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Und er lächelte

von

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Damals III

„Na? Wie läuft's so zwischen dir und der Kleinen?“ säuselte Anders Cullen mit dem altgewohnten, aufgeweckten Grinsen im Gesicht entgegen.

Einmal wieder war der Geistheiler unerwünscht bei dem Wache stehenden Templer erschienen und würde ihn die nächsten paar Stunden erneut mit seinen taktlosen und unbedeutenden Gesprächsthemen voll plappern.
 

Ja, 'Geistheiler'.

Vor einigen Tagen, während eines – zugegeben recht interessanten - Gesprächs über magische Spezialisierungen, hatte der flatterhafte Anders Cullen ganz beiläufig eröffnet, dass er einer der Heiler des Zirkels sei.

ANDERS. Ein Heiler.

Der Templer hatte dem Blonden, ob dessen dümmlicher Art, zunächst nicht geglaubt und seinen Worten erst wenige Zeit später Glauben geschenkt. Um genauer zu sein an dem Punkt, an dem er eines Mittags zwei, sich prügelnde, pubertäre Magielehrlinge gewaltsam voneinander hatte trennen müssen. Ergebnis dieser blutigen Schlägerei waren ein ausgerenkter Arm und eine gebrochene Nase gewesen und Cullen hatte, bei dem Anblick der laut jammernden Verletzten, hektisch nach einem Heiler geschickt.

Nur wenige Minuten später waren Wynne und der chaotische Blonde erschienen und hatten sich, mit bestem Wissen und Gewissen, um die beiden zerknirschten Lehrlinge im Zimmer gekümmert.

Der Templer gab es zwar nur sehr ungerne zu, doch seit diesem ärgerlichen Vorfall musste er sich eingestehen, dass in Anders ziemlich viel Potential hinsichtlich heilender magischer Fähigkeiten stecken musste.

Cullen hatte den Magier noch am selben Tag gefragt, was ein Mann wie ER bloß an der komplexen und äußerst umfangreichen Geistheilung interessant finden mochte. Der Gefragte hatte daraufhin nur laut aufgelacht und schäkernd gemeint, er wäre gut in 'Anatomie', ehe er dem Templer einen verheißungsvollen Blick zugeworfen hatte, der diesen zu dem Entschluss gebracht hatte besser nicht näher auf das Heiler-Thema einzugehen.
 

„Hast du sie nun endlich angesprochen, hm? Erzähl.“ bohrte der Magier ungeduldig und erwartungsvoll weiter.

Cullen schien es mittlerweile beinahe so, als bräuchte der gesprächige Anders jemanden zum reden. Jemanden wie ihn, der nächtelang neben ihm verweilte und ihm, zumeist schweigend, zuhörte.

Der einzige Unterschied – und eine Tatsache, die der Magier offensichtlich nicht bedachte oder bemerkte – war, dass der Templer neben ihm stehen bleiben MUSSTE. Er hatte seine Pflicht in Form seines Nachtdienstes zu verrichten und es hätte gehörigen Ärger bedeutet, hätte er seinen Posten, ob eines bedrängenden Magiebegabten, verlassen. Davon abgesehen, dass dieser nicht einmal hier, sondern in seinem Bett hätte sein sollen. Doch Cullen hatte es bereits aufgegeben den standhaften und anhänglichen Anders zurück in sein Zimmer scheuchen zu wollen.

Es brachte ohnehin nichts.

Anders glich einer Klette.

Hatte sie sich einmal an der Kleidung von einem festgesetzt, so war es ein Schweres, ihre Widerhaken wieder aus dem Stoffgewebe zu entfernen, ohne diesem zu schaden. Ja, früher oder später würden sie sich beide eine Standpauke von Irving und eine Moralpredigt von Greagoir anhören müssen, dessen war sich Cullen ziemlich sicher.

Der Mann wunderte sich ohnehin darüber, dass der erste Verzauberer und der Knight-Commander nicht schon lange auf die fragwürdigen Treffen zwischen ihm, dem schweigsamen Templer, und dem blonden Magier aufmerksam geworden waren.
 

Das Ganze musste eine Prüfung sein, eine Harte, die ihm der Erbauer auferlegt hatte.

Ja, bestimmt.

Nur zu welchem Zweck?
 

Cullen stieß ein Seufzen aus und hob sich eine Hand an die Schläfe.

Anders hatte, als einer der Wenigen in Ferelden's Zirkel, das Potential dazu ihm ab und an richtige Kopfschmerzen zu bereiten. Und als wäre das in Verbindung mit seinen ordinären Gesprächsthemen noch nicht genug, schien der Magier diese Tatsache auch noch völlig zu ignorieren.

Der Templer ließ sich mit dem Rücken voran an die Wand neben dem massiven Eingangstor des Turms sinken, an dem er heute Nacht alleine postiert worden war und spürte sogleich die Präsenz seiner, irgendwo unangenehmen, Gesellschaft neben sich.
 

Anders hatte sich, den Kopf in einer abschätzenden Geste wiegend, an das breite Tor der Eingangshalle gelehnt. Ein seltsamer Anblick... lehnte der Blonde auch an der, für ihn für immer verschlossenen, Tür, an den wenigen Zentimetern Holz und Stahl, die ihn von seiner heiß ersehnten Freiheit trennten, die er in seinem Leben angeblich schon so oft gesucht hatte. Dennoch kratzte er sich unbeschwert-nachdenklich am Kinn, als wäre er sich dieser Tatsache überhaupt nicht gewahr „Keine Neuigkeiten? Gib' dir doch mal mehr Mühe mit ihr, du Eisklotz...“.
 

„Anders. Heute nicht.“ ein entnervter Tonfall schwang in Cullen's gesenkter Stimme mit und sein Blick tat es ihr gleich.

Es war einfach unfassbar wie unerschöpflich die Energie des Magiers dahingehend war, den Templer bezüglich Solona aufzuziehen.

Wie lange machte er das nun schon?

Fünf, sechs Monate?

Ein halbes Jahr!

Der Erbauer steh ihm bei...
 

Cullen's Augen streiften Anders neben sich, begleitet von einem tadelnden Kopfschütteln, nur kurz, bevor er seinen Blick in die düstere Vorhalle richtete. Die herunter gebrannten Fackeln an den Wänden ringsum reichten nicht mehr aus, um den Raum vollends mit einem warmen Licht zu erfüllen, bald würde man Neue entzünden müssen, befand der Templer.

„Mann, Cullen.“ der Magier konnte weder still sein noch still halten. Der Unstete stieß sich, im Moment seiner gespielt enttäuschten Ansprache, bereits wieder von dem massiven Eingangstor ab, um sich seinem 'Opfer', mit in die Hüfte gestemmten Händen, zuzuwenden und es auffordernd anzusehen.

„Warum weichst du dem Thema denn immer aus, hm? Ist es dir so peinlich, dass du rot wirst, sobald du nur an Solona denkst? Ist ja süß.“
 

Ja, war es Cullen denn 'peinlich'?

Oder waren es die, vom Zirkel auferlegten, Prinzipien und Regeln - die es ihm verboten sich auf eine Magierin einzulassen - die ihm diesen emotionalen Riegel vorschoben?

War es denn besser darauf zu hoffen, dass seine heimliche, unausgesprochene Liebe zu Solona irgendwann von selbst abflauen würde, würde er sich einfach weiterhin im Geiste vorsagen, die ganze Angelegenheit wäre nicht von Belang oder eine verbotene Sache, anstatt zu handeln?

Der Templer wusste es nicht.

Ebenso wie er nach wie vor keine Antwort auf Anders' Frage nach dem Glück gefunden hatte.

Doch er wusste, dass es ihn noch zur Weißglut bringen würde, würde der Heiler nicht damit aufhören, es sich grinsend zum Beruf zu machen, Salz in Cullen's Wunde zu streuen.
 

„Fehlt dir etwa der Mut dazu das, was ich dir geraten habe, umzusetzen?“ kam es erneut stichelnd über die Lippen des blonden Magiers, der sich, mit einem Fuß am Boden wippend, vor seinem Gegenüber aufgebaut hatte. Das sonst so breite Lächeln war in diesem Moment vorübergehend aus dem Gesicht des Mannes gewichten und Cullen wusste nicht so recht, ob sich die ernste Miene des lästigen Magiers nun im Spiel oder tatsächlich aus aufrichtigen Motiven auf dessen Gesicht geschlichen hatte.

Doch weswegen dachte er überhaupt darüber nach?

Die ganze Sache war, wie man sie auch drehte und wendete, lächerlich.

Einfach nur absurd.

Cullen war ein Templer, Solona eine Zirkelmagierin. Mehr als ein Gefangener-Leibwächter-Verhältnis konnte, nein, durfte es nicht zwischen ihnen geben. Auch, wenn sich ein außenstehender, neunmalkluger Idiot über groteske Anweisungen und Philosophien in die Angelegenheit einzumischen versuchte.

Es gab Dinge im Leben, die konnte man nicht bekommen, so sehr man sie sich auch wünschte.

So war das eben.

Und deswegen sollte man sich mit dieser Tatsache abfinden anstatt sich um irgendwelche Utopien zu bemühen und an das Schicksal zu glauben, meinte Cullen.
 

Erwartete man gewisse Handlungen nicht, so neigte man dazu nicht sofort - oder aus Überraschung über sie überhaupt nicht - zu reagieren. Und genau ein solch überrumpelnder Moment trat kurz nach Anders' Frage nach Mut und Umsetzung von verquer erscheinenden Ratschlägen ein.

Cullen blickte erst irritiert aus seinen tristen Gedanken auf, als ihn der blonde Magier bereits fest an den Schultern gepackt hatte und dazu ansetzte den Templer bestimmend und ruckartig an das Mauerwerk an seinem Rücken drücken zu wollen; als wolle er ihm damit andeuten 'Ich habe dir etwas zu sagen und du kommst mir nun nicht aus.' und 'Ich meine es ernst.', als wolle er ihn in dieser prekären Situation gefangen halten, obwohl er ironischerweise selbst ein 'Gefangener' der Kirche war.
 

Es war eine unangenehme Verwunderung über sein Gegenüber, die Cullen verspürte, als er Anders' entschlossenen Blick auffing. Er glaubte in dessen Augen für einen kurzen Moment lang einen Funken Arglistigkeit entdecken zu können; nur ganz kurz schlich sie durch den Blick des Magiers, ehe dieser wieder seinen gewohnt belustigten Ausdruck annahm.

„Ich glaube, ich habe die Lösung...“ nachdem der Templer dem Blonden keine Antworten auf dessen Fragen gegeben hatte, schien dieser die Rätsel, die Cullen ihm auferlegt hatte, offensichtlich auf eigene Faust entwirren zu wollen. Mit Freuden.

Und er würde dafür wohl eher... bedenkliche Methoden einsetzen, wie es schien.
 

Vollkommen sprachlos starrte Cullen dem etwas Kleineren entgegen und ihm wurde heiß und kalt zugleich, als sich dessen Lippen zu einem schiefen Grinsen verzogen.

Er wusste nicht, was er eigenartiger finden sollte: Die Tatsache, dass ihn Anders, obwohl er ihm körperlich mehrfach unterlegen war, so offensiv begegnete oder dass er selbst zuließ, dass ihn jener derart bedrängte, wie er es gerade tat.

Er wollte diesem Magier warnende Worte und Drohungen entgegen schleudern, die ihm wohl ungewollt laut über die Lippen gekommen wären, wollte ihn von sich drücken oder zumindest protestieren.

Doch das einzige, das Cullen's Kehle verließ war ein baffes „Was-“.

Vermutlich hatte Anders auf genau solch eine Frage – oder eher: den Anfang einer solchen Frage – gewartet, denn augenblicklich lockerte er seinen eisernen Griff an den Schultern des Templers, wich jedoch kein Stück vor ihm zurück, im Gegenteil. Mit dem selben verschwörerischen Grinsen wie zuvor, beugte er sich dem Gesicht seines Gegenübers entgegen und hielt erst wenige Zentimeter davor inne.
 

Der Templer konnte den warmen und überraschend ruhigen Atem des Blonden an seiner Haut spüren, bevor dieser seine Augen niederschlug und sich auf die Unterlippe biss, um sich vermutlich ein Lachen zu verkneifen.
 

„... eine alte Jungfrau wie du, tut sich wohl schwer dabei, einem Schwarm gegenüber die richtigen Worte zu finden oder passende Taten sprechen zu lassen, wenn man sie nur aus der trockenen Theorie heraus kennt, was?“ Anders ließ die Hände an den Schultern des Anderen langsam wieder sinken und öffnete seine klaren Augen halb, um dem völlig verdatterten Templer vor sich, auf eine mitleidig-belustigte Art und Weise, entgegen zu blicken „Ich wette, du erlangst mehr Vertrauen in dich Selbst... was gewisse Dinge angeht, wenn du sie auch aus der Praxis kennst. Was meinst du?“.

Cullen stockte der Atem und er schluckte trocken, als ihm bewusst wurde, dass sein 'unerwünschter Begleiter des letzten Halbjahres' hier gerade im Begriff war, ihm seinen Körper anzubieten, als wäre er - derb ausgedrückt - ein Trainingsplatz für körperliche Nähe.
 

'Körperliche Nähe'.

Ein Begriff, mit dem Cullen nichts anzufangen wusste.

Auch, wenn es nicht alle Templer so handhabten, so lebte ER keusch, wie es die Kirche ausdrücklich von ihren Dienern verlangte. Er hatte sich dieses Leben und das Zölibat ausgesucht, indem er seinen Eid abgelegt hatte und bisher stets nach seinen Prinzipien und Regeln gelebt.

Und nun trat ein verrückter Magier an ihn heran und bot ihm fragwürdige 'Dienste' an, die er sich nicht einmal vorzustellen getraute.
 

Eine von Anders' Händen schmiegte sich an Cullen's Wange und strich ihm mit dem Daumen sanft darüber, während sich seine scheinheilig braunen Augen immer tiefer in seinen Kopf zu fressen drohten „Hiernach weißt du, wie du mit Solona umzugehen hast. Oder – naja - du hast sie vergessen, wer weiß?“.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schneizel
2012-05-04T17:09:22+00:00 04.05.2012 19:09
Och komm Schatzi, ein halbes Jahr, und du weißt es immer noch nicht? Langsames Etwas du.
Und Anders ist böse, aber ich bin ein schlechter Mensch, also mag ich das, wenn Anders böse ist.
Vor allem, wenn Cullen drunter leidet. Verdammt, ich bin ein richtig schlechter Mensch.
Es hat was Interessantes, dass die Szenen alle nachts passieren. Ist so 'ne zwielichtige Beinote, so, als wäre das alles surreal - was es ja auch irgendwie ist, sie sollten und dürften das nicht tun, aber es passiert trotzdem.
I like where this is going.


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