Love And Other Arts
Kapitel 70:
LOVE AND OTHER ARTS
Liebe und andere Künste
****Rückblick****
Takeru sah sie gedankenverloren an, runzelte die Stirn und senkte langsam den Blick. Wieder überkam ihm das schlechte Gewissen über sein damaliges Benehmen. „Es tut mir so leid, mein Engel.“, entschuldigte er sich kleinlaut.
„Nein, nein, muss es doch nicht mehr!“, winkte die Kriegerin des Donners schnell ab und versuchte, ihn auf andere Gedanken zu bringen. „Dafür machst du mich doch jetzt zur glücklichsten Frau der Welt. Das macht alles wieder gut!“
Takeru schaute langsam auf. „Ist das so?“, fragte er mit einer Spur von Anspannung in seiner Stimme, und ganz langsam verzogen sich seine Mundwinkel nach oben.
Inzwischen hatten sie ihr Getränk zu Ende getrunken. Essen wollten sie noch nicht, da Takeru noch vorhatte, sie in ein edleres Restaurant auszuführen. Doch davor ...
„Ich möchte dich sehr gerne zu einem Ort bringen ... zu meinem Lieblingsort.“, begann er mit einem geheimnisvollen Lächeln und bot ihr seine Hand an. „Möchtest du mitkommen? Ich bin mir sicher, dass er dir gefallen wird.“
Haargenau die gleichen Worte von damals. Makoto schmunzelte und legte ihre Hand in seine. „Immer ...“
****Rückblick****
http://www.youtube.com/watch?v=x0PnbIsdoHs („Yearning Heart“ by A’st1)
„Das sieht ja niedlich aus!“, stieß Minako entzückt aus, als sie sah, welch wunderbare Verzierungen Yaten auf die Plätzchen hinbekam mit dem farbigen Zuckerguss. „Also dafür, dass du dich anfangs noch so sehr dagegen gesträubt hast, kannst du das wirklich gut!“
In der Tat hatte Yaten eigentlich nicht besonders viel Lust gehabt, an Weihnachten in der Küche zu stehen, um noch Plätzchen zu backen. Eigentlich war er generell nicht gerne in der Küche - außer zum Essen natürlich. Aber kochen oder backen - nun ja, das gehörte nicht unbedingt zu seinen Leidenschaften. Doch da er es ja mit Minako machen durfte, hatte er sich schlussendlich doch dazu durchgerungen. Und mit ihr machte es ihm sogar Spaß. Wie eigentlich alles, was er mit ihr unternahm.
„Na ja, ich habe eben ein Händchen für schöne Bilder.“, meinte Yaten augenzwinkernd mit einer Spur von liebenswürdiger Arroganz und zeichnete auf das kleine Gebäckstück eine wunderschöne Rose.
„Unglaublich! Wie kannst du nur auf so einer kleinen Fläche so schön zeichnen?“, fragte sie bewundernd und schüttelte nur den Kopf. „Ich wünschte, ich könnte so gut zeichnen.“
Sie waren gerade bei ihr zu Hause, da ihre Eltern zusammen ausgegangen waren. So hatten sie das Haus ganz für sich allein und da Minako so gerne Plätzchen backte, hatte sie dies gleich vorgeschlagen. Schließlich war es das erste Mal, dass sie dieser Tätigkeit gemeinsam mit Yaten nachgehen konnte. Und es stellte sich als guter Vorschlag heraus.
Nun wurde Yaten doch verlegen. Er konnte noch nie gut mit Komplimenten umgehen, oder passender ausgedrückt: Er hatte sie nie wirklich an sich herangelassen. „Ach was, jeder von uns hat seine ganz eigenen Talente. Du kannst dafür andere Sachen gut, die ich nicht kann.“, erwiderte er bescheiden und widmete sich wieder seinen Werken.
„Aha, nenn mir zwei.“, entgegnete die Blondine mit einem Schmollmund und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
„Äh ...“, es schien, als ob er wirklich angestrengt darüber nachdenken würde. „Gute Frage!“, gab er schließlich als Antwort und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Yaten!“, rief sie empört und boxte ihn leicht gegen seinen Oberarm.
„Das war doch bloß ein Witz!“, gab dieser zurück und legte die Hand schützend auf seinen Oberarm. Es war so unglaublich schön in Minakos Gegenwart. Hier konnte er so ausgelassen sein und war sogar zu Scherzen fähig, die er früher normalerweise nicht gemacht hätte. Vor ihrer Zeit galt er lediglich durch seine zynischen Bemerkungen als witzig. Allerdings ohne sich dessen bewusst zu sein. Durch Minako hatte er seinen wahren Sinn für Humor entdeckt. Es war schön, sie zu ärgern und dass sie so locker miteinander umgehen konnten. Für ihn war das alles noch so neu - und doch schon so vertraut. Mittlerweile konnte er sich gar nichts Anderes mehr vorstellen.
„Ich habe sie zwar noch nicht ausprobiert, aber ich bin mir sicher, dass deine Kochkünste besser sind als meine. Ich kann nämlich gar nicht kochen.“, antwortete er nun auf ihre ursprüngliche Frage und überlegte kurz. „Und du kannst viel besser Schlittschuh fahren als ich.“ Mit einem überlegenen Grinsen sah er nun auf sie herab: „So, nun hast du deine zwei Dinge.“
Minako öffnete ihre Lippen und wollte schon etwas darauf erwidern, doch überlegte es sich doch anders und schloss sie wieder. Er hatte ja Recht: Er hatte ihr zwei Dinge genannt, wie sie es verlangt hatte, und nun sollte sie es auch gut sein lassen. Lächelnd schüttelte sie den Kopf und widmete sich wieder ihren Plätzchen.
Endlich waren sie fertig und betrachteten stolz ihr gemeinsames Werk, beziehungsweise ihre zahlreichen kleinen Werke. „Ich habe noch nie so schön verzierte Plätzchen gesehen. Noch nicht einmal beim Weihnachtsmarkt oder Konditor.“, lobte die Achtzehnjährige ihren Freund.
Schmunzelnd nahm sich Yaten ein Stück und stopfte es sich in den Mund. Genüsslich begann er zu kauen. „Und ich habe noch nie so leckere Plätzchen gegessen. Sie schmecken wirklich vorzüglich, und das haben wir ganz alleine dir zu verdanken. Schließlich hast du den Teig zubereitet.“, sprach nun auch er sein Kompliment aus, und beide strahlten sich an. Sie waren einfach ein perfektes Team - in jeder Hinsicht.
„Ich hoffe aber, dass wir jetzt nicht auch noch kochen, sondern uns unsere Plätzchen schmecken lassen und später einfach nur eine Pizza bestellen. Oder magst du doch noch auswärts essen?“, fragte er seine Freundin.
„Nein, ich möchte sehr gerne Weihnachten zu Hause, ganz alleine mit dir verbringen. Das haben wir doch schon ausgemacht, dass wir uns einen gemütlichen Abend machen, oder? Außerdem haben wir sturmfrei und sind ganz alleine, wie oft kommt das schon vor?“, antwortete sie, und damit behielt sie auch Recht. Bei Yaten waren sie ja auch nie alleine; schließlich lebte er ja mit Seiya und Taiki unter einem Dach. Zwar konnten sie auch in seinem Zimmer ungestört sein, doch das war kein Vergleich dazu, ein ganzes Haus für sich zu haben.
Und wieder waren sie sich einig, denn auch Yaten hatte keine große Lust, heute noch rauszugehen.
Aneinandergekuschelt saßen sie nun im Wohnzimmer und schauten sich einen Film an. Im Raum war es dunkel - lediglich das lodernde Feuer des Kamins und der Fernseher spendeten ihnen Licht, doch das reichte ihnen auch. Auf dem Tisch standen ihre Keksdose mit den Plätzchen und zwei Teetassen mit einer großen Kanne, an dem sie sich schon reichlich bedient hatten. Sie sahen sich gerade einen schnulzigen Liebesfilm an. Wieder hatte sich Minako hier durchsetzen können, und so schaute Yaten nur widerwillig mit.
An einer der romantischsten Szenen des Films kuschelte sich Minako noch enger an ihren Geliebten. Liebe war doch so etwas Schönes ... Und sie war sehr froh, dass auch sie endlich ihre wahre Liebe gefunden hatte und hoffte inständig, dass es für immer halten würde. Sie drehte ihren Kopf zu seiner Brust und atmete tief seinen Duft ein. Er roch so verdammt gut. Sauber und frisch, zugleich auch leicht. Ein Mix aus aufeinander abgestimmtem Aftershave, Deodorant, Duschgel und Parfüm und ... ihm. Ein berauschender Cocktail, von dem sie süchtig werden könnte. Oder war sie das nicht schon bereits?
Der Film neigte sich dem Ende entgegen, und leider war es kein Happy End. Minako liebte diesen Film und hatte ihn schon etliche Male gesehen, doch an dieser Stelle wurde sie immer sentimental, und so konnte sie auch diesmal ihre Tränen nicht unterdrücken. Es war sogar noch schlimmer als sonst.
„Minako? Weinst du etwa?“, fragte Yaten entsetzt, nahm Minakos Gesicht in beide Hände, um ihr direkt ins Gesicht sehen zu können. Tatsächlich. „Warum weinst du denn? Es ist doch nur ein Film!“, meinte er aufgebracht.
Ein Schluchzen entglitt ihrer Kehle, bevor sie krampfhaft versuchte, sich zusammenzureißen. „Es ist einfach so traurig ... Warum konnten sie nicht zusammen glücklich werden? Warum musste er sterben?“, winselte sie leise und blickte ihren silberhaarigen Freund dankbar an, als er mit einem Taschentuch liebevoll ihre Tränen abtrocknete, indem er sanft ihr Gesicht abtupfte. „Ich habe den Film bestimmt schon hundertmal gesehen, aber jetzt, wo ich dich habe, ist für mich das Ende noch viel schlimmer geworden.“
Ratlos hob der Ältere eine Augenbraue. Diese Aussage verstand er nun wirklich nicht. „Was ... meinst du denn damit?“, fragte er sichtlich irritiert.
Sein fragendes Gesicht ließ sie gleichzeitig aufkichern. „Dadurch kann ich mich noch besser in Elisabeth hineinversetzen ... Ich habe mir nämlich vorgestellt, wie es wäre, wenn ich in ihrer Situation wäre und dich verlieren würde, du Dummerchen.“, antwortete sie missbilligend und hielt kurz inne, um diese schreckliche Vorstellung zu verdrängen. Sie starrte nach unten. „Es ... gäbe für mich nichts Schlimmeres.“, flüsterte sie nun wieder vollkommen ernst, hob den Blick wieder und sah ihm tief in die Augen.
Yaten verschlug es die Sprache, als er in ihren Augen solch eine Verzweiflung erkannte, die er bisher noch nie an ihr gesehen hatte. „N- Nun mach mal nicht so ein Theater um so einen Film!“, rügte er sie, legte ohne Vorwarnung seine Arme um die Blondine und drückte sie an sich. „Ich werde immer bei dir sein. Wir werden nicht sterben. Keiner von uns. Für immer werden wir zusammen bleiben, Minako ...“, beruhigte er sie mit leiser Stimme.
Unsicher sah Minako auf. Sie wurde ganz rot um die Wangen, denn so romantische Worte aus seinen Lippen waren fast schon eine Sensation. Dies war wohl auch eine der Gründe, warum es ihr schwerfiel, ihm zu glauben. Aber auch, dass sich die Angst bereits viel zu tief in ihr festgesetzt hatte. „Wie kannst du dir da so sicher sein? Wir können vielleicht nicht eines natürlichen Todes sterben, aber ... Wir können immer noch im Kampf ...“, wimmerte sie, doch Yaten unterbrach sie mit der schönsten Art, die sie sich vorstellen konnte: Mit einem sanften Kuss.
„Ich weiß es halt. Vertrau mir einfach.“, gab er die schlichte Antwort, und damit war für ihn das Thema erledigt. Natürlich wusste er es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, aber sein Gefühl sagte ihm einfach, dass noch eine glückliche und ewige Zukunft vor ihnen lag. Und darauf vertraute er auch ganz fest, denn was brachte es, nicht daran zu glauben?
Endlich hatte es auch Minako begriffen und zauberte sich ein munteres Lächeln auf die Lippen. „Du hast Recht.“, sagte sie nur, bevor sie sich wieder seinem Gesicht näherte und ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss versiegelte.
„Ich glaube, es wird Zeit, die Geschenke auszupacken.“, rief Yaten vorfreudig, erhob sich und ging auf die Geschenke zu, die unter dem kreativ geschmückten Weihnachtsbaum lagen. Er nahm ein mittelgroßes, flaches, quaderförmiges Geschenk an sich, welches in grünem Geschenkpapier und orangefarbenem Schleifband eingepackt war, drehte sich mit einem breiten Grinsen um und überreichte das Geschenk seiner Herzensdame.
Strahlend nahm sie das Geschenk dankend an, stand ebenfalls auf, um zum Weihnachtsbaum zu gehen und ihr Geschenk für ihn zu holen.
Gespannt machten sie sich daran, ihre Geschenke auszupacken, doch Yaten ließ sich absichtlich etwas mehr Zeit, weil er unbedingt Minakos Reaktion mitbekommen wollte, wenn sie sah, was er sich für sie ausgesucht hatte. Zu seiner vollsten Zufriedenheit reagierte sie genau so, wie er es sich erhofft hatte. Sprachlos und glücklich. Es war ein gigantisches Fotopuzzle mit 2000 Teilen, worauf die beiden bis zu ihrer Taille abgebildet waren. Sie saß vorne mit ihrem typisch ansteckenden Strahle-Lächeln, während er hinter ihr war, einen Arm um sie gelegt hatte und ebenfalls in die Kamera lächelte. Es war ein zurückhaltenderes, aber nicht minder glückliches Lächeln. „Das ist eines meiner Lieblingsbilder!“, sprach sie freudig aus und sah ihn dankbar an.
„Ich weiß.“, erwiderte dieser grinsend und lächelte warm, als sie sich in seine Arme warf und sich einige Male hintereinander bei ihm bedankte. Es freute ihn sehr, dass ihr das Geschenk wirklich so gut gefiel.
„Vielen Dank, Yaten! Das ist ein so tolles und persönliches Geschenk ... Ich hoffe, du hilfst mir beim Puzzlen? Alleine werde ich die 2000 Teile sicher nicht zusammenbekommen.“
Der Silberhaarige grinste. Das war auch der Sinn der Sache, denn mit dem Puzzle hatte er ihr und ihm zugleich viele, gemeinsame Stunden geschenkt. „Klar. Ich puzzle sehr gerne. Es gab mal eine Zeit, da habe ich nichts Anderes gemacht. Und ich liebe Fotos. Besonders die, auf denen du drauf bist. Also eine geniale Kombination.“, erklärte er mit einem dicken Schmunzeln auf dem Gesicht.
Gleichzeitig dachten beide daran zurück, wie dieses Foto überhaupt entstanden war. Es entstammte aus dem ersten, privaten Fotoshooting der beiden ...
„Was ist denn los mit dir? Seit wann bist du so verkrampft?“, wunderte sich Yaten, als er die ersten Bilder seiner Freundin geschossen hatte. Sie war wunderschön wie immer, keine Frage. Doch er sah ihr an, dass sie sich nicht wirklich wohl fühlte in ihrer Haut.
Und das war in der Tat auch so. Eigentlich hatte sie sich ja daran gewöhnt, abgelichtet zu werden, und nach wie vor liebte sie es, im Mittelpunkt zu stehen. Doch von Yaten fotografiert zu werden ... machte sie irgendwie nervös, und sie konnte sich zuerst nicht erklären, warum das so war.
Wortlos blickte sie zu sich herunter. Sie trug ein hellgrünes Sommerkleid mit rosafarbigem Blumenmuster, welches ihren Typ noch mehr unterstrich und sie förmlich glänzen ließ. Noch mehr als sie es ohnehin schon tat mit ihrer atemberaubenden Ausstrahlung. Doch es kamen Zweifel bei ihr auf. die ihr mit der Zeit klarer wurden: War sie ihm schön genug?
Normalerweise plagten sie nie solche Gedanken, denn sie hatte ein sehr gesundes Selbstbewusstsein. Doch bei Yaten war es anders. Bei ihm hatte sie das Gefühl, nie gut genug für ihn zu sein, weil er einfach so ... perfekt war. In seiner ganz eigenen Art und Weise.
„Minako?“ Sie erschrak mächtig, als sie ihn plötzlich direkt vor sich knien sah. Ein leiser Überraschungslaut entfuhr ihr. „Was ist los?“, wiederholte er nachdrücklich und hob seine Augenbrauen. „Wir müssen das nicht tun, wenn du dich so unwohl dabei fühlst. Was ich aber irgendwie nicht verstehen kann. Das ist doch schließlich nicht dein allererstes Fotoshooting und auf deinen zahlreichen Coverbildern siehst du so entspannt und natürlich aus. Fühlst du dich bei fremden Starfotografen etwa wohler als bei mir?“ In seinem letzten Satz war die Eifersucht fast schon zum Greifen nahe. Yaten und eifersüchtig? Noch dazu so derart offensichtlich? Wow.
Da sie sich bewusst war, dass er das niemals zugeben würde, sprach sie ihn auch gar nicht erst darauf an. Seine Stimme und sein Verhalten verrieten ihn schon, und das reichte ihr. Sie unterdrückte ein amüsiertes Schmunzeln und stammelte mit etwas niedergeschlagener Stimme: „Nein, das ist es nicht. Es ist nur ... na ja, dadurch, dass du mich fotografierst, fixierst du mich ja so richtig und das macht mich ... etwas nervös.“
Als sie für diese Antwort von Yaten bloß einen verständnislosen Blick erntete, fuhr sie seufzend mit der ganzen Wahrheit fort: „Ich habe Bedenken, ob dir wirklich alles an mir gefällt.“
Erstaunt hob der Silberhaarige eine Augenbraue. Das hätte er jetzt nicht erwartet aus Minakos Lippen. Seit wann hatte sie Selbstzweifel? Und dann auch noch ausgerechnet vor ihm? Von allen Menschen auf diesen Universum - ausgerechnet vor ihm? Für ihn war sie doch die schönste Frau auf der ganzen Welt - warum verstand oder sah sie das denn nicht?
Gedanklich gab er sich selbst die Antwort darauf und biss sich zeitgleich auf die Lippe.
Natürlich ... Woher sollte sie das denn auch wissen? Viel zu selten hatte er ihr gezeigt, wie schön er sie fand. Und gesagt ... hatte er es ihr erst recht noch gar nicht. Er war noch nie ein Mann der großen Worte gewesen.
Selbst so eine starke Frau wie sie brauchte die Bestätigung. Und die wollte er ihr geben. Nur er durfte ihr sie geben.
„Minako ...“, begann er mit verheißungsvoller Stimme und sah ihr dabei tief in die Augen. Er machte eine kurze Pause und suchte nach den passenden Worten. Er wollte nichts Falsches sagen. „Ich ... liebe absolut alles an dir. Sowohl dein Aussehen als auch deine inneren Werte. Du bist einfach perfekt, wo wie du bist und für mich die schönste Frau des ganzen Universums. Ich habe absolut nichts an dir zu kritisieren, schließlich habe ich mich doch so in dich verliebt, wie du bist, oder nicht?“
Mit großen Augen sah sie zu ihrem Freund hinunter. Mit so einer Rede hatte sie nun nicht gerechnet. War das wirklich ihr Yaten, der da gerade vor ihr kniete? Tränen des Glücks sammelten sich langsam in ihren Augen, die sie mit Mühe und Not hinunterschluckte. „Ich danke dir ...“, hauchte sie leise, beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen zärtlichen Kuss, den er mit der gleichen Leidenschaft erwiderte ...
„Ganz locker, Baby!“, ermutigte Yaten sie und knipste sie aus allen Perspektiven. Sie war so wunderschön, dass er selbst beim hochkonzentrierten Fotografieren ins Schwärmen geriet.
Minako lachte leise. „Baby“. Das passte überhaupt nicht zu Yaten und sie wusste auch genau, warum er das tat: Er eiferte den professionellen Starfotografen nach, weil sie sich bei ihnen ja angeblich wohler fühlte als bei ihm.
Bei diesem Gedanken musste sie lachen, und ein schöner, natürlicher Schnappschuss nach dem anderen folgte ...
Das ehemalige Mitglied der berühmten Boyband ‚Three Lights‘ schenkte seiner Liebsten ein zärtliches Lächeln bei dieser Erinnerung, bevor er sich gespannt wieder an sein Geschenk machte, das silberne Schleifband ablegte und die würfelförmige Box vorsichtig von dem dunkelblauen Papier befreite.
Eine maskuline Armkette lag auf dem schwarzen Stoff ausgebreitet. Die Kette wurde in der Mitte von einer länglichen Platte unterbrochen, auf der etwas eingraviert war.
‚Yaten&Minako - 05. September 2010‘
Seine Augen weiteten sich perplex und überrascht. Sie war wunderschön, und es war das erste Mal, dass er Schmuck als Geschenk bekam. Und zugleich war es auch noch das persönlichste Geschenk für ihn.
„Hinten steht auch noch etwas ...“, piepste Minako verlegen und konnte ihre Scham, die sich durch ihre erröteten Wangen verriet, nicht verstecken.
„Wirklich?“, nach dieser Frage nahm er vorsichtig die Armkette vom schwarzen Stoff und drehte ihn um.
‚Ich liebe dich für immer.‘
Sein Blick wurde warm. Vorsichtig legte er die Schachtel ab, ohne dabei die Kette abzulegen, und umarmte seinen Weihnachtsengel fest. „Vielen Dank. Das ist das schönste Geschenk, was ich jemals bekommen habe.“, sagte er ihr ins Ohr und küsste sie anschließend leicht darauf. „Als Dankeschön dafür ... bekommst du noch ein Portrait von mir.“
Verwundert sah die Kriegerin der Liebe ihn an. „Portrait?“, fragte sie sichtlich verwirrt.
„Jep. Von dir.“, antwortete er. Ohne ihre Antwort abzuwarten, erhob er sich, holte seine riesige Tüte, über die Minako ohnehin schon den ganzen Tag gerätselt hatte, was sich darin befand, und holte einen großen Bilderrahmen mit einem genauso großen Blatt Papier hervor. Dazu einen Malständer und schwarze Kohlestifte.
Und spätestens da wurde klar, dass er von Anfang an vorhatte, sie an diesem heutigen Abend zu zeichnen.
Augenblicke später saß sie auf der Couch, die Beine übereinandergeschlagen und ihre zusammengefalteten Hände auf dem Schoß gebettet, und gab sich jegliche Mühe, sich nicht zu rühren. Selbst ihren Atem musste sie kontrollieren. „Was genau zeichnest du eigentlich von mir?“, fragte sie mit unbewegter, lächelnder Miene.
„Ich werde mich auf dein Gesicht fixieren. Vielleicht passen noch deine Schultern ins Bild, mehr nicht.“, antwortete er und war sehr in seine Arbeit vertieft; strich mit der schwarzen Kohle über das Blatt.
Unwillkürlich kam der Blondinen ein unschöner Gedanke. Hatte er das denn schon einmal gemacht? Eifersucht stieg plötzlich in ihr auf. Er kam ihr sehr routiniert rüber, als ob er das tatsächlich schon öfters gemacht hatte.
Er war sicher keiner, der von jeder Frau ein Bild zeichnete. Doch eventuell von Frauen, die ihm nahe standen?
„Hast du denn schon mal jemanden gezeichnet?“, fragte Minako mit etwas zu scharfem Unterton, den Yaten durch die konzentrierte Fixierung auf seine Arbeit jedoch überhörte.
„Ganz ehrlich? Nein, es ist eine Premiere. Ich hoffe also, dass das Bild trotzdem ein Meisterwerk wird. Und du würdest mir sehr helfen, wenn du für die nächste Viertelstunde deinen süßen Mund hältst und mich nicht weiter ablenkst, sonst wird das nichts.“, antwortete er, nahm jedoch gleich von der scheinenden Härte ab, indem er ihr ein strahlendes Lächeln schenkte. „Ich werde deine Schönheit zwar nie auf ein Blatt Papier bringen können, weil es einfach unmöglich ist, aber ... wenigstens annähernd. Ich werde mein Bestes geben.“
Am Ende hing ein neues Portrait von Minako, in schwarzer Kohle und atemberaubender Schönheit gezeichnet, über dem Bett Minakos. In ganzer Pracht war dort ihr strahlendes Lächeln abgebildet. Ihre Haare umspielten ihr schmales Gesicht und ihre Augen glühten trotz des Schwarz-Weiß, welches das gesamte Bild einnahm. Und dieses Werk hätte genauso gut von einem wahren, international bekannten Künstler sein können, denn es wäre kein Unterschied zu erkennen gewesen.