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Addiction

von

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Unüberbrückbare (?) Differenzen

„Hey, Emo!“ Ich löse mich vom Geländer, an welchem ich bis eben gelehnt habe, um Jona am Mittwoch nach der Schule abfangen zu können.

Eigentlich wollte ich Lukas mitnehmen, weil ich ihn ja nicht kenne, aber dann habe ich mich dagegen entschieden und bin alleine losgezogen. Vielleicht ist es besser, wenn ich als Kapitän erst Mal in Ruhe mit ihm rede. Abgesehen davon brauche ich ja keine Angst zu haben, ihn nicht zu erkennen. Ein Emo ist ja nicht zu übersehen.

Nachdem Amelie uns erzählt hat, dass Lukas ihn auf das Team angesprochen und er abgelehnt hat, bin ich ein wenig mutlos, dass ich jetzt viel anderes bewirken kann. Aber einen Versuch ist es allemal wert und vielleicht habe ich ja auch Glück. Wenn dem der Fall ist, wird er gleich mit mir zum Training kommen und mir beweisen, dass er es verdient hat, in meinem Team zu spielen.

„Was?“, zischt er mir jedenfalls nun entgegen und mustert mich septisch, ja fast schon angepisst.

Vielleicht hätte ich ihn nicht mit Emo, sondern mit Jona anreden sollen, wird mir klar. So denkt er sicher, ich will ihn nur dumm von der Seite anquatschen. Naja… der soll sich nicht so anstellen. Er ist ja kein Mädchen, auch, wenn er ein wenig so aussieht.

„Ich bin Benni, Kapitän des Basketballteams der Oberstufe,“ stelle ich mich vor und sehe ihn möglichst freundlich an.

Ich kann nicht umhin, ihn zu mustern und ein winzig kleiner Teil in mir ist plötzlich der gleichen Meinung wie Victor. Sport ist mir wichtiger, wie Ansehen, aber Hallooohooo?! Der Kerl trägt Schminke, lackiert sich die Nägel und seine langen schwarzen Haare tun ihr übriges dazu, dass er einfach mädchenhaft und komisch aussieht. Und in den engen Klamotten, die er trägt, auch noch schwul.

Aber ich bin Mannschaftskapitän. Mir geht es nur um den Sport. Bei dieser Schiene bleibe ich und hoffe auf seine Zusage.

„Kein Interesse,“ kotzt er mir förmlich entgegen und ja… nimmt mir damit den Wind aus den Segeln. Mein Lächeln erstirbt. Ich hätte es mir denken können, immerhin hat er ja auch Lukas schon abblitzen lassen.

Er sieht auch wirklich nicht begeistert aus. Er kräuselt nur die Nase, weil ich ihn nicht in Ruhe lasse, sondern erneut ansetze, ihn zu überzeugen: „Lukas hat mir gesagt, dass du wirklich gut bist und wir brauchen ganz, ganz dringen einen neuen Shooting-Guard!“

‚Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt’, kommt mir das Zitat von Goethe in den Sinn und ja… notfalls zwinge ich ihn eben dazu, vorzuspielen. Irgendwie… oder so…

„Einen… was?“ Verwirrt sieht er mich an und mir wird klar, dass er echt keine Ahnung hat, von was ich da rede. Das gibt es ja nicht! Ich dachte, er hat wenigstens ein wenig Ahnung, wenn er so gut spielt… Ich meine… woher kann er das denn so gut, wenn er nie in einer Jugendmannschaft war? Vielleicht hat Lukas doch übertrieben und er ist gar nicht so gut. Aber es hat doch sogar Mike zugegeben…

Ich schüttle den Kopf, weil so viele Gedanken auf mich einströmen, und frage ungläubig: „Sag ja nicht, du hast keine Ahnung, von was ich rede?“

„Sollte ich?“ Er gibt mir keine Zeit zu Antworten, sondern wendet sich ab und will gehen.

Ich muss handeln – sofort!

Ich packe ihn am Arm und ziehe ihn zurück. „Jetzt warte doch mal!“, rufe ich, “Okay… du hast keine Ahnung von Basketball. Aber du bist so gut, dass Lukas dich empfohlen hat und folglich will ich sehen, was da dran ist. Also kommst du jetzt mit!“

„Einen Scheiß werde ich!“, faucht er. Ich merke erst, dass ich ihn noch gepackt halte, als er sich losreißt. „Du kannst mich nicht zwingen! Ich hab kein Interesse an eurem bescheuerten Team und deswegen komm ich auch nicht mit.“

Was für eine Wildkatze… Das ist ja fast schon amüsant. Fast. Im Moment ist es einfach nur anstrengend und nervig.

„Hör zu. Ich hab auch kein Interesse daran, so eine Schwuchtel wie dich ins Team aufzunehmen, aber ich brauche einen Shooter und du bist nun mal dafür geeignet.“

Das mit der Schwuchtel ist mir nur so rausgerutscht, weil mich die Tatsache, dass er mein Team bescheuert genannt hat, wütend gemacht hat.

Nun aber hat er wieder einen Grund, sauer zu sein. „Schwuchtel?“, fragte er also grimmig und ich verliere endgültig die Lust.

„Ja, richtig gehört. Und jetzt kommt endlich mit!“ Ich packe wieder seinen Arm und zerre ihn hinter mir her.

Mein Gott, muss man denn immer alle zu ihrem Glück zwingen?

Ihn definitiv, denn er zappelt wie wild und als das nichts nützt, greift er zu anderen Maßnahmen. Er beißt mir mit ganzer Kraft in den Arm.

Ich schreie auf und lasse ihn los.

„Fuck“, brülle ich und halte mir die schmerzende Stelle. „Bist du total bekloppt?“

„Das sollte ich dich fragen,“ erwidert er und verschränk die Arme: „Ich komme nicht mit, außer du gibst mir einen guten Grund.“

Oha! Er will verhandeln. Ich verziehe den Mund und überlege kurz, ehe ich triumphierend meine: „Wenn du dem Team beitrittst, dann fliegen alle Mädels auf dich!“

„Und warum sollte mich das als >Schwuchtel< interessieren?“, gibt er zurück.

Ist das jetzt nur ein Anflug von Zickenkrieg oder ist er tatsächlich schwul? Wenn dem so ist, weiß ich ja, was bald für neues Theater sorgen wird. Juhuuu…

„Nun ja… dann… ja… du darfst ab und an im Unterricht fehlen, kriegst in Sport ne gute Note, hast eine gute Bewerbung im Zeugnis…“ Mit irgendwas muss man ihn doch locken können! Ich zähle noch einiges auf, ehe ich frage: „Kommst du nun mit?“

„Hm… Na ja… Nein!“

Ich bring ihn um. Ich bring ihn einfach um und such mir einen neuen Shooter. Dann bin ich zwar nicht wirklich weiter, aber ich fühle mich dann sicher viel besser, als jetzt gerade.

Verzweifelt werfe ich die Arme in die Luft und werfe noch ein paar Punkte in den Raum: „Du lernst neue Leute kennen, findest Freunde und wirst vielleicht sogar in die coolste Clique der Schule integriert.“

„Na gut. Ich komme mit.“ Ich starre ihn an. Fast habe ich ja nicht mehr daran geglaubt.

„Wieso auf einmal? Deswegen?“ Und dann begehe ich einen echt blöden Fehler, denn ich sage: „Sag ja nicht, der arme kleine Emo hat keine Freunde…“

„Wir können es auch lassen, ja?“, mault er zurück und ich hebe entschuldigend die Hände. „Schon gut, sorry. Ich dachte halt nur, weil… na ja… sagt man doch immer…“

„Ich bin neu hier, du Idiot. Natürlich habe ich hier niemanden, den ich kenne. Aber das heißt ja nicht, dass ich gar keine Freunde außerhalb habe!“, rechtfertigt er sich. Als er sich über diesen Umstand bewusst wird, hört er damit auf, verschränkt wieder die Arme und sieht mich einfach nur vernichtend an. Wenn Blicke töten könnten…

„Ich hab kein Sportzeug dabei,“ lässt er mich wissen, während er Richtung Sporthalle trottet.

„Du kannst was von mir haben. Ich hab immer Ersatz im Spind!“

Er hat zwar nicht unbedingt meine Größe, aber für einmal wird es schon gehen.

Heimlich bin ich ja ein wenig stolz, ihn überredet zu haben. Aber wahrscheinlich ist er nur aus Mitleid mit, oder damit ich endlich aufhöre, ihn zu nerven.

Ich warte, bis er umgezogen ist, ehe ich mit ihm in die Halle trete.

„Leute, das hier ist Jona!“, verkünde ich allen, die ihn noch nicht kennen.

Jener blickt scheu in die Runde und seine Augen bleiben an Lukas und Mike hängen, die er ja bereits kennt. Während ersterer ihn wohlwollend angrinst, sieht Mike aus, als wenn er ihn gleich umnieten möchte.

Tatsächlich sagt dieser: „Dann beweis mal, dass so gut bist, als dass du mir die Position streitig machen musst.“

Ehe jemand was sagen kann, hat Chris ihn weg geschoben und schüttelt begeistert Jonas Hand. „Ich bin Chris, der Point-Guard!“, stellt er sich vor und bedeutet ihm, dass er Mike nicht so ernst nehmen soll.

„Ähm… hi…“, murmelt Jona darauf und sieht Chris an. Er scheint ihn zu mögen, zumindest guckt er nicht all zu feindlich drein, wie zuvor noch bei mir.

„Chris ist unser Spielmacher,“ übersetzte ich Jona das Ganze mal und wende mich an die anderen: „Er kennt sich noch nicht aus, wisst ihr.“

Sie nicken, nur Mike stöhnt genervt auf: „Auch das noch! Soll mich ersetzen und kennt nicht mal die Regeln.“

„Die wird er schon lernen, so schwer ist das ja nicht. Und so lange er Leistung abgibt, haben wir schon viel gewonnen.“

Das ist Josh, der ihn nun angrinst, sich vorstellt und ihm verspricht, mit ihm die Regeln durchzugehen.

Ich rufe derweil die anderen dazu auf, sich aufzuwärmen und lasse sie dann Pässe und Körbe werfen, während Josh sich Jona annimmt.

Während ich mit Mike Bälle hin und her werfen, kommt Joshua dann zu mir und ich stoppe in meinem Tun.

„Und?“, frage ich.

„Ich glaube, er kann ein Spiel bestreiten, ohne sich all zu dämlich anzustellen.“

Das ist alles, was ich wissen muss. Jona hinter Josh nickt ebenfalls zustimmend und sieht aus, als wäre er auf der einen Seite bereit, auf der anderen Seite aber auch einfach nur angepisst. Sicher fühlt er sich ein wenig fehl am Platz.

„Okay Leute! Spielen wir!“, rufe ich und sie formatieren sich zu zwei Teams. Ich lasse Jona lieber erst Mal nur in der zweiten Mannschaft spielen, ehe Mike wieder einen Aufstand probt.

Dann geht es los und verdammt… er ist wirklich gut!

Lukas hat nicht gelogen. Er scheint ein Naturtalent zu sein, was Steals angeht. Und er ist ein treffsicherer Schütze. Wenn er noch nie Basketball gespielt hat… wo hat er das denn dann nur gelernt?

„Okay, das reicht,“ rufe ich nach zwei Vierteln und strahle Jona an. „Glückwunsch. Du bist hab heute unser neuer Shooting-Guard!“

Er lächelt mich schwach an und weiß sicher noch nicht, ob er sich nun freuen, oder schreiend wegrennen soll.

„Okay,“ fügt er dann noch tonlos hinzu und sieht ein wenig unbehaglich zu Mike.
 

„Jedenfalls ist dieser Emo jetzt in unserem Team und nimmt meinen Platz ein!“, rege ich mich auf und grummle zusätzlich noch sauer vor mich hin. Grimmig sehe ich zu Amelie, als wäre es ihre Schuld. Dabei kann sie eigentlich nichts dafür. Andererseits… sie hätte Benni auch mal ins Gewissen reden können, dass er sich mit diesem Jungen im Team nur noch lächerlich macht.

Wir haben uns eine ruhige Ecke verzogen, denn ich habe mir bereits etwas ausgedacht, was mir von dem Problem ‚Jona’ befreit. Dafür brauche ich aber ihre Hilfe. Und weil sie sich eben bisher so wenig darum geschert hat, kann sie ja jetzt etwas dazu beitragen!

„Tsss…“, macht sie nur. „Und was kann ich da jetzt für?“ Offenbar nimmt sie es mir übel, dass ich sie so böse angesehen habe. Sie faucht mich also ungehalten an und ich zucke nur mit den Achseln.

Das lässt sie sich beleidigt wegdrehen. „Euer Sport geht mir doch am Arsch vorbei!“

„Und das als Freundin des Teamkapitäns… Glückwunsch! Aber eigentlich müsste es doch auch in deinem Interesse sein, dass er das Team so schnell wie möglich wieder verlässt,“ erinnere ich sie mürrisch.

„Und wieso sollte das in meinem Interesse sein?“, fragt sie. Sie weiß es ja wirklich nicht, aber sie klingt neugierig.

„Er ist neu und unerfahren. Das bedeutet Zusatztraining und Lehrstunden in der Theorie,“ zähle ich ihr auf und lasse den Rest unausgesprochen. Das ist der Anstoß, den sie brauchte, den Rest kann sie sich jetzt sicher denken. Denn wer wird denn wohl dafür sorgen, dass er all das bekommt? Richtig! Der Teamkapitän. Und wer ist das? Richtig! Benni.

„Das geht ja alles von seiner Freizeit weg,“ stellt sie fest und ihre schön geschwungenen Augenbrauen ziehen sich zusammen.

Sie beißt sich auf die Lippen und nickt dann willig: „Wie glaubst du, kriegen wir ihn wieder aus dem Team?“

Und schon habe ich sie am Haken. Ich bin so stolz auf mich, dass ich das tatsächlich geschafft habe. Aber mit dem richtigen Köder beißt eine Amelie nun mal schnell an. Das ist wie ein Naturgesetz.

Ich grinse breit und strecke mich genüsslich. „Überlass das mir. Ich hab da ein paar Ideen. Du musst nur immer auf meiner Seite sein und Benni ein wenig ins Gewissen reden…“

Jona wird sich noch wünschen, niemals in unser Team gekommen zu sein.
 

„Hey, Jona,“ rufe ich und lächle breit. Ganz nebenbei bin ich stolz auf mich, dass ich ihn nicht wieder Emo genannt habe.

Wir haben Schulschluss und ich habe ihn abgefangen, ehe er mir entwischen kann.

Da er nun offiziell im Team ist, muss er einiges lernen.

„Hast du heute Nachmittag Zeit, dir ein wenig Theorie mit mir reinzuwürgen?“

Ich sehe ihn fragend an.

Er versucht sich an einem Grinsen, was ihm misslingt. Wahrscheinlich weiß er nicht, was er nun eigentlich von mir halten soll. Klar… erst kamen blöde Sprüche, jetzt bin ich nett zu ihm… Das habe ich mir wohl selbst zuzuschreiben.

„Ja… klaaaar,“ meint er gedehnt und sieht genauso begeistert aus, wie er klingt. Achtung! Ironie!

„Okay. Kommst du mit zu mir?“ Ich behalte mein freundliches Lächeln trotzdem breit und er nickt. Gleichzeitig sieht er so aus, als bereue er seine Entscheidung jetzt schon.
 

„Treffer zählen regulär zwei Punkte. Wenn du von oder jenseits der Drei-Punkt-Linie wirfst, dann drei. Und ein Freiwurf wird nur mit einem Punkt bewertet,“ erkläre ich ihm und deute auf die Zeichnung eines Basketballfeldes, um ihm jene Drei-Punkt-Linie und die Freiwurflinie zu zeigen.

Er nickt und versucht sich auch wirklich, alles zu merken, fragt ab und an etwas nach. Es hätte mich schlimmer treffen können. Er wirkt zwar lustlos, ist aber dennoch bei der Sache.

Ich erkläre ihm die Sache mit den Fouls und wundere mich, wie wenig er doch tatsächlich weiß. Ich kann immer noch nicht fassen, dass einer praktisch so gut ist, obwohl er eigentlich überhaupt keine Ahnung von der Theorie hat.

Da er allerdings so wenig weiß, wird aus meiner geplanten Stunde fast zwei. Offenbar findet er immer wieder Dinge, die er hinterfragen kann, während ich denke, dass das doch eigentlich klar ist.

Ich fahre mir durchs Haar und fühle mich, als hätte ich mir den Mund schon mehr als fusselig geredet. Immer, wenn ich ihm was erkläre, sieht er verwirrt aus, nickt aber langsam.

Wo wir gerade bei den Fouls sind, erkläre ich ihm auch die Konsequenzen und warne ihn, dass ein Spieler auch durchaus vom Spielfeld geschickt werden kann.

„Also sei vorsichtig, wenn du foulst.“

„Als würde ich foulen.“

„Das sagst du jetzt,“ lache ich.

Seien wir ehrlich. Es passiert einfach manchmal und ab und an ist es auch taktisch nötig, zu foulen. So ist es eben einfach.

„Okay. Mehr weiß ich dir gerade nicht zu erklären,“ gebe ich zu. Ich denke, die wichtigsten Dinge habe ich ihm vermittelt, der Rest kommt mit der Zeit, in der er aktiv spielen wird.

„Es klingt vielleicht jetzt alles ein wenig viel, aber mit der Zeit wirst du merken, dass es eigentlich ganz leicht ist.“

Er nickt. „Ich denke, dass ich es so weit versanden habe,“ lenkt er dann auch ein und blickt auf mein aufgezeichnetes Spielfeld.

„Dann sind wir fertig für heute. Morgen dann Training, dann kannst du zeigen, was du heute gelernt hast.“ Ich zwinkere ihm zu.

Er nickt wieder.

„Ich werde dich als Ersatzspieler einsetzen. So lange, bis du ganz in deinem Element bist. Dann… werde ich überlege, dich auf Mikes Position zu setzen,“ offenbare ich ihm.

Daraufhin sieht er mich alarmiert an.

„Hör mal… er wird dann wirklich sauer sein und…“

Ich unterbreche ihn. „Dann muss er sich eben mehr anstrengen, dann muss ich ihn auch nicht ersetzen. Und wenn er nicht mehr gut spielt, kann er sauer sein, so viel er will, dann muss er seinen Stammplatz aufgeben!“, beharre ich darauf und er sollte das auch. Es geht immerhin darum, dass er vielleicht in der Startmannschaft spielt. Als Neuling. Eine große Ehre, das sollte er nicht vergessen.

„Du brauchst keine Angst vor ihm haben, Jona. Wenn du gut spielst, wird das Team hinter dir stehen,“ füge ich dann sanfter hinzu. Ich weiß, er will einfach nur keinen Ärger machen. Aber er muss verstehen, dass Mike sich seine Situation selbst eingebrockt hat.
 

„Die Leute reden,“ wirft Vic in den Raum und lässt seine Tasche auf eine der Bänke in der Umkleide fallen, sieht zu mir. Joshua, der sich zusammen mit mir bereits umzieht, sieht ihn fragend an. „Worüber?“, will er wissen und schlüpft in sein Shirt.

„Worüber schon?“ Lukas tritt hinter Vic in die Umkleide und wirft seine Tasche neben die von seinem besten Freund. „Über Jona und darüber, was er eigentlich in unserem Team zu suchen hat. Sie sagen, wir ruinieren uns unseren Ruf… du kennst ja das Gerede!“

„Und das stört euch?“, frage ich und lege die Stirn in Falten. Blöde Frage. Natürlich stört es einige von ihnen.

„Mich nicht,“ schüttelt Lukas den Kopf. „Solange er abliefert, ist mir alles egal.“

„Also mich nervt es! Wir waren immer die coolsten Schüler der ganzen Schule. Und jetzt kommt ein Emo und macht das alles kaputt!“

Vic stimmt die die Hände in die Hüften und sieht uns grimmig an. „Sie reden ja nicht nur über ihn. Sie reden ja auch über uns, weil wir uns mit so einem Freak abgeben.“

„So sehr sorgst du dich um deinen Ruf?“, fahre ich ihn an, weil es mir langsam zu blöd wird.

„Du hast ihn doch spielen gesehen. Ich dachte immer, es wäre dir so wichtig, dass wir so gut wie möglich sind. Mit wem, wenn nicht mit Jona, können wir das erreichen? Also eigentlich müsst dir dein Ruf dann doch scheiß egal sein, oder Victor?“

„Du weißt ganz genau, wie wichtig es mir ist, dass wir gut sind. Aber verdammt noch mal… ich lass mir doch nicht alles, was ich mir aufgebaut habe von so einem… Weib kaputt machen!“

„Weib? Vic, das ist nicht fair,“ mischt sich nun wieder Lukas ein.

Und als wäre es nicht schon schlimm genug, tritt nun auch noch Mike zu uns in die Umkleidekabine.

„Wieso? Er hat doch Recht,“ wendet er sich an Lukas. „Er ist schwach und schmal und klein und er sieht aus wie ein Mädchen. Er spielt vielleicht ganz gut, aber kennt die Regeln nicht. Wenn er was falsch macht, dann ruiniert er nicht nur den Ruf in der Schule, sondern auch noch den als Mannschaft.“

„Gut, dann ist euch euer Ruf also wichtiger, als der Sieg des Teams. Okay… dann landen wir eben wieder auf den letzten Plätzen…“, brause ich auf.

„Benni,“ meint Joshua und legt mir beruhigend die Hand auf die Schulter, aber ich habe die Schnauze voll. „Das kann nicht euer Ernst sein! Ihr benehmt euch wie im Kindergarten!“

„Es ist aber unser Ernst! Er passt nicht zu uns!“ Das ist wieder Vic.

„Und warum nicht? Weil er anders aussieht? Weil er vielleicht eine etwas andere Einstellung hat?“ Ich schüttle den Kopf. „Vergiss es, Vic. Er bleibt!“

„Kommt wieder runter, Leute!“, geht nun Joshua dazwischen. „Er ist im Moment nur Ersatzspieler und… vielleicht mag er ja auch gar nicht bleiben… also… warten wir doch einfach ab und nehmen es, wie es kommt.“

Das er immer versucht, zu schlichten. Aber natürlich hat er Recht. Streiten hilft nichts. Wir müssen einfach abwarten, was passiert.

„Warum stehst du vor der Tür? Ist abgeschlossen? Die anderen müsste doch schon da sein?“, hören wir im nächsten Moment Chris plappern und schon wird die Türe aufgerissen und er schiebt Jona vor sich in den Raum.

Wir starren die Beiden an und Jona beißt sich auf die Lippen.

„Du brauchst nicht nervös sein. Wir beißen dich schon nicht,“ lacht Chris ihn an und winkt uns zu. „Hey Leute! Was… guckt ihr denn alle so blöd?“

Er grinst und ich ergreife barsch das Wort: „Zieht euch um, dann spielen wir.“

Ein wenig hilflos blicke ich dann zu Jona. Er sieht aus, wie ein geprügelter Hund… Er hat alles gehört, schießt es mir durch den Kopf.

„Na super,“ nuschle ich leise vor mich hin und blicke noch mal zu ihm. Irgendetwas an der Art, wie er schaut, sagt mir, dass er damit schon gerechnet hat. Wahrscheinlich war ihm das von Anfang an klar. Sicher war das der Grund, warum er gar nicht beitreten wollte…
 

Das Training verläuft überraschend gut, wenn man bedenkt, was gerade eben noch für ein Krieg in der Kabine stattfand.

Ich bin ganz zufrieden, vor allem auf Jona, der tatsächlich nach der Theoriestunde vieles gut umsetzen kann.

Er sieht auch so aus, als wäre er selbst stolz auf sich. Kann er auch sein. Ich schenke ihm ein Lächeln, als wir fertig sind und auch Chris und Josh klopfen ihm anerkennende auf die Schulter. Lukas lächelt zumindest flüchtig zu ihm, sagt aber nichts. Ich denke, er bewegt sich gerade auf dünnem Eis. Da ist sein unerschütterlicher Mannschaftsgeist auf der einen und seine Loyalität gegenüber seinem besten Freund auf der anderen Seite.

Ehe ich sie zu den Duschen schicke, möchte ich aber wissen, ob sie ihre Meinung nun nicht doch geändert haben. Ich würde nämlich gerne wissen, was sie nach dem Training von ihm denken – ich bin ja überzeugt, dass sie nun nicht mehr gegen Jona sind.

Aber ich werde eines Besseren belehrt:

„Ich bin dafür, dass er geht!“ Das ist Vic, der, den Ball dribbelnd, zu uns läuft. „Er passt einfach nicht zu uns.“

Nun wirft Lukas seine Loyalität über Bord und herrscht ihn an: „Hör doch auf mit dem Scheiß! Er passt vielleicht nicht, aber er ist gut!“ Er verschränkt die Arme. „Und diese Diskussion nervt langsam, weil sie sinnlos ist.“

„Lu hat vollkommen Recht!“, wirft nun auch Chris ein und nickt zustimmend. „Es nervt!“

Er blickt genervt zu Vic, während er fort fährt: „Das Spiel war heute scheiße. Bis auf Benni, Josh, Jona und Lukas wart ihr alle unkonzentriert. Ich hab dich nicht einmal erfolgreich anspielen können, Mike! Und die zweite Mannschaft hat nur gepunktet, weil Josh und Jona sich so angestrengt haben.“

Und das von Chris! Wahnsinn!

„Na und? Ich war abgelenkt, weil ich ständig dachte, da wuselt ein Mädchen um uns herum,“ rechtfertigt sich Mike und deutet auf Jona.

Und da fällt mir unangenehm auf, dass der arme Kerl das alles mit anhören muss.

„Vielleicht sollten wir alle das Team einfach verlassen. Dann kann er bleiben und mit sich alleine spielen!“

„Was laberst du denn nur für eine Scheiße zusammen?“, fahre ich Mike an und schüttle ungläubig den Kopf. „Wir haben am Wochenende das erste Spiel! Reißt euch doch mal zusammen.“

„Wenn du das willst, dann sollte der Emo nicht in der Startaufstellung stehen… sonst kann es sein, dass wir plötzlich verschwunden sind.“ Das ist Vic. „Und nach dem Spiel, suchen wir einen neuen Shooter.“

„WIE BITTE?!“, donnert Mike nun. „Wir brauchen keinen neuen Shooter. Ich bin doch da.“

„Du bist schlecht!“, faucht Victor, zumindest von dieser Meinung noch nicht abgewichen.

Ein einziges Chaos, denke ich und sehe sie alle an. Jona sieht aus, als wenn er gleich heult. Josh und Chris blicken teil leidig, teils ungläubig drein und Lukas sieht grimmig zu Vic, als könnte er gar nicht fassen, was gerade geschieht.

„Dann ersetzte ich euch Beide eben,“ murre ich Mike und Vic vernichtend an.

„Mit wem denn?“, fragt Mike daraufhin gehässig und ich ziehe die Brauen hoch, blicke zu den Ersatzspielern.

„Wenn der mitspielt,“ sagt Felix und deutet auf Jona, „sind wir auch raus.“ Er sucht Zustimmung bei Leon und David und findet diese auch.

Jetzt hängen die sich also auch schon mit rein.

„Nicht ihr auch noch,“ stöhnt Josh in dem Moment.

„Wir finden, Vic hat vollkommen Recht! Der Emo ruiniert unseren Ruf,“ bestätigt David.

„Aber ein anderer Shooter ist dringend nötig,“ fügt Leon hinzu und fängt sich einen bitterbösen Blick von Mike ein.

„Das Mädchen soll das Team verlassen!“, nickt Felix nun wieder.

„Er ist kein…“ Ich breche ab und raufe mir frustriert die Haare. Plötzlich fühle ich mich so müde und erschöpft, dass ich einfach nur noch nach Hause will.

Was soll ich tun? Ohne Mike wären wir fast besser dran, Vic könnte von Josh oder Felix ersetzt werden… aber ohne sie alle…

Wenn sie alle gehen, könnten wir immerhin noch ein Team zusammen bekommen. Aber mein Gott… wenn sich einer verletzt oder jemand schwächelt… sie müssten ja alle durchspielen und vor allem Jona hat doch noch gar keine Kondition!

Es ist keine Möglichkeit, dass sie alle gehen. Deshalb muss ich einlenken, ob ich will oder nicht.

„Leute,“ meine ich also ehrlich enttäuscht und sehe sie verzweifelt an. Dass das wirklich ihr Ernst ist, kann ich kaum glauben.

Ehe ich aber zustimmen kann, ergreift Jona das Wort.

„Also… wisst ihr… ich glaube, ich höre… einfach wieder auf…“, wirft er leise in die Runde. Nicht das auch noch!!!

„Aber Jonaaa,“ quengelt Chris sofort los.

„Ruhe!“, rufe ich und sehe sie aller böse an. „Du bleibst, verdammt noch mal,“ herrsche ich Jona an, so dass dieser zusammen zuckt. „Und ihre anderen reißt euch zusammen.“ Ich willige ein, dass Mike am Wochenende in der Startaufstellung spielen darf, Jona als Ersatz eingesetzt wird. „Aber ich werde keinen neuen Shooter suchen“, stelle ich klar. „Jona wird uns nicht verlassen.“

Und jetzt sollen sie aufhören, zu drohen. Wir sind nicht im Kindergarten und ich lass mir von solchen Idioten nicht auf der Nase herumtanzen.

„Geht jetzt Duschen, sonst könnt ihr euch bald vier neue Spieler suche. Weil dann werde ich die wenigen vernünftigen Spieler nehmen und eine eigene Mannschaft gründen, damit ich euer beschissenes Gelaber nicht mehr anhören muss!“

Nach der Ansage ist endlich Ruhe und sie trollen sich alle zum Duschen.

„Man… Benni…“ Josh legt mir eine Hand auf die Schulter.

„Ich bin nur von Idioten umgeben!“, stöhne ich auf und er muss lachen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Tajuja-chan
2013-01-02T22:35:35+00:00 02.01.2013 23:35
Was haben die alle gegen Jonas Aussehen? Er is doch total goldig X3
Ja gut, es is gewöhnungsbedürftig und selbst ich hab schon Emos getroffen bei denen ich mir gedacht hab - OMG - aber Jona? Viel zu niedlich <3
Mike muss ja grad über Aussehen reden, hat der mal das Bild gesehen das du neben seinen Namen gesetzt hast? XD
Süß, Benni flirtet schon ubewusst XoX - Das dacht ich jedesmal wenn er nett zu Jona war... *hasse meine übertriebene Shonen-ai - Besessenheit*
Schon hart wie Jona das alles mitanhören muss. Kann mir vorstellen wie schlecht er sich fühlt, weil er denkt das es seine Schuld is das sie sich streiten.
Hab mir am Ende vorgestellt wie Benni richtig ausrastet, alle anschreit und ganz böse guckt. So wärend dem lesen hat das voll gepasst, *Gänsehaut* aber als ich fertig war musste ich drüber lachen weil ich mir Benni gar nich so böse vorstellen kann XD

Zitate aus der Story und meine dummen Kommentare dazu XD :

"Was für eine Wildkatze… Das ist ja fast schon amüsant." - Der erste Funke :D *freu freu*

"Mein Gott, muss man denn immer alle zu ihrem Glück zwingen?" - Ähm, ja? Sonst wär das Leben doch viel zu einfach XD

"Ist das jetzt nur ein Anflug von Zickenkrieg oder ist er tatsächlich schwul? Wenn dem so ist, weiß ich ja, was bald für neues Theater sorgen wird. Juhuuu…" - Hab ich dir schon gesagt das ich deinen Sarkasmus liebe? :D

"Ehe jemand was sagen kann, hat Chris ihn weg geschoben und schüttelt begeistert Jonas Hand. „Ich bin Chris, der Point-Guard!“" - Aber wenn ihm ein Fremder Süßigkeiten schenken möchte geht er nich mit, oder? o.ò

LG Tajuja-chan =)


Von:  Last_Tear
2011-10-11T15:17:00+00:00 11.10.2011 17:17
Ganz ehrlich, ich fände Unüberwindbare Differenzen klänge besser o.o"

WTF XD Hey, Emo *bämm* Eins in die Fresse? XD *hust* Ja, nett XD

Ganz ehrlich? Ich hätte ihn auch gebissen ^.^ Und getreten <3

Wuhahahahaha xD

>versanden
verstanden

>teil leidig
teils und was is leidig fürn Wort? Meinsu nich leidend?

Tatsache o.o Alles nur Idioten, alles Männer XD Alle bescheuert
*nicknick*
Damn...
*Jona trostknuddel*
Hab ich erwähnt, dass er mir leid tut?
*fiep*
Das arme Tutzi X__X
Und Mike soll still sein ey erst schlecht spielen und danns nich einsehen wollen X_x
Von: abgemeldet
2011-09-02T03:57:37+00:00 02.09.2011 05:57
... *Baseballschläger bereithalt* Ich werde sie alle plattmachen! Wie können die nur so meeegascheiße drauf sein?! OAR! von Toleranz noch nie was gehört! Diese verfluchten Schweine...
Aber Jona finde ich soooo süß D': Wie können die nur so gemein zu ihm sein? Ich kann seine Bedenken absolut nachvollziehen, an seiner Stelle hätte ich mit Benni, wenn der mich "Emo" gerufen hätte, ncihtmal geredet... Eigentlich ist er schon ziemlich kooperativ, Benni sollte froh sein darüber.
Bennis Idee von einer neuen, eigenen Mannschaft mit denen, die nicht vollkommen bescheuert in der Birne sind, finde ich sehr gut. Mike ist Vic und der ganze Kack-Rest hat sie nicht mehr alle. Und diese blöde Amelie soll ihre Lipglossvershcmierte Fresse nicht so aufreißen!! ... Ohje xDD Ich flippe hier gerade voll aus, tut mir leid x'D Eigentlich fluche ich nicht so viel... Aber naja xD

Von:  Shunya
2011-08-26T23:04:00+00:00 27.08.2011 01:04
Wow, ist ja eine interessante Art wie sich zwei Leute kennen lernen könne. Fand ich lustig, dass Yona Benni einfach in den Arm gebissen hat. Wie kommen eigentlich immer alle Leute auf die Idee, dass Emo's schwul sind? O.o
Benni hat aber auch ein ziemlich schnelles Mundwerk, der sollte mal lieber seinen Gehirn einschalten, kein Wunder, dass er ständig beleidigungen von sich gibt. -.-"
Oje, was haben Mike und Amelie bloß vor?
Gah, ich kann's nicht ab, wenn Leute hinter dem Rücken einer Person schecht über ihn/sie reden. Und dann regen die Jungs sich auch noch über Kleinigkeiten auf. Das ist echt wie im Kindergarten. Benni tut mir wirklich leid! Bei so einem chaotischen Team hätte ich auch schnell die Nerven verloren. Das ist echt nicht zum Aushalten! -.-"
Das Kapitel war echt klasse! Gibt zwar ein paar Rechtschreibfehler, aber im Großen und Ganzen lässt sich die Geschichte locker lesen.
Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel!!!!!!!!!!! ;)
Von: abgemeldet
2011-08-26T09:43:13+00:00 26.08.2011 11:43
awww, mein armes armes armes kleines herzchen ;_; gut, dass benni sich für ihn einsetzt.. :b <3
und mike's und amelie's plan, was auch immer er sein soll, gefällt mir ebenso üüüüüüberhaupt nicht! ich hab DEN plan - ich starte einfach 'nen amoklauf da an der schule und knalle amelie einfach ab. wer weiß, wenn ich glück hab, läuft teresa auch da irgendwo rum? xD
gaaanz liebe grüße und ich glaub ich muss dir noch antworten. xD

Von:  -Black-Pearl-
2011-08-25T19:18:55+00:00 25.08.2011 21:18
Wie ich solches Verhalten hasse... -.- Dann macht Sport in ner Mannschaft keinen Spaß mehr. Kenne ich nur zu gut.. Armer Jona :(
Aber schon mal gut, dass sich Benni so für ihn einsetzt *gg*
Aber dieses Zwischenspiel von Mike und Amelie gefällt mir gar nicht. Bin gespannt, was die noch so an Scheiße fabrizieren...
Und wehe du setzt dich nicht flott an den Schreibtisch und schreibst die Fortsetzung!! Ich will wieder Kaffee mit Vanille haben! >< Hopp!
glG
pearl


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