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Bora, Stein der Winde

von

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Zurück in der Elbenfeste

Es war der Abend des nächsten Tages, sie waren endlich bei der Elbenfeste angleangt. Als sie in den Hof geritten kamen, wurde sie sogleich von Jack voll Freude begrüßt. Er deutete einen anderen Elben, sich um die Pferde zu kümmern und auch um Fly und dann führte er die kleine Gruppe in den Speisesaal, wo sie erst einmal kräftig zulangten, vor allem Kayla. Die schien noch nie vorher so viel und so gut gegessen zu haben, falls sie überhaupt etwas schmeckte, so schnell, wie sie alles in sich hineinschlang. Dann, nachdem alle satt waren, wurde besonders Justin unruhig.

„Wo ist Melody?”, wollte er wissen.

„Sie ist in ihrem Zimmer, aber lasst sie um der Herrin willen in ruhe! Sonst müssen alle wieder unter ihr Leiden, so wie ihre Launen sind, seitdem ihr weg seid”, erklärte Jack.

Justin war sichtlich enttäuscht, am liebsten wäre er trotzdem einfach zu ihr gegangen, doch er blieb sitzen.

„Und wo ist Shadow? Und Kit?”, fragte Moritz.

„Kit ist nicht hier, sie ist auf einer Reise, ins Reich des goldenen Himmels. Shadow müsste noch mit Silberflügel unterwegs sein”, erklärte der Elb.

Plötzlich hörte man, wie eine Tür aufgerissen wurde, irgendwo im Schloss. Das stapfen einer wütenden Person folgte.

„Jack?! Wo bist du, komm her!”, schrie eine Stimme, die Justin deutlich als die Melodys identifizierte, obwohl sie zum ersten Mal, seitdem er sie kannte, Zorn in ihr mitschwang.

Das Elbenmädchen kam in den Speisesaal gestürzt, ihr sonst so anmutiges Gesicht war vor Wut verzerrt, ihre Schwingen waren weit ausgebreitet und jede Feder gesträubt.

„Jack! Wie oft soll ich dir denn noch sagen, das du meine Schreibtisch in ruhe zu lassen hast!”, keifte sie den Elben an.

„Aber ihr selbst habt mir heute Morgen aufgegeben, ihn aufzuräumen!”, verteidigte sich der, doch Melody machte lediglich eine abwehrende Bewegung.

„Du solltest mein Zimmer in Ordnung bringen, von meinem Schreibtisch hab ich gar nichts gesagt”, fauchte sie, „Also, wo hast du meine Schreibfeder hingetan?!”

„Dort, wo sie hingehören, in die oberste Schublade der linken Seite”, erklärte Jack.

Melody spießte ihn noch einmal mit Blicken auf, dann ließ sie selbigen abschweifen und bemerkte erst jetzt die Anderen. Sie sagte nichts, doch etwas in ihrem Blick änderte sich. Sie ging wieder, ohne ein Wort des Grußes. Alle warfen sich einen verblüfften Blick zu.

„Ich denke, ihr solltet alle ein wenig schlafen, ihr seid sicher müde”, meinte Jack in die Stille hinein.

Obwohl ihnen allen sichtlich die Fragen auf der Zunge brannten, stellte sie keiner, denn sie spürten nun alle, wie müde wie waren, denn sie waren schon vor Sonnenaufgang los geritten. Sie gingen alle auf ihre Zimmer, Justin warf sich in seinem sofort auf sein Bett und dachte nach. Schon nach wenigen Sekunden begann er zu frieren, obwohl es im Zimmer weiß Gott nicht kalt war. Er verkroch sich unter einer dicken Decke, die er aus einem der Schränke kramte.

Als Timo etwa eine Stunde später hereinkam, stutzte er.

„Hey, Juss, was ist los?”, fragte er sogleich verwundert.

„Mir ist kalt”, murmelte der Rotschopf und vergrub sich noch tiefer unter seine Decke.

„Kalt?”, Timo schaute seinen Freund zweifelnd an. Ihm war alles andere als kalt, im Gegenteil, er schwitzte fast.

„Ja, frag mich aber nicht, wieso. Ich weiß es nicht“, antwortete Justin.

„Vielleicht wirst du ja krank”, überlegte Timo.

„Kann sein. Warum bist du eigentlich gekommen?”, fragte der Rotschopf.

„Brauch ich etwa einen Grund?”, wollte sein Kumpel wissen.

In dem Moment klopfte es und ohne auf ein „Herein” zu warten, trat Jack herein.

„Entschuldigt die Störung, aber Shadow ist gerade gekommen”, erklärte er und ging auch gleich wieder.

Timo folgte ihm sofort, Justin dagegen musste erst einmal mit sich selbst kämpfen, denn einerseits wollte er seine Freundin begrüßen, andererseits wollte er aber auch in seinem warmen Bett bleiben. Er entschied sich für eine Mittellösung, er ging mit Decke.

Im Stall angekommen musste er erst einmal dem Schweif eines riesengroßen Tieres ausweichen, das er als Greifen identifizierte. Es war ein riesiges Tier, größer als ein gewöhnlicher Greif und dabei von der Farbe der Nacht. Das schwarze Tier beobachtete Timo, der weiß war, wie die sprichwörtliche Wand, aus seinen blutroten Augen, dabei zog es die Klauen seiner Hinterläufe ein und aus, wie eine Katze. Die Vorderklauen scharten ungeduldig, Fell und Federn waren gesträubt. Sein Blick war wütend, ebenso wie der Shadows, die neben dem Monster stand und Timo beobachtete. Irgendwann deutet sie dem Greifen, das es genug sei. Das Tier drehte sich um und ging. Nun hatte Justin freien Blick auf Shadow und er konnte kaum glauben, dass sie es war, die dort stand. Sie trug ein enges, Figur betonendes Kleid in dem typischen Grün der Elben und ihr sonst so kurzes Haar fiel nun schulterlang herab und betonte ihre Weiblichkeit. Erst jetzt viel Justin auf, wie hübsch das junge Mädchen eigentlich war.

„Sehr schöne Begrüßung”, murmelte Timo und atmete erleichtert auf.

„Keine Begrüßung, sondern eine Strafe!”, knurrte sie. Justin schien sie nicht zu bemerken, genauso wenig wie Timo. Sie baute sich vor dem schwarzhaarigen Jungen auf.

„Das war meine Strafe dafür, dass du einfach verschwunden bist!”, giftete sie und schaute ihm in seine braunen Augen. Dann fiel sie ihm um den Hals.

„Dummkopf”, murmelte sie, „ich habe dich doch vermisst.”

Timo erwiderte ihre Umarmung, ging sogar noch ein Stück weiter, indem er Shadows Kopf ein wenig hob und sie küsste.

Justin lächelte ins sich hinein. Er wollte nicht stören, so schlich er leise aus dem Stall und macht sich auf den Weg, in sein Bett. Ihm war trotz der Decke kalt geworden, warum wusste er noch immer nicht. Als er so durch die Gänge lief, hörte er, wie hinter ihm eine Tür aufging. Er wusste genau, welche Tür es war, doch er hielt nur kurz im Schritt inne.

„Justin, warte doch bitte”, rief die sanfte Stimme Melodys.

Er blieb stehen, doch er drehte sich nicht um. Er hörte ihre Schritte näher kommen und hinter ihm stoppen. Er wollte sich umdrehen und sie umarmen, ebenso wie es Shadow gerade eben bei Timo getan hatte, doch er tat es nicht.

„Bist du böse auf mich?”, fragte sie. Der Rotschopf deutete ein Kopfschütteln an, mehr nicht.

„Warum bist du dann so abweisend?”, wollte sie wissen und er hörte, dass sie fast weinte. Ihm tat das in der Seele weh, doch er bleib noch immer, wie er war. Er versuchte alle Emotionen aus seiner Stimme zu verbannen, doch ein leichtes Zittern konnte er nicht unterdrücken, als er fragte: „Was ist los mit dir? Ich habe auf dem Weg hierher viele schreckliche Geschichten gehört, über dich. Du hast dich verändert und nicht zu guten. Warum?”

Er hörte, wie sie anfing, zu weinen und er spürte, wie sein Herz schier in tausend Stücke zersprang.

„Warum, Melody, warum?”, fragte er noch einmal.

Er wusste, das er nur jetzt eine Antwort bekommen würde und auch nur, wenn er stark blieb und sich nicht umdreht, bis er sie hatte.

„Weil, weil...”, murmelte sie, brach dann aber ab.

„Ja? Ich höre dir zu, warum?”, fragte er, diesmal sogar ohne ein zittern. Melody antwortete nicht, aber er spürte, wie sie den Kopf senkte. Er machte einen Schritt, er spürte, das diese eine Bewegung ihr unendliche Schmerzen bereitete, doch er durfte nicht nachgeben, es musste etwas dahinter stecken, das sie so geworden war, wie er gehört hatte, das sie war und erst jetzt viel ihm auf, wie unglaublich wichtig ihm diese Antwort war, auch wenn er nicht wusste, warum. Vielleicht, weil er wissen wollte, ob sie wirklich einen Anderen liebte.

„Nein, nein, bleib hier!”, rief sie und schlurzte.

„Dann sag es mir. Oder zeigst du hier nur dein wahres Gesicht?”

„Nein, nein!”, schrie Melody auf, wie ein verwundetes Tier, „Nein! Es ist doch alles nur deinetwegen! Weist du eigentlich, wie groß meine Sorge war? Ich konnte nicht schlafen, ich konnte nicht essen, ich hab mir nur Sorgen gemacht, den ganzen langen Tag und die ganzen, noch längeren Nächte! Ich konnte nur daran denken, dass du tot sein könntest! Ich hatte Angst um dich, mehr noch als vor alles andere, um das ich mich je sorgte… ich hatte Todesängste, dich nie wieder sehen zu können! Justin, ich...”

Sie sprach nicht weiter, sie drehte sich um und lief den Gang hinab in ihr Zimmer. Jetzt endlich konnte Justin dem Drängen seines Herzens nachgeben, er drehte sich um und hatte sie binnen weniger Sekunden eingeholt. Er schloss sie ihn seine Arme, so fest, als wolle er sie nie wieder los lassen. Er sagte nichts, kein Wort des Vorwurfs oder der Entschuldigung, doch das war in diesem Augenblick auch nicht nötig, es reichte, dass er sie in seine Armen hielt. Eine ganze Weile standen sie so da, dann ließ Justin Melody los. Sie warf ihm einen scheuen Blick zu, Justin lächelte aufmunternd. Sie nahm ihn an der Hand und zog den Rotschopf in ihr Zimmer. Mit einem Lächeln voll Freude auf den Lippen schloss sie die Zimmertür ab. Dann galt ihre volle Aufmerksamkeit nur ihm, ihm allein...



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