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Bora, Stein der Winde

von

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Ohnmacht

Es war der Abend des darauf folgenden Tages. Shadow, Timo, Moritz, Justin und Janne saßen zusammen in einer der unzähligen großen Hallen. Janne und Moritz überlegten gemeinsam, wie es nun weitergehen konnte, Justin saß einfach nur da und starrte ins Leere und Timo und Shadow warfen sich viel sagende Blicke zu und ließen ab und an ein einzelnes Wort vernehmen, was beide zum kichern brachte.

„Sagt mal, weiß einer von euch, wo der Gartenzwerg ist?”, wollte Moritz nach einer Weile wissen.

Shadow und Timo blickten ihn verdutzt an, Justin legte sich auf die Seite und rollte sich zusammen, wie es kleine Kinder zum Schlafen zu tun pflegen.

„Wen suchst du? Welcher Gartenzwerg denn?”, fragte Timo lachend.

„Na Falko. Der sieht doch so aus, als wäre er irgendwann einmal eingelaufen, ich meiner, der ist sicherlich kaum größer als eineinhalb Meter”, erklärte Moritz.

Timo und Shadow lachten, bis ihnen die Tränen kamen, während Justin gar keine Regung zeigte. Moritz verdrehte die Augen.

„Das heißt wohl nein. Hilfst du mir suchen”, fragte er an Janne gewand. Die nickte und gemeinsam verließen sie die Halle.

Shadow und Timo lachten noch immer.

„Der ist gut! Gartenzwerg! Der Spitzname passt aber auch, wenn man sich Falkos Haare als Mütze vorstellt”, meinte letzteres grinsend.

„Ja, genau, Haare kann man das auch nennen. Ich meine, der sieht aus, als wäre er durch einen Windkanal geflogen”, fand das Chitomädchen.

Timo wusste zwar nicht, was sie damit meinte, aber er war schon vor einiger Zeit an einem Punkt angelangt, wo er über alles gelacht hätte, was Shadow oder irgendein andere sagte, doch seine Heiterkeit fand einen jähen Abbruch, als sein Blick auf Justin fiel. Der hatte sich nämlich noch mehr zusammengekrümmt und sein Gesicht war schmerzverzerrt, ein leise stöhnen war zu vernehmen.

„Oh mein Gott, Justin! Was ist mit dir?”, fragte Timo besorgt und war mit einem Satz bei seinem Kumpel.

„Bauch… schmerzen...”, brachte der leise und unter großer Anstrengung hervor.

„Hast du Jacks Abendessen nicht vertragen, oder was?”, wollte Timo wissen, doch er bekam keine Antwort. Er schaute Shadow an.

„Bleibst du hier?”

Sie nickte und Timo lief los um Moritz zu suchen. Der saß mit dem Rest der Gruppe und Jack zusammen in der Küche.

„Moritz, du solltest dir mal ganz schnell Justin ansehen, dem geht es gar nicht gut”, erklärte Timo, kaum das er in der Küche stand, mit sorgenvollem Blick.

Melody sprang sofort auf und lief los, die Anderen folgten ein wenig langsamer. Binnen weniger Augenblicke hatte sie die Halle erreicht und eine woge der Eifersucht durchströmte das Elbenmädchen, als sie sah, das Shadow Justins Kopf in ihren Schoss gebettet hatte, doch bevor sie etwas sagen konnte, schob Moritz sie zur Seite und kniete neben seinem Sohn.

„Sehr schlimm?”, fragte er voll Sorge.

Justin nickte mit zusammengebissenen Zähnen. Moritz wandte sich zu Jack.

„Weist du, was man tun kann?”, fragte er den Elben, der nickte. Wortlos ging er und kam mit einer Flasche und einem Löffel zurück. Er flößte Justin drei Löffel der Flüssigkeit ein und wartete dann, doch die erhoffte Wirkung blieb aus. Justin ging es weiterhin schlecht. Mehr noch, vor seinem Auge verschwamm die Wirklichkeit immer und immer mehr, und statt des Saales sah er nun immer deutlicher eine wunderschöne, verschneite Winterlandschaft. Es war nicht der nördliche Kontinent, den Justin sah, und schon gar nicht Melodys Reich, denn am weiten Himmel war das nordlicht, die Aurora nicht zu sehen. Außerdem herrschte hier tiefste Nacht, während es im Elbenreich im hohen Norden Sommer war und damit die Mitternachtssonne schien. Hier war Winter und ein kalter Wind blies den Schnee vor sich hin und ließ so alles hinter einem weißen Schleier verschwinden. Und doch, obwohl Justin nicht sah, was um ihn herum war, stemmte er sich mühevoll in die Höhe und lief los, einfach hinein, in den Sturm. Wie von einer unsichtbaren Macht geleitet, fand er seinen Weg, er wusste, das es die richtige Richtung war, und das er nicht mehr lange laufen musste, und er hatte recht. Nur wenige Sekunden später blieb er stehen. Vor ihm lag eine Gestalt im Schnee, eine Gestalt, die ihm so unendlich vertraut war, obwohl er sie nicht kannte. Es war der sein mysteriöses Ebenbild, was dort lag, inmitten des Schnees der dunkelrot war, von seinem Blut. Ein Messer steckte im Bauch des Anderen und er atmete nur noch schwach. Justin wusste, das er nicht mehr lange leben würde, wenn ihn nicht jemand fand, denn dieser Schneesturm war todbringend, für alle, die ihn durchquerten und sich dabei verliefen, und er war noch viel todbringender für jemanden, der durch großen Blutverlust geschwächt waren. Justin setzte sich neben seinem Ebenbild in den Schnee. Er konnte nichts anderes tun, weder Hilfe holen, noch einfach von diesem Ort verschwinden, als sei nichts geschehen, und so blieb er sitzen. Er wollte dem jungen Ritter Gesellschaft leisten, sein Begleiter in den Tod sein, falls niemand ihn hier fand, falls es nötig sein sollte, obwohl der Andere ihn wohl nicht einmal wahrnahm. Das dachte Justin zumindest, denn plötzlich schlug er die Augen auf und schaute genau in Justins Gesicht, genau in seine Augen und Justin sah ein Erkennen in dem Blick, ein Erkennen, das ihm sagte, das der Andere wusste, das er hier war, und das es ihm unendlich viel bedeutete.

„Tut mir leid…“, murmelte er plötzlich mit schwacher Stimme. Justin wusste was er sagte, obwohl er die Worte selbst nicht gut genug hörte, um sie zu verstehen.

„Ich… hätte ihnen… nicht trauen dürfen…“

Justin verstand nicht, was die Worte bedeuten sollten, doch er spürte, dass sie wirklich ihm galten. In dem Moment hörte er ein Klingeln, irgendwo in der Ferne. Er stand auf, und schaute sich um, doch sehen konnte er nichts. Nein, im Gegenteil. Um ihn herum wurde es immer dunkler und dunkler, bis tiefste Nacht in seinen Gedanken herrschte und er nichts mehr wahr nahm…



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