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Unumkehrbar

Story of Shen [KFP]
von

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Akt III, Szene I – Ein kleines Gebirgsdorf – Der Überfall

Am Abend – einige Tage später – hing der Nebel dicht zwischen den Bergen. Der Regen hatte für beinahe zwei Tage angehalten und die Wölfe waren mehr als verstimmt.

Umso mehr wurde ihre Laune gehoben, als sie in der Ferne, während sie den Hang eines Berges hinab gingen, Feuerschein in nicht all zu großer Ferne durch den Nebel sahen. Noch freudiger wurden sie, als sie feststellen mussten, dass dieses Feuer von einem kleinen Dorf kam.

Weniger grummelnd als bisher beschleunigten die Wölfe ihre Schritte, hatten sie doch alle knurrende Mägen, da sie nicht mehr viele Essensrationen gehabt und daher gespart hatten. Umso mehr wurden sie von dem Gedanken an eine warme Mahlzeit angetrieben und auch von der Vorstellung die Nacht im Trockenen an einem wärmenden Feuer verbringen zu können.

Als sie das Dorf, das aus gerade mal zwölf einfachen Holzhütten bestand, schließlich erreichten, fanden sie einige Schweine und wenige Gänse, sie sie überrascht und teilweise auch verängstigt anstarrten. Die knurrenden Wölfe beruhigten sie sicher nicht und es war schließlich eine mutige Graugans, die hervortrat und sich vor Shen zitternd verbeugte.

„Was wollt Ihr, mein Herr?“, fragte sie vorsichtig.

„Speisen für mich und meine Wölfe“, erwiderte Shen mit befehlender Stimme. „Und ein Lager für die Nacht.“

„Nun, mein Herr“, begann der Gänserich vorsichtig. „Wir können Ihnen sicher Lager bieten, mein Herr. Aber, mein Herr, wir hungern selbst. Seht, wir sind nur ein kleines Dorf, mein Herr, und der Anbau von Reis ist schwer in dieser Region.“

Einige der Wölfe begannen wieder zu knurren, während der junge Lord sich ungerührt gab. „Oh, ich bin mir sicher, dass sich etwas auftreiben lässt. Ihr werdet schon nicht verhungern, dessen bin ich mir sicher.“ Die Drohung in seiner Stimme war unüberhörbar. Doch der Gänserich schien diese nicht wahrzunehmen oder wollte sie vielleicht auch nicht wahrnehmen.

„Nein, mein Herr, wirklich. In letzter Zeit kommen wenige Reisende durch zum Handeln, mein Herr, und unsere letzte Ernte war schlecht, mein Herr. Und die Banditen...“

Weiter kam er nicht, ehe Shen ihn mit einer Bewegung seines Schweifs zu Boden brachte und ihn dort mit seinen Krallen festhielt. „Oh, ich bin mir wirklich sicher, dass ihr nicht verhungern werdet“, meinte er spöttisch.

„Lord Shen“, flüsterte Yimu hinter ihm betroffen und wich etwas zurück.

Da schrie eine weitere Gans auf und ein murmeln ging durch das einfache Dorfvolk.

„Dann ist es wirklich Lord Shen...“, flüsterte ein Schwein.

„Er hat die Pandas getötet“, rief eine Gans.

„Sie haben ihn aus Gongmen City verbannt“, fügte eine Sau hinzu.

Shen sah genervt auf, während sich diese Bauern uneinig zu sein schienen, ob sie ihm nun feindlich gegenübertreten oder die Flucht ergreifen sollten. „Ja“, zischte er dann. „Ich bin Lord Shen, ihr dummen Bauern.“

Einer der Wölfe lachte. „Wie viele weiße Pfauen gibt es wohl noch?“

Doch die Dorfbewohner fanden es bei weitem nicht so lustig, wie die Wölfe.

„Verschwinde von hier, Abschaum!“, rief ein ganz besonders mutiges Schwein und hielt eine Heugabel ihnen wie eine Waffe entgegen.

Der Blick in Shens Augen war die ganze Zeit schon kalt und distanziert gewesen, doch was nun in seine Augen trat, war glühend und umso gefährlicher. „Nun“, begann er langsam an seine Wölfe gewandt, während sein Flügel sein Guandao umfasste. „Ich glaube, dass diese Bauern nicht verhungern werden.“ Damit nahm er seine Waffe und durchstieß damit den Hals des Gänserichs, der nicht einmal Zeit hatte zu realisieren, dass sein

Und bei diesen Worten sprangen die ohnehin blutrünstigen Wölfe los, griffen sämtliche Gänse und Schweine an, die nicht schnell genug die Flucht ergriffen. Federn flogen durch die Luft und Blut floss über den ohnehin schon nassen Boden, während die Wölfe den Flüchtlingen nachsahen.

Derweil trat Yimu mit traurigen Augen neben den jungen Pfau. „Wieso nur, Shen?“, fragte sie und legte dabei nicht einmal Wert auf das ohnehin nicht mehr geltende Etikett. „Wieso musstest du zu diesem Monster werden?“

Doch der junge Vogel lachte nur. „Ein Monster, ja?“, wiederholte er und klang dabei tatsächlich amüsiert. „Ein Monster, ist es das, als was du mich siehst?“ Er ließ vom Leichnam der Gans ab und wandte sich der Glanzhenne zu. „Dann siehst du endlich ein, dass deine kleine Mission vergeblich ist?“

Sie wich nicht vor ihm zurück. „Ein Monster, ja, aber ich komme nicht umher das kleine Küken zu sehen, dass mit seinem Ball unter dem Fuß vom Thron seines Vaters gespielt hat und bewundernd zu diesem aufgesehen hat. Was ist aus diesem Jungen geworden?“

Mehrere Emotionen huschten schnell über Shens Gesicht. Eine Spur Reue, Wut, Trauer, Hass. Schließlich jedoch schaffte er es wieder an der kühlen, grimmigen Entschlossenheit festzuhalten, die man schon seit sie Gongmen City verlassen hatten die meiste Zeit auf seinem Gesicht gesehen hatte. „Dieser Junge existiert in der Vergangenheit“, erwiderte er. „In einer Zeit, vollkommen unwichtig für die Gegenwart. Mein Vater ist schwach, war es schon immer. Deswegen fehlt ihm die Kraft das nötige zu tun. Ich bin stark. Und ich werde ein größerer und mächtigerer Herrscher sein, als er es je war. Verstehst du das?“

Doch die Henne schwieg auf diese Frage hin.

Schließlich senkte er den Speer, den er vollkommen unbewusst wieder erhoben hatte. „Natürlich verstehst du das nicht, einfältiger Fasan. Wie solltest du auch?“ Er machte ein abfälliges Geräusch, ehe er sich auf den Weg zu einem der einfachen Häuser machte, und die Dienerin seine Eltern im Nebel stehen ließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Merkur
2012-03-16T23:28:38+00:00 17.03.2012 00:28
Oh wow. Jetzt bin ich ein bisschen schockiert.
Aber das ist nicht negativ gemeint, im Gegenteil, ich finde, das spricht für deine Geschichte, weil sie mich berührt :D
Zwei kleine Anmerkungen hätte ich allerdings diesmal: An der Stelle "..., der nicht einmal Zeit hatte zu realisieren, dass sein" fehlt ein Stück Satz. Und da, wo Shen sagt „Dieser Junge existiert in der Vergangenheit. In einer Zeit, vollkommen unwichtig für die Gegenwart." hätte ich es sogar noch ein bisschen passender gefunden, wenn er "Zukunft" gesagt hätte, anstatt "Gegenwart". Ich finde, das hätte noch besser gepasst. Aber das ist nur meine Meinung :)
Ansonsten finde ich das Kapitel wieder grandios! Die trübe und düstere Stimmung kommt toll rüber. Alles wirkt ziemlich hoffnungslos und auch ein bisschen verloren. Das finde ich super! Du verstehst es einfach total, für jede Szene immer den richtigen Ton zu treffen ^^
Ich bin immer mehr gespannt, wie es weiter geht, ich zähle schon wieder die Tage XD
Die Farbe werde ich übrigens auch noch raten. Ich habe schon eine Vermutung, aber die erzähle ich dir morgen ;)


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