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Traum oder Wirklichkeit?

von

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Intermezzo

Sam spürte, wie sein Bruder krampfhaft seine Hand drückte. Fast schon fühlte es sich so an, als ob er gleich seine Finger gebrochen hätte. Sein Blick schien in weiter Ferne.

„Dean!“, sagte Sam nur, wusste er doch nicht wirklich, was er tun sollte, um seinen Bruder zu helfen. Dean krümmte sich vor Schmerzen und Sam konnte nur daneben sitzen und zuschauen. Es war zum Verzweifeln. Ein kurzer Blick zu Castiel, verriet Sam, dass der Engel wohl auch nicht wusste, was man tun konnte. Er schaute Dean nur anscheinend hochkonzentriert an.

Und dann, plötzlich, erschlaffte Deans Körper, der Druck seiner Hand verschwand und er wäre wohl zu Boden gefallen, hätte ihn Castiel nicht festgehalten. Sam beugte sich über Dean, packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn einmal kräftig durch. „Dean!“, rief er dabei besorgt. „Bitte, Dean.“

„Es geht ihm gut“, sagte Castiel sachlich, erhob sich zugleich und zog Dean dabei mit sich. Mit einer einzigen ruckartigen Bewegung warf er Dean unsanft auf sein Bett.

Schnell untersuchte Sam seinen Bruder und kam zu dem gleichen Schluss wie einige Stunden zuvor auch schon. Er wusste zwar nicht, was es verursacht hatte, aber Atmung und Puls waren völlig normal. Castiel hatte wohl Recht, Dean schien es gut zu gehen, wenn man die Tatsache außen vor ließ, dass er nicht bei Bewusstsein war. Und die Schmerzen, die Dean kurz vor seinem Zusammenbrechen gehabt hatte, beruhigten Sam auch nicht wirklich. Eigentlich warfen sie nur noch mehr Fragen auf.

Sein Blick fiel auf den Engel. Vielleicht wusste er doch mehr als er zugeben wollte. Zumindest schien Dean davon überzeugt gewesen zu sein, dass die Engel in dieser Sache involviert waren – was auch immer hier überhaupt vor sich ging. Sam wusste rein gar nichts, was ihn zutiefst störte. Selbst mit einem noch so kleinen Anhaltspunkt hätte er irgendetwas unternehmen können. So konnte er nur warten, darauf, dass Dean seine Augen wieder öffnete und ihnen endlich erzählte, was hier vor sich ging.

Aber Sam war noch nie sonderlich gut im Warten gewesen, zwar um einiges besser als Dean, aber noch nicht annähernd so gut, dass er sich jetzt in stiller Ruhe erst einmal einen Kaffee zubereiten würde.

Stattdessen wandte er sich an Castiel. „Was weißt du über die ganze Sache?“, stellte er die Frage in die Stille hinein.

Castiel eiste sich von Dean los, den er bisher intensiv gemustert hatte und starrte Sam nun durchdringend an. „Nichts“, sagte Castiel nur. Ein Wort, dann sah er wieder Dean an. Keine weiteren Erklärungen.

„Nichts? Das war alles?“, wurde Sam sichtlich wütend. Dass dieser Engel nur immer solch knappe Bemerkungen machen musste, die keinen wirklich befriedigte. „Du bist ein Engel und weißt nichts?“

„Ich weiß Vieles, aber nicht alles“, gab Castiel zur Erklärung. „Insbesondere weiß ich jedoch nichts über die derzeitige Situation hier, da ich keine einzige Information habe.“

Sam schloss kurz die Augen. Es war nicht fair von ihm gewesen, Castiel so anzufahren nur weil er besorgt war. Der Engel hatte zwar schon einiges getan, was man ihm vorwerfen konnte, zuletzt die Sache mit Alistair, aber es gab auch Zeiten, wo sich Castiel als nützlich erwiesen hatte. zumindest meinte Dean, dass man ihm trauen konnte. Wenn Dean ihm traute, sollte Sam es wohl auch tun. „Es tut mir leid, Cas“, entschuldigte sich Sam. „Es war nicht fair meine Wut über meine Hilflosigkeit an dir auszulassen.“

Castiel nickte. „Was ist passiert?“, wollte er wissen.

Sam sah den Engel an, ließ sich dann müde auf einen Stuhl sinken. Mit der rechten Hand fuhr er sich durchs Haar. Wenn er die Antwort auf diese Frage wüsste, würde er wohl nicht mehr tatenlos hier herumsitzen. Er seufzte. „Vermutlich weiß ich nicht viel mehr als du“, gab Sam zu, auch wenn es ihn einige Überwindung kostete, das überhaupt auszusprechen.

„Erzähl mir alles, was du weißt“, verlangte Castiel. Es lag ein leichter Nachdruck in seiner Stimme.

Sam nickte abwesend. Vielleicht fiel dem Engel etwas auf, was er bisher übersehen hatte. „Heute Morgen fing alles an. Naja, zumindest verhielt sich Dean sehr merkwürdig. Er ging sogar eine Runde spazieren.“

„Gehen Menschen nicht häufiger spazieren?“, fragte Castiel dazwischen.

Sam konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. „Ja, vielleicht, aber Dean bestimmt nicht.“

Castiel quittierte diese Aussage mit einem stummen Blick. „Auf jeden Fall“, fuhr Sam fort und erzählte Castiel so detailliert wie möglich Deans sonderbares Verhalten, bishin zu dem Zeitpunkt, wo Castiel aufgetaucht war.

Für einige Zeit starrte Castiel nur die Wand an und Sam wäre ihm am Liebsten an den Hals gesprungen, hatte er sich noch nicht an Castiels langes Schweigen gewöhnt. so lange konnte doch niemand überlegen. „Es ist nichts wirklich Brauchbares bei deiner Erzählung dabei“, sagte er schließlich.

Sam seufzte. Das hatte er befürchtet. Es lag auch einfach an der Tatsache, dass Sam keinerlei Informationen hatte. Sie mussten wohl oder übel darauf warten, dass Dean wieder aufwachte und ihn dann zur Rede stellen. Aber Sam glaubte, dass er ihnen nun alles erzählen würde. Immerhin hatten sie ihn eben schon fast soweit gebracht.

Sam schaute kurz zu seinem Bruder. Es sah wirklich nur so aus, als ob er schlafen würde, aber die Tatsache, dass er sich fast schon verrückt aufgeführt hatte und die Umstände, wie er zu diesem Zustand gekommen war, ließen ihn stark daran zweifeln. Schon öfter hatte er kurz daran denken müssen, ihn nicht vielleicht doch zu einem Arzt zu bringen. Die Symptome, die er zeigte – einfach so das Bewusstsein zu verlieren – klangen eigentlich sehr menschlich. Da Dean jedoch davon ausgegangen war, dass die Engel ihre Finger im Spiel hatten, hatte Sam diesen Gedanken immer wieder verworfen. Selbst Dean würde sich nicht eine solche Geschichte ausdenken, nur um eine Krankheit zu überspielen. Es musste etwas Übernatürliches sein. Nur was?

Sam hasste es, untätig herumzusitzen, nahm deshalb seinen Laptop und setzte sich an den Tisch. Er hatte zwar wenig – fast gar keine – brauchbaren Hinweise, aber dann würde er immerhin irgendetwas tun. Länger warten konnte er einfach nicht mehr.

Castiel dagegen hatte sich wieder neben Deans Bett gestellt und beobachtete den schlafenden Körper. Sam ignorierte ihn. Eigentlich war es ihm ziemlich gleichgültig, ob der Engel hier noch länger verweilte. Da er zu dieser Sache nichts wusste, benötigte er Castiel nicht weiter. „Was tust du da?“, stellte dieser die Frage an Sam gerichtet, behielt jedoch weiterhin Dean im Auge.

„Recherchieren“, sagte Sam beiläufig, während er die ersten Suchbegriffe bei Google eingab.

„Soll ich auch … recherchieren?“, fragte Castiel, den Blick immer noch stur auf Dean gerichtet.

„Tu dir keinen Zwang an“, murmelte Sam vor sich her. Dabei konzentrierte er sich vielmehr auf die ersten Ergebnisse, die auf den Bildschirm vor ihm auftauchen, als auf das, was Castiel da gerade von sich gab. Eigentlich hatte er kaum hingehört.

„Okay“, kam es von Castiel.

Bei diesen Worten drehte sich Sam abrupt zu dem Engel um, da das ganze Gespräch zwischen ihnen beide gerade erst bei ihm im Kopf angekommen war. „Warte!“, rief er, bevor Castiel irgendetwas Dummes tun würde, wie einfach zu verschwinden oder etwas Ähnliches. Bei dem Engel konnte man nie wissen. „Was hast du denn vor?“, erkundigte sich Sam bei Castiel, da er sich nur schwer vorstellen konnte, dass Castiel sich in die nächste Bibliothek zappen würde, um sich dort einen dicken Wälzer nach dem Anderen vorzunehmen.

Castiel schaute auf diese Frage hin Sam nur verwirrt an. „Recherchieren“, wiederholte er, als ob er damit alles gesagt hätte.

Sam schüttelte den Kopf und seufzte laut auf. Dass man diesem Engel auch alles einzeln aus der Nase ziehen musste. „Nein, ich meinte eigentlich, in welcher Weise du recherchieren willst. Ich würde nur gerne wissen, wo du dich herumtreibst.“ Sam fragte sich selber, warum ihm das plötzlich so interessierte, hatte er eben doch noch darüber nachgedacht, dass er Castiel nicht mehr brauchen würde. Aber irgendetwas sagte ihm, dass Dean vielleicht noch ein paar Fragen an den Engel haben könnte.

„Ich bleibe hier.“ Castiel hatte sich mittlerweile wieder Dean zugewandt.

„Oh!“, kam es überrascht von Sam, der mit einer solchen Antwort nicht gerechnet hatte. „Und wie willst du dann-“

„Ich werde in Deans Kopf schauen“, präzisierte der Engel, während er Sam einfach ignorierte.

Daraufhin war Sam kurz sprachlos. Er hatte zwar schon öfters vermutet, dass Engel einige Fähigkeiten besaßen, die sie bisher nur erahnen konnten, aber jetzt in diesem Moment beschäftigte Sam eine ganz andere Tatsache. „Und du kommst erst jetzt darauf?“, fragte Sam gereizt.

„Ich habe schon eine Weile darüber nachgedacht“, gestand Castiel. „Ich war mir nicht sicher, ob es das Richtige wäre.“

Sam schnaubte laut. „Du denkst doch sonst nicht so viel, Cas.“

Der Engel schwieg lange, so lange, dass Sam schon fast glaubte, dass Castiel seine kleine Reise angetreten hätte. „Cas?“, fragte er deshalb vorsichtig nach.

„Ich würde alles sehen, was er fühlt und denkt. Ist das richtig, Sam?“ Castiel sah den Angesprochenen hilflos an.

Sam konnte in Castiels Augen sehen, dass er wirklich überfragt war. Er zeigte Gefühle, womit Sam nie ihm leben gerechnet hätte. „Ja!“, sagte er schließlich überzeugt. Eigentlich hätte er mit ‚nein’ antworten müssen, denn es war definitiv nicht richtig so weit in die Privatsphäre eines Menschen vorzudringen, aber hier ging es immerhin um Dean, um seinen Bruder.

Castiel blickte noch immer skeptisch drein, nickte dann jedoch. Vielleicht interpretierte er Sams besorgten Blick genau richtig. Dann schaute er abermals zu Dean. Aber dieses Mal war er so konzentriert, dass sich Sam ziemlich sicher war, dass Castiel Dean nicht nur still beobachtete. Dieses Mal ging er tiefer. Sam behielt Castiel die ganze Zeit im Auge, vielleicht in der Hoffnung, ein Ergebnis aus seinem Gesichtsausdruck lesen zu können. Aber dort war nichts, nur der gleiche starre Blick wie immer. Bis plötzlich Castiel ein paar Schritte nach hinten taumelte, als ob er von einem kräftigen Schlag getroffen worden wäre. Sofort eilte Sam zu ihm, um ihn zu stützen, aber Castiel blieb stehen, konnte sich auf seinen Beinen halten.

„Eigenartig“, war alles, was er sagte.

„Was hast du gesehen?“, wollte Sam sofort wissen.

„Nichts“, antwortete Castiel nüchtern.

„Nichts?“, fragte Sam geschockt. „Heißt das etwa, dass-“ Sam konnte den Satz nicht laut aussprechen, befürchtete er, dass es irgendetwas Schlimmes heraufbeschwören könnte. Keine Sekunde später ließ er Castiel los, um Dean ein weiteres Mal zu untersuchen, aber sein Bruder atmete noch, was Sam erleichtert aufseufzen ließ.

„Ich konnte nicht hinein gelangen“, erklärte Castiel sachlich. „Es war wie eine Barriere, die ich nicht überwinden konnte. Etwas wollte mich nicht hinein lassen.“

Sam schüttelte fassungslos den Kopf. „Aber vielleicht war es bei Dean schon immer so. vielleicht besitzt er eine natürlich Immunität“, schlug er vor, wobei er schon beim Aussprechen seiner Worte, sie selber anzweifelte. Er wollte wohl einfach die Fakten nicht wahrhaben.

„Früher hatte ich keine Probleme Deans Gedanken zu lesen“, sagte der Engel wie erwartet.

Sam schaute zu seinem Bruder, der immer noch seelenruhig zu schlafen schien. „Du willst mir also sagen, dass sich irgendetwas in Deans Kopf befindet?“ Sams Stimme klang ungläubig, aber die Frage klang trotzdem so, als ob er keine Antwort darauf erwartete.

„Vermutlich“, bejahte Castiel die rein rhetorische Frage.

Sam sah den Engel durchdringend an. Die Tatsachen behagten ihm ganz und gar nicht. Etwas – in Deans Kopf ? – dass stark genug war, um einen Engel abzuwehren. Was konnte das für ein Wesen sein? Sam hatte noch nie etwas in der Art gehört oder gelesen, aber das würde er ändern. Jetzt sofort! Denn mit diesem Hinweis ließ sich vielleicht sogar etwas herausfinden. Ohne noch länger zu zögern setzte er sich wieder an den Tisch.

Castiel trat hinter Sam und schaute ihm über die Schulter. Sam versuchte erst ihn zu ignorieren und sich nur auf den Bildschirm zu konzentrieren, aber er hatte das Gefühl, dass Castiel immer näher kam. Irgendwann bildete er sich sogar ein, dessen Atem in seinen Nacken zu spüren.

„Cas!“, platzte es dann aus ihm heraus, da er es einfach nicht mehr ertrug. Der Engel zuckte nicht einmal zusammen, geschweige denn, dass er den Sinn von Sams Ausraster verstanden hätte. Er sagte nämlich nur: „Sam!“

„Könntest du vielleicht ein bisschen Abstand wahren“, versuchte Sam seine Stimme ruhig und höflich zu halten. Es gelang ihm jedoch nicht ganz, aber er bezweifelte, dass Castiel es merken würde. Dieser ging auf Sams Bitte hin einen Schritt zurück, schaute ihm jedoch immer noch über die Schulter. Sam seufzte leise, zwang sich aber den Engel einfach aus seinen Gedanken zu streichen. Würde er jetzt anfangen mit Castiel zu diskutieren, würde das nur kostbare Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die sie vielleicht nicht hatten. So konzentrierte er sich auf den Bildschirm und fing an zu lesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  kawaii_kamy
2011-08-01T18:06:01+00:00 01.08.2011 20:06
Hey ^^/
Ich mag Geschichten wie diese, mit einer Irrenanstalt.
Hab echt spekuliert wie du das ganze aufziehst, ob er wirklich verrückt ist oder nur Träumt, aber es scheinen ja tatsächlich 2 Welten zu geben. Es ist super spannend und ich hoff das es bald weiter geht *.*
Ich mag den Doktor übrigens und ich will wissen was er für nen Fehler gemacht hat und warum ihm sein Patient so wichtig ist. ♥
Bin ganz hibbelig~
Die Charaktere wind ich gut getroffen und mir gefällt wie du alles in Szene setzt. ^-^b
Hat es einen bestimmten Grund das die Kapitel davor keinen Namen hatten? o.o'
lg kamy
Von: abgemeldet
2010-10-06T17:14:48+00:00 06.10.2010 19:14
hihihihi hihihihi das Kapitel war toll...ich musste oft so lachen ^^

Hier die Lachszenen:

"Für einige Zeit starrte Castiel nur die Wand an und Sam wäre ihm am Liebsten an den Hals gesprungen, hatte er sich noch nicht an Castiels langes Schweigen gewöhnt. so lange konnte doch niemand überlegen." - also echt....Cas mach mal hinne!!!! :P

"Castiel dagegen hatte sich wieder neben Deans Bett gestellt und beobachtete den schlafenden Körper. Sam ignorierte ihn." - *lol* Sam...tzz...wie unhöflich von dir ^o^

"„Soll ich auch … recherchieren?“, fragte Castiel, den Blick immer noch stur auf Dean gerichtet." - och nein....wie SÜß!!!!!! Zu putzig!!!!! xD

"Sam schüttelte den Kopf und seufzte laut auf. Dass man diesem Engel auch alles einzeln aus der Nase ziehen musste." - ach ja...ich seh Sam und Cas gerade vor mir....Cas cool wie immer und Sam genervt.... ^^

"„Ich würde alles sehen, was er fühlt und denkt. Ist das richtig, Sam?“ Castiel sah den Angesprochenen hilflos an." - nein....schon wieder so was niedliches....das Cas erst um Erlaubnis bittet....drollig!

"„Cas!“, platzte es dann aus ihm heraus, da er es einfach nicht mehr ertrug. Der Engel zuckte nicht einmal zusammen, geschweige denn, dass er den Sinn von Sams Ausraster verstanden hätte. Er sagte nämlich nur: „Sam!“
„Könntest du vielleicht ein bisschen Abstand wahren“, versuchte Sam seine Stimme ruhig und höflich zu halten." - DAS ist einfach die beste Stelle in diesem Kapitel!!!! Zu geil!!! "Sam!"....ich seh es vor mir...



War klasse, bis hoffentlich bald, deine Janine :D



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