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Addiction

von

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Erstes Einbrechen

Nach den Ferien beginnt die Halbjahrespause, was eigentlich nur bedeutet, dass wir nur trainieren, statt Samstags auch noch zu spielen.

Das heißt, dass wir noch nicht lange erholen, sondern sehr bald wieder mit dem Training anfangen. Und das ist nicht das einzige, was uns immer mehr belastet.

Für einige von uns steht dieses Jahr immerhin das Abitur an. Also werden wir bald mit Lernen beginnen müssen.

Nach einigen Wochen treffen wir also wieder zum gemeinsamen Training zusammen und ich nehme sie alle härter ran, als viele erwatet hätten. Aber wenn ich etwas nicht will, dann dass wir in der zweiten Runde wieder zurückfallen.

Jona darf die erste Woche unseres Trainings noch nicht mitmachen, streckt sich also gemütlich auf der Bank aus und beobachtet uns andere.

In einer kleinen Pause jogge ich zu ihm. „Mike strahlt über das ganze Gesicht, weil er deine Position spielen darf,“ meine ich genervt und Jona meint wild entschlossen: „Nur diese Woche.“

„Überanstreng dich aber bitte nicht gleich,“ meine ich und er winkt ab. „Mach ich schon nicht.“

Ich weiß nicht, ob ich ihm glauben kann.
 

Am darauf folgenden Samstag bin ich bei Amelie und wir gucken seit langem einfach mal wieder gemütlich einen DVD zusammen und essen Pizza.

Sie ist mehr als zufrieden, weil ich endlich wieder Zeit für sie habe. Und das reibt sie mir auch gleich unter die Nase.

„Ich bin froh, dass du mal wieder was mit mir machst, ganz ohne die Jungs.“

Sie sieht mich lächelnd an.

„Ich doch auch,“ beteuere ich, obwohl ich jetzt eigentlich echt lieber trainiert hätte, oder so. Morgen ja dann wieder. Sogar mit Jona. Endlich wieder mit Jona. Ich muss lächeln.

Amelie küsst mich. „Ich hab dich so vermisst,“ gibt sie zu und ich verdränge die Gedanken an Jona und das Training und küsse sie ebenfalls, ziehe sie auf meinen Schoß. Ich weiß schon, was sie will und es soll mir Recht sein. wir hatten ewig keinen Sex und ich weiß schon gar nicht mehr, wie sich ein weiblicher Körper überhaupt anfühlt.

Sie zieht mir begeistert das Shirt über den Kopf und wispert mir meinen Namen in das Ohr. Ich überlege derweil, wie ich es morgen anstelle. Ich kann ja kaum das volle Programm durchziehen, wenn Jona wieder mitmacht und sich schonen sollte.

Über die Gedanken hinweg, kriege ich gar nicht mit, dass Amelie sich auszieht und Obenrum plötzlich nackt ist. Nun greift sie nach meinen Händen und führt sie zu ihren Brüsten und seltsam unbeholfen betatsche ich diese.

Sie stöhnt auf und ich komme zu dem Entschluss, dass ich Jona wohl einfach ein Extratraining machen lasse. Das ist das einzig sinnvolle.

„Entspannt dich mal,“ bittet Amelie mich, während sie meinen Schritt betatscht, in dem sich irgendwie nichts regt. Plötzlich kriege ich Kopfschmerzen, aber versuche wirklich, mich zusammenzureißen.

„Ist auch alles okay mit dir?“, fragt Amelie, weil sich nach einiger Zeit noch immer nicht viel in meiner Hose regt.

„Ähm,“ mache ich nur und bin empört über meine eigene Unfähigkeit, starre auf ihre Brüste, die hin und her wippen, während sie sich abmüht, meinen Schwanz steif zu kriegen.

„Ich hab Kopfschmerzen,“ meine ich dann und schiebe sie sanft weg.

„Achso. Na, macht ja nichts,“ meint sie seltsam einfühlsam und nimmt ihre Hand weg, geht aber nicht von mir runter, sondern küsst mich.

Ich frage mich, warum ich gerade so versagt habe, während ich ihren Kuss erwidere, der für Amelie ungewöhnlich zärtlich ist. Wahrscheinlich hat sie jetzt auch noch Mitleid mit mir. Ich versuche, an etwas anderes zu denken und lande wieder beim Training, schweife ab zu Jona. Was er jetzt wohl macht?

Hoffentlich geht es ihm morgen gut und ich muss ihn nicht wieder am Ende vom Feld tragen. Obwohl es sehr niedlich war, wie er dabei rot geworden ist.

„Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“, fragt Amelie und unterbricht unseren Kuss.

„Na bei dir,“ wispere ich zurück und meine Hände umfassen ihren Hintern. Er ist fest, obwohl Amelie ein Sportmuffel ist.

Garantiert ist der Po von Jona genauso fest.

Ich küsse Amelie und reiße im nächsten Moment die Augen auf. Was zur Hölle denke ich denn da?!

Ich schiebe sie panisch von mir und sie starrt mich an.

„Was ist?,“ quiekt sie im nächsten Moment auch schon.

„Nichts,“ winke ich ab und sehe sie an. Mein Blick klebt auf ihren Brüsten und ich muss wegsehen, weil sich plötzlich alles komisch anfühlt.

Sie presst ihren Körper wieder an mich. So weich und rundlich, nicht so wie der eines Jungen. Wie der von Jona… Ich schiebe sie weder weg und stehe auf. Das kann doch gar nicht sein, was ist los mit mir? Was denke ich denn da nur?

„Mir ist schlecht. Ich gehe lieber,“ gebe ich ihr zu verstehen und mache dann, dass ich nach Hause komme.

In meinem Kopf spielen die Gedanken verrückt.
 

Eine Woche Training haben wir ohne Jona durchgestanden. Aber als er heute wieder mit aufs Feld tritt, bin ich sehr erleichtert.

Mike hat nämlich abgebaut, was meiner Meinung nach daran liegt, dass er aus Rache, weil er nicht mir im ersten Team ist, sein Training schleifen lässt. Was er damit jetzt wieder erreichen will, weiß ich auch nicht.

Aber zum Glück ist Jona zwar angeschlagen, aber doch schon wieder präsent.

Das Training verläuft also wieder reibungsloser, als mit Mike, und wenn ich das so sage, meine ich es auch so, weil Mike nämlich ständig mit mir aneinander geraten ist, weil ihm irgendetwas nicht gepasst hat.

Mittlerweile sind wir als Mannschaft richtig zusammengewachsen. Die meisten – sprich, alle bis auf Mike – bereuen sogar, sich jemals gegen Jona im Team gewehrt zu haben.

„Ich glaube, sie sind alle froh, dass du wieder da bist,“ meint Chris während einer kurzen Pause zu Jona und damit hat er Recht.

„Ich bin auch froh. Auf der Bank zu sitzen war furchtbar,“ höre ich Jona sagen. „Da kann ich sogar Mike ein wenig verstehen.“

„Nicht zu viel Mitleid,“ lache ich. „Er wünscht dir immerhin die Pest an den Hals.“

Dann machen wir weiter und nach zwei Stunden schicke ich sie duschen.

Während sie alle gehen, bleibe ich zurück und werfe noch ein paar Körbe. Das mache ich immer, wenn ich nachdenken muss, weil das monotone Werfen den Kopf frei macht.

Immer wieder denke ich an gestern Abend bei Amelie.

Was da mit mir los war, verstehe ich bis jetzt noch nicht. Warum habe ich sie so von mir gestoßen? Und warum habe ich sie mit Jona verglichen?

Okay, er ist eben in meinen Gedanken herumgespukt, wegen der ganzen Trainingssache. Aber… ich hab das Gefühl, dass da mehr dahinter steckt und das beunruhigt mich.

Ich glaube manchmal, die Kontrolle über mich und meine Gedanken zu verlieren. Und vielleicht auch über meine Gefühle. Ob es das ist? Ob ich Amelie einfach nicht mehr liebe? Aber was hat das dann mit Jona zu tun? Ich bin ja nicht in ihn verknallt, oder? Natürlich nicht! Sonst hätte sich ja spätestens was in meiner Hose regen müssen, als ich an ihn gedacht habe.

Ich grinse. Wenn das mal kein Argument ist!

In dem Glauben, genug Zeit mit Nachdenken vergeudet zu haben, räume ich den Ball weg und gehe dann duschen.

Böser Fehler! Ich habe vergessen, dass Jona erst nach den anderen duscht und folglich trifft mein Blick auf ihn, als ich in die Duschräume komme. Ich bleibe erschrocken in der Türe stehen und starre ihn an, während er sich das Shampoo aus den Haaren spült.

Zwar steht er mit dem Rücken zu mir, aber das hilft mir nicht. Im Gegenteil. So starre ich eben seinen Rücken an und folge dem Wasser, wie es über diesen läuft, hinunter zu seinem Po.

Ich keuche auf und Jona wirbelt herum. Überrascht sieht er mich an und wird dann knallrot.

Hastig macht er das Wasser zu und wickelt sich in ein Handtuch.

„Sorry, ich dachte, du wärst schon fertig,“ meint er heißer und verlässt fluchtartig die Dusche. Ich sehe ihm nach.

„Macht nichts,“ erwidere ich ebenso heißer, obwohl er es gar nicht mehr hören kann und gehe dann selbst duschen.

Was war das gerade eben? Wo habe ich denn bitte hingesehen? Und was war das denn für eine Reaktion von ihm?

Oh man!

Mit einem komischen Gefühl im Bauch kehre ich in die Umkleide zurück.

Jona hat sich fertig angezogen und blickt mich nun an wie ein scheues Reh, ehe er seine Klamotten in seinen Rucksack stopft.

„Jona?“, meine ich hilflos und meine Stimme klingt seltsam brüchig. Überrascht blickt er auf und dreht sich sogar zu mir um.

Langsam trete ich näher und mein Blick trifft auf seine großen braunen Augen, die mich fragend ansehen.

„Ich…“, meine ich stammelnd und weiß gar nicht, was ich eigentlich sagen will.

„Ach nichts,“ winke ich letztlich ab. Zu meiner Überraschung hält er den Augenkontakt bei und ich bin es, der weggucken muss.

Was ist denn nur los?

Er packt nun seine Sachen, verabschiedet sich, will gehen. Ich möchte ihn aufhalten, aber ich schaffe es nicht. Die Tür fällt ins Schloss und kaum ist er weg, vergrabe ich mein Gesicht in den Händen.

Was zur Hölle ist nur los mit mir?
 

„Ihr kommt doch alle zur Megaparty in die Aula, oder?“, will Vic wissen und lächelt belustigt. Zwar hat unser Team am Samstag nach unserem Spiel einen drauf gemacht, aber nun möchte auch die Schule unseren Sieg im großen Stil feiern. Das heißt, in er Aula wird es eine kleine Rede geben und die Schulband spielt dann etwas, während sich alle mit alkoholfreien Getränken begnügen können.

Eine lasche Sache, aber wir als Team müssen natürlich vor Ort sein.

„Als hätten wir eine Wahl,“ mault Lukas deshalb und Chris grinst breit. „Tja.. ich darf nach Hause,“ klärt er uns auf.

„Elender Bastard, warum darfst du nach Hause?“, murrt Lukas.

„Weil ich nicht direkt von hier bin. Also habe ich den Vorteil, dass ich den Schulbus erwischen muss. Und da mich auch keiner abholen kann…“

„Oh Gott, Leute,“ ruft Lukas nun, „Wir haben ja alle vergessen, dass wir heute wegen unserer Lerngruppe alle zu Chris müssen!“

Ich muss lachen, aber dann meine ich: „Seid mal ehrlich. Die halbe Stunde Party… eigentlich ist es doch eine nette Geste und geht schnell vorbei!“

Jona stimmt mir zu, ehe er duschen geht und ich rubble mir die Haare trocken. „Außerdem reicht es schon, dass Chris fehlt. Da kann nicht noch wer blau machen.“

„Ich bin zwar ganz deiner Meinung, aber Lust habe ich trotzdem nicht“ gesteht Josh mir und ich sehe ihn vorwurfsvoll an. „Denkst du ich habe Lust?“

„Nur, weil ihr es aus einem falschen Licht seht!“, springt ausgerechnet Mike mir bei. „Wir werden in den Himmel gelobt, für unsere geile Leistung gefeiert… das bringt mehr Fans, folglich mehr Zuschauer und Bewunderer…“ Er muss nicht weitersprechen.

„Da hat er Recht,“ meint nun auch Josh.

„Dass wir das noch erleben dürfen, dass Mike recht hat,“ neckt Chris ihn daraufhin und wir lachen. Einen kurzen Moment lang ist es wie frührer. Mike scherzt mit uns und alles ist toll. Genau solange, bis Jona vom Duschen wiederkommt. Da verhärtet sich Mikes Gesicht und er sieht mich vielsagend an, nach dem Motto: Siehst du? Er macht alles kaputt!

Dabei ist es Mike selbst, der alles kaputt macht.

„Jetzt sag du doch auch mal was, Jona?“, fordert Lukas diesen derzeit auf. „Du hast solche Feiern ja noch nicht erlebt und kannst ganz neutral deine Meinung abgeben.“

„Wir haben so eine Feier alle noch nicht miterlebt, weil wir viel zu schlecht dafür waren,“ gibt Vic zu bedenken.

„Aber wir kennen die lahmen Schulpartys schon,“ beharrt Lukas auf sein Recht.

„Also ich gebe Benni Recht,“ meint Jona. „Und ist ja auch nicht für lange…“

„Na seht ihr! Unser Shooting-Guard hat gesprochen und wir folgen!“, lache ich und sehe Jona dankbar an.

„Schade, dass ich nicht dabei sein kann,“ meint der dann aber und trocknet sich seine Haare.

„Was? Warum nicht?“, empört sich wieder Lukas.

„Weil ich Nachhilfe habe und pünktlich dort sein muss.“ Er seufzt genervt.

„Du kriegst Nachhilfe?“, fragt Vic verwundert und auch mir ist das neu. „Seit wann?“, will ich wissen.

„Seit ich ein wenig viel Zeit mit Training, statt mit Mathe verbringe,“ meint er und lächelt bedröppelt drein.

„So gings mir mit Französisch!,“ wirft Chris ein. Er hat in den Sommerferien dann eine Reise nach Frankreich gemacht, um besser damit klar zu kommen.

„Dann lasst uns Jona ins Matheland schicken,“ grinst Lukas, als Chris uns davon erzählt. „Das hilft sicher.“

„Idiot,“ feixt Chris zurück.

„Es wäre cool gewesen, wenn du dabei gewesen wärst,“ meint Josh zu Jona. „Du bist doch unser Star.“

„Ich kann nichts machen…“ Angesprochener zuckt mit den Schultern.

„Außer… ich gebe dir Nachhilfe,“ überlege ich. „Dann können wir es an das Training anpassen und du kannst heute mit.“

Er sieht überrascht zu mir. „Hast du nicht genug mit dem Abi zu tun?“

„Das schaffe ich schon,“ winke ich ab.

„Cool. Danke.“ Er grinst mich an und meint dann freudig: „Dann zieh ich mich jetzt um und komm dann nach! Ich muss vorher nur absagen.“ Er schnapp sich sein Handy und verlässt die laute Kabine, um seinem Nachhilfelehrer bescheid zu geben.

„Gut. Wo jetzt ein weiteres Problem mit unserem Emo geklärt ist, können wir ja los?“ Das ist Mike, der genervt aufstöhnt und uns mit sich winkt.

Zu seinem Kommentar sagt keiner was, aber die Anderen folgen ihm.

„Kommst du, Benni?“ Josh sieht fragend zu mir.

„Ich warte noch auf Jona,“ erkläre ich und er nickt und geht.

Dann bin ich alleine und stehe auf, laufe unruhig umehr, starre dabei auf Jonas Zeug. Auf was hab ich mich da nur eingelassen? Ich glaube, mein Hirn funktioniert nicht richtig, wenn es um Jona geht.

Eben jener kommt nun zurück und stellt fest, dass ich noch hier bin.

„Dachte, ich warte auf dich,“ zucke ich mit den Schultern.

„Das ist nett, danke,“ er lächelt mich an, „Auch noch mal wegen der Nachhilfe.“

„Kein Ding,“ meine ich und lächle mir einen ab, während er sich umzieht. Bisher habe ich nie so darauf geachtet, aber jetzt sehe ich mir seinen schlanken, leicht muskulösen Körper an und schlucke dann hart.

Er ist wirklich hübsch. Also, nicht nur sein Körper. Jona überhaupt. Die zarten Gesichtszüge, die tollen Bambiaugen.

Ich trete ein wenig näher zu ihm, worauf hin er sich überrascht zu mir wendet.

Ich sehe ihn an und versuche, etwas zu sagen, aber bringe kein Wort hervor. Meine Hand hebt sich von ganz alleine und findet ihren Platz an seiner Wange. Er zuckt kaum merklich zusammen und sieht mich fragend an. Sein Blick bohrt sich nahe zu in meine Augen.

„Wa… Was?“, fragt er verwirrt und ich spüre seinen Puls unter meinen Fingern rasen, als mein Finger seinen Hals streift.

Ich bin versucht, meine Hand wegzuziehen, aber statt das zu tun, beuge ich mich nur zu ihm und lege meine Lippen sanft auf seine.

Es ist anders, als Amelie zu küssen. Aber unglaublich gut, fast so, als wenn Schmetterlinge in meinem Bauch Salsa tanzen.

Jona packt haltsuchend meine Schultern und dann tut er etwas, was mich wahnsinnig glücklich macht. Er erwidert den Kuss.

Das flaue Gefühl, dass sich in meinem Magen ausgebreitet hat, scheint auf meinen ganzen Körper überzugreifen.

Meine Lippen bewegen sich gegen seine, schnappen nach seinen Lippen und ich höre, wie er leise in den Kuss keucht.

Seine Lippen öffnen sich und ich kann nicht widerstehen und schiebe meine Zunge zwischen diese. Bisher habe ich nur dagestanden, nun aber löse ich mich aus meiner Starre, umfasse mit der einen Hand weiter sein Gesicht, schlinge meinen anderen Arm um seine Hüfte und ziehe ihn näher.

Seine Zunge bewegt sich gegen meine, fordert sie zu einem wilden Spiel auf, während er sich tatsächlich enger an mich drückt.

Was geht hier eigentlich vor sich, frage ich mich und das gleiche scheint er auch zu tun, denn er löst sich atemlos von mir und sieht mich fragend an. „Benni?“, haucht er.

Ich sehe ihn an und im nächsten Moment werde ich unsanft in die Realität geholt, als die Türe aufspringt und Herr Fischer zu uns tritt. Wir springen auseinander.

„Was macht ihr denn noch hier? Die Feier geht gleich los!“

„Wir sind schon auf dem Weg,“ versichert Jona ihm und der Alte zieht wieder von dannen. Ich sehe zu dem Emo, der zu Boden blickt und es nicht wagt, mich anzusehen. Ich weiß auch nicht, was ich tun soll, schweige.

Ich kann gar nicht verstehen, was da gerade passiert ist. Wirklich nicht.

Letztlich sieht Jona mich doch fragend an, wartet auf eine Erklärung meinerseits und ich habe plötzlich das dringende Bedürfnis, hier raus zu müssen.

Hastig packe ich meine Sporttasche, murmle ein „Sorry,“ und renne dann davon. Die Aula wird er schon auch alleine finden.
 

Wir üben die Standards. Pässe spielen, Körbe werfen, Ausdauer und Kraft.

Vielleicht auch besser, als ein Spiel zu bestreiten, denn seit der Geschehnisse in der Kabine ist die Stimmung zwischen Jona und mir irgendwie seltsam. Überhaupt, wir benehmen uns einfach seltsam.

Ich rede kaum mit den andern, nicht mal, oder eher schon gar nicht, mit Amelie. Und Jona hängt plötzlich lieber bei seinen Klassenkameraden herum.

So kann das natürlich nicht bleiben, das weiß ich. Vor allem, weil es auch den anderen auffällt.

„Zwischen denen ist doch was vorgefallen, oder?“, höre ich Vic fragen. Er sitzt in der Nähe von mir und trainiert mit Lukas bei den Hanteln.

Wir haben Zweierteams gebildet.

„Vielleicht haben sie sich gestritten. Obwohl ich mir das kaum vorstellen kann. Dafür sind sie beide nicht der Typ,“ überlegt nun auch Lukas.

„Oder was mit Mike?“, klinkt sich Chris in das Gespräch ein. Er sitzt auf der anderen Seite der Beiden und übt mit Josh Pässe werfen.

„Du als sein bester Freund, müsstest es doch wissen,“ wendet sich Vic nun jenem zu.

„Er hat mir aber nichts gesagt,“ wehrt Josh ab.

„Vielleicht interpretieren wir auch einfach zu viel in die Sache hinein,“ zuckt Lukas mit den Schultern. „Sie trainieren ja auch zusammen.“

„Ja, schweigend,“ meint Chris.

„Ach, kommt schon Leute. Die kriegen sich schon wieder ein. Sie sind ja vernünftig,“ winkt Josh ab.

Ich seufze und sehe zu Jona, der neben mir Sit-ups macht. Er erwidert den Blick, aber ich blicke weg. Ich habe mit ihm trainieren wollen, um ungestört mit ihm zu reden. Aber jetzt weiß ich einfach nicht, was ich sagen soll.

Erst, als wir auf dem Weg zu den Umkleiden sind, halte ich ihn auf. „Jona? Können wir kurz reden?“

Er nickt und wir bleiben im Gang stehen, während alle anderen in der Kabine verschwinden.

Fragend sieht er mich an und die Türe, die uns von den anderen trennt, fällt krachend ins Schloss.

„Es tut mir Leid, das mit dem Kuss,“ meine ich und beobachte seine Reaktion. Seine Miene bleibt regungslos. Er sagt nichts, was mich dazu treibt, weiterzureden. „Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist,“ gestehe ich. „Vergessen wir es bitte einfach wieder.“

Einem kurzen Moment spiegeln sich in seinem Gesicht sämtliche Emotionen wieder, die wohl gerade in ihm toben. Enttäuschung, Wut, Frust…

Dann aber nickt er nur und blickt mich an, wie ein geprügelter Hund. „Okay. Kein Ding.“

Dann lässt er mich stehen und ich fühle mich kein bisschen besser.

Nur langsam finden meine Füße den Weg zu den Umkleiden. Jona ist duschen, also warte ich und sehe den anderen beim umziehen zu, was mich völlig kalt lässt. Warum nur lässt es mich dann bei Jona nicht kalt? Warum habe ich ihn geküsst?

„Ich weiß zwar nicht, was ihr hattet… aber ich hoffe, das hat sich geklärt?“, fragt Josh mich und ich nicke und sehe ihnen nach, als sie gehen.

Weil Jona noch duscht und ich folglich nichts tun kann – in der Dusche will ich ihm auf keinen Fall begegnen – nutze ich die Zeit, zu Herrn Fischer zu gehen und ihm mein neues Trainingskonzept vorzustellen, mir seinen Segen zu holen.

Insgeheim hatte ich ja gehofft, es würde so lange dauern, dass Jona dann schon weg ist, wenn ich zurückkehre, aber als ich jetzt in die Umkleide trete, stelle ich fest, dass es so leicht wohl nicht ist.

Er steht jedenfalls noch vor dem Spiegel und stylt halbherzig seine Haare. Als er mich sieht, lässt er es sein und packt seinen Kram zusammen.

Ich weiß, das leichteste wäre es jetzt, in die Dusche zu fliehen, aber meine Füße schaffen es einfach nicht, mir zu gehorchen.

Stattdessen laufe ich schnurstracks zu Jona und lasse mich neben ihn auf die Bank fallen.

„Ist zwischen uns jetzt wieder alles cool?“, frage ich und er sieht mich so traurig an, dass ich mit einem ‚Nein’ rechne. Aber er nickt nur. „Alles cool“, bestätigt er mir.

Ich bin ein wenig erleichtert und beschließe, dass wir dann auch normal miteinander umgehen können. „Wann hast du denn Zeit für Nachhilfe?“, will ich deshalb wissen.

„Kommt drauf an, wann es dir lieber ist. Unter der Woche oder am Wochenende?“

Er bemüht sich ebenfalls, locker zu klingen, das merke ich.

„Wochenende! Solange wir noch keine Spiele haben… wie wäre es samstagvormittags?“

Ich warte auf eine Antwort und sehe ihn an. Er ist so hübsch. Die fein geschnittenen Gesichtszüge, die makellose Haut, die schwarzen Strähnen, die ihm frech ins Gesicht fallen. Gegen ihn wirkt Amelie so künstlich… Ich schüttle den Kopf. Ich muss aufhören, ihn mit meiner Freundin zu vergleichen.

„Samstagvormittag klingt gut. Gegen Zehn?“, fragt er und ich nicke.

Er ist so anders, als Amelie. Natürlich ist er das, er ist ja auch ein Kerl. Aber er ist einfach so viel toller. So nett, so lustig, so erwachsen, so schön…

„Vic feiert heute ne Party, weil seine Eltern zwei Tage verreist sind. Gehst du da mit hin?“, frage ich ihn, um mich abzulenken.

„Ja, er hat mich schon gefragt,“ meint er gedehnt. „Und ich komme auch. Aber nicht so lange, sonst stressen meine Eltern. Unter der Woche wollen sie, dass ich nicht so lange fort bin.“

„Eltern,“ lache ich und biete ihm an, ihn nach Hause zu fahren. „Dann kannst du auch etwas länger bleiben, als wenn du dich nach den Bussen richten musst.“

Er willig ein und lächelt. Ich lächle zurück. Er ist so schön, wenn er lächelt.

Dann schluckt er schwer. „Warum hast du das getan?“

„Was getan?“, erwidere ich, obwohl ich genau weiß, was er meint, und verkrampfe mich. War klar, dass er früher oder später danach fragen würde.

„Das weißt du doch ganz genau,“ murrt er.

Ich seufze und will ehrlich sein.

„Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Ich hatte nur den Drang, es unbedingt tun zu müssen…“

Beinahe andächtig streiche ich ihm eine Strähne hinter das Ohr, was ihn erschaudern lässt.

Er öffnet den Mund, um mich etwas zu fragen, aber kein Wort verlässt seine Lippen.

Meine Hand fährt durch sein Haar, verweilt an seinem Hinterkopf und ich ziehe ihn zu mir.

„Ich weiß nur, dass du mich halb verrückt machst. Ständig denke ich nur an dich!“

Ich weiß, dass ich beim Sprechen immer leiser geworden bin. Wahrscheinlich hat er nur die Hälfte von dem, was ich gesagt habe, gehört. Aber egal. Alles egal. Ich beuge mich vor und küsse ihn erneut. Und diesmal weiß ich genau, was ich tue.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Tajuja-chan
2013-01-03T01:10:39+00:00 03.01.2013 02:10
XD XD XD
Ich liebe den Anfang dieses Kapitels XD <3
Nein, ich liebe das ganze Kapitel <3 *_*

Zitate =) :

"„Überanstreng dich aber bitte nicht gleich,“ meine ich und er winkt ab. „Mach ich schon nicht.“
Ich weiß nicht, ob ich ihm glauben kann." - Hallo??? Der Junge würde mit gebrochenen Armen spielen wenn er könnte. Klar kannst du ihm NICHT glauben XD

LG Tajuja-chan =)
Von:  Last_Tear
2011-10-13T06:36:42+00:00 13.10.2011 08:36
Ich nehm sie härter ran XD
*roll*
Wieso hab ich jez Gangbanggedanken XDDDD"
Damn, müdes Sayu ?> doppelt so pervers bzw. NUR pervers XD"
WTF *abbrech*
Alter XD
Junge, wo bissu mit deinen Gedanken XD
*prust*
Hrrrr...kannst es kaum erwarten dich in Jonas geilen Arsch zu versenken, huh XD
RAWR
*o*
DuschiDuschiszene >//<
DuschiDuschiSEX XP
Oh, da muss ich dir was schicken XD

>er
der

BAMBÜÜÜÜÜ XD

UND RAWR!!!
KUSSS >o<
*im Kreis spring*
Kusskusskusskusskuussssss <3
*glücklich*
Ne, ich dreh grad nich ab, weil die knutschen XD
*hust*
Müüüppp...ich mag auch ><
Von:  Shunya
2011-10-04T01:00:31+00:00 04.10.2011 03:00
Das ist einfach herrlich, da hat er sex mit Amelie und denkt schon über seinen nächsten Trainingsplan nach und schweift sogar ab zu Jona. XD lol
Echt lustig! ;P
Ulala, da scheint Benni ja langsam Gefühle für Jona zu entwickeln. Scheint ja auch schon mal von beiden Seiten der Fall zu sein.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer und so schnell wie er auftauchte, ist er auch schon wieder weg. Ich schätze mal Mike wird sich nie ändern. -.-
Ist ja süß, dann kann Benni ja noch mehr Zeit mit Jona verbringen, wenn er ihm jetzt auch noch Mathenachhilfe gibt. :)
Wow, mit einem Kuss habe ich wirklich noch nicht gerechnet!
Das ist ja mal eine Überraschung.
Zum Glück hat Jona den Kuss erwidert. >.<
Ich war schon etwas erschrocken, als Benni den Vorfall einfach wieder vergessen wollte. Zum Glück hat es ja letzten Endes doch noch verflüchtigt.
Bin schon mächtig gespannt, wie's weitergeht! :)
Von:  eden-los
2011-10-02T14:46:13+00:00 02.10.2011 16:46
"ninihihihi.......ninihihihihihihihihi......oooooohhhhh"
...
mein freund meinte das waren meine eizigen geräusche während des lesens von diesem kapitel. aber was besseres is mir nich eingefallen. die beiden sind so knuffig zusammen.
die sollen mal in die pötte kommen.
XD und die trulla muss endlich weg.

lg eden ^^
Von: abgemeldet
2011-10-02T09:54:12+00:00 02.10.2011 11:54
Oh, mein Gott!!
Das Kapitel ist so wunderwunderschön! *___*~
Ich liebe es.
Die zwei sind so süß. Und du schreibst das alles so klasse, dass man selber ganz aufgeregt ist, wenn's zur Sache geht!!! : )
Freue mich schon auf's nächste Kapitel!
Von:  -Black-Pearl-
2011-10-02T05:52:38+00:00 02.10.2011 07:52
Na das ging ja schnell jetzt :D
Super, freu mich, wenns weiter geht!
(Kann nicht viel schreiben, alle andern schlafen noch und die Handytastatur ist so laut..)
Bis bald!
Pearl
Von:  RockFee
2011-10-01T23:00:53+00:00 02.10.2011 01:00
Ich melde mich auch einmal und gebe meinen Senf dazu.
Zunächst einmal finde ich es toll, dass es um Basketball geht. Dieser Sport gefällt mir sehr gut und es passte ja auch super zur EM. Die verschiedenen Funktionen der Spieler fand ich sehr interessant.

Benni hat also den ersten Schritt getan und Jona nun schon zwei Mal geküsst. So langsam sollte er sich seinen neuen Gefühlen stellen, so unglaublich sie ihm auch erscheinen.

Übrigens hat Amelie mir leid getan. Es ist eh schwer mit einem Freund, der fast nur für seinen Sport lebt. Zum Glück kann sie keine Gedankenlesen, denn dass Benni "dabei" auch noch an seinen Sport denkt, ist schon hart. Es wundert mich, dass sie nicht langsam Konsequenzen aus seinem Verhalten zieht.

Ach ja, manchmal tu ich mir schwer mit deinen Übergängen. Du schreibst über eine Situation und ziemlich übergangslos dann über eine andere und ich muss oft überlegen, wie das jetzt zusammenpasst, bis ich merke, dass das zweite schon an einem anderen Tag oder so ist.

Jedenfalls mag ich deine Geschichte um Benni und Jona und freue mich schon aufs nächste Kap. Bin gespannt, was von Mike noch kommt.

lg
Von:  Ti_Mo
2011-10-01T17:32:14+00:00 01.10.2011 19:32
Aiiiiii,
Du weißt garnicht wie sehr ich diese Fanfic liebe *__________*
Und das kapi....aller süßeste Sahne *♥*
Ich find Jona einfach nur toooooll
und Benni hat endlich begriffen was sache ist *O*
aber seeeeeehr, fies von dir an so einer stelle aufzuhören T-T
pöseee.
Ich hoffe du schreibst schnell weiter *-*
Los Los Los looooooooooooooooos!!
*auf den boden rumkuller*
Soooooo toll *vor mich hinträum*
*hust*
Das wars xD

Lg Jassi c':

Von:  Tajuja-chan
2011-10-01T17:12:34+00:00 01.10.2011 19:12
Waaahhhh >.<
Wie schnuffig X3
Das Kappi is mega super süß ♥-♥ *luv*
Endlich hat Benni verstanden was los is =3
Aber ich musste an der Stelle mit Amelie so lachen XD
Denkt er wärend dessen wirklich an Training und dann an Jona X)
Schade das sie das nich mitbekommen hat, also mich würds belasten wenn mein Freund dabei an was anderes denken würde als an mich =D
Danke für das hammer süße Kappi =), auch wenns fies is an soner Stelle aufzuhören ;D
Freue mich schon auf das Nächste ^-^

LG Tajuja-chan ♪


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