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Schachmatt

Turm & Springer
von

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Rochade

Die Rochade [rɔˈxɑːdə, auch rɔˈʃɑːdə] ist der Spielzug im Schach, bei dem König und Turm einer Farbe bewegt werden. Es handelt sich um den einzigen Doppelzug (bei dem zwei Figuren zugleich bewegt werden), der nach den Schachregeln erlaubt ist. Indem ein Spieler die Rochade ausführt bzw. rochiert, verfolgt er das Ziel, den König in eine sichere Position zu bringen und den beteiligten Turm zu entwickeln. Die Rochade darf von jedem Spieler pro Partie nur einmal ausgeführt werden.

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»Hey Leute, wir haben Neuzuwachs. Das hier ist Louis, er ist vom Gauß- Gymnasium. Die haben ja bekanntlich keinen Schachclub–«

Mein Gehirn setzt aus, als ich ihn in der Tür unseres Raumes stehen sehe. Er hat sich nicht groß verändert. Nur gewachsen ist er ein ganzes Stück. Aber er trägt immer noch seine Mütze, hat immer noch diese Grübchen, während er in die Runde grinst… und ich kriege einen Herzinfarkt. Was macht er hier? Er spielt kein Schach. Warum zur Hölle taucht er nach drei Jahren einfach hier – in meinem Schachclub! – auf und grinst?

Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Leute von anderen Schulen in unseren Club kommen. Wir spielen oft auf Meisterschaften und sind in der Stadt nicht unbekannt. Aber… Argh! Louis. Ist. Kein. Verfluchter. Schachspieler!

»Hallo!«

Er soll aufhören so zu strahlen. Und wieso bin ich plötzlich so aufgeregt?
 

»Vielleicht kannst du einfach kurz was über dich erzählen… wo du herkommst, welche Klasse, seit wann du spielst.«

Ich verkneife mir ein Schnauben. Seit wann er spielt? Seit nie!

»Ich bin Louis, gehe in die letzte Klasse auf dem Gauß- Gymnasium«, meine alte Schule nebenbei bemerkt, »ich bin achtzehn und spiele noch nicht allzu lange Schach. Bin auch nicht besonders gut, fürchte ich.«

Natürlich nicht. Er ist fürs Schachspielen einfach nicht geeignet. Er kann sich ja keine zwei Minuten auf dieselbe Sache konzentrieren. Hyperaktiv oder so was.

»Man kann es ja lernen…«

Blabla. Ich wende den Blick ab und starre aus dem Fenster. Mein Herz hämmert.

»Wir haben diese Tradition, dass ein Neuer immer erstmal gegen den Besten spielt, den wir haben…«

Oh nein! Das habe ich total vergessen! Verfluchter Dreck…

»Damian sitzt da drüben…«

Natürlich sitze ich hier. Unwillig drehe ich meinen Kopf wieder zum Ort des Geschehens. Und da steht er vor mir und lächelt mich an. Oh man. Meine Rippen brechen.

»Hi Damian«, sagt er leise und reicht mir die Hand. Ich schnaube nur und wende mich dem Spielbrett zu, das vor mir auf dem Tisch steht.

»Setz dich und lass uns anfangen.«
 

Ich glaube es nicht. Es ist einfach inakzeptabel! Die Hoffnung, dass das alles nur ein mieser Traum ist, habe ich bereits aufgegeben. Denn dazu fühlt sich das alles viel zu real an und ich habe mich schon drei Mal in den Oberschenkel gekniffen. Er kann hier nicht einfach auftauchen. Wir haben uns seit drei Jahren nicht gesehen. Und das sollte eigentlich bedeuten, dass ich ihn sozusagen vergessen habe. Oder verdrängt.

Aber nein, mein beknackter Körper belehrt mich eines besseren. Denn mein Herz wummert und meine Hände sind feucht und ich kann mich nicht konzentrieren, weil er mir zu allem Überfluss gegenüber sitzt und… Schach gegen mich spielt. Was schon mal total absurd ist, denn Louis hat nie Schach gespielt. Auch nicht gegen mich. Er ist auch gar nicht der Typ für Schach. Eher für Sport und Musik und lautes Lachen und Rumgezappel. Zappeln tut er übrigens schon die ganze Zeit, seit er mir gegenüber Platz genommen hat. Ich glaub’s echt nicht. Wer soll denn so anständig spielen?
 

Um uns herum stehen die anderen und beobachten das Spiel mit fachmännischen Mienen. Ich starre auf den Spielzug, den Louis gerade gemacht hat. Hat der Kerl überhaupt ein System? Eher nicht. Ich habe eher das Gefühl, dass er die Figuren nach Lust und Laune setzt. Und ich bin hauptsächlich so gut im Schach, weil ich ein guter Analytiker bin, der die Schritte des Gegners gut vorhersagen kann. Bei Louis funktioniert das kein bisschen. Er hat einfach keinen Plan, den ich vorhersehen könnte. Meine Laune hat ihren absoluten Tiefpunkt erreicht. Ich will Antworten. Und doch wieder nicht. Eigentlich will ich nur, dass er wieder verschwindet und nie wieder auftaucht… oder?

»Oh! Was ist das für ein Zug?«, fragt er erstaunt, als ich meinen Turm und meinen König Position tauschen lasse.

»Eine Rochade«, sage ich abweisend. Louis scheint schwer beeindruckt.

»Also ein Zug, mit dem man seinen König in einer Ecke versteckt, damit der andere möglichst schlecht dran kommt?«, resümiert er.

»So in etwa«, gebe ich zurück.
 

Mir fällt auf, dass Louis mit Vorliebe seine Springer benutzt. Passt irgendwie zu ihm. Ich kann Springer nicht ausstehen. Sie huschen so unberechenbar über das Spielfeld und bringen ständig alles durcheinander. Das ist anstrengend. Mir sind die Türme lieber. Geradlinig und vorhersehbar.

»Schach«, sagt er strahlend und starrt mich über das Brett hinweg an. Ich fasse es nicht. Ich stehe im Schach. Mein ehemals bester Freund, vor dem ich mich drei Jahre zuvor extrem erniedrigt habe, bietet mir Schach.

»Seit wann spielst du Schach?«, will ich schlecht gelaunt wissen und schiebe einen Bauer in die Schusslinie, damit mein König nicht mehr von Louis’ Läufer bedroht wird.

»Seit… heute«, sagt er gut gelaunt und schiebt seinen Springer zur Seite, um einen meiner Bauern zu schlagen.

Ich starre ihn fassungslos an.

»Das hier ist dein erstes Schachspiel?«, frage ich. Will er sich über mich lustig machen? Was soll das überhaupt alles?
 

»Ja, so ungefähr. Ich hab mir vorher mal auf Wikipedia durchgelesen, welche Figur ich wie schieben darf«, sagt er munter und sieht zu, wie ich meinen linken Turm nach rechts ziehe.

Das ist doch wohl…

Ich will gar nicht wissen, wie die anderen gerade drein schauen. Ich sehe sie nicht an. Wenn ich hier gegen Louis verliere, kann ich mich auch gleich aus Peinlichkeit irgendwo begraben. Er spielt zum ersten Mal in seinem Leben Schach. Ich bin der beste in diesem verdammten Club! Wieso zwingt er mich zuerst ins Schach? Und überhaupt, wieso hab ich nicht nach drei Zügen matt setzen können?

Ich kann einfach nichts an seinem Spiel analysieren. Nichts. Ich habe keine Idee, was er als nächstes tun könnte, was er vorhat. Wahrscheinlich hat er einfach überhaupt nichts vor! Verfluchter Idiot.
 

»Und wie kommt das plötzliche Interesse am Schach?«, erkundige ich mich Zähne knirschend. Normalerweise rede ich nicht beim Schach, abgesehen von den üblichen Dingen. Aber ich muss manche Dinge einfach wissen. Und ich hab das Gefühl, dass ich auch nicht warten kann, bis wir mit diesem Spiel fertig sind. Innerlich murrend sehe ich zu, wie Louis einen meiner Türme vom Spielfeld nimmt.

»Na wie wohl. Durch dich«, meint er schlicht. Mein Herz springt mir in die Kehle und wahrscheinlich sehe ich gerade aus wie eine Verkehrsampel auf Rot.

»Achso«, schnappe ich ungnädig und habe beinahe vergessen, dass wir von zehn Leuten umringt sind, »nach drei Jahren?«

Louis sieht mich kurz an, dann senkt er den Blick wieder und schiebt seinen Springer über das Feld.

»Ich hab ja nicht die Schule gewechselt«, sagt er nur.

Was soll ich dazu noch sagen? Ich bin einfach nur noch sauer und schnappe ihm seinen elenden Springer mit meiner Dame weg. Einen Moment lang scheint er nachzudenken, dann zieht er mit dem anderen Springer.

»Schach.«

Ich verfluche Louis und meine Rochade. Durch seinen blöden Springer ist mein König jetzt in seiner Ecke – die eigentlich sicher sein sollte – eingekesselt und ich kann zusehen, wie ich ihn aus dieser Lage wieder heraus kriegen kann.
 

»Gehst du nachher mit mir Mittagessen?«, fragt Louis beiläufig.

»Nein«, motze ich sofort los und rette meinen König wieder mit einem Bauern.

»Woher kennt ihr euch eigentlich?«, will Martin wissen, der direkt neben mir steht und aufmerksam das Spiel verfolgt.

»Sind früher mal auf eine Schule gegangen«, sage ich kurz angebunden. Louis ist freundlicher und lächelt Martin offenherzig an.

»Wir waren beste Freunde, bevor Damian die Schule gewechselt hat und umgezogen ist«, erklärt er und beobachtet dann meinen nächsten Zug.

»Und wieso hast du–«, fängt Martin an, doch Louis unterbricht ihn.

»Ha! Schachmatt!«

Ich starre auf das Feld. Und tatsächlich: Mein König hat keinen Ausweg mehr. Ich starre Louis an, dann wieder das Spielfeld. Blöde Rochade. Ich hätte mich nicht so von ihm in die Enge treiben lassen sollen.

»Na das nenne ich einen Einstieg!«, sagt Simon ausgelassen und lacht. Klar, dass der lacht. Gegen ihn gewinne ich ja auch immer.

»Würdest du gegen mich auch mal spielen?«

Und schon ist Louis umringt von lauter Schachfanatikern, die gegen ihn spielen wollen, weil er gerade ihren besten Spieler geschlagen hat. Toll. Wirklich toll.



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  brandzess
2011-02-25T16:23:36+00:00 25.02.2011 17:23
das ist zwar erst das erste Kapitel aber...ich liebe es jetzt schon^^
Von: abgemeldet
2010-07-18T14:59:08+00:00 18.07.2010 16:59
Wie schnell man doch aus der Fassung gelangen kann :D
So eine Niederlage ist bestimmt auch nicht schön *lach*
Er scheint keinen Groll gegen Damian zu hegen, bin ja mal gespannt was da hinter steckt. Immerhin war da ja noch der Brief.

-Next-
Von:  NaBi07
2010-07-17T11:48:07+00:00 17.07.2010 13:48
ui das klingt echt interessant.
vorallem, weil ich manchmal in meiner freizeit schach spiele. (ich kann den springer auch nicht leiden. mir sind die Läufer lieber)
Vielleicht lerne ich ja hier einige tricks XDD

deine charaktere sind mir gleich sehr sympatisch und ich freue mich darauf, sie näher kennen zu lernen.

dein schreibstil ist auch sehr schön und bildlich. vorallem die gefühle von damian kommen gut rüber.
bin echt gespannt warum louis sich erst nach 3 jahren meldet und wie damian weiter auf ihn reagieren wird.

mal sehn was noch kommt

bis zum nächsten kommi

hina
Von:  eden-los
2010-07-11T14:22:17+00:00 11.07.2010 16:22
hach. ich liebe schach. und das du jetzt noch ne story dazu schreibst is einfach nur super. ich hoffe ich hab mich jetzt nich wiederholt.

freu mich wie immer auf mehr.

lg eden ^^
Von:  snowwhitedoll
2010-07-10T22:00:54+00:00 11.07.2010 00:00
Hahaha!
Ich bin erstaunt. Damian ist zwar ein Anayltiker, aber kein unemotionaler :) Das ist amüsant!
Louis ist fantastisch! Wie er zum Schach kommt.."Durch dich." Super!
Und dann noch die Frage, ob er mit zum Mittagessen kommt, so ganz beiläufig. Voll toll! Und die geile Antwort, auf Wikipedia durch gelesen usw. musste voll lachen <3

Schön, bin mal gespannt, was weiter passiert!
Danke für die Ens!
hugs
Von: abgemeldet
2010-07-10T17:32:57+00:00 10.07.2010 19:32
Damian. *kicher*
Ich mag seinen Namen. Und ich mag ihm. Er ist so...grummelig xD
Und Louis das totale Gegenteil. Na das kann was werden :D

Naja...irgendwie verständlich, dass Damian nicht sooo gut auf seinen Ex-Bestern-Freund zu sprechen ist. Ich frag mich, warum er damals nicht geantwortet hat...war wahrscheinlich einfach verwirrt oder so...
Hmm...
Will ich rausfinden. Schreib schnell weiter, ja :)
GlG
Fatja
Von:  Inu_Julia
2010-07-09T18:03:20+00:00 09.07.2010 20:03
Irgendwie ist der Protagonist diesmal wieder sehr anders xD Damian ist sehr ironisch und leicht reizbar wies scheint xD Ich mag ihn :D Und er tut mir leid, weil er sich so blamiert hat xD Aber wie soll man sich auch richtig konzentrieren, wenn der Typ dem man vor drei Jahren einen Liebesbrief geschrieben hast plötzlich vor einem sitzt xD Und Louis ist irgendwie cool und spontan wies scheint :D Zwei komplette Gegesätze und ich bin wahnsinnig gespannt, wies weitergeht <33
Von:  Armaterasu
2010-07-09T16:09:48+00:00 09.07.2010 18:09
Gut dass du vorher erklärst, was eine rochade ist. zwar kannte ich den spielzug, aber ich wusste nicht, wie er genannt wurde *lach*

so, wenn ich mich recht erinnere, dann hatte damian gefühle für louis bzw hat sie noch und hat deswegen damals diesen brief geschrieben, wo ich nicht weiß, ob er ihn abgeschickt hatte. aber nach louis art zu urteilen, weiß er nichts von damian gefühlen, denn sonst würde er nicht so reagieren... oder aber er weiß schon was davon und empfindet das gleiche, weswegen er ihn sozusagen "gesucht" hat.

aber es ist schon lustig zu sehen, wie louis mit seiner taktik, die nicht einmal eine ist, damian total aus dem konzept bringt und wie sie sich nebenbei unterhalten, sodass damian so abgelenkt ist, dass er sich nicht konzentrieren kann und diese partie verliert... durch seine rochade verliert, denn wenn er diesen spielzug nicht gemacht hätte, wäre er wohlmöglich nicht in diese lage gekommen, in der louis ihn schachmatt hätte setzen können.
aber wieso damian das mittagessen ausschlägt... mein gehirn spinnt gerade mal etwas weiter... angenommen louis wüsste nichts über die gefühle von damian, dann wird er sich schon fragen, was er falsch gemacht hat, wieso damian sich von ihm distanziert hat und warum er sich nicht einmal auf ein mittagessen einlässt... wenn louis von den gefühlen wüsste, dann findet er es innerlich bestimmt total amüsant, dass damian so abweisend ist, obwohl er sich da vielleicht acuh fragt, ob die gefühle noch vorhanden sind oder nicht...

es ist ein tolles kapitel und ich bin gespannt, wie sich das zwischen damian und louis entwickelt.

Liebe Grüße =)

amy

p.s. sorry... kurzes kommi ._.
Von:  Vampire-Hero
2010-07-09T11:43:42+00:00 09.07.2010 13:43
Super sweete Story ^^ Louis ist mit seiner direkten und offenen Art sehr sympathisch. Und Damian, genau das Gegenteil, wobei er nur wegen einer bestimmten Person so muffelig ist, ist so herrlich sweet. Nun, wie Louis noch Damians Leben durcheinanderbringen wird, wie er sich Damian gegenüber noch verhalten und was er eigentlich von ihm will, werden wir sehen... nicht wahr ^___^

LG
Vampire
Von:  koennte-sein
2010-07-09T06:50:03+00:00 09.07.2010 08:50
o.0
ich habe keine anhnung von schach.....
aber.....ommerhin weiß ich jetzt was eine rocharde ist.
zumindest ein bisschen xD
damian tut mir leid.
da kommt louis und hat sich nur im internet informiert. 0.o
in der fünften klasse wr ich mal von einer serie total begeistert...da gab es so eine ähnliche szene.
nur das die sich davor nicht kannten, mochten und mit monstern um ihr leben (oder so in der art) gekämpft haben.
liebe grüße <3


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