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Besessen!

von

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Der besessene Besen

Diese Geschichte geht auf das Konto der Fanfiktion.de-Puzzelgeschichten-Autoren, die mir kranke Gedanken in den Kopf gepflanzt haben. Was auch die Widmung wäre.

Und: Meinem Honigbienchen, zur Aufmunterung ♥
 

Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht beeinflussen: Das Schicksal.

Ein Mensch schlendert fröhlich pfeifend eine Straße entlang und wird von einem herabfallenden Klavier erschlagen. Schicksal.
 

Vielleicht war das ein reichlich überzogenes Beispiel. Versuchen wir es hiermit:

Ein Dämon, eigentlich ein friedlicher Zeitgenosse, der seine Existenz damit verbringt von Menschen Besitz zu ergreifen und mit diesen ein wenig unschuldigen Spaß zu haben, zog den Zorn eines mächtigen Magiers auf sich – und das nur aufgrund eines fatalen Irrtums.

Der Dämon hatte nicht gedacht, dass der Magier, der aussah wie ein hundert Jahre alter Lederapfel, tatsächlich ein Magier war - nicht nur ein Scharlatan.

Noch dazu: ein mächtiger Magier.

Das vorläufige Endergebnis war für den Dämon gewesen, dass er sich in einen Besen gebannt wieder gefunden hatte und er jeden Tag die unangenehme Prozedur über sich ergehen lassen musste, dass mit seinem Hinterteil der Boden gereinigt wurde.
 

So weit, so schlecht.

Einige hundert Jahre später kam besagter Reisigbesen über weite Umwege nach Griechenland, in Besitz eines Philosophen. Dieser hatte einen jungen Diener, ungeschickt und tollpatschig, der den Besen unglücklicher Weise in Flammen steckte.

Von dem Gefäß blieb nicht mehr als ein Häuflein Asche.

Unter lautem Gekeife des Philosophen wähnte sich der Dämon in Freiheit, nur um einige Sekunden später mit Entsetzen fest zu stellen, dass der Magier nicht nur alt und ledrig, sondern auch gerissen gewesen war.

Sogleich fuhr der Dämon in einen anderen leblosen Gegenstand, ohne selbst Einfluss auf diese Entscheidung nehmen zu können.
 

In der folgenden Nacht trafen den Dämon mehrere Erkenntnisse gleichzeitig:

Er konnte sich nicht selbst aus dem Gegenstand befreien und war dazu verdammt schweigend mit sich machen zu lassen, was auch immer der Eigentümer des Gegenstandes mit ihm vor hatte. Die zweite Erkenntnis betraf den Gegenstand an sich; Ein länglicher Gegenstand aus Holz, gewachst und poliert, von dem der Dämon gedacht hatte, er wäre ein großer Mörserstab, oder ein ihm unbekanntes Küchengerät. Es war nur entfernt ein Küchengerät, dessen Funktion man als menschlichen Rührstab bezeichnen konnte. Die dritte Erkenntnis, die über den Philosophen, stand mit der zweiten in direktem Zusammenhang; Der Kerl hatte Neigungen.

Neigungen, die den Dämon traumatisieren sollten.

Neigungen, die dem Dämon unmissverständlich zeigten, dass seine Existenz für den philosophischen Darmausgang war. Im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Alles in Allem konnte der Dämon dankbar sein, dass jeder Mensch an ein unsichtbares Ablaufdatum gebunden war und der Philosoph nach einigen Jahren das zeitliche segnete.

Sein Gefäß wurde von dem jungen Diener an sich genommen und noch am selben Tag den Flammen übergeben. Unabsichtlich. Der Junge musste mit einem Feuerdämon verwandt gewesen sein.
 

Wieder war die Freiheit des Dämons nur von kurzer Dauer; sein nächstes Domizil war ein Teller, von dem er eigentlich dachte, dass er auch bald brechen würde, ebenso wie die Magie des toten Zauberers. Nach dem Tod des Hexers musste der Zauber irgendwann brechen.

Leider war der Dämon ein sehr schöner Teller, nicht zur Nutzung gedacht, sondern rein zur Bewunderung; Dementsprechend wurde er bewundert. Jahrhunderte lang.

Er sah verschiedenste Königreiche und Besetzer kommen und gehen, erst zu den Kreuzzügen wechselte er seinen Standort – von Griechenland in eine deutsche Schatzkammer.

Erneute Jahrhunderte, dieses Mal von wechselnden Domizilen geprägt, bis er schließlich das Glück hatte in einem Museum einem jungen Mann in die Hände zu fallen, der ihn an den Diener des Philosophen erinnerte. Dessen Einsatz sollte nicht lange auf sich warten lassen: Der Teller zersprang am Boden in tausend Teile.

Noch während der Kurator des Museum einen Nervenzusammenbruch erlitt, fuhr der Dämon in den nächsten Gegenstand.
 

oOoOoOoOoOoO
 

Wisst ihr eigentlich, wie erniedrigend und beschämend es für einen Dämon ist, gezwungen zu sein von toten Gegenständen Besitz zu ergreifen?

Wäre es ein funktionaler Gegenstand, wie etwa eine Kettensäge, mit der man zumindest ein wenig Eindruck erwecken könnte, würde ich mich nicht beschweren.

Doch dazu verdammt zu sein, als Modestück dahin zu vegetieren, als ein Fetzen Stoff, noch dazu ein hässlicher, ist reinste Folter.

Ich war nie unnötig grausam!

Nun. Vielleicht ein klein wenig. Aber das liegt in meiner Natur.
 

„... und dann habe ich gesagt, Anne – Anne, habe ich gesagt, mir voll egal, ob rosé trendy is', du siehst darin aus wie 'ne Mettwurst!“

Sie tun es. Schon wieder.

Kichern.

Sie kichern ständig.

Es macht mich wahnsinnig!
 

Haltet die Schnauze, ihr kahlen Affen!
 

Sie hören mich nicht, natürlich. Wie auch? Ich habe keinen Mund. Keine Stimmbänder. Nichts. Vorbei die schöne Zeit, in der ich meine Antipathie kund tat, indem ich mich auf meinen Gegenüber übergab. Standen diese in mehreren Metern Entfernung, war das auch kein Problem: Mein persönlicher Rekord bei der von mir ins Leben gerufenen Disziplin „Zielkotzen“ liegt bei sechs Metern.
 

„Woah, Chrissy, meinste deine Mum merkt es, wenn wir uns eine Flasche Wein reinziehen?“ Die dicke Fledermaus mit ihrem näselnden, unterwürfigen Tonfall. Allein deswegen möchte ich einen weiteren Höllenkreis eröffnen.
 

'Willkommen im zehnten Untergeschoß. Hier finden sie Nervensägen, Kackbratzen und Doofkinder. Erfolgreiches Quälen und Foltern wünscht Ihnen: Màbi – Der Seelenpeiniger Ihres Vertrauens!'

Zugegeben in den letzten Jahrhunderten war ich kein sonderlich erfolgreicher Seelenpeiniger. Wie auch?
 

„Nee, lass' ma'. Die hat schon 'nen Anfall bekommen, als ich sie 'ne Schachtel Kippen bei mir gefunden hat.“ Der Panda, Chrissy, ist die Eigentümerin meines Gefäßes. Mindestens genauso hässlich wie der Stofffetzen, aber mit weniger Intelligenz ausgestattet.
 

Die verkannten Grazien, um es gepflegt auszudrücken, verdrehten Synchron die Augen.

Ich hatte diesmal wirklich sagenhaftes Pech: Als Dämon in die Fänge dreier möchtegern-Satanistinnen zu geraten, die so viel mit dem Teufel am Hut hatten, wie ein Magermodel mit gesunder Ernährung, war beispielhaft. Wüsste Lucifer von seiner hier versammelten Anhängerschaft, würde er vermutlich freiwillig seine Flügel bleichen, um möglichst weit von dem Image weg zu kommen, das ihm die Versammlung evolutionärer Unfälle hier gerne andichteten.
 

Der Raum, Chrissys Zimmer, in dem sich die drei bildungsdistanzierten Grazien täglich trafen, um ihren feuchten Träumen – namentlich Lucifer – zu huldigen, sprach Bände:

Die purpurrot tapezierten Wände waren von Postern zugekleistert, deren überwiegende Motive Totenköpfe, Skelette und Höllenhunde wohl in der Gesamtheit aussagend sein sollten. Die einzige Aussage, die ich heraus lesen konnte, war – ein grausiger Geschmack in jeglicher Hinsicht.
 

„Sollen wir uns ein paar Horrormovies reinziehen?“ Der Geier - ich habe während der Jahrhunderte meiner Existenz noch nie eine solche Nase gesehen - verhielt sich meistens ruhig. Sie war die typische Mitläuferin, die vornehmlich alles Bejahte, oder Vorschläge beisteuerte, von denen sie wusste, dass alle dafür sein würden.
 

Wie wäre es, wenn ihr drei Hämorriden den Schweinestall hier aufräumen würdet?

Irgendwann habe ich ein Stück weißen Teppich unter den vornehmlich schwarzen, getragenen Kleidungsstücken, die über den Boden verteilt lagen, heraus blitzen sehen. Das muss vor einigen Wochen gewesen sein. Oder ich hatte Wahnvorstellungen, was gar nicht so abwegig war.

Vielleicht war es auch eine mittlere Vergiftung, hervorgerufen durch die Mischung an ekelerregenden Düften, die das stickige Zimmer verpestete: Getragene Kleidung, verschüttete Cola, Essensreste und weiß der Teufel noch alles. Die Cola neben meinem Gefäß hatte sich mittlerweile einen Pelz zugelegt und ich war mir sicher, dass sie mich feindselig anstarrte.

Vielleicht war ich im Begriff der Geburt eines Coladämons beizuwohnen? Geboren aus Schimmel, Zucker und synthetischen Inhaltsstoffen.
 

„Ich habe Jason X da! Hat mir meine Mama mitgebracht!“

Es gibt Situationen und Momente, in denen ich Chrissys Mutter, eine nette, ruhige Frau, vollkommen überfordert mit der Erziehung ihrer grenzdebilen Tochter, bemitleide.

Eigentlich konnte ich kein Mitleid empfinden, tat es aber dennoch.
 

„Wie iss'n der Film?“, wollte Franziska wissen und bescherte mir allein durch ihre Sprechweise einen neuerlichen Wutanfall.
 

Hirnrissig, unlogisch, dumm …
 

„Der is' voll cool!“
 

… genau das Richtige für euch Mentalpygmäen.

Zumindest keine unheiligen Gesänge, die mich dazu veranlassen könnten, das Innere meines Gefäßes zum Vorschein zu bringen.

Das letzte Mal, als ich versucht hatte mich zu übergeben, hat mich der Panda zornig in einen stinkenden Wäscheberg geschleudert und meinen Inhalt, benutzte Taschentücher, Lippenstift, Binden, ihr Handy und ihren Geldbeutel gleich hinterher geworfen.

Ein Leben als Handtasche ist erbärmlich.
 

„Meine Mum ist heute Abend nich' da.“
 

Oh, nein.
 

„Wir können also heute Abend – ihr wisst schon.“
 

Sie kicherten. Das verhieß nichts Gutes.
 

„Beschwörung?“, flüsterte Juliane aufgeregt und schlug damit tatsächlich den Tonfall besagter Fledermaus an.

Hysterisches Kichern.
 

Oh, nein!



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Schatten_des_Lichts
2010-02-20T21:46:16+00:00 20.02.2010 22:46
Nicht schlecht, sogar wirklich gut!

Mein persönlicher Rekord bei der von mir ins Leben gerufenen Disziplin „Zielkotzen“ liegt bei sechs Metern. Wow sechs Meter? Mábi muss aber wirklich viel Zeit zum üben gehabt haben

Wüsste Lucifer von seiner hier versammelten Anhängerschaft, würde er vermutlich freiwillig seine Flügel bleichen, […] Die drei müssen ja wirklich schlimm sein wie wird dan erst die Beschwörung?

Na dann werde ich gleich mal weiter lesen!

Von:  Tsuruume
2010-01-23T00:14:08+00:00 23.01.2010 01:14
Ich muss zugeben, dass deine FF mich von Anfang an hatte und zwar nur wegen dieses einen Satzes: Ein Mensch schlendert fröhlich pfeifend eine Straße entlang und wird von einem herabfallenden Klavier erschlagen. Schicksal.
Seit der Mysteryspot Folge von Supernatural sind fallende Klaviere lustig. Immer. Mein Kopf ist also mit "Das kann nur gut werden." In die Sache eingestiegen.

Und verdammt, ich wurde nicht enttäuscht :D
Schöner, knapper Stil, ich hatte die ganze Zeit Mundwinkel, die unweigerlich immer weiter nach oben gewandert sind, an denen die herrlichen Vergleiche, die du ziehst, nicht wirklich unschuldig waren. Oder sind.
Der Perspektivenwechsel geht schnell und angenehm. Vor allem, weil sich während des Lesens in meinem Kopf sowieso schon eine sehr genervte Stimme aufgebaut hatte, die den ersten Teil auf recht selbstironische Weise vorträgt.

„... und dann habe ich gesagt, Anne – Anne, habe ich gesagt, mir voll egal, ob rosé trendy is', du siehst darin aus wie 'ne Mettwurst!“
... Bilder! In meinem Kopf!
Ab hier müsste ich schlicht jeden zweiten Satz reinkopieren, das ist wohl nicht ganz Sinn der Kommentarfunktion, also... kürzer zusammengefasst: es kam ein sehr guter Anfang, der sich, sobald es zu den Beschreibungen der Figuren, die ihn umgeben kommt, noch einmal unglaublich steigert.

Ich schlage mich gespannt in Kapitel zwei.
Von:  Skalli_Otori
2010-01-22T15:15:05+00:00 22.01.2010 16:15
Nicht schlecht. Das könnte direkt noch richtig interessant werden. Bisher war das Kapitel lesenswert und unterhaltsam. Vor allem die Gedanken des Dämons brachten mich mehrfach zum Schmunzeln.
Los Nocti...tipp uns noch was. :D
Von:  Spamdesu
2010-01-21T21:55:22+00:00 21.01.2010 22:55
Also wäre mir nicht vorher schon kalr gewesen, das Däm,onen arm dran sein können, jetzt weiß ich es.
Ich hab noch nie einen so armen, so genial geschrieben, so tollen Dämonen lesen dürfe, und dann die verbindung mit dem Bediensteten des Philosophen.
Toll
Und die sogenannten 'Satanistinnen' sind auch echt genial.
Freue mich bald vielleichjt mehr zu lesen.
Von:  Vauvenal
2010-01-21T18:04:37+00:00 21.01.2010 19:04
Ach du... der arme Dämon...

Ansonsten kann ich mich Patchouli nur in allen Punkten anschließen.

Nocti, du bist ein Genie. Aber das wusstest du sicher schon ;D
Von:  Vanilla_Coffee
2010-01-21T17:08:09+00:00 21.01.2010 18:08
BOAR! Die FF is ja voll geil XD Man der arme Dämon da. So ein Pech kann doch echt niemand haben oder XD
Erst wird er in alles mögliche hineingebannt, jetzt isser ne Handtasche und landet ausgerechnet bei so einer möchtegern Satanistin XD
Ich will unbedingt lesen wie es weiter geht^^ Das wird sicher noch lustiger^^
LG Amalia
Von: abgemeldet
2010-01-21T16:34:39+00:00 21.01.2010 17:34
Selbst, wenn diese FF deiner Meinung nach eine Parodie auf alle dämlichen FanFiction dieser Welt ist.
Selbst, wenn diese FF eine Selbstherapie aufgrund aller dämlichen Plots ist, die es nur geben kann.
...
Sie ist brillant!
Und ich will mehr davon.


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