Zum Inhalt der Seite

Rainbow Alliance

The last Gods on Earth
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 4

Kapitel 4
 

-- jetzt kommen Amalia und Lena richtig in ihrer neuen Heimat an. Have Fun!
 

-------
 

Aus ihrem Tiefschlaf wurde Amalia erst gerissen, als der Hubschrauber etwas unsanft auf dem Landeplatz der Belvedere-Akademie aufsetzte. Der Landeplatz lag rund 100 Meter hinter dem Schloss, unweit der langen Lindenallee.

Amalias Kampfuniform hatte sich aufgelöst und war durch ein schlichtes T-Shirt und eine Hose ersetzt worden. Draußen vor dem Fenster liefen Schüler eilig über das Gelände vor dem Schloss und verschwanden in den umliegenden, dreistöckigen Gebäuden. Sie trugen die typische schwarze Schuluniform mit dem roten Schlips. Manche schleppten Musikinstrumente auf ihrem Rücken, andere schwere Rucksäcke mit dicken Büchern gefüllt. Einige von ihnen schienen über ihre Handys Bilder von Nachrichtensendungen auszutauschen. Es war also nicht geheim geblieben, was die Nacht passiert war. Jeder wusste davon. Immerhin hatte es mehrere Schwerverletzte gegeben und alleine die Tatsache, dass ein solches Monster wirklich in der Realität aufgetaucht war, reichte um die Menschen in hellen Aufruhr zu versetzen.

Juliana saß mit verschränkten Armen neben Amalia und ließ ihr ein wenig Zeit, das Treiben auf dem Schulgelände zu beobachten. Dann drängte sie das Mädchen nach draußen.
 

"Auch wenn du eine legendäre Kämpferin bist, das ist die reale Welt, und als Teil von ihr wirst du das selbe Leben führen müssen wie alle anderen auch." Sie führte Amalia den schneebedeckten Kiesweg entlang, immer weiter in Richtung eines der großen, gelben Gebäude.

"Es steht dir frei, zu gehen, wohin du willst. Wir werden dich zu nichts zwingen, aber wir sehen es gerne, wenn du hier auf dem Internat bleibst und deine Schulzeit hier verbringst. In Notfällen können wir dich schnell erreichen. Für ein Zimmer und Verpflegung ist gesorgt."

Amalia setzte einen Fuß vor den anderen und schaute mehr nach unten als nach oben. Sie überdachte ihre Situation und fand das Angebot nicht verkehrt. Eigentlich war sie sogar sehr froh, dass sie von jemandem aufgefangen wurde, der ihr ein Heim bot. Lange Zeit hatte ein kahler, steinerner Raum mit einem großen, kalten Bett fürs Leben gereicht. Dass sie nun mehr brauchte, war ihr erst bewusst geworden, als sie die Schüler draußen beobachtet hatte. Das hier war eine ganz andere Größenordnung. Sie würde essen müssen, lernen müssen, und Freunde finden müssen.
 

Auf dem langen, kahlen Gang ließen sie viele Türen hinter sich, bis ganz am Ende eine steinerne Treppe nach oben führte. Dort waren wiederum dutzende Türen. Vor einer blieb Juliana stehen, schloss auf und deutete Amalia, hineinzugehen. Das Zimmer war karg, es standen nur zwei Betten darin sowie ein Tisch und zwei Schränke. Die Aussicht aus dem kleinen Fenster hingegen war grandios. Da war der Park, den sie heute Nacht gesehen hatten. Jetzt lag er voller Schnee und kein Mensch war weit und breit zu sehen.

"Ich habe dir ein paar Sachen in den Schrank legen lassen, den Rest musst du dir bei Gelegenheit selber besorgen. Auch deine Schuluniform kommt morgen erst an." Juliana ging nicht in den Raum hinein, sie wartete einen Schritt davor.

"Da du keine Eltern hast, wirst du vom Internat ein gewisses Taschengeld erhalten, mit dem musst du klarkommen." Sie drückte ihr zwei Zwanzig-Euro-Scheine in die Hand und ein paar Münzen. Amalia legte das Geld zur Seite und schaute in den Kleiderschrank. Ein bisschen Unterwäsche, Strümpfe und ein paar T-Shirts lagen darin.

"Wir müssen dann weiter. Der Unterricht hat längst begonnen und du wirst ab jetzt regulär teilnehmen." Sie zog ein rotes Heft aus der Tasche und blätterte darin, sie schaute nach dem Stundenplan. "Die Klasse, der ich dich zugeteilt habe, hat jetzt Sport."

Ohne Weiteres machte Juliana kehrt in die Richtung aus der sie gekommen waren und Amalia blieb wenig anderes übrig, als ihr zu folgen. Auf dem Gang begegnete ihnen eine kleine Gruppe von Schülern, alle in der selben schwarze Uniform mit rotem Schlips. Amalia zog noch keine Rückschlüsse auf ihre eigene, schlichte Kleidung, als die neugierigen Blicke sie trafen. Zumindest schien sie niemand mit dem nächtlichen Geschehen in Verbindung zu bringen, denn die Kamerateams konnten anscheinend doch keinen guten Blick auf sie erhaschen und ihre geheime Identität blieb vorerst gewahrt.
 

Im modernen Nachbargebäude des Wohntraktes lag die Sporthalle, aus ihr klangen vereinzelt Pfiffe und verschiedene, sich überlagernde Stimmen. Als Amalia einfach alleine vor der Eingangstür stehen gelassen wurde, bemerkte sie kaum das Juliana fort war. Sie lauschte noch eine Weile auf das, was sich in der Halle abspielte.

Ohne, dass es ihr auffiel, stand plötzlich ein Mädchen neben ihr. Sie hatte hellbraune Haare, die typische Uniform und ein rundliches Gesicht. Außerdem war sie ein ganzes Stück kleiner als Amalia.

"Hallo, ich bin Katharina. Wir haben uns gestern Nacht doch gesehen." Sie schaute zu Boden. "Ich weiß also auch Bescheid über deine zweite Identität." Sie ging noch einen Schritt näher auf sie zu. "Die anderen dürfen davon aber nichts erfahren."

Amalia verschränkte die Arme hinter dem Rücken und verlagerte ihr Gewicht auf das linke Bein. "Ach so. Gehst du etwa in meine Klasse?"

Katharina schüttelte den Kopf. "Ich bin zwei Jahrgänge unter dir." Sie deutete den Gang runter. "Dahinten ist unser Klassenraum und ..."

"Du, ich hab grad gar keine Zeit für dich, ich muss hier teilnehmen." Amalia drückte die Klinke zum Umkleideraum herunter, schaute Katharina kurz abwertend in die Augen und verschwand.

Als sie die Tür hinter sich schloss, kam sie sich sehr wichtig vor. Es war gut, eine Aufgabe zu haben. Und es war auch gut einem anderen überlegen zu sein und ihn einfach stehen zu lassen.
 

Katharina blieb mit einem fragenden Gesichtsausdruck zurück und starrte eine Weile auf die geschlossene Tür. Als sie sich zum Gehen wandte, lief wie ein Gespenst Lena an ihr vorbei.

"Member Yellow ..." Katharina flüsterte den Namen fast.

Lena nickte ihr knapp zu und ging Richtung Sekretariat. Das letzte, was Katharina von ihr sah, waren die langen, blonden Haare die hinter Lena herflogen und dann um die Ecke verschwanden.
 

Lena hatte ihre Zeit genutzt um sich ein Bild vom Internat zu machen. Sie konnte bereits einige Bekanntschaften in ihrer Klasse schließen, alle Mitschüler hatten sie mit großen, glänzenden Augen angeschaut und waren ausnahmslos freundlich zu ihr. Jeder bot ihr an sie durch die Schule zu führen. Lena hatte sich mit dem Gedanken abgefunden hier die nächsten Jahre ihres irdischen Lebens zu verbringen. Und zwar als normaler Mensch. Kämpfen würde sie niemals wieder, das hatte sie sich geschworen. Allein bei dem Gedanken zog sich alles in ihr zusammen und sie presste die Lippen aufeinander. Nie wieder würde sie sich verwandeln, dass hatte sie mit besonderer Entschlossenheit in Berlin gespürt.

In der Nacht noch war sie mit dem Zug nach Weimar gekommen. Da sie kein Ticket besaß, hatte sie sich die ganze Zeit auf der Toilette eingeschlossen und mit klopfendem Herzen gebangt nicht entdeckt zu werden. Bis zur vorletzten Station hatte das funktioniert, doch dann forderte der Schaffner sie auf aus der Kabine herauszukommen. Allein Lenas außergewöhnliche Schönheit ersparte ihr eine Bestrafung. Mit offenem Mund hatte der Schaffner sie und ihre extrem langen, gepflegten blonden Haare angestarrt. Sie musste auf ihn wie ein Engel gewirkt haben, den er mitten in der Nacht auf einer Zugtoilette nicht erwartet hatte.

"Entschuldigen Sie... wohin geht Ihre Reise, Fräulein?", war seine Frage gewesen.

"Bitte bestrafen Sie mich nicht, ich habe kein Geld für ein Ticket."

Dann hatte er wie in Zeitlupe genickt und sie bis zur Station "Weimar Hauptbahnhof" nicht mehr behelligt.

Mit einem Stapel Papier streifte Lena nun durch die Gänge ihrer neuen Schule. Es gab mehrere Teeküchen, einen hochwertig ausgestatteten Computerraum, sowie die große Mensa im Keller. In der Schulordnung stand, dass aller zwei Wochen die Schule am Wochenende geschlossen wurde, sodass die Schüler nach Hause fahren konnten. Die Schüler des Internats setzten sich zusammen aus Hochbegabten, die ein Stipendium erhalten hatten, sowie Kindern aus reichem Hause, deren Eltern das Schulgeld ohne Probleme zahlen konnte. Allgemein hatte Lena festgestellt, dass das Niveau des Lehrplans sehr hoch war. Für sie war das kein Problem. Bereits in den ersten Unterrichtsstunden hatte sie verstanden worum es ging. Dennoch war es ein Wunder, dass sie überhaupt so gut mit dieser Welt klarkam und die Sprache beherrschte. Aber wie würde der Start in dieser Schule für Amalia ablaufen? Lena ließ sich seufzend auf einem der gepolsterten Stühle vor dem Rektorenzimmer niedersinken. Hat man uns mit der Wiedererweckung wirklich einen Gefallen getan?
 

Amalia ging langsam durch den Umkleideraum. Überall lagen Rucksäcke und Klamotten verstreut. Da schien es jemand eilig gehabt zu haben in die Unterrichtsstunde zu kommen. Das ließ in Amalia ein Gefühl der Vorfreude aufsteigen, denn wenn es alle eilig hatten, musste sich das was nun kam auch lohnen.

Sie erreichte die kleine Tür, die zur großen Halle führte und trat ein. Zuerst bemerkte niemand, dass sie in der Tür stand, dann aber drehten sich alle nach ihr um. Sie waren gerade dabei gewesen, Runden zum Warmwerden zu laufen.

Eine große Frau mit dunklen, langen Haaren lief auf Amalia zu.

"Warum kommst du jetzt erst? Du warst mir für heute Morgen angekündigt worden. Jetzt hat die Stunde schon angefangen."

Amalia hielt ihre Arme mit der bandagierten Hand auf dem Rücken verborgen und sah keinen Grund, sich zu entschuldigen. Sie zuckte nur schwach mit den Achseln.

"Ich bin ja jetzt da." Sie schaute sich um. Beinahe alle Schüler schienen die selbe Kleidung zu tragen, anscheinend gab es auch spezielle T-Shirts und Hosen für den Sportunterricht.

Die Lehrerin seufzte. "Zieh dich bitte noch um, mit den Dingern darfst du hier nicht rein." Sie zeigte auf Amalias schmutzige Schuhe und kräuselte die Augenbrauen.

"Ich hab aber noch nichts anderes. Das kommt morgen erst." Amalia kopierte den genervten Ton der Lehrerin.

Diese überlegte kurz.

"Dann mach in den Sachen mit, aber die Schuhe musst du ausziehen, ausnahmsweise wird es auch barfuß gehen."

Sie trieb die Schüler zum Weiterlaufen an.

"Eine Vorstellungsrunde mit dir findet dann in der Deutschstunde statt. Da könnt ihr euch alle kennenlernen."

Amalia lief los und den anderen hinterher. Das alte Parkett knarzte unter ihren Füßen. Auf einen Schlag wurde ihr das Ausmaß des Horrors bewusst. Sie war ganz allein und niemand wollte sie haben. Sie nahm ihr fleckiges Hemd wahr, die braunen Hosen aus kratzigem Material, die geschundenen Füße mit den roten Stellen, ihre dünnen Arme, die oben mit Sommersprossen gesprenkelt waren und ihre ungekämmten Haare.

Mit zusammengebissenen Zähnen lief sie weiter und hoffte, der Gedanke würde einfach wieder aus ihrem Kopf geschleudert werden. Die anderen in ihrer schönen Sportkleidung hielten Abstand, sie waren nicht bereit sich mit der Fremden auseinanderzusetzen.

Amalias Vorfreude war wie aufgefressen von einem großen Zweifel, der sich tief in sie bohrte. Allein. Du bist Allein!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück