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Bora, Stein der Winde

von

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Zu Hause

Justin stöhnte leise. Ihm taten stellen im Körper weh, von denen er nicht einmal gewusst hatte, das sie existieren. Er blinzelte, doch das helle Licht blendete ihn und so zog er es vor, mit geschlossenen Augen einfach nur liegen zu bleiben. Er ruhte sich noch ein wenig aus, hoffte, dass die Schmerzen abklingen würden, doch das war nicht der Fall. Langsam setzte er sich auf und blinzelte wieder, solange, bis er etwas sehen konnte.

„Na, endlich wach?”, fragte eine vertraute Stimme, doch Justin konnte sie nicht gleich einordnen. Er schaute sich um und war überrascht, sich in seinem Zimmer in Nordstadt wieder zu finden. Neben seinem Bett saß seine Mutter und lächelte ihn überglücklich an.

„Warum bin ich wieder hier und nicht in der Elbenfeste?”, murmelte er.

„Was sagst du? Was ist denn eine Elbenfeste”, fragte seine Mutter mit sanfter Stimme.

Justin schüttelte leicht den Kopf.

„Vergiss es”, war seine Antwort.

„Geht es dir gut, mein Schatz?”, fragte sie besorgt.

„Ja, natürlich, aber was ist passiert?”, wollte der Rotschopf wissen.

„Das frage ich dich! Wo warst du? Du warst ein ganzes Jahr lang weg! Wie vom Erdboden verschluckt!”, Ginny stiegen die Tränen in die Augen als sie an das vergangene Jahr dachte.

Justin schaute weg.

„Tut mir Leid, aber ich musste weg. Es war nie geplant gewesen, so lange weg zu bleiben. Ich wollte nur herausfinden, was das alles auf sich hatte, aber es hat länger gedauert und ich weiß noch immer nicht alles”, murmelte er.

„Aber wo warst du? Justin, du siehst halb verhungert aus und hast überall Narben und andere Wunden. Wo um alles in der Welt bist du gewesen?”, seiner Mutter liefen die Tränen über die Wangen und tropften auf Justin Hand.

„Nein. Das würdest du mir sowieso nicht glauben. Also, ich kann es dir nicht erzählen, aber es ging mir gut, das vergangene Jahr. Fast schon besser, als in der Zeit davor”, Justin hatte nicht die Kraft, seiner Mutter in die Augen zu sehen.

„Okay. Ich merke schon, du willst nicht darüber reden”, Ginny nahm ihren Sohn unvermittelt in die Arme. Der ließ es geschehen, doch er konnte seiner Mutter nicht mehr in die Augen schauen, als sie ihn losließ und anschaute.

„Sind Timo, Sally, Charly und Moritz auch wieder hier?”, fragte er.

„Ja, Sally ist schon vor euch hier wieder aufgetaucht. Sie war putzmunter als sie die Straße runter gelaufen kam, als wäre nie etwas gewesen. Timo und Charly wurden mit dir zusammen im Wald gefunden, ihr ward alle drei Ohnmächtig. Timo und Charly sind schon seid einer geraumen Weile wieder wach und gehen auch zur Schule und alles. Ihnen geht es gut, aber wer ist bitteschön Moritz?”, fragte Ginny.

„War er denn nicht bei uns? Eigentlich hätte er doch auch hier sein müssen. Oder hast du ihn einfach nicht erkannt?”, überlegte Justin.

„Nun, ihr ward alleine, mal abgesehen von diesem Kerl, der dich vor einem Jahr mit einem Schwert bedroht hat”, erklärte Ginny.

Nun schaute Justin sie doch direkt an.

„ Du hast ihn also wirklich nicht erkannt? Wo ist er?”, wollte er nun wissen.

„Im Gefängnis in Untersuchungshaft”, antwortete seine Mutter.

„Er ist wo?!”, rief Justin entsetzt.

„Er ist, wo er hingehört, immerhin hat er dich bedroht. Es gab Zeugen”, erklärte sie.

Ihr Sohn gab einen missmutigen Laut von sich.

„Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist”, seufzte er.

„Doch, es ist wahr. Gott sei Dank ist es wahr”, meinte sie überzeugt.

„Und wo ist sein Schwert?”, Justin wusste, dass das Schwert allein in die Hände seines Vaters gehörte, denn nur der wusste, wie man mit eben diesem umging. Außerdem wusste er auch, das Drachenwind Moritz’ viel bedeutete, warum auch immer.

„Das Schwert ist im Museum in Frenscen. Es wird in den nächsten Tagen in ein größeres Museum gebracht, aber bis dahin haben sie es in Frenscen ausgestellt”, antwortete Ginny.

Justin stöhnte unwillig.

„Nein, nein, nein, das kann alles nicht wahr sein! Wann wollen sie Drachenwind, also das Schwert, wann wollen sie es wegbringen?”, fragt er.

„Ich glaube heute Abend oder morgen früh”, war die Antwort.

Der Rotschopf sprang aus seinem Bett und zog sich schnell um. Dass die Klamotten, die er nun trug ihm mittlerweile zu klein waren, das registrierte er nur am Rande. Er sprang die Treppe hinab, ohne seine Mutter zu hören, die ihn versuchte, zurückzuhalten. Er rannte die Straße hinunter zur Bushaltestelle, wo er ungeduldig wartete.

Plötzlich trat jemand von hinten zu ihm.

„Na, auch endlich wieder wach?”, Timo schlug ihn freundschaftlich auf die Schulter.

„Gut, das du hier bist, ich brauche dein Hilfe”, überfiel Justin seinen Freund sogleich, ohne sich vorher mir Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten.

„Ja, dir auch einen guten Morgen. Was ist los?”, fragte der Schwarzhaarige.

„Erkläre ich dir im Bus auf den Weg nach Frenscen”, winkte der Rotschopf ab, den in diesem Augenblick kam der Bus und bevor Timo widersprachen konnte, hatte er ihn auch schon mit hineingezogen. Ohne auf Timos Protest zu achten suchte er Sitzplätze und zog seinen Freund einfach neben sich.

„Justin, was ist den los?”, Timo fand das nicht lustig, regelrecht entführt zu werden.

„Moritz sitzt im Knast und Drachenwind, sein Schwert, liegt im Museum und wenn wir nicht riskieren wollen, das Moritz tobt, dann sollten wir erst einmal Drachenwind haben, bevor wir ihn raus holen”, erklärte Justin knapp.

„Klingt einleuchtend, ich habe aber noch ein paar Fragen: Wie willst du Drachenwind aus dem Museum schaffen und wie willst du Moritz aus dem Gefängnis holen?”, wollte Timo wissen und kam so gleich auf die Kernprobleme zu sprechen.

„Genau dazu brauche ich ja deine Hilfe, zumindest was das Schwert anbelangt. Ich kann keine Zauber, also musst du Drachenwind irgendwie verschwinden lassen. Wie genau wir das anstellen werden wir dann vor Ort klären. Und was mit Moritz wird ist im Moment eher Nebensache, der kann warten nur, das Schwert wird bald woanders ausgestellt und dann kommen wir gar nicht mehr ran, deswegen muss es schnell gehen. Verstehst du?”, fragte Justin.

„Ich bin ja nicht doof”, antwortete Timo, „aber ist dir schon mal aufgefallen, dass deine Klamotten nicht so ganz passen? Die sind zu kurz.”

Timo ging zu den normalen Problemen eines Jugendlichen über, nämlich das Aussehen.

„So wie du rumrennst bist du für die Leute im Museum sowieso der potenziell eheste Verbrecher. Und hast du in den letzten Tagen auch mal unter der Dusche gestanden? Du stinkst wie als hättest du auf einem Misthaufen gepennt”, mäkelte er weiter.

„Ich hatte noch keine Zeit, ausgiebig shoppen zu gehen oder mal eben unter die Dusche zu springen, als ich hörte, was mit Moritz ist, da bin ich einfach gleich losgesprungen”, erklärte der Rotschopf mit einem Achselzucken.

„Man merkt es”, Timo rümpfte demonstrativ die Nase und Justin lachte.

„Über mein Aussehen mache ich mir erst wieder Gedanken, wenn das hier abgehakt ist. Vorher habe ich ja doch keine Ruhe und Zeit, um mich auf andere Dinge zu konzentrieren”, meinte er grinsend.

„Wie Schule zum Beispiel? Weist du wie weit wir hinterher hinken? Wenn wir Glück habe, dann haben wir in jedem Fach bestenfalls eine fünf”, der Schwarzhaarige fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut.

„War mir klar. Aber das geht schon irgendwie. Es muss einfach irgendwie gehen. Mit Schule und das alles. In dem vergangenem Jahr habe ich eines besonders gelernt: denk nicht zuviel über die Zukunft nach, es kommt ja doch anders”, erklärte Justin seine Meinung.

„Merke ich schon”, antwortete Timo spitz.

Justin lachte wieder, dann hielt der Bus in der Stadt Frenscen. Die Jungen stiegen aus und machten sich auf die Suche nach dem Museum, denn sie kannten sich in der Stadt nicht aus und waren auch noch nie im Museum gewesen. Doch nach einigen Stunden des Suchens hatten sie dann doch das richtige Gebäude gefunden. Timo bezahlte den Eintritt und Justin begann sofort, alle Säle nach dem Schwert zu durchforsten. Erst im letzten Ausstellungssaal hatten sie Erfolg. Drachenwind lag in einer Vitrine und wurde von einigen Leuten bewundert.

„So, und wie kriegen wir das Ding da jetzt raus?”, wollte Timo wissen.

„Scheibe einschlagen”, war Justin Antwort.

„Was dümmeres ist dir wohl nicht eingefallen, oder wie?”, der Schwarzhaarige zweifelte langsam daran, das Justin noch alle Tassen im Schrank hatte.

„Doch, klar ist mir was dümmeres eingefallen, aber mit Scheibe einschlagen wird funktionieren, da kannst du sicher sein. Willst du die Stromzufuhr kappen oder lieber die Scheibe einschlagen?”, wollte der Rotschopf mit Unschuldsmiene wissen.

„Was hat das jetzt alles mit der Stromleitung zu tun?”, Timo konnte seinem Freund nicht folgen.

„Na, wenn es keinen Strom gibt, dann gibt es auch keinen Alarm. Kein Alarm bedeutet, wir schlagen die Scheibe ein, nehmen das Schwert und du lässt es durch einen Zauber verschwinden, verstanden oder noch mal für doofe?”, Justin setzte das liebenswürdigste Lächeln auf, das er zustande brachte.

Timo zweifelte eine Sekunde lang ernsthaft an dem Verstand seines Gegenübers, doch als er merkte, dass der das genau so meinte, wie er es sagte, gab er sich geschlagen.

„Okay, wir machen, was du vorschlägst. Du schlägst die Scheibe ein”, meinte er dann.

Justin nickte und zeigte seinen Freund auch gleich, wie sie einen Stromausfall verursachen konnten.

„In der Zeit, bevor das Notstromarregat anspringt wird es hier zappenduster sein, die Zeit nutzen wir”, erklärte er. Timo nickte und dann ging alles ganz schnell und wie durch ein Wunder verlief sogar alles nach Plan. Timo unterbrach die Stromzufuhr und setzte durch einen Zauber auch das Notstromarregat kurz außer Kraft, sodass es die Alarmanlage nicht ansprang, während Justin so leise wie möglich die Scheibe zerschmetterte und Drachenwind herausnahm. Im Dunkeln übergab er es Timo, der wieder seine magischen Fähigkeiten einsetzte und das Schwert unsichtbar machte. Justin hatte nämlich nicht einen Zauber lernen können, den Janne ihm hatte beibringen wollen. Er hatte schlichtweg einfach kein Talent zur Magie. Timo dagegen hatte schnell begriffen und auch Shadow hatte ihm den einen oder anderen Trick beigebracht und so musste eben Timo zaubern.

Kaum war Drachenwind nicht mehr zu sehen, ging auch schon das Licht an Niemand befand sich mehr im Ausstellungssaal und so machten sich die Jungen schnell aus dem Staub. Aufatmen taten sie aber erst einige Zeit später, als sie im Bus nach Hause saßen.

„So was mach ich nie wieder”, versicherte Timo.

Justin nickte.

„Müssen wir wohl auch nicht. Ich habe keine Ahnung, weswegen manche unserer Altersgenossen fast schon gerne irgendetwas stehlen”, seufzte er.

„Jetzt erklär mir aber mal, wie du nun Moritz aus dem Knast holen willst?”, nervte Timo weiter.

„Ich weiß noch nicht so genau. Auch nicht, was dann weiter geschehen soll, das wird die Zeit uns bestimmt von sich aus zeigen. Also: Einfach abwarten”, erklärte Justin mit einem Achselzucken.

Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen, sagte aber nichts dazu.

„Meinst du, das schaffst du allein?”, wollte er wissen.

„Ja, klar, natürlich, wenn du willst, dann kannst du gehen. Aber tust du mir einen gefallen?”

Timo hatte schon eine ungefähre Ahnung, wie die Bitte seines Kumpels aussehen mochte, deswegen wich er aus: „Ich weiß nicht, ob meine Eltern das so toll finden, wenn ich plötzlich mit einem Schwert nach hause komme.”

„Ist mir klar, sollst du auch nicht. Könntest du bei mir zu Hause vorbeigehen und das Schwert ins Gartenhaus legen? Unter die Sitzbank, damit meine Mutter es nicht findet. Ich hol es dann nämlich später, aber jetzt kann ich damit weiß Gott nichts anfangen, die auf der Wache würden mich dann nämlich wohl gleich in die Psychiatrie stecken, wenn ich mit einem Schwert da ankommen würde”, erklärte Justin.

„Okay, das ist einleuchtend. Ja, ist in Ordnung, ich fahre bei dir vorbei”, Timo stand auf und ging zur Tür, denn er war bei der entsprechenden Haltestelle Angleangt.

„Auf wieder sehen”, rief er zum Abschied seinem Kumpel zu.

Justin nickte lediglich und wartete dass der Bus weiter fuhr. Nach einer viertel Stunde war er endlich dort Angleangt, wo er hin wollte. Er sprang aus dem Bus und betrat die nahe gelegene Polizeiwache. Er redete stundenlang auf die Beamten ein, versuchte seine gesamten Überredungstricks und setzte seinen bettel Blick auf, doch keiner ließ sich erweichen. Im Gegenteil, nach einiger Zeit wurde es den Beamten zu bunt und sie schmissen Justin regelrecht raus. Der brummte wütend vor sich hin, dann hatte er jedoch eine andere Idee. Er kletterte über den Zaun, der das Gefängnisgelände umgab und schlich zu jeder Zelle und fragte flüsternd: „Moritz? Bist du hier?”

Er wollte fast schon aufgeben, denn es gab noch ein Obergeschoss, aber da kam er nicht so ohne weiteres hoch, doch dann meldete sich Moritz ebenso flüsternd.

„Na endlich, ich dachte, ich finde dich gar nicht mehr”, maulte Justin, „aber was auch immer du tust, tu es weiter, lass dir nicht anmerken, das du mit mir sprichst.”

„Was machst du eigentlich hier?”, wollte Moritz wissen.

„Dich rausholen. Ich habe versucht, die Beamten zu überreden, doch die haben mir, glaub ich, nicht mal richtig zugehört. Aber ich weiß jetzt nicht, was ich tun soll. Ich kann dich doch nicht einfach so befreien, wie soll ich das machen?”, Justin hüpfte wie auf heißen Kohlen.

„Weist du zufällig, ob Janne hier in der Gegend ist? Sie könnte mir nämlich ohne weiteres helfen, aber bei dir bin ich mir da nicht so sicher”, Moritz gab ein paar merkwürdige Laute von sich.

„Was wird dir eigentlich genau vorgeworfen?”, wollte Justin wissen.

„Das ich dich bedroht und entführt habe und nicht nur dich, sondern auch Timo, Sally und Charly. Im Moment wird untersucht, ob da etwas dran ist. Wurdest du noch nicht befragt?”, Moritz schien verwundert.

„Nein, aber ich bin auch erst seid ein paar stunden bei Bewusstsein. Was für eine Geschichte hast du ihnen erzählt, unsere Geschichten müssen sich decken”, fand der Rotschopf.

„Was das anbelangt, das ich dich bedroht habe hab ich ihnen noch gar nichts erzählt, mir ist nämlich keine glaubhafte Geschichte eingefallen. Und bei den Entführungen habe ich erzählt, dass ihr mir einfach so entgegen gekommen seid. Ihr ward schon so verwahrlost und ich wollte euch wieder in die Zivilisation bringen”, erklärte Moritz.

„Ach, du als Retter der Jugend ja? Nein, ist aber in Ordnung die Geschichte. Dann können wir nämlich erzählen, wir hätten uns verlaufen”, nickte Justin.

„Dann ist ja alles klar. Aber geh jetzt besser nach Hause, deine Mutter macht sich doch bestimmt wieder Sorgen”, meinte Moritz.

Der Rotschopf nickte, dann verschwand er ebenso leise, wie er gekommen war.



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