Zum Inhalt der Seite

Wenn die Wölfe heulen

und der Schnee schmilzt
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog: Dieb der Finsternis

Prolog: Dieb der Finsternis
 

Der bleiche Mond hing wie ein Unglücksomen über dem verdammten Land und hüllte alles in ein gespenstisches weißes Licht.Ein junger Mann schlich sich durch die helle Nacht, wohl bedacht nicht entdeckt zu werden. Sein durch braunschwarzen Haaren umrahmtes Gesicht verzog sich als er angestrengt horchte. Hatten sie ihn gehört? Würden sie nun kommen und ihn bestrafen? Er wusste es nicht. Er lauschte mit angehaltenem Atem. Sein Herz schlug wild gegen seinen Brust und er wagte es nicht sich auch nur einen Zentimeter zu rühren. Der Schrei eines hungrigen Vogels schnitt die Stille. Der Mann zuckte zusammen und griff nach seinem Schwert, das an seiner Seite hing. Erst nachdem einige Zeit kein Geräusch mehr erklang atmete er erleichtert aus. Sie hatten ihn also noch nicht bemerkt. Auf leisen Sohlen schlich er weiter, darauf achtend nicht versehentlich auf einen Stock oder sonst einen Gegenstand zu treten der ein Geräusch verursachen könnte. Er spähte um die Säule einer steinernen Veranda und vergewisserte sich, das ihm niemand gefolgt war.
 

Vor ihm erhob sich imposant eine mächtige Burg. Tausende von Menschen würden in ihr Platz finden.Wie die Finger eines steinernen Riesen streckten sich die vielen Türme in den milchigen Nachthimmel. Der junge Mann schritt langsam auf das große gebogene Tor zu, welches sich vor dem Gebäude erhob. Links und rechts von dem metallenen Tor erstreckte sich eine meterhohe Steinmauer, die das gesamte Gebäude umzog. An den mächtigen Eisenpfosten waren je zwei Wachen positioniert, mit wachsamen Adleraugen begutachteten sie ihre Umgebung, bereit jeden Eindringling sofort und erbarmungslos zu töten. Auf den Zinnen der Mauer standen Bogenschützen, mit messerscharfen Pfeilen an der Sehne. Absolut tödlich.

Nur ein Selbstmörder würde sich in diese Falle begeben. Und obgleich er keiner war, schlich er im Schatten der Häuser weiter auf die Festung zu. Mit leichten Füßen schritt er langsam um die Burg herum, bis er fand was er suchte.

An einer unbewachten Stelle war ein kleiner Wasserspeier ähnlicher Kopf in die Mauer eingelassen. Das Ungeheuer starrte ihn mit seinen schlangenartigen Schlitzaugen grimmig an. Es schien als wolle es abhalten. Verhindern, das er seiner Pflicht nachging.

Wie sehr sehnten er sich nach der unendlichen Illusion der Freiheit, doch wusste er, dass er seinen Pflichten gerecht werden musste, ob er nun wollte oder nicht. Es war sein unausweichliches Schicksal.

Er drückte leicht auf das rechte Ohr des Ungeheuers, welches sich knirschend nach unten bewegte.

Rasselnde drückte sich die Mauer nach hinten und offenbarte eine schwere hölzerne Türe.

Wie ein unscheinbarer Schatten schlüpfte er durch diese und fand sich in einem niedrigen Tunnel, der durch einigen Fackel beleuchtet war, wieder. Würde man ihn in diesem Moment entdecken, hätte er verloren. Es gab keine Möglichkeit sich zu verstecken oder in Deckung zu gehen. Schnell rannte er den Gang entlang. Die Fackeln schufen schwarze tanzende Phantom an den kalten Steinwänden. Seine Schritte hallten bis fern in die Dunkelheit hinein und ließen ihn selbst zusammenfahren. Um nicht entdeckt zu werden zog er sich seinen schweren Stiefel aus und schlich dann weiter. Leicht fröstelte er. Durch den Tunnel zog ein eisiger Wind und seine nackten Füße verkrampften sich auf dem feuchten kalten Fußboden.

Am Ende des Ganges befand sich eine kleine Türe. Er wusste diese von der anderen Seite mit einem goldenen Schild verdeckt war.

Mit dem Ohr an dem Holz horchte er, ob sich in der Kammer dahinter jemand befand. Mit stockendem Atem verweigerte er sich selbst jeden Bewegung.

Nach einigen Minuten, als seine Muskeln schon anfingen zu schmerzen, wagte er die Tür langsam und bedächtig aufzuschieben. Er unterdrückte sein fluchen: Die Tür gab ein weinendes Knarren von sich, welches ihm eine Gänsehaut bescherte.

Mit einen Auge schaute er durch den engen Türspalt, welcher helles Licht in den feuchten Gang schickte.
 

Er sah eine prunkvoll eingerichtete Waffenkammer. Wohl sortiert hingen hier Schilde, Schwerter und Waffen auf allen Welten und warteten darauf Blut zu lecken.

Als sich niemand in der Kammer befand eilte er aus seinem Versteck und stürmte die Treppe am anderen Ende der Kammer hinauf.Am oberen Treppenabsatz befand sich eine eiserne Türe, geschmückt mit vielen Ornamenten und Schriften eines fremden Landes. Die Türe ließ sich nur schwer und unter Einsatz seines gesamten Körpergewichtes öffnen. Ächzend stemmte er sich gegen sie und atmete erleichtert aus, als sie sich langsam, aber ohne jegliche Geräusche öffnete.

Draußen marschierten plötzlich ein Trupp junger Soldaten vorbei, wohl ein Rekrutentrupp. Schnell hechtete er auf die andere Seite der Raumes und hockte sich in eine kleine vom Vorhang verdeckte Nische, das Schwert hielt er fest umklammert.

Ein Soldat trat ein und wunderte sich, der habe doch etwas gehört.

Als er verschwunden war kroch der junge Mann aus seinem Versteck und rannte zur Türe. Seine Schuhe hatte er mittlerweile wieder angezogen.

Er schlüpfte aus dem Raum und rannte den großen Prächtigen Flur entlang.

An einer großen Flügeltür machte er schließlich schwer atmend halt.

Zögernd stahl er sich in den Raum und sah sich verwundert um.

War er etwa allein?

Nein. Aus dem Schatten der düsterem großem Raumes ertönte ein langsames spöttisches Klatschen.

Ihm gegenüber stand der gefürchtete Tyrann Galbatorix .

„Wie ich sehe machst du dich selbst als Dieb gut. Nicht wahr, Murtagh?!“

Kapitel 1: Wieso?

Kapitel 1: Wieso?
 

Der Atem des jungen Drachenreiters ging keuchend. Jeder Atemzug tat in seiner Brust weh und ließ ihn glauben, sein Brustkorb zerreiße sogleich.

Pfeifend schoss die lange lederne Peitsche durch die Luft. An ihrem langen schmalen Ende war ein Knoten gebunden, dessen einziger Zweck darin bestand, bei jedem Schlag möglichst schmerzvoll das Fleisch von den Knochen zu trennen.

Murtagh schrie schmerzerfüllt auf, als das lederne Folterinstrument erneut auf seinen ohnehin schon geschundenen Rücken nieder rauschte.Das über seinen Rücken laufende Blut spürte er schon lange nicht mehr. Mit eisernen Griff hielten zwei Bullen ähnliche Wachen ihn an den Armen und verhinderten so, sein in sich zusammenfallen. Dunkle Hämatome bildeten sich an seinen Handgelenken. Wieder durchzog eine Schmerzwelle seinen Körper. Kalter Schweiß ran seine Stirn hinab und er fragte sich, ob sein handeln diese Qualen wert waren.

Natürlich hätte er dem Ruf des falschen Königs folge leisten müssen. Hätte ihm gehorchen müssen. Aber konnte er dies mit seinem inneren Gewissen vereinbaren? Nein. Viele hielten ihn für den Untergeben der Königs, seiner rechten Hand, ein Ungeheuer. Er war nichts mehr als ein Gefangener des grausamen Monarchen. Im Grunde hatte er es nicht besser als die mitleiderregenden Kreaturen in den Verließen hinter ihm.

Er wünschte sich, die Menschen würden ihn endlich so anerkennen wie er wirklich war. Wie weit sollte er noch gehen? Es war ein unglaubliches Risiko gewesen dem selbsternannten Blaublüter das schwarze Buch der Geheimnisse zu entwenden. Dieses Buch von unermesslichen Wert, barg all die Geheimnisse der alten Weisen. Murtagh glaubte in dem Buch eine Antwort auf die vielen ungestellten Fragen zu finden, welche unaufhörlich in seinem Kopf zu kreisen schienen. Viele dieser Fragen waren zu umfangreich, das er niemals glaubte eine angemessene Lösung zu finden.

Doch eine lenkte sich immer wieder in den Vordergrund : Wieso?

Wieso er? - Die Antwort lag im Verborgene, wollte sich ihm nicht offenbaren.

Erneut schlug sein Peiniger zu und sorgte somit für seinen schmerzhaften Sturz zurück in die Realität. Ein sadistisches Auflachen erklang als er sich wimmernd krümmte. „ Du hättest den König gehorchen und nicht deine diebischen kleinen Langfinger an seine Sachen legen sollen. Warte bis ich sie dir breche!“ Sein Henker schien sichtlich Freude an seinem Leiden zu finden.

Wieder erfüllte ein surrendes Zischen die Luft.

Die dunkle Folterkammer besaß keine Fenster oder Luken so hatte er jegliches Zeitgefühl verloren. Er wusste nicht wie lange er sich hier unten befand, auch wusste er auch nicht wie viel mal der Folterknecht schon auf ihn einhiebte. Das einzige was er wusste war, das ihn bald sein Geist verlassen würde. Er hatte zu viel Blut verloren, langsam aber sicher würde ihn die Kraft verlassen.

Grade als sein Peiniger erneut seinen Arm hob schloss sich eisig eine Hand um den Arm, in welchem er die Peitsche hielt.

„Genug“, donnerte eine befehlshabende Stimme, „siehst du närrischer Ochse den nicht das er am Ende ist? Willst du ihn umbringen?“

Die fremde Hand drückte fester auf den umschlossen Arm, bis dieser unter einem grässlichen Knacken brach. Der Henker jaulte auf, wie ein getretener Hund und schmiss sich wimmernd zu Boden, als der Unbekannte ihn freigab. „Jämmerlich!“,verächtlich schnauben wand der Fremde sich von ihm ab. Sein Blick fuhr herum und blieb an den Wachen hängen, die noch immer Murtagh umklammert hielten. „Was steht ihr da herum? Lasst ihn los ihr kleine Ratten. Oder ich sorge dafür!“ Die Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht. Als würden sie sich an ihm verbrennen ließen sie Murtagh schreckerfüllt los.Der stöhnend in sich zusammensackte. Murtagh welcher wissen wollte, wer sein vermeintlicher Retter war, versuchte sich umzudrehen, was ihm aber aufgrund seiner offenkundigen Schwäche misslang und er keuchend in den Dreck fiel.

Grob packte man ihm an der Schulter und setzte ihn auf. „Wie geht es dir?“Er blickte auf und sah in grasgrüne Augen und glaubte hinter ihnen befände sich nichts als Finsternis. Solch kalte Augen hatte einzig Galbatorix, doch wie es schien hatte er sich geirrt.

Die Augen gehörten zu einem jungen Mann, ein wenig jünger als Murtagh. So alt wie Eragon, schätzte er in Gedanken ab. Interessiert und erschöpft betrachtete er sein Gegenüber: Kurze rotbraune Haare standen wirr in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab. Schmale, fast schon feminine Gesichtszüge stachen heraus. Auch der Körper war schmal, dennoch muskulös gebaut. Würde Murtagh aufrecht neben dem Unbekannten stehen, würde er diesen um einen halben Kopf überragen. Im Allgemeinen hätte man sein Gegenüber als außerordentlich hübsch bezeichnen können, wäre da nicht dieser kalte grausame Blick in seinen Augen gewesen.

„Bist du stumm oder hat dieses kleine Schoßhündchen dir so sehr zugesetzt?“ Der Fremde legte den Kopf schief und sah ihn herausfordernd an. Murtagh blinzelte verwirrt: Wer war diese Person? Sie widerstand anscheinend Galbatorixs Befehl mühelos und besaß die Frechheit mit ihm, einem Drachenreiter, wie einem tölpelhaft Bauern zu reden. „Bescheiden.“, röchelte er schwach. Der Unbekannte nickte verstehend. Dann zog er ihn mit einem kräftigen Ruck hoch, was Murtagh dazu veranlasste gequält aufzuschreien. Er dachte sein gesamter Rücken würde in Flammen stehen. Leicht taumelte er und beinahe wäre er gestürzt, hätte er sich nicht an seinem Gegenüber festgekrallt. Schnaubend stieß dieser seinem Arm weg, so das Murtagh mit dem Kiefer nach vorne auf dem feuchten Steinboden landete. Als er aufschlug glaubte er Sterne zu sehen und ein beißender Schmerz durchzuckte seinen Schädel. Dann erreichte ihn endlich die wohlverdiente Dunkelheit und er verlor das Bewusstsein.

Kapitel 2: Ylva

Kapitel 2: Ylva
 

Um ihn legten sich die beruhigenden Schwingen der Dunkelheit und erlösten ihn sanft, wenigstens für einige Zeit von seinem Leiden.
 

Ein furchtbarer Schmerz durchzog seinen Körper und trieb ihn somit zurück in die Abgründe der Wirklichkeit. Seine Zunge lag trocken in seinem Gaumen und glaubte er sein Schädeln würde platzten. Langsam versuchte er dem wirren kreisen in seinem Kopf Einhalt zu gebieten.
 

Wie durch einen nebeligen Schleier begann Murtagh seine Umgebung wahrzunehmen. Unter ihm spürte er weichen, dicken Stoff, somit schloss er aus, das er sich in einer Zelle befände. Auch roch es keinesfalls vermodert, wie es in den dunklen Verließen der Fall gewesen war, ein leichter Lavendelduft erfüllt sein Umfeld.

Leicht öffnete er die Augen, nur um sie sogleich stöhnend wieder zu schließen: ein gleißendes Licht drängte sich zwischen die Schlitze und trieb ihm die Tränen in die Augen. Eine Stimme, die er seinem Unbekannten Retter zuordnete erklang: „ Du lebst ja doch noch!“ Erneut öffnete Murtagh seine Augen.

Er befand sich in einem ihm unbekannten Raum. Unter ihm befand sich ein schlichtes aber bequemes Bett, am Fußende stand eine große dunkel aus Eichenholz gefertigte Dachstollentruhe. An der Gegenüberliegenden Wand befand sich ein Schreibpult, zu dem parallel ein einfacher Faltstuhl stand, auf welchem der Fremde thronte.

Sein Blick glitt weiter.

Neben dem Bett stand ein schwerer Schrank aus Nussholz, auf welchem eine einfache weiße Waschschale stand. Des weiteren war der Raum komplett leer.
 

„Nicht zu viel Dank, musst ja nicht gleich auf die Knie fallen, nur weil ich dir das Leben gerettet habe!“, kam es sarkastisch von dem Unbekannten, welchen Murtagh bis zu diesem Augenblick komplett ignoriert hatte.

„Ich danke dir.“, sprach Murtagh erschöpft. Der Fremde nickte nur und stand anschließen auf um auf ihm zu zulaufen. Er packte Murtagh an er Schulter und half ihm beim aufsetzten, wenngleich nicht so grob wie zuvor in dem Kerker. Trotzdem konnte Murtagh sich nicht ein Wimmern verkneifen.

„Lass mich mal deinen Rücken sehen.“, forderte der Unbekannte ihn auf.
 

Murtagh richtete seinen Rücken zu ihm. Der Fremde Freund nahm die Waschschüssel vom Schrank und einige Tücher aus dem alte Schrank. Dann begann er vorsichtig die blutigen Striemen auf seinem Rücken zu säubern. Mit zusammengebissen Zähnen zischte Murtagh laut auf, denn er glaubte der Fremde würde ihn erneut den Rücken aufreißen, als dieser mit einem Tuch den schmutzigen Schorf aus den Wunden wischte. „Auweh!“, sagte der Fremde mitfühlend.

Als er die Wunden gereinigt hatte stand der Fremde auf und begab sich aus dem Zimmer.

Kurz darauf trat er wieder ein, in der Hand einen Tiegel mit grünlicher, aromatisch riechender Paste.

Mit spitzen Fingern strich er die, nach nassem Waldboden riechende, Creme auf den heißen Rücken. Anschließend riss er die sauberen weißen Tücher in lange Streife und begann Murtaghs Oberkörper zu verbinden. Als er fertig war betrachtete er zufrieden sein Werk und erhob sich von dem Bett auf dem er kniete, um sich der Türe zu zuwenden. „Wer bist du?“,fragte Murtagh den Fremden die Frage, welche ihm schon seit geraumer Zeit auf der Zunge lag.
 

Der Unbekannte sah ihn ausdruckslos an: „Willst du wissen wer ich bin oder wie ich heiße? Wer ich bin, musst du schon selbst herausfinden. Wie ich heiße?- Mit dieser Antwort kann ich dienen. Wenngleich ich viele Namen habe, manche nennen mich 'Blutklinge', 'Teufelskind' oder einfach nur 'Schatten'. Ich selbst bevorzuge es, wenn man mich mit dem Namen den meine Mutter mir gab ruft. Du kannst mich Ylva nennen.“ Ylva drehte sich um und verschwand mit großen Schritten aus dem Raum, wobei er einen erschöpften und verwirrten Murtagh zurück ließ.
 

Murtagh leicht verwirrt durch den Vortrag ließ sich müde auf dem Bett niedersinken und schloss erschöpft die Augen. Was meinte er mit 'Wer ich bin musst du selbst herausfinden.'? , angestrengt dachte Murtagh nach. Konnte aber keine akzeptable Antwort finde und beschloss deshalb die Frage erst einmal ruhen zu lassen.

Willst du schon so schnell aufgeben?, ertönte die dunkle Stimme seines Drachens in seinem Kopf.

Dorn?, fragte Murtagh erleichtert.

Wer den sonst?, kam es belustigt von dem Drachen. Hat Galbatorix dir etwas angetan?, wollte sein Reiter besorgt wissen.

Das würde er nicht wagen!, Murtagh spürte förmlich Dorns Empörung. Gut! Murtagh blinzelte müde.

Heute war ein anstrengender Tag gewesen. Nach dem Diebstahl war er mehrere Stunden in den Kerkern gewesen. Plötzlich fiel ihm wieder das Buch ein. Hast du es gut versteckt?, fragte er Dorn.

Für wenn hältst du mich? Natürlich! ,antworte dieser im schon fast beleidigt.

Danke!

Er spürte wie etwas sanft seinen Geist berührte. Kein Problem Kleiner.

Murtagh hoffte nicht nur Antworten in dem Buch zu finden, sondern auch einen Hinweis darauf, wie er seinen wahren Namen ändern konnte, um sich aus den Fängen des Tyrannen zu befreien.
 

Was hältst du von Ylva? Murtagh schickte Dorn seine Erinnerungen mit dem geheimnisvollen Jungen.

Wenn er dir schaden wollt, hätte er es getan. Trotzdem glaube ich nicht das wir ihm vertrauen können. Sei vorsichtig!, warnte ihn Dorn.

Ich werde ihn im Auge behalten., versprach Murtagh. Wer immer Ylva war, er hatte mehr als ein Geheimnis zu verbergen. Langsam spürt Murtagh wie seine Augenlider schwer wurden und er glitt herüber in das Land, wo weder Raum noch Zeit eine Rolle spielten.

Kapitel 3: Der Auftrag

Kapitel 3: Der Auftrag
 

Der heißere Schrei einer Eule durchschnitt die Stille und ließ Murtagh auf dem Schlaf hochfahren. Betrübt sah er aus dem Fenster: Der langsam abnehmende Mond strahlte in das Zimmer und zeichnete dunkle Schemen an Wänden und Fußboden. Langsam versuchte er sich aufzurichten. Plötzlich durchzucke ein Schmerz seinen Körper und er glaubte die Welt würde in Flammen stehen.

Keuchend rollte er zu Boden. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen ihm wurde erneut der Rücken aufgeschlitzt. Er wusste noch genau wie war, als die rotglühende Klinge seines Vaters seinen Rücken aufriss und ihn für alle Zeit entstellte. Wie sehr hatte er ihn dafür gehasst! Manchmal in der Nacht wenn die Schwingen der Dunkelheit sich um ihn legten, da dachte er nach: War er am Ende genauso wie sein verhasste Vater? Würde Galbatorix dies aus ihm machen? War es sein Ziel? Und wollte Murtagh tief im Inneren vielleicht so sein wie er? Es würde soviel einfacher machen. Er wäre frei... Nein, alles nur nicht frei. Er wäre ein Gefangener seiner Selbst. Ewig müsste er sich hinter einer Maske verstecken, wäre nicht er selbst. Er könnte nur in Ketten tanzen, aber frei wäre er niemals. Nicht auf diesem Weg.

Seufzend stemmte er sich an den hölzernen Bettpfosten hoch. Als er sich vorsichtig streckte, stellte er fest, er konnte die meisten Bewegungen meistern, ohne all zu sehr unter den Schmerzen zu leiden. Doch stellte er sich darauf ein, bei jeder kleinsten Bewegung unter Schmerzen zusammenzubrechen. Vorsichtig trottete er zur Tür, um sie langsam zu öffne. Als er hinaustrat, befand er sich in einem verlassenen Gang Galbatorx's Festung. Leise schlich er sich in sein eigenes Schlafgemach.

Ein großes bequemes Bett stand in der Mitte des Raumes. Die zahlreichen Decken waren aus edlem schweren purpur Stoff und lagen zerknüllt auf der Schlafstätte. Sein letzter Aufbruch war sehr überstürzt gewesen und keinem war es erlaubt, außer Dorn, sein Zimmer zu betreten. Somit herrschte ein heilen loses Durcheinander: Bücher und Schriftrollen stapelte sich auf einem Pult ins Unermessliche. Ein dreckiger Wams hing schlaff über einem dreifüssigen Hocker und wartete auf seine verdiente Wäsche. Teller mit an getrockneten Essensresten lagen quer verteilt im Raum und zahlreiche Apparaturen zum messen und berechnen verschiedener Dinge lagen auf dem Boden, so das es mühe macht sich frei im Raum zu bewegen, ohne etwas zu zerstören. Murtagh schlurfte zu dem einfachen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand , als draußen auf dem überdachten Balkon sich Dorn nieder ließ. Hey Steinschädel, endlich wach?, Dorn schnaubte , wobei kleine Dampfwolken aus seinen Nüstern empor stiegen. Murtagh brummte etwas unverständliches und wand sich wieder seinem Spiegelbild hin. Sorgsam, wohl bedacht die Wunden nicht wieder aufreißen zu lassen zog er sein weiße Leinenhemd aus. Mit klammen Finger öffnete er den von Ylva gefertigten Verband und ließ ihn zu Boden gleiten. Er drehte seinen Rücken zum Spiegel und betrachtete ihn:

Lange blutige Striemen zogen sich über den Oberkörper. Die Haut war gerötet und entzündet. Dunkler Schorf bedeckte die Streifen. Zu seinem Erstaunen eiterte oder nässte sein Rücken nicht, was er auf die grüne Paste zurückführte. Er begab sich in seiner Selbst und machte sich auf die Suche seiner magischen Fähigkeiten. Im Kerker hatte man ihn unter Drogen gesetzt, damit er nicht auf sie zurückgreifen konnte. Er spürte einen kleinen leuchtenden brennenden Punkt in seinem Inneren. Wie ein endloses Licht brannte sie viele Jahre lang, darauf wartend bis er sie entdeckte. Er begab sich zu dem warmen mächtigen Licht und stahl etwas davon. „Waíse heill“, sprach er mit geschlossenen Augen und spürte wie sich die Wunden langsam schlossen. Erleichtert seufzte er auf. Er drehte sich zu Dorn und umarmte ihn stürmisch, Ich habe dich vermisst Großer! Murtagh spürte das Zugeständnis seines Drachens und lächelte. Nie könnte er sich ein Leben ohne seinem Seelengefährten vorstellen. Er war immer für ihn da und gab ihm selbst in der dunkelsten Stunde die Kraft wieder aufzustehen. Dorn war ein Teil von ihm und von ihm getrennt zu sein, war das Schlimmste was er sich vorstellen konnte. Ein zaghaftes Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Blick wurde kalt als er sich zu Türe wand. „Herein!“, sagte er mit eisiger Stimme.

Ein junger verschüchterter Bote trat ein: „Verzeiht mein Herr. Eure Majestät wünscht euch zu sprechen.“, ängstlich starrte er zu dem rotem Ungetüm, als dieses ein wütendes Knurren von sich gab, „ Ihr sollst so schnell wie möglich zu ihm kommen.“ Der Bote schien zu überlegen, dann sagte er: „ Der Monarch war sehr ungehalten und nicht mehr seiner selbst. Er tobte und schrie herum, er schien sehr wütend zu sein. Ihr solltet vorsichtig sein.“ Dann verneigte er sich und verschwand.

Dorn blickte seinen Reiter beunruhigt entgegen. Hoffentlich wird er dich nicht noch einmal bestrafen,teilte er seine Sorge mit. Ja, Hoffentlich. Murtagh zog sich ein frisches Hemd an und eilte so schnell es ging zum Thronsaal. Schon zwei Gänge entfernt hörte er das wütende Schreien. Wobei er es nichts verstand. Vor der großen Doppeltür hielt er an. „Was fällt dir ein, meine Entscheidungen in frage zu stellen?!“,hörte er Galbatorix brüllen. Ein beherrschte ruhige Stimme antworte ,was Murtagh aber nicht verstand. Zögernd klopfte er und trat ein. Sogleich richtete sich de Zorn des Königs auf ihn: „Warum bist du so spät? Ich sagte du sollst sofort kommen!“ „Falls ihr euch nicht mehr erinnert, ihr habt ihn halbtot schlagen lassen!“, ertönte eine Stimme hinter Galbatorix und Murtagh sah Ylva, der ungerührt im Raum stand. „Hüte deine Stimme, du kleines Blag!“, zischte der falsche König. Dann beruhigte er sich ein wenig : „Ylva, Ylva - Du bist einer der besten Krieger den ich kenne. Fast niemand kann es im Schwertkampf mit dir aufnehmen, aber wir müssen noch an deiner Loyalität arbeiten. Du vergisst zu schnell wem du zu gehorchen hast!“ „Ihr müsstet doch am ehesten wissen, das ich nur meinem eigenen Gewissen unterstellt bin. Und würdet ihr mich nicht erpressen,wäre ich schon längst aus dieser verdammten Burg verschwunden und hätte euch den Rücken zugekehrt.“, mit hoch erhobenen Hauptes sah Ylva Galbatorix an. „Wärst du nicht so verdammt wichtig, hätte ich dich schon längst für deine Frechheiten getötet!“, schrie dieser im mir rotem Kopf an. „Ja, was für ein Glück!“, erwiderte Ylva sarkastisch. Der Monarch schnaubte wütend, dann wand er sich Murtagh zu. „Ich habe dich nicht umsonst hergerufen.“begann er zu erzählen, „Ich möchte das du mir etwas zusammen mit Ylva besorgst. Es ist eine Schriftrolle, welche sich einem Spion folge in dem Besitz eines gewissen Arkadius in der Stadt Ceunon östlich von dem ehemaligen Dorf Carvavall befindet. Holt diese Rolle um jeden Preis und wenn ihr die gesamte Stadt niedermacht! Ihr habt eine Woche.“ „Ceunon ist auf der anderen Seite von Alagaésia!“, wand Murtagh ein. „Dann muss dein Drache eben schneller fliegen!“, erwiderte Galbaorix verärgert. „Dorn ist noch zu klein um zwei Personen zu tragen.“, gab der junge Reiter bedenken. „Ich werde reiten.“, warf Ylva ein. Murtagh sah ihn irritiert an: „Kein Pferd könnte mit einem Drache mithalten, geschweige Ceunon in einer Woche erreichen!“ „Habe ich gesagt ich werde auf einem Pferd reiten?“, ließ Ylva im Raum stehen.

Kapitel 4: Die Reise beginnt

Kapitel 4: Die Reise beginnt
 

Murtagh eilte aus dem Thronsaal und begab sich sogleich in sein Schlafgemach.

Schnell suchte er die wichtigsten Dinge für die Reise und verstaute sie in einem ledernen Beutel. Ein frisches Leinenhemd, ein neues Wams und eine schwarze robuste Lederhose fanden in ihm Platz, sowie einen Pfund Trockenfleisch, grobes Brot und ein Stück jungen Käse, welches er sich in der großen Küche in einem der unterm Stockwerke besorgte.

Dann trat er auf den großen steinernen Balkon, von dem er eine Aussicht über ganz Urû'baen hatte, und richtete seinen Blick auf seinen rotem Freund, welcher zusammengerollt auf einem großem flauschigen Kissen lag. Dorn Schuppen funkelten im eisigen Mondlicht wie tausende Rubine. Der Koloss setzte sich mit einer Eleganz, welche man ihm nie zugetraut hätte auf, und ließ sich von seinem Reiter den dunklen Sattel aufsetzten. Wortlos zurrte Murtagh die verschiedenen Riemen und Schnallen fest, welche er alle noch einmal überprüfte, um nicht Gefahr zu laufen herunter zu fallen. Zwar wusste er Dorn würde ihn auffangen, dennoch wollte er lieber auf diese Erfahrung verzichten. Den Beutel mit seinen Dingen für die Reise band er seitlich an den Sattel, damit dieser Dorn nicht beim fliegen behindern würde. Dann machte er kehrt und nahm den großen Langbogen auf Kiefernholz und den Köcher mit den dazu gehörigen weißen Federn aus einem Regal. Kurz stoppte er als er auch Zar'roc greifen wollte. Wie viel Leid dieses Schwert angerichtet hatte. Es machte seinem Namen alle Ehre. Energisch schüttelte Murtagh den Kopf und band sich Zar'roc an den Gürtel.

Dann zog er sich in den Sattel seines Drachens , welcher sich von der Plattform abstieß und in den Hof hinein glitt.

Murtagh sah Ylva, bekleidet mit einem schwarzen Hemd unter dem ein feines Kettenhemd hervor blitzte und einem Umhang an einer Wand gelehnt stehen. Neben ihm stand ein schneeweißer Bogen und auf seinem Rücken war neben einem Köcher ein langes dünnes Schwert gebunden. Das Schwert war ähnlich dünn wie das des Schatten Durzas mit den Unterschied das dieses leicht gebogen und kürzer war. Der Griff war schlicht mit einem weißen Band umwickelt und es steckte in einer ebenfalls weißen glatten Scheide. Als Ylva Murtagh und Dorn erblickte stieß er sich von dem Stein ab und lief auf sie zu. „Seid ihr bereit, damit wir los können?“, fragte er sie mit schief gelegtem Kopf. „Wir ja, aber bist du es? Worauf willst du reiten?“ Murtagh konnte niemanden in dem dunklem Hof ausmachen. Plötzlich ertönte aus den Schatten der Nacht ein dunkles grollendes Knurren und gelb glühende Augen blitzten im Mondlicht auf. Murtagh hörte eine Bewegung und langsam herabsinkende Krallen auf dem nassen Steinboden. Aus dem Schwarzen trat ein riesiger weißer Wolf. Niemals hatte der junge Drachenreiter solch ein prächtiges Tier gesehen. Das Fell funkelte wie Millionen Sterne, die Augen furchterregend gelb glühend, die Pranken mit weißen messerscharfen Krallen besetzt und die Größe! Der Wolf war fast genauso groß wie Dorn. Wenn er sich bewegte raschelte leise das Fell. Mit seinen klugen allwissenden Augen betrachtete er Dorn und Murtagh. Dann wand der Wolf sich Ylva zu und stupste ihn sanft mit der Schnauze an, was diesen dazu veranlasste ihn sanft den Kopf zu kraulen. „Darf ich vorstellen? Dies ist Nemesis, eine Schneewölfin aus dem Beor-Gebirge.“,sagte Ylva zu Murtagh und Dorn gewandt „Ich fand sie als Welpe als ich noch ein Kind war.“

Dann sprang er auf den Rücken der stolzen Wölfin und hielt sich in dem langen Fell fest. Als Murtagh fragte warum sie keinem Sattel trage, antwortete Ylva, sie seien ohne schneller. Ylva legte sich eine Tasche um die Schulter und schon sprintete Nemesis los. Die riesigen Pfoten glitten sanft über das Pflaster. Nur ab und zu hörte man das scharren ihrer Krallen über dem Boden. Dorn, welcher der schönen Wölfin etwas Vorsprung gelassen hatte, da diese ja erst einmal durch die gesamte Stadt laufen musste und nicht wie er über die Häuser fliegen konnte, stieß sich mit seinen kräftigen Hinterbeinen ab und glitt in die kalte Nachtluft. Unter sich konnte er einen weiße schimmernden Punkt ausmachen, der sich schnell durch die Gassen wand.

Als sie Gassen und Straßen und damit auch die Stadt hinter sich gelassen hatten, flog der rote Drache direkt über der Schneewölfin. Sie war schnell, sehr schnell. Ein würdiger Gegner für ein Wettrennen mit einem Drachen, dachte Dorn sich. Langsam tastete er nach dem Geist der Wölfin um ihr klar zu machen, was er vor hatte. Als er ihren Geist berührte erschrak er. Eine ruhige Frauenstimme ertönte in seinem Kopf: Es ist unhöflich einfach so in den Geist eines anderen einzudringen! Dorn blinzelte verwirrt. Dieser Geist strahlte eine unglaubliche Ruhe und Intelligenz aus. Die war nicht der Geist eines normalen Tieres! Ein leises kichern ertönte. Sehe ich den aus wie ein gewöhnliches Tier?, fragte die Stimme. N-Nein!, stotterte Dorn in Gedanken. Aber du bist ein Wolf!, gab er entrüstet von sich. Ja! Und du bist ein Drache. Warum sollten andere Lebewesen nicht auch mit der Macht der Intelligenz gesegnet sein?, fragte Nemesis. Dorn brummte eine Entschuldigung und zog sich dann zurück. Sein neues herausgefundenes musste er gleich Murtagh mitteilen. Murtagh, Nemesis ist intelligent! Murtagh zog verwundert die Braue hoch, warum teilte Dorn ihm das bitte schön mit? Dem bin ich mir bewusst, ich denke nicht das sie ein dummes Schoßhündchen ist. Schließlich wurde sie zum Reittier erzogen. Sie muss doch schon eine gewisse Intelligenz mitbringen um auf die Befehle des Reiters zu hören. Dorn schnaubte. Nein ich meine so richtig intelligent, ich habe mit ihr geredet. Sie ist kein einfaches Tier! Dorn spürte Murtaghs Verwirrung als dieser verstand. Aber wie ist das möglich?- Ich weiß es nicht! Nachdenklich flog Dorn weiter. Und auch sein Reiter schien im Gedanken versunken zu sein. Nach einiger Weile fiel dem Rotem wieder ein, warum er eigentlich Nemesis Geist berührt hatte. Erneut schickte er sein Gedanken aus, aber dieses mal tastete er erst einmal vorsichtig nach Nemesis Geist, damit diese wusste das er mit ihr reden wollte. Oh, der Drache lernt Manieren!, erklang eine sarkastische Stimme. Ja, Entschuldigung, bekundete Dorn reumütig. Schon in Ordnung,in verschmitztes Lachen folgte Was willst du Feuerechse? Dorn zischte empört. Dann sprach er: Ich suche eigentlich einen Gegner für ein Wettrennen, aber ich glaube nicht das du kleiner Welpe dafür geeignet bist!Der junge Drache spürte förmlich die Empörung der weißen Wölfin. Willst du mich herausfordern Riesenreptil?, knurrte die stolze Schneewölfin. Vielleicht!, erwiderte Dorn Wir sehen uns im Ziel! Damit machte der Drache einen Satz nach vorne,was seinen Reiter überrascht aufschreien ließ, und flog in doppelter Geschwindigkeit weiter. Unten auf der weiten Ebene sah er im Augenwinkel wie auch die Wölfin ihr Tempo erhöhte. Schnell flog er in Richtung Norden, während am Horizont ein silberner Streifen erschien, welcher die baldige Dämmerung verkündete. Murtagh schloss tränend die Augen, als der rot glühende Feuerball zwischen den Bergen am Horizont brach. Das Licht tauchte alles in einen warmen orangen Farbton und ließ das Wasser in einem kleinen Bach unter ihnen funkeln. Das rote Sonnenlicht ließ alles um sie herum so unwirklich erscheinen. Murtagh nahm alles um sich herum durch eine warme Brille wahr und es war als befände er sich an einen längst vergessenen Traum. Der warme Wind peitschte ihm ins Gesicht und zerwühlte seine Haare. Kleine Wassertropfen flogen ihm entgegen , wurden aber gleich wieder von der warmen Morgensonne vertrieben. Er schloss genießerisch die Augen und hörte wie Dorn wollig brüllte. In diesem Moment spürte er, was fliegen wirklich bedeutete. Abheben, seine Gedanken einfach abschalten und genießen.

Plötzlich spürte er wie etwas versuchte in seinen Geist einzudringen und er verkrampfte sich. Schnell zog er eine Mauer um seine Gedanken und versuchte den Angreifer abzuwehren. Der Fremde zog sich zurück, nur um dann erneut mit unglaublicher Kraft gegen seine Mauer zu rennen. Murtagh kniff die Augen zusammen, als er spürte wie eine mächtige Kraft versuchte in seinen Geist einzudringen. Langsam begann seine Mauer zu bröckeln, bis der Angreifer sie ganz einriss. Die Muskeln gespannt wartete Murtagh auf eine magischen Angriff, als eine wütende Stimme erklang: Du elender Hornochse! Weißt du eigentlich wie schwer es ist dich nur zu erreichen? Was fällt dir ein mich abzuwehren? - Ylva?, fragte Murtagh überrascht. Wer den sonst?! Meilenweit ist hier keiner außer uns beiden. Komm runter ich würde sagen, wir machen eine Pause und Frühstücken.

Dorn landete neben Nemesis, die zusammengerollt im vom Tau nassen Gras lag. An ihren Bauch gelehnt saß Ylva, Murtagh wütend an funkelnd. „Tut mir leid. Ich wusste nicht das du es bist!“

Ylva brummte etwas und öffnete dann seine Tasche um eine Stück Brot heraus zu holen, in welches er herzhaft rein biss. Nemesis, welche mittlerweile aufgestanden war, jagte über die Wiese, ein Kaninchen im Visier. Als sie den kleinen Nager dann schließlich fing legte sie sich auf den Boden, den Kadaver zwischen den Pfoten. Ein Morgenschauer jagte über die Ebene und ließ alle Pflanzen in der roten Sonne funkeln. Dorn und Nemesis tollten über die Wiese. Genüsslich rollte Dorn über die Wiese und sog den frischen würzigen Geruch der Erde ein. Auch Nemesis hüpfte wie ein Welpe über die Ebene und Murtagh konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Als er zu Ylva sah, hatte auch dieser ein Lächeln im Gesicht, und es war das erste Mal, das aus seinen Augen die Finsternis verschwand um einem warmen liebevollen Ausdruck platz zu machen.

Kapitel 5: Fragen

Kapitel 5: Fragen
 

Mühselig rappelt Ylva sich auf und sah Murtagh an :“Wir sollten weiter.“ Er wollte sich soeben auf Nemesis Rücken schwingen, als Murtagh seinen Arm fasste. „Wir müssen reden.“, sagte Murtagh mit ernster Stimme. Argwöhnisch sah Ylva ihn an: „Worüber?“. Murtagh setzte sich in das Gras und sah ihn mit stechenden Blick an. „Wer bist du? Ich weiß ich habe diese Frage schon einmal gestellt und ich habe deinen Antwort nicht vergessen, dennoch werde ich nicht schlau aus dir.Jedes mal, wenn ich glaube etwas über dich herausgefunden zu haben, wirft etwas was du tust oder sagst neue Fragen auf.“ Ylva setzt sich ihm gegenüber: „Was erwartest du? Ich kenne dich nicht, wir haben uns vor zwei Tagen zum ersten mal gesehen. Für mich bist du ein Fremder und ich bin nicht bereit einem Fremden meine Lebensgeschichte zu erzählen!“

Murtagh hatte sich schon gedacht, das Ylva ihm nicht vertraute, aber er hatte wenigstes mit etwas Sympathie Seitens des Rothaarigen gerechnet.

„Dann lass mich dich kennen lernen. Sei für mich kein Fremder mehr! Wenn ich mit dir reise, muss ich mich auf dich verlassen können!“Ylva sah ihn schockiert an: „Tu es nicht!“ Murtagh blinzelte verwirrt. „Was?!“- „Tu es nicht! Vertrau mir nicht, du wirst es bereuen!“ Der junge Reiter sowie sein Drachen blickten irritiert auf. „Wie meinst du das?“ - „Ich mein es so wie ich es sage, bis jetzt habe ich alle dir mir vertraut haben enttäuscht und spätestens wenn sie herausgefunden haben, wer ich wirklich bin, haben sie sich von mir abgewendet.“ Murtagh glaubte ihn zu verstehen, viele hatten sich schon mit Abscheu von ihm gewandt als sie hörten dass er Morzans Sohn war. Aber er konnte nichts dafür. Ob dies bei Ylva anders war? Nicht jeder warnte jemanden anderen vor sich selbst. Um genau zu sein so gut wie keiner. „Darf ich dir einige Fragen stellen?“,fragte Murtagh unsicher. „Fragen kannst du soviel stellen, wie du willst. Ob du Antworten kommst ist eine andere Sache!“ Auf irgend eine Art und Weise überraschte Murtagh diese Antwort nicht.Anscheinend lernte er langsam Ylvas verwirrende Ader kennen. „Wie konntest du in meinen Geist eindringen?“ - „Ich habe deine Mauer eingerissen.“ Dorn knurrte wütend auf: Muss man diesem Typen wirklich alles aus der Nase ziehen? Nemesis, die neben dem jungen Drachen saß, fletschte die Zähne und sträubte das Fell- Du weißt überhaupt nichts über Ylva also hast du kein Recht für dein Urteil! Zumal deine Formulierung 'alles aus de Nase ziehen' mehr als verwirrend ist. Dorn lachte, was sich wie ein abgehacktes Knurren anhörte. Anscheinend kannte die Wölfin diesen umgangssprachlichen Satz nicht. Der Drache wand sich wieder seinem Reiter zu, welcher mit seinen Nerven am rangen war. „Ylva du treibst mich echt zur Weißglut!“ - „Warum?“, kam es verständnislos von diesem. „Egal was ich dich frage, du weich mir aus, gibst Antworten aus denen man überhaupt nicht schlau wird oder die ignorierst mich!“ Ylva zuckte mit den Schulter: „Dann stell halt keine Fragen mehr oder stell welche die man einfach beantworten kann.“ Murtagh überlegte, er musste eine Frage stellen, die einfach zu beantworten war, aber auch etwas über Ylva aussagen würde. Am besten würde er mit Ylvas Kindheit anfangen und somit fragte er die Frage, welche ihm als erstes in den Sinn kam: „Wie heißt deine Mutter?“ Ylva sah ihn verwundert an. Mit dieser Frage hatte wohl nicht einmal er gerechnet. „Sie hieß Arkane.“ Murtagh blickte betrübt auf, er wusste noch wie es für ihn gewesen war seine Mutter zu verlieren, es war schwer gewesen. „Das tut mir leid. Wie war sie gewesen?“ Der Gefährt der Wölfin schnaubte: „Muss dir nicht. Und sie war grausam.“ Damit hatte der Reiter nicht gerechnet. Ylvas Stimme klang bitter als er dies sagte und Murtagh sah wie die Finsternis sich wieder in seinen Blick schlich. „Warum?“ Eigentlich war die Mutter immer die Frau welche man am meisten bewunderte und schätzte. „Sie...“ Ylva stockte als wüsste er nicht ob er dies Murtagh mitteilen sollte. Er sah Murtagh unsicher in die Augen. „Wirst du mich verachten?“ Der Reiter lachte: „Ich glaube ich bin der letzte der jemanden wegen seinen Eltern verachten würde. Mein Vater war Morzan.“ Murtagh sagte ihm dies, weil er wollte das Ylva ihm vertraute und er wusste ohne Gegenleistung würde er nichts von sich preisgeben. „Oh...M-Meine Mutter...sie war ein Schatten!“ Der Reiter war stockte einen Moment und ohne das er es wollte, sah er Ylva schockiert an, was diesen dazu veranlasste betrübt die Augen nieder zu schlagen. „Du bist ein Halbschatten?“ Wäre er ein richtiger Schatten, hätte Murtagh dies schon längst bemerkt. „Ja. Dies war auch einer der Gründe, warum ich in deinen Geist eindringen konnte.“ - „Wer war dein Vater?“ Er konnte sich nicht vorstellen, das ein Mann sich mit einem Schattenweib einlassen würde, egal wie schön sie wäre. „Unwissenheit ist in Segen. Es ist besser wenn du es nicht weißt. Die Antwort würde dich in Gefahr bringen.“ Murtagh nickte, er vertraute auf Ylvas Urteil und ließ es dabei, aber er nahm sich vor später einmal auf diese Frage zurück zu kommen. „Warum kannst du so gut kämpfen wie Galbatorix sagt?“ Er bekam die Antwort mit der er gerechnet hatte: „Man hat es mir beigebracht!“ Langsam wurde Murtagh wütend, er behandelte Ylva weiter wie einen normalen Menschen, aber von diesem kamen weiterhin ablehnenden Antworten. Ylva der seinen Gedanken erraten haben mochte, sagte: „ Ich bin nicht jemand der nach dem Motto lebt 'Was haste, was kannste' wenn ich jedem vertrauen würde, der mir unter die Augen kommt dann wäre ich schon längst tot. Seit ich geboren wurde ging es bei mir nur ums nackte Überleben. Aber ich glaube das müsstest du kennen.“ Murtagh nickte, auch er musste ein Leben lang kämpfen. Als Kind wollten ihn viele umbringe oder entführen um seinen Vater zu schwächen, wobei er nicht einmal sicher gewesen wäre ob dieser davon Notiz genommen hätte. Dennoch war Murtagh wütend „Du sollst nicht irgendjemand vertrauen, sondern mir!“ - „Tut mir leid, aber für mich bist du irgendjemand.“

„Warum hast mir dann das Leben gerettet, in den Kerker.“ Ylva sah in geheimnisvoll an „Ich brauche dich noch später, auf dich kommt noch Großes zu.“ - „Woher weißt du das? Wer bist du wirklich? Womit erpresst Galbatorix dich? Warum bist du so stark? Was? Wie? Warum?“, zum Schluss hin wurde seine Stimme immer lauter bis er merkte das er brüllt und aufgesprungen war. Ylva stand ebenfalls auf. „Eines Tages wirst du es verstehen und bei dem Rest ist es besser das du es nicht weißt.“ Murtagh packte den Kleineren grob am Kragen und hob ihn hoch, so das er ihm in die Augen guckte, dabei stellte er fest, das Ylva erstaunlich leicht war. „Erkläre dich Kleine!“ Er packte fester zu, dabei blickte ihn Ylva ohne Emotionen und Gegenwehr an. „Lass mich los!“,sagte dieser ruhig. „Und was ist wenn nicht?!“, provozierte Murtagh ihn.

Ylvas Faust schoss blitzschnell nach vorne und ehe Murtagh diese abwehren konnte brach unter ihr auch schon seine Nase. Er ließ Ylva mit einem Aufschrei los und taumelte zurück, dabei merkte er wie heißes Blut aus der Nase floss. Wütend drehte er sich um und versuchte Ylva einen Schlag zu versetzte, doch dieser wich geschickt und schnell aus. Mehrere Minuten ging dies so, ohne das Murtagh auch nur einen Treffer landen konnte, während Ylva überhaupt nicht versuchte anzugreifen. Es machte Murtagh noch wütender, der Jüngere sah in ihm anscheinend keine Bedrohung und er fühlte sich in seinem Stolz verletzt.

Mit einem wütenden Brüllen schmiss er sich auf Ylva, womit dieser nicht gerechnet hatte und begrub ihn unter sich. Ein rollendes Etwas aus Armen und tretenden Beinen entstand.

Mittlerweile hatte auch der Rothaarige einig Blessuren, wie Murtagh erfreut feststellte.

Plötzlich spürte Murtagh etwas, was eigentlich nicht hätte da sein dürfen. Schockiert sah er in Ylvas Gesicht als ihm klar wurde WO seinen Hand lag und was dies zu bedeuten hatte : „D-Du...Du bist ein Mädchen?!“

Ylva knurrte auf.

Kapitel 6: Ceunon

Kapitel 6: Ceunon
 


 

Ylva knurrte und fletschte die Zähne, zum ersten mal war Murtagh sicher einen Halbschatten vor sich zu haben, Ylvas Eckzähne waren wesentlich spitzer als die eines Menschen, wenngleich nicht so spitz wie die des Schatten Durzas. Trotzdem war es mehr als eindrucksvolles Fauchen. Ylva zog seine - /ihre Beine vor die Brust und katapultierte Murtagh mit einem festen Tritt von sich herunter. Murtagh flog ungefähr drei Meter weit und landete hart im nassen Gras, wo er stöhnend liegen blieb. Als er aufschlug, dachte er das gesamte Himmelfirmament kreise um seinen Kopf. Mit schmerzhaft verzogenen Gesicht hob er den Kopf, nur um Ylva in gebückter Haltung stehen zu sehen. Die Hände zu Klauen geformt und ein wütendes Zischen auf den Lippen. Ihre grünen kalten unheimlichen Augen folgten jeder seiner Bewegungen, als er sich schwerfällig aufrappelte.

Die Sonne stieg langsam den Horizont hinauf und zeichnete lange Schatten auf den Boden.

Murtagh sah sie ungläubig an : „Ich glaub es nicht, ich hab mich mit einer Frau geschlagen!“
 

Ylva seufzte rau und richtete ihren Blick gen wandernder Sonne.

„Deswegen wissen so wenige, das ich ein Mädchen bin, nicht weil ich nicht stolz auf das was ich bin oder weil meine Eltern um einen Sohn gebeten haben, nein die Männer dieser Gesellschaft denken das sie Frauen mit Samthandschuhen anfassen müssen und nehmen sie nicht ernst. Des weiteren, bitte entschuldige, aber dies ist eine Tatsache, nehmen Männer Frauen nicht wahr, es sei den sie laufen halbnackt vor ihnen herum. Und auch dann werden Frauen nicht als Frauen gesehen, sondern als neustes Objekt der Begierde. Würde mein Name noch ansatzweise den selben furchterregenden Nachgeschmack bei den Häschern des Königs auslösen wenn sie wüssten das ich eine Frau bin? Da bezweifele ich. Und sollte ein Mann es wirklich einmal mit einer gestanden Frau zu tun hat, kann man sicher ein, das sie auf dem Scheiterhaufen ladet, solch Angst haben manche vor eigenständigen Frauen.“

Murtagh sah sie verwundert an, er hatte mit einer wütenden Fauchen gerechnet. Aber nicht mit einer ehrlich gemeinten Meinung oder einer Erklärung. Nachdem er Zeuge von ihrer Kraft geworden war, er bezweifelte, dass eine andere Frau es geschafft hätte ihn mehrere Meter ohne Magier zu schleudern, wusste er, sie war nicht zu unterschätzen. Ob es daran lag ob sie ein Halbschatten war, oder an ihrer Schnelligkeit, welche sie ihm ohne Zweifel demonstriert hatte, wusste er nicht.
 

„Bei allen Geistern dieser und aller anderen Welten, wir haben den halben Tag vergeudet!“, stellte Ylva erschrocken fest.

„Wir müssen uns beeilen, wir müssen in Ceunon sein, bevor die Elfen einfallen!“

„Elfen?“, verwirrt und erschrocken zugleich stockte Murtaghs Atem.

„Ja, Elfen. Ceunon ist die Stadt, welche nahe dem unendlichen Wald der Elfen Du Weldenvarden errichtet wurde. Die Elfen sind keineswegs so naiv zu glauben sie können sich auf den Angelegenheiten der Menschen und Zwerge heraushalten. Schon bald wird sich eine neues Weltbild erheben und Galbatorix fallen. Die Elfen rüsten sich wie alle Völker diese Landes für die entscheidende Schlacht. Und strategisch gesehen ist es mehr als Logisch als erstes in Ceunon einzufallen.“

Die junge Halbschatten knetete langsam und bedächtig einen dicken fleischigen Grashalm zwischen ihren Fingern, was einen leichte aromatischen Duft verströmte.

„Galbatorix ist dem Untergang geweiht. Die einzige Frage ist, wie wird er untergehen? Urû'baen wird schon in absehbarer Zeit fallen. Jeder der die Zeichen deuten kann weiß dies. Niemand ist so mächtig sich allen rebellierenden Völkern auf Dauer zu widersetzten. Die Feinde des Imperiums haben sich verbündet und werden es vernichten. Nur werden wir in dieser dunklen oder hellen Stunde , man weiß es nicht, das Richtige tun?“

„Wenn Galbatorix doch weiß, warum schickt er nicht ein Barteilion nach Ceunon?“

„Der König schwelgt bereits im Siegestaumel und ist blind für die drohende Gefahr. Er ist zu Macht besessen als das er die Augen öffnet. Seinen Feinden kommt diese Einstellung mehr als gelegen. Viele Menschenleben wird der Krieg fordern. Doch aus der Asche des Krieges wird sich eine neues strahlendes Reich erheben. Die Varden werde diese Königreich ein ein neues Zeitalter führen.“

„Was wird auf uns?“

„Es kommt auf die Seite an, auf welcher du am Ausgang der Schlacht stehen wirst. Wirst du das sinkende Schiff noch rechtzeitig verlassen können oder wird es dich mit auf den Meeresgrund ziehen? Schon bald wirst du dich entscheiden müssen und dich deiner selbst beweisen!“

Ylva legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm fest in die Augen.

„Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du den Richtigen Weg wählen, glaub mir.“

„Warum bist du dir da so sicher? Du kennst mich nicht einmal.“

„Das mag sein.Aber ich weiß, du bist Galbatorix genauso abgelehnt wie ich. Außerdem besitzt du ein reines Herz. Finde einen Weg das steinerne Siegel zu lösen und du wirst die Prophezeiung erfüllen.“

„Welche Prophezeiung? Was meinst du? Du sprichst wieder einmal in Rätseln!“
 

Ein süßes Kichern erklang.

„Das ist mein Geheimnis. Weißt du hinter Geheimnissen steht der Schlüssel zu allem.“

Sie wand sich ab und sammelte ihren Sachen, welche bei der Rangelei verstreut wurden vom Boden auf.

Allen Anschein nach war das Gespräch für sie beendet.

Sie ist unglaublich! Murtagh starrte sie fassungslos an,während sie sich summend auf die Weiterreise vorbereitete.

Ja, aber recht erstaunlich, das du nicht schon früher bemerkt hast, das sie ein junges Mädchen ist.

Wie bitte? Du wusste's es?

Natürlich. Sie riecht nach Frau. Das hättest du mit deinem verkümmerten Geruchssinn aber auch bemerkt haben!

Entschuldigung, ich schnüffel nicht erst an meinen Mitmenschen.

Solltest du aber. Außerdem glaube ich, ihr letzter Satz war kein Rätsel, sondern ein Hinweis!

Hinweis?

Was bist du eigentlich für ein ignoranter Steinschädel?! Das Buch!

Aber sie weiß nichts von dem Buch.

Bist du dir da sicher? Ich glaube deine Rettung, alles war von Anfang an geplant. Sie weiß mehr und ist mehr, als sie zugibt. Wie schon einmal gesagt: Vertraue ihr nicht!
 

Murtagh lenkte seinen Aufmerksamkeit zurück auf Ylva, die sich soeben auf Nemesis Rücken zog und ihn abwartend ansah.

„Kommst du jetzt oder willst du absichtlich den Zorn des Königs auf dich ziehen?“

„Damit scheinst du ja Erfahrung zu haben.“

„Ich weiß, ich habe mein hübsches Köpfchen schon für den ein oder andern hingehalten.“

Murtagh packte seine Sachen und stieg in Dorns Sattel.

„Eingebildet?“

„Absurder Gedanke!“ Ylva schenkte ihm ein schiefes Grinsen bevor sie mit Nemesis los preschte.

Auch Dorn stieg höher und verschwand langsam in den Wolken.
 

Die Tage vergingen. Murtagh genoss die Gesellschaft von Ylva. Sie hatte eine sehr verwirrende und manchmal unheimliche Denkweise. Ein Mysterium, das es zu ergründen galt. Ein wenig erinnerte sie ihn an die verrückte Kräuterhexe Angela, wessen Bekanntschaft er im Kreis der Varden machte. In den Pause wenn Dorn und Murtagh sich auf dem Boden befanden, redeten sie oft über belangloses. Murtagh war immer wieder von ihrer kritischen Anschauung überrascht und stellte schon bald fest, wie sehr sie Galbatorix hasste. Der Grund allerdings blieb ihm verborgen.
 

Am Abend des dritten Tages, hörten sie Stimmen und rochen verbranntes Holz. Als sie durch das Unterholz schlichen, sahen sie vor sich die Stadt Ceunon.

Durch die engen Gassen der Stadt huschten schemenhafte Gestalten. Schnell und mit der erschreckenden Eleganz animalischer Jäger sah man die im Dunklen wandern.

Ylva welche sich flach au den Boden gelegt hatte spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Nacht. Murtagh wusste sie sah wesentlich besser als er, aufgrund ihres Erbes. Trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, dass sie die Gestalten erkennen könnte.
 

„Die Elfen sind bereits da.“ Ries sie ihn aus seinen Überlegungen.

„Woher weißt du das?“

„Seit ihr Menschen wirklich so blind, das du sie nicht siehst?“

„Was sollen wir nun tun? Wir müssen die Bewohner warnen!“

„Nein!“, flüsterte Ylva bestimmende, „Die Dorfbewohner sind jetzt nicht wichtig! Einzig was zählt ist die Mission. Wir müssen diesen Mann und seinen Schriftrolle finden, bevor es die Elfen tun.“

„Aber, sie werden sie alle umbringen!“

„Ein nötiges Opfer! Jede Revolution fordert das Blut Unschuldiger.“

„Wir können nicht einfach zusehen!“

„Vergesse das was du nicht ändern kannst! Was nützt es dir wenn sie dich umbringen oder gefangen nehmen? Du magst Stark sein, aber gegen die geballte Kraft unzähliger Elfen hast weder du, noch Dorn oder ich eine Chance!“
 

Murtagh schloss die Augen und die Tränen schossen ihm in die Augen als der Wind die ersten panischen Schreie antrug. Sein gesamter Körper zitterte , die Hände zu festen Fäusten geballt. Die weißen Knöchel traten hervor und er schimpfte sich selbst eine Feigling, weil er nichts unternahm.

Eine fremde kalte Hand legte sich auf seine und er blickte auf. Ylva sah ihn mitfühlend an.

„Es tut mir leid!“
 

Nach einigen schweren Atemzügen, die an die Meditation erinnerten, sah er Ylva fest in die Augen., während er versuchte die Schreie so gut es ging auszublenden.

„Wie ist der Plan?“

„Wir nutzen den Aufruhr um uns in die Stadt zu schleichen. Aber wir müssen davon ausgehen, das die Elfen dein Gesicht kennen. Wir müssen aufpassen. Dorn und Nemesis werden sich an einem angelegen Ort verstecken müssen, damit der Wind uns nicht verrät. Niemand wird in dem Gedrängen auf uns achten, trotzdem müssen wir mehr als Aufpassen. Die Elfen haben erstaunlich scharfe Sinne. Sie könnten uns erkennen. Wir müssen so schnell wie möglich diesen Arkadius finden!“

Damit war es beschlossen.
 

Kurz darauf sah man zwei unscheinbare Schatten sich in die aufgeschreckte Stadt stehlen.

Langsam ging der abnehmenden Mond auf und schickte sanftes Licht durch das Geäst.

Kapitel 7: Blutrote Nacht

Kapitel 7: Blutrote Nacht
 

Murtagh schlich durch die Stadt. Nahe seinem Ohr vernahm er Ylvas leisen Atem. Mit Blick auf die Straße hielt er sich im Schatten der Häuser. Als er sicher war, alleine zu sein trat er auf die Straße. Mit einem mal vernahm er hastige Schritte hinter sich.

Blitzschnell legte sich eine Hand auf seinen Mund und mit einem kräftigen Ruck wurde er in eine Gasse gezogen. Wenige Schritte von ihm liefen geschmeidig wie Katzen Elfen vorbei. Die Schwerter funkelten rot in dem spärlichen Licht, welches der Mond spendet. Die gefährliche Schönheit ließ ihn erschaudern. Er vernahm eine leise flüsternde Stimme: „ Du bist so laut wie eine Herde Ochsen!“ Als er sich umdrehte, schrak er zurück: Er blickte in katzenartige grünen Augen. Nur wenige Zentimeter trennten sein und Ylvas Gesicht.
 

Auf leisen Sohlen ging sie um ihn herum und spähte in die Nacht. Dann lauschte sie. Sie hatte ihm erklärt, das fade Mondlicht wäre für sie hell wie die Sonne am Tage und ihr Gehör war ähnlich der Elfen. Sie konnte selbst die Motte, welche zehn Meter von ihnen entfernt um eine Öllampe kreiste, mit den Flügeln schlagen hören.

Mit zwei Fingern winkte sie ihn hinter sich her, als sie mit übermenschlicher Geschwindigkeit auf die andere Straßenseite hastete. Den Körper fest an die raue Häuserwand gepresst stand sie da und wartete auf ihn. Als er schließlich keuchend neben ihr stand sagte sie flüsternd: „Du atmest so laut, dass man dich im Dunklem erschießen könnte!“

Murtagh erwiderten nichts. Ylva blickte nach oben. Dann sprang sie blitzschnell, so das der Reiter dachte, sie würde fliegen, auf das Dach des nebenstehenden Hauses.

Das Drachengefährt nahm Anlauf und sprang an dem Haus hoch, dabei griff er nach der Regenrinne um sich an dieser hoch zu zeihen.
 

Beide blickten sich an, dann rannten sie in gebückter Haltung über die flachen Dächer. Unter ihnen liefen verängstigte Frauen durch die Straßen, mit hysterischer Stimme riefen sie nach ihren kleinen Kindern. Andere zogen ihre Familien mit klammernden Griff hinter sich her.

Murtagh bereute ihnen nicht helfen zu können. Mit blinder Hoffnung klammerte er sich an dem Gedanken, die Elfen mögen Güte im Herzen tragen.

In der Stadt regierte die blanke Panik. Laternen wurden von der aufgeschreckten Meute umgerannt. Ein trockener Heuhaufen fing Feuer. Jedes Wesen schien um sein Leben zu rennen. Je näher sie dem Stadtzentrum kamen, desto schlimmer wurde das Chaos.

Die Elfen streiften elegant durch die Menschentraube. Mit wirbelnden Klingen streckten sie jene nieder, welche es wagten sich ihnen entgegen zu setzte. Von den flüchtenden Frauen und Kindern schienen sie keinen Notiz zu nehmen.
 

Murtagh öffnete seinen Geist und ließ ihn herum kreisen, auf der Suche nach Arkadius.

Dabei nahm er alle die Gefühle der verängstigten Menschen wahr. Ihre Angst, ihre Verwirrung, ihre Schmerzen. Er zitterte, als er sich wieder zurück zog. Sein Gesicht war kreidebleich und kalter Schweiß ran seine Stirn herab.

„Er ist nicht der Menge.“, sagte er stockend.

Ylva nickte, dann sprang sie katzenhaft auf allen Vieren auf das nächste Dach.

Murtagh versuchte ihr zu folgen, wenngleich nicht so elegant, rutschte aber ab und konnte sich grade noch am Schornstein festhalten. Schlürfte sich aber dabei die Handinnenflächen auf.

Ylva griff nach seinem Arm und zog ihn herauf.

„Du bist wirklich noch tollpatschiger als ein Küken, das aus dem Nest fällt!“

Sie eilten weiter, darauf bedacht nicht von den Elfen entdeckt zu werden.

Als sie am Ende der Gasse angelangt waren, sprangen sie von dem Dach in einen Strohhaufen.

Murtagh zog die Kapuze seines Umhanges tief ins Gesicht. Dann schlüpften er und Ylva rein in einen Menschenmasse.
 

Was sie nicht wussten ihre Aktion wurde von einem jungen Elf in einem gegenüber liegenden Haus beobachtet. Dem Elf kam das Gesamte mehr als skurril vor. Zwar wusste er nicht, um wenn es sich handelt, doch es war offenkundig, das sie nicht aus Ceunon kamen, zumal sie von einem Dach gesprungen kamen und dann verschwanden.

Schnell rannte der Elf zu dem höchst Befehlshabenden, was Niemand anderes als die Königin Islanzadi selbst war. Als er dieser von dem höchst merkwürdigen Fremden erzählte und ihr seine Erinnerungen zeigten, war sich diese sicher um wenn es sich dabei handelte.

Schnell machte sie sich daran Eragon in der Traumsicht zu benachrichtigen.
 

In der Zwischenzeit rannten Murtagh und Ylva durch die Stadt, auf der Suche nach dem Mann mit der Schriftrolle. Immer wieder öffnete Murtagh seinen Geist um Arkadius zu finden. Er musste Aufpassen nicht versehentlich einen Elf zu berühren. Dieser hätte die Berührung seines Geistes mit Sicherheit bemerkt.

Fast dachte er die Suche wäre hoffnungslos, als er in einen Geist eindrang, in dem es darum ging einen wichtige Schriftrolle vor den Elfen zu verstecken.

Mit einem Handzeichen deutete er Ylva ihm zu folgen. Die Hand an seinem Schwertknauf rannte er und Ylva entgegen des Menschenstroms.

An Ende einer schmutzigen Sackgasse stand ein kleines auf rotem Ziegenstein gemauertes Haus.

Die Gasse war so eng, dass nicht einmal ein Karren hinein gepasst hätte. Würde Murtagh seine Arme seitlich ausbreiten, würde er mit seinen Fingern die gegenüberliegenden Häuserwände berühren können.

„Ich werde in das obere Fenster einsteigen, du wirst hier Wache halten!“, sagte Ylva.

Sie rannte auf die gegenüberliegende Wand zu, stieß sich ab und sprang in das Fenster des roten Hauses.

Sie hockte wie ein steinerner Wächter auf das Fensterbrett und lauschte in die Nacht.

Unten im Haus hörte sie jemanden herum werken. Wie ein Phantom der Nacht stahl sie sich auf leisen Sohlen durch das Haus. Fast zu schnell als das ein menschliches Auge sie wahrnahm schlüpfte sie durch die Kammern, auf der Suche nach dem Bewohner. In einer vom schwachen Kerzenschein beschienen Kammer stand ein Mann mit dem Rücken zu ihr. Sie sah nicht was er tat, nur das er sich mit einer Ornamenten besetzten Truhe beschäftigte.

Der Mann hatte sie noch immer nicht bemerkt, was ihm nicht zu verübeln war: Sie bewegte sich unglaublich schnell und so gut wie lautlos.

Als sie sah wie der Mann einen prächtige goldenen Schriftrolle aus der Truhe nahm, begannen ihre Augen zu funkeln und ein boshaftest Grinsen legte sich auf ihr Gesicht.

Der Mann hatte sich lange dem König widersetzt, doch er hätte nicht damit gerechnet, dass der König seinen neuen Drachenreiter und eine der besten Kriegerinnen des Imperiums und einzigen Halbschatten schicken würde.

Ehe er sich versah ragte aus seiner Brust die versteckte Klinge Ylvas, welche in ihrem Ärmel gesteckt hatte. Er gab ein gurgelndes Geräusch von sich ehe er zusammenbrach. Ein metallisches Kratzen erklang als Ylva ihre Klinge zurück zog.

„Nicht jedem von uns ist es gewährt schnell und ohne leiden zu sterben!“, sagte sie betrübt während sie den vor sich liegenden Mann betrachtete. Um ihn bildete sich schnell eine rote Pfütze.
 

Dann griff sie mit blutverschmierten Fingern in die Truhe und nahm die Rolle heraus.

Als sie vor die Türe trat sah sie Murtagh mit dem Rücken zu sich stehen.

„Murtagh?“, fragte sie verunsichert, als dieser nicht reagierte.
 

Er ging ein Schritt zur Seite und Ylva hatte einen Blick auf das hinter ihm.

Mindestens zehn Elfen standen dort mit gezückten Schwertern.

„Ich glaube wir haben ein Problem!“
 

Ylva machte auf dem Absatz kehrt und rannte so schnell sie konnte weg.

Die Elfen verfolgten sie, obwohl Ylva ein wenig schneller als die Elfen waren.

Murtagh lief in die entgegengesetzte Richtung, hinter sich zwei Elfen.

Er glaubte um sein Leben zu rennen. Ohne Ziel und Richtung lief er einfach so schnell er konnte.

Murtagh konnte nur hoffen Ylva möge ihr Verfolger abschütteln und zu dem Platz welchen sie ausgemacht hatten, falls sie sich verlieren würden kommen würde.
 

Er lief um eine Ecke und murmelte dabei einen Zauberspruch, welcher die Elfen gegen eine unsichtbare Wand laufen ließ.

Sie sollten wissen, ihre magischen Fähigkeiten würden niemals die eines Drachenreiters überschreiten.

Während er rannte und seinen Lunge langsam anfing zu schmerzen nahm er Kontakt mit Dorn auf und schilderte das Problem.
 

Er nahm nur am Rande wahr, wie eine Gestalt über ihn sprang und den verfolgenden Elfen mit gezückter blutiger Klinge entgegen sah. Erst als er die Laute der sterben Elfen hörte drehte er sich um. Ylva stand dort umkreist von Elfen, das weiße dünne Schwert fest in der Hand. Sie drehte sich blitzschnell um die eigene Achse um parierte die Schläge der Elfen. Die Schwerter schlugen mit solch einer Wucht aufeinander, dass man glaubte die Luft um sie würde zerreißen.

Ylva wich einem der Elfen geschickt aus. Dieser verlor das Gleichgewicht und eher er den Boden erreichte war er tot. Sie hatte ihn mit einer Drehung aus dem Handgelenk enthauptet.
 

Murtaghs Augen konnten dem Spektakel nicht flogen, so schnell war es vorbei. Einig Ylva stand noch. Um sie herum ein roter See.

"Wie oft muss ich dir eigentlich noch deinen perfekt geformten Hinter retten?!", fragte Ylva frech grinsend.

"Dann ist er dir aufgefallen?"
 

Sie griff nach Murtaghs Hand und zusammen rannten sie, als sei der Tod persönlich hinter ihnen her aus der Stadt. An der Grenze wartete Dorn auf sie, die Klauen rot vom Blut der Elfen. Sie sprangen auf seinen Rücken und dann flog er mit ihnen durch die Nacht, in Richtung Versteck.

Kapitel 8: Die Ruhe vor dem Sturm

Kapitel 8: Die Ruhe vor dem Sturm
 


 

An einem weit gelegenen Ort wälzte sich die größte Hoffnung der Varden unruhig durch den Schlaf.

Eragon glitt durch einen Wachtraum nach dem anderen, ohne Ruhe zu finden. Die Gesichter der Toten wachten über ihn. Ließen ihn nicht los. Flüsterten ihm grauenhafte Dinge zu. Ließen ihn an seiner Selbst verzweifeln.

Mit einem Schrei schreckte er auf, den Dolch unter seinem Kissen fest umklammert. Angstschweiß bedeckte sein Haupt und ein Zittern durchzog seinen Körper.

War es Schwäche? Er wusste es nicht.

Wenn er die Augen schloss, konnte er sie sehen. Sie hören. Er spürte ihre Angst. Ihre Wut sterben zu müssen. Ihre Erkenntnis es würde nichts bringen. Schließlich die Hoffnungslosigkeit wenn sie sich ihrem unausweichlichen Schicksal beugten. Ihr Einverständnis und das warten auf das Ende.

Sie fanden Ruhe. Aber er?

Niemals. Er würde bis in die Ewigkeit auf Erdenwelt wandern und sie würden ihn Begleiten.

Die Bilder der Vergessenen.
 

Doch sein Herz sagte ihm:

Es gab keinen Triumph ohne Verlust.

Keinen Sieg ohne Leid.

Keine Freiheit ohne Opfer.

Kein Leben ohne Tod.

Kein Frieden ohne Krieg.
 

Er wusste sein Handeln war gerechtfertigt, doch war ihm nicht die Gnade des Vergessens geschenkt.

Schon bald würde sich der Kreis schließen und das Ende würde kommen.

Zug um Zug bewegten sich die Figuren über das Spielbrett.

Er wusste bald würde er sich seiner Bestimmung folgen und seiner Angst ins Auge sehen müssen.Alle Pfade führten zu einem Ziel: Er musste Galbatorix töten. Für den Frieden, nach dem die Welt sich so sehr sehnte. Würde er versagen, gäbe es kein Morgen mehr für ganz Alagaesia.

Die Hoffnung eines ganzen Landes lastete auf seinen Schultern.
 

Manchmal im stillen beneidete er Murtagh dafür, das niemand etwas von ihm erwartete. Aber dann schimpfte er sich selbst einen Idioten. Kein Fluch, ob in der Sprache der Elfen, Menschen, Zwerge oder Urgals gesprochen, beschrieb das Ausmaß Murtaghs stummen Leidens.

Er bewunderte ihn dafür. Er selbst wäre schon lange verzweifelt, hätte Aufgegeben. Aber nicht Murtagh. Sein Bruder stand immer wieder auf und versuchte das Beste aus seiner Situation zu machen. Wenngleich er nicht immer aus seine Umfeld achtete und sich sehr wenig aus dem Schicksal anderer machte, er hatte sich nie selbst aufgegeben.

Galbatorix möge ihn an sich gebunden haben. Ihn geknechtet, ihn an die Kette gelegt haben.

Aber tief in sich wusste Eragon:

Seinen Stolz würde der grausame Monarch niemals brechen können. Murtagh würde immer erhobenen Hauptes seines Weges gehen. Selbst wenn es der Gang zum Galgen war.
 

Eragon wurde aus seinen Grübeleien gerissen, als eine Bote in sein Zelt trat und sich ungelenkt verbeugte.

„Verzeiht die Störung zu solch später Stunde Shur'tugal. Die Herrin schickt nach euch. Es scheint ein Notfall zu sein.“

„Ich danke dir. Richte ihr bitte aus, ich werde sofort kommen.“

Der Bote eilte aus dem Zelt.
 

Eragon erhob sich und zog seine Hemd an, das er während des Schlafes ausgezogen hatte, da seit kurzem der milde Wind, der über die Ebene der brennenden Steppe fegte, von dem einziehenden Frühling kündete.

Was für einen Ironie: Die Welt stand auf der Schneide des Todes und der Frühling zeugte vom wieder erwachtem Leben.
 

Mit schnellen Schritten eilte Eragon zu dem Purpur farbigen Zelt in der Mitte des Eindrucksvollen Lagers. Die Nachtfalken ließen ihn mit einen nicken gewähren und zogen die Plane an die Seite.
 

„Eragon. Gut das du da bist.“, begrüßte in die stolze Anführerin der Varden.

Genannter blickte sich überrascht um. In dem Zelt war der gesamte Kriegsrat vertreten. Einschließlich Arya ,Orik und Garzhvog.

Erst nun wurde Eragon bewusste wie ernst die Lage wahrscheinlich war.

Nicht nur das man ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißt, nein alle waren anwesend. Das letzte mal waren sie es, kurz vor der Schlacht.

Sollte das bedeuten, Galbatorixs Streitmacht griffen wieder an?

Er hatte keinen Hörner gehört.
 

Nasuada ergriff das Wort: „Ihr fragt euch alle zu recht, warum ich euch alle aus den Betten riefen ließ. Soeben erhielten wir einen Nachricht aus Ceunon von Königin Islanzadi. Quellen zufolge solle sich Murtagh in Begleitung in der Stadt aufhalten. Wir gehen davon aus, das seinen Begleitung ein Schatten ist.“
 

Eragon schluckte schwer. Nie hätte er gedacht, das sein Bruder sich mit einem dieser Teufel einlassen würde. Hatte er sich doch in Murtagh getäuscht?
 

Eine große Schüssel Wasser wurde auf den Tisch gestellt und die Königin erschien.

Eragon neigte den Kopf und führte zwei Finger seiner rechten Hand an die Lippe, dann legte er sich die rechte Hand auf die Brust, während er die traditionellen Begrüßungsworte sprach.
 

Nachdem das uralte Ritual beendet war, blicke Islanzadi in die Runde: „Ich nehme an, Nasuada hat euch allen schon im groben mitgeteilt worum es geht. Vor ungefähr einer halben Stunde wurde während dem Sturm auf Ceunon Murtagh in der Stadt gesichtet. Zusammen mit einer weiteren Person, von der wir annehmen, das sie ein Schatten ist. Diese Person, hat mehrere Elfen getötet, nein schon fast nieder gemetzelt, welche den Verräter verfolgt hatten. Mit einer Schnelligkeit, die fast die unsere übertrifft! Aber seht selbst.“
 

Das Wasser in der Schale wurde trüb, nur um gleich darauf ein neues unbekanntes Bild zu zeigen.

Eine schmutzige Gasse. In der Ecke ein Strohhaufen. Der Perspektive nach zu urteilen, stand der Beobachter auf der anderen Seite der Straße.

Plötzlich Schritte und Rascheln. Zwei Personen sprangen von einem Dach in den Haufen. Die eine elegant und geschmeidig, die andere etwas plump. Als Letztere sich umdrehte, stockte Eragons Atem: Dort stand Murtagh, sein Bruder und einstiger Freund. Das Haar war zerzaust und er trug dunkle Ränder unter den Augen, welche von extremen Schlafmangel zeugten. Murtagh sah sich verstohlen um, dann zog er sich seine Kapuze tief ins Gesicht. Die andere Person trat nun auch ins Licht. Die Person, hatte rote abstehenden Haare und katzenartige grüne Augen. Eragon war sich nicht sicher, ob es sich um Mann oder Frau handelte. Ähnlich wie ein Elfengesicht war es schwer bestimmte Anhaltspunkte auszumachen. Trotz allem musste Eragon eingestehen, die Person war außerordentlich schön. Murtaghs Begleiter sagte etwas, was Eragon nicht verstand, dann stürmten beide davon.

Die Sicht verschwamm wieder. Nun sah er Murtagh von oben, eine Gruppe Elfen liefen hinter ihm mit unglaublicher Geschwindigkeit her. Er sah, wie Murtagh verzweifelt einen Zauber einsetzte um etwas mehr Vorsprung zu bekommen. Dann sprang einen Gestalt über Murtagh hinweg. Ein weißes blutverschmiertes Schwert in der Hand. Die Elfen hinter Murtagh fielen so schnell, das es selbst für Eragons elfenähnlichen Augen schwer war den Bewegungen zu folgen. Dann drehte sich die erbarmungslose Kreatur um und sie erkannten Murtaghs Gefährten. Dann grinste der Fremde und sagte etwas, gleich darauf rannten die beiden aus dem Blickfeld.
 

Königin Islanzadi erschien wieder.

„Das ist alles was wir wissen. Vor ein paar Minuten wurde die Leiche eines Priesters namens Arkadius entdeckt. Keiner unter meinem Befehl hat dies getan. Der Leichnam war noch warm!“
 

Eragon wusste was dies bedeutete: Entweder hatte ein Meuchelmörder aus der Stadt die Gunst der Stunde genutzt, oder Murtagh und sein Gefährte hatten ihre Finger im Spiel.
 

„Was wollt ihr jetzt unternehmen?“, fragte Eragon unsicher.
 

„Murtagh ist bereits wieder auf den Weg nach Urû'baen. Späher sahen ihn mit seinem Drachen davon fliegen. Es ist voraussehbar, das er und sein Begleiter sich ein Versteck gesucht haben und erst einmal eine Pause machen werden, in Anbetracht von Murtaghs körperlichen Zustand. Ich bin dafür, das du zusammen mit Arya ihnen entgegen reist und sie aufspürt!“, sagte Nasuada. Die andern Anwesenden nickten.
 

„Aber was ist wenn wir angegriffen werden, wenn wir weg sind?“, warf Eragon ein.

„Murtagh ist am anderen Ende von Alagaesia. Es ist unwahrscheinlich, dass der König gerade jetzt einen Angriff wagt. Meiner Meinung nach sind wir vorläufig sicher. Sollte er angreifen, wäre Murtagh nicht dabei und zur Not haben wir die Elfenkrieger.“, erklärte ihm Nasuada.
 

Ganz war Eragon nicht überzeugt, dennoch schulterte er kurz darauf seine Tasche und half Arya in Saphiras Sattel.

Die Sonne brach soeben hinter dem Horizont hervor, als die blaue Schönheit sich in die Lüfte Richtung Ceunon schwangt.
 


 

Unzählige Wege entfernt, an einem Ort, dem neutralen Betrachter wie eine völlig andere Welt vorkommen würde, weckte die aufgehenden rote Sonne Murtagh aus seinem leichten Schlaf.

Die Vögel sangen dem Frühling entgegen und der nahe Wasserfall summte ein wildes Lied.

Murtagh steckte seine müden Muskel und gähnte ausgiebig. Als er aufblickte sah er Ylva in Schneidersitz an einem Baum gelehnt ihn beobachten. Ihren Umhang, ihr Hemd sowie Kettenhemd hatte sie abgelegt. Sie saß da, einzig eine Hose und ein schlichtes Mieder an, was einem Wams ähnelte. Zum ersten mal nahm Murtagh ihre weiblichen Rundungen bewusste wahr. Schnell wand er den Blick an, als er merkte wie im die Röte in das Gesicht schoss.
 

„Nein, bist du süß!“, quiekte Ylva vergnügt.
 

Murtagh blickte beschämt zu Boden, woraufhin Ylva in schallenden Gelächter ausbrach.

Auch Nemesis gab etwas, was eher einem Knurren als einem Lachen glich ab.

Als sich die beiden auf den Boden Liegenden wieder beruhigt hatten, sagte Ylva: „Wir sind gut voran gekommen, ich denke wir können den Tag heute hier verbringen.“, damit zeigte sie auf die Lichtung auf der sie sich befanden. Grünes saftiges Moos bedeckte den Boden, ein kleiner funkelnder See mit einem plätschernden Wasserfall und die Sonne brach durch die Äste des Waldes um leichtes Licht zu spenden.
 

„Uns ausruhen und die Wasserschläuche füllen...und vielleicht baden.“, fügte sie mit Blick auf den See hinzu.
 

Murtagh sah sie perplex an: Baden? ZUSAMMEN?!
 

Einmal mehr beantwortete Ylva seine unausgesprochene Frage und Murtagh fragte sich langsam, ob sie Gedanken lesen könnte oder sich unbemerkt in seinem Kopf aufhielt: „Nein, nicht zusammen. Und wenn du meinst gucken zu kommen wenn ich mich im See entspanne, werde ich dir die Augen auskratzen.“ Dies sagte sie mit zuckersüßer Stimme und einem Lächeln, das einem Engel glich.
 

Sie stand auf und blickte ihn an: „Ladys first! Ich werde mit Nemesis einen Spaziergang machen. Und damit du nicht denkst, das ich dir vielleicht etwas heimlich weggucken, obwohl du nichts hast, was ich nicht schon gesehen hab, werde ich singen, damit du hörst wo ich bin.“
 

Die beiden Damen verschwanden zwischen den Bäumen.
 

Hat sie mich grade LADY genannt?! Murtagh starrte fassungslos an die Stelle, wo die Beiden verschwunden waren.
 

Murtagh zog sich aus und sprang in den See, nur um gleich darauf prustend aufzutauchen: Das Wasser war eiskalt. Langsam entspannte er sich und genoss das kristallklare Wasser, als der Wind ein leises Lied herantrug, gesungen in einer Sprache, die Murtagh nie gehört hatte. Es war weder in der alten Sprache, noch in der, der Zwerge oder in einer andern ihm bekannten Sprache:
 

„Anol shalom

Anol sheh lay konnud de ne um

Flavum

Nom de leesh

Ham de nam um das

La um de

Flavne“
 

Ylva lief durch den Wald, lief Barfuß über das weiche Moos und spürte die Erde unter ihren Zehen. Wie sie nachgab und sich weich an ihre Füße schmiegte, während sie ein uraltes Lied sang, welches ihre Mutter ihr einst vorgesungen hatte, als diese noch Mutter war und noch nicht vergessen hatte, was es hieß zu lieben:
 

„We de ze zu bu

We de sooo a ru

Un va-a pesh a lay

Un vi-i bee

Un da la pech ni sa“
 


 

Ein kleines Rotkehlchen setzte sich auf einen nahen Ast und lauschte ihrer wunderschönen Stimme:
 

„Un di-i lay na day

Un ma la pech a nay

mee di nu ku“
 

Das Lied was sie sang, zeugte von einer tiefen Sehnsucht nach Freiheit. Denn auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so schien, war auch sie eine Gefangene des Königs. Zwar, war sie nicht wie Murtagh ein Namensknecht, aber doch hatte der Monarch sie in der Hand. Manchmal fragte sie sich warum? Seit ihrer Geburt hatte sie nur Leid erfahren, war mit sieben aus ihrem Heim davon gelaufen, weg von ihrer Mutter, welche so besessen von den schwarzen kranken Geistern war, weg von den Erinnerungen, die sie selbst nach all den Jahren um den Schlaf brachten, einfach weg von ihrem alten Leben. Wie sagt man so schön? Von dem Regen in die Traufe. Das Leben auf der Straße war nicht das, was man sich unter einem einfachen freien Leben vorstellt. Aber sie hatte nie die Hoffnung verloren, denn sie war nie alleine.Wenn sie schon nicht für sich selbst stark sein müsste, dann für Nemesis und Tarja, ihrer kleinen Schwester, die sich nun in den Fängen des Königs befand. Würde Ylva sich weigern für ihn zu arbeiten, würde Tarja sterben. Manchmal lief sie die Sorge Stunden lang wach liegen. Doch sie musste stark bleiben. Sie versteckte ihre Gefühle hinter einer sorglosen Maske.
 

„La la da pa da le na da na

Ve va da pa da le na la dumda

La la da pa da le na da na

Ve va da pa da le na la dumda

La la da pa da le na da na

Ve va da pa da le na la dumda

La la da pa da le na da na

Ve va da pa da le na la dumda“
 

Tarja und Nemesis, waren die einzigen Wesen, dir ihr noch am Herzen lagen. Für sie würde sie alles tun. Doch trotz der Gefahr für Tarja, wollte sie wenigstens Murtagh helfen, glücklich zu werden. Er erinnerte sie an sich selbst, als sie in den Palast geholt worden war. So hilflos und verzweifelt.
 

„Anol shalom

Anol sheh ley kon-nud de ne um.

Flavum

Flavum

M-ai shondol-lee

Flavu

Lof flesh lay

Nof ne

Nom de lis

Ham de num um dass

La um de

Flavne

Flay

Shom de nomm

Ma-lun des

Dwondi

Dwwoondi

Alas sharum du koos

Shaley koot-tum“
 

Der König hatte ihr viele Geheimnisse verraten, als er sie in der geheimen schwarzen Kunst unterrichten hatte, ohne darüber nachzudenken, das sie sich eines Tages gegen ihn wenden würde. Schließlich war sie immer seine rechte Hand gewesen, wenn auch unfreiwillig, aber sie hatte immer ihre Aufträge erbarmungslos und ohne Gewissen ausgeführt.

Sie wusste wie die Murtagh befreien konnte. Aber das Schicksal verlangte, das er es selbst herausfinden müsste. Sie konnte ihm lediglich die Türe zeigen.
 

Sie lief ihren Blick über den Himmel schweifen und kraulte abwesend Nemesis dichtes Fell. „Was ist bloß aus uns geworden?“, fragte sie gen Horizont. Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie in die Ferne. Hatte sie es sich nur eingebildet, oder hatte sich der kleine blaue Punkt am Horizont bewegt? Selbst für ihre Augen war es schwer in solch einer Ferne etwas zu erkennen. Sie blieb einige Minuten stehen und beobachtet den Punkt, bis sie die erschreckenden Erkenntnis traf: Der Punkt war ein himmelsblauer Drache!
 

Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte so schnell sie konnte zurück zum Lager, nur um einen erschrockenen halbnackten Murtagh vorzufinden.
 

„Heul nicht rum, Mädchen! Wir bekommen Besuch!“
 

__________________________
 

Dies ist das lied welches Ylva singt:
 

http://www.youtube.com/watch?v=vHAvjaHtlMA

Kapitel 9: Die Freundschaft mit dem Bösen

Kapitel 9: Die Freundschaft mit dem Bösen
 

Murtagh verfluchte Eragon in Gedanken, warum zeigte er sich ihm?

Hatte Murtagh ihm nicht klar gemacht, dass er gezwungen war ihn zu jagen wenn er ihm begegnete?

Manchmal fragte er sich, wie Eragon nur solch ein Narr sein konnte.

Mit Ylva an seiner Seite hatte er keine Möglichkeit, Galbatorixs Worte zu seinem eigenen Nutzen zu verdrehen. Ylva schien dem König mehr als abgeneigt, aber dennoch wusste er nicht ob ihr vertrauen konnte.

Wie Dorn schon sagte, in Ylvas nähe häuften sich einfach zu viele Zufälle, als das ihr handeln nicht vorher geplant sei. Vielleicht wollte sie sich einfach sein Vertrauen erschleichen, um ihm dann in den Rücken zu fallen?

Vertrauen war die Oase des Herzens, die von der Karawane des Denkens nie erreicht wurde.

Was immer sie tat, er würde sich ihr vorerst nicht öffnen.

Ein metallenes Kratzen ertönten, als Ylva ihr weißes gertenschlankes Schwert zog.

„Es beginnt also.“, sagte sie leise zu sich selbst. Ihr Kettenhemd, welches sie wieder angezogen hatte, klirrte leise, als sie ihren Kopf in den Himmel regte.

Eragon und Saphira waren nur noch knapp zwei Meilen entfernt. Nach Ylvas Aussage sollte sich auch noch einen schwarzhaarige Elfe auf der blauen Königin befinden. Murtagh wusste das es sich um Arya handelte.

Dorns Schwanz peitschte unruhig über den Boden und zerschlug unbewusst einen toten Baumstamm. Auch der rote Koloss war nervös, er wollte ebenso wenig wie sein Reiter gegen Saphira und Eragon kämpfen, doch eine leises immer dagewesenes Wispern in seinem Herzen, sagte ihm, das er es musste. Es war als würde eine Stimme nach ihm rufen und ob er wollte oder nicht, er musste folge leisten.

Sein Reiter setzte sich in den Sattel und zusammen stiegen sie in die Lüfte, der Schönheit, wie Dorn sie heimlich nannte, entgegen.
 

Nemesis stürmte mit Ylva durch den Wald auf die freie Ebene. In dem dichten Wald hätten beide keinen Platz gehabt sich ausreichend zu verteidigen.
 

Eragon sah vor sich in der Ferne den roten Drachen Murtaghs aufsteigen. Er umschloss fest den Griff seines Schwertes und Saphira stieß nervös einige Dampfwölkchen aus.
 

Wenige Sekunden später stießen sie beiden Königsechsen in der Luft zusammen. Dorns Klauen kratzten hart über Saphiras ungeschützte Brust. Aufgrund der langen Reise wollten sie sie nicht mit den zusätzlichen Gewicht der Rüstung belasten, ein schwerwiegender Fehler.

Saphira Brüllte schrill und laut auf, als der Rote eine blutige Spur in das blaue Schuppenmeer riss.

Mit den kräftigen Hinterbeinen trat sie nach Dorn, darauf bedacht ihn auf Abstand zu halten. Dieser dachte gar nicht daran von ihr abzulassen. Die Schwänze schlangen sich umeinander, als sie versuchten sich gegenseitig zu schlagen und abzuwehren.

Eragon stemmte sich im Sattel hoch und schlug blitzschnell nach Murtagh, dieser parierte den Schlag lachend. „Was machst du hier, kleiner Bruder?“

Eragon antwortete nicht, zu sehr war er damit beschäftigt dem Druck der aufeinander liegenden Schwerter stand zu halten. Seine größte Sorge aber galt dem Schatten. Noch hatte er sich nicht gezeigt, aber sein Instinkt sagte ihm, er war in der nähe. Schon bei seiner ersten Begegnung mit Durza hatte er bemerkt, das man mit einem Schatten nicht spaßen sollte.

Dorn fauchte und fletschte die Zähne, als Saphira nach seiner Kehle schnappte. Nur um Haaresbreite konnte er ihren weißen messerscharfen Zähnen entkommen.

Der Rote drehte ab und flog eine Runde, Saphira fest im Blick.

Eragon nutzte die kurze Pause um Saphiras Wunde zu heilen. Murtagh sah unter sich Nemesis und Ylva durch den Dickicht jagen. Noch hatte Eragon sie nicht bemerkt. Doch schon bald würden sie sich zeigen.

Dorn geriet ins taumeln, als Saphira von oben auf ihn drauf stürzte. Sein Schrei ging durch Mark und Bein, als sie sich in seinen Nacken biss.

Er versuchte sie abzuschütteln, doch verbiss sie sich noch fester und dachte nicht daran ihn los zu lassen. Murtagh schlug nach Saphira, wurden aber seinen Schwerthiebe von Eragon pariert.

Der Erdboden kam in einem erschreckenden Tempo immer näher. Dorn versuchte den Sturz abzufangen, indem er seinen Flügel ausbreitete, doch verminderte sich die Geschwindigkeit nur minimal.

Der Knall glich einen Erdbeben, als der Rote hart auf den Erdboden aufschlug. Trotz der durch den Sturz zitternder Glieder brüllte er wütend und schlug wild mit dem Kopf hin und her, um Saphira abzuschütteln. Fast hätte er seinen Reiter enthauptet, als sein spitzer Rückenzacken nur Zentimeter an dessen Kopf vorbei rauschte.

Saphira wollte ihm grade mit einem gezielten Biss das Genick brechen, als aus dem Wald ein weißer Blitz heraus schoss und sie von Dorn riss.

Nemesis stemmte ihre Krallen tief in das Fleisch der Drachendame und schnappte nach deren entblößten Kehle.

Diese wiederum spie Feuer und so war die Wölfin gezwungen sich zurück zu ziehen. Eragon, der bei dem Purzelbaum, welchen Saphira gemacht hatten, als sie von Dorn heruntergerissen wurde, aus dem Sattel geschleudert wurde, staunte nicht schlecht: Solch einen großen Shrrg, wie die Zwerge die Riesenwölfe nannten, hatte er noch nie gesehen.

Neben ihm rappelte sich Arya auf und lenkte ihr Aufmerksamkeit auf die in gebückter Haltung neben der Wölfin stehenden Gestalt.

Es war die Person aus der Wasserschale, die mit fletschenden spitzen Zähnen und gezückten Schwert dastand.

Nachdem Murtagh seinen Drachen geheilt hatten, stürzte er sich auf seinen überraschten Halbbruder. Saphira stieg wieder mit Dorn in die Lüfte, um ein unerbittliches Gefecht unter Drachen zu beginnen.

Ylva stellte sich Arya, die Eragon zu Hilfe eilen wollte in den Weg.

„Wo willst du den hin kleine Elfe?“

Mit einem wahnsinnigen Grinsen im Gesicht hiebte Ylva auf Arya ein, was sie mit ihrem Schwert abwehrte.

Zwischen zusammengebissenen Zähnen zischte Arya: „Wer bist du?“

„Ich bin das Kind von Hass und Grausamkeit.“

Ein ebenbürtiger Kampf mit wirbelnden Klingen entstand. Letzten Endes gewann Ylva die Oberhand und hielt Arya keuchend die Klinge unter das Kinn.

„Willst du mich töten? Willst du das Galbatorix gewinnt? Aber was frage ich, du bis doch einer von ihnen!“

„Ich und zu Galbatorix stehen?! Pah! Galbatorix ist verrückt! Kein Diktator, kein Agressor kann für längere Zeit ein besiegtes Volk mit Waffengewalt unterdrücken, nichts im Universum ist stärker und ausdauender als der Wunsch nach Freiheit, gegen diesen Wunsch kann keine Regierung bestehen ebenso wenig ein Tyrann mit seiner Armee! Ich sage dir, Elfenprinzessin, das gleich wie ich schon Murtagh gesagt habe: Galbatorix wird untergehen!“

Verwirrt sah Arya den Schatten an. Die alte Sprache erlaubte keine Lügen. Sagte er also die Wahrheit?

Es handelte sich schließlich um einen Schatten, wobei sie sich nicht ganz sicher war. Die Person, welche ihr drohend ein Schwert an die Kehle drückte, sah aus wie ein Schatten, besaß aber auch menschliche Eigenschaften, wie die grünen Augen. Soweit die Elfenprinzessin wusste, färbten sich die Augen der Person, welche mit einem schwarzen Geist in Berührung kommt, schwefelgelb.

Slytha!“,bellte die schattenhafte Person und Arya sackte in sich zusammen.
 

„NEIIN!!!“, brüllte Eragon, in dem Glauben, Ylva habe Arya umgebracht. Mit einem wütenden Fauchen wollte er sich auf sie stürzen, doch stellte sich Murtagh ihm in den Weg.

„Was tust du?! Er hat sie umgebracht! Sie war auch einmal deine Freundin! Wie kannst du nur so gefühllos sein? Du Verräter!“

„Ylva hat sie nicht umgebracht! Arya schläft!“

Verblüfft sah Eragon zu der Angebeteten welche im Gras lag, erleichtert atmete er aus, als sich die Halme unter ihrem Atem neigten.

Abgelenkt durch die unbeschreiblichen Schönheit des schwarzhaarigen Geschöpfes, merkte er nicht, wie Murtagh ausholte und ihm mit dem Schwertknauf in den Magen schlug.

Keuchend fiel er zu Boden. Um ihn herum glaubte er Sterne zu sehen und er musste sich beherrschen, die Beeren, die er vor wenigen Stunden gegessen hatten, in sich zu lassen. Bei dem Sturz flog sein Schwert aus seiner Hand und bliebt mehrere Meter weiter im Staub liegen. Mit schmerzenden Eingeweiden wollte er sich aufrichten, als Murtagh gegen seine Oberkörper trat und seinen Fuß schwer auf Eragons Brust stellte.
 

„Du hast verloren kleiner Bruder!“, ein kaltes Grinse zierte sein Gesicht. Grade als er ausholen wollte, traf ein Stein seinen Kopf.

„YLVA!!!“

„Pass auf Murtagh!“, rief sie ihm lachend zu.

Als er sich umdrehte traf Eragons Faust seine Nase.

„Warum immer auf die Nase?! Das Miststück hat sie doch schon gebrochen!“, fauchte Murtagh wütend und rückte mit einem grässlichem Knacken die blutende Nase zurecht.

„Hey! Das mit dem Miststück hab ich gehört!“, rief die Gestalt, welche im Gras saß und sich grinsend das Spektakel ansah.

„Solltest du auch!“

„Komm her, wir können uns gerne schlagen Idiot!“

„Ich prügel mich nicht mit Frauen, selbst wenn sie Mannsweiber sind!“

„Mannesweib?!“,fauchte Ylva wütend.

„Du siehst aus wie ein Kerl!“
 

Verwirrt blickte Eragon zwischen den beiden hin und her. Das war nicht normal, sie benahmen sich wie ein altes Ehepaar.
 

„Wer dich später mal heiraten muss tut mir jetzt schon leid!“

„Wenn ich mich wie eine Frau anziehen würde, würden sich die Männer um meine Schönheit prügeln!“

„Wer sagt das du schön bist?“

„Es muss einen Grund geben, warum du deine Augen nicht von mir lassen kannst!“

„Ähh...Ehh...Mhhm..Ja...“
 

Dorn, der mittlerweile um einiges größer als Saphira war, hatte ihren Kampf auf die wohl absurdeste Art und Weise beendet, die man sich vorstellen kann: Er hatte sich auf sie drauf gesetzt.

Saphira, wild am brüllen und Feuer spuckend, versenkte das Gras unter sich, als eine dunkle Stimme ihn ihren Geist einbrach:

Jetzt halt doch endlich mal still, du verrücktes Weib! Ich werde dich schon nicht auffressen...denke ich!

Saphira hatte noch nie Dorns Stimme gehört, doch sie jagte ihr eine wohlig warmen Schauer über den Panzer.
 

Währenddessen:
 

„Du elender Idiot! Du bist nicht nur total tollpatschig, du hast auch noch die Wahrnehmung einer Goldfisches! Dein Bruder versucht sich grade aus dem Staub zu machen!“, damit zeigte Ylva auf Eragon, welcher zu Arya lief.
 

„Nemesis!“,rief Ylva. Diese wusste sofort was zu tun war. Sie löste Dorn ab auf Saphira zu sitzen und Ylva nahm ihr Schwert und rannte mit einer unbeschreiblichen Geschwindigkeit auf Eragon zu. Um Haaresbreite verfehlte die weiße Klinge seinen Hals.
 

In gebückter Haltung und knurrend stand sie zwischen Eragon und seinem Ziel.

„Murtagh du solltest mit Dorn vor gehen, der Meister ist ungeduldig!“, mit einer Bewegung aus dem Handgelenk warf Ylva Murtagh die Schriftrolle zu.

„Ich kümmer mich schon um ihn.“
 

Unsicher sah Murtagh Ylva an. Er wusste nicht, würde sie ihn umbringen? Das war besser als wie zu Galbatorix gebracht zu werden. Sollte sie es doch versuchen, würde Eragon seiner Meinung nach Ylva überwältigen können.

Murtagh nickte und stieg auf Dorn.

Vertrau ihr!

Warst du es nicht, der mich davor gewarnt hatte?

Vertrau nicht ihrem Herz oder Charakter, vertraue auf ihren Verstand!

Er wurde zu einem roten Punkt, der am Horizont verschwand.

Ylva hatte recht, wenn der König nicht rechtzeitig die Schriftrolle bekam würde er sehr ungehalten werden.
 

„So und jetzt zu uns beiden hübschen!“

Ylva sprang animalisch auf Eragon zu und landete auf seinen Schultern, er verlor das Gleichgewicht und fiel in das Gras, der Halbschatten saß auf seiner Brust, die Klinge an seiner Kehle.
 

„Dich umzubringen wäre einfach als einen Ameise zu zerquetschen! Aber was hätte ich davon?“, ihre Augen formten sich zu Schlitzen.

„Wie wäre es mit einem Handel?“

Sie neigte den Kopf und sah ihn abwartend an.

„Was für ein Handel, Schatten?“

„Ich verschone dein Leben und lasse euch alle gehen. Ich verlange, dass du, wenn die Zeit gekommen ist, das Selbe für mich tun wirst!“

„Wie meinst du das?“

„Wenn es soweit ist, wirst du es wissen! Bist du einverstanden?“

„Habe ich eine Wahl?“

„Es gibt immer eine Wahl.“

„Bist du ein Freund?“,fragte Eragon hoffnungsvoll. Es wäre gut einen Verbündeten in Galbatorix Reihen zu haben.
 

„Ob ich ein Freund bin? Finde es heraus. Doch sei gewarnt: Die Freundschaft mit dem Bösen ist wie der Schatten eines sandigen Abhangs, welcher herabstürzend den begräbt, der unter ihm sitzt.“

Damit stand sie auf. Nemesis ließ die fauchende Saphira frei. Mit Blick auf Arya sagte Ylva: „ Sie wird in ein paar Stunden aufwachen. Verschwinde jetzt, bevor ich es mir anders überlege und vergesse nicht deine Pflicht zu erfüllen, wenn die Zeit gekommen ist.“

Vel Einradhin iet ai Shur'tugal!
 

Seufzend sah sie zu, wie sie am Himmel verschwanden.

„Der König wird uns für dieses Versagen bestrafen! Aber was uns nicht umbringt macht und nur noch stärker!“

Kapitel 10: Was ist Zeit?

Kapitel 10: Was ist Zeit?
 


 

Gesenkten Hauptes lief sie bedächtig durch die unterirdischen Tunnel Urû'baens. Auch wenn Ylva es nur ungern zugab, sie hatte Angst. Angst vor der Reaktion des Königs.

Ganz gleich wie sie ausfallen würde, Ylva würde leiden.

Doch wenn sie eins von ihrer kleinen Schwester Tarja gelernt hatten, dann dass nichts hoffnungslos, tragisch oder traurig war. Selbst eine Träne die die Wange herunter kullerte, kitzelte. So hatte sie dafür gesorgt das der Diktator nicht Murtagh bestrafen konnte und sie sorgte für die Freiheit des einen Hoffnungsträgers.

Im geheimen unterstützte sie die Varden und deren Handeln, doch wusste sie, alle Dunkelheit der Welt konnte nicht durch eine einzige Kerze vertrieben werden. Die Rebellen brauchten einen weiteren Drachenreiter, so war es ihr Beitrag zur neuen Weltordnung Murtagh zu befreien.

Der König mochte unsterblich und stark sein, doch auch an einem Monarchen der Ewigkeit nagte der Zahn der Zeit. Ylva war bewusst mit jeder Minute die sie stärker wurde, verlor der König an Kraft, denn Blumen blühten nur für kurze Zeit.

Es war absurd, den geschickten Demagogen mit einer Blüte zu vergleichen, doch wie die Zeit die Schönheit der magentafarbenen Malve dahin raffte, so tat sie gleiches mit der Kraft des Grausamen.

Wenn die Zeit gekommen war, würden sie selbst denn König stürzen.

Die Zeit war ein merkwürdiges Ding, fand Ylva; bemerkt wurde sie nie, doch begleitete sie ein jeden auf seinen Wegen und zwang ihn weiter zu gehen. Sie rastete niemals und versuchte man sie zu fassen, ran sie durch die Hände wie Sand. Sie lenkte das Handeln alles Lebewesen, denn sie war da und trotzdem fort.

Die alten Gelehrten beschäftigten sich mit der Fragen; Was ist Magie?, doch war es für Ylva viel wichtiger zu erfahren; Was ist Zeit?.

Wenn sie so stark war, selbst den König, welcher die Magie zu unterdrücken verstand, langsam in die Knie zu zwingen, war sie dann nicht die eigentliche Macht?

Die Zeit machte keine Ausnahmen, ob König oder Bauer, ob Stein oder Sandkorn, auf den Grund sanken beide.
 

So in Gedanken vertieft merkte Ylva nicht, wie sie ihre Füße wie von alleine durch das vertraute Labyrinth der Gänge führten. Unter der riesigen Burg war die Luft in den fensterlosen engen Tunneln schwer und stickig. Hielt man sich zu langen in ihnen aus, so wurden sie Gedanken träge und wirr, darum beeilte sich die Halbschatten, wenngleich sie es nicht eilig hatte ihrer Bestrafung entgegen zu treten. Nemesis hatte sie an der gewohnten Höhle am Fluss zurück gelassen. Hier hielt sich die Schneewölfin lieber auf, als in der menschenvollen Burg, was ihre Reiterin ihr nicht verübeln konnte. Auch sie scheute die Massen der willigen Heuchler Galbatorixs. Die feinen Damen und Herren des Hofes, die den König freiwillig unterstützten, nur weil sie ihren eigenen Vorteil sahen. Wie Ylva sie verachtete. Das einzige, was diese Gestalten wollten war Macht, Macht und nochmal Macht. Eiskalte Engel die ohne Rücksicht auf Verluste durch die Geschichte wanderten.

Ihr Weg führte sie weiter aus den Tunneln heraus. Mit großen kräftigen Schritten durchquerte sie den Hof. Ihre Miene war kalt und hart. Sie musste vor den unzähligen Wachen der Burg ihre Maske als unerbittlicher General wahren.

Ohne anzuklopfen stieß sie die schwere Doppeltüre zum Thronsaal auf.

Murtagh kauerte auf den Knien gesunken mit verwirrter Mimik auf dem Boden. Ein Anzeichen dafür, dass Galbatorix bereits seinen Geist durchwühlt hatte.

„Ylva!“, ertönte eine ölige Stimme aus den Schatten des Raumes, „Wo ist der andere Drachenreiter? Und noch viel wichtiger, wo ist das Drachenweibchen?!“

Eine Gestalt trat aus der Dunkelheit. Das fahle Licht, das die vereinzelten Fackeln spendeten, zeichnete tiefe Furchen in das Gesicht des Königs. Ein Beweis seines wahren Alters, wie Schluchten wirkt sie auf dem kahlen fleckigen Kopf. Trotz seines Aussehens, das Ylva an eine alte Kartoffel erinnerte, welche den Winter über im Keller vergessen wurde, strahlte er auf gewisse Art Macht und Stärke aus, die selbst den kühnsten Helden zittern ließ.

Unmerklich schluckte Ylva.

„Ich habe sie gehen lassen.“

Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, als der König ihr eine wütende Ohrfeige verpasste. Ihr Kopf wurde zur Seite geschleudert und man konnte dabei zusehen, wie ihre Wange von Sekunde zu Sekunde röter und dicker wurde. Ihr Wangenknochen schmerzte und sie hatte Glück,das die Ringe Galbatorixs ihr nicht das Gesicht aufgerissen hatten. Trotz allem gab sie nicht einen Ton von sich oder verzog das Gesicht. Es war absolut ausdruckslos.

Langsam wand sie sich wieder dem wütenden Gesicht der Königs hin. Fast schon mitfühlend sah sie den roten Kopf, hörte den schweren schnaubenden Atem und blickte auf die große pochende Ader auf seiner Stirn. Wie anstrengend mochte es wohl sein böse zu sein?

„Warum?!“, schrie er mit heiserer Stimme.

„Weil das Volk dem Krieg ein Ende setzten muss oder er setzt dem Volk ein Ende! Ihr habt die wichtigsten Regel der Drachenreiter vergessen:

Beschütze die Schwachen!

Vertreibe das Unrecht!

Lebe in Freiheit!

Und sterbe mit Stolz!

Nun seid ihr der größte Gegner dieser Regeln. Verrat an der eigenen Sache! Bedenkt wohl, dass die Folgen eures Hasses schmerzlicher sind als die Handlungen, die ihn ausgelöst haben! Für das Vergehen einiger Weniger lasst ihr ein gesamtes Volk Generationen lang leiden! Das ist Wahnsinn!“, zum Schluss hin wurde ihre Stimme immer lauter.

„Wahnsinn?“, gefährlich leise zischte er dies. „Wahnsinn?! Ich werde dir meinen Wahnsinn zeigen!“

Blitzschnell schoss seine Hand vor und umschloss ihren Hals. Ylva keuchte auf und strampelte mit den Beinen, als Galbatorix sie in die Höhe hob.

Murtagh hörte Ylva röcheln und wimmern, und obwohl er ihr zu Hilfe eilen wollte, schien es als wären seine Glieder aus Blei. Sie wollten ihm nicht gehorchen. Der Bann des Königs hielt ihm davon ab.

„Cailean!!!“, bellte Galbatorix. Die Halbschatten in seinen Klauen war bereits violett angelaufen und schnappte japsend nach Luft als er sie frei ließ.

Die Türe des Saals wurde auf und herein trat der sadistischer Henker, welcher auch schon Murtagh bearbeitet hatte.

„Kümmer dich um sie!“

„Sie?!“

„Ja mein lieber Freund, der auch so mächtige Ylva ist in Wirklichkeit ein kleines Mädchen!“,lachte Galbatorix.

„Sie hat meine Befehle mehr als einmal widersetzt und den Frieden des Landes akut gefährdet!“

„Frieden?!“, fragte Ylva, die schwach an einer Säule lehnte, entgeistert, „Frieden?! Wenn man euch gerichtet hat für die Volksverbrechen, wenn die Leben der Soldaten, die in euren Schlachten ihr Leben ließen, gerächt sind, wenn alle Völker in Einklang leben, wenn ihr an einem Galgen baumelt und die Krähen euch zerhacken, dann ist Frieden!!!“

„Pack sie ja nicht mit Samthandschuhen an! Aber 'vergnüge' dich nicht mit ihr, wenn du verstehst was ich meine, sie ist viel zu wertvoll. Erteile ihr aber eine Lektion, wem sie zu gehorchen hat!“
 

Die sich heftige wehrende Ylva konnte nur mit Hilfe von zehn Wachen aus dem Raum geschleift werden. Allerdings glaubte Murtagh hätte Ylva auch diese umbringen können, aber der König erwähnte scheinbar beiläufig eine Tarja und sogleich erstarb ihr Widerstand.
 

Stunden später lief Murtagh rastlos durch die Gänge auf der Suche nach Ylva. Man hatte ihm befohlen sich von den Kerkern fernzuhalten. Aufgrund des Fluches blieb ihm nichts anderes übrig als zu gehorchen. Die Menschen um ihm herum nahm er nicht wahr, zu groß war seinen Sorge sie nicht mehr lebend zu sehen. Er kannte sie zwar erst seit kurzem, hielt er sie für die ehrlichste Person des gesamten Königreiches. In der Woche die sie zusammen unterwegs waren sagte sie eines Abends zu ihm, die einfachste Tarnung sei die Wahrheit, sie glaube einem sowieso niemand.
 

Seine Füße trugen ihn wie von alleine in den Flügeln, in welchen ihn Ylva verarztet hatte. Im Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr und er sah eine Mädchen, er schätzte sie auf zwölf oder dreizehn. Ihr fehlten noch die typisch weiblichen Rundungen. Selbst das weite Kleid konnte nicht verstecken wie abgemagert und zierlich sie war. Blonde lange Haare hingen ihr über die Schultern und als sie merkte das er sie anstarrte blickten ihm blaue große ängstliche Augen entgegen. Murtagh hatte Mitleid mit der dünnen ausgezehrten Gestalt.

„Wie heißt du?“

„T-Tarja Herr!“, schnell schlug sie die Augen nieder, als habe sie Angst für ihren neugierigen Blick bestraft zu werden.

Je länger Murtagh sie anblickte, desto mehr schien sie in sich zu schrumpfen. Plötzlich fiel ihm ein, der König hatte diesen Namen genannt und plötzlich war Ylva zahm wie ein Kätzchen gewesen.

„Kennst du jemanden mit dem Namen Ylva?“

Von einer Minute zur anderen änderte sich ihre komplette Ausstrahlung; war sie vorher ängstlich und schüchtern, war sie nun schon fast aggressiv.

„Nein kenn ich nicht!“, zischte sie.

Damit drehte sie sich um und verschwand. Verwirrt blickte Murtagh ihr hinterher.
 

Kurz darauf erreichte er jenes Zimmer, wo auch er verarztet worden war. Als er eintrat sah er das Mädchen Tarja, wie sie in sich zusammen gekauert vor der regungslosen Ylva saß. Sie blickte auf und schnappte sich den silbernen kunstvollen Dolch Ylvas, welcher auf dem Schreibpult lag. Schützend stellte sie sich vor den Halbschatten und funkelte ihn an.

„Verschwinde!“, zischte sie.

Dann erhaschte er einen Blick auf Ylva und ihm stockte der Atem. Zwar konnte er sie nicht vollständig sehen und eine Becker verdeckte ihren Körper weitestgehend, aber wunderte er sich bei den wenigen Verletzungen die er sah schon, warum sie noch am Leben war.

Ihr Gesicht war geschwollen und an einigen Stellen aufgerissen. Violettblaue Striemen zogen sich über die Wangenknochen. Der Geruch verbrannten Fleisches erfüllte den Raum und er konnte einige Brandwunden ausmachen. Das weiße Laken auf dem sie lag färbte sich an ihrem Rücken dunkelrot. Schweiß bedeckte ihre Stirn und ihr Atem ging flach und stoßweise.

Ein Rinnsal Blut floss ihren Arm entlang und tropfte dann in einen kleine rote Pfütze auf den grauen Steinboden.

„Ich will ihr doch nur helfen!“, Murtagh hob beschwichtigend die Hände. Tarja fauchte und hob die Klinge. Grade wollte sie sich auf Murtagh stürzen, was ohne Zweifel ihr Untergang gewesen wäre, als etwas ihre Hand berührte. Schnell drehte sie sich um und sah wie Ylvas Finger ihre Hand berührte. Durch schwere Schlitze sah Ylva die Jüngere schwach an. Fast unmerklich schüttelte sie langsam den Kopf. Dann wurden ihre Augen glasig und die Lider fielen zu.
 

Als das kleine magere Mädchen Murtagh schließlich zu dem Halbschatten ließ, färbte sich der Himmel bereits rot. Mehrere Stunde nahm die Behandlung in Anspruch, die Eulen schrien und das Nachtleben auf den Straßen Urû'baens erwachte, als er die schlimmsten Wunden zum versiegen brachte. Mehrere Male stieg ihm die Röte in das Gesicht, als er den weiße Leib der Schattenbraut bewusst wahrnahm. Jedoch achtete der kleine Giftzwerg, wie Murtagh Tarja getauft hatte, penibel darauf, dass er sie nur soviel wie nötig und so lange wie nötig betrachtete.

Irgendwann schlief er schließlich vor Erschöpfung ein.
 

Das helle März-Morgenlicht schien durch seine Lider und kitzelte ihn sanft wach. Noch hatte er die Augen geschlossen, doch nahm er leises Stimmengewisper wahr. Verschlafen blickte er sich im Raum um und sah zu seiner freudigen Überraschung Ylva aufrecht im Bett sitzen. Um ihren Brustkorb hatte sie einen weißen dicken Verband geschlungen und ihre Haare waren um einiges wirrer als in der Regel, soweit dies überhaupt möglich war.

„Du lebst ja noch!“, begrüßte er sie verwundert.

„Ich habe dich auch lieb, Schatz!“, entgegnete sie spitz.

Tarja, die auf ihrem Schoß saß schnitt eine Grimasse und streckte ihm die Zunge raus, als er gequält aufstöhnte. Er hatte eine nicht grade bequeme Nacht auf einem Hocker, an die Wand gelehnt hinter sich. Als er sich seine Haltung näher ansah, war es ihm überhaupt ein Rätsel wie er hatte schlafen können. Genervt massierte er sich seine Muskeln, während Ylva ihn beobachtete und Tarja liebevoll über den Kopf strich.

„Willst du mir sagen, warum du ihn hast gehen lassen?“, fragt er trocken.

Sie schüttelte den Kopf.

„Du willst es mir verschweigen, er ist mein Bruder!“, sagte er wütend.

„Ich möchte es nicht vor dir verschweigen, sondern vor dem König.“

„Große Schwester, wovon redet er?“, wand Tarja ein.

Verblüfft sah Murtagh die Kleine an. Schwester?! Sie sahen sich nicht im geringste ähnlich, sie konnten doch keinen Schwestern sein, oder?! Als er seinen Bedenken preisgab zuckte Ylva mit den Schulter. „Wir müssen nicht verwandt sein um Schwestern zu sein.“, meinte sie, als wäre damit alles gesagt.

Tarja gähnte ausgiebig. „Warst du die ganze Nacht wach?“, fragte Ylva. Ein Nicken bekam sie zu Antwort. „Nein bist du süß!“, quickte sie, bevor sie sie in die Arme schloss.

Dann legte sie die Jüngere neben sich und begann leise zu singen:
 

„Wo Himmel und Erde einander berühr'n, ein glutroter Kuss.

Kannst du´s sehn, kannst du´s spür'n?

Farben verblassen, Ruhe kehrt ein.

In dunklem Gewand zieht die Nacht herein.“
 

Sanft strich sie ihr über das Gesicht und Murtagh schien vergessen zu sein.
 

„Prinzessin schließe die Augen!

Schlafe nur seelenruhig ein!

Prinzessin, du kannst mir glauben, ich leuchte dir,

fange Sterne dafür.

Schlafe nur ein hier bei mir.“
 

Als Tarja Atem ruhiger wurde stand sie vorsichtig auf und zog eine schwarzes Leinenhemd aus dem rustikalen Schrank, jedoch hörte sie nicht auf zu singen.
 

„Schon funkelt es hell am Firmament.

Hat je wer für dich all die Sterne gezählt?

Ein Traum wird dich holen, dich auserwähl'n.

Flieg mit ihm dahin, lass dir Märchen erzähl'n!“
 

Sie stockte kurz als sie sich das Hemd über den Kopf zog und dabei über die Wunden schabte.
 

„Prinzessin schließe die Augen!

Schlafe nur seelenruhig ein!

Prinzessin, du kannst mir glauben, ich leuchte dir,

fange Sterne dafür.

Schlafe nur ein hier bei mir.
 

Prinzessin schließe die Augen!

Schlafe nur seelenruhig ein!

Und kann ich einmal nicht bei dir sein,

so schleich ich mich in deinen Traum hinein.

Schlafe nur seelenruhig ein!
 

Prinzessin schließe die Augen!

Schlafe nur seelenruhig ein!

Prinzessin, du kannst mir glauben, ich leuchte dir,

fange Sterne dafür.

Schlafe nur ein hier bei mir.

Schlafe nur ein hier bei mir.“
 

Anschließend verstummte sie und nur Tarjas ruhiger Atem erfüllte die Stille. Auch Murtagh hatte die Augen geschlossen um sich ganz auf sein Gehör verlassen zu können. Als schließlich etwas seine Schulter berührte schaute er auf.

„Danke!“, sagte Ylva.

„Damit ist meine Schuld beglichen!“

„Ja, aber würdest du trotzdem etwas für mich tun?“

„Kommt drauf an...“

„Ich werde dir helfen zu fliehen, bringe dann Tarja zu den Varden.“

„Wie bitte? Der König weiß meinen Namen. Es ist unmöglich für mich zu fliehen.“

„Schwer, aber nicht unmöglich. Also müssen wir es wagen, wie sagt man so schön: Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer!“

„Wie?“, hauchte er.

„Hör zu...“
 

______________________________
 

Prinzessin - Schandmaul
 

http://www.youtube.com/watch?v=kZTVu4LCBT8

Kapitel 11: Versprochen ist versprochen!

Kapitel 11: Versprochen ist versprochen
 

„Damit du es verstehen magst, muss ich weit ausholen: Es gibt immer zwei Seiten einer Münze. Siehst du; bei Tage ist die Stadt Urû'baen unbeschreiblich. Wie ein Diamant funkelt sie und offenbart dem aufmerksamen Beobachter ihre ganze Pracht. Sie strahlt einen uralte Weisheit aus, vor der du dir klein und unwichtig vorkommst. Die gesamte Stadt hat etwas Heiliges. Für viele Menschen ist sie, mit ihren riesigen weißen Türmen, der Inbegriff des Paradies. Doch wenn die Nacht die Mauern erobert, spürst du nicht nur wie die Dunkelheit langsam dahin kriecht, nein, es ist als wäre dort noch etwas. Eine unheimliche Substanz, die dich verfolgt und in deinen Träume kriecht. Wie der böse Geist der Stadt. Denn alles hat eine dunkle und eine helle Seite. So wie die Stadt, so wie du, so wie ich, wie vielleicht nicht nur jedes lebende Wesen, sondern alles auf der Welt. In jedem lauert eine finstere Seite. Den Meisten gelingt es sich ihr zu widersetzten. Aber einige werden von ihr verzehrt, bis nichts anderes bleibt als das absolut Böse. Dennoch ist das Böse schwer zu definieren. Man sagt, die Guten bestimmen die Bösen. Aber wer gibt ihnen das Recht über die Handlungen anderer zu urteilen? Viele sagen ich sei böse. Es liege mir im Blut. Mir ist bewusst, manche meiner Aktionen sind moralisch fragwürdig, doch tue ich es nicht aus Bosheit, sondern habe ich gelernt zu überleben.

Ich schweife ab. Wie ich sagte, es kann sein, das die dunkle Seite die helle verzehrt. Umgekehrt ist das ganze dann schon schwerer. Was aber nicht bedeutet, die düstere Seite sei stärker. Sie ist nur schneller, verführerischer, attraktiver, leichter! Ist man ihr einmal verfallen, so ist es schwer zu entkommen.“

„Ich verstehe nicht!“, warf Murtagh verwirrt ein.

„Das habe ich auch nicht erwartet, ich bin ja auch noch lange nicht fertig. Und jetzt unterbreche mich nicht mehr.“, knurrte Ylva mit zusammengezogenen Augenbrauen.

„Ist man einmal gefangen, beginnt sie die Seele zu zerstören. Der wahre Name ist das Spiegelbild der Seele. Doch wenn die Seele verbrennt bleibt nicht einmal mehr Asche. Wie kann solch eine Person also einen wahren Namen haben? Diese Frage führt uns schließlich zum König. Was glaubst du, warum sterben die Leute die seinen wahren Namen heraus finden? Weil er keinen hat! Seine Seele ist schon vor sehr langer Zeit erfroren.“

- „ Stop! Versuchst du mir grade klar zu machen, das ich wie der König werden muss um meinen Name loszuwerden?!“

Wütend gab sie ihm einen Klaps auf dem Hinterkopf: „Hörst du überhaupt zu?! Es wäre zwar eine Möglichkeit, aber keine Alternative. Du würdest dich selbst verraten. Vielleicht wärst du frei, aber niemals glücklich. Dein Herz würde zerfressen von einer unstillbarer Gier. Nein, das wäre wahrlich keine angenehme Lösung.

Die dunkle Seite nährt von Furcht und Zorn. Lerne beides zu vergessen und du bist frei.“
 

Murtagh schnaubte. Hatte Eragon ihm nicht ähnliches erzählt? Doch wusste er, das er beides nicht konnte.

„Das ist unmöglich! Das kann ich nicht.“

„Doch kannst du, du musst nur wachsen. Denn je größer ein Mensch, umso versöhnlicher ist er im Zorn; ein edles Gemüt fühlt sich stets zur Güte geneigt! Lerne vergeben und zu verzeihen. Verfallen nicht dem Zorn egal wie aussichtslos es scheint.“

„Das mit dem Zorn verstehe ich ja, aber wenn man keine Furcht verspürt, wie kann man dann mutig sein?“

„Es ist ein Unterschied ob man Angst oder Furcht verspürt. Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid. Angst aber ist wie du schon sagtest das Gegenstück zu Mut. Somit ist Angst gar nicht so schlecht. Angst zu haben ist keine Schande. Ich werde dich lehren zu unterscheiden und zu vergessen. Dann wird sich dein Name irgendwann ändern. Nur nicht die Hoffnung aufgeben.“, aufmunternd lächelte sie ihm zu.

„Warum?“

„Warum was?“

„Warum tust du das für mich?“, fragt er misstrauisch.

„Weil man ein Versprechen halten muss.“

„Was für ein Versprechen? Wovon redest du?“

„Warum stellst du Fragen, auf die du eigentlich schon eine Antwort kennst?“

Schon fast energisch schob sie ihn aus ihrem Zimmer.

„Du machst nachher Tarja wach. Denke über meine Worte nach, tief in dir weißt du es schon längst.“, sagte sie und schenkte ihm eines ihrer seltenen ehrlichen Lächeln.

Noch bevor er etwas einwenden konnte schlug sie ihm die Türe vor der Nase zu.

Mit offenen Mund und verwirrten Gesichtsausdruck blickte er dort hin, wo zuvor noch grüne Katzenaugen ihm entgegen blitzten.

Auf dem Absatz machte er kehrt.
 

In dieser Nacht träumte Murtagh zu erstem mal wieder seit sehr langer Zeit.

Doch war es kein normaler Traum. Seine Seele offenbarte ihm seine längst vergessene Vergangenheit:
 


 

„Murtagh du bist so ein Idiot!“

Ein braun haariger Junge stach mit seinem Holzschwert auf einen unsichtbaren Feind ein, während ein kleines Mädchen mit roten Locken im staubigen Hof saß. Die Backen hatte sie beleidigt aufgeblasen und es schien als wolle sie den größeren Jungen mit ihren Blicken erdolchen.

„Schwerter sind nur etwas für Jungen! Geh und spiel mit deinen Puppen!“

Klein-Ylva war beleidigt. Sie mochte den älteren, immer griesgrämig drein blickenden Jungen. Wie sehr liebte sie es mit ihm durch die Wälder zu streifen, immer auf der Suche nach einem neuen Abenteuer. Zusammen träumten sie sich ihre eigene Welt;

Sie ;Die Herrin von Wasser und Feuer. Die starken Königin.Die tollkühne Amazone.

Und er: Der Held aller. Der gerechte Ritter, vom Volk geliebt, von dem Frauen begehrt und von den Männern bewundert. Der legendäre Drachenreiter, der allen den Frieden brachte.
 

Zusammen stellten sie sich Piraten und anderen Scharlatanen entgegen. Sie schufen sich den Himmel voller schimmernder bunte Drachen, tausendmal schöner als die Geschichten erzählten. Fingen ekelige Frösche, nur um sie Helena ,der alten Zofe, die beiden versuchte Manieren beizubringen, ins Bett zu stecken. Ja, sie liebte es mit Murtagh durch die stinkenden Tümpel zu streifen nur auf der Suche nach einem noch schleimigeren Geschöpf als das Letzte.

Doch sagte er nun sie sei nur ein kleines Mädchen? Waren sie keine Freunde mehr? Bei dem Gedanken traten Klein-Ylva die Tränen in die Augen.

„Sind wir keine Freunde mehr?“, fragte Ylva leise und begann zu schniefen und zu schnäuzen.

Abrupt hörte der Junge auf ,sein Holzschwert durch die Luft sausen zu lassen und sah mit panischem Gesichtsausdruck zu, wie die ersten Tränchen über die weißen Wangen kullerten.
 

Unglücklicherweise kam gerade in diesem Moment ihre Mutter in Begleitung des Königs den Hof entlang gelaufen. Als Ylva ihre Mutter an seiner Seite entdeckte, rannte sie weinend mit ausgestreckten Armen zu sie.
 

Verwirrt sah Murtagh dem süßen Mädchen hinterher. Natürlich glaubte jeder Junge, das sein Mädchen das schönste der Welt war. Aber Murtagh glaubte es nicht nur, er war felsenfest davon überzeugt. Das kleine Mädchen war eine Schönheit, der man schon jetzt ansehen konnte, dass sie später einmal einer ganzen Menge Jungen den Kopf verdrehen würde.

Sie verstand es hervorragend, das männliche Geschlecht mit ihrer Unschuld und ihrem Charme um den kleinen Finger zu wickeln. Nicht nur er selbst, sondern auch viele andere Jungen waren ihr hoffnungslos verfallen und lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab.
 

'Sein Mädchen' so nannte er sie heimlich. Er war fest davon überzeugt, wüsste sie es, würde sie ihm mit ihrem Temperament wahrscheinlich den Kopf abreißen. Trotzdem, wenn er einmal heiraten würde, dann nur seine Prinzessin! Daran glaubte Klein-Murtagh fest.
 

Doch was hatte er gemacht, dass das kleine zarte Geschöpf in die Arme ihrer Mutter geflohen ist?

Hatte er es doch nicht ernst gemeint. Manchmal war Ylva eine ziemliche Heulsuse und äußerst Anstrengend.
 

„Warum weinst du Heulsuse?“

„Idiot!“

„Heulsuse!“

„Idiot...Idiot...IDIOT!“

„Heulsuse...Heulsuse...HEULSUSE!“
 

Wäre Klein-Ylva doch niemals raus zu diesem Idioten gegangen, der sich weigerte eine Tee-Party mit ihr zu feiern.

Ihre Mutter und sie waren zu einem Fest eingeladen gewesen. Doch ein Fest in dem großen schönen Festsaal hatte sich Ylva ganz anders vorgestellt. Es war blöd, mit alten Menschen zu reden.

So stahl sie sich mit wehenden Kleidchen davon, um ihren Spielkameraden Murtagh zu suchen.

Doch dieser war ja anscheinend zu beschäftigt um mit ihr und ihren Puppen Tee zu trinken!

Sowieso verstand Klein-Ylva nicht, was so spannend daran war auf ein Hauch von Luft einzustechen.
 

Verzweifelt klammerte sie sich an ihre Mutter und streckte dem dümmlich drein blickenden Murtagh die Zunge heraus.

„Du bist ein Idiot!“

Dann lief sie mit ihrem grünen wellenden Kleid davon.
 

Die Türe seines Spielzimmers wurde aufgerissen und eine aufgelöste Ylva schmiss sich an seine Brust. Sie krallte sich in sein Hemd und weinte bitterlich darauf los. Verwirrt blickte Murtagh auf das wimmernde Bündel.

Erst jetzt fiel ihm auf, das ihr langes Haar, welches sich sonst wie ein Fächer über ihre Schultern fiel, abgeschnitten war. Auch trug sie die Kleidung eines Jungen.

„Sie wollen mich wegschicken!“ schluchzte Ylva tränen erstickt. Murtagh weitete die Augen. Seine beste Freundin sollte weg?

„Warum?“

„Meine Mutter will fliehen! Sie hat ein Gespräch des Königs belauscht, ich weiß nicht worum es ging, aber es muss schlimm gewesen sein, das meine Mutter Angst hat.“ Die Kleine weinte bitterlich.

Doch kannte Murtagh Ylvas Mutter, sie war nicht jemand dem man schnell Angst einjagte, eher war sie es, die mit ihren Bernsteinfarbenden stechenden Augen und den roten Locken des Teufels anderen Angst einjagte.

Murtagh wollte nicht das sie ging.

„Wann?“, fragte er, sie fest an sich gedrückt.

„Noch heute. Sie haben mich als Junge verkleidet. Aber ich tauge doch gar nicht als Junge, ich mag doch noch nicht mal mit Schwertern spielen, Tee-Partys sind fiel besser!“

Leicht schmunzelte Murtagh. Ylva irrte sich, sie war viel männlicher als sie dachte. Es schaffte ja nicht jedes vier Jähriges Mädchen einen Wachposten des Königs zum weinen zu bringen.

„Ich heiß jetzt Kovu, haben sie gesagt.“

„Was ist mit mir? Wenn du nicht mehr da bist, warum sollte ich dann bleiben?“,flüsterte Murtagh, seinen Kopf in ihrer Schulter vergraben.

„Eines Tages werde ich dich hier raus holen. Versprochen!“, mit Augen voll Überzeugung sah sie ihn an.

„Koste es was es wolle!“
 

Schweißgebadet wachte Murtagh auf. Wie hatte er das vergessen können? Doch hatte er seine beste Freundin und erste Liebe wie so vieles aus Schmerz aus seinen Erinnerungen verbannt.
 

Langsam erklomm er das alte Gewölbe des Turmes. Mit Ylva traf er sich früher hier.

Mit dem Rücken zu ihm saß eine wohlbekannte Gestalt und blickte durch das kaputte Dach in die Stadt hinaus.

„Kovu?“

„Ja.“

Ylva machte einen einladende Handbewegung und er setzte sich neben sie.

„Der König wird merken, das sich mein Name ändert.“

„Ja.“

„Was dann?“

„Ich werde ihn aufhalten.“

„Du magst stark sein, und schlau. Aber den König besiegen? Nein, das schaffst du nicht.“

„Ich sagte nichts von besiegen, lediglich aufhalten.“,sagte Ylva mit ausdruckslosen Gesicht.

„Er wird dich vernichten.“

„Ein nötiges Opfer.“

„Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht -“

Ylva machte eine schneidende Bewegung. „Das mag ja alles stimmen, aber versprochen ist versprochen und ein Versprechen muss man halten! Bis dahin werde ich dich lehren das Licht zu sehen.“

Kapitel 12: Lady Lydia

Kapitel 12: Lady Lydia
 

Aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen Monate.

Es war ein milder Sommertag der Murtagh in ein neues, vollkommen anderes Leben führte als das, was er bisher geführt hatte. Denn dieser Tag – auch wenn er davon noch nichts ahnte – war der letzte Tag seines alten Lebens, das Leben unter der Knute Galbatorixs. Nichts sollte nach diesem Tag wieder so werden, wie es zuvor gewesen war, denn an diesem Tag begann der Lauf der Ereignisse, die aus dem Jungen Murtagh einen Mann machen und aus so vielen Freunden Fremde und aus Fremden Feinde machen sollten. Dieser Tag sollte den jungen Drachenreiter zur Legende und seinen Namen zum Omen machen. Murtagh sollte das Ende seiner Welt und zugleich den Anfang einer neuen erleben und auch mit herbeiführen.

Doch von all dem ahnte Murtagh in diesem Moment noch nichts. Es wäre ihm vermutlich auch egal gewesen. Er hatte andere Sorgen.

Am Leben zu bleiben, zum Beispiel.
 

Murtagh presste sich mit angehaltenen Atem gegen den Boden. Rings um ihn knackte und raschelte das schwefelnde Holz des verbrannten Hofes. Er hörte das rauschen des Windes in den nahen Bäumen, die kleinen Tiere im Laub und er sah tausend Bewegungen, wo eigentlich nichts als Schatten sein sollte. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt und er nahm alles in einer ungewöhnlichen Schärfe wahr. Er hatte Angst. Angst wie noch nie zuvor in seinem Leben..

Vor ihm stampfe und polterte ein schwarzes Ungeheuer durch die Trümmer, als wollte es den ganze Hof dem Erdboden gleichmachen.

Und es suchte niemand anderen als ihn...

Murtagh fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen, die vor Aufregung ganz trocken und rissig geworden waren. Sein Herz hämmerte so laut, dass man es in ganz Alagaesia hören, und seine Hände und Knie zitterten so stark, das eigentlich der Boden hätte beben müssen.

Neben ihm in der kalten Asche lag Tarja. Ihre Tränen suchte lautlos ihren Weg auf den Boden.
 

Der schwarze Drache in den Trümmern war stehen geblieben. Mit gesenkten Kopf schnüffelte er, wie ein Bluthund, der die Witterung seiner Beute verloren hatte und sie nun wieder aufnehmen versuchte. Aus ihrem Versteck sah Murtagh einzig einen großen schwarzen Schatten, der sich dann und wann bewegte, wobei er immer ein kleines Erdbeben auslöste.

Murtagh begab sich in die Hocke, bereit sofort los zu sprinten. Jeder Muskel war bis zum Äußersten angespannt.

Der Koloss näherte sich der vermeintlichen Sicherheit des alten Gebäudes. Als wäre dies ein Signal gewesen, erwachte Murtagh aus seiner Starre. Mit dem Mut der Verzweiflung sprang er mit Tarja über der Schulter auf und lief direkt zwischen den riesigen Beinen Shruikans durch. Der Drache drehte sich sofort um und aus Murtaghs Angst wurde beinahe Panik, als er sah wie mühelos und schnell das Ungetüm ihm folgte. Er legte mit jedem Schritt die fünffache Entfernung zurück wie Murtagh und die Hindernisse, denen dieser ausweichen musste, walzte er einfach nieder. Ohne Zweifel, Murtagh wäre bei einem Wettrennen verloren, das wusste er und an einen Kampf war auch nicht zu denken. War Murtagh unbewaffnet und war sein Körper zu ausgezehrt um Magie anzuwenden. Er brauchte ein Versteck. Einen Ort, denn der Koloss nicht erreichen konnte.

Murtaghs Gedanken überschlugen sich. Wie war es eigentlich zu dieser Situation gekommen?
 

Fünf Tage zuvor:
 

In Urû'baen, so sagte man, habe der Wind eine Seele und pfeife heulend durch die Straßen des äußere Ringes, weil das was er dort finde, ihn mit Trauer erfülle.

Für Ylva war es, als würde der Wind qualvoll wimmern. Sie runzelte verärgert die Stirn als sich der Himmel über ihr bedrohlich zusammen zog. So gut es ging, ohne ihr Gesicht unter der Kapuze zu enthülle, blickte sie sich um:

Junge Mädchen baten ihre Körper für einige Münzen an, verkrüppelte Bettler saßen im Schmutz der Straße und flehten um Spenden, Diebe streiften über den Markt auf der Suche nach achtlose unversperrten Waren. Ihr offenbarte sich ein Elendsbild.

Doch trotz des Leides das hier hauste, fühlte Ylva eine merkwürdige Verbundenheit mit diesem Ort. Mit einem tiefen Atemzug sog sie die staubige Luft ein. Sie schmeckte den Dreck auf der Zungenspitze, höre den heulenden Wind und dann war sie sich sicher Zuhause zu sein.

„Ich bin wieder da“,sagte sie leise zu sich selbst. Ja, sie war zurück in ihre Revier. Der Ort an dem sie sieben Jahre ihres Lebens verbracht hatte.

Sie packte einen zerlumpt Jungen, der an ihr vorbei lief, am Arm.

„Bring mich zu Lydia!“,forderte sie ihn auf. - „Ich weiß nicht wovon ihr sprecht.“ - „Vielleicht hilft das deinem Gedächtnis auf die Sprünge.“;sagte sie und warf ihm eine silberne Münze zu.

„Ihr meint Lady Lydia, warum sagt ihr das nicht gleich.“ Leise grinste sie in sich herein; hier blieb die Welt wie sie war.

Der Junge führte sie tief durch die unterirdischen Gänge der Diebesgilde.

Die Diebe waren keine einfachen Verbrecher, unter ihnen gab es eine genaue Rangordnung. Sie waren fast ein eigenes Volk. Eine mächtige Untergrundgesellschaft, deren Zweige bis in die königliche Burg reichten.
 

Der König versuchte die 'Diebe' im äußeren Ring zu sammeln, möglichst weit weg von den gehobenen Bewohner Urû'baens. Doch was er nicht wusste, die wirklichen Diebe störten seine Versuche wenig. Wenn ein Dieb zu einem bestimmten Ort wollte, hielten ihn keine Wachen oder Mauern auf. Die Diebe hatten sich die uralten Tunnel unter der Stadt, die noch aus Zeiten der Elfen existierten, zu Eigen gemacht. Geschichten erzählten,dass der Drachenreiter Brom mithilfe der Diebe und der Tunnel es schaffte dem König eines der wertvollen Dracheneier zu entwenden.

Galbatorix tat die Diebe mehr als unterschätzen. Würden sie einen offenen Kampf wagen oder sich gar den Varden anschließen, Urû'baen würde innerhalb von wenigen Tagen fallen. In ihrer Masse waren die Diebe wie ein Schwarm Heuschrecken, der dafür sorgte, dass die Welt nie wieder grün würde. Noch wiegte sich der König in der vermeintlichen Uneinnehmbarkeit seiner Stadt, ahnte er nicht, das die Gefahr bereits auf der Lauer lag.

Der Rückschlag der Gilde war längst in Planung.
 

„Ylva! Schön dich sehen, wie geh es dir?“ Die braunhaarige Frau mittleren Alters erhob sich würdevoll. „Hallo Lydia. Du hast eine Schuld zu begleichen.“ Ylva ignorierte die dargebotene Hand und ließ sich in einen Stuhl fallen.“Du kommst immer gleich zum Punkt ohne schön drum herum zu reden... das gefällt mir. Was kann ich für dich tun?“ Lydia winkten den Jungen aus dem Zimmer.

„Wie ich sehe bist du noch immer Fürstin der Diebe und man hat noch nicht gegen dich gemeutert. Das überrascht mich.“ - „Du bist liebreizend wie immer. Ich hätte dich nie in die Gilde aufnehmen dürfen.“ Die Halbschatten ließ ein trockenes Lachen hören: „Ich war deine Haupteinnahme- und Informationsquelle. Du hättest dir selbst ein Bein ausgerissen wenn ich nicht für dich gearbeitet hätte.“ - „Mag sein, wie ist es dir ergangen in den letzten drei Jahren? Man sagte du wärst tot.“

„Als ob ich dir den Gefallen tun würde. Unkraut vergeht nicht!“ - „Wie geht es einer Mutter? Ich hab sie auch schon seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen.“

„Sie ist tot.“ - „Das tut mir leid.“ - „Ich hab sie umgebracht.“

„Warum überrascht mich das jetzt nicht?“

Ylva verkniff sich einen entsprechende Bemerkung. Sie wollte auf keinen Fall den Fehler machen Lydia zu unterschätzen. Sie war die gefährlichste Frau die sie kannte. Während ihrer Zeit auf der Straße und in der Burg waren Ylva eine Menge Leute begegnet, die brutaler waren als Lydia, gewalttätiger und heimtückischer, dennoch hätte sie sich mit jedem von ihnen zehnmal lieber abgegeben als mit Lydia, denn die Diebesfürstin, Schmugglerin und mit Sicherheit noch in ganz anderen, weitaus kriminelleren Machenschaften verwickelte Frau war auf die wohl schlimmstmögliche Art verkrüppelt, die einem Menschen zustoßen konnte: Sie hatte kein Gewissen.
 

Ylva konnte nicht sagen, ob sie so geboren oder irgendwann im Laufe ihrer Lebens so geworden war, aber das Ergebnis blieb das gleiche. Es gab nur einem Menschen auf der Welt, für den Lydia etwas empfand, und dieser Mensch hieß Lydia. Ylva wusste nicht ob Lydia Kinder hatte, aber sie zweifelte nicht daran, dass sie sie – sollte es sie geben – ohne mit der Wimper zu zucken an einen Sklavenhändler verkaufen würde, wenn nur der Preis stimmte. Hinzu kam, dass Lydia eine Frau und damit unberechenbar war. Wurde bei einem Mann einen unsichtbare Grenze überschritten schlug er zu oder griff gar zum Schwert, natürlich gab es auch einige andere (meist unangenehme) Reaktionen , aber eines hatten sie alle gemeinsam: sie waren voraussehbar. Bei einer Frau hingegen wusste man nie, es konnte von einem herzzerreißenden Heulkrampf über aggressive Schläge bis hin zu einem Messer im Rücken gehen, was aber auch innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde wechseln konnte.
 

„Ich brauche deine Hilfe“, begann Ylva „ich brauch eine Ablenkung um jemanden unversehrt aus dem Palast und der Stadt zu schmuggeln.“

Interessiert beugte sich Lydia nach vorne. „Du möchtest einen Handel eingehen?“ In Lydias Augen funkelte etwas. Ein Feuer, stärker als bei anderen Menschen... Ylva schüttelte den Kopf um diesen Gedanken zu verscheuchen. „Willst du etwas trinken?“
 

Ylva war nicht nach Trinken zumute und schon gar nicht nach Alkohol. Dennoch nickte sie nach einem kurzem Zögern. Lydia steuerte die Anrichte an, die ebenso kostbar war wie der Rest der Einrichtung und schenkte zwei Becher Wein ein.

Die rote Flüssigkeit schwappte leicht als sie auf dem schweren Eichentisch Platz fand.

Der Wein schmeckte in Ylvas Augen scheußlich und sogleich revoltierte ihr Magen. Möglicherweise hätte sie sich auf der Stelle übergeben, hätte sie ihren Blick auf einen imaginären Punkt irgendwo zwischen sich und der gegenüberliegenden Wand fixiert. Es funktionierte. Zu der Übelkeit gesellte sich Schwindelgefühl und sie glaubte ihr Kopf würde explodieren. Der Anfall hatte tatsächlich etwas von einer Explosion: kurz, heftig und brutal, aber letzten Endes zu schnell vorbei, um wirklichen Schaden anzurichten.

Sie lehnte sich zurück und schloss geschlagene zehn Sekunden die Augen. Vermutlich machte sie sich in Lydias Augen endgültig zum Narren, aber das interessierte sie nicht. Lydia hatte nie einen Hehl darum gemacht, dass sie sie für verrückt hielt; oft genug hatte sie sie auch so behandelt.
 

Hätte Ylva nicht den Becher ungesehen überprüft, hätte man meinen können, sie sei Opfer eines Giftanschlages geworden, doch war dies nur die gewöhnlich Reaktion auf den Alkohol, der in ihre Adern schoss.

Ihre Hände zitterten so heftig, dass sie sogar ein wenig der Flüssigkeit verschüttete, und Lydia konnte ein missbilligendes Stirnrunzeln nicht mehr ganz unterdrücken, als sie den Kranz bemerkte, den der Wein auf der weißen Marmorplatte des Tisches hinterließ.
 

„Also ist es noch genauso wie früher: Du nimmst es ohne mit der Wimper zu zucken mit einer ganzen Horde Barbaren auf, aber ein Becher Wein schafft es dich umzuhauen.“, bemerkte Lydia amüsiert.

Ylva zog es vor nicht darauf einzugehen, sondern verzog die Lippen zu einem Ansatz eines Lächelns.
 

„Wie soll diese Ablenkung aussehen und wie willst du mich bezahlen? Du besitzt noch einen Gefallen von mir, aber ich denke nicht das dieser ausreicht.“, ging Lydia wieder auf das Thema ein.

Ylva, die mit dieser Aussage gerechnet hatte, reichte Lydia einen magengroßen Beutel. Als die Fürstin ihn öffnete schien das Feuer in ihren Augen Funken zu sprühen.
 

„Diese Ablenkung soll das Auge des Feindes auf sich lenken,“ ,begann Ylva, „damit mein unbekannter Freund und ich ungesehen die Stadt verlassen können. In dem Beutel sind Edelsteine, deren Wert einem Fürstentum gleich kommen.“

„Also diese Ablenkung; groß genug den König aus den Palast zu locken, aber klein genug um nicht gleich in aller Munde zu sein. Aber was ist mit den Soldaten?“

„Sagen wir so: Sie werden etwas Falsches essen.“

„Du willst sie vergiften?“ „Kann man so nennen.“

„Habe ich dir schon einmal gesagt, dass es schön ist, dich nicht zum Feind zu haben?“ Lydias Stimme klang nicht im geringsten angespannt oder schockiert, und als sie fortfuhr, hatte ihre Stimme wieder den seltsamen melodischen Klang angenommen, der genauso zu ihr gehörte wie die schwarze Schlangentätowierung, die sich um ihren Oberarm wand.
 

„Was hältst du von einem Aufstand?“ Sie legte den Kopf schräg. „Natürlich wird nur ein Bruchteil der Gilde beteiligt sein, wir müssen unsere wahre Stärke geheim halten.“

„Damit ist alles geklärt. Fünf Tage.“, Ylva verzog nicht eine Miene , „Halte euch bereit.“
 

Als Ylva aufstand, sagte Lydia: „Unter alten Freunden gestattest du mir doch bestimmt ein offenes Wort?“

Ylva nickte.

„Du siehst aus wie ausgekotzt.“

Ylva, hob den Becher mit der dunkelroten Flüssigkeit und sah ihr dabei zu wie sie langsam über den Rand schwappte.

„Es soll Länder geben, wo sie das hier Gift nennen.“
 

Als sie sich zum gehen umwand widerstand sie der Versuchung, sich in der Türe noch einmal Lydia herumzudrehen, aber sie konnte ihren bohrenden Blick regelrecht zwischen den Schulterblätter spüren.

Der Junge, der vor der Türe gewartet hatte, begleitete sie nicht nur durch die Tunnel, er überholte sie auf einer alten Treppe und machte zwei schnelle Schritte, um als erster die kleine Türe auf der anderen Seite einer verlassenen schmutzigen Gasse zu erreichen. Mit übertriebener Gestik hielt er sie auf und wartete bis Ylva sie durchschritt.

Dann drehte er sich mit der Hand auf dem Türknauf herum, um zu gehen und die Türe hinter sich zu schließen.

„Warte!“, sagte Ylva rasch.

Der Junge blieb stehen. Ylva griff an ihren Gürtel und zog einen silbernen Dolch heraus, denn sie dem Jungen hinhielt.

„Dein Messer ist alt und verrostet. Du brauchst einen scharfen Dolch um die Geldbeute aus Leder aufzuschlitzen. In denen ist immer das Meiste drinnen!“
 

Zurück auf der Straße hatte sich der Himmel weiter zusammen gezogen. Nasser Wind fegte durch die Straßen und Gassen. Der Geruch von kalter Asche lag in der Luft. Irgendwo in der Ferne hatte ein Haus Feuer gefangen. Dunkle Rauchschwaden stiegen auf zu dem ohnehin schon dunklen Himmel. Ihre roten Haare schien wie zum Leben erwacht als sich der Wind in ihm verfing.
 

Nach wenigen Minuten prasselten dicke Regentropfen auf sie ein, als wären sie winzige Fäuste, die versuchten auf sie einschlagen. In immer kürzeren Abständen rannten Sturmböen durch die Gassen, zerrten mit erbarmungsloser Wucht an Ylvas Kleidern, heulte wie eine Horde gepeinigter Seelen, ein wildes Heer, das von zornigen Göttern über den dunklen Himmel getrieben wurde. Als es donnerte und ein gezackter Blitz die Straße erhellte, zog Ylva den Mantel enger um ihren Körper.

Wieder zerriss ein Blitz den Himmel, und diesmal war es viel schlimmer als zuvor; Donner und Licht waren fast eins, und der Knall so laut, als hätte jemand mit unglaublicher Wucht einen Hammer auf die Erde geschlagen. Ylva begann zu rennen.
 

Bis auf die Knochen durchnässt und außer Atem erreichte sie den Palast.

Ihre Stiefel schmatzte bei jedem Schritt. Zum Leidwesen der Diener hinterließ sie eine nasse braune Spur auf den teuren schweren Teppichen.
 

In ihrem Schlafgemach befreite sie sich von der nassen klebenden Kleidung, als ihre Türe aufgerissen wurde. Blitzschnell schnappte sie sich ein Laken und klemmte es sich panisch an den Körper.
 

„Was für Aussichten.“, säuselt Murtagh amüsiert.

Das schiefe Grinsen verschwand als er in ihr Gesicht blickte. Es war angespannt und müde, fast gereizt.

„Könntest du bitte vor der Türe warten?“, bat sie ihn.

„Ich dreh mich einfach um.“

„Murtagh?“

Irgendwie brachte es Murtagh fertig, fast überzeugend den Ahnungslosen zu spielen, aber eben nur fast.

„Ich weiß das da ein Spiegel ist!“

„Lässt du mir den nicht meinen Spaß?“, mit großen Augen sah er sie an.

Als Antwort klebte ein nasser Schuh in seinem Gesicht.

„Raus!“

Kapitel 13: Aufstand der Götter

Kapitel 13: Aufstand der Götter
 

Das Gewitter vor den Toren der Stadt tobte mit unermesslicher Wut, als trüge es des Hass des unterdrückten Volkes in sich. Heulend riss des Wind an den Fensterläden, schlug wild gegen Wände und wirbelte Staub und Schmutz auf.

Die Flammen, entfacht durch den Zorn der Blitze, verzehrten die Dächer der Höfe, welche in Spiralen zum nachtschwarzen Himmel aufstiegen. Eine Feuerfront erhob sich am Horizont.

Wie ein wildes Tier fauchte, biss, wütete, kratzte und schrie der Sturm durch Urû'baen.

Unerbittlich wühlte sich das Tier durch die Stadt und hinterließ einen Pfad aus Schmerz und Verzweiflung.
 

„Die Nacht lässt heute niemanden lauschen. Die wilden Götter schicken ihre Scharen. Es regieren die alten Mächte!“, sprach Ylva leise zu sich selbst. Das, was der König so lange versucht hatte zu vermeiden, nahm seinen Lauf: Die Prophezeiung erfüllte sich unbemerkt.

Selbst der König konnte sie nicht mehr aufhalten, genauso wie er die Sonne nicht daran hindern konnte unterzugehen.

Lange Zeit hatte sie gewartet und die Zeichen gesucht, nun waren sie da.
 

Mit zitternden Finger legte Ylva ihre Hand auf die kalte Glasscheibe und wich zurück. Es schien als wüte noch etwas draußen, nicht nur der Sturm, eine unheimliche Energie hatte Besitz über die Stadt ergriffen. Es war kein gewöhnlicher Sturm, der durch die Straßen pfiff, er war ein gefräßiger Wolf, dessen Hunger nach Zerstörung nur durch seiner unendlichen Gier nach Vergeltung übertroffen wurde.
 

Vor vielen Jahrtausenden sprach ein großer Prophet auf dem Sterbebett eine Vorhersage.

Er sagte, in Zeiten großer Not würde ein Kind geboren, dessen Herkunft so widersprüchlich sei wie sein Glaube. Das Kind würde auf das Wesen mit den roten Klauen treffen und zusammen werden sie sich dem Alten entgegen stellen. Ein unerbittlicher Kampf würde beginnen. Und vielleicht würde der Alte siegen, aber keine Hoffnung sei verloren, denn solange das reine Herzen des Grünen schlage, würde das Licht die Dunkelheit vertreiben. Drei Feuer würden ihre Schwingen ausbreiten und über die Erde fliegen. Dann würde ein Licht erstrahlen und es würde das Ende aller Finsternis sein.
 

Drei Vorzeichen werden die Wende in das neue Zeitalter verkünden:

Erst wird sich der Gefährte des Roten mit dem Bastard verbünden.

Dann werden die Schöpfer ihr hungrigeres Heer auf die Erde senden und mit ihm Feuer und Donner.

Schlussendlich, wenn die Wölfe heulen und ihren letzten Marsch antreten, wird das rote Feuer sein Schicksal annehmen und für das Licht brennen.
 

Ylva wusste von dieser Prophezeiung, wie auch der König, aber anders als dieser, glaubte Ylva Murtagh sei jenes Kind. Viele Jahre lang galt die Prophezeiung als verschollen, bis ein übereifriger Zauberernovize, auf den Reihen Galbatorix, das schwarze Buch der Geheimnisse in den altehrwürdigen Hallen der alten Bibliothek fand und in ihm die Prophezeiung. Ylva wusste nicht, ob es Zufall war oder nicht, dass Murtagh ausgerechnet jenes Buch gestohlen hatte, aber wenn sie ehrlich war, glaubte sie nicht an Zufälle.
 

Kurz nachdem das Buch gefunden wurde, vor vielen Jahren, ließ Galbatorix alle unehelichen Kinder in Urû'baen hinrichten, um die Prophezeiung abzuwenden. Aus diesem Grund floh die Schatten Akane mit Ylva. Ylva war nicht nur ein uneheliches Kind, sie war auch noch ein Mischling, die eigentliche Bedeutung von Bastard.

Nur hatte Ylvas Mutter nicht mit den Bannen des Königs gerechnet, die er um ihr Herz gesponnen hatte. Er befahl ihr, ihr Kind zu töten.
 

Halb verrückt vor Angst lief die damals sechs Jährige Ylva fort und landete schließlich bei den Dieben. Nach weiteren Sechs Jahren, in denen sie als Diebin, Informantin und Auftragsmörderin arbeitete, fand ihre Mutter sie schließlich. Akane hatte immer gesagt, Ylva müsse sich verteidigen können, nur konnte diese sich letztendlich besser verteidigen als Akane erwartet hatte. So fand die schwarze Seele des Schatten endlich Ruhe. Kurz darauf verließ Ylva Urû'baen. Niemand wusste wo sie war, aber als sie nach Urû'baen zurückkehrte, hatte sie zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Die eine ein Mensch, die andere ein Wolf und trotzdem machte sie keinen unterschied zwischen den beiden.
 

Jeder der Ylva kannte, wusste von ihren unglaublichen Hass auf Galbatorix, so verwunderlicher war es doch, dass sie sich freiwillig in seinen Dienst stellte.

Ylva hatte Gerüchte gehört, das ein neuer Drachenreiter an Galbatorix Seite kämpfe, aber sie hatte es nie für möglich gehalten, das dieser Murtagh sein könnte.

Erst hatte sie ihn nicht erkannt, erst als der König sie in die Kerker schickte um das Vertrauen eines Gefangenen zu erhaschen, hatte sie seine Narbe gesehen.

Ylva sollte sich ihm freundlich gesinnt geben, um seinen Platz in Galbatorix Reihen zu festigen doch heuchelte sie schon lange nicht mehr Murtagh die Freundschaft, sondern dem König. Sie hatte den Spieß herum gedreht.
 

Ein energisches Klopfen an der Türe ließ Ylva aus ihren Gedanken aufhorchen.

„Man sagt zwar Frauen brauchen immer länger beim umziehen, aber ich steh hier schon seit einer halben Stunde vor der Türe! Bist du aus dem Fenster gesprungen oder was?!“,brüllte Murtagh schon fast.
 

Schnell stülpte Ylva sich ein trockenes Hemd über und öffnete die Türe. „Entschuldige, ich war in Gedanken.“

„Hat man gemerkt.“
 

„Murtagh“, begann Ylva, als das Fenster ihrer Zimmers mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst. Blaue Funken tanzten vor den Augen Ylvas und für einen Moment glaubte sie zwischen den fliegen Scherben das verschwommene Gesicht eines Wolfes zu sehen, der bedrohlich die Zähne fletschte.

So schnell wie das Ereignis begann endete es auch wieder; Innerhalb von wenigen Sekunden wurde es schlagartig still. Selbst der Sturm draußen vor den Toren hatte aufgehört zu klagen.
 

Keuchend und erschrocken sah Ylva Murtagh an : „Was war das?!“

„Woher soll ich das wissen? Hast du das auch gespürt?“

Ylva nickte. Auch sie hatte die grausam zärtliche Macht verspürt, die sich schimmernd um ihre Geister schmiegte und gleich darauf seufzend wieder verschwand. Noch nie zuvor hatte Ylva etwas vergleichbares gespürt, eine umfassende Existenz aus purer Energie hatte sie berührt.
 

„Ist es vorüber?“, fragte Murtagh zögernd.

Betrübt schüttelte Ylva den Kopf: „Nein. Es fängt grade erst an!“
 


 

Tags darauf fielen unbekannte Seuchen über das Land her. Die Alten und Schwachen starben zuerst, aber auch die Kinder blieben nicht verschont.
 

Ich sende Pestilenz und

Seuchen euch ins Haus

In euer Bett in jeden Fluss

In alle Straßen Wasser auch
 

Die Ähren auf den Felder vertrockneten wie durch Geisterhand, trotz des Sturmes, der zuvor Höfe und Straßen überschwemmt hatte. Das Vieh das Bauern fand kein Fressen mehr und verendeten qualvoll auf den Wiesen immer mehr Menschen, die ihre Steuern nicht bezahlen konnten wurden gehängt.
 

Wohin ihr geht

Ins Brot zu Herden

Euren Schafen euren Ochsen

Eure Felder jeden Traum

In euren Schlaf bis ihr zerbrecht

Bis ihr euch beugt!
 

Immer mehr Menschen glaubten Nachts leuchtende Wölfe durch die Straßen huschen zu sehen. Für Ylva bestand kein Zweifel; Das Heer der Götter wütete in der Stadt.
 

Drei Tage nach dem Sturm war Urû'baen wie ausgestorben. Es schien als seinen Jene, die den Sturm und die darauf folgenden Katastrophen überlebt hatten, geflohen. Ob vor dem König oder vor der Krankheit konnte Ylva nicht sagen. Es wäre ihr vermutlich auch egal gewesen, hätte sie es gewusst, Hauptsache war, die Unschuldigen verschwanden von dem Spielfeld, auf welchem sich langsam die Figuren der Macht bewegten.

Im Innersten ärgerte Ylva sich darüber so viel für eine Ablenkung der Diebe ausgegeben zu haben. Das Heer der gepeinigten Wölfe war eine mehr als effektive Ablenkung für den König.
 

Am vierten Tag nach dem Sturm schlugen brennende Steine mit ohrenbetäubenden Gebrüll auf die Erde. Nicht einmal Ylva hatte eine Erklärung woher sie kommen könnten. Sie schossen einfach von Himmel herab wie die Fäuste der wilden Götter.
 

Ich send vom Himmel Donner euch

Und Feuer regne es herab!
 

Grausige Träume schlichen in die Köpfe der Menschen. Ylva sah schwarze Rösser die mit dämonischer Macht über das Land ritten. Donnernde Schwerter, die Arme und Beine abtrennten und dabei auch Unschuldige trafen. Der Himmel verdunkelte sich am Tage, schwärzer als die Nacht drückte er auf die Erde. Die Flüsse wurden rot vom vergossenen Blut der toten Kinder. Zu tausenden kamen Raben und Krähen um sich an ihren weiße Leibern zu mästen. Brennende Wälder machte das Atmen schwer und ließen die Luft zu Asche werden. Große Gestalten flogen über den Himmel. Erst waren es nur drei Drachen, aber es kamen mehr und mit ihnen das Ende des Unterganges.
 

Schweißgebadet wachte Ylva auf. Auch wenn sie zur Hälfte ein Schatten war und um einiges animalischer und der Gewalt zugeneigt zugeneigt als ein normaler Mensch, so quälte es sie doch die Unschuldigen für die Verbrechen des Königs leiden zu sehen.
 

Mit Blick aus dem Fenster fragte sich Ylva ob sie nicht doch schizophren und nebenbei die Wetterfee war, denn der Himmel war ein Ebenbild ihrer Laune. Die Sonne schien trüb, wie durch Schmutz verschmiertes Glas, während der Wind dunkle Wolken vor sich hertrieb.
 

Entschlossen trat Ylva aus ihrem Zimmer. Heute war der Tag, an dem sie Murtagh aus der Feste schmuggeln würde.

Ylva war sich nicht sicher, ob Murtaghs Name sich bereits geändert hatte, aber sie glaubte an ihn und wenn die Götter meinten es wäre an der Zeit, welches Recht hatte dann Ylva an ihrem Urteil zu zweifeln?
 

Sie rannte schon fast durch die Gänge, auf dem Weg zu Murtaghs Gemach.

„Pack deine Sachen!“, keifte sie den verschlafen drein blickenden Murtagh an.

„Was?!“

„Bist du schwerhörig?!“, knurrte sie. Eigentlich wollte sie nicht so plump zu ihm sein, aber sie war nervös und mit diesem Gefühl wusste sie nicht umzugehen. So wurde ihr Frust an der ihr nächsten Person ausgelassen, in diesem Fall Murtagh.
 

Völlig verwirrt hastete Murtagh mit einem Beutel hinter ihr her.

„Wohin gehen wir?“

„Zu dem Ort am anderen Ende des Regenbogens!“

„Du weißt doch das du Alkohol nicht verträgst!“

„Danke das du mich daran erinnerst.“

„Wohin gehen wir jetzt?“

„In die Küche.“

„Warum?“, fragte er leicht zweifelt, er machte nicht wirklich einen Hehl darum, das er Ylva in diesem Moment für ziemlich verwirrt hielt.

„Um Proviant zu holen.“

„Wofür?“

„Weil dein Herz frei ist, du brauchst nur den Mut ihm zu folgen!“, bellte Ylva, die dem Frage-Antworten-Spiel keine Sympathie entgegen bringen konnte.
 

In der Küche stahl Ylva für Murtagh einen Pfund Trockenfleisch und einen Leib Brot, da sie diesen für zu Unfähig hielt. Ihrer Meinung nach machte Murtagh mehr Lärm als ein betrunkener Drache. Dorn, der den Vergleich nicht ganz passend fand, meinte selbst ein betrunkener Drache wäre geschickter im stehlen als sein Reiter.
 

-----

An einem anderen Ort:
 

Geduckt huschte Tarja an diesem Morgen durch die labyrinthartigen Gänge der Burg. Wie in Trance stahl sie sich an den vielen Wachen vorbei.

Bis sie eine kleine abgedunkelte Kammer, in der nur eine einzige Kerze brannte, und selbst diese war noch winzig, erreichte. In der Mitte der Kammer wirbelte ein schwarzer Mahlstrom über der Erde.

Tarja konnte nicht sagen was es war, aber etwas zwang sie näher an das dunkle Gebilde heran zu treten.

Und dann sah sie ihn, als sei er das Auge des Stroms, umkreisten ihn die schwarzen Schwaben: Es war ein Stein.

Ein hellgrüner Stein wie Jade. Er war glatt und hatte Ähnlichkeiten mit einem Ei, obwohl er um einiges größer war.

Als sie nach ihm greifen wollte durchzuckte ein heller Schmerze ihre Glieder.

Erschrocken taumelte sie zurück. Die schwarze Masse verhinderte, das sie ihn berühren konnte...
 

Und doch wusste Tarja,dass sie ohne den Stein nicht weggehen konnte. Jetzt war ihr klar, dass sie überhaupt nur dieses Steines wegen hierher gekommen war, er hatte sie auf geheimnisvolle Art gerufen, weil er zu ihr wollte, weil er eigentlich schon seit immer ihr gehörte!

Kapitel 14: Die bitteren Tränen der Freiheit

Kapitel 14: Die bitteren Tränen der Freiheit
 

In der runden dunklen Kammer stand Tarja und starrte in die schwarzen Schwaben. Sie hörte weder den entfernten Klang der Glocken, noch das Donnern entfernter Stiefel auf dem Steinboden.

Nein, sie hörte sie nicht, noch war sie in dieser Welt.

Sie spürte den Zug des Steines, als rufe er ihr zu, dass sie etwas darin finden und suchen müsse.
 

Als Tarja die Schwaben zu ersten mal berührte, fürchtete sie sich. Doch nun fütterte sie den Wirbel in der schwarzen Kammer mit winzigen schmerzhaften Berührungen. Tief schaute sie in den Strom, während in weiter Ferne Murtagh und Ylva um ihr Leben rannten, ihnen beflügelten Jäger hinterherjagten.

Tarja schüttelte den Kopf. Die Schwaben, welche ihr Finger küssten ließen sie nicht näher an den wundersamen Stein.

Für jene, die selbst nicht zauberkundig waren, war jedes Ausüben dessen, was Menschen Magie nannten, in der Tat sehr wundersam. Doch obwohl jenes Feuer in Tarja brannte, wollte der Stein keine Liebkose...und keine Liebkose...und keine Liebkose.

Tarja wusste nicht, wie lange sie in den Mahlstrom gestarrt hatte und versuchte den Stein zu berühren, aber schließlich wurde sie von nahen Stimmen und Schritten aus ihrer Versunkenheit gerissen.

„Tarja!“, rief eine Stimme, als sie aufschaute und Ylva schweißüberströmt in der Kammer stand. Mit der Eleganz einer Katze und den Augen eines Wolfes stand ihre Schwester vor ihr. Das rasiermesserscharfe Schwert in der Hand blitzte dunkel. Blut floss herunter und benässte den Boden. Tajas stummer Blick fiel auf das scharlachrote Rinnsal, das die Schneide herunterlief, auf den Boden tropfte und in den Fugen der Steine versickerte. Sie wandte den Blick ab und schaute erneut in den Wirbel und streckte ihr Hand aus.

Ihre Augen weiteten sich, und sie keuchte voller Schmerz, während ihr Atem zwischen zusammengepressten Zähnen entwich. Ylva, Murtagh, Galbatorix, die Prophezeiung, alles war vergessen, als ihre Finger die glatte Oberfläche des Steines berührten.

Tränen traten in ihre Augen und liefen ihre Wangen herunter, und sie schrie gequält auf, konnte ihr Hand aber nicht zurück ziehen.

Dann verlor sie das Bewusstsein und fiel Ohnmächtig zu Boden.

.

.

.

.

.

.

.

.

„Tarja...Tarja...“

Wer ruft mich aus der Ferne?

„Tarja...“

Näher.

„Tarja...“

Noch näher.

„Tarja.“

Tarja öffnete die Augen. Ylva kniete mit besorgter Miene neben ihr und sagte noch einmal: „Tarja!“

Murtagh stand beunruhigt hinter ihr. Tarja nickte und wollte aufstehen, doch Ylva schüttelte den Kopf und hielt sie zurück.

„Warte einen Moment.“

Tarja holte tief Luft „Was ist passiert?“

Ylva antwortete nicht. Wie gebannt starrte sie auf Tarjas Hand. Plötzlich strömten die Bilder auf Tarja ein. Der Geruch von verbrannten Fleisch lag in der Luft. Als Tarja an sich herab blickte, erkannte sie voller Entsetzten, die Haut ihrer Hand hatte Blasen geworfen und begann sich abzuschälen. Ihr Magen drehte sich um, und sie übergab sich. Doch was zählte war der Stein, der in ihrer Hand lag, als sei er eigens dafür geschaffen worden.
 

Dann geschah alles wie in einem Alptraum, der mit ungeheurer Geschwindigkeit an Tarja vorbei schoss.

Dunkelheit. Entfernte Laute menschlichen Schmerzes. Ein Lichtblitz. Laufgeräusch. Ylva's Fauchen. Das schmatzende Geräusch eines Schwertes, das durch blutiges Fleisch gezogen wurde. Wieder Schmerzensschrei. Ylva's Augen, die Pupillen zu Schlitzen gezogen. Tote Soldatenkörper schlugen auf dem Boden auf.

Dann war es still.

Still!
 

Einzig das Keuchen Murtagh's und Ylva's war zu hören. Dann stand er vor ihnen.

Der König!

Tarja bewegte sich wie in Trance. Was sollte schon geschehen, dies war nur ein Traum. Ein schrecklicher Alptraum!

Tarja wurde zurück gerissen, Ylva schrie einige Worte in der Alten Sprache. Auf der Stirn des Königs pochte eine dunkelrote Ader.

Tarja hörte nicht was Ylva rief, sie wusste nicht was Murtagh erwiderte, doch als Murtagh sie mit sich zog und Ylva zurück blieb, war ihr klar, dies war ein „Lebe Wohl“!

.

.

.

.

.

Entschlossen blickte Ylva dem König in die Augen.

„Du dreckiger Bastard! Ich hätte dich schon an dem Tag deiner Geburt töten sollen!“, schrie er ihr mit heiserer Stimmer entgegen.

„Ja Vater, das hättest du wirklich. Hast du aber nicht!“

Ylva wusste ihr Unterfangen war der reinste Selbstmord, und als das schwarze Schwert ihres Vaters ihr Herz durchbohrte, so war das letzte was sie sah,die weißen Berge einer fremden Welt, erfüllt von Gebrüll und dem rauschen ledriger Schwingen.

Drachen, prächtige Drachen – rot, silbern, schwarz und grün funkelnd – füllten den Sommerhimmel aus. Auf den weißen Bergen und ringsumher erhoben sich hundert oder mehr Drachenstimmen zu einem donnernden Gebrüll, und das ganze Gebirge erbebte und hallte von den Echos der Drachenschreie wieder.

Ylva war am Ende ihrer Weges angelangt!

.

.

.

.

.

Tränen funkelten in Murtagh's Augen, als er mit Tarja über der Schulter durch die Gassen rannte. Er brauchte einen Ausweg!

Noch immer hallten Ylva's letzten Worte in seinem Kopf nach. „Am dunkelsten ist die Nacht vor der Dämmerung. Ich verspreche dir, die Dämmerung bricht an!“ Wie sollte die Sonne jemals ohne Ylva wieder aufgehen? Der Schmerz all jener, die einen geliebten Menschen verloren hatten, war nun Murtagh's.

In der Ferne stieg das schwarze Ungetüm des Königs in die Höhe.

Ausgezehrt von dem vielen rennen und dem Anwenden von Magie gegen all jener Soldaten, die nun im Reich des Todes verweilten, schleppte sich Murtagh in die Ruine eines verbrannten Hofes.

Murtagh war nun frei, der Fluch war gebrochen. Aber um welchen Preis? Die bitteren Tränen der Freiheit liefen Gesicht herunter.

Als Shruikan in der Asche des Hofes landete, wusste Murtagh; sie waren verloren!

Kapitel 15: Zwischen hier und dort

Zwischen hier und dort
 

Ylva schritt über die schneeweißen funkenden Fels. Überall, auf den Bergen, in der Luft, und dem Boden, riefen die Drachen ihren Namen, als hießen sie sie willkommen.

Ja, sie hießen sie Willkommen, mit ihren Stimmen, schwer von Sehnsucht nach einer anderen Welt.

Es waren viele, so viele.

Die Luft vibrierte unter ihren ledernen Schwingen. Die Drachen umgaben sie, wie ein Meer aus Schuppen, das alles andere verschlang - Murtagh, Tarja, der König, alle verschwanden sie und ließen nichts als Sehnsucht zurück. Selbst die Sterne zeigten sich nicht in jener weißen Welt.

Diese Welt, so wunderschön, doch war sie geschaffen aus Sehnsucht. Ein eiskaltes Paradies.

Ein Leben lang strebte Ylva nach der Erschaffung eines Paradieses, und doch war dieser Himmel ein Ort voller Schrecken. Er brachte alles zurück: die Erinnerungen an den Schmerz, die Angst, das Missverständnis und die Leere in ihrem Herzen.

Und plötzlich war sich Ylva nicht mehr sicher.

Hatte sie richtig gehandelt? Würde Murtagh Gabatorix besiegen können?

Sie wusste es nicht. Sie kannte nicht den Plan der Götter, sie wusste nicht einmal ob hinter all dem ein Plan steckte. Vielleicht geschah alles ohne Plan. Ein Zauber ohne Zauberer. War die Prophezeiung nur die Worte eines verrückten Mannes?
 

„Zauber, kein Zauber. Verrückt, nicht verrückt. du machst dir zu viele Gedanken, was war und was ein wird!“ Die Stimme kam von oben, und als Ylva aufblickte, sah sie einen weißen Wolf auf dem Vorsprung vor sich sitzen.

Mit klugen allwissenden Augen sah er sie an, doch die Stimme war die einer alten Frau, eine Stimme, die schon viel erlebt hatte.

„Wer bist du?“ Ylvas Stimme klang merkwürdig fremd, als käme sie von einem anderen Ort. Vielleicht war Ylvas Stimme auch an einem anderen Ort. Sagte man nicht, der heulende Wind sei die wehklagende Stimme der Toten? Hatte der Tod Ylvas Stimme genommen, genauso wie ihr Herz?

Leise lachte der Wolf. „Nein, dein Herz ist nicht hier. Du hast es selbst weggeworfen.“

„Wer bist du?“, fragte Ylva erneut. Der Wolf bleckte die Zähne. „Rate.“ Langsam fielen die Haare des Wolfes zu Boden, so das die Muskeln offen lagen. Das Gewebe verwandelte sich in dicke weiße Maden, welche davon krochen, bis schließlich das blanke Skelett vor ihr stand und sie anzugrinsen schien.

„Du bist der Tod.“ Die Worte kamen nur mühselig über Ylvas Lippen, als wollten sie nicht ausgesprochen werden. Die verbotenen Wörter.

„Dies ist einer meiner Namen. Doch bin ich nicht das was ihr euch vorstellt. Ich bin der Anfang und das Ende, die Liebe und der Hass, ich bin das Leben und der Tod. Ich bin der Anfang aller Geschichten und ihr Ende. Dies ist der Ort, an dem alle Geschichten enden. Dies ist der Ort zwischen hier und dort!“

Der Tod wand den Kopf. „Ohne mich wird nichts geboren, weil nichts stirbt. Ich bin das Herz aller Welten. Ich halte den Kreislauf in Bewegung.“, sagte der Wolf durch die Stimme der alten Frau und tausend anderer Stimmen zugleich.

„Nichts läuft ohne Plan. Alles hat Konsequenzen. Die Ordnung des Universums muss aufrecht gehalten werden. Galbatorix hat diese Ordnung gestört und muss verschwinden. Doch ist der Alte schlau. Er hat mich überlistet, ich kann ihn nicht holen. So wurde die Prophezeiung geschrieben und mit ihr ein neuer Held geboren. Murtagh!“ Ylva verstand nicht, sie war sich sicher, Murtagh war jenes Kind aus der Prophezeiung, aber warum Murtagh? Lag nicht schon genug Last auf seinen Schultern? Was für Prüfungen hatte ihr Freund noch zu bestehen?
 

Plötzlich schwankte sie. Eine Welle der Sehnsucht überrannte sie. Und dann war sich Ylva dessen sicher, was sie lange ahnte: Ylva hatte ihr Herz bei Murtagh gelassen. Sie hatte es ihm hinterher geworfen.

Eine Liebe,die niemals sein konnte und durfte.

Zum ersten mal seit Jahren schimmerten Tränen in Ylvas Augen. Sie hatte Murtagh den Weg frei gemacht,doch konnte sie ihm nicht bei stehen. Sie war gefangen in einem eiskalten Paradies, an dem Ort zwischen hier und dort, verdammt dazu die Ewigkeiten zu überdauern und die Welt zu beobachten, aber nicht eingreifen zu können.

„Ja, das ist unser aller Los.“, sagte der Tod und mit einem mal wollte Ylva nach dem Wolf greifen und ihm den Hals umdrehen, damit sie die Stimme nicht mehr hören musste, so alt und unbewegt, Spott in jedem Wort.

Ylva hielt sich die Ohren zu, doch im Reich der Toten hörte man nicht mit dem Ohren, sondern mit der Seele.

Leise hockte sich Ylva auf den Vorsprung und weinte. Sie weinte wie nie zuvor, den Tränen sind das Blut der Seele.
 

Wie konnte sie Murtagh helfen?

Wie kann man den Tod überlisten?
 


 

Zurück in der Gegenwart:
 

Vor sich sah Murtagh den Drachen Shruikan durch die Trümmern kriechen. Das riesige Ungetüm walzte alles unter sich nieder. Schnüffelnd wie ein Hund versuchte der Drache ihre Fährte aufzunehmen. Es war gar nicht nötig zu schleichen. Shruikan war sich ebenso wie Murtagh sicher, das sie ihm nicht entkommen würde. Mit letzter Kraft sprang Murtagh auf und lief zwischen den Beinen des Drachen's durch. Shruikan folgte ihm mühelos und aus Murtaghs Angst wurde blanke Panik. Murtagh betete für ein Wunder, und als wurde er erhört, erschütterte in diesem Moment eine grauenvolle Explosion Urû'baen. Erschrocken blieb der Drache stehen und blickte dümmlich nach oben.

Am Horizont erhob sich eine Feuerfront und die mächtigen Türme des Palastes stürzten in die Stadt. Wie ein sterbender Riese fielen die Türme ächzend in die Tiefe und begruben alles unter sich. Eine Lawine aus Geröll und Steinen walzte über die Stadt.

Die Diebes-Gilde hatte ihr versprechen gehalten: Eine Ablenkung die selbst das Auge des Königs auf sich zog.

Mit einem Satz erhob sich Shruikan in die Luft. Obgleich er seinen Befehl missachtet. Er musste den König retten!
 

Murtagh nutze die Gunst der Stunde. Noch bevor der schwarze Drache den Horizont erreichte, legte sich der Rubinrote zu Murtagh und brachte Tarja, Murtagh und den Ungeboren, mit gleichmäßigen Flügelschlägen davon. Weg von dem Ort des Grauens und den Ketten des Gefangenschaft.
 

Dorn flog über den rasch fließenden Ramr und die weiten Ebenden Alagaesias. Sein Ziel war Feinster, dass die Varden vor wenigen Tagen eingenommen hatten. Murtagh wusste sein Vorhaben war töricht. Er hatte den König der Zwerge ermordet. An seinen Händen klebte Königsblut. Er wurde von de Imperium und den Varden gleichsam gejagt. Seine letzte Hoffnung war Eragon. Er musste seinen Bruder von seiner Unschuld überzeugen und ihn bitten ihm zu verzeihen.

Nach zwei Tagen Richtung Feinster hatten sie bereits mehr als 50 Meilen zurück gelegt. Auf der Flachen Ebene ließen sie sich zum Rasten nieder.
 

Früh am nächsten Morgen trat Murtagh, die rauchende Asche des Feuers auseinander und legte ein paar Zweige auf die Reste der Glut. Als kleine rötliche Zungen über den Reisig leckten, schaute er durch den Morgennebel auf den grade noch sichtbaren Weiher in der nähe und dachte an Ylva. Er wusste Ylva war tot, doch war es, als bliebe ein Teil von ihr bei ihm. Er verfluchte sich selbst, hatte er Ylva doch nie von seinen wahren Gefühlen erzählt. Nun war es zu spät!

Seufzend ging er mit einem Kessel zum Ufer des klaren Teiches und füllte ihn mit Wasser. Irgendwo im Neben hörte er etwas platschen. Ein Fisch...oder ein Frosch, dachte er zuerst, aber ein Instinkt sagte ihm etwas anderes.

Mit raschen Schritten war er wieder im Lager und weckte die anderen.

„Psst“, zischte er,“etwas oder jemand kommt.“

Das leise Kratzen von Stahl ertönte, als Murtagh und Tarja ihre Waffen zogen.

„Von dort“, hauchte Murtagh und zeigte mit dem Kinn zu Weiher, während er das aufflackernde Feuer mit Wasser aus dem Kessel löschte. Die Glut zischte leise und fügte dem dichten Nebel etwas Dampf hinzu. „Etwas auf der anderen Seite hat einen Frosch veranlasst ins Wasser zu springen. Etwas schleicht sich an.“ Murtaghs Griff um sein Schwertknauf wurde stärker, während er seine Abwehrstellung einnahm. Tarja presste den Beutel mit dem Drachenei fest an sich. „Da!“, flüsterte Tarja, indem sie mit der Spitze ihrer Dolches auf eine Stelle rechts neben dem Weiher zeigte. „Sie kommen.“

Im Nebel gefüllt, glitten Gestalten um das Lager. Murtagh starrte auf die vagen Formen und neigte den Kopf, doch wollte der Nebel sie nicht enthüllen.

„Hier drüben“, zischte Murtagh und wies mit Zar'roc nach links. „Da kommen noch mehr.“

„Wie viele insgesamt?“, flüsterte Tarja

„Vier. Nein, fünf...sechs“, erwiderte Murtagh, während die Gestalten im Nebel näher kamen.

„Hier sind es auch sechs“, sagte Tarja. „Sie bewegen sich im Rudel und auf vier Beinen und sind...Nemesis!“, rief Tarja freudig, als die Wölfin aus dem Nebel trat. Hinter ihr wurden immer mehr Silberwölfe sichtbar. Jeder so groß wie ein Pony, und sie trotteten mit offenen Mäulern, glänzenden weißen Reißzähnen und hängenden Zungen aus dem Nebel in das Lager.

Tarja schob ihren Dolch in ihren Gürtel, schlang Nemesis die Arme um den Hals und vergrub das Gesicht in ihrem weichen Fell. Nemesis ließ die Umarmung still über sich ergehen. Während Murtagh sein Schwert zurück in die Scheide steckte, versammelte sich insgesamt zwölf Shrrg um das Lager.

Tarja lächelte. „Nemesis, große Schwester, ich habe dich vermisst.“

Ein wolliges Knurren entsprang der Kehle der Wölfin.

Die Zeit ist gekommen. , sagte Nemesis mit leiser Stimme. Tarja reichte Murtagh das schwarze Buch der Geheimnisse, welches er vor langer Zeit gestohlen hatte. Die Wölfe streckten ihre Hälse in die Luft und ein ohrenbetäubendes Heulen erklang, welches sich über die gesamte Ebene und ganz Alagaesia zog. Überall in dem Land heulten die Wölfe, ob Shrrg, Steppenwolf oder Götterwolf, ihr Geheul ließ die Erde beben.
 

Murtagh hatte sein Schicksal angenommen. Er würde für das Licht brennen und schon bald alle Völker Alagaesias in ein neues Zeitalter führen.

In dem Moment als er die Prophezeiung las, war es ihm klar:
 

Verloren sein und gefunden werden, lagen seit jeher dicht beieinander!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  chatterbox
2010-06-15T05:54:40+00:00 15.06.2010 07:54
yay- neues kappi!
was soll man da noch groß sagen?
schön geschrieben, interessant- wie immerXD
ud saphira ist so knuffig...
Von:  chatterbox
2010-06-01T12:45:19+00:00 01.06.2010 14:45
Oh...endlich taucht eragon auf....
schönXD
ein bisschen stört mich, dass Ylva zwar ein schweres schicksal hat, ber keinerlei schwächen...
sonst aber wieder schön...
Von:  chatterbox
2010-05-27T15:07:07+00:00 27.05.2010 17:07
Also ich finds super:D
schön geschreiben, spannend...
was soll man da schon dran auszusetzen haben?
weiter so;)
Von:  chatterbox
2010-05-24T14:17:32+00:00 24.05.2010 16:17
Ylva scheint ja ganz schön intelligent zu sein...hat sie auch schwächenXD
schön, dass es jetzt ansätze gibt *freu+
und mal wieder echt toll geschrieben...
und spannend, warte schon ungeduldig auf das nächste kappi:D
Von:  chatterbox
2010-05-21T14:51:40+00:00 21.05.2010 16:51
Ich wusste es!!! Ylva ist ein mädchen *grins*
die arme, aber irgendwie ist es bestimmt auch ganz gut, halbschatten zu sein, dann hat man die garantie, dass man magie beherrschtXD
Und wieder toll geschrieben, nur zum lesen wären absätze vor jeder wörtlichen rede schön^^
bin gepsannt, wie es weitergeht
Von:  chatterbox
2010-05-16T10:01:29+00:00 16.05.2010 12:01
O.o *den wolf ahben will*
die unterhaltung zwischen ihm und dorn ist genial!!!
aber am besten ist Dorns flauschiges Kissen *grinnnns*
die idee ist super...
weietschreiben BITTE!!!
Von:  chatterbox
2010-05-16T09:58:59+00:00 16.05.2010 11:58
Schön...wieder echt realistisch beschrieben *freu*
und ich wette Ylva reitet einen DrachenXD
Die Knuddelszene zwischen dorn und Murthag ist ja sowas von niedlich!!!!
Von:  chatterbox
2010-05-11T16:36:50+00:00 11.05.2010 18:36
Sehr interessant...aber wieder toll:D
Ich mag Dorn irgendwie...schön, dass er auch mal auftaucht.
Natürlich bin ich auch auf den wieteren verlauf gespannt...
die unterhaltung war...gut geschrieben...
weiter so
Lg
Von:  chatterbox
2010-05-10T14:43:04+00:00 10.05.2010 16:43
und noch ein kommi...:D
Der arme...
aber wer ist der andre junge mann?
jetzt hast du mich neugierig gemacht:D
ich mochte das kapitel...wieder schön geschrieben
Schnell wieterschreiben
*sich schon freu*
Von:  chatterbox
2010-05-10T14:38:28+00:00 10.05.2010 16:38
Oh...schon sehr interessant!
und schön geschrieben *meinen senf dazugeben muss*^^
Tja, armer murthag, aber wenn er so doof istXD
hört sich jedenfalls gut an...auch die beschreibungen sind realistisch:D weiter so


Zurück