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Addiction

von

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Anfängliche Probleme

Eine Fügung des Schicksals ist es, dass wir mittwochs alle keinen Nachmittagsunterricht haben und folglich nicht all zu spät mit dem Training beginnen müssen.

Vor allem am heutigen Tage ist es ein wahrer Segen, werden wir nach unserem Training noch die Bewerber ansehen, die dem Team beitreten möchten.

„Ich verstehe immer noch nicht, warum wir alle dabei sein müssen, wenn die Bewerber vorspielen,“ murrt Mike genervt. Er hat angeblich Wichtigeres zu tun, aber auf die Frage, was das wäre, hat er keine Antwort parat gehabt. Deswegen ist er jetzt hier, genau wie alle Anderen.

„Weil wir ein Team ins und zusammen entscheiden wollen! Außerdem müssen wir ja auch alle mit den Neuen harmonieren. Und ob wir das tun, wird sich ja nur zeigen, wenn wir auch alle auf sie treffen,“ erklärt ihm Joshua geduldig. Wenigstens einer, der hier noch die Nerven bewahrt. Ich bin im Stress, weil ich alles managen muss.

Unser eigentlicher Trainer – ein alter Sportlehrer, der eigentlich nur noch auf den Ruhestand wartet – kümmert sich nämlich nur am Rande um unser Team. Er besorgt vielleicht den Bus, wenn wir ein Auswärtsspiel haben oder gibt mir Tipps, wenn ich mal nicht weiter weiß. Aber ansonsten liegt die Verantwortung über Spieler und Training mehr oder minder auf Joshs und meinen Schultern.

Während er und Mike noch diskutieren, wärmen wir anderen uns auf.

Irgendwann ist Mike – so mehr oder minder – überzeugt und er und Josh schließen sich uns an.

Unsere Mannschaft besteht im Moment aus zehn Spielern. Fünf Stammspielern und fünf Ersatzspielern. Im Basketball ist es üblich, dass während des Spiels öfters ausgewechselt wird. Deshalb sind die Ersatzspieler genau genommen nicht unbedingt schlechter, nur weil sie nicht in der Startaufstellung spielen. Aber dennoch ist es eine eher ungeliebte Aufgabe, weil die Anderen eben einfach mehr Minuten haben, als sie.

Ich kann über meine Ersatzspieler aber nicht klagen. Sie Beschweren sich eigentlich nie, sind sogar dankbar, dass so manches Extratraining sie nicht betrifft.

Und ich kann mich eigentlich auch nicht beschweren. Ob nun Neue dazu kommen oder nicht… Ich hätte genug Spieler, um eine Mannschaft mit genügend Ersatz zu bilden.

Eigentlich…

Uneigentlich zeigt sich beim ersten Trainingsspiel der Saison, dass ich dringend neue Spieler brauche – weil einige Alte wahnsinnig abgeschlagen sind.

Ich habe mir angeeignet, die anderen während des Spiels kritisch zu begutachten und zu erkennen, wer welche Leitung bringt. Selbstverständlich bin ich mit allen gleich kritisch, ob sie nun Freude sind oder nicht.

Und so kommt es, dass Mike mir negativ auffällt. Mike spielt in der Position des Shooting-Guards . Das bedeutet, dass es seine Aufgabe ist die Gegner abzuschütteln und aus unbedrängten Situationen heraus Körbe zu werfen, meist aus der Distanz. Des Weiteren ist seine Hauptaufgabe, die Pässe der Gegner abzufangen und zum Gegenangriff einzuleiten.

Heute aber kann er fast keinen Steal , wie man dies nennt, machen, was daran liegen könnte, dass seine Kondition mehr als mangelhaft ist. Ich habe ja bereits gesagt, dass er raucht, seit neuesten aber mehr, als sonst. Und das merkt man. Normal sollte er als Shooting-Guard schnell und athletisch sein, heute aber ist er träge und folglich auch nicht so wendig, wie einst.

Ich runzle die Stirn, während wir weiterspielen.

Im Gegensatz zu Mike spielt Victor heute herausragend. Man sieht ihm an, dass er und Lukas in den Ferien fleißig trainiert haben.

Victor ist unser Power Forward , was bedeudet, dass er vor allem für die Treffer im Angriffsraum zuständig ist. Außerdem kümmert er sich um die Rebounds , also einfach um die Bälle, die beim Versuch eines Korbwurfes abprallen. Diese gilt es vor den Gegnern zu fangen.

Und genau das macht Vic. Er fängt viele Bälle und er erzielt viele Treffer. Das er so vorbildlich spielt, macht mich glücklich. Ich habe Victor schon immer für einen guten Spieler gehalten und das, obwohl er zwar sehr groß, aber gar nicht so kräftig ist, wie es ein Power Forward eigentlich zu sein hat.

Wie schon gesagt, hat er mit Lukas trainiert. Und auch Lukas merkt man an, dass er seit Wochen nichts anders tut, außer Basketball zu spielen. Er agiert als Center und ist damit der mehr oder minder wichtigste Spieler auf dem Feld. Seine Hauptaufgabe liegt darin, die Angriff abzublocken und sich ebenfalls um die eben erwähnten Rebounds zu kümmern. Dafür müssen Center-Spieler ziemlich groß und kräftig sein, was beides auf Lukas zutrifft. Als er sich beworben hat, wollte er als Power-Forward spielen, was ich ihm leider nicht zugestehen konnte, da diese Position bereit an Vic vergeben war, der ein Jahr eher ins Team gekommen ist. Aber aufgrund von Lukas Körperbau und seinem Talent für Rebounds, habe ich sehr schnell gemerkt, dass er ein wahrlich guter Center-Spieler werden könnte – eine gute Entscheidung, wie er mir gerade einmal wieder beweist, in dem er tatsächlich so manchen Angriff blockt und einige gute Rebounds für seine Mannschaft holt.

Ich habe bereits erzählt, wie Chris die Mannschaft wieder in Form gebracht hat, als er aufgetaucht ist. Das geschah natürlich nicht ohne Grund, sondern aus der Tatsache heraus, dass er als Point-Guard auf dem Feld ist. Der Point-Guard ist der Spielmacher und verteilt folglich die Bälle an die Spieler, die in der günstigsten Position stehen. Das bedeutet, dass es bei Chris nicht darum geht, viele Körbe, sondern viele Pässe zu werfen, die das Punkten anderen Spielern ermöglicht. Dafür muss man natürlich Spielzüge entscheiden und einen guten Überblick haben und beides tut Chris jetzt und auch sonst ausgezeichnet.

Natürlich darf Chris auch Punkten, wenn er die Möglichkeit dazu hat, dass dann aber meist aus größerer Entfernung heraus.

Als Point-Guard muss man nicht groß sein, sondern klein und wendig. Und all das trifft auf Chris’ zu, der im Vergleich zu uns anderen wirklich winzig und schmal ist.

Gehe ich hart mit meinen Teamkollegen ins Gericht, so tue ich das auch mit mir selbst. Obwohl ich als Teamkapitän gerne die Position von Chris inne gehabt hätte, spiele ich diese nicht, da ich einfach zu groß dafür bin und auch nicht herausragende Fähigkeiten von Chris besitze. Nichts desto trotz kann ich das Team am besten motivieren und auch Entscheidungen durchboxen, die das Training betreffen. Aufgaben, mit denen unser Küken sicher überfordert wäre. Das sage ich nicht nur so daher, dass sagt er auch selbst.

Wie dem auch sei, ich bin schon immer als Small-Forward auf dem Feld und mag diese Position auch. Ein Small-Forward ist ein Allroundspieler, der abhängig von seiner Athletik entweder als Distanzschütze oder als Rebounder eingesetzt wird. Ich versuche, von Beiden etwas zu geben, sehe mich aber dennoch eher als Distanzschütze.

Wie gesagt, ich gehe auch mit mir selbst kritisch ins Gericht und muss deshalb zugeben, dass ich heute nicht besonders gut bin. Fairer Weise muss ich aber dazu sagen, dass ich auch daran liegt, dass ich nicht auf das Geschehen auf dem Feld achte, sondern auf die Spieltaktiken der ersten und zweiten Mannschaft.

In der zweiten Mannschaft fällt mir Josh positiv auf. Und ja, Joshua spielt nur in der zweiten Mannschaft. Und das hat einen bedauernswerten, aber driftigen Grund. Josh spielt auf der gleichen Position wie Chris. Und Chris ist nicht nur kleiner- und damit besser geeignet – sondern auch im Spiel besser als Joshua. Was nicht heißt, dass Josh schlecht ist. Im Gegenteil. Er ist ein wahnsinnig guter Point-Guard. Aber Chris ist ihm um eine Nasenlänge voraus, was mir zwar sehr Leid tut, was ich aber nicht ändern kann.

Joshua trägt das allerdings mit Fassung und ich versuche, ihn des Öfteren einzuwechseln. Außerdem hat er einen Vorteil auf seiner Seite, was andere Ersatzspieler nicht haben. Er hat frührer in einem Sportclub Basketball gespielt, und das nicht auf der Postion des Point-Guards, sondern auf der des Power-Forwards, der Postion von Victor.

Natürlich hat er diese lange nicht intensiv gespielt, weil er in der Schulmannschaft bis zum letzten Jahr immer nur Guard war. Aber natürlich hat er dennoch noch einiges drauf. Es wird nicht reichen, um Vic die Positon streitig zu machen, schon alleine, weil er genauso wenig kräftig genug ist, wie Vic, diesen Nachteil aber nicht so gut zu kompensieren weiß.

Es ist für Josh einfach blöd gelaufen. Aber wir alle wollen ihm seine Minuten im Spiel zuschreiben und weder Chris noch Vic machen je einen Aufstand, wenn sie ausgewechselt werde, was ich ihnen hoch anrechne.
 

Wir spielen zwei Viertel, danach breche ich ab und runzle die Stirn. Wir könnten heute nicht so lange trainieren, wie sonst, was mir aber egal ist. Es ging mir heute nur darum zu sehen, wie die einzelnen Spieler noch in ihren Positionen wirken.

Und leider bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es bei einigen nicht reicht.

Ich trete zu Josh, der auf einer der Bänke in der Sporthalle sitzt, und sich die Schuhe auszieht.

„Wir müssen aussortieren,“ sage ich den bedeutungsschweren Satz, vor dem sich wohl alle gefürchtet haben.

„Ja… aussortieren, würdigen Ersatz finden und einige Positionen überdenken…“

Er beißt sich auf die Lippen und wir sinnieren ein wenig, wie schwer diese Aufgabe wird.

Wie gesagt. Ich habe zehn Leute zusammen. Wir waren einmal mehr, aber natürlich sind auch einige Abiturienten von der Schule – und damit aus dem Team – gegangen. Und wenn ich nun einige kicke oder in andere Positionen bringe, habe ich nicht mehr genug Spieler, um zwei volle Mannschaften – oder gar drei – zu bilden.

„Aussortieren?“, fragt in dem Moment Lukas nach und tritt zu uns. Anscheinend hat er alles gehört. „Uns auch?“

Natürlich fragt er das. Wer hat keine Angst vor einem Rausschmiss, wenn er mit Herzblut bei der Sache ist?

Aber ich kann ihn beruhigen und schüttle den Kopf: „Euch nicht… Aber Andy ist total schlecht und Fred spielt hier doch nur mit, weil seine Mutter es will. Und das sieht man ihm auch. Er gibt sich keine Mühe, er steht nur Lustlos herum und guckt dumm aus der Wäsche.“

Lukas grinst. Natürlich grinst er. Er kann Fred nicht leiden und bemängelt das schon vom ersten Tag an, seit dem Fred zu uns kam.

„Aber das sind nicht die schweren Fälle… unser größtes Problem sehe ich mit… unserem Shooting-Guard.“

Ich spreche seinen Namen nicht aus, weil ich Angst habe, dass der Blitz einschlägt, wenn ich das tue. Wie wissen doch alle, wie er ist. Und wir wissen auch alle, wie er reagiert, wenn ich seine Position in Frage stelle.

Auch Lukas zieht scharf die Luft ein: „Mit Mike?!“

Er lässt sich auf die Bank neben Josh fallen und muss das sicher erst verdauen. Klar. Andy und Fred interessieren keinen, aber Mike ist unser Freund…

„Er ist unser Freund, aber er bringt keine Leistung mehr. Und wenn du ehrlich bist… gibst du das auch zu,“ murmelt Josh und sieht Lukas fragend an. Der winkt ab. „Ich hab es nie abgestritten, aber er wird ausrasten und…“

„Theoretisch können wir ihn nicht austauschen,“ zucke ich mit den Achseln, „Was diese Diskussion unsinnig macht. Denn wie euch aufgefallen sein müsste: Wenn Fred geht – und das tut er, verdammt noch mal! - , dann haben wir keinen Austauschsspieler, der diese Position spielen kann und müssten erst einen ganz neuen Spieler finden.“ Die Sache ist nämlich, dass Fred der Shooting-Guard-Ersatz ist.

„Und der muss dann auch noch besser sein,“ stimmt Lukas mir nickend zu.

„Dann ist wohl klar, dass wir einen neuen Shooting-Guard brauchen,“ stelle ich betrübt fest.

„Wir brauchen was?!“, zischt es hinter uns und als ich mich umdrehe, kann ich förmlich sehen, wie die Wut in Mike aufsteigt. Ich wollte ihm das irgendwie schonender beibringen, aber nun gibt es kein Zurück!

Ich sehe ihn schuldbewusst an, kann aber nicht abstreiten, dass er nicht mehr die alte Kondition hat. „Abgesehen davon, Mike… bist du zwar noch immer gut, harmonierst aber nicht mehr so sehr mit uns, wie früher.“

Vielleicht liegt es an Chris. Dieser hat eine neue Taktik in unser Team gebracht, die Mike noch nie zugesagt hat. Aber Chris’ Taktik ist zu gut, um diese für Mike zu ändern.

„Und da willst du mich einfach rausschmeißen?“, fragt er mich wütend.

„Nein. Ich will dich nur aus der Startmannschaft nehmen…“

Seine Augen verengen sich. „Du tauschst mich aus? Mit wem? Mit dem Loser Fred, oder was? Hat man dir ins Hirn geschissen, Benni?“

Ich sehe ihn streng an und will ihn gerade anfauchen, als Lukas sich einmischt. „Red keinen Unsinn, man. Nur ein Idiot würde das tun. Andy und Fred fliegen. Bevor du uns unterbrochen hast, haben wir darüber geredet einen neuen zu finden. Und der kann dich dann auch nur ablösen, wenn er wirklich gut ist.“

Das besänftigt Mike ziemlich. Er denkt wohl, dass wir niemals einen besseren Shooter finden und sieht seine Startposition nicht länger in Gefahr. Ich aber hoffe darauf, dass genau dieses Wunder eintritt. Und ich bin mir sicher, dass ich da nicht der Einzige bin.

„Schauen wir uns doch einfach mal die Bewerber an!“, ruft Joshua enthusiastisch und ich nicke. Mike zieht grimmig von dannen.
 

Nachdem wir alle frisch geduscht sind und nicht mehr stinken, sagen Joshua und ich Andy und Fred, dass sie gehen müssen und beglückwünschen David und Felix, zwei Jungs aus meiner Parallelklasse, dass sie ihre Position halten konnten. David spielt übrigens als Ersatz für mich, Leon als Ersatz für Victor.

Nun heißt es, einen würdigen Ersatz für Andy, der einst den Ersatz für Lukas darstellte, und natürlich einen neuen Shooter zu finden.

Und vielleicht noch ein paar andere Talente, die wir in der Mannschaft gebrauchen könnten…

Die Neuen müssen alle zu einem Gespräch mit uns, in denen wir über ihre bisherigen Erfahrungen reden und darüber, für welche Position sie vorspielen. Dann müssen sie Körbe werfen, ehe sie darauf warten dürfen, im Testspiel gegen ihre Konkurrenz anzutreten.

Ich könnte heulen, weil die meisten Bewerber natürlich Elftklässler sind, die mit ihrer Leistung in der Unterstufe prahlen und nicht verstehen, dass wir hier eine andere Liga spielen. Die meisten sind einfach zu schlecht, nur einige könnten nach wirklich hartem Training vielleicht mal als Ersatz eingewechselt werden.

Das zeigt sich überdeutlich, als wir das mehr oder minder gute Testspiel verfolgen.

Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Ein Junge namens Leon, ist genau das, was ich gesucht habe. Ein wirklich guter Center-Spieler, der locker als Ersatz für Lukas aufs Feld könnte. Er geht in die zwölfte Klasse und spielt schon lange in einer außerschulischen Mannschaft, hat dort aber aufgehört, weil sie ihm zu oft trainierten und er sich deshalb nicht auf die Schule konzentrieren konnte. Wir hingegen trainieren nur Mittwochs und Freitags, was ihm mehr Zeit zum lernen gibt, ohne dass er ganz mit Basketball aufhören muss. Ihn winke ich sofort ins Team, ohne ihn näher in Augenschein zu nehmen. Der Junge ist gut, warum dann nach mangelhaften Kleinigkeiten suchen?

Ich habe noch ein paar andere, die rohe Diamanten sind und zumindest als Notlösung auftreten können. Sie werden mit Herrn Fischer, unserem Sportlehrer und mehr oder minder Training trainieren. Kümmere ich mich um die Mannschaft und das Training, so kümmert er sich wenigstens darum, unerfahrene junge Spieler fit zu machen.

Als ich alle anderen weggeschickt habe, grinst Mike mehr als breit und sieht mich hochmütig an. „Tja… dann bleibt wohl alles beim Alten,“ feixt er und fragt auch noch dreist: „Freust du dich jetzt, mich im Team zu haben?“

Darauf antworte ich nichts. Innerlich könnte ich kotzen, dass wir keinen neuen Shooter entdeckt haben. Und das nicht nur, weil Mike nun noch spielen darf, sondern vor allem, weil ich jetzt auch mit Freds Aus im Training keinen Shooter habe und mir folglich ein Spieler fehlt, um ein vernünftiges Fünf zu Fünf zu spielen.

Das heißt, bis ich eine Lösung habe, werden wir uns auf Ausdauer- und Konditionstraining beschränken müssen.

„Jetzt mach nicht so ein Gesicht,“ meint Josh in dem Moment und stupst mir mit dem Ellenbogen in die Rippen. „Bis Freitag finden wir schon jemanden, der einspringen kann. Oder gar einen, der fest spielen kann.“

„Wo sollen wir deiner Meinung nach denn einen Herzaubern? Die Shotter fallen ja nicht vom Himmel und alle, die sich vorgestellt haben, waren scheiße!“

Das ist Vic, der offenbar ein wenig von Lukas Pessimismus aufgeschnappt hat. Dass er von der Lage informiert ist, wundert mich nicht. Sicher hat Lukas ihm alles gesagt. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass Mike in der Umkleide über die Entscheidung hergezogen hat und es nun eh jeder weiß.

„Vielleicht sollten wir ein weiteres Vorspielen veranstalten, nur für Shooter. Dann melden sich vielleicht auch noch ein paar andere, die heute nicht hier waren…“ Die Idee stammt von Chris, was meine Vermutung bestätigt, dass Mike meine Entscheidung vorhin in der Luft zerfetzt hat. Woher sonst sollte Chris es wissen?
 

Natürlich haben wir am Freitag keine neuen Spieler gefunden und so beginnt die neue Woche genauso deprimierend, wie die alte aufgehört hat.

Wir haben am Freitag tatsächlich nur Kraftrraining gemacht, statt zu spielen und auch wenn das nötig ist, so hätte ich doch gerne am Ende ein Spiel rangehängt, wie sonst auch. Mir graut es vor Mittwoch, wenn das nächste Training ansteht.

Nach Schulschluss warte ich mit Joshua und Victor vor der Schule auf die anderen. Das machen wir immer, auf die anderen warten, auch wenn wir alle verschiedene Wege nach Hause haben. Aber wir wollen uns einfach richtig verabschieden und oft beschließen wir auch spontan, noch ein wenig in den Park zu gehen und ein paar Körbe zu werfen…

Wir durften ein wenig eher gehen, jetzt klingelt es erst zum offiziellen Schulschluss. Als erstes ist Chris bei uns, fehlen nur noch die anderen. Irgendwann kommen auch sie.

Was mir dabei als erstes auffällt, ist Lukas, der breit strahlt. Das hatten wir ja noch nie. Als Zweites bemerke ich Mike, der ziemlich miesepetrig drein blickt. Irgendwie ist diese Kombination Angst einflößend und ich würde gerne wissen, was da vorgefallen ist.

Meine Antwort bekomme ich fast sofort.

„Benni!“, brüllt Lukas mir nämlich in dem Moment auch schon von weiten zu und dann – noch lauter, was kaum noch möglich scheint – „ICH HABE UNSEREN NEUEN SHOOTER!!!“

Und hier haben wir auch schon den Grund, warum Mike ziemlich schlecht gelaunt aussieht und keinen Ton sagt, als er bei uns ankommt. Aber das interessiert mich gerade herzlich wenig. Ich ignoriere ihn und wende mich lieber Lukas zu: „Wen?“, will ich wissen.

Ich weiß, ich steigere mich manchmal zu sehr in die Sache, aber ich bin jetzt richtig hibbelig und will es unbedingt wissen.

„Jona,“ lässt Lukas die Bombe platzen und strahlt, während Mike nun grimmig einwirft: „Der Freak! Du weißt schon, von dem wir erzählt haben.“

Ich will mich gerade freuen, als plötzlich Vic das Wort ergreift: „Der Freak? Never! Das hat uns ja wohl noch gefehlt. Wir sind die Lieblinge der Schule, da können wir keinen Deppen aufnehmen, den jeder schief anguckt.“

Victor kann unheimlich professionell sein, außer es geht um seinen Ruf. Er genießt es nämlich ziemlich, zur angesagten Basketballclique zu gehören. Und natürlich hat, seiner Meinung nach, ein Emo nichts darin zu suchen.

„Aber wenn er doch gut ist,“ meint Chris und sieht unsicher zu Victor. Das habe ich gemeint, als ich gesagt habe, er könnte kein Mannschaftskapitän werden. Er hat das Herz am richtigen Fleck und weiß, was gut ist. Aber er kann es nicht durchsetzen.

„Das ist er in der Tat,“ nickt Lukas nun wieder begeistert und ignoriert die Einwände seines besten Freundes. „Wann darf er vorspielen?“, fragt er mich dann.

Ich zucke mit den Achseln, während ich in Vics Gesicht blicke, dessen Miene sich so verhärtet hat, wie die von Mike.

Ich möchte, dass Jona vorspielt. Aber ich möchte nicht, dass sich das Team in zwei Lager spaltet. Und im Moment sieht es genau danach aus.

Das ist wirklich frustrierend! Da finden wir schon mal einen guten Spieler und dann sind einige gegen ihn, weil er ihren Ruf gefährden könnte… Manchmal machen einem die Jungs das Leben nicht leicht.

Abgesehen davon: Ich vertraue Lukas zwar in solchen Dingen, würde mich aber dennoch erst selbst überzeugen, wie gut dieser Jona ist, ehe ich ihn tatsächlich im Team aufnehme.

Während ich also noch überlege, sagt Mike: „Er ist wirklich ganz gut, aber einen Emo will doch keiner im Team haben! Er ist wie ein Mädchen. Klein, zierlich… eher für die Position von Chris geeignet, statt für die von mir.“

Das er zugibt, dass Jona gut ist, macht mir Sorgen. Er muss sich sehr sicher sein, dass einige gegen den Emo sein werden, sonst würde er das nie so sagen.

„Du weißt genau, das man als Shooter klein und wenig sein muss, was man von dir nicht behaupten kann,“ murrt Joshua jedenfalls, nachdem Mike diese Aussage gebracht hat.

„So klein ist er auch nicht, er ist optimal für die Positon!“ Lukas sieht Mike wütend an, deutet genervt mit dem Finger auf ihn: „Ihm passt es nur nicht, deswegen redet er es madig.“

„Ich will keinen Emo im Team,“ murrt Vic wieder.

Am liebsten würde ich schreiend davon rennen, aber das kann ich nicht. Erstens bin ich es, der die endgültige Entscheidung treffen muss und zweitens muss ich als Kapitän die Unruhen im Team bekämpfen.

Warum nur bin ich Kapitän geworden?

Lukas ergreift nun wieder das Wort und sieht dabei abwechselnd zu Vic und mir: „Ich habe ihn heute im Sportunterricht spielen gesehen. Er wusste wahrscheinlich gar nicht, was er tut, aber hat so viele Steals geholt und so viele Körbe geworfen, als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun! Er ist ideal als Shooter!“

Ich runzle die Stirn. „Benni… hör mir zu. Ich rede hier nicht davon, dass er einfach nur ganz okay ist. Er ist… perfekt!“

„Du klingst, als wärst du verknallt,“ brummt Vic und Lukas zeigt ihm den Mittelfinger. Aber seine Rede hat etwas in mir bewirkt. Lukas ist kein euphorischer Mensch. Und wenn er so von diesem Jona schwärmt, dann hat man ihm entweder einen Ball an den Kopf geworfen, oder Jona muss wirklich wahnsinnig gut sein.

Ich treffe eine Entscheidung, die meiner Meinung die einzig mögliche ist, und unterbinde damit die Diskussion, ehe es ausartet.

„Ich werde ihn mir einfach mal ansehen und mir selbst ein Bild machen,“ stimme ich Lukas zu.

Im nächsten Moment ertönt ein Lachen neben uns, das schallend und gehässig klingt und nicht von Mike stammt, was ich ja eher erwartet hätte. Ich sehe verwirrt zu meiner Freundin, die lässig neben uns steht und von ihrer Zigarette zieht.

Ich erwarte, dass sie wieder etwas zu meckern hat oder ihr irgendetwas wieder nicht passt. Immerhin haben wir ja schon wieder ihr verhasstes Thema angeschnitten.

Ich habe mich geh schon gewundert, dass sie bisher zu so ruhig war.

Was sie nun aber raus haut, dämpft unsere Freude ziemlich und ich denke, das weiß sie ganz genau, dass sie geht richtig in ihrer Aussage auf:

„Das wird aber schwer werden, Benni… Er hat nämlich keinen Bock auf Basketball!“, verkündet sie voller Genugtuung in der Stimme.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Tajuja-chan
2013-01-02T21:57:42+00:00 02.01.2013 22:57
Heyo =)
Sy das mit den Kommis schleppt sich son bissel wegen der Arbeit >.<
4x Spätschicht letzte Woche war hart ^^

Is ja ein netter Sportlehrer, ich wette der sitzt wärend des Trainings nebendran auf nem Liegestuhl XD
Ich finde Sportlehrer sollten jung und knackig sein und nich so alt das sie schon auf den Ruhestand warten...
Wie Benni das ganze Training erklärt find ich super, so kann selbst ein Leihe wie ich das verstehen =D
Hört sich aber auch nach ner menge Arbeit an ._.
I-wie kommts mir so vor als könnte keiner Mike leiden, also... warum sind sie Freunde? XD
Süß wie er sich freut von nem neuen Shooter zu hören <3 *Benni knuff*
Die "Trulla" kommt mir am Ende vor wie Cruella Deville O_O

"Lukas ist kein euphorischer Mensch. Und wenn er so von diesem Jona schwärmt, dann hat man ihm entweder einen Ball an den Kopf geworfen, oder Jona muss wirklich wahnsinnig gut sein." - Haha XD

Yay X3
Auf zum nächsten Kappi =)

LG Tajuja-chan

P.s.: Frohes neues Jahr ;)
Von:  Last_Tear
2011-10-11T13:41:15+00:00 11.10.2011 15:41
> ins
sind

>Und das sieht man ihm auch.
auch an.

>mehr oder minder Training trainieren
Trainer

WTF X_X Ziege >_> *Amelia KO schlag* Fresse da auf den billigen Plätzen, kapiche >_<
*fiep*
Jona g Jona go Jona go! *anfeuer* ^-^
*Mit Pompoms wedel*
*hust*
Ich mag ihn ^-^
Schon erwähnt?
Von: abgemeldet
2011-09-02T03:40:21+00:00 02.09.2011 05:40
Ich werde diese Schnepfe gleich erscheißen -_- Kann die nicht einmal ihr FRessbrett halten... Oh man, oder sich einfach raushalten,w as geht die das denn an? Und wie die sich freut!! OH MAN!
Und MIke ist ja wohl auch das Hinterletzte...
So, jetzt mal zu dir xD So ausführlich, wie du erklärst, bin ich auch bald Basketballprofi in der Theorie xD Ich mag das, deine Schreibweise vertritt sehr authentisch Benis Gedanken und man kann auch deutlich zwischen ihm und Josh aus K&V differenzieren, as gefällt mir sehr! Beide denken zwar beinahe nur an das eine, aber trotzdem hast du es geschafft, deutliche Unterschiede zu zaubern und ich muss sagen, ich mag Benni beinahe noch lieber als Josh :)

Von:  -Black-Pearl-
2011-08-20T08:14:36+00:00 20.08.2011 10:14
wie sie jetzt schon alle auf "dem emo" rumhacken :D
Das kann ja dann echt noch heiter werden - ich denke nicht, dass Jona das sich so gefallen lässt :)
Freu mich auf das nächste!!
lG
pearl



Von: abgemeldet
2011-08-19T04:59:14+00:00 19.08.2011 06:59
gut, dass du die ganzen positionen nochmal erklärt hast- wieviele positionen das sind :o du weißt ja, ich und basketball.. xDD
ist es sehr komisch wenn ich mike und victor nicht mag ? tzz. auf seinen guten ruf achten mùssen. tzz. *duch-die-gegend-'tze'*
ach, und dann am ende auch noch bennis freundin.. aaargh, die- ich finde keine worte dafür, was ich mit ihr anstellen will. ich liebe sie genausosehr wie in kaffee und vanille teresa (oder war's theresa ? O.o), thihihihi <333 - also ü-ber-haupt nicht. ._____.
aber wieso will jona nicht spielen ?! o:
ich freu mich auf's nächste kapitel, und hoffentlich taucht mein schä~tzchen dann endlich auf ! *-* :DD
Von:  Shunya
2011-08-19T01:16:30+00:00 19.08.2011 03:16
Danke, dass du die Basketballregeln erklärt hast. :)
Ich habe zwar auch öfter in der Schule Basketball gespielt, allerdings eher passiv, da ich mich auch nicht so gut mit den Regeln auskannte. Ich wusste gar nicht, dass die Positionen der Spieler auch Namen haben. Gut zu wissen.
Hm, irgendwie kann ich mich mit Benni's Freunden nicht anfreunden. -.-"
Hat ja noch gefehlt, dass Amelie am Ende auftaucht. hab sie ja auch so was von vermisst. -.-
Wieso Jona wohl kein Basketball spielen will?
Freue mich schon aufs nächaste Kapitel, wenn er dann hoffentlich endlich seinen Auftritt hat. ;)
Von:  Loona_Strange
2011-08-18T19:11:39+00:00 18.08.2011 21:11
ein eues pitel :)
ich finds gut das du alles etwas genauer erklärt hast in dem pitel
freu mich schon aufs nächste

glg lost_angel


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