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Probable Cause

von

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Affliction

Sasuke schlurfte müde und unaufmerksam an den Käfigen vorbei, in denen einige Gefangene bei spärlichem Licht Würfel spielten. Es gab in dieser dunklen Höhle sonst nicht viel mehr zu tun, als versuchen sich die Zeit zu vertreiben. Für Orochimaru funktionierte diese recht einfache Art seine Gefangenen von Ausbruchsversuchen abzuhalten, fast wunderbar. Die Männer froren nicht, bekamen genügend Schlaf auf für ihre Verhältnisse recht bequemen Schlafstätten und hatten in den unterirdischen Katakomben genügend Platz sich zu bewegen. Lediglich die anhaltende Langeweile war eine Folter, die dafür sorgte, dass jegliche Beschäftigung gerne angenommen wurde.
 

Ihm schenkten sie nur einen spärlichen Blick, denn inzwischen hatten die meisten Gefangenen es aufgegeben ihn dazu überreden zu wollen, sie doch bitte freizulassen. Die Versuche waren sogar schlagartig zurückgegangen, als bekannt geworden war, dass er freiwillig hier war.
 

Kaum einer in Oto war das, sodass jeder bisher noch versucht hatte früher oder später zu flüchten. Sasuke hatte es in den Gesichtern einiger Männer gesehen, als sie sahen, dass er von seinem ersten Trainingsausflug tatsächlich in der vorgeschriebenen Zeit wieder zurück gekehrt war.
 

Lange Zeit hatte man gewettet, ob und wann Sasuke Uchiha je aus Otogakure flüchten würde. Allerdings war dieses Thema eher zu einer Diskussion unter den Neuankömmlingen geworden, die noch nicht gelernt hatten, dass Sasuke Uchiha seinen Meister nie verraten würde.
 

Die Veteranen in Otogakure, jene die bewiesen hatten, dass sie unter allen Umständen es schafften zu überleben, behaupteten er würde früher oder später doch einmal sich selbst überschätzen und in ein offenes Messer rennen. Sie hofften wie so viele, dass Sasuke Uchiha endlich aus der Gunst Orochimarus fallen würde. Einen großen Hehl machten sie gar nicht daraus. Anders als bei Kabuto, der mehr grauenhafte Titel hatte, als Orochimaru. Kabuto galt als unberechenbar und als nicht verhandlungsbereit. Genauso wie ihm Folterschreie nicht mehr störten als ein Hahnenschrei den Bauern am frühen Morgen.
 

Kabuto blendete es einfach aus.
 

Auch Sasuke hatte gelernt: man gewöhnte sich schlichtweg an alles. Nun, fast alles. Nicht jeder Umstand ließ sich ertragen, aber das Leben und der Tod ließen Sasuke in diesem Fall keine Wahl.
 

Sie kommen nicht zurück, dachte er abwesend und schlug einen Gang ein, hinter dessen Türen sich bloß leere Schlaflager befanden.
 

Die leisen Geräusche der Gefangenen hinter ihm verstummten langsam, aber ihre namenlosen Gesichter, die im Halbdunkeln nur schwer von einander zu unterscheiden waren, konnte er nicht so schnell vergessen. An jedem anderen Tag ignorierte er sie, aber heute wollten sie nicht mit dem Hintergrund verschmelzen. Nicht heute, nein. Jetzt blieben ihre verzweifelten Augen in seinem Geist haften und sie starrten ihn an wie einst die Lebensleeren Augen seiner toten Verwandten.
 

An jedem anderen Tag ist Oto ertragbar, stellte Sasuke fest. Nur heute nicht.
 

An dem Jahrestag, den er so gerne vergessen würde, es aber niemals fertig brachte. Schon seit einer Woche schlief er schlecht, was seine Konzentration nur verschlimmerte und dafür gesorgt hatte, dass er heute mit hämmernden Kopfschmerzen aufgewacht war. Wie ein Hammer pochten sie gnadenlos auf seiner Schädeldecke ein, ohne den Rhythmus zu ändern oder weicher in den Schlägen zu werden.
 

Jedes Mal, wenn sein Herz sein Blut weiter durch die Adern pumpte, schmerzte es ihn, als rebellierte es gegen den Umstand, dass er am Leben und dennoch so allein war. Ganz besonders heute raste sein Herz, weil es alleine war. Niemand anderen, der dieses feurigen schmerzhaften Trieb beruhigen konnte.
 

(Itachi zählte nicht.)
 

(Denn Sasuke wollte, dass es aufhörte und nicht, dass es endete.)
 

(Auf die eine oder die andere Weise. Mit seinem oder mit Itachis Leben.)
 


 

Otos kalte, dunkle Erde war ein angenehmer Kontrast zu Konoha, wo jeden Tag die Sonne schien. Immer, selbst wenn Sasuke wünschte, dass es aufhörte, weil er den Sonnenschein in seinem Heimatdorf in Kombination mit der Abwesenheit seiner Familie nicht mehr ertrug. Auch nicht das sonnige Gemüt der Leute, die in diesem Dorf lebten. Aus demselben Grund.
 

Hier, wo die Feuchtigkeit in den Tunneln hing und Wasser in unterirdischen Gängen die Wände hinunter floss, lebte Sasuke gerne, weil er fand, dass sie die Familie betrauerten, für Sasuke schon lange keine Tränen mehr hatte. Mehr konnte er nicht weinen. Als er sieben Jahre alt war, hatte er nur geweint. Solange bis er krank wurde und sich noch schlechter fühlte. Daher hatte er das Weinen irgendwann verlernt.
 

Aber Trauer war angemessen. In Oto trauerte jeder Mensch um irgendetwas.
 

Um Kinder, Söhne, Töchter, Eltern und Geschwister. Um die verlorene Zukunft oder die gestohlene Vergangenheit. Um zerstörte Liebe, verblichene Leidenschaft, alte Gefühle oder den rationalen Verstand.
 

Die vom Schicksal zerschlagenen Gesichter der Bewohner in Oto gaben Sasuke das Gefühl, dass hier jeder um seine Familie trauerte. Das sogar ohne Bekundungen des Mitleids.
 

Man ließ sich mit der Trauer und den Gründen, warum ausgerechnet hier war, in Ruhe.
 

Es war normalerweise eine angenehme Ruhe.
 

Doch heute erinnerte Sasuke dieser Ort an einen Friedhof. Er hatte nicht mehr schlafen, geschweige denn in seinem Zimmer bleiben können, weil die Wände aussahen wie ein frisch ausgehobenes Grab.
 

(Sasuke ertrug keine Gräber. Keine frischen tiefen Löcher, wo die Särge hinein kamen.)
 

(Särge ertrug er noch weniger. Denn Sasuke erinnerte sich an das Meer aus Särgen, die man nacheinander in die Erde gelassen hatte.)
 

Schließlich endete er vor der einzigen Tür, die zu dem Ort führte, der nicht wie ein Friedhof wirkte. Schwerlich, denn die vielen Teppichen und sanften Farben schlugen Sasuke zusammen mit der warmen, stickigen Luft entgegen, als er die Tür öffnete. Der Raum, der sich vor ihm auftat, war Orochimarus Heiligtum. Verboten und gefährlich für jeden, der nicht gegen Schlangenbisse und Gefahren gewappnet war.
 

Beides hatte er in diesem Trakt schon gefunden, aber festgestellt das es schlimmeres gab. Das süße Schlangengift und Orochimaru waren sogar eine Art Trost, weil sie jede andere Art des Schmerzes auszublenden vermochten.
 

Deswegen war Sasuke hier.
 

Weil Orochimarus Nähe eine Versuch für seine Prinzipien war, der er nur sehr selten nachgab. Aber heute … heute konnte er damit leben vielleicht Sake zu trinken, Gras zu rauchen, faul im Bett zu liegen oder kaltblütig ein Leben zu beenden.
 

(Sasuke und Orochimaru liebten den Widerspruch.)
 

(Sie lebten dafür ihn zu lieben und zu hassen.)
 

(Und zu ignorieren, dass der Widerspruch ihnen überhaupt etwas bedeutete.)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2012-02-05T20:56:39+00:00 05.02.2012 21:56
Hatte schon angst da kommt nichts mehr,bin froh das es weiter geht,und bin gespannt wie es ausgeht zum einen zwischen Kabuto und Sasuke und anderer seits zwischen Orochimaru und Sasuke.
Mach weiter so.


LG
Onlyknow3


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