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Kira gegen den Rest der Welt

von

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Special Commission

Schweigend saß ich am Boden meiner Zelle. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Tage bereits vergangen waren, in denen ich in diesem fensterlosen Loch hockte. An die Videokameras hatte ich mich schon seit langem gewöhnt, schwieriger war es mit den Hand- und Fußschellen. Meine eingeschränkte Bewegungsfreiheit trieb mich oft an den Rand der Verzweiflung.

L und die anderen hatte ich nicht mehr gesehen, seit ich hierhin gebracht wurde. Ab und zu hörte ich L’s Stimme, scheinbar in regelmäßigen Abständen. Ob es wirklich er war wusste ich nicht, immerhin verstellte er seine Stimme elektronisch, obwohl ich ja schon längst wusste, wie sich seine Richtige anhörte.

„Ist noch alles in Ordnung bei dir?“ Inständig hoffte ich, dass es nicht Light war, der das fragte. Stumm nickte ich. Mir fielen die Worte von Light ein, was er in dieser Situation gesagt hatte. Unnötigen Stolz muss man ablegen. Ja, ablegen. Wegen diesem einen Wort musste L sozusagen sterben. Hätte Light nicht seine Erinnerungen verloren, hätte L womöglich niemals das Death Note bekommen, er hätte Misa nicht wieder verdächtigen können und Rem hätte keinen Grund gehabt ihn umzubringen. Vielleicht konnte ich irgendwie verhindern, dass Light inhaftiert wurde. Nur wie?

Ich seufzte, woraufhin gleich ein mehr oder weniger besorgter Kommentar andererseits kam. Auf die Frage, ob mir irgendetwas fehlte, schüttelte ich den Kopf. „Du sitzt schon seit anderthalb Wochen in dieser Zelle, Akio Noteshitsu. Das ist doch richtig?“

„Ja. Nenn mich ruhig nur Akio.“

„Gut, Akio. Hör zu. Seit deiner Inhaftierung hat Kira nicht aufgehört, Morde zu verüben. Daraus folgt zwar, dass du wahrscheinlich nicht Kira bist, allerdings besteht dennoch noch eine zweiprozentige Chance. Wir müssen dich leider noch eine Weile in der Zelle lassen.“ Erschüttert schaute ich zu Boden, während ich ein wenig nachhakte. „Wie lange?“

„Eine Woche, grob geschätzt.“ Ich schluckte. Die Zeit floss dahin und ich hatte keine Ahnung, an welcher Stelle des Animes ich mich befand. Moment mal…! Wer sprach überhaupt davon, dass es alles so lief wie im Anime? Na gut, anders konnte es eigentlich gar nicht laufen. Entweder Kira mordete und erschaffte seine ‚neue Welt’ oder er wurde geschnappt, beziehungsweise umgebracht. Da es normalerweise ein Happy End gab, musste Light sterben. Ich meine, man konnte schließlich nicht mit Massenmord durchkommen!?

Folglich lief doch alles so wie im Anime. Zeit, darüber nachzudenken, hatte ich genug. Ich überlegte. Vielleicht sollte mir erst einmal meine Situation richtig bewusst werden. Meine Familie existierte nicht. Dafür alle Personen aus dem Anime Death Note. Ich sollte den Lauf der Handlung nicht allzu sehr verändern, sonst ging später noch etwas schief und Light gelang sein Plan. L lebte noch. Near, Mello sowie Matt und Kiyomi Takada waren noch nicht in Aktion getreten.

Und das hieß was? Nachdenklich starrte ich an die Decke, während ich bemerkte, dass ich immer müder wurde. Es war wahrlich kein schlechter Gedanke, sich für eine Weile aufs Ohr zu hauen. Doch wie lange würde ich schlafen? Eine Woche musste ich noch durchhalten und das bestenfalls ohne das Zeitgefühl zu verlieren. Wenn ich es nicht schon getan hatte.

Ich schloss die Augen und legte mich auf die Seite. Hoffentlich schlief ich bald ein und schlief nicht zu lange. Bitte, wenn es einen echten Gott gab, dann musste er mir helfen! Doch wie, zwischen all den Todesgöttern…?
 

Es dauerte nicht besonders lange, bis ich letztendlich einschlief. Gut schlafen tat ich nicht und an meinen Traum konnte ich mich hinterher nicht mehr erinnern. Das heißt, falls ich etwas geträumt haben sollte.

Ich ließ die Gedanken ans Schlafen hinter mir zurück und wandte mich der Gegenwart zu. Mogi hatte gesagt, dass L mir alles erklären würde. Was genau hatte er mir überhaupt schon gesagt? Ich dachte nach, bis ich zu einem Ergebnis kam: Rein gar nichts. „Hey, L!“ Ich wollte endlich Antworten auf meine Fragen bekommen.

Prompt antwortete mir über Lautsprecher die elektronische Stimme. „Was gibt’s?“ Ich schluckte, musste meine Gedanken noch in Worte fassen.

„Was passiert, wenn ich hier wieder raus bin?“ Nervös rutschte ich auf dem kalten Boden hin und her, ehe ich die Antwort zu hören bekam. „Das werden wir dann feststellen.“

Bamm. Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet. „Aber…!“, warf ich ein, dann fehlten mir jedoch die Worte. Wie konnte man sich nur so unglaublich spontan verhalten?

Ich nahm meinen Mut zusammen und stellte die größte und wichtigste meiner Fragen: Ob ich der Sonderkommission wirklich beitreten konnte. L dachte deutlich länger nach als sonst, es war beinahe schon unheimlich. Normalerweise kam in wenigen Sekunden die genialste Antwort, die man erwarten konnte. Aber jetzt? Dabei hat er eigentlich doch schon zugestimmt.

„Sollte sich eindeutig herausstellen, dass du nicht Kira bist, dann werden wir deine Forderung akzeptieren. Falls du jedoch der Sonderkommission beitreten solltest, wirst du damit rechnen müssen, länger zu arbeiten und auch dein Leben dafür aufs Spiel setzen zu müssen.“ Ich nickte artig, während er mir weitere Gefahren nannte. Jedes Mal nickte ich. „L, ich werde vierundzwanzig Stunden am Tag für dich arbeiten, unter Einsatz meines Lebens, und ich werde dich tatkräftig dabei unterstützen, Kira zu schnappen.“ Die Worte gingen mir leichter über die Lippen als ich es anfangs erwartet hatte. Ich hatte damit gerechnet, dass ich zögern würde, weil ich wusste, wer wirklich Kira war. Und zwar Light. Konnte ich mir mein Wissen irgendwie zu Nutze machen, L zu helfen? Ich müsste L hintergehen und Light davon überzeugen, für Kira zu sein. Das würde hart werden. Oder sollte ich einfach wie jeder andere bei den Ermittlungen helfen?

Entschlossen starrte ich in die Kamera, als L mir einige Anweisungen gab, die ich zu befolgen hatte, wenn ich letztendlich der Sonderkommission beigetreten war. Da ich sowieso alles darüber wusste, hörte ich nur mit halbem Ohr zu. Ich machte mir eher darüber Gedanken, ob ich in dem Gebäude der Sonderkommission bleiben konnte. Schließlich hatte ich gar kein Zuhause. Um der Wahrheit mal ins Gesicht zu schauen: Ich hatte nur das, was ich am Körper trug.

„Ich würde dich darum bitten, wenn du der Sonderkommission beitrittst, hier in die Zentrale zu ziehen. Wir haben genug Apartments übrig.“ Leise lachte ich, weil ich mir darüber den Kopf zerbrochen hatte. „Ja, sicher. Allerdings wird es nicht nötig sein, irgendwelche Sachen zu holen.“ Deutlicher konnte ich es nicht ausdrücken, zumal mein es sich anfühlte, als hätte ich einen Frosch im Hals. Ich vermied es absichtlich, das Wort obdachlos zu benutzten, obwohl es ja im Moment definitiv auf mich zutraf. Was war bloß mit mir passiert? Und mit meinen Eltern? Was war i]überhaupt geschehen?!

Fluchend lehnte ich mich ans Bett an, in der Hoffnung, dass diese dämlichen Gedanken mich endlich irgendwann einmal in Ruhe lassen würden. Zwar hätte ich Lust dazu gehabt, alle Geschehnisse noch einmal zusammenzufassen, jedoch hatte ich gleichzeitig keine Lust, darüber nachzudenken. Welch eine Ironie…
 

Die nächsten Tage vergingen, mehr oder weniger, wie im Flug. Ganze drei Tage musste ich noch in meiner Zelle verbringen, bis ich endlich wieder frei gelassen wurde. Doch scheinbar lief alles ein wenig anders als geplant. Ich hatte mich bereits darauf eingestellt, noch ein Weilchen da zu bleiben. Umso mehr überraschte mich die Nachricht Ls, welche mich, nach Angaben Matsudas, am Freitag überrumpelte. Per Lautsprecher teilte er mir mit, dass in wenigen Augenblicken Mogi kommen müsste, um mich abzuholen. Eine Weile saß ich mit offenem Mund da, bis ich plötzlich im Hintergrund ein metallenes Klacken hörte. Augenblicklich riss ich die Augen auf, nur um mit anzusehen, wie Mogi sichtlich gelangweilt auf mich zuging. Derweil versuchte ich möglichst gelassen dazusitzen, obwohl ich es eigentlich gar nicht länger abwarten konnte, bis mir die Handschellen abgenommen wurden. Scheinbar fiel Mogi das nicht einmal auf, denn er bemühte sich nicht darum, meine Fußschellen schneller abzumachen. In dieser Zeit wechselten wir kein Wort miteinander. Ich wusste schließlich auch, dass Mogi nicht besonders redselig war.

Statt mir wie zu Anfang eine Augenbinde um zu machen, ließ er es dieses Mal sein. Ich konnte es mir so erklären, dass ich sowieso bald in diesem Gebäude wohnen würde.

Mogi führte mich in Windeseile zurück zum Fahrstuhl. Das lag vor allem daran, dass er eher rannte als zu gehen, folglich hatte ich Mühe mit ihm Schritt zu halten.

Ich versuchte mir den Weg möglichst gut einzuprägen. Warum wusste ich nicht wirklich. Es lag wohl daran, dass ich so viel wie nur möglich über diese Anime-Welt lernen wollte. Wer hatte schon die Gelegenheit dazu, wortwörtlich durch ihn durch zu spazieren?

Dieses Mal fühlte sich die Fahrt im Fahrstuhl deutlich länger an, was vermutlich auch daran lag, dass ich es kaum erwarten konnte L zu sehen. Am Liebsten wäre ich sofort aus dem Fahrstuhl gesprungen, allerdings hielt ich mich sehr zurück.

Teils aufgeregt, teils nervös stieg ich aus dem haltenden Fahrstuhl aus. Mogi führte mich durch einen kurzen Flur, bis wir in einen großen Raum kamen. Monitore pflasterten die komplette eine Wand, daneben stieg eine Treppe empor in den nächsten Stock. Vor einem der Monitore saß – oder vielmehr hockte – der Junge, den ich vor einigen Tagen getroffen hatte. L. Hinter ihm bildeten weitere Ermittler einen Halbkreis um ihn, unter anderem Light, wie ich feststellte. Augenblicklich war ich ziemlich angespannt, immerhin war der gutaussehende Junge, der mich mit seinen täuschend warm aussehenden anblickte, in Wirklichkeit Kira. Hätte ich es gekonnte, hätte ich ihm einen hasserfüllten Blick zugeworfen, doch daraus war vielmehr der Blick eines verschreckten Karnickels geworden, was ich zu meinem Bedauern feststellte. „Guten Tag.“ Höflich verbeugte ich mich, während ich Light am Liebsten keinen einzigen Moment aus den Augen gelassen hätte. Gleichzeitig kam mir in den Sinn, ob ich mich als Akio Noteshitsu vorstellen sollte. Vielleicht hatte sich mein Name zusammen mit meinem Aussehen verändert? Inständig hoffte ich auf ein sicheres Nein, was allerdings in meinen Gedanken ausblieb. Wer konnte schon sicher sein, was Realität und was Schein war?

Ich verfluchte mich selbst wegen meiner Gedanken. Anstatt einmal hundertprozentig von etwas überzeugt zu sein, zweifelte ich immer an mir selbst und wogte mehrere verschiedene Möglichkeiten an. Es war schlimm, so etwas. Eindeutig ein schlechter Charakterzug meinerseits.

Ohne aufzublicken forderte L mich auf, mich vorzustellen, was ich gleich daraufhin tat. „Mein Name ist Akio Noteshitsu. Ähm… Ich werde ab heute auch bei den Ermittlungen gegen Kira helfen.“ Überprüfend warf ich einen Blick auf L und da er keinen Anstand machte, zu protestieren, nahm ich an, nun offiziell in der Sonderkommission zu sein. Glück für mich, Pech für Light Yagami alias Kira. Ob ich ihn wohl schnappen konnte? Ich musste auf jeden Fall einen Plan aushecken, wie ich ihn davon überzeugen konnte, sein Death Note zu berühren. Denn dann würde auch der Rest meines Plans aufgehen, so viel stand fest. Aber wie konnte mir das nur gelingen?

Von meinen Sorgen und Befürchtungen ließ ich mir so gut es ging von außen nichts ansehen. Wäre ja noch schöner, wenn Light wüsste, was in meinem Kopf vorging. Scheinbar selbstbewusst ging ich auf die Ermittler zu, schenkte dem verdutzten Matsuda ein nettes Lächeln und suchte die Umgebung gewissenhaft nach Misa ab. Ich wusste nicht recht, ob ich es befürworten oder bedauern sollte, dass sie letztendlich nicht da war. Und ich schätzte, dass irgendwo im Raum Ryuk anwesend sein musste, was ich bei Rem nicht wirklich behaupten konnte. Rem war auf Misas Seite, warum sollte sie ihr also nicht aufgetragen haben, bei den Ermittlungen zuzuhören und ihr anschließend alles zu berichten, während sie sonst wo war? Möglich war alles. Vor allem jetzt, seit dem Erscheinen des Death Notes. Wenn es Shinigamis gab, dann höchst wahrscheinlich auch alles mögliche andere.

Innerlich lachte ich traurig, weil ich schon wieder mit mir selbst diskutierte. Ich sollte mir diese Angewohnheit schnellstmöglich abgewöhnen.

„Dann wollen wir mal auf die Probe stellen, wie schlau du bist.“ L’s Stimme riss mich aus den Gedanken. Auf die Probe stellen, klar doch. Wer würde das als Leiter eines Sonderkommandos nicht von einem verlangen. „Okay, sicher doch. Was soll ich tun?“ Während ich diese Frage stellte, dachte ich mir die verschiedensten Aufgaben aus. Vor allem Matheaufgaben kamen mir in den Sinn.

Es stellte sich jedoch heraus, dass es lediglich eine ziemlich einfache Aufgabe war, die mein Können nicht unter Beweis stellen konnte, sondern eher mein Wissen über Death Note ausfragte. „Was hältst du von der Nachricht Kiras?“ Zuerst war ich ein wenig schockiert, da ich mir sicher war, dass damit die Nachrichten von Misa gemeint waren und ich mich damit nur etwas mehr als zehn Folgen von L’s Tod in der Zeit entfernt war. Jedenfalls war ich mir damit sicher, jedoch beruhigte ich mich schnell wieder, da zehn Folgen ja nicht gleich zehn Tage bedeuteten. Wie viele Tage mir noch blieben, L’s Tod zu verhindern, wusste ich nicht, trotz meines riesigen Wissens über diesen Anime. Wenn man glaubt, man braucht diese Informationen nicht, dann braucht man sie. Zwar wusste ich, dass es völlig hirnrissig war, aber dennoch nahm ich mir vor, demnächst, wenn ich wieder ich selbst war und nicht Akio Noteshitsu, für die Schule jedes noch so kleinste Detail zu lernen. Und auch meine Death Note Folgen würde ich mir alle wieder reinziehen und die Mangareihe von vorne bis hinten zum tausendsten Mal durchblättern. Vielleicht lud ich ja meine Freundin ein, schaute mit ihr ebenfalls zum x-ten Mal die DVDs und erzählte ihr mein Abenteuer aus Death Note. Sie würde mir zwar sowieso kein Wort glauben, aber alleine die Spannung wäre faszinierend.

Auf einmal zögerte ich, musste meine Gedanken jedoch für einen Moment unterbrechen, da mir einfiel, dass ich noch antworten musste. Scheinbar hatte Light noch nicht als richtiger Kira geantwortet, daher wusste ich, was L von mir wollte. „Es gibt anscheinend einen zweiten Kira.“ Selbstverständlich lieferte ich ihm noch die dazugehörige Erklärung, dass Kira 2 andere Opfer hat und so weiter. Zufrieden nickte L, sagte jedoch nichts weiter dazu. Erleichtert atmete ich aus, kehrte dann wieder zu meinen Gedankengängen von vorhin zurück. Ich würde irgendwann logischerweise wieder in meine Welt zurückkehren. Ob ich dann L nie wieder sehen würde? Schnell wischte ich eine Träne, die mir fast aus dem Auge rollte, weg. Oder vielleicht blieb ich auch im Anime und sah meine Eltern nicht wieder. Wie ich es auch drehte und wendete, in jedem Fall würde ich um Personen trauern. Nicht nur L würde ich vermissen, auch Sayu mochte ich gerne und – ich gab es zwar nicht gerne zu – ich hatte selbst Matsuda bereits in mein Herz geschlossen. So wie ich auch Akio vermissen würde. Jahrelang hatte ich mir gewünscht, sie zu sein. Nun war ich es und das auch noch in der Nähe von L. Wie ein Traum, der in Erfüllung gegangen war, der aber bald zu platzen drohte.

Ich verwarf all meine Gedanken so schnell es ging und wandte mich der Gegenwart zu. Ich befand mich in der Zentrale der Sonderkommission, L hatte mich als Mitglied angenommen und ich konnte, wie ich es auch anstellen mochte, L retten. Oder zumindest würde ich alles dafür geben, sogar mein Leben. Und was jetzt?



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