Zum Inhalt der Seite

Tainted World

the awakening
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Geheimnis um Mao

*~*~*Tokyo*~*~*
 

Langsam färbte sich das Licht, welches durch die Fenster in das Stadtarchiv Tokyos fiel, orange. Ein sicheres Indiz dafür, dass der Nachmittag vorangeschritten war und die Sonne langsam unterging.

Nachdenklich blätterte Tsukasa durch die Zeitschrift vor ihm.

Er hatte echt alles im Archiv durch gewälzt seit dem Zeitpunkt, an dem Mao abgehauen war. Doch wirklich gefunden hatte er nichts.

Leise seufzte er. Tsukasa wusste, dass es eine Zeit gegeben hatte, bevor er hier in Tokyo gewesen war, in der sehr viele Vampire gestorben waren. Aber das sah Mao nicht ähnlich. Mao war kein Massenmörder. Er ging gezielt vor. Aber es waren immer Einzeltaten. Soweit er wusste hatte man damals auch jemanden verhaftet und hingerichtet. Offenbar ein irrer Vampirjäger oder dergleichen. Außerdem gab es bei Mao kein Muster. Er tötete nie nur Vampire...

Warum eigentlich?

Nachdenklich sah er auf die Buchreihen vor sich. Er wusste nicht wie es begonnen hatte, dass der Kleine so ausgeflippt war. Er wusste nur, dass damals etwas Schreckliches geschehen war. Aber darüber wurde eisern geschwiegen. Seufzend schüttelte er den Kopf. Es hatte ihn nicht zu interessieren. Seine Pflichten lagen woanders. Die dunklen Augen richteten sich wieder auf den Artikel, den er ins Visier genommen hatte. Oder eher auf die Fotografie dazu.

Er stand auf und ließ es sich kopieren. Dann räumte er alles weg. Er würde nichts mehr finden, das wusste er. Es gab nicht viele Dokumente, die vor dem Krieg gerettet wurden, so stand ihm nur eine relativ kleine Auswahl Material zur Verfügung. Klein im Zeitraum…aber nicht in der Zahl. Jedoch hatte er vieles ausschließen können, sodass es recht wenig zu lesen gab.

Tsukasa klemmte die Mappe mit der Kopie unter den Arm und machte sich auf den Weg nach Hause. Als er das Stadtarchiv verlassen hatte, schlug ihm sogleich die kalte Winterluft entgegen.

Leise seufzte er und versteckte sich in seinem Mantel. Zwar war die Kälte für ihn nicht wirklich schlimm, schließlich war er selbst auch kalt, aber er wollte ja nicht auffallen.

Er blickte in den Himmel und schüttelte den Kopf. Es ging eindeutig auf den Winter zu. Aber noch war Oktober. Wenn es jetzt schon so kalt war, was würde dann erst im November oder Dezember sein? Er wollte es gar nicht wissen.

Unterwegs beschloss er bei einem Konbini vorbei zu schauen. In seinem Kühlschrank herrschte gähnende Leere und auch wenn er sich fast ausschließlich von Blut ernährte, ein warmer Tee oder dergleichen war im Winter mal ganz nett.

Als er alles eingekauft hatte was er brauchte, ging er Richtung Zuhause. Noch bevor er den Schlüssel in das Schloss steckte, spürte er bereits, dass er Besuch hatte. Er betrat die Wohnung und erblickte auch schon Kyo, der es sich in seinem Sessel bequem gemacht hatte.

"Kyo-sama." Er verbeugte sich vor dem Reinblüter, der den Gruß mit einem leichten Nicken erwiderte, während Tsukasa sich auszog und erst einmal alles weg räumte.

"Ich bin hier wegen Mao. Gib mir alles was du weißt und eine Karte von Tokyo, immerhin ist es schon einige Jahrhunderte her, dass ich hier war.", gab Kyo von sich. Tief verbeugte sich Tsukasa.

"Natürlich, Kyo-sama." Innerhalb von Millisekunden stand er in der Küche und hatte alles eingeräumt. Wenig später war er wieder vor Kyo, hatte ihm in einem edlen Weinglas frisches Blut hingestellt und legte den Stadtplan dazu. Daneben landete die Akte. "Mehr konnte ich leider nicht über seinen bisherigen Verbleib hier herausfinden. Sollte er öfter hier sein, hält er sich immer verdeckt. Der Artikel ist von vor 20 Jahren. Ansonsten gibt es wirklich keine Anzeichen auf einen vorherigen Aufenthalt. Aber ich vermute, dass das nichts heißen muss.", meinte er leise.

Immerhin richtete Mao meistens etwas an, wenn er in eine größere Stadt kam. Dass er damals nichts gemacht hatte verwunderte Tsukasa doch sehr. Schließlich war er nur Zeuge des Mordes gewesen. Er wurde nicht mal im Artikel erwähnt, man sah ihn nur auf den Tatortfotos, wie er mit einem Polizisten sprach. Er hätte Mao beinahe nicht erkannt, hatte sich der Junge doch sehr verändert. Die paar Mal wo er ihn gesehen hatte, hatte er stets hellbraune Haare gehabt. Dort sahen sie eher blond aus. Und...was das aller auffälligste gewesen war: Er hatte ein Lippenpiercing. Zu der Zeit schon! Aber Mao war schon immer ziemlich modern gewesen. Er hing nie an den Traditionen, sondern ging immer mit dem Trend mit. Daran konnte sich Tsukasa noch gut erinnern.

Kyo nahm einen Schluck von dem Blut und stellte dann das Glas ab, um sich die ihm vorgelegten Dokumente anzusehen.

"Vor 20 Jahren... dann bin ich wohl etwas zu spät.", gab er kund, sah Tsukasa aber ernst an.

"Ich dachte er wäre hier aufgetaucht, wieso findest du keine Anhaltspunkte zu seinem Aufenthaltsort? Muss ich denn wirklich alles alleine machen?" Sichtlich genervt verließen seine Lippen die Worte, konnte er es doch nicht glauben, dass es keiner auf die Reihe bekam, seinen Bruder ausfindig zu machen. Immer musste er alles selber machen. Knurrend nahm er die Karte zur Hand und musterte diese kurz. Seufzend nahm Kyo das Glas, schwang es leicht hin und her, bevor er es leerte und wieder abstellte. Tsukasa, der bei der scharfen Rüge leicht zusammen gezuckt war, traute sich endlich wieder zu sprechen.

"Ja...ist er auch...Gestern.", nuschelte er. Es war nicht so, dass er Angst vor Kyo hatte. Natürlich wusste er, dass der Ältere um einiges stärker war. Aber an sich bestand kein Grund ihm etwas anzutun. Er hatte einfach nur tiefsten Respekt vor dem Reinblüter. So, wie man ihn erzogen hatte.

"Er war auf einmal da.“, erklärte er weiter. „Mao scheint mich absichtlich aufgesucht zu haben. Ich habe ihn erst nicht erkannt, er hat sich sehr verändert, doch als ich seine Aura gespürt habe, als er mich im Gedanken gestreift hat, habe ich ihn erkannt...und dann hat er nur gegrinst und war wieder weg. Seitdem verbirgt er auch seine Aura, weswegen jede Suche zwecklos war."

Er konnte sich doch auch keinen Reim darauf machen. Zwar hatte er Mao kennengelernt, aber dieser war die letzten Jahrzehnte doch ziemlich undurchsichtig geworden. Tsukasa verbeugte sich tief vor Kyo.

"Verzeiht Kyo-sama...", murmelte er und presste die Lippen zusammen. Es war ihm einfach alles viel zu schnell gegangen. Und er wusste auch nicht wie stark Mao war. Er stammte aus Kyos Familie und diese war seit jeher die Mächtigste gewesen. Mit einem Reinblüter brauchte er sich eigentlich erst gar nicht anzulegen. Zwar war sein Blut nahezu rein...aber an die Macht eines wahren Reinblüters würde er nie ran kommen. Egal wie viel er trainierte und sich bemühte.

"Gestern...", wiederholte Kyo leise und überschlug seine Beine. Er nahm sein Glas und hielt es Tsukasa vor. Dieser verstand und nahm es entgegen. Es war offensichtlich, dass Kyo nach mehr Blut verlangte.

"Verstehe... Ich denke ich werde ihn schon finden und zur Rechenschaft ziehen.", gab dieser preis.

Damit wandte er sich auch schon ab und studierte weiter die Karte, während Tsukasa in der Küche verschwand, um neues Blut für Kyo zu bringen. Ein paar Sekunden später gab er Kyo das Weinglas neu gefüllt zurück.

"Ich muss noch einmal weg. Ein paar Angelegenheiten klären. Wenn Ihr mich bitte entschuldigt." Tsukasa verbeugte sich tief. Leider konnte er die Angelegenheiten der Organisation nicht schleifen lassen, das würde Kyo auch sicher nicht gern sehen.

"Tu das, ich werde hier schon selber zurechtkommen und mich auch direkt auf die Suche nach Mao machen. Wenn ich eine Pause mache, werde ich wieder kommen. Ich denke ja mal nicht, dass du ein Problem damit hast, wenn ich in deinen Gemächern nächtige.", meinte Kyo.

"Ihr könnt mich immer erreichen, wenn ihr mich braucht.", antwortete Tsukasa lediglich ruhig. Es war normal, dass Kyo sein Schlafzimmer in Anspruch nahm. Heutzutage war es nahezu unmöglich in Tokyo, Wohnungen mit Gästezimmern zu bezahlen.

Nachdenklich verließ er seine Wohnung und nahm Kontakt mit Shin auf, wie dieser es ihm aufgetragen hatte, berichtete er ihm alles. Es behagte ihm nicht so unter den Reinblütern hin und her zu spielen. Aber er hatte keine Wahl. Shin gehörte nicht umsonst in die obere Liga, auch wenn er verhältnismäßig jung war. Und auch wenn er oft sanft und schwächlich wirkte. Tsukasa traute diesem Schein nicht, es war immer eine gute Taktik sich dümmer oder schwächer zu geben als man war. Wenn der Gegner einen unterschätzte war man in jedem Fall im Vorteil. Ob Shin es aus diesem Grund tat...er bezweifelte es. Aber man wusste ja nie.
 

*~*~*Am nächsten Tag…ein paar Straßen weiter in Tokyo *~*~*
 

Langsam öffnete Ruki seine Augen. Was hatte ihn geweckt? Reita war es sicher nicht gewesen, der rüttelte, wenn er ihn wecken wollte, an ihm bis er murrend die Augen aufschlug. Aber was dann?

Erschrocken fuhr er hoch und sah sich hart schluckend um. Wo war er? Nur langsam sickerten seine Erinnerungen durch. In seinem Traum hatte er es als Einbildung abgetan, dachte es wäre nur seine blühende Fantasie. Doch es war wahr. Er war wirklich in dieser Wohnung, in diesem Bett. Er sah neben sich und lächelte sanft als er Reita sah, welcher noch friedlich schlief. Erst jetzt bemerkte er was ihn geweckt hatte.

Er musste aufs Klo.

Ergeben ließ er den Kopf hängen, hatte er doch eigentlich keine Lust aufzustehen, und glitt aus dem Bett. So leise er konnte, tapste er ins Bad und ging seinen Bedürfnissen nach. Danach machte er sich auf den Weg in die Küche, um etwas zu trinken und vielleicht Frühstück zu machen, doch als er dafür durch das Wohnzimmer ging, erschrak er sich zu Tode.

Da saß doch tatsächlich der junge Mann von gestern Nacht in einem der Sessel, die Beine seelenruhig überschlagen und den Dolch, den Ruki im Wohnzimmer hatte liegen lassen, in den Händen drehend.

"Weißt du, kleiner Ruki...", begann er ruhig und Ruki schauderte. Woher kannte er seinen Namen?

"Es gibt Räume, die sind nicht ohne Grund verschlossen." Mao sah auf und ihre Blicke trafen sich. Geschockt weiteten sich Rukis Augen. Gestern Nacht waren die Augen des Fremden braun gewesen, das wusste er noch ganz genau, hatte er sie doch sehr oft beobachtet. Doch heute sah er in strahlend blaue Augen, die so kalt waren wie der tiefste Winter.

Sein Blick huschte zur Wohnungstür, aber die war genauso wie Reita und er sie am Abend zurück gelassen hatten. Verschlossen.

"Wie...wie bist du...?", stammelte er ängstlich.

Ein kleines Lächeln zierte die Lippen des Fremden. "Wie schon gesagt, ich bin kein Mensch."

"Du spinnst doch!", brach es aus Ruki hervor. Dass er bis eben noch versucht hatte leise zu sein, um Reita nicht zu wecken, hatte er bereits wieder vergessen.

Lachend schüttelte Mao den Kopf und stand auf. Geschockt verfolgte Ruki dies mit. Also war es doch eine Falle gewesen! Vermutlich stand hier vor ihm ein verrückter Massenmörder. Wahrscheinlich hatte er sie hierher gelockt, um sie genüsslich aufzuschneiden und ausnehmen zu können. Ja das musste es sein.

Ängstlich drückte sich Ruki an die Wand in seinem Rücken, doch Mao legte das Messer weg, was ihn zumindest etwas beruhigte.

"Es gibt weit mehr in dieser Welt als ihr Menschen zu wissen glaubt.", meinte der Fremde ruhig. "Und eigentlich ist das auch gut so...aber...weißt du, ich mag dieses Spiel nicht mehr mitspielen."

Verwirrt sah Ruki ihn an. Er verstand kein Wort. Also war er kein Massenmörder? Oder war das Teil seines kranken Spiels? Aber irgendetwas sagte ihm, dass das hier kein Spiel war.

"Was bist du?", fragte er zittrig nach. Ruki wusste auch nicht woher die Frage kam, sie war einfach in seinem Kopf gewesen und er hatte sie ausgesprochen.

"Du glaubst mir?", fragte Mao sichtlich erstaunt und hob leicht beide Brauen.

"Nein."

"Das ist schade. Ich würde es dir ja zeigen, aber ich hatte nicht vor euch weh zu tun, und das will ich noch immer nicht. Ich habe nicht gelogen als ich gesagt habe, ich will euch helfen." Er verschwand und tauchte wieder vor Ruki auf. Geschockt sah dieser ihn an.

"Wie ist das...?"

"Teleportation. Zumindest ist das die Antwort auf deine Frage, wie ich hier her gekommen bin. Gerade habe ich mich einfach nur bewegt.", kam die gelassene Antwort noch ehe Ruki die Frage hatte zu Ende formulieren können.

Hart schluckte der Junge. Mao war ihm so nah. Es wäre ein leichtes ihm weh zu tun oder schlimmeres.

Der Größere beugte sich zu ihm.

"Du willst wissen, was ich bin?" Er lächelte gefährlich und seine Spitzen Eckzähne schimmerten auf. Erschrocken riss Ruki die Augen auf.

"Bitte...nicht.", wimmerte er und krallte sich an die Wand. Leise lachte Mao und tauchte wieder auf dem Sessel auf.

"Wie schon gesagt, ich habe nicht vor euch zu schaden. In keiner Art und Weise. Ich wollte lediglich eine Sache an euch erproben. Wie Menschen auf diese Tatsache reagieren und wie sie damit umgehen."

Überrumpelt ließ sich Ruki an der Wand runter sinken und starrte Mao fassungslos an, welcher jedoch seinen Blick von ihm abgewandt hatte und nun zur Schlafzimmertür sah.

"Ich glaube dein Freund ist aufgewacht.“, erwähnte Mao so beiläufig, als würde er über das Wetter reden und nicht gerade etwas wissen, was er unmöglich wissen konnte, schließlich hörte und sah man gar nichts von Reita. Doch so wirklich nahm Ruki diese Worte auch gar nicht wahr… Er hing in seinen Gedanken fest, denn jetzt wusste er wieder was so komisch an dem Fremden gewesen war. Was in Rukis Kopf Alarm geschlagen hatte und ihm am Abend zuvor das mulmige Gefühl beschert hatte.

Mao hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte er sei kein Mensch... seine Augen waren so ernst und überzeugend gewesen... und wenn Ruki ehrlich war, hatte er es ihm schon zu diesem Zeitpunkt geglaubt und nicht erst, als er die scharfen Zähne direkt vor sich gesehen hatte.

Auf einmal nahm er Schritte wahr und wie jemand ihn in seine Arme zog. Schutz suchend schmiegte er sich in Reitas Arme, welcher ihn an sich drückte und sanft streichelte.

"Alles okay?", fragte Reita leise, erntete jedoch nur ein Kopfschütteln von Ruki, was ihn verwirrte.

Er hatte Mao noch nicht bemerkt. Doch Reita spürte deutlich den Blick auf sich, was ihn aufsehen ließ. Sofort fixierte er den Mann, überlegte kurz, doch irgendwie war das alles ziemlich unlogisch.

"Was...was? Wie bist du hier rein gekommen?", fragte er verwirrt. Ruki krallte sich an seinen besten Freund und sprach für Mao.

"Rei...er...er hat gestern nicht gelogen.", murmelte er leise. "Zu keinem Zeitpunkt." Hart schluckte Ruki und blickte zu Mao.

Dieser saß wieder ganz entspannt im Sessel und beobachtete sie aufmerksam. Und irgendwas in diesem Blick beruhigte Ruki. Er wusste auch nicht was es war, noch immer konnte er diesem Mann nicht trauen und irgendwas sagte ihm auch, dass er gefährlich war, dass er schon sehr viele Leben auf dem Gewissen hatte. Doch Ruki spürte, dass er ihnen nichts tun würde. Er hatte es so oft gesagt und mehr oder weniger bewiesen. Er war gespalten was er glauben sollte.

Eine Weile betrachtete Mao wie Reita mit Ruki umging, ehe er sich dazu bequemte ihm zu antworten.

"Teleportation, mein Lieber.", meinte Mao ruhig. Er hatte wirklich eine Engelsgeduld mit diesen Kindern. Das war nicht selbstverständlich bei ihm. Er sah Reitas verwirrtes Gesicht und lachte.

"Erinnerst du dich denn nicht an das, was dein kleiner Freund dir eben gesagt hat? Ich habe nicht gelogen? Ich bin kein Mensch."

"Er ist ein Vampir, Reita...", nuschelte Ruki leise und Maos Augen begannen zu leuchten.

"So ist es.", lächelte der Vampir. Endlich...endlich war er an seinem Ziel. Jetzt konnte er seinen Bruder tatsächlich...

"Aber warum wir? Warum zeigst du UNS was du bist?", meinte Ruki verzweifelt, unterbrach so Maos Gedanken und starrte ihn fassungslos an.

Kurz war Mao von dem Ausbruch überrumpelt, hatte er einfach nicht damit gerechnet, doch er fing sich recht schnell wieder. Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen des Vampirs.

"Weil ihr die Augen nicht vor der Wahrheit verschließt. Weil ihr die wahre Welt schon kennt. Weil ihr wisst, wie grausam sie ist." Mao nahm wieder den Dolch drehte ihn ein paar Mal in seinen Händen und schmiss ihn schließlich in einer eleganten Bewegung quer durch das Wohnzimmer in eines der vielen Regale, die hier standen, sodass der Dolch in einem Buchrücken stecken blieb. Nachdenklich betrachtete er eine Weile das Silber, ehe er wieder zu den beiden Jungen sah.

"Und weil ich neugierig war, was ihr für Menschen seid. Das ist schon seit Jahrhunderten nicht mehr vorgekommen." Er lächelte leicht und Ruki hatte das Gefühl etwas wie Wärme in diesem Lächeln finden zu können. Sollte das wirklich alles wahr sein? Er räusperte sich verlegen.

"Du ernährst dich aber schon von Blut, oder?", fragte der kleine Junge schüchtern und sah den Vampir aus großen Augen an.

Nun war Mao total aus der Bahn geworfen. Er blinzelte kurz, ehe er sich schließlich wieder fing und nickte.

"Im Großen und Ganzen stimmen die Legenden über uns. Ja...ich ernähre mich von Menschenblut und ich bin einer der wenigen Vampire, die sich von lebenden Menschen ernähren...manchmal. Die meisten benutzen Blutspenden. Ich momentan auch. Keine Sorge ich habe heute Morgen gegessen... also werdet ihr nicht mein Mittagessen." Mao grinste leicht, fand er das doch irgendwie witzig. Aber die Menschen wurden von den Vampiren schon seit einer Weile nicht mehr als Beute betrachtet.

"Es sei denn ihr wollt es.", fügte er schließlich scherzhaft hinzu. Sofort schüttelte Ruki den Kopf was Mao amüsiert auflachen ließ. Der Kleine war zu süß.

"Ab..aber die Sonne?", brachte Reita nach langem Schweigen seinerseits hervor. Er hatte das alles erst einmal verdauen müssen, darüber nachdenken müssen. Und dabei waren viele Fragen aufgekommen. Auch diese, verstand er doch nicht wie Mao so in dem Wohnzimmer stehen konnte, ohne Schaden zu nehmen, denn die Sonne schien fröhlich durch das große Fenster in das Zimmer und erhellte den ganzen Raum. Mao saß direkt in ihr, aber nichts geschah. Reita hatte eigentlich gedacht, dass Vampire von der Sonne getötet wurden, aber scheinbar war dem nicht so, oder Mao log und war kein Vampir. Aber wie wäre er sonst hier rein gekommen, wenn nicht auf den Weg, den er ihnen gegenüber genannt hatte?

Fasziniert betrachtete er das hellhäutige Wesen und erhob sich langsam, ging auf ihn zu. Ohne zu überlegen streckte er die Hand nach Mao aus und berührte ihn an der Wange.

Von etwas weiter hinten hörte man Ruki scharf die Luft einziehen. Der Kleine konnte nicht begreifen, wie sich Reita so etwas trauen konnte. Hatte er den keine Angst?

Doch Mao ließ es einfach geschehen, lächelte nur vor sich hin.

"Warm seid ihr wirklich nicht. Ich habe mich schon immer gefragt, ob Vampire wirklich schon tot und demnach kalt sind.", stellte Reita schließlich fest. Ihn interessierte das Ganze irgendwie. Langsam fuhr er mit seinem Finger Maos Hals hinunter und ertastete die Pulsader, doch er spürte keinen Puls. Kurz musterte er ihn, ließ sich dann aber gegenüber von ihm auf der Couch sinken.

"Ich will mehr über euch wissen.", gab er kund, sah dann aber kurz zu Ruki und deutete ihm an, sich neben ihm sinken zu lassen. Er wollte ihn da nicht alleine sitzen lassen.

Auf Maos Gesicht hatte sich ein zufriedener Ausdruck gelegt.

"Ich habe mich wirklich nicht in euch getäuscht.", summte er zufrieden. Er hob leicht die Hand und schon lag der Dolch wieder in dieser. Kurz putzte Mao ihn, ehe er ihn wieder auf den Tisch legte, er mochte einfach keine Unordnung. Sein Blick wandte sich zu Ruki, welcher noch immer wie versteinert an der Wand klebte und von Reita zu Mao und wieder zurück starrte.

"Wovor hast du Angst? Ich habe dir schon gesagt, dass ich euch nichts tun werde.", meinte Mao mit einem sanften Lächeln und hoffte, dass er Ruki somit dazu bewegen konnte, sich neben Reita zu setzen.

Der Kleine schluckte nur und stand zittrig auf. Als er sich schließlich neben Reita setzte, zog dieser ihn an sich und streichelte ihn beruhigend. Mao schien nur darauf gewartet zu haben, denn nun wandte er sich dem Älteren der Beiden zu.

"Um auf deine Frage von eben einzugehen, die Sonne macht mir nichts aus." Er lächelte. "Du musst wissen. Es gibt zwei Arten von Vampiren, die ihr Menschen sehr gerne vermischt und somit fast unsere Art verfremdet. Es gibt gebissene...und geborene Vampire." Mao lächelte und diesmal sah man keine unnatürlich langen Eckzähne mehr. Sie waren einfach verschwunden, diente das doch auch zur Tarnung vor den Menschen.

"Den Gebissenen macht es bis zu einem gewissen Alter tatsächlich etwas aus in der Sonne zu stehen. Sie sterben zwar nicht sofort, aber doch recht schnell. Ab einem bestimmten Alter werden sie aber resistenter. Dennoch wird die Sonne sie immer in einem gewissen Maße schwächen. Und bei den Geborenen...nun ja...viele von uns mögen die Sonne nicht sonderlich, sie blendet uns und wir bekommen auch gern mal Kopfschmerzen. Was mich jedoch angeht...ich bin Sonnenresistent. Ich kann mich tagsüber frei bewegen." Mao strahlte regelrecht, als er das sagte. Er empfand es wirklich als vorteilhaft, dass die Sonne auf ihn keine andere Wirkung hatte, als auf Menschen. Er mochte das Tageslicht, es wäre eine Schande sich in diesem nicht bewegen zu können ohne Kopfschmerzen oder andere kleine Behinderungen zu bekommen.

"Aber was willst du jetzt genau mehr wissen?", hakte er schließlich nach. Es gab immerhin eine Menge zu erzählen. Und auf alles hatte Mao nun auch wieder keine Lust.

Reita war erst einmal die Spucke weggeblieben. Es war so eine Kleinigkeit gewesen, die Mao ihm erzählt hatte und doch hatte sie seine ganze Vorstellung von Vampiren zerstört. Langsam fasste er sich wieder. Schließlich wollte er seine Fragen beantwortet wissen.

"Wow.. hätte ich nicht gedacht. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass Vampire blutrünstige Monster sind, die nur Nachts jagen und die Menschen gnadenlos töten, um an mehr Macht zu kommen… Hmm naja und ich dachte eben, die Sonne tötet sie, genauso wie Silber und ein Pflock ins Herz - wobei, habt ihr überhaupt noch eins? Und was ist mit Knoblauch? Kann man sich so vor euch wirklich schützen?? Seid ihr wirklich so hinterhältig, wie die Menschen es immer wieder sagen? Ich möchte einfach alles wissen, bitte erzähl es uns. Mich interessiert das wirklich... Ich habe schon einmal einen Vampir gesehen - glaube ich." Reita sprach einfach drauf los, wollte er doch unbedingt seine Neugierde befriedigen, wollte unbedingt mehr erfahren, so konnte er danach immerhin sicherer vor diesen Wesen sein. Das war auch mehr oder weniger sein Ziel.

Mao lachte auf diesen Fragensturm eine Weile, fand er es doch zu amüsant. Doch jetzt musste er wohl oder übel doch sehr viel erklären. So viele Fragen. Doch es bereitete ihm etwas Sorge, dass Reita meinte schon einmal einen Vampir gesehen zu haben. Natürlich gab es genug von ihnen in Tokyo, das wusste Mao. Aber normal hielten sie sich verdeckt, wie konnte Reita ihn dann erkannt haben? Das gefiel Mao zwar nicht, doch eigentlich war es jetzt auch egal.

Seufzend fuhr er sich durch die Haare. Kurz dachte der Vampir nach wo er anfangen sollte. Am besten mit Reitas Fragen.

"Wir sind keine Monster. Diese Geschichten entstammen der Fantasie der Menschen und ihrer Angst. Es ist wahr, dass wir Blut trinken und früher haben wir die meisten Menschen, von denen wir getrunken haben, getötet, auch das stimmt...aber wir trinken ja auch nicht jede Nacht. Mittlerweile ernähren wir uns auch nicht mehr ausschließlich von lebenden Menschen, das verbietet uns unser-... sagen wir unsere Regierung. Zwar dürfen wir noch immer, wenn auch nur die Geborenen unter uns, aber...es wird nicht so gern gesehen. Die meisten sind auf Blutkonserven umgestiegen."

Mao machte eine Pause und zog die Beine ran, um es sich bequemer zu machen. Das würde jetzt eine lange Erzählrunde werden. Aber er hatte es ja so gewollt. Mao hatte gewusst, dass Fragen kommen würden. Und dennoch hatte er dieses Experiment gewagt. Er hatte es wagen müssen.

"Mhm...und mehr Blut verleiht uns auch nicht mehr Macht. Es erhält uns am Leben ja...aber Menschenblut stärkt uns nicht. Das kann nur Vampirblut. Aber die wenigsten Vampire erlauben einem anderen, ihres zu trinken. Das ist meist unter Pärchen verbreitet, da sich damit eine sehr starke Bindung zwischen zwei Vampiren aufbaut, wenn es regelmäßig geschieht." Mao sah in die Ferne und spielte mit seinen Ringen. Eine Weile schwelgte er in Erinnerungen. Doch Rukis Räuspern brachte ihn in die Realität zurück.

"Oh ja...eh, töten. Sonne bei Gebissenen, wie gesagt. Silber stimmt auch. Wie ihr vielleicht gemerkt habt, besitze ich viele Silbergegenstände." Er grinste schief. "Allerdings muss man vorsichtig sein. Bei einem geborenen Vampir müsst ihr wirklich mit reinem Silber kommen, sonst hat er selbst bei einem Stich durchs Herz noch Chancen zu überleben. Es gibt sogar einen Vampir, der reines Silber im Herz überlebt hat. Und damit sollte deine Frage beantwortet sein. Ja wir haben Herzen. Und ja, sie schlagen. Unsere Herzen schlagen eigentlich sogar viel schneller als eure. Deswegen könnt ihr unseren Puls nicht spüren, auch eure Maschinen nicht. Die Frequenz ist viel zu hoch, um messbar zu sein. Und Knoblauch... ehm... ganz ehrlich ich mag Pizzen mit gaaanz viel Knoblauch. Wie ihr Menschen auf diese hirnrissige Idee gekommen seid, frage ich mich schon immer."

Damit dürften diese Fragen schon mal eindeutig beantwortet sein, hoffte er mal.

Mao grinste breit. Er könnte diesen Jungen so viel erzählen, würde es auch tun, wenn sie ihn fragten. Schon um Kyo zu ärgern, war es ihnen doch eigentlich verboten mit normalen Menschen darüber zu sprechen. Aber Mao wusste einfach nicht wo er anfangen sollte, weshalb er hoffte, dass Ruki und vor allem Reita ihm mit ein paar Fragen nachhalfen.

Die beiden Jungen hatten aufmerksam zugehört, doch während Ruki dem allem fassungslos und teils auch ungläubig gefolgt hatte, schmunzelte Reita vor sich hin.

"Wie lebt ihr denn so... genauso wie wir... ich meine wir haben ja auch eine Regierung, oder ist das bei euch anders?", fragte Reita schließlich, interessierte es ihn doch wirklich, wie sie so lebten, was für Regeln sie hatten, ob sie sich wirklich unter sie gemischt hatten und die Menschen es gar nicht bemerkten.

Maos Kopf glitt in die Schräglage. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Doch auch sie würde er ohne Murren beantworten.

"Wie wir leben? Auf Regierung bezogen? Mhm..." Mao dachte kurz nach. "Früher...lebten Vampire in einer Monarchie. Wir hatten Familien, die sehr hoch standen, die adeligen oder auch reinblütigen, jene in deren Linien kein noch so winziger Tropfen Menschenblut vorkam, dann kamen geborene Vampire, die kein reines Blut hatten, die gebissene oder Menschen in ihrer Familie hatten und zum Schluss letztlich die Gebissenen. Es war aber nicht wie die Ständegesellschaft damals. Natürlich gab es Familien, die sich mit der Macht abwechselten, aber niemand wurde unterdrückt. Nach dem zweiten und schon im ersten Weltkrieg verloren wir aber sehr viele unserer Artgenossen. Die geborenen Vampire sind nahezu ausgerottet. Seit dem gibt es eine...Organisation für die eigentlich alle Vampire arbeiten...diese beruht von der Macht her auf einem ähnlichen Prinzip. Es ist schwer zu erklären was sie machen und wie sie das machen.", versuchte Mao es irgendwie Reita verständlich zu machen ohne zu sehr in komplizierte Details und Regeln einzudringen.

"Momentan haben die 4 ältesten Vampire die Macht inne. Sie sind die einzigen Reinblüter und somit die wohl mächtigsten Vampire."

Das ließ er erst einmal sacken und verschwand kurz aus seinem Sessel, ehe er in eben jenem mit einem Glas Cola in der Hand wieder auftauchte. Langsam trank er einen Schluck und legte die Beine auf den Couchtisch, beobachtete die Kinder.

Reita hatte aufmerksam der Beantwortung seiner Frage zugehört. Er durchkämmte seinen Kopf nach weiteren Fragen, ehe er auf etwas in Maos Erklärung stieß, das ihn stutzig machte.

"Ano.. wieso besitzt du so viel Silber??? Ich meine um Menschen zu töten brauchst du das ja nicht... heißt das du jagst deinesgleichen?", fragte Reita ihn zögerlich. Er hoffte auf eine ehrlich Antwort seines Gegenübers.

Darauf angesprochen legte sich ein trauriges Lächeln auf Maos Lippen.

"Ich...jage sie nicht. Ich bin der Gejagte." Mao nahm den Dolch nachdenklich wieder in die Hand, stellte dafür seine Cola ab, und drehte ihn.

"Ich habe als ich...jünger war, Mist gebaut und seitdem bin ich auf der Flucht."

"Deswegen hast du keine Heimat oder? Du hast zwar Wohnungen und Geld ohne Ende...aber du hast deine Heimat verloren...deine Familie?", murmelte Ruki leise, mischte sich so zum ersten Mal seit langem wieder in das Gespräch. Mao nickte.

"Ich kann nicht zurückkehren.", bestätigte er und auch wenn er es zu vertuschen versuchte - man sah ihm an, dass es ihm nicht egal war.

"Vermutlich würden sie mich hinrichten...ich weiß es nicht. Ich habe gegen so viele Gesetze verstoßen, seit ich auf der Flucht bin. Aber um ehrlich zu sein ist mir das egal. Ich will mein Leben leben wie ich es für richtig halte und mich nicht an ein hirnrissiges System binden."

Eine Weile herrschte Schweigen. Ruki fühlte mit Mao mit, während Reita sich alles was er gehört hatte abspeicherte. Doch dann kamen wieder neue Fragen. Wie konnte es auch anders sein? Dieses Thema war schier unerschöpflich. Und Reita wurde nicht müde zu fragen.

"Was bist du…also ein Gebissener bist du ja nicht, aber gehörst du zu den Reinblütigen?", fragte er und sah den Anderen genau an, wollte er doch wirklich alles erfahren. Wobei ihm auch schon wieder eine Frage einfiel.

"Wer ist dieser Vampir, der Silber in seinem Herzen überlebt hat?? Ist er sehr mächtig?", hakte er weiter nach, den Anderen noch immer musternd. Reita wollte wissen wie er auf seine Fragen reagierte, er wollte jede Änderung in seiner Mimik mitverfolgen können. Das alles faszinierte ihn wirklich wahnsinnig und Reita freute sich, dass er sich gerade mit einem Vampir unterhalten konnte ohne gleich Angst haben musste, jeden Moment von ihm gebissen zu werden. Wenn er ehrlich zu sich war, glaubte er schon länger an Vampire, auch wenn er sich nicht erklären konnte warum er das tat.

Gerade wollte Mao ansetzen um weiterzusprechen und Reitas Wissensgier zu stillen, als ihm etwas anderes in den Sinn kam.

"Sagt mal...habt ihr schon was gegessen?", wechselte er das Thema. "Ach...was frag ich?" Mao grinste, er musste es doch selber wissen. Und schon war er wieder weg. Wenig später tauchte er mit einem reichlich mit Essen gefüllten Tablett wieder auf und stellte es auf den Tisch, nahm sich eines der Brötchen, beschmierte es mit Erdbeermarmelade. Entspannt ließ er sich wieder in seinen Sessel fallen.

"Vampir sein ist schon manchmal praktisch." Er lachte. "Bedient euch ruhig." Empört wedelte er mit der Hand rum, als er Rukis unsicheren Blick sah. "Ich dachte du glaubst mir, dass ich nicht gelogen habe."

Leicht nickte der kleine Junge.

"Also...was sollte ich dir tun? Willst du doch noch den Dolch in die Hand? Dann kannst du ihn mir rein rammen sollte ich dir wider erwarten doch etwas tun." Schüchtern schüttelte Ruki den Kopf und ließ Mao mit der scheuen Geste lächeln.

"Siehst du? Aber nimm ihn ruhig, wenn es dir dann besser geht.", meinte er und sah Ruki warm an. Er sollte keine Angst vor ihm haben. Denn dazu bestand wirklich kein Grund.

Er sah zu Reita, welcher sich höflich bedankt hatte und nun ein Brötchen mit Käse belegte und schließlich in dieses rein biss, dabei jedoch nicht wirklich die Augen von Mao ließ. Mao tat es ihm nach und biss ein Stück seines Brötchens ab, knurrte dann jedoch leise. Er nahm sich Schokostreußel und verstreute sie auf der Erbeermamelade. So war es schon viel besser. Mittlerweile hatte auch Ruki zu essen begonnen, was Mao erleichterte.

"Ich bin Reinblüter. Und glaube mir, ich bin nicht stolz drauf. Es ist aber sehr praktisch, da mich meine Verfolger so nicht sofort angreifen und ehe sie sich doch dazu entscheiden, bin ich meist weg. Sie haben Hemmungen einen Reinblüter anzugreifen, nicht nur der Macht wegen, sondern auch weil wir...so etwas wie Götter für sie sind. Sie haben sehr viel Respekt vor uns.", erklärte er schließlich weiter, nachdem er geschluckt hatte. Nachdenklich verschlang er sein Brötchen und ließ sich Zeit mit der Antwort auf Reitas andere Frage.

"Ja dieser Vampir ist sehr mächtig. Meines Wissens ist er der älteste lebende Vampir." Mao biss die Zähne zusammen. "Und mein älterer Bruder...", murmelte er zerknirscht. Nun leicht frustriert kaute er auf seinem Brötchen herum, malträtierte es regelrecht.

"Dein Bruder?!", brachte Reita hustend hervor. Er hatte sich wirklich sehr erschrocken, konnte er doch einfach nicht glauben, dass auch Vampire Geschwister haben konnten. Er verstand generell nicht wie Tote Kinder gebären konnten. Oder waren Vampire am Ende gar nicht tot?

"Ano... darf ich fragen, wie das bei euch überhaupt funktioniert? Ich meine ihr seid tot, können Frauen dann überhaupt Schwanger werden, oder wie passiert das bei euch?", fragte Reita die Frage, die irgendwie die ganze Zeit schon in der Luft hing.

"Ja, mein Bruder. Er ist aber auch gut doppelt so alt wie ich...", kam es seufzend von Mao. Dieser verstand Reitas Schock gar nicht, war es für ihn doch einfach normal. Unsicher zuckte er mit den Schultern.

"Ich dachte, du hättest den Stammbaum gestern gesehen? Du müsstest es doch bemerkt haben." Er sah Reita in die Augen und grinste dann schief.

"Wir sind nicht tot.“, stellte er nun jedoch endlich mal klar. „Das ist etwas was ihr Menschen erfunden habt, als ein paar von euch bemerkt haben, dass wir keinen Puls haben, oder eher dachten wir hätten keinen. Aber wir sind genauso lebendig, wie ihr auch. Zwar stirbt man als Mensch, wenn man ein Vampir wird, aber das ist nicht gleich dem, wie wenn ein Mensch stirbt. Vampire sind auch nur eine normale Rasse auf der Welt, wie…keine Ahnung…du fragst mich doch auch nicht ob Pferde tot sind, oder?“ Er sah Reita ernst an.

Irgendwie wurmte es Mao, dass die Menschen sie für tot hielten. Aber wen würde das auch nicht wurmen? „Demzufolge geht es natürlich auch, Kinder zur Welt zu bringen. Das ist gar nicht mal so viel anders als bei euch. Nur…ist eine Geburt bei uns viel…gefährlicher für die Mütter. Nur wenige Vampire schaffen das. Meine Mutter...ist daran gestorben." Mao biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick, er dachte nicht gern daran.

"Eigentlich hat mich mein großer Bruder groß gezogen...unser Vater war nie da...und bald war auch er tot..." Leicht zuckte er mit den Schultern. "Schon unglaublich oder? Da haben wir schon ein schier endloses Leben und man verliert als gerade mal 38 Jähriger seine ganze Familie außer den Bruder."

Mao lachte bitter und schüttelte den Kopf.

"Naja...das interessiert euch sicher nicht."

Reita hatte ihn ausreden lassen. Er war auch viel zu geschockt, um direkt antworten zu können. Vampire waren nicht tot? Er schielte kurz zu Ruki, doch der schien nicht sonderlich überrascht. Aber es wirkte auch nicht so, als hätte er es gewusst. Unsicher kaute Reita auf seinem Brötchen herum. Er musste diesen Schock jetzt wirklich erst einmal verdauen. Die Vorstellung, dass Vampire Lebewesen waren, genau wie sie…sie klang in seinen menschlichen Ohren so absurd. Die tragische Geschichte über Maos Familie interessierte Reita nicht sonderlich. Doch als er sich gefangen hatte, sprach er dennoch der Höflichkeit wegen sein Beileid aus. Mao wusste doch eh, dass er mit seinen eigenen Worten recht gehabt hatte. So wurde lediglich die Form gewahrt. Nachdenklich fuhr sich Reita durch die Haare, ehe er sich ein neues Brötchen belegte. Nun, wo er wusste, dass Vampire lebten, wie auch immer, kamen ganz neue Fragen auf. Doch ehe er sie stellen konnte, warf Ruki plötzlich ganz unvermutet etwas in die Runde.

"Wie heißt du eigentlich?", fragte er.

Überrascht sah ihn Mao daraufhin an.

"Ich hab mich noch nicht vorgestellt?" Der kleine Blondschopf schüttelte den Kopf. Genervt schlug sich Mao die Hand gegen die Stirn.

"Mein Name ist Mao...und ich wurde zu Zeiten geboren wo Nachnamen selten waren...oder aus den Berufen entstammten...deswegen habe ich keinen.", meinte er. Auch wenn das gelogen war. Er hatte einen. Aber da seine Familie adelig war, wollte er ihn nicht benutzen. Wie sah das denn aus? Er hielt sich nicht für etwas Besseres.

Reita nickte leicht. Jetzt wusste er zumindest seinen Namen. Aber in seinen Augen gab es wichtigere Fragen.

"Ano.. müsst ihr eigentlich essen, oder macht ihr das einfach nur aus purer Langeweile?", fragte er dann, wollte er doch weiterhin mehr über diese Rasse erfahren. "Und gibt es auch noch andere Sachen außer Vampire auf der Erde? Also Hexen, Elfen oder so etwas?", hakte er weiter nach.

Mao, der sich gerade ein weiteres Brötchen schmierte, stockte in der Bewegung. Eine Weile war es still, ehe Mao losprustete und schnell sein Brötchen ablegte, damit es nicht runterfiel. Lachend schüttelte er den Kopf und versuchte sich zu beruhigen.

"Oh Gott...bitte verzeih...ich weiß...du kannst das nicht wissen aber...die Vorstellung..." Haltlos lachend schüttelte Mao den Kopf. Wie kamen die Menschen nur auf so absurde Gedanken? Dass die Existenz von Vampiren für Menschen genauso absurd war, darauf kam er nicht. Wie auch. Er war ja als Vampir geboren. Er kannte es nicht anders. Langsam fing sich Mao wieder und konnte weitersprechen.

"Nein, gibt es nicht. Wie sollten diese denn aussehen?" Er kicherte und biss in sein Brötchen. "Nein weitere Überraschungen als uns hat die Welt nicht mehr zu bieten. Ziemlich langweilig nicht?", meinte er.

Als Mao sich so über ihn lustig machte, verschränkte Reita seiner Arme vor seiner Brust und knurrte den Anderen an.

"Hey, ihr seid auch Fantasiewesen für Menschen, warum sollte ich dann nicht denken, dass es auch so etwas gibt?", fragte er eingeschnappt, mochte er es doch nicht, wenn man sich über ihn lustig machte.

Doch von Mao erntete er nur ein müdes Lächeln.

Dieser nahm wieder sein Brötchen in die Hand und machte sich munter ans schmieren. Als er da so dabei war, fiel ihm auch wieder Reitas erste Frage ein.

„Ach ja…essen.“ Er lächelte und sah zu Reita. "Es schmeckt, also warum sollten wir nicht essen? Viele Gebissene machen es nach der Verwandlung aus Gewohnheit und wir...tja..." Gelassen zuckte Mao mit den Schultern. Er wusste nicht woher sie es hatten. Essen war für sie wirklich einfach nur ein Genussmittel. Aber das konnte Blut auch sein.

"Außerdem fällt man dann nicht so unter den Menschen auf.", ergänzte er schließlich.

Trotzig war Reita unterdessen aufgestanden. Er war noch immer beleidigt, dass Mao über ihn gelacht hatte.

"Mir fällt nichts mehr ein was ich dich fragen kann…", gab er von sich. Er stellte sich ans Fenster und musterte die Straße, die an dem Wohnblock vorbeiführte.

"Wie lange dürfen wir überhaupt bleiben... ich könnte mich nie an so ein Leben gewöhnen - nicht mehr.", fragte er, sah Mao dabei aber nicht an.

Reita mochte sein Leben auf der Straße, da wusste er wenigstens was wichtig war, nämlich nur Ruki.

Leise stieß Mao die Luft aus und schloss entspannt seine Augen.

"Mhm...wie lange?" Er streckte sich.

"So lange ihr wollt. Ich habe euch die Wohnung geschenkt, auch wenn ich euch bitte in meinem Arbeitszimmer nichts zu berühren, es sei denn ihr müsst euch mal gegen Meinesgleichen verteidigen. Dann ist das natürlich eine Ausnahme."

Nachdenklich sah er zu Reita und musterte ihn. Es gefiel ihm nicht, dass dieser nicht bleiben wollte.

"Und wenn ihr das als Zufluchtsort benutzt? Ich weiß, dass das Leben auf der Straße hart ist. Wenn ihr verletzt seid, oder es sehr kalt wird so wie gerade...wäre es dann nicht besser einen Ort zu haben, an dem man sicher und geschützt ist?" Aufmerksam beobachtete er den Jungen und nahm aus dem Augenwinkel war, wie Ruki leicht den Kopf senkte und sich auf die Unterlippe biss. Offenbar war dieser das Straßenleben nicht ganz so gewohnt wie Reita.

"Wie dem auch sei. Ich lasse euch diese Entscheidung. Ich werde zwar ab und an mal vorbei schauen, wenn ich was von hier brauche, aber ansonsten überlasse ich euch das hier alles. Solange ihr mir nicht Dinge von hier verkauft..." Mao zuckte mit den Schultern. "Und solltet ihr mal Hilfe brauchen, in welcher Art auch immer...denkt einfach ganz fest an mich."

Er lächelte die Kinder warm an.

"Ich bin dann weg." Und nahezu zeitgleich mit diesen Worten hatte er sich in Luft aufgelöst.

Nachdenklich sah Ruki auf den Platz, wo Mao bis eben gesessen hatte. Unsicher drehte er seinen Blick zu Reita.

"Was meinst du?", fragte er leise. Er würde gern hier bleiben. Aber natürlich konnte er Reita nicht zwingen. Seufzend stellte er fest, dass sie in derselben Situation waren, wie in der Nacht zuvor. Nur, dass ihre Köpfe nun mit sehr verwirrendem Wissen gefüllt waren. Aber jetzt glaubte Ruki Mao wenigstens, dass er ihm trauen konnte. Wenn er auch nicht wusste woher dieses Vertrauen kam. Es war da.

Langsam hatte sich Reita umgedreht und lehnte nun am Fenster. Eine Weile hatte er Ruki gemustert. Doch er kannte seinen Kleinen einfach zu gut.

„Wir werden die Nächte hier verbringen, aber den Rest verbringen wir draußen, okay?", gab er kund und ging zu dem Kleinen und zog ihn in seine Arme, wollte er ihn jetzt doch einfach bei sich spüren.

"Ich denke, das wäre am besten. Dann muss auch nicht immer einer von uns wach bleiben." Sanft strich er Ruki durch sein Haar, bevor er sich löste und sich etwas Warmes anziehen ging.

Dieser hatte den Worten sehr zufrieden gelauscht und war nun enttäuscht, dass Reita sich einfach von ihm gelöst hatte.

"Das wird wohl das Beste sein.", erwiderte er schließlich etwas verspätet und eher zu sich selbst, als zu seinem besten Freund. Wenn Reita das sagte, war es das auch. Reita wusste immer was das Beste für sie war. Ausnahmslos.

Eine Weile saß er da, bis Reita wiederkam.

"Na dann komm, los geht's.", grinsend sah er zu Ruki. Dieser nickte und sprang sofort auf um zu ihm zu laufen. Sanft küsste er Reitas Wange.

"Ich hab dich lieb, Rei...", nuschelte er. Als sie sich ordentlich und winterfest angezogen hatten, verließ er mit Reita die Wohnung und schloss sie ordentlich zu.

"Lass uns heute Abend baden.", beschloss Ruki grinsend. Ab jetzt würde das Leben um einiges besser werden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück