Zum Inhalt der Seite

Zwillinge

Taste in Men
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tape 05 - Chapter II - Darling, what is going on?

Chapter II

Darling, what is going on?
 

Chris setzte sich ins Auto und startete es. Der Motor schnurrte zufrieden. Langsam fuhr er von dem überfüllten Parkplatz, der vorher mal ein Vorgarten gewesen sein musste. Sein auf Hochglanz polierter BMW hatte zwischen den ganzen alten Mühlen völlig fehl am Platze gewirkt. Das war fast peinlich gewesen. Er erreichte unbeschadet die Straße und machte sich auf den Weg nach Hause. Zum Glück war es wirklich schnell abgelaufen. Er hatte noch zehn Minuten gewartet, bis die beiden zu knutschen anfingen und war dann gegangen. Ab diesem Punkt wurde er nicht mehr gebraucht. Jetzt konnte er endlich nach weg hier, zu Colin, oder vielleicht doch lieber in sein Bett. Schließlich musste er morgen früh raus. Warum musste er nur so vehement an Sex denken? Er seufzte als er in ihre Einfahrt einbog Die Fenster der Villa waren hell erleuchtet. Das bedeutete nichts Gutes. Nicht um diese Zeit. Er stellte seinen BMW neben Toms Cabrio ab und … Moment. Toms Cabrio? Er war also zurück! Chris begann zu rennen, öffnete die Haustür so schnell er nur konnte und knallte sie hinter sich wieder zu. Lauschend blieb er in der Eingangshalle stehen. Über eine Woche war Tom fort gewesen. Ob er Mario gefunden hatte?

„Mit wem?!“ hörte er da Marios entsetzte Stimme aus der Küche. Es war unglaublich erleichternd sie zu hören. Er musste lächeln. „Soll das ein Witz sein?!“

Chris rannte in Richtung Küche und stürmte hinein.

„Wenn du das darfst“, fing Colin gerade an, als Chris ihn aus dem Konzept brachte.

Da saß er, dieser blöde Idiot. Einen leichten Verband um die Stirn, die Hand bandagiert mit einem langsam abklingenden blauen Auge.

„Woho“, machte Colin überrascht bevor er fortfuhr auf Mario rumzuhacken. „Da hatte jemand dieselbe Idee wie ich.“

Er deutete auf Mario Verletzungen. Chris zögerte. Mario starrte ihn an wie einen Geist.

„Du darfst ruhig noch mal rauf hauen“, bot Colin gehässig an. Er wandte sich ab und holte sich eine Cola aus dem zweitürigen Kühlschrank, als Mario langsam aufstand. Das war zu viel. Chris flog ihm praktisch in die Arme.

„Wo warst du, du dämlicher Wichser!“ schluchzte er. Colin sah die beiden verwirrt an. Auf Versöhnung war er nun gerade gar nicht aus gewesen.

„Ich“, stammelte Mario und legte vorsichtig die Arme um Chris. Seine Rippen protestierten, aber das war egal. „Ich war … ach egal … ich bin wieder hier.“

Er sagte die letzten Worte so leise, dass nur Chris sie wirklich verstehen konnte. Marios unverletzte Hand strich über Chris Rücken und blieb dann an Chris Hinterkopf liegen. Ein Geruch von Zigaretten überdeckte leicht Chris natürlichen Duft. Das gefiel Mario gar nicht.

„Mh“, hörten sie Colin unzufrieden machen, bevor er die beiden nachdrücklich wieder auseinander schob. Mario und Chris sahen ihn gleichermaßen entsetzt an. Colin ignorierte das und zog Chris an seine Seite.

„So einfach ist das dann doch nicht“, giftete er Mario an und schob Chris vor sich her aus der Küche. Chris Blick suchte nach Marios, bevor der Türrahmen ihn verschluckte. Was zum Teufel?
 

„Na wie war es?“ fragte Chris möglichst unbekümmert, als Marc sich neben ihm an einen der anderen Spinde lehnte. Er sah ihn bewusst nicht an.

„Sehr geil“, sagte Marc freimütig und sehr zufrieden. „Die Kleine war rattenscharf. Du hättest sehen sollen, wie sie abgegangen ist.“

„Super. Bist du ein Hengst“, sagte Chris, meinte es aber nicht ganz ernst. Er hatte die Bücher gefunden, die er gesucht hatte und verstaute sie jetzt in seiner Tasche.

„Was ist los?“ fragte Marc dann doch und sah ihn prüfend von der Seite an. Chris seufzte ertappt.

„Er ist wieder da“, sagte er nur. Das reichte.

„Milano“, fragte Marc verstehend und zog die Augenbrauen zusammen.

Chris nickte und machte seinen Spint wieder zu. Colin hatte ihn die ganze Nacht mit sich in sein Schlafzimmer eingesperrt und nichts unversucht gelassen Chris von Mario abzulenken. Es hatte kein Entkommen gegeben und einige Minuten, vielleicht eine halbe Stunde, vielleicht auch eine ganze lang hatte Chris wirklich nicht mal mehr entfernt daran gedacht zu gehen. Colin hatte ihn fast um den Verstand gebracht. Erst damit, dass Chris Mario niemals verzeihen sollte und dann mit dem Sex. So intensiv war es noch nie gewesen. Chris wurde noch jetzt ganz heiß, wenn er daran dachte. Colin war weit gegangen, nur um ihn von Mario fernzuhalten.

„Dann kannst du ihm ja endlich die Fresse polieren“, schlug Marc vor und riss Chris damit aus seinen heißen Gedanken. Er grinste, als gäbe es nichts Besseres, als diese Idee.

„Er hat eine Gehirnerschütterung, zwei gebrochene Rippen und eine verstauchte Hand“, sagte Chris und zog die Augenbrauen hoch.

„Wow“, machte Marc anerkennend.

„Allerdings nicht von mir“, holte Chris ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Marc wirkte enttäuscht. „Und aus diesem Grund werde ich ihm nicht die Fresse polieren. Danke für den Vorschlag.“

Colin und Marc konnten sich ja regelrecht die Hand geben mit ihrer Einstellung. Doch es kam noch besser.

„Du wirst hoffentlich nicht zu ihm zurück gehen“, sagte Marc plötzlich ernst. Es war gruselig wie gut er Chris kannte nach dieser kurzen Zeit.

„Ich weiß es nicht“, log Chris. Er wusste es sogar ziemlich genau.

„Alter, der Typ hat dich hammer verarscht! Mach das nicht!“ sagte Marc und schlug leicht mit der Faust gegen Chris Spint.

„Es war ein Ausrutscher und es tut ihm leid!“ sagte Chris zu Marios Verteidigung. Das war lächerlich und das fand Marc wohl auch, denn er lachte.

„Na der hat dich ja schön um den Finger gewickelt“, sagte er und schüttelte den Kopf. Sein Blick blieb an etwas hinter Chris hängen. Dieser sah sich verwirrt um und erkannte Mandy, die ihn und Marc verwirrt musterte. Chris stöhnte genervt. Die hatte er fast vergessen. Seine liebste Schwester …

„Sie ist doch Schuld“, sagte er zu Marc, der nur wieder die Augenbrauen hochzog.

„Vergiss es. Er ist genauso …“

„Sie ist meine Schwester und verführt meinen Freund! Sie ist die Schlampe und sie ist an allem Schuld!“ unterbrach Chris ihn.

Marc schielte wieder an ihm vorbei.

„Du kannst sie haben, wenn du’s brauchst“, knurrte Chris wütend.

„Nicht mal mit Gummihandschuhen. Ich glaube sie will was von dir. Sie guckt so.“

„Sie kann mich mal. Wir sehen uns in Bio“, sagte Chris und rauschte ohne einen Blick zurück davon.

Marc grinste in Mandys Richtung und formte die Lippen zu einem Wort: Schlampe. Hämisch grinsend stolzierte er an ihr vorbei und genoss ihren entsetzten Blick.
 

„Hi“, Kevin trat in Toms Büro. Dieser schien gerade in einem Stapel Entwürfen zu versinken.

„Morgen“, sagte er etwas abwesend und verknüllte etwas. Ein Rascheln verkündete die Landung im Papierkorb. „Wie war eigentlich die Präsentation für diesen Gahan?“

Kevin ließ sich auf Toms Besucherstuhl nieder und guckte noch einmal den Stapel Post in seinen Händen durch.

„Nicht so toll“, gab er schließlich zu. Er hielt Tom den Stapel hin. „Wirklich alles für dich.“

Tom stöhnte.

„Na gut. Was war denn?“

„Dieser Gahan ist Colins Ex-Chef“, begann Kevin zu plaudern. „Es war der Horror. Colin war kurz davor ihn anzuschreien. Dem passt das wohl gar nicht, dass Colin aufgehört hat. Aber da frag ihn mal lieber selber.“

„Mh“, machte Tom nachdenklich. „Aber sonst war es okay, ja? Oder hatte er viel auszusetzen?“

„Nein, nein. Im Gegenteil. Gahan war hin und weg. Sag mal, wo steckt Colin eigentlich?“

Tom zuckte mit den Schultern und zog einen Brief aus dem Stapel.

„Was zur Hölle ist das denn?“ murmelte er. „Sehr geehrter Mister Sander. Ich bedanke mich für die aufschlussreiche Präsentation und den äußerst angenehmen Aufenthalt in Ihrem Hause. Ich bedaure sehr, Sie nicht persönlich angetroffen zu haben, auch wenn Ihre Kollegen mich und meine Mitarbeiter bestens betreut haben. Hoffentlich ergibt sich während unserer Zusammenarbeit noch ein Zusammentreffen. … blah blah waren wir sehr begeistert von Ihrer ausgezeichneten Arbeit … blah blah entsprach vollkommen unseren Vorstellungen und Wünschen … blah blah weiß meinen Auftrag in allerbesten Händen. Mfg und leck mich doch James Gahan.“

Tom hob eine Augenbraue und sah dann zu Kevin hinüber der ebenfalls skeptisch aussah.

„Was schleimt der mich so an? Und was soll „äußerst angenehmer Aufenthalt“ denn bitte heißen?“ fragte Tom angewidert.

Kevin sagte dazu nicht. Komischer Vogel dieser Gahan.

„Ich geh Colin suchen“, murmelte er stattdessen.

„Schick ihn mal bitte zu mir!“ rief Tom ihm hinterher.
 

Kevin rannte einmal durch das komplette Agenturgebäude, bevor er schlussendlich im Archiv landete. Was sollte Colin hier wollen? Aber woanders hatte er ihn ja auch nicht gefunden! Hier unten war er noch nicht oft gewesen. Das Licht kam ausschließlich von der Deckenbeleuchtung. Fenster gab es keine.

„Nein wirklich“, hörte er jetzt jemanden sagen. Es war eine weibliche Stimme. „Ich habe es gehasst da zu sein. Es gibt ja kaum Mädels, die sich dorthin verirren, nur Kerle.“

Er konnte Colins Lachen hören. Unverkennbar. Da steckte er also!

„Stimmt eigentlich. Vielleicht hab ich sie alle vergrault“, sinnierte Colin.

„Oh nein, komm schon. Du warst wirklich toll. Ich hab dich doch gesehen. Einfach umwerfend, ehrlich!“

„Na ihr beiden?“ platze Kevin dazwischen. Patricia zuckte zusammen, Colin lächelte nur.

„Ich hab dich kommen hören“, flötete er.

„Und du sagst mir nichts“, sagte Patricia böse.

„Worüber redet ihr?“ fragte Kevin amüsiert. Colin hatte sich mit einer Frau angefreundet. Mit seiner Archivarin. Der Wahnsinn.

„Über Lesben im Adonis. Das ist wie eine Blondine in Japan“, erklärte Colin.

„Niedlich“, meinte Kevin. „Du mein liebster Bruder, ich suche dir seit einer halben Stunde. Du solltest doch den Vertrag für unseren neuen Buchhalter verlängern!“

„Ach ja“, murmelte Colin.

„Und Tom sucht dich auch“, setzte Kevin nach.

„Das klingt gut“, sagte Colin jetzt schon eindeutig begeisterter.

Colin zwinkerte seiner neuen Freundin zu, als würde das alles sagen und griff sich dann Kevin, damit er nicht auf die Idee kam noch irgendeine dumme Bemerkung in Patricias Richtung abzugeben. Zusammen machten sie sich auf den Weg nach oben.

„Er ist gut“, sagte Kevin unvermittelt.

„Wer denn?“ fragte sein Bruder verwirrt.

„Na der Buchhalter“, erinnerte Kevin ihn. „Ich konnte ihm bis jetzt keinen Fehler nachweisen und schnell arbeitet er auch. Alle Überweisungen sind immer pünktlich da, seit er das übernommen hat.“

„Und er sieht gut aus“, setzte Colin nach. Kevin lachte.

„Ja, das auch“, gab er zu. „Die Weiber liegen ihm zu Füßen.“

„Nur kein Neid“, Colin grinste anzüglich. „Das war so geplant. Er soll die ganzen hübschen jungen Damen von dir ablenken. Nicht, dass du noch auf die Idee kommst wieder Hete werden so wollen. Das wäre fatal!“

Kevin seufzte gespielt.

„Idiot!“ sagte er scherzhaft.

Colin bog mit einem Winken in Richtung von Toms Büro ab, während Kevin sich zurück in sein eigenes begab. Eigentlich war es sehr angenehm sie beide hier zu haben, auch wenn sie mehr Unsinn machten, als ernsthaft zu arbeiten. Allerdings, wenn sie etwas taten, dann machten sie es perfekt und das war gut so.

„Hi, mein Schatz!“ Colin machte schnell die Tür hinter sich zu und flog in Toms Arme. Sie küssten sich kurz.

„Wo hast du gesteckt?“ fragte Tom neugierig und betrachtete Colins Lippen etwas zu lüstern. Diesem entging das natürlich nicht.

„Im Keller bei Trish“, sagte er und grinste. „Wir haben ein bisschen über das Adonis geredet. Sie war wohl manchmal mit ihren Mädels da und hat mich sogar gesehen. Ja, die Welt ist klein.“

„Wo wir grad beim Adonis sind“, fing Tom an und zog das Schreiben von Gahan hervor. „Was soll ich denn hiervon halten?“ Er gab es Colin, der es las und dabei immer unruhiger wurde.

„So ein Wichser“, murmelte er, als er geendet hatte und sah zu Tom rüber.

„Kevin sagte schon, dass die Präsentation nicht ganz einfach war. Was ist passiert?“ fragte Tom weiter und legte den Brief zurück zu der restlichen Post.

„Na ja“, fing Colin an und ließ sich auf Toms Schoß nieder. So war es einfacher. „Er ist mein Ex-Chef und leider auch Ex-Lover. Ich hab das Kevin nicht so explizit erzählt, aber Gahan war schon immer scharf auf mich und ist stinksauer, dass ich den blöden Job im Adonis gekündigt habe. Bei der Präsentation hat er mich dann vollgelabert wo mein Märchenprinz sei. Ich hab ihn fast angeschrien Weißt du, ich war echt nicht besonders gut drauf, weil du weg warst und er reitet noch darauf rum.“

Tom nickte nur und spielte mit Colins Hand. Ihre Finger verschränkten sich langsam ineinander. Es tat ihm leid, dass es so gekommen war, dass er Colin hatte verletzten müssen, aber er hatte es einfach nicht ändern können. Schließlich war es um Marios Leben gegangen.

„Kevin hat eine kleine Pause angesetzt“, fuhr Colin fort. „Ich bin dann in mein Büro gegangen, um mich etwas abzureagieren. Gahan ist mir sofort gefolgt na ja und dann ist es eben schon wieder passiert. Er hat mich erst versucht fertig zu machen, dann hat er mich geküsst und ach … er ist ein Arschloch und holt sich immer was er will.“

Colin seufzte und biss sich dann auf die Unterlippe. Unsicher sah er Tom an, der beide Augenbrauen hochgezogen hatte.

„Ihr hattet Sex?“ fragte er.

„Ja“, sagte Colin.

„Mh“, machte Tom und sein Blick fiel wieder auf das Schreiben. „Und was ist damit?“

„Ich glaube er hofft auf ein Gespräch mit dir, damit du mich gehen lässt. Damit er mich wieder haben kann für das Adonis und für seine persönliche Befriedigung.“

„Das kann er aber mal schön knicken“, sagte Tom und schüttelte bestimmt mit dem Kopf. „Du gehörst zu mir, hast es immer und wirst es immer.“

„Richtig“, sagte Colin und ließ seine Hände über Toms Schultern gleiten. Der Stoff unter seinen Fingern war weich und teuer.

„Hat er dir wehgetan?“ fragte Tom einer Ahnung folgend und Colin erstarrte ein wenig.

„Warum?“

„Hat er also?“ Colin konnte praktisch fühlen wie Toms Herzschlag schneller wurde.

„Wie kommst du darauf?“ fragte er nervös. Hatte Kevin geplaudert? Er wollte nicht, dass Tom wütend war. Jetzt war es doch so wie so vorbei.

„Du hast blaue Flecken, am Rücken besonders. Ich konnte mir nicht wirklich erklären, wo die herkamen, deshalb frage ich …“, er klärte Tom. Er durchbohrte Colin fast mit seinen Blicken.

„Na schön“, gab Colin nach. „Ja … ja er hat mir wehgetan. Aber – bleib ruhig – aber nur weil er weiß, dass ich drauf stehe.“

„Was?!“ fragte Tom und klang dabei fast wie Kevin. Colin musste sich ein unpassendes Grinsen verkneifen.

„Ach, ich weiß auch nicht, aber ich finde es irgendwie geil, wenn der andere beim Sex … mh … ja etwas gröber ist.“

Tom hatte den Mund leicht offen stehen und starrte ihn nur verwirrt an.

„Ernsthaft?“

„Ernsthaft“, sagte Colin und zuckte arglos mit den Schultern.

„Aber … mh“, Tom senkte den Blick und schien nachzudenken. „Du hättest ja ruhig mal was sagen können.“

„Hey, das heißt doch nicht, dass du schlecht bist!“ sagte Colin schnell. „Überhaupt nicht! Du weißt, dass ich total auf dich stehe und am liebsten den ganzen Tag mit dir Sex hätte, aber … ab und zu könnten wir ja auch … du weißt schon.“

„Freak“, sagte Tom leise. „Ich kann dir doch nicht wehtun.“

„Halt dich einfach nicht zurück“, schlug Colin vor.

„Aber ich will dir nicht wehtun“, betonte Tom.

Colin seufzte und lehnte seine Stirn an die seines Freundes.

„Tust du doch auch nicht“, hauchte er gegen seine Lippen und küsste sie dann sanft. „Mach einfach was du willst, denn ich will dasselbe.“

„Aber“, wollte Tom wieder anfangen, wurde aber von einem Kuss unterbrochen.

„Tun wir’s? Jetzt gleich. Hier?“ flüsterte Colin, fast ohne des Kuss abzubrechen.

„Ja“, bekam er sofort als Antwort. Etwas anderes hätte ihm auch gar nicht in den Kram gepasst. „Aber, lass mich die Tür abschließen.“
 

Chris streckte die Hand nach Colin aus und strich vorsichtig über das weiche dunkle Haar. Einig Sekunden wartete er mit angehaltenem Atem. Sein Onkel zeigte keine Regung. Sein Atem ging gleichmäßig und ruhig. Er schlief also. Chris rutschte vorsichtig von ihm weg und stand leise auf. Jetzt musste er nur wieder seine Unterwäsche finden. Er war so müde, dass er lieber liegen geblieben wäre, doch eine andere Idee hatte sich in seinem Kopf manifestiert, die stärker war als die Müdigkeit. Er fischte eine Boxershort vom Boden. War ja egal, ob es seine war oder Colins. Passen würde sie allemal. Er ließ die Hände über den glatten Stoff streichen und stellte fest, dass es wirklich seine Unterhose war. Vielleicht wäre es unklug mit Colins da raus zu gehen. Irgendjemand würde noch auf dumme Gedanken kommen. Bis jetzt wusste nur Tom davon, was Chris und sein Onkel hin und wieder trieben. Kevin hätte es auch sicher nicht besonders gefallen, geschweige denn Davis. Chris zog sich an, nur um dann noch einmal Colins Atemzügen zu lauschen. Er erinnerte sich an den Abend und es bildete sich Gänsehaus auf seinen Armen.

„Was ist das Schönste für dich dabei?“ hatte Chris gefragt und Colin in Sicherheit gewiegt. Sein Onkel hatte einen Moment überlegt und ihn dann mit diesen elektrisierend grünen Augen angeblickt, die sein Vater auch hatte. Doch bei ihm waren sie anders, weniger anzüglich, weniger erotisch.

„Das ich aktiv sein kann“. gab Colin zu und strich über Chris Wange. „Eigentlich bin ich immer passiv und ich mag es auch. Ich könnte mir gar nicht vorstellen bei Tom den aktiven Part zu übernehmen. Bei dir ist das anders.“

Chris musste lachen.

„Ihr könnt es ja mal ausprobieren“, schlug er vor. Sein Herzschlag beruhigte sich nur langsam wieder. Es war jedes Mal so nervenaufreibend, so abenteuerlich mit Colin zusammen zu sein.

„Nein“, sagte Colin schlicht und schüttelte leicht mit dem Kopf. Er war so schön, Chris beneidete und bewunderte ihn dafür.

Chris biss sich auf die Unterlippe und schüttelte die Gedanken an die vergangenen Stunden ab. So schön sie auch gewesen sein mochten, so konnte und durfte es schließlich nicht ewig weitergehen. Barfuß schlich er sich über den weichen Teppich zur Tür. Langsam öffnete er sie und war froh, dass kein Geräusch ihren Angeln entwich. Erst als er allein auf dem Flur stand konnte er wieder etwas durchatmen. Ohne das Licht anzumachen stahl er sich davon und stand schon bald vor seinem eigenen Zimmer. Er legte die Hand an die Klinke und das Ohr an das helle Holz. Nichts war zu hören, absolut nichts. Er drückte die Klinke und trat ein. Auch hier schienen alle längst im Traumland zu sein. Eilig lief er zu Marios Bett und ließ sich daneben nieder.

„Hey“, flüsterte er und schüttelte die Person darin leicht. „Hey, Tom, wach auf.“

Tom regte sich und drehte sich zu ihm um. Er war verschlafen und sicher miserabel gelaunt, weil er a) nicht bei Colin sein konnte und b) Chris ihn geweckt hatte und das zu so einer Zeit.

„Was machst du hier?“ murmelte Tom nach einer Weile, die er brauchte um wenigstens halbwegs klar denken zu können. Chris legte die Arme auf die Matratze und lehnte den Kopf darauf.

„Willst du nicht lieber zu Colin gehen?“ fragte er leise. Tom lachte unterdrückt und gähnte dann.

„Nur wenn du deine Wichsflecken ordentlich weggemacht hast“, flüsterte er dann zurück. Chris hätte ihn schlagen können. So ein Penner.

„Bitte geh rüber“, sagte Chris eindringlich, aber immer noch ganz leise, damit er niemanden aufweckte. Colin schlief zwar am anderen Ende des Flurs aber man konnte nie wissen.

„Und dann?“ fragte Tom und lehnte jetzt seinen Kopf auf seine Hand. Er sah Chris an, soweit dieser das in der Dunkelheit erkennen konnte.

„Dann legst du dich zu ihm, nimmst ihn in den Arm und hältst ihn fest, damit er nicht aufspringt, wenn er merkt, dass ich weg bin. Und wenn er es doch tut, dann vögelst du ihm das Hirn raus und alles ist gut“, murrte Chris.

„Das hast du doch schon getan“, versetzte Tom betont gelangweilt.

„Oh bitte, hör auf mich zu ärgern!“ sagte Chris. Ihm schossen beinahe Tränen in die Augen. „Bist du etwa auch so sehr dagegen?“

„Nicht im Geringsten“, gab Tom zu. „Wenn es nach mir ginge könntet ihr euch streiten oder versöhnen oder sonstwas machen wie ihr wollt.“

„Warum gehst du dann nicht einfach?“ wollte Chris wissen.

„Ich hoffe noch darauf, dass ich auch mal nen Blowjob von dir bekomme.“

„Du dämlicher Mistkerl!“ fauchte Chris ihn an und schlug nach ihm. Tom lachte nur wieder. Es schien ihm wirklich einen teuflischen Spaß zu machen Chris auf die Palme zu bringen. Er setzte sich auf und wuschelte durch Chris Haare. „Ehrlich gesagt ziehe ich es vor Colin das Hirn raus zu vögeln. Schlaf schön.“

Damit erhob er sich und ließ Chris halb wütend und halb erleichtert zurück. Hastig folgte der Blonde ihm ein kleines Stück und machte die Tür hinter ihm zu. Sorgsam drehte er den Schlüssel im Schloss und wandte sich dann seinem eigenen Bett zu in dem Mario selig schlief. Niedlich sah er aus. Seine Haare waren völlig durcheinander und er hatte sich zusammengerollt wie ein Embryo. Chris streckte eine Hand nach seinem Haar aus und streichelte es. Das fühlte sich ganz anders an als bei Colin. Irgendwie fester und voller. Trotzdem weich. Mario bewegte sich etwas, wachte aber nicht auf. Er schlief wie ein Stein, das kannte Chris ja schon. Sanft hob er die Decke etwas an und schlüpfte darunter. Mario drehte sich auf den Rücken und so konnte Chris seinen Kopf auf dessen Schulter legen. Im Schlaf zog Mario ihn noch etwas näher an sich heran, als würde er sein Glück ahnen und sein Kopf sank zur Seite. Er murmelte etwas, was klang wie: „Du riechst so gut.“ Doch dann war er still und schlief. Auch Chris fühlte wie der Schlaf langsam seine Fühler nach ihm ausstreckte und glitt hinüber in einen leichten Schlaf. Im Traum konnte er immer noch Marios Herzschlag hören.
 

Als Mario aufwachte wunderte er sich warum ihm so verdammt warm war, ja sogar richtig heiß. Außerdem kribbelte etwas in seiner Nase und er konnte nur mit Mühe einen Nieser unterdrücken. Seine Finger fühlten warme weiche Haut, die eindeutig nicht zu ihm selbst gehörte. Verwundert sah er an sich herunter … hellblondes Haar.

„Chris?“ fragte er leise aber unüberhörbar überrascht.

Der Blonde schlief jedoch noch tief und fest. Er hatte es sich an Marios Schulter gemütlich gemacht, die rechte Hand auf seine Brust gebettet. Wie kam er hier her? Colin war doch so strikt dagegen gewesen, dass die beiden sich versöhnten, dass er Chris nicht mal in seinem eigenen Bett schlafen ließ. Mario seufzte zufrieden. Er wollte sich darüber eigentlich keine Gedanken machen, denn es war zu schön um wahr zu sein. Sanft zog er Chris noch etwas zu sich heran.

„Bist du wach?“ fragte Chris verschlafen.

„Ja“, sagte Mario etwas atemlos.

„Dein Herz klopft so laut.“

Niedlich wie er das so sagte, kaum ganz bei sich und so müde.

„Ich hab auch nicht damit gerechnet sowas Schöne zu finden, wenn ich die Augen aufmache“, sagte Mario und lachte, als Chris ihm damit einen Klaps auf die nackte Brust gab.

„Schleim nicht rum“, maulte Chris und hob leicht den Kopf. Mario gab einen protestierenden Laut von sich. „Wie geht’s dir?“

Mario sah ihn an, bis ihm einfiel, dass er blinzeln sollte.

„Mir geht’s ganz gut. Die scheiß Rippen tun noch weh, aber Davis Schmerzmittel hauen einen einfach um und man schläft trotzdem ein. Also … geht schon.“ Liebevoll strich er Chris eine Strähne aus dem Gesicht. „Viel wichtiger ist doch wohl, wie es dir geht.“

„Ich hab nur ein paar Tage verschlafen“, murmelte Chris, als wäre es nicht weiter wichtig und legte sich wieder hin. „War nicht weiter schlimm, hab ja eh nichts gemerkt.“

Mario schauderte.

„Mach nie wieder so einen Quatsch, okay?“ sagte er ernst. „Ich bin tausend Tode gestorben vor Angst dich zu verlieren. Du hättest mich anschreien können, oder schlagen, oder was auch immer dir Spaß macht, aber nicht das!“

„Ich konnte nicht“, sagte Chris leise. Jetzt tat es doch wieder weh. Alles zu verdrängen war nicht so leicht, wie er es sich gedacht hatte. „Es war einfach zu schlimm. Weißt du, ich dachte du … hättest mich verarscht und würdest mich gar nicht lieben. Es war als wäre dir nur der Sex wichtig gewesen und Mandy sei eigentlich die, die du wirklich mochtest.“

„Oh Gott nein!“ sagte Mario angewidert. „Ich hab nicht die geringste Ahnung, was da in mich gefahren ist! Ich war völlig betrunken und hammer breit und dann hat sie sich mir an den Hals geworfen.“

„Mochtest du es?“ fragte Chris leise.

„Nein, definitiv: Nein. Ich wollte schon nach dem verdammten Kuss aufhören, keine Ahnung … ich kann mich kaum erinnern. Ich weiß nur noch, dass es nicht mein Ding war. Ein Loch ist ein Loch, aber nein … nein nicht wirklich.“

Chris kicherte.

„Du bist versaut“, sagte er dann und genoss es wie Marios Hand mit seinen Haaren spielte. Es kitzelte ein wenig, war aber unendlich angenehm.

„Magst du das nicht?“ fragte Mario.

„Ich liebe es“, schnurrte Chris und streckte sich noch ein bisschen Marios Hand entgegen. Das war wohl zweideutig.

„Verzeihst du mir?“ fragte Mario unsicher.

„Ich habe dir schon längst verziehen“, sagte Chris und seufzte. „Egal was die anderen davon halten. Sie ist eine Frau und wenn sie dir etwas geben kann, was ich nicht kann, dann ist es eben so. Dazu wurden doch Männchen und Weibchen erschaffen, weil sie unterschiedlich sind. Ich kann dich schlecht verurteilen, weil du etwas eigentlich ganz normales getan hast. Du hattest Heten Sex, was soll‘s?“

Mario fiel ein Stein vom Herzen. Nein so einfach hatte er es sich wirklich nicht vorgestellt.

„Ich werde es bestimmt nicht wieder tun“, schwor er. „Aber du bist sauer auf Mandy, nicht wahr?“

„Richtig“, sagte Chris. „Sie ist meine Schwester und hat deshalb die Finger von dir zu lassen. Das war einfach nur ekelhaft!“

Jemand klopfte gegen die Tür und die beiden Jungen zuckten ertappt zusammen.

„Chris komm sofort da raus“, hörten sie Colins gedämpfte Stimme. Er schien nicht besonders glücklich darüber zu sein, dass er Chris nicht da vorgefunden hatte wo er ihn wollte.

„Oh oh“, machte Mario und genau das hatte Chris auch gerade gedacht.

„Komm sofort raus! Er hat es nicht verdient und das weißt du!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ReinaDoreen
2009-09-27T17:17:57+00:00 27.09.2009 19:17
Das Tom von Colin und Christ wußte hab ich nicht gedacht. Aber wenn es ihm nichts ausmacht. Ich glaube nicht das es Colin schafft, Chris und Mario auf Dauer zu trennen.
Ich denke ja er sollte das auch lassen. Es ist nicht seine Beziehung.
Reni


Zurück