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Wolfsträume

von

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Zusammenfinden

»Dann wusstest du, dass es Rex ist…« Lugh Akhtar seufzte und schaute Ikaika entschuldigend an. »Ich habe dich nicht gesehen, sonst hätte ich meine Klappe gehalten.«

»Da er auch Nea zur gleichen Zeit hat angreifen lassen, glaube ich nicht, dass es einen großen Unterschied gemacht hätte. Früher oder später hätte er auch dich offen angeprangert, so war es nur ein wenig früher«, winkte der Zauberer ab.

»Aber vielleicht hätten die paar Tage gereicht, ihn doch noch zu Fall zu bringen.« Verbittert schaute der junge Zauberer zu Boden.

»Das werden wir jetzt nicht mehr herausfinden, du hast ihm ja sehr deutlich auf die Nase gebunden, dass du alles weißt«, meinte Cinder und drückte sich noch ein wenig enger an Sly.

»Keiner von uns hat mit solchen Ausmaßen gerechnet, denke ich«, mischte sich Aaron ein, der die schlafende Kathlyn in den Armen hielt.

»Nein, das nun wirklich nicht. Aber was meinte Rex, als er sagte, dass du den Grundstein gelegt hast?« Fragend schaute Lugh Akhtar zu seinem Lehrer, der ein wenig abseits saß und sich offensichtlich sehr fehl am Platz vorkam.

»Das ist eine lange Geschichte und sie ist nicht sehr spannend«, seufzte der Meister.

»Jede Information könnte uns nützen«, bemerkte Rose und drückte ihre jüngere Tochter noch enger an sich.

»Soll ich vielleicht…?«, fragte Ikaika, nachdem Nikolai einfach schwieg.

»Wenn du es möchtest…« Man sah dem alten Zauberer das schlechte Gewissen deutlich an, als er zu Ikaika schaute.

»Das ganze liegt schon ein paar Jahre zurück… Ich denke, außer Sly, Rose und Aaron war keiner der hier Anwesenden schon am Leben. Ich war dabei, und Nikolai und auch Kanoa Kuroi. Nikolai war damals noch nicht der Meister der Gilde, aber als Hochmagier war er schon tätig, und Kanoa war auch schon nicht mehr wirklich sein Lehrling… Nun, jeder von uns dreien hatte den einen oder anderen Verlust zu beklagen… Nikolai den Tod von Ria, bei mir war es meine kleine Nichte und Kanoa… Ich weiß es nicht, er hat niemals zuviel über sich erzählt. Tatsache ist aber, dass wir alle drei den Tod selbst besiegen wollten, also haben wir angefangen zu experimentieren. An Leuten, die schon tot waren, für uns musste niemand extra sterben…« Ikaika erzählte das Ganze völlig sachlich, keine Emotionen schwangen in seiner Stimme mit. Dagegen zeigte sich auf Nikolais Gesicht ein solcher Schmerz, wie Lugh Akhtar ihn niemals zuvor gesehen hatte.

»Ihr habt nekromantische Experimente gemacht?« Völlig fassungslos starrte Sly auf die beiden Zauberer.

»Ja. Ich leugne es nicht, das habe ich niemals, aber deswegen hat mich auch niemals jemand angeklagt. Wir haben auch einige Fortschritte gemacht, wenn die >Weiße Lilie< unser Wissen hätte, dann hätte der König gewiss nicht sterben müssen. Kanoa auf jeden Fall war der Erste, der seine Bedenken kund tat. Er wollte nicht mehr, er wollte aussteigen, er fand, dass es den Toten unwürdig sei, dass wir ihre Leichen regelrecht schändeten, mit dem, was wir taten. Ich weiß nicht, was genau seinen Sinneswandel hervorgerufen hat, aber er stieg aus. Nikolai und ich machten noch eine Weile weiter, zwei Jahre um genau zu sein, und wir suchten uns andere, die mit uns machten. Wir fanden einige, unter anderem auch Letetzia, wahrscheinlich ist Rex so dazu gekommen. Als wir jedoch nicht weiterkamen, beschlossen auch Nikolai und ich, dass es jetzt gut war«, sprach Ikaika weiter.

»Aber es waren nicht alle mit dieser Entscheidung einverstanden?«, vermutete Aaron.

»Genau. Nur zwei Wochen später nahm man Kanoa in einem kleinen Dorf zwischen Irian und Forea fest. Man verurteilte ihn und schickte ihn in die Verbannung. Nur ein paar Jahre später war ich an der Reihe. Warum sie Nikolai verschonten weiß ich nicht, aber ab und an brachten sie einen Sündenbock, der mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte. Unter anderem eben auch Sly und Ice«, bestätigte der alte Zauberer. Danach schwiegen alle erst einmal für einen Moment.

»Wer ist Ria?«, wollte dann Cinder ganz unvermittelt wissen.

»Meine Frau«, antwortete Nikolai.

»Was tun wir jetzt?«, fragte stattdessen Sly. »Wir können Ice nicht einfach dort lassen, wer weiß, was sie mit ihm tun.«

»Und wir müssen Soul finden«, merkte Lugh Akhtar an.

»Vielleicht kann uns da ja einer der Wölfe des Winters weiterhelfen?«, überlegte Nea.

»Nein, in Altena selbst haben sie keine Macht. Auf dem Turm selbst auch nur, weil dort die freie Magie zu mächtig ist, als dass die Zauberer von Altena sie bezwingen könnten«, antwortete ihr Lugh Akhtar. Er hatte ebenfalls schon darüber nachgedacht.

»Können wir denn überhaupt etwas tun?« Nikolai wirkte zweifelnd.

»Ja. Man kann immer etwas tun«, antwortete sein Schüler barsch, auch wenn er nicht wusste, was.

»Erst einmal müssen wir Rose und die Kinder in Sicherheit bringen«, befand Sly.

»Aber wo ist man jetzt noch in Sicherheit?«, wollte Aaron wissen.

»Er hat nur Macht über das Zauberreich von Altena, im Süden wird man uns unbehelligt lassen, zumindest für den Moment«, bemerkte Ikaika.

»Sie werden die Wege kontrollieren. Außerdem können wir nicht alle nach Süden, wir müssen etwas gegen ihn tun«, bemerkte Nea entschlossen.

»Das stimmt. Wir können nicht alle gehen, ich werde hier bleiben«, beschloss Lugh Akhtar und stand auf.

»Und ich auch.« Cinder schaute ihn entschlossen aus ihren ungleichen Augen an. Sly nickte ebenfalls zustimmend.

»Ich ebenfalls«, meinte Nea.

»Nein, du wirst mit nach Süden gehen«, warf der junge Zauberer sogleich ein. Er wollte nicht, dass Nea etwas geschah, doch sie lächelte bloß.

»Gemeinsam bis ans Ende der Welt«, erklärte sie. Da nickte Lugh Akhtar zögernd und lächelte ebenfalls.

»Ich werde wieder zu Tariq gehen, er wird meine Hilfe brauchen«, beschloss Ikaika und schaute Nikolai auffordernd an. »Und du wirst mit mir kommen.«

Der alte Meister nickte langsam.

»Und ihr werdet nach Süden gehen. Oder nach Norden, über die Mauer, wenn euch das lieber ist«, wandte sich Lugh Akhtar Rose zu.

»Nach Norden…? Aber dahinter ist doch…« Ja, was eigentlich? Rose wusste es offensichtlich nicht, sie schien weder ihren Bruder, noch ihre Schwester gefragt zu haben.

»Dahinter liegt das Reich des Winters. River wird euch gewiss freudig aufnehmen, wenn ihr ihm sagt, dass ich euch schicke«, überlegte Cinder.

»Das Reich des… Winters? Aber wie kann das sein…?«, fragte Aaron erstaunt.

»Eigentlich sollte es dich nicht wirklich erstaunen, immerhin bist du ein Zauberer. Der Winter ist ein Lebewesen, das habe ich auch gesagt, Kathlyn hatte Recht, immer schon«, antwortete Lugh Akhtar.

»Ein… Lebewesen? Hast du sie getroffen?« Rose schaute ihn zweifelnd an.

»Ja. Soul, Cinder und ich haben sie getroffen und mehr noch, aber das ist jetzt egal. Es ist eure Entscheidung. Überlegt es euch.« Lugh Akhtar deutete Cinder mit einer Geste, dass sie ihn bitte begleiten möge. Zögernd lief sie ihm hinterher und ein wenig abseits, gerade außer Hörweite blieb er stehen.

»Kannst du die Nacht darum bitten, dass er ein Auge auf sie haben mag? Er ist der Einzige aus dem Rudel, der es tun kann, alle anderen dürfen ihr Reich ja nun nicht mehr verlassen«, bat er sie leise.

»Natürlich«, nickte sie lächelnd. In dem Moment hörten sie ein Rascheln aus dem Wald um sich herum. Erschrocken starrten sie in die entsprechende Richtung, um dann voller Erleichterung aufzuatmen, als sie Ice’ blaues Haar gewahren. Nur Augenblicke später bemerkten sie, dass er sich schwer auf Soul stützte, denn es schien ihm nicht gut zu gehen.

»Soul, Ice!« Sie liefen beide zu ihnen. Ice blutete aus zahlreichen Wunden und er sah aus, als wäre er mehrfach geprügelt worden. Auch Soul hatte etwas abbekommen, aber ihr ging es nicht einmal annähernd so schlecht, wie ihm.

»Was ist passiert?«, fragte Cinder, als sie Lugh Akhtar dabei half, das Gewicht von Ice auf ihren Bruder zu verlagern, sodass Soul zumindest richtig stehen konnte.

»Ich habe mich in einen Vogel verwandelt, in einen ganz kleinen und mich in seiner Tasche versteckt, als sie ihn wegbrachten«, keuchte sie und brach selbst fast zusammen.

»Was? Und dann?«, wollte Lugh Akhtar wissen, während er Ice half, auf ihr Lager zuzuhumpeln. Cinder indes half ihrer Schwester.

»Sie haben ihn geschlagen, aus reiner Willkür! Das konnte ich nicht zulassen, als sich die erste Gelegenheit bot, sind wir geflohen«, erzählte sie weiter.

»Soul hat mir das Leben gerettet, die Wache hat schon das Messer gewetzt«, keuchte Ice und spuckte Blut. Nun bemerkten auch die anderen sie und kamen herangestürzt. Ikaika nahm Soul auf den Arm und trug sie ans Feuer, während Sly Lugh Akhtar bei Ice half.

»Wie konntet ihr nur entkommen, das Verlies ist fast sicherer als der Zaubererturm!«, rief Aaron aus. Er verkraftete es sichtlich schlecht, dass binnen weniger Tage alles, woran er geglaubt hatte, sich in Staub und ins Nichts verwandelte.

»Nicht einmal ich hätte es geschafft, und ich habe ein paar Jahre Erfahrung voraus«, merkte Lugh Akhtar an. Diese Leistung ließ seine kleine Schwester in einem völlig neuen Licht erscheinen.

»Ich musste es einfach tun. Ich konnte ihn nicht sterben lassen«, murmelte Soul und schlief erschöpft in Ikaikas Armen ein.

»Immerhin sind wir jetzt wieder alle beieinander«, murmelte Sly, während er und Lugh Akhtar Ice langsam hinlegten. Nea indes untersuchte seine Wunden und stellte erleichtert fest, dass sie nicht gefährlich waren, solange sie sich nicht entzündeten. Vermutlich hatte die schiere Anzahl ihn so sehr geschwächt.

»Ja. Und wir können uns voll und ganz darauf konzentrieren, Rex zu Fall zu bringen«, bestätigte Lugh Akhtar und schaute zu Rose hinüber.

»Wir gehen nach Norden«, erklärte sie sogleich, als hätte sie seine stumme Frage verstanden.

»Gut. Die Nacht wird euch begleiten. Geht sofort zu River und bleibt bei ihm, er ist der Leitwolf des Schattenfangrudels und ein guter Freund von Cinder und Soul. Wenn ihr ihm sagt, dass die beiden euch schicken, dann wird er euch sicher helfen«, erklärte der junge Zauberer. Sogleich erschien der schwarze Wolf an seiner Seite. In den Münzen spiegelte sich das Licht der ersten Sterne, die eben den Himmel eroberten.

»Ich bringe euch sicher in das Winterreich. Ich und meine Schwester, wir passen auf euch auf, bis ihr in Sicherheit seid«, erklärte er, während blutige Tränen auf den Boden tropften.

»Habt keine Angst und vertraut ihm. Er sieht schlimmer aus, als er ist«, lächelte Cinder und umarmte ihren Onkel.

»Die… Nacht?« Aaron wirkte, als fiele er gleich in Ohnmacht.

»Ja. Ich gehöre zum Gefolge des Winters, ich bringe die Winternächte in die Welt«, erklärte der schwarze Wolf und grinste.

»Und wir können ihm wirklich vertrauen?« Rose schien nicht wirklich überzeugt.

»Ja. Er hat keinen Grund, euch etwas zu tun«, lächelte Lugh Akhtar.

»Natürlich, er könnte es, aber es wäre nur ratsam, wenn er sich den Zorn des Winters zuziehen will. Denn ich glaube nicht, dass sie es so lustig fände, wenn ihre Kinder unglücklich über den Verlust von Freunden wären«, lachte Cinder.

»Das… müssen wir nicht verstehen, oder?«, wollte Nikolai wissen.

»Ikaika wird es dir erklären. Und euch River. Es ist schon gut so, geht mit ihm«, ermutigte Lugh Akhtar sie. Da stand Rose auf, immer noch ihre Tochter im Arm.

»Ich folge dir«, erklärte sie mit zitternder Stimme. Und auch ihr Mann stand zögernd auf.

»Ich würde lieber bei euch bleiben… wenn es… möglich ist komme ich zurück, wenn ich sie in Sicherheit weiß«, erklärte er.

»Tu das. Auf wieder sehen«, nickte Sly ihm zu.

Dann gingen Aaron, Rose und ihre Töchter. Auch Nikolai und Ikaika verschwanden, sie verwandelten sich in den Raben und die Waldohreule und flogen gen Lanta, zurück zu Tariq, der ihre Hifde bitter nötig haben würde. Zurück blieben die drei Winterkinder und ihre engsten Vertrauten, die gemeinsam, zerschlagen und müde auf die Zukunft warteten.

»Ich weiß nicht, was uns erwartet, aber eines will ich euch sagen«, flüsterte Lugh Akhtar, als er seinem alten Meister und dem Raben hinterher schaute. »Ich würde jedem einzelnen von euch sofort und ohne Zögern mein Leben anvertrauen.«

»Ich auch, und deswegen… Sternenwanderin… das ist mein Schülername«, flüsterte Cinder, die wieder auf Slys Schoß saß.

»Wenn ihr meinen nicht schon wüsstet, würde ich ihn euch auch mit Freuden verraten«, meinte Sly und Ice nickte zustimmend.

»Meiner ist Hoffnungsstern«, flüsterte Nea und lehnte sich schutzsuchend an Lugh Akhtar.

»Und ich bin Nachtträumerin«, sprach Soul, die bei Ice saß.

»Lichtertänzer«, erklärte Lugh Akhtar und schloss Nea in seine Arme. Dann schwiegen sie und hingen ihren eigenen Gedanken nach.

»Was tun wir nun?«, fragte Cinder irgendwann leise.

»Wir warten. Wir warten, was der Morgen uns bringen wird«, antwortete Lugh Akhtar, während er zum Himmel schaute und die Sterne betrachtete, die immer zahlreicher am Himmel erschienen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Cat-girl
2011-06-24T14:01:44+00:00 24.06.2011 16:01
Nun war's eben raus, Lughi...
Wie süß^^ Sly und Cinder, ein süßes Paar^^
Oh, der arme...
Ikaika^^
Dann ist es doch ganz gut, dass jetzt ne Story über ihn geschrieben wird^^
Oh man...
So sieht's aus...
Ja, wer ist das?
Irgendwie hatten die hier alle ne Frau, die aber tot ist...
Schön das Thema gewechselt...
Stimmt, die gute Soul... Wo sie wohl ist? Ob es ihr gut geht...
Das ist Mist...
Man sollte die Hoffnung nie aufgeben!
Richtig! Das fällt euch noch ein!
Beides sehr gute Fragen...
Ach Lughi... Ich bleibe auch hier...
Jetzt bleiben sie zu viert hier...
Nea kann schon auf sich selbst aufpassen...
Oh... bis später, Ikaika...
Ja, und sie ist wunderschön^^
Worum es wohl geht?
Wer kam denn da?
Oh nein! Ice... Soul... Was ist passiert?
Oh nein Soul... Mutig...^^
Gute Cinder^^
Zur rechten Zeit am rechten Ort^^
Der arme...
Ja, das kann sein... schlaf gut, Soul
Hi Drafnar^^
Oh, der arme Wolf...
Ja, das müsst ihr sogar!
Ach Cinder^^
Viel Glück, Rose und alle anderen^^
Die Lieben...
Oh, wie süß^^ Cinder auf Sly's Schoß^^
Hoffnungsstern ist aber auch ein schöner Name^^
Wunderschöne Namen^^
Die Sterne erleuchten ihre Herzen!

Tolles Kapi^^
Erst mal zu erfahren, dass Ikaika, Nikolai und Kanoa mit Leichen experimentiert haben war schon heftig. Dann wollten sie sich aufteilen, doch die Hauptcharas blieben natürlich zusammen. Zum Glück kamen dann auch Soul und Ice, die ja ziemlich ramponiert waren. Wenn Soul nicht gewesen wäre, wäre Ice nicht mehr. Sie ist eben doch sehr mutig. Und nun warten sie auf den nächsten Tag, während Drafnar, die Nacht, Rose und ihre Familie in Sicherheit bringt. Und, ihre Schülernamen sind echt cool^^ Sie haben sich ihre Namen gesagt und somit sind alle 6 miteinander verbunden. Sehr gut!
Von:  Seelentraeumerin
2010-08-02T14:18:14+00:00 02.08.2010 16:18
Ich freu mich für nea und LughileinxD

aber frage...haben sie ihren schülernamen allen gesagt?


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