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Verräterische Fotos

Daiken - Taito - Takari - und die beiden anderen...
von

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Aufgeflogen

++++Kapitel 5++++

Aufgeflogen
 

Vom stummen Geschehen gänzlich uninformiert fuhr Daisuke in seinem Tun fort, küsste sich seinen Weg von Kens Halsbeuge aus wieder zurück zu dessen weichen Lippen, doch als er ihn auch dort küssen wollte, wich Ken ihm aus.

„Dreh dich jetzt bloß nicht um.“ wies Ken ihn mit zusammengebissenen Zähnen an.

„Hä? Was hast du denn?“ Verwirrt beobachtete er, wie Ken nach seinem Pulli neben sich griff. ‚Warum soll ich mich nicht umdrehen? So war Ken ja noch nie nach dem Sex gewesen. Normalerweise würde er jetzt in seine Kuschelphase fallen und schlafen wollen… oder hin und wieder auf meine weiteren Anmachen eingehen.’ Daisuke verstand nun wirklich nicht was sein Freund jetzt schon wieder für ein Problem hatte, immerhin schien es diesem ja eben noch gefallen zu haben und jetzt…? Jetzt war er so gereizt und verbot ihm sich um zu drehen, wo Daisuke es so wie so nicht vor hatte?

„Anziehen.“ befahl Ken seinem Freund und hielt ihm den Pulli hin. Die LED-Lampe war nun definitiv nicht sein einziges Problem. In dem Moment, als Ken bewusst wurde, dass diese Lampe zu einer weiteren Überwachungskamera gehörte, hatte er bemerkt dass er mit Daisuke nun nicht mehr allein war. Jetzt galt es Schadensbegrenzung zu betreiben und Schritt eins lauertete sich anzuziehen. ‚Mist. Was soll ich ihm nur erzählen? – Ah, verdammt! Jetzt ist alles aus! Mir fällt nichts ein! Absolut gar nichts!’ Seine Psyche war zwar einem Zusammenbruch nahe, aber von außen konnte man davon nichts erkennen. Wie die Ruhe in Person richtete er sein Hemd, welches bis eben noch auf halb neun über seine Schultern gehangen hatte und knöpfte es Stück für Stück zu.

Nichts verstehend guckte Daisuke den Pulli in seinen Händen an. Was war nur jetzt wieder in seinen Freund gefahren, dass er es plötzlich so eilig hatte mit dem Anziehen? Es kam zwar häufiger vor dass er nicht so schnell mit den Gedankengängen des Schwarzhaarigen mitkam, aber so schlimm wie jetzt gerade hatte er es eigentlich noch nie empfunden. Bei dem ganzen Schulkram war es ja für Daisuke inzwischen etwas völlig Normales dass Ken da alles in Rekordzeit schaffte, wo er es gerade mal so hin bekam die Aufgabenstellung halbwegs zu kapieren. Damit hatte Daisuke sich bereits nach den ersten Monaten ihrer Freundschaft abfinden können, aber das hier überstieg sein Verständnis. Es wirkte mal wieder so, als ob Ken glaubte ihm etwas völlig nachvollziehbares klar zu machen, etwas was nach eins plus eins ergibt zwei klang, aber definitiv für Daisuke nicht im entferntesten nachvollziehbar war. Es überstieg seinen Horizont, woher dieser rapide Sinneswandel kam. ‚Also irgendwas ist hinter mir und ich darf mich nicht umdrehen. – Soweit, so gut. – Aber warum?’ Mit hochgezogener Augenbraue hob der Brünette seinen Blick wieder und sah, wie Ken sich den obersten Knopf seines Hemdes zuknöpfte.

‚Ok, Jetzt müsste ich nur noch an meine Hosen kommen.’ Besagte lagen allerdings auf dem Boden und er saß noch immer auf der Schaltfläche. Das andere kleine Problem war dass Daisuke selbst jetzt noch nicht angefangen hatte sich anzuziehen. Das hätte sich Ken allerdings schon denken können. „Würdest du dich endlich mal anziehen?“

„Warum?“

„Weil ich es dir sage.“

„Haha, sehr witzig. Was ist hier plötzlich los, dass du es so eilig hast?“

„Zieh dir wenigstens deine Hose hoch, dann erkläre ich es dir.“ Ken war sich sicher, dass er eine solche Diskussion mit Gewissheit nicht noch länger hätte aushalten können. Er hoffte nur, dass Daisuke es verstehen würde und ihr kleiner Zuschauer kein Drama aus allem machen würde. Das wäre zumindest sein Idealfall.

Damit gab sich der Brünette für das Erste zufrieden und gehorchte. Wo er sich schon nach seiner eigenen Hose bücken musste, griff er freundlicher Weise auch gleich nach der Kens und hielt ihm diese hin. Dankend wurde sie ihm abgenommen.

Kaum, dass Ken die Hose an sich genommen hatte, ertönte ein Tierschrei, der beide zusammen zucken ließ. Noch ehe sie in die Richtung sehen konnten, von wo aus der Schrei kam, zischte schon eine Katze zwischen Daisukes Beinen hindurch und schoss geradezu hoch zu Ken, der es im letzten Moment noch schaffte das Tier zu fangen, ehe es ihm ins Gesicht springen konnte.

Ken, der eher zufällig das schwarze Fellknäul gefangen hatte, öffnete seine Augen wieder und atmete erleichtert auf. ‚Puh. Noch mal Schwein gehabt.’

Daisuke hingegen glotzte das Fellknäul perplex an, da er erst jetzt so langsam begann zu verstehen, dass es die Katze gewesen war, die diesen Schrei von sich gegeben hatte. „Sag jetzt nicht, dass das Vieh der Grund ist.“

„Mhm? Nein, und jetzt zieh dir endlich deine Hose hoch! Wie oft muss ich es dir denn noch sagen?“ fuhr Ken seinen Freund aufgebracht an. Was war auch so schwer daran zu verstehen?

„Schon gut, schon gut.“ Und kaum, dass er der Aufforderung endlich nachgekommen war, drückte Ken ihm die Katze in die Arme und beide, Daisuke wie auch die Katze, sahen irritiert zum Schwarzhaarigen, der sich nun ebenfalls eilig die Hose anzog. „So, und könntest du mir nun endlich sagen, warum du es so eilig hast?“

Brummend sah Ken den Brünetten an. „Wie blöd bist du eigentlich? Was glaubst du, woher die Katze kommt?“

„Äh, von draußen?“ antwortete der Gefragte unsicher. Das mit dem ‚Blöd’ überhörte er mal schnell.

‚Was erwarte ich auch von ihm…’ mit gesenktem Kopf wies er Daisuke mit einer Handbewegung an sich umzudrehen.

‚Kann der sich mal entscheiden?’ dachte sich Daisuke augenrollend. Mit dem Fellknäul auf dem Arm drehte er sich dann doch noch um und sah zunächst emotionslos zur Tür, in der ein knallroter Iori stand. Wie lange dieser schon da stand, wusste er nicht und ehrlich gesagt, wollte er es auch nicht so genau wissen. Immerhin verstand er nun, warum Ken dieses Theater veranstaltete. Die aufgekommene Stille gefiel ihm nicht und so entschloss er sich diese einfach mal zu brechen, auch wenn er sich dabei selbst zum Idioten machen musste. „Hey, Iori-kun! Was treibt dich denn hierher?“ fragte er belustigt.

Darauf konnte dieser nur eine Spur roter werden.

„Gehört die hier zu dir?“ fragte Daisuke weiter und präsentierte das schwarze Tier grinsend. Als sei nichts ungewöhnliches geschehen, spazierte er ohne eine Antwort abzuwarten zum jüngeren und drückte ihm die Katze in die Arme.

„Danke.“ Brachte Iori gerade so noch hervor und sah beschämt zu Boden.

„Och komm schon. Hast du noch nie einen anderen Jungen oben ohne gesehen?“ scherzte Daisuke erneut und schlug sich zur Untermalung seiner Worte auf sein Brustbein. Er hatte wirklich nur seine Hose an und das wars, nicht mehr und auch nicht weniger und gerade das und die Reaktion Ioris darauf belustigten ihn.

Damit hatte Daisuke es auf den Punkt gebracht. Nicht dass er wirklich noch nie einen anderen Jungen oben ohne gesehen hätte, aber es war ihm eben peinlich, denn Iori wusste nicht genau wobei er die beiden älteren eben gestört hatte und irgendwie wollte er es auch nicht wissen.

„Lass ihn in Ruhe, Dai-chan. Siehst du nicht, wie peinlich ihm das ist?“ mischte sich Ken ein und drückte erneut Daisuke den Pulli an die Brust.

„Wieso sollte es ihm peinlich sein? Es ist schließlich etwas völlig normales, dass man in unserem Alter Sex hat.“

„Er ist fünfzehn. Da ist das eigentlich nicht so normal.“

„Und? Also das, was er wenn bei uns eben gesehen hat, ist doch noch harmlos.“

„Gegenüber was?“ fragte Ken skeptisch nach. Er ahnte böses. „Sag jetzt bitte nicht, dass du ihm deine Filmsammlung gezeigt hast.“

„Du sagst das so, als ob das was schlimmes wäre.“

„Bist du noch ganz dicht? Selbst du dürftest das meiste davon noch nicht mal selbst angucken! – Ahhh, ich werd Taichi-san noch mal erdrosseln! Wie konnte der dir den ganzen Mist nur geben?“ Sich die Haare raufend wandte sich Ken von den beiden ab und suchte nach etwas, woran er sich abreagieren konnte.

„Äh, ja...“ kommentierte der Fußballer das Verhalten seines Freundes kopfschüttelnd.

„Habt ihr beide eben wirklich miteinander geschlafen?“ Leicht interessiert sah Iori Daisuke an.

„Schon, wieso fragst du?“

„Ihr seid doch beide… Jungs.“ begab der kleinere zu bedenken.

„Und? Es ist doch egal, welches Geschlecht derjenige hat, in den man sich verliebt hat, oder?“ Während Daisuke das mit einer imponierenden Sicherheit in der Stimme sagte, war sein Blick auf Ken gerichtet, der sich inzwischen abreagiert zu haben schien und seufzend auf dem Boden einige Meter von ihnen entfernt saß.

Iori wusste nicht genau was es war, aber in dem Blick des älteren lag etwas, dass ihm sagte, dass Daisuke alles tun würde, um Ken zu beschützen und ihn glücklich zu machen. Wenn er das bedachte, fand er es plötzlich gar nicht mehr so schlimm. „Ja, da hast du wohl recht.“ stimmte er ihm zu. „Aber sag mal, wie funktioniert das eigentlich?“

Verwundert drehte sich Daisuke wieder zum jüngeren. „Was?“

„Naja, zwischen einem Jungen und einem Mädchen ist das ja klar, aber wie geht das zwischen zwei Jungs?“

„Weißt du das wirklich nicht?“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte Daisuke den kleineren. Er wusste nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte. Sollte er nun rotanlaufen oder anfangen ihn aus zu lachen?

„Nein.“

„Eigentlich ist das ähnlich wie beim Sex zwischen Mädchen und Jungs… also, na ja, nur der ‚Ort’ ist ein anderer…“ Warum musste er das auch ausgerechnet ihn fragen? Ken war schließlich der von ihnen, der besser im Erklären war. Aber Daisuke bezweifelte es, dass er ohne dabei zu stottern und knallrot zu werden Iori das erklären konnte. ‚Hoffentlich versteht der das.’

„Und was für ein ‚Ort’ ist das?“

„Öhm, ja, im allgemeinen nennt man das Analverkehr. Ach, wie soll ich dir das jetzt erklären…?“

Bei dem Wort ‚Analverkehr’ weiteten sich Kens Augen. Hatte er da eben richtig gehört? Noch immer entsetzt sah er zu seinem Freund, der sich ratlos an der Schläfe kratzte und nach Worten suchte. ‚Was, um Gottes Willen, besprechen die da?’
 

Andernorts kam Taichi langsam wieder zu sich. Sein Schädel hämmerte zwar, aber mal abgesehen davon ging es ihm wieder bestens. Dieses erbärmliche Gefühl der drohenden Unterlegenheit gegenüber Daisuke – ausgerechnet Daisuke! – war nun verflogen und schien jetzt im Nachhinein betrachtet albern gewesen zu sein. Wie er bereits geahnt hatte, hatte sich sein ach so toller Freund keine Platte gemacht wie es ihm ging, denn besagter saß – die Beine übereinander geschlagen – auf einer Bank gute zehn Meter von ihm entfernt.

Der gelangweilte Mine zufolge, hatte sich Yamato wohl wirklich keine Sorgen gemacht. Stattdessen sah er sich bereits seit einigen Minuten schon die ‚Show’ auf den Fernsehern an und war nebenbei damit beschäftigt Jous Vorwürfe zu ignorieren, die er ihm an den Kopf schmiss.

Doch sehr erleichtert über Taichis Aufwachen atmete Jou auf. „Mensch Tai-kun, warum musst du immer so übertreiben?“

Erst bei diesen Worten bemerkte Taichi überhaupt, dass der ältere neben ihm hockte und ihn noch etwas besorgt musterte. ‚Immerhin einer macht sich Sorgen.’ Sich den Kopf haltend setzte er sich wieder auf. „Kennst mich doch.“ grinste er.
 

„Mensch, jetzt bin ich schon fast da und von Takeru fehlt jede Spur.“ Hikari war nun nahe dran es aufzugeben und einfach zu behaupten zu wollen, dass er noch zur Toilette musste und sich wohl verlaufen hatte. Letzteres war wohl auch gar nicht so weit hergeholt. Da sie nun inzwischen nicht mehr genug Zeit hatte, musste sie sich auf diese kleine Lüge berufen müssen, wenn man sie nach ihm fragen würde. Wenn sie sich jetzt noch mehr Zeit nehmen würde, um Takeru zu suchen, würde ihr genialer Plan nicht so perfekt aufgehen, wie sie es gerne hätte, also musste sie ihren Freund zurücklassen, wo auch immer sich dieser befand.

Inzwischen war sie nicht einmal mehr eine Minute Fußmarsch von ihrem Zielort entfernt und konnte Taichi gut hören. Ihr großer Bruder stritt sich wieder mit Yamato, doch plötzlich, wo sie sie sehen konnte, waren ihr die beiden egal, denn sie sah Takeru, der sich hinter einer Werbetafel versteckte. Erleichtert schlich sie sich zu ihm, darauf bedacht von keinem der anderen dreien bemerkt zu werden. „Takeru!“ flüsterte sie als sie sich neben ihn hockte.

Der angesprochene erschrak sich. „Gott, mach das nicht noch mal.“ zischte er halblaut.

„Seit wann bist du hier?“

„Eine Weile. Als ich dich aus den Augen verloren hatte, bin ich lieber zurückgegangen, doch dein Bruder war leider vor mir da gewesen und besonders jetzt will ich ihm nicht über den Weg laufen.“ erklärte er. „Wo warst du eigentlich?“

„Das erzähl ich dir wenn wir wieder draußen sind.“

Mit fragenden Blicken musterte Takeru seine Freundin. ‚Was hat sie denn jetzt schon wieder angestellt? – Hoffentlich ist sie nicht für die zweite Show da verantwortlich.’ Wie oft musste er denn noch anderen Leuten dabei zusehen müssen, wie sie es miteinander trieben? War er denn nicht schon genug für heute bestraft worden? Erst bekommt er die Handtasche Hikaris um die Ohren gedonnert, dann wird er von ihrem Bruder gewürgt wo dann auch noch Daisuke mitmachen musste und dann war er dazu verdammt gewesen erst Taichi und seinem eigenen Bruder beim Sex auf dem Männerklo per Live-Übertragung zugucken zu müssen und jetzt bot Daisuke mit Ken eine recht ähnliche Show irgendwo anders hier in diesem Gebäude. Also noch sehr viel schlimmer konnte es ja nun auch nicht mehr werden. Aber derzeitig wusste er nicht so recht, was genau seine Freundin in den vergangenen Minuten getrieben hatte, dafür aber stieg in ihm die Gewissheit hoch, dass sie etwas mit der aktuellen Live-Übertragung zu tun hatte, die Frage war nur, in wie weit sie mitschuldig war.

„Können wir?“

„Hm?“ er hatte ganz verpeilt, dass sie etwas zuvor gesagt hatte. ‚Mist, hoffentlich wird sie nicht wieder böse.’

„Ich fragte, ob wir jetzt zu den anderen gehen können.“ wiederholte sie geduldig ihre Worte. Das folgende Nicken ihres Freundes abwartend blickte sie ihn an. Als er letztlich mit leichtem Widerwillen zustimmte, machten sie sich auf und hofften, dass man nicht bemerken würde, dass sie sich eben noch versteckt hatten.

Doch so tief, wie Tai und Yamato in ihrer Diskussion vertieft waren und dabei alles übertönten, bemerkten sie ihre Geschwister nicht einmal ansatzweise.

Jou dagegen hatte es aufgegeben schlichten zu wollen und saß wie ein Trauerkloß auf der Bank.

Zielstrebig ging Hikari auf Jou zu, mimte die unwissende. „Was ist denn hier los?“

„Sieh einfach zu den Fernsehern, Hikari-chan.“ seufzte der ältere am Rande seiner Nerven. „Sieh einfach zu den Fernsehern…“

„Wie? Was ist denn da?“ fragte sie unschuldig und tat wie ihr geheißen. Da sie bereits mehrere Male diese Situation in ihrem Kopf durchgegangen war, wusste sie, wie sie zu reagieren hatte. „Oh, Gott. Sind das … Daisuke und … und Ken?“

Takeru, der neben ihr stand, sah sie kopfschüttelnd an. Also so schlecht hatte er sie noch nie schauspielern sehen. Da waren ihre kleinen Lügereien wenn er sie fragte, wie sie zum Bespiel seine neusten Lieblingsschuhe fand, oder ob sie auch so begeistert war, wenn sein Favoritenteam gewann, überzeugender. Aber gut. So wusste er, dass sie auf jeden Fall etwas mit der Übertragung zu tun hatte.
 

Mit hängenden Schultern schlürfte Ken neben seinen Freund her. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass er sich zu einem dazu hat hinreißen lassen, ausgerechnet hier, in einem Einkaufszentrum, mit ihm eine Nummer zu schieben und zum anderen konnte er es nicht fassen, dass sie dabei erwischt und möglicher Weise zu allem Überfluss auch noch gefilmt worden waren. Letzteres hatte er allerdings bislang für sich behalten. In der Gegenwart von Iori wollte er nicht so recht darüber reden, es reichte ihm völlig, dass Daisuke ihm persönlichen Aufklärungsunterricht und Liebestipps gab. Immerhin waren sie auf dem Rückweg und wenn er ein bisschen Glück hatte, würde er hier bald wieder raus sein und konnte damit anfangen das Geschehen der Vergangenen Stunden zu verdrängen.

„Ach so ist das. Also ist das Vorspiel sehr wichtig.“

„Genau.“ grinste Daisuke. Er war stolz auf sich. Endlich hatte er seinen treuen Untergebenen gefunden, der ihm wirklich alles glaubte und es nicht weiter wagte zu hinterfragen. Jetzt war für ihn nur noch die Frage offen, ob Iori auch alles tun würde, was er von ihm verlangte. Doch das konnte er derzeitig nicht austesten. Aber er nahm es sich fest vor, es bei der nächsten sich bietenden Möglichkeit auszuprobieren.

Schnurrend stupste die Katze auf Ioris Arm ihn an und wollte weiter gestreichelt werden. Geistesabwesend kraulte er ihren Kopf und blickte weiter auf zu Daisuke, als sei er sein neuer Gott.

Dieser besondere Blick ist Ken nicht entgangen und er ahnte bereits, dass die nächsten Wochen sehr anstrengend werden würden und er wieder einmal Daisukes Gewissen spielen muss. Vorausgesetzt er hatte die nötigen Nerven dafür. Bereits jetzt fehlten ihm diese, sodass er befürchtete bei dem kleinsten Anlass durchdrehen zu können. Ken hoffte inständig, dass nichts Schwerwiegendes in den nächsten Stunden passieren würde, aber er kannte sein Glück. Besonders wenn er das hoffte, geschah etwas.

Nach einigen weiteren Minuten, in denen Daisuke seinen Unterricht gab, erreichten sie endlich den Treffpunkt, an dem sie vor über einer Stunde spätestens alle hätten sein sollen.

Mehr oder weniger erleichtert atmete Ken tief durch, denn selbst jetzt plapperte sein Freund ohne Punkt und Komma weiter und er wünschte sich etwas zu haben, dass er ihm in den Mund stopfen konnte. ‚Wie kann er nur über unser Sexleben ausgerechnet mit Iori-kun sprechen? Das geht niemandem etwas an. Erstrecht nicht ihn!’ Immer gereizter werdend ballte er seine Hände zu Fäusten, wohingegen sich seine Gesichtszüge nicht im Geringsten änderten.

Takeru und Hikari waren die ersten, die die drei entdeckten, was wohl hauptsächlich daran lag, dass sie kein Problem mit jemandem oder etwas hier hatten, wie ihre beiden Brüder und Jou.

Argwöhnisch beäugte Takeru Hikari, die den dreien ein paar Metern entgegen lief. Er ahnte bereits, dass sie wieder einem Plan folgte und die Unschuldige spielen würde. Wie immer. Besonders in letzter Zeit. Und wer bekam den Ärger dann immer ab? – Ja genau, er. – Dem entsprechend begeistert sah er hinüber zu ihnen. Er konnte zwar dank der Lautstärke Taichis und Yamatos nicht hören, was genau Hikari erzählte, aber er konnte sich anhand der Reaktionen denken, dass sie sie auf die Fernseher aufmerksam machte.

Ken, der eigentlich recht ruhig bis eben war, sah mit geweiteten Augen zu dem HiFi-Geschäft. Völlig regungslos, selbst als Daisuke ihn mit dem Ellenbogen angestoßen hatte, starrte er weiter dahin.

In Daisukes Gesicht war zwar eine leichte Röte zu erkennen, aber sonst benahm er sich für seine Verhältnisse normal.

Doch weiter konnte Takeru die Situation nicht beobachten, denn der Streit zwischen seinem Bruder und Taichi wurde einfach beendet und der Brünette ging recht zielstrebig auf ihn zu. Das Schlimmste erwartend wich Takeru einen Schritt zurück. Er wusste nicht, was in dem Kopf Tais vor sich ging, denn das hier war wieder einer dieser Momente, in denen Tai kurz davor war wütend zu werden. Und für seinen Geschmack hatte er diese Wut viel zu oft abbekommen. Schwer schluckte er, als der ältere vor ihm zum stehen kam.

Einen Moment sah Taichi stumm in Takerus Augen, schloss seine und holte tief Luft. „Es tut mir leid.“

Verdattert über Tais Worte glotzte der Blonde sein Gegenüber an. Das gab es doch nicht. Das war das erste Mal, dass er gehört hatte, dass sich Yagami Taichi bei jemandem entschuldigt hatte und das auch noch bei ihm! ‚Aber Moment! Wofür? Und vor allem warum so plötzlich?’ Kurz schüttelte Takeru einmal kräftig seinen Kopf, wobei sein blondes Haar wie ein Wischmopp mit flog. Er wollte und konnte es nicht glauben, dass er das nur getan hatte, weil er ein schlechtes Gewissen bekommen hatte, welches Tai wohl noch nie in seinem Leben bislang gehabt hatte. – Mal abgesehen von diversen Angelegenheiten die mit Hikari in Kontakt standen.

„Was?“ hakte Taichi skeptisch des Kopfschüttelns wegen nach. Da ließ er sich schon dazu zwingen sich zu entschuldigen und dann so was.

„Was tut dir leid?“

„Was bildest du dir ein? Da bin ich mal ausnahmsweise so freundlich zu dir und entschuldige mich und du hast nichts Besseres zu tun, als mir ans Bein zu pinkeln und daran rum zu mosern!“ Sauer packte er den jüngeren am Kragen und durchbohrte ihn mit seinen tödlichen Blicken. Am liebsten würde er dem Blonden ordentlich eine rein hauen, doch da gab es ein Problem: Yamato.

Besagter stand etwa drei Meter von ihnen entfernt und bedachte Taichi mit warnenden Blicken.

Ein eisig kalter Schauer jagte über Tais Rücken, als ihm diese Blick bewusst wurde. So ließ er lieber von Takeru ab. „Ok, das war das einzige und letzte Mal, dass du von mir eine Entschuldigung bekommen hast, kapiert?“ zickte Tai, ehe er sich abwandte und zu Jou ging. Der war ihm derzeitig lieber als alle anderen. Sein Freund würde ihn sicher sonst noch einige Minuten lang mit seiner bösen Aura quälen und mit Takeru wollte er nicht reden. Seiner Schwester, die er jetzt erst erblickte, wollte er nicht unbedingt über den Weg laufen, so komisch wie sie sich den drei Jungs gegenüber verhielt… ‚Also zu Jou.’

Während Iori fast schon begeisternd gaffend auf die Fernsehbildschirme glotzte und so kaum was von der Unterhaltung der älteren mitbekam, waren diese dabei sich zu einem Drittel knallrot den Boden vor den Füßen zu betrachten und zu zwei Drittel zu verhandeln.

Was das erste Drittel betraf, war es Ken, der am liebsten im Erdboden versinken würde. Dabei hatte er doch gewusst, dass sie höchstwahrscheinlich gefilmt wurden. Aber das allein war es nicht, weswegen er so rot im Gesicht war. Denn so eben hatte er erfahren, was das für Fotos waren, wegen denen sein Freund Takeru vorhin mit gewürgt hatte. Wie es soweit hatte kommen können, konnte er sich nicht erklären. War er denn so ein böser Mensch gewesen, dass ihn sein Karma nun mal wieder dafür bestrafte?

„Ich sagte dir doch bereits, dass ich euch nur die CD-Rom geben werde, wenn ich meine Fotos wiederbekomme.“

„Aber wer garantiert mir, dass es nicht noch eine weitere CD-Rom gibt?“ hakte Daisuke nach und verschränkte dabei die Arme vor der Brust.

Doch etwas erstaunt, dass Daisuke so weit denken konnte, verstummte Hikari kurz. Dabei waren seine Bedenken nicht mal berechtigt, denn sie hatte wirklich nicht daran gedacht eine Kopie zu erstellen. Jetzt war es jedenfalls zu spät dafür.

Takeru, der das Gespräch zum Teil mit angehört hatte, ging zu seiner Freundin und überlegte, ob er sie unterstützen sollte, oder ob er sie das allein ausbaden lassen sollte, denn schließlich hatte sie sich das selbst eingebrockt. Aber irgendwie beschlich ihn das ungute Gefühl, dass es womöglich wieder einmal auf ihn zurückfallen würde, wenn er nichts unternahm. Also blieb ihm ja nicht viel anderes übrig. Doch bevor er einen Plan ausarbeiten konnte, bei dem er so wenig Schaden wie möglich erlitt, musste er erst mal herausfinden was genau Hikari da angerichtet hatte. So unauffällig wie möglich stellte er sich neben seine Freundin und belauschte die kleine Auseinandersetzung zwischen ihr und Daisuke.

„Och komm schon, du weißt doch, dass ich so was nicht machen würde. Es existiert wirklich nur eine.“ erwiderte Hikari.

Gereizt verschränkte Daisuke darauf die Arme vor der Brust. „Warum erpresst du uns denn dann überhaupt?“

„Ich erpresse euch nicht. Ich will nur meine Fotos wieder zurück und biete euch einen fairen Tausch an.“

„Und was ist daran fair? So oder so hast du was gegen uns in der Hand.“

‚Ach es geht um die Fotos.’ leuchtete es Takeru ein. Nachdenklich sah er von seiner Freundin zu dem verärgerten Brünetten und dann weiter zu Ken, der mit geröteten Wangen den Boden zu seinen Füßen ansah. „Wie wäre es, wenn du ihr die Fotos wieder gibst und eben die, die euch beide zeigen behältst?“ schlug der Blonde vor und glaubte einen kleinen Hoffnungsschimmer durch Kens Körper jagen gesehen zu haben.

Doch etwas überrascht sah Hikari ihn an. Darauf wäre sie so schnell nicht gekommen, aber sie wollte doch gerne diese speziellen Bilder auch haben.

„Das wäre doch fair, oder?“

Misstrauisch beäugte Daisuke den Blonden. So ganz falsch dachte dieser zwar sicher nicht, aber Daisuke war sich noch immer sehr sicher, dass es Takeru gewesen war, der die Fotos geknipst hatte und wollte ihm dementsprechend nicht so leicht glauben. Der musste sich einfach einen hinterhältigen Plan ausgedacht haben!

„Oder nicht?“ ergänzte Takeru unsicher, als ihm die misstrauischen Blicke auffielen.

„Und was nützt uns das, wenn ihr die noch irgendwo abgespeichert habt?“

Ein Geistesblitz erfasste Hikari, sodass sie sich wieder aktiv einmischte und schamlos zu lügen begann. „Die haben wir aber nirgends gespeichert. Ich hatte sie gleich gelöscht, nachdem ich sie zum entwickeln gebracht hab.“

„Nun hör endlich auf ihn in Schutz zu nehmen. Der ist doch an allem schuld!“

„Hä?“ kam es zeitgleich aus Takerus und Hikaris Mündern.

„Na, der hat die doch erst gemacht!“ erklärte Daisuke seine Aussage auf die fragenden Gesichter hin.

„Ich hab… was?“

„Das weißt du doch ganz genau. Also red dich hier nicht raus und schieb es auf Hikari-chan.“

Für Hikari lief es zwar besser als gedacht, aber dafür bestätigte sich Takerus Vermutung und er wurde wieder zum Sündenbock gemacht. „Also, wenn hier jemand daran schuld ist, dann seid es doch ihr beide – oder genauer: du!“ Doch recht aufgebracht zeigte Takeru auf den Brünetten, der ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte.

Ein kurzer Blick zu Ken genügte, und Daisuke bemerkte, dass er von ihm wohl keine weitere Unterstützung mehr zu erwarten hatte. – So abwesend wie er auf ihn wirkte. – Aber was sollte er nur tun? Er war doch wohl kaum dafür verantwortlich, dass Takeru sie dabei fotografieren musste! Genau! Sauer ballte Daisuke seine Hände zu Fäusten. „Ach bin ich das?! Woher sollte ich denn bitte schön wissen sollen, dass du Depp uns folgst und ausgerechnet Fotos mach musstest?! – Oder bin ich etwa euch hinterher gestalkt, und hab euch bei eurem ersten Mal fotografiert? – Hab ich das?! – Nein. Also wo ist dein Problem?“

Stille. Überrascht starrten Hikari und Takeru den Brünetten vor sich an.

„Was?“ fragte dieser nach ein paar Sekunden, in denen man ihn weiter wortlos anglotzte.

„Das… Das war echt euer erstes … Mal?“ formulierte Takeru seine Frage, die man ihm genauso gut vom Gesicht hätte ablesen können.

Nichts verstehend war es nun an Daisuke ihn an zu glotzen.

Gegen einen nun aufkommenden Lachkrampf ankämpfend versuchte Takeru weiter zu sprechen. „Das… ihr… oh Gott! Wie peinlich ist das denn? – Ihr habt echt … – ich glaub das nicht! – Wie blöd kann man denn sein?!“ lauthals fing nun der Blonde doch an zu lachen und hielt sich den Bauch dabei.

Hikari musste leicht kichern, aber so witzig wie ihr Freund fand sie das eigentlich nicht. „Aber Takeru, beruhige dich. Das ist nicht witzig.“ kicherte sie, versuchte sich und ihren blonden Freund dabei zu beruhigen.

Während Daisuke stock sauer mit hochrotem Kopf voller Wut zu knurren begann, lachte Takeru aus Herzenslust weiter. Plötzlich schien sich ein Schalter in seinem Kopf umzulegen. So riss er sich förmlich seine Jacke vom Leib, schmiss sie auf den Boden und mit einem Sprung war Daisuke schon bei Takeru und begann diesen vor Wut zu würgen und so ungeahnt das kam fielen die beiden dabei zu Boden.

Zur gleichen Zeit sah Hikari noch wie Ken zu schwanken begann und schaffte es noch gerade rechtzeitig ihn abzufangen, ehe er harte Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte. „Ken!“ rief sie, doch er reagierte nicht. Dicht hinter sich konnte sie Daisuke noch ein „Ich bring dich um!“ schreien hören.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Lieben ^.^
Schön, dass ihr auch dieses Kapitel gelesen habt und ich hoff es hat euch auch gefallen =P
Wie immer gilt: Wer Fragen hat, fragt mich einfach ^^

Eh ich es vergesse, frage ich lieber gleich noch mal: Wer ist daran interessiert, dass Bonuskapitel folgen? Im Moment habe ich diesbezüglich nur eine Antwort erhalten und ich hoffe dass sich das noch mehr wünschen. Aber dafür muss sich der eine oder andere von euch persönlich auf den Weg eurer Wahl bei mir melden... ich kann ja >leider< nicht Gedankenlesen... ==__==
Je nachdem, wie viele sich interessiert zeigen, wird sich der Umfang der Bonuskapitel ändern.

Also jedenfalls werden noch zwei reguläre Kapitel kommen, danach werden wenn die Bonuskapitel ansetzten ^_~

Bis dahin sag ich dann mal Tschüssi und bis zum nächsten Mal xD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-09-07T23:00:01+00:00 08.09.2010 01:00
omg
wie geil is das denn??
hahaha
will mehr lesen also mach schnell weiter

knuddlzzz
hika-chan
Von:  Lugia
2010-08-27T20:54:15+00:00 27.08.2010 22:54
Tolles Kapitel <3
Der Aufklärungsuntericht für Iori xD
Hammer!
Also Hikari versucht hier ja aus jedem bisschen einen Vorteil für sich zu bekommen... ist die wirklich so fies? O.o?
Als dann rauskam, dass das Treffen im See von Ken und Daisuke, deren erstes Mal war... Boah, ich hätte Takeru und Hikari auch erschlagen -.-''
wer andern eine grube gräbt, fällt selbst hinein ^^
freue mich auf nächstes kappi!
immer her mit den bonus kappis <3
LG Koneko~
Ps: Mach weiter so! ^o^


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