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Smoke and Crimson

von

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Kapitel 5

Es war später Nachmittag. Die Schatten die das Sonnenlicht, das sich an den Gardinen vorbei gestohlen, geworfen hatte, hatten sich, seit dem sie Sebastian aufgefallen waren, verflüchtigt. Nicht das er wirklich auf sie achtete; diese Schatten waren eben unglücklicherweise leicht von Grells Bett aus zu sehen. Grell war ebenso ruhig wie er atmete, aber er schlief nicht. Er war nur kurz davor. „Haben alle Schnitter einen so schnellen Herzschlag wie du?“, fragte Sebastian halb teilnahmslos und halb neugierig.
 

„Böser Dämon“, murmelte Grell schläfrig als er seine Augen öffnete. „Darauf antworte ich dir nicht.“ Ein enttäuschtes Seufzen verließ seine Lippen als ob er die Bettlacken fragen würde was er hier tat und er wand sich anschließend aus Sebastians Armen, so dass die Position perfekt war um Sebastian sein Gesicht nicht sehen zu lassen.
 

„Sind alle Schnitter so launisch?“
 

„Ich bin nicht launisch. Du bist nur... ich weiß nicht“, verteidigte sich Grell, aber sofern er irgendeinen Ausdruck in seine Worte legte, hörte ihn Sebastian nicht.
 

„Wie bin ich denn?“, wollte Sebastian mit einem Mal sehr interessiert wissen. Er sank tiefer in die Kissen zurück. Als Grell dann aber seinen Kopf schüttelte fügte er hinzu, „nein, ich wills wissen. Sags mir.“
 

Ohne zu schauen wohin griff Grell hinter sich und fand dort Sebastians Hand. Für einen Moment hielt er sie fest und drehte sie dann herum so das der Handrücken nach oben zeigte, die bleiche weiße Haut dort wartete auf das nächste Mal markiert zu werden.
 

Es war keine Antwort. Keine eindeutige zumindest, nicht die Art die sich Sebastian im Stillen wünschte. Besonders seit Sebastian eine vage Vermutung hatte was Grell mit dieser kleinen Geste meinte und es war etwas worüber er nicht nachdenken wollte. Und anscheinend war es etwas über das auch Grell nicht gerne nachdachte. Sebastian sank weiter in die Kissen zurück als er einen Arm um Grells Nacken und den Anderen um seinen Oberkörper legte. Irgendwas an Grells streitlustigen Verhalten wenn es um Sebastian ging ließ den Dämon vermuten das es bloß heiße Luft war; Sebastian hatte falsch gelegen. „Vorsichtig“, murmelte er nicht sehr überzeugend als Grells Zähne in seine Unterlippe schnitten. Er fuhr mit der Zunge über die Stelle, suchte nach dem Blut und entschied das jetzt wo seine Zunge schon Mal da war er sie auch weitermachen lassen konnte. Grells erschrockenes keuchen ließ Sebastian lächeln; er löste seine Hand die sie beide noch trennte und legte sie um Grells Taille, hielt ihn fest. Seine Küsse wurden intensiver, betörender und erst als er in Angst, Betrug und Schmerz versank merkte er was er tat.
 

Eine Seele wie Sebastian sie am liebsten hatte. Es gab nur eines das Sebastian an dieser menschlichen Seele störte – und es gab nichts was er dagegen tun konnte – und zwar das Menschen eine Lebensspanne mit einem eindeutigen Anfang und Ende hatten. Und selbst wenn es einem Menschen irgendwie gelang sich an dem Grad an Verzweiflung entlang zu schleppen den Sebastian bei einer maximalen menschlichen Lebensspanne am meisten genoss, war ihre Zeit zum reifen immer noch wesentlich kürzer als ein Jahrhundert. Und oft wurde der Geschmack zum Ende hin auch schlechter. Wäre eine menschliche Seele also dementsprechend in ewiger Jugend gefangen, vollkommen gefangen in den ungeschliffenen Gefühlen eines Menschen, bis das hohe Alter den Schmerz vielleicht betäuben würde, und dann an Todesbetten und auf Schlachtfeldern ausharren, Tod und Krankheit erdulden musste, dann hatte sie zwei Möglichkeiten für alles weitere. Die Seele konnte dem betäubenden Geschenk des Alters erliegen und der Tod konnte so natürlich wie atmen (oder nicht atmen) werden, oder auch nicht. Grells Seele um es einfach zu machen gehörte zu der 'oder auch nicht' Variante. Sebastian fühlte sich so beschämt wie ein angesehener Weinkritiker dem man gesagt hatte das der Merlot den er einst, ohne das er jemals seine Lippen berührt hatte, wegen seines derben Geschmacks scharf kritisiert hatte, der war den er jetzt nicht mehr wegstellen konnte.
 

Aber Seelen waren etwas viel subtileres als menschliches Essen oder Trinken, selbst Wein. Denn der bloße Geschmack einer Seele war nicht mal annähernd so detailreich wie der Lebenslauf eines Schnitters, da gab es so eindeutige Eindrücke die kaum Interpretationsspielraum ließen. Grell schmollte und er konnte es schon beinahe durch bloßes ansehen schmecken. Es war ein Blick der auf Sebastians Erinnerung, wie er neben Ciel gestanden und sich bewusst geworden war das Ciel durch jeden anderen Menschen hatte ersetzt werden können, antwortete.
 

Grell wollte nicht teilen, wollte Sebastian nicht für einen Moment alleine lassen, nur damit er ihn dann im nächsten Moment bei jemand anderem sehen würde, dem Sebastian ständig mehr Aufmerksamkeit schenken würde. Und das in Kombination mit der Erkenntnis das es keinen Ausweg gab, tränkte seine Seele in Eifersucht, aber in einer mehr pragmatischen Absicht. Eine Wand die etwas wertvolles dahinter verbarg. War es Ablehnung?
 

Vielleicht. Vielleicht war es etwas anderes. Sebastian wollte es wissen. Was zur Hölle dachte Sebastian was er tat?
 

Sebastian und Grell starrten sich mit gegenseitigem Horror in die Augen an, als Sebastian wieder zu Sinnen kam. Er umarmte Grell nicht länger; an irgendeinem Punkt hatte er Grell weggeschoben so dass er jetzt am Fußende des Bettes lag. Dem aufwallenden Rot in Grells Augen nach zu urteilen hatte Sebastian genug Kraft und Unglück dabei gehabt um ihm weh zu tun. Sebastian bewegte sich vielleicht einen halben Zoll und Grell zuckte zurück um von ihm wegzukommen. Aber er verschätzte sich, rückte ein bisschen zu weit weg und fiel vom Bett. „Grell!“, rief Sebastian und beugte sich gerade rechtzeitig nach vorn um zu sehen was wohl einen Ausdruck von Panik darstellen sollte. „Bist du–“
 

„Bist du okay?“, wollte Grell wissen, seine Stimme atemlos. Er war entweder noch benommen von seiner Gehirnerschütterung oder es die Nachwirkung davon beinahe seine Seele durch Sebastians Hunger verloren zu haben.
 

„Nun... ich denke nicht das du derjenige von uns beiden bist der das Fragen sollte.“
 

Grell sah weg und legte sich wieder aufs Bett, so dass er auf seine Ellenbogen gestützt war. Nach einem sehr, sehr langem Schweigen sagte er mit einem beinahe geschäftlichen Ton, „du hast dieses Haus seit einer Woche nicht verlassen. Und du hast so viel deiner Energie an mir verbraucht. Du solltest raus und jemanden essen – etwas meine ich“, korrigierte sich Grell und das viel zu schnell.
 

„Versuchst du mich so schnell wieder loszuwerden? Oder planst du gelegentlich meine Aufmerksamkeit, von meiner vertraglich verpflichteten menschlichen Seele, zu stehlen, so wie früher?“
 

„Tschuldigung“, meinte Grell mit einem hörbaren aber nicht gelungenem Versuch aufrichtig zu klingen. „Aber mal ehrlich, ich und lächerlich? Schau dich an. So hungrig das du dich selbst mit der Seele eines Schnitters zufrieden geben würdest – geh einfach, ich werde deine Seele Heute Nacht einfach nicht einsammeln.“
 

„Aber du würdest den Lebenslauf auf den du schon immer einen Blick werfen wolltest sehen können–“
 

„Das“, sagte Grell scharf, „ist es nicht wert Sebby, wenn du nicht gehst, dann sorg ich dafür. Ich würde sogar mit dir gehn. Es wäre nicht das schlimmste was ich trotz meiner eigentlichen Neutralität getan habe und das weißt du...“, meinte er mit einem koketten Lächeln.
 

Während der Gedanke das Grell ihn zu irgendwas zwingen wollte ein unterhaltsamer war, zweifelte er daran das es in irgendwas erfolgsähnlichem Enden würde. „Du würdest dastehen und mir zusehen wie ich mich voll und ganz, meine Zeit, meine Seele einem Menschen verschwören und mich ihm Unterwerfen würde im Austausch für seine oder ihre Seele? Verzeih mir wenn ich dich falsch einschätze, aber ich nehme gut und gerne an das du, als Person, viel weniger als Schnitter Tod, mit zumindest einer dieser Sachen ein Problem haben würdest.“ Er warf einen Blick zu Grell der schon halb auf dem Boden lag. Grell blickte zurück.
 

„Sebby lass mich nicht zufällig die Papiere einer Seele verlieren. Du würdest nicht im voraus wählen können, also gibt es keinen Weg rauszufinden wie sie schmeckt.“
 

Sebastian wollte das Thema nicht weiterführen. Er brauchte es auch nicht. Es ärgerte ihn nur das nicht allein Grell sich ergab, er tat es selbst mit ganzer Kraft. „Also gut. Wir gehen; es gibt keinen Grund um zu solchen Maßnahmen zu greifen. Aber trotzdem, bist du sicher das du nicht in Schwierigkeiten kommst?“
 

Grells Ärger flammte blitzartig auf und er lachte. „Oh, ich bin mir mehr als sicher das ich in Schwierigkeiten gerate. Aber Mal ehrlich, wem tu ich damit eher einen Gefallen, dir oder Will?“
 

Allein der Gedanke an Grells Boss ließ Sebastian zittern. Der war ein Bilderbuch Schnitter Tod: Gefühlslos, unmenschlich, absolut neutral, nicht in Verbindung mit, aber in gleichwertigem Ekel zu beidem, Engeln und Dämonen. Auch wenn Sebastian ihn respektierte und er von Zeit zu Zeit in der Lage war ihre Differenzen beiseite zu legen – oder eher, Wills eigene Differenzen, aber Sebastian war es so oder so egal – wenn es wirklich darauf ankam, aber ehrlich gesagt zweifelte Sebastian daran das das hier so ein Umstand war.
 

„Lass uns gehen“, scheuchte ihn Grell.
 

„Du hasts eilig, oder?“, kicherte Sebastian. „Für jemanden der noch nicht mal seinen Mantel anhat nämlich auf jeden Fall...“
 

Der Abstand zwischen den Schatten auf der Straße war kurz. Und auch wenn sie kein bestimmtes Ziel hatten (und selbst wenn, Grell wusste sicher nicht wo das war) fand sich Sebastian ein paar Schritte hinter Grell wieder, der unglaublich schnell ging für einen Mann auf Stöckelschuhen. „Ich hab mich noch gar nicht richtig entschuldigt, oder?“, fragte Sebastian, gerade laut genug das Grell es hörte. „Ich will das du weißt das es mir leid tut. Ich wollte dich nicht angreifen.“
 

„Ist es das worüber wir reden?“, fragte Grell und stoppte. Er sah kaum zu Sebastian. „Oder ist da etwas anderes auf das du hinauswillst? Ist es nur das du in meiner Gegenwart das Gefühl hast das du dich bei mir entschuldigen musst, selbst wenn du nichts getan hast? Wenn du dich schlecht wegen etwas fühlst, sollte es nichts sein was mit mir zu tun hat. Immerhin...“
 

„'Immerhin' was?“, fragte Sebastian. Es war niemand auf der Straße und er schlang seine Arme um Grells Taille. Er fühlte wie die Anspannung zwischen Grells Schulterblättern verschwand und seufzte leise als Grell sich auf seinen Hacken zurücklehnte an Sebastians Brust. Als er Sebastian seinen Kopf zuwandte lächelte er. Und er flüsterte, „du wirst dir meinetwegen nicht mehr lange Sorgen machen müssen, stimmts? Ich sollte es nicht anders wollen. Ich könnte den Gedanken dir zur Last zu fallen niemals ertragen“, und schnappte für einen Moment nach Sebastians Unterlippe, er hätte ihn beinahe geküsst. „Ich würde dich so gerne lieben, Sebby. Aber ich kann dich nicht haben und ich will dich nicht lieben, wenn ich dich nicht haben kann. Also kann ich dich nicht lieben.“
 

„Wenn du sagst das du mich nicht lieben kannst–“, begann Sebastian.
 

Grell schüttelte seinen Kopf und legte seine Hände über Sebastians. „Schweig du brichst mir das Herz, wenn du weiter redest“, sagte er und schmunzelte jedoch. „Also worüber reden wir?“
 

„Wieso sagst du mir das nicht“, meinte Sebastian und ließ von ihm ab, er hielt es selbst für Widerwillen, aber dazu tat es zu weh.
 

„Wieso bist du zurückgekommen? Wieso hast du mich gerettet–“
 

„Wieso hilfst du mir?“, verlangte Sebastian wiederum zu wissen.
 

„Ich bedanke mich nur“, sagte Grell mit gepresster Stimme. „Also kannst du deinen neuen Vertrag ohne äußere Bindungen eingehen. Deswegen bist du doch hier, oder?“
 

„Grell warum würde ich für ein Essen gerade nach London kommen, wenn ich die ganze Welt habe? Wieso würde ich diese Gestalt behalten – und diesen Namen? Ich bin hier wegen etwas das ein wenig wichtiger ist.“
 

„Das ist mir schon klar Sebastian“, sagte Grell mit recht ernster Stimme. „Deswegen habe ich dich die ganze Zeit beobachtet – es wird Zeit das wir unsere Farce beenden.“
 

„Wovon bitte reden wir?“, fragte Sebastian diesmal vollkommen verloren. Aber mit einem Mal hatte er keine Zeit mehr zum antworten. Im Kontext betrachtet war es nicht das klügste, aber er tat das einzige was ihm einfiel: Er schob Grell in eine Vertiefung in der Wand. „Bleib still und versteck dich hier“, zischte als er sich so gut wie er konnte schützend vor Grell aufbaute.
 

„Sebby–“
 

„Das gilt nicht als 'still'“, warnte ihn Sebastian. Etwas hatte die Nacht verändert und dieses etwas schien seine liebe Tante Lilith zu sein. „Bleib hier. Beweg dich nicht solang du nicht in Gefahr bist. Ich werde keinen anderen Grund akzeptieren.“
 

„Sebastian?“
 

Daraufhin kniete sich Sebastian vor Grell der größtenteils von den Schatten verborgen war. Sebastian küsste ihn. Für eine lange Zeit. Als er sich schließlich von ihm löste, presste er einen Finger auf Grells Lippen und dann stand er auf und folgte dem Brand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Franyx
2010-12-08T19:48:29+00:00 08.12.2010 20:48
jaa endlich gehts weiterXD
das ist einfach zu süüß geworden*-*
freu mich schon ganz doll aufs nächste kapitel^-^
Von: abgemeldet
2010-12-03T14:28:12+00:00 03.12.2010 15:28
*///////////*
was hab ich die beiden vermisst xDD
sie sind einfach zuuu süß, findest du nicht auch *-*
schon allein die dialoge *kicher* sie sind genial, cih liebe sie *-*
und ich bin froh dass du diese story übersetzt hast, wirklcih!!
und da ich wie immer auch das englsiche original gelesen habe kannc ih mit gutem recht behaupten dass du das sehr gut gemacht hast ^.^
*dich knuddln tu*


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