versuchte abschließend noch einmal, einer Tomate Konkurrenz zu machen, dann nickte er jedoch und gemeinsam traten sie durch die Tür.

„Hey ihr zwei, endlich wach?”, begrüßte Sally die beiden freudestrahlend.

„Ja, aber wo sind wir eigentlich hier? Und was machen wir hier, wie sind wir hergekommen?”, Timo hielt sich erst gar nicht lange auf, mit irgendwelchen Begrüßungen, sondern kam gleich zum wesentlichen, nämlich zu seinen Fragen, während er sich neugierig umblickte, in der Halle.

„Ich erkläre es euch”, meinte Janne und fing auch gleich damit an.



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