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Bleib

NaruSasuNaru
von

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1. I don't know why I'm scared, 'cause I've been here before
 


 

Sasuke kannte noch den Weg. Er erinnerte sich daran, nach einer markanten Stelle am rechten Wegrand Ausschau zu halten, die jederzeit in Sicht geraten musste. Dort stand eine Lärche, deren Äste so von Misteln überwuchert waren, dass man sie kaum noch erkennen konnte. Direkt hinter der Lärche zweigte ein schmaler Pfad von dem Weg ab, dem Sasuke gerade tief in den Wald hinein folgte. 

Er blickte nach oben. Der Himmel war kaum zu sehen. Hier, weiter unten am Berg, wuchsen viele Nadelbäume, vor allem hohe, dichte Tannen, die dem guten Wetter trotzten und der Umgebung eine düstere und beinahe schwermütige Atmosphäre verliehen. Der Wald hatte sich in all der Zeit kaum verändert. Nur der Farn am Wegrand schien jetzt höher zu stehen, denn er ging Sasuke fast bis zur Brust. Der Eindruck konnte jedoch reine Einbildung sein. 

Der matschige Boden gab seine robusten Stiefel nur unwillig wieder frei. In der Nacht hatte es geregnet. Jeder Schritt wurde von einem zähen Schmatzgeräusch begleitet. Statt das Auto zu nehmen und bis ganz nach oben zu fahren, hatte Sasuke es weiter unten geparkt und beschlossen, das letzte Stück zu Fuß zu gehen. Es war still und friedlich im Wald, niemand sonst war unterwegs. Sasuke fühlte sich irgendwie fehl am Platz, er war durch und durch ein Stadtmensch. Er konnte sich nicht erinnern, wann er seine Freizeit das letzte Mal 'draußen in der Natur' verbracht hatte, geschweige denn an einem so abgelegenen Ort. Und doch spürte er, wie ihn die Einsamkeit der Umgebung langsam entspannte, je weiter er ging. Es war überraschend, dass er eine Art Vertrautheit dabei empfand.

Als er an die Stelle kam, die er gesucht hatte, bog er ab. Der Pfad war so von hohen Gräsern und Farnen überwachsen, dass es für Sasuke ein Leichtes gewesen wäre, ihn zu übersehen, hätte er nicht gewusst, dass er da war. Schmal und gewunden schlängelte er sich durch das Unterholz, bis er nach einigen Minuten Fußmarsch plötzlich steil anstieg und in ein lichteres Waldstück mündete. Sasuke hatte die Abkürzung oft benutzt. Ein dünner Schweißfilm stand ihm auf der Stirn, nachdem er die Anhöhe erklommen hatte. Hier standen die Bäume weniger dicht, und die Baumkronen gaben den Blick auf einen strahlend blauen Himmel frei. Es war früher Nachmittag. Die kühle Feuchtigkeit, die sich weiter unten in den Bergen einen ganzen Tag lang halten konnte, war einer sommerlichen Wärme gewichen. 

Die Luft roch frisch und würzig, nach feuchter Erde, Moos und Blättern. Irgendwo zur Seite hörte Sasuke einen Specht. Sein Klopfen hallte laut wider, als bildeten die hohen Wipfel eine Kuppel. Äste knackten unter Sasukes Sohlen, und die Finger der wuchernden Farne strichen leicht über seine Beine. Seine Hosen waren längst nass von den Regentropfen, die er im Vorbeilaufen von den Unterseiten der Blätter abstreifte, und dreckig vom Matsch waren sie sowieso. Sasuke kümmerte das nicht weiter. Er trug ein schlichtes, leichtes Baumwollhemd und eine einfache Jeans, die er sonst selten benutzte. Die alte, eingerissene Bluejeans hatte er längst weggeworfen, ebenso wie seine abgetragenen Hemden. Die Lederstiefel waren das einzige, was er von damals noch besaß. Regen und schlechtes Wetter gab es schließlich auch in der Stadt. 

Nachdem er eine weitere halbe Stunde gegangen war, traf der Pfad schließlich wieder auf den breiteren Weg, von dem er abgezweigt war und der in einer großen Schleife zu seinem Ziel führte. Sasukes Atem wurde unmerklich flacher, ein wenig schneller. Er war jetzt fast da.

Von weiter vorne driftete ein krachendes, dumpfes Geräusch herüber. Es kam in regelmäßigen Abständen. Sasuke folgte ihm, und kurz darauf kam er an den Rand einer offenen, grasbewachsenen Stelle. Warmes Sonnenlicht flutete die Lichtung und verlieh allen Formen scharfe Konturen und blendende Farben. Am Rande war ein großer schwarzer Jeep geparkt, neben einem Stapel unzersägter Baumstämme. Dahinter befand sich ein großer Haufen Holzscheite. Eine kleine Hütte versteckte sich halb zwischen den Bäumen. Unsere, dachte Sasuke unwillkürlich. In der Mitte der Lichtung, mit dem Rücken zu Sasuke, stand ein Mann über einem abgesägten Baumstumpf und hackte Holz. Ein weißes Stück Stoff lag neben seinen Füßen im Gras, höchstwahrscheinlich sein T-Shirt. Sein Rücken glänzte vor Schweiß. Das blonde Haar klebte ihm im Nacken. Er schien völlig von seiner Arbeit absorbiert zu sein, denn er hatte Sasukes Kommen nicht bemerkt.

Sasuke blieb im Schatten stehen. Aus Reflex langte er nach der Packung Zigaretten in seiner hinteren Hosentasche. Es juckte ihn in den Fingern, sich eine anzuzünden, doch nach einem kurzen Kampf mit sich selbst lehnte er sich schließlich nur mit der Schulter gegen den nächsten Baum, die Beine überkreuzt und die Daumen in die Hosentaschen eingehakt. Für eine Weile genoss er es einfach, den Bewegungen des Mannes zuzusehen.

Gerade als Sasuke mit dem Gedanken spielte, still wieder zu gehen – noch konnte er es – hielt der blonde Mann plötzlich inne und ließ die Axt halb sinken. Seine Schultern spannten sich an. Sasuke konnte nicht umhin, sich seinen Gesichtsausdruck vorzustellen, jetzt da er merkte, dass er beobachtet wurde. Aus einem unerfindlichen Grund stahl sich ein süffisantes Grinsen auf Sasukes Lippen. Es war nicht unbedingt angemessen, aber es fühlte sich seltsam folgerichtig an, beinahe natürlich. Der Mann drehte sich um.

Die leicht geöffneten Lippen, die fast unsichtbaren Narben auf seinen Wangen, die runden Augen – und ihr atemberaubendes Blau. Es war so unverkennbar Naruto, dass Sasukes Magen sich unerwartet zusammen krampfte. Überraschung, Schock und unverfälschte Freude wechselten einander in Narutos Gesicht ab. Für einen Sekundenbruchteil verriet es das Verlangen danach, Sasuke in einer heftigen Umarmung an sich zu drücken, und Sasuke wünschte sich nichts mehr, als dass er es einfach täte. Dann zog sich eine dunkle Wolke darauf zusammen, und es wurde einfach nur finster. Dieses neue, wütende Gesicht blieb und hätte Sasuke dazu bringen können, sich zu krümmen und zu winden. Aber er krümmte sich nicht. Irgendwo in ihm war gar etwas Kleines und Boshaftes, das er am liebsten zertreten hätte, weil es frohlockte, im Fokus eines solchen Blickes zu stehen. 

Naruto zielte mit dem Finger auf Sasukes Brust, wie um etwas zu sagen – etwas zu rufen, ihn anzuschreien, anzuklagen, zu brüllen, ihn windelweich zu prügeln –, es war, als türmte sich eine riesige Flutwelle aus Wut in ihm auf. Er ballte die ausgestreckte Hand zu einer Faust, mit der er Sasuke in seiner Vorstellung anscheinend gerade den Hals umdrehte. Narutos Zorn war mehr als nur ein momentaner Affekt. Sasukes Grinsen war längst verschwunden, doch er weigerte sich, den Blick abzuwenden, und schließlich war es Naruto, der seine Hand sinken ließ, wenn auch nach einem sichtlichen inneren Kampf.

»Sasuke.« Die Bitterkeit in Narutos Stimme war nicht zu überhören. »Ich kann nicht behaupten, dass ich noch damit gerechnet habe, dich irgendwann wiederzusehen.«

Vermutlich war dies noch das Freundlichste, was er ihm zu sagen fähig war. Naruto strahlte eine solche Wut aus, dass er mit der Axt in der Hand bedrohlich aussah, aber er versuchte ganz offensichtlich, sich zurückzuhalten. Menschenfreund, der er war. Kurz war Sasuke sich nicht sicher, ob er einen impulsiven, ehrlichen Angriff mit dieser Axt nicht mehr willkommen geheißen hätte als ein widerwilliges, kurz angebundenes Gespräch, mit dem ein Minimum an Höflichkeit aufrecht erhalten wurde, wie man es auch einem x-beliebigen Fremden zugestehen würde. Er wollte Narutos Höflichkeit nicht. Er würde kein x-beliebiger Fremder sein. 

Sasuke stieß sich mit der Schulter vom Baum ab und verlagerte sein Körpergewicht wieder auf beide Beine. Er wollte am liebsten auf Naruto zugehen, aber das offensichtliche Missfallen in Narutos Haltung ließ ihn bleiben, wo er war. 

»Das habe ich auch nicht erwartet«, sagte er schließlich wahrheitsgemäß. Er rechnete ohnehin jeden Moment damit, dass Narutos mühsam aufrecht erhaltene Fassade bröckeln und er versuchen würde, Sasuke zum Teufel zu schicken.

Narutos Blick bohrte sich in Sasukes.

»Stimmt. Weil du nie irgendwas erwartest, richtig? « 

So schwer es ihm auch fiel, es zuzugeben, seine Worte waren ein bisschen zu nah an der Wahrheit, um Sasuke nicht zu treffen. Er ahnte, was er jetzt vermutlich sagen sollte, was Naruto von ihm erwartete, aber er versuchte nicht einmal, das über die Lippen zu bringen. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte er nicht gekonnt. Er schwieg verbissen. Zwischen ihnen flirrte die Hitze. 

Plötzlich merkte Sasuke, dass er die Hände aus den Hosentaschen genommen hatte, um eine Haarsträhne aus Narutos Gesicht zu streichen, die ihm im selben Moment aufgefallen war. Es war ein glücklicher Umstand, dass er nicht nahe genug stand, um dem Impuls folgen zu können, und es wäre bestimmt vernünftig, wenn er seine Hände irgendwie anders beschäftigte. Sein Blick fiel auf den riesigen Haufen ungehackter Holzklötze am Rand der Lichtung, und er nickte in die entsprechende Richtung.

»Kannst du vielleicht Hilfe gebrauchen?« Seine Stimme war kühl und abgeklärt.

Naruto lachte auf. Es war ein Lachen, das sofort wieder erstarb, scharf, kurz und entgeistert. Sasuke konnte es Naruto nicht verübeln, wenn er die Begegnung für ein Hirngespinst hielt. Eigentlich glaubte er ja selbst nicht, dass er wirklich hier war. 

»Meinst du das ernst«, fragte Naruto düster. Sein Blick sagte deutlich, dass er die Frage für einen schlechten Scherz hielt, aber dort war noch etwas anderes, beinahe zu gut geschützt, um von Sasuke als das erkannt zu werden, was es war: Die vorsichtige Hoffnung, es wäre keiner. Oder war das nur Sasuke, der wünschte, so etwas in Naruto zu finden?

Er hielt sich nicht mit der Frage auf, sondern zuckte nonchalant mit den Schultern. Ein paar Holzscheite zu spalten würde er wohl noch hinbekommen. 

»Warum nicht.«

Naruto schnappte nach Luft, doch was auch immer er hatte sagen wollen, schluckte er hinunter. Sasuke schaute ihm gerade in die Augen, während Naruto ihn maß. Er würde nicht leugnen, was er ihm angetan hatte. Narutos Zorn war begreiflich, ja eine Selbstverständlichkeit, und doch war er nicht leicht auszuhalten. Sein Gesicht war so real, viel offener und emotionaler als alles, woran Sasuke sich zu erinnern geglaubt hatte. Sasuke sah es in Narutos Augen: Er war in seinem Leben weitergegangen, ohne ihn, was hätte er auch sonst tun sollen. Sasuke zu sehen musste sich für ihn anfühlen wie von einem Geist aus einer Vergangenheit heimgesucht zu werden, mit der er längst abgeschlossen hatte. 

Warum konnte Sasuke ihn nicht einfach lassen? Seit wann stürzte er sich in Dinge, ohne nachzudenken? Dabei wäre es für sie beide am besten, wenn er wieder ging. All das hier war eine dämliche Idee gewesen. 

Naruto drückte die Kiefer aufeinander und straffte die Schultern. Sasuke konnte nicht verhindern, dass er sich Narutos Urteil seltsam ausgeliefert fühlte. Doch es konnte eigentlich nur eine Lösung geben. Er wusste, was Naruto sagen würde. Sasukes ganzer Körper spannte sich an in Erwartung der Zurückweisung. Die rebellische Regung in ihm, die versuchte, seine Füße am Boden festzufrieren, weil es heute war oder niemals mehr, kämpfte er nieder. Als Naruto endlich sprach, war Sasuke gerade dabei, sich loszureißen und zum Gehen zu wenden, um ihm zuvor zu kommen.

»Die andere Axt ist im Jeep. Du siehst ja die Holzscheite da drüben. Handschuhe gibt es kein zweites Paar.« Jeder Satz klang abgehackt und vibrierte von einem Ärger, den er nicht einmal versuchte zurückzuhalten. Abrupt wandte er sich ab und nahm die Arbeit wieder auf. Die Axt ging mit einem Sausen nieder, und die Spalte flogen krachend zur Seite. Naruto bückte sich nach einem neuen Stück Holz und hackte es mit so viel Wucht auseinander, dass das Blatt der Axt sich tief in den Baumstumpf fraß. Er zog sie mit einem Ruck wieder heraus und das Spiel begann von Neuem.

Sasuke hatte nicht gemerkt, dass er den Atem angehalten hatte, bis er ihn nach Narutos Worten wieder ausstieß. Er verstand nicht, warum er sich so erleichtert fühlte. Sich über etwas erleichtert zu fühlen war nicht, wofür er hergekommen war. Geduldet zu sein ebensowenig. 

Er riss sich von dem Anblick von Narutos ruckartigen Bewegungen los und ging zu dem Stapel zersägter Holzklötze, die am Waldrand aufgebahrt waren. Es war eine Menge Arbeit für eine Person. Alleine würde Naruto dafür drei oder vier Tage brauchen, zu zweit würden sie es in weniger als der Hälfte schaffen. Sasuke trug die Scheite bei einem der anderen Baumstümpfe zusammen, bis er seinen eigenen Stapel hatte. Aus reiner Gewohnheit ging er zu dem Platz, an dem er früher immer gearbeitet hatte. Dann holte er die zweite Axt aus dem Kofferraum des Jeeps und machte sich daran, das Holz zu hacken. Das Werkzeug lag ihm perfekt in den Händen, als hätte es auf ihn gewartet. Einen ganzen Sommer lang hatte er damit Scheite gespalten.

Bald trat ihm unter der Nachmittagssonne der Schweiß aus den Poren. Er musste zugeben, dass er daran nicht mehr gewöhnt war. Naruto arbeitete verbissen. Sasuke gönnte sich ebenfalls keine Pause. Nicht viel später liefen ihm Schweißtropfen in die Augen, und seine Haare klebten ihm am Gesicht, genau wie sein Hemd am Rücken. Sein Körper hatte jedoch schnell den fließenden Rhythmus wiedergefunden, als wäre er keine zwei Tage weg gewesen. So vieles schien sich überhaupt nicht verändert zu haben, dachte er, während er den nächsten Holzscheit auf dem Baumstumpf platzierte, nur dass der schwülen Hitze zum Trotz eisiges Schweigen auf der Lichtung herrschte. 

Als Sasuke nicht mehr zählen konnte, wie oft er sich bereits mit dem unteren Saum seines Hemdes die Stirn abgewischt hatte, ließ er die Axt stecken. Seine Zunge fühlte sich wie ein dicker geschwollener Klumpen in seinem Mund an, und nichts erschien ihm in diesem Moment wünschenswerter als eine Flasche Wasser, vorzugsweise kalt. Er ging um den Jeep herum und öffnete die Tür zum Beifahrersitz. Mit kühlen Getränken war nicht ernsthaft zu rechnen, aber auf dem Boden hinter dem Sitz, genau wo Sasuke es vermutet hatte, stand ein Sechserpack Wasserflaschen. 

Das abgehackte Geräusch von der anderen Seite des Jeeps verstummte. Durch die Wagenfenster sah Sasuke, dass Naruto innegehalten hatte. Sasuke ging um die Kühlerhaube herum, mit dem Wasser in der Hand. 

»Auch eins?«

Naruto zog seine Handschuhe aus und steckte sie in seine hintere Hosentasche. Er nickte, militärisch knapp und stumm.

Sasuke warf ihm eine Flasche zu und öffnete seine eigene. Das Wasser war lauwarm, aber die Kohlensäure prickelte erfrischend auf seiner Zunge. Sasuke trank auf einen Zug die halbe Flasche leer.

»Danke«, sagte Naruto ein wenig barsch und trank ebenfalls. Sein Adamsapfel hüpfte mit jedem Schluck. Da war eine dunkle Stelle an seinem Hals, als hätte er dort Erde oder Schmutz. Sasuke fragte sich, was er wohl heute morgen im Wald gemacht hatte, dass er so verdreckt aussah.

Sasuke blieb gegen den Jeep gelehnt stehen, bis er die Flasche ausgetrunken hatte. Er spürte die Hitze der schwarzen Karosserie selbst durch die Jeans. Naruto hatte sich breitbeinig auf einen der Baumstümpfe gesetzt, die Ellenbogen auf die Knie gestützt. Er wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn, mit der selben Hand, die die Flasche hielt, und schien sorgsam darauf zu achten, Sasuke nicht anzusehen. Ein Käfer brummte in den Büschen. Es ging kein Wind, die Sonne brannte. Sasuke ließ zu, dass seine Gedanken abschweiften, während sein Blick an einem unbestimmten Punkt in der Mitte der Lichtung festhing, irgendwo im plattgetretenen Gras in Narutos Nähe. Sie hatten geschwitzt und waren ein bisschen schmutzig im Gesicht, und plötzlich war die Trennlinie zu früher, wenn sie hier auf der Lichtung gearbeitet hatten, so furchtbar dünn. Es war beinahe, als könnte er durch die flimmernde Luft hindurch diesen Ort sehen, der genauso aussah wie heute und doch ein anderer war, weil Naruto nicht stumm brütete, sondern mit ihm redete, mit ihm scherzte und lachte. Dort raschelte der Wind in den Blättern, und sie hatten einander angesehen. Naruto war es nie wirklich gelungen, sein Interesse zu verbergen. Sasuke konnte diese andere Zeit genau vor sich sehen, diesen Sommer fast riechen. Für einen Moment fühlte er sich zurückversetzt in diese Zeit, als alles zwischen ihnen frisch und neu gewesen war. Doch dann veränderte sich etwas im Licht, ein Schatten fiel anders … die Wirklichkeit drehte sich und die Vergangenheit verschwand, wohin sie gehörte. All das war ein Leben weit weg. 

Naruto stellte seine Flasche auf den Baumstumpf, auf dem er eben noch gesessen hatte, und nahm die Arbeit ohne einen Blick zu Sasuke wieder auf. Sasuke hatte nichts dagegen, denn er bezweifelte nicht, dass sein Gesicht in diesem Moment ein wenig zu viel verriet. Narutos Beispiel folgend ging er zurück zu seinem Baumstumpf und seiner Axt. Es war nichts. Die Monotonie seiner Bewegungen würde ihn einlullen, und er würde an nichts denken. Doch so sehr er es versuchte, es gelang ihm nicht. Diese unsichtbare Öffnung, durch die er gar nicht erst hätte schauen sollen, wollte sich nicht mehr schließen, denn immer wieder blitzten flüchtige Eindrücke von Gelächter und einer Wärme hervor, die hartnäckig an seinem Inneren zerrten . Er konnte die Ruhe, die er vorhin im Wald verspürt hatte, nicht wiederfinden.

Bis die Sonne über die Baumwipfel gesunken war und der Himmel in einem dramatischen Dunkelrot aufflammte, war auf der Lichtung nichts als der regelmäßige stumpfe Zweiklang der beiden Werkzeuge zu hören.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  jyorie
2013-10-30T16:20:16+00:00 30.10.2013 17:20
Hallo ✌(◕‿-)✌

(deine FF ist mir von L-San heiß empfohlen worden, als eine der besten FF´s)

eine interessante Story und genug Fragen die du im ersten Kapitel aufwirfst.
Sasuka war also letzten Sommer im Wald obwohl es ihm dort nicht behagt und
dort hat er zusammen mit Naruto „geholzfällert“, aber weshalb ist Naruto so
sauer auf ihn. Waren die beiden zusammen und Sasuke hat dummheiten gemacht?
Ob sich Naruto wieder ein bekommt und Sasuke mit ihm reden kann, wenn er ihm
den ganzen Tag hilft?

Auf jeden fall bin ich jetzt neugierig, was da vorgefallen ist und weshalb sich der sonst
eher kühle Sasuke entschuldigen will.

Du schreibst sehr detailreich und man kann sich die Situationen gut im Geist ausmalen.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  Goetheraserei
2013-09-21T15:53:07+00:00 21.09.2013 17:53
Hey-ho! ;D

Ich habe diese FF von einem sehr guten Freund empfohlen bekommen und deswegen bin ich hier. Normalerweise halte ich mich in letzter Zeit eher von SasuNaru-Stories fern, da ich sie schon öfters gelesen habe und die Qualität der Plots auch nicht immer der Beste war, jedoch habe ich mir noch einmal einen Ruck gegeben und siehe da: Ich wurde nicht enttäuscht. =)

Der Leser wird sozusagen in den Wald geworfen, den Sasuke erkundet, obwohl er eigentlich ein Stadtmensch ist. Somit stellte sich für mich gleich die Frage, was er an so einem abgelegenen Ort gesucht hat. Irgendwann kam er in der Nähe einer Hütte an, wo er widerum auf Naruto traf, der in seiner Arbeit vertieft war. Die Begegnung der beiden war irgendwie... es fühlte sich für mich leicht düster an. Es war, als wenn zwei Menschen einander begegnen wollten, sich aber gleichzeitig aber auch wieder aus dem Weg gehen wollten, weil da noch etwas in der Luft lag, was unerklärt blieb. Ein Streit? Eine große Auseinandersetzung? Ein Kampf?
Ich hätte gedacht, dass Naruto Sasuke fortschicken würde, dem war aber nicht so, denn nach einer Weile hatte er Sasuke doch Holz hacken lassen. Warum? Müsste man nicht jemanden, den man scheinbar hasst oder von dem man enttäuscht ist, aus dem Weg gehen wollen?
Jedoch haben sie bis zum Ende hin zusammengearbeitet, auch wenn man den Zorn Narutos durch seine Reaktionen noch deutlich spüren konnte. Ich bin echt gespannt, wie es in den nächsten Kapiteln weiter gehen wird. =)

Ich finde, du hast einen spannenden Start hingelegt, denn natürlich möchte ich nun wissen, warum Naruto sauer auf Sasuke ist und weshalb Sasuke es anscheinend akzeptiert.

Schreibstil:

Dein Schreibstil, vor allem wie spielerisch leicht du mit den Beschreibungen (zum Beispiel von der Natur oder vom Zorn Narutos) umgehst, gefällt mir sehr gut. Du schreibst sehr verständlich und leserfreundlich, sodass selbst Leute, die nicht so viel Zeit in Bildung investiert haben deinen Text verstehen können. Echt klasse! =)

Ansonsten habe ich zu diesem Kapitel noch nicht so viel zu sagen, denn so viel war ja noch nicht passiert. ^^

Bis zum nächsten Kapitel,

Corni
Von:  L-San
2013-05-19T08:06:01+00:00 19.05.2013 10:06
Yo. ;D

Hier kommt mal eine richtige Review, und nicht wie sonst so 'ne Lasche, die du bis jetzt von mir gelesen hast.


Kurzbeschreibung:
„Dem, der in der Vergangenheit lebt, ist die Erinnerung der größte Schatz...“
Das Zitat gefällt mir, da es im Groben und Ganzem die Geschichte charakterisiert.
Ich hab's schon mal erwähnt, aber ich sage das gerne noch einmal.
Die Auslassungspunkte „...“ müssen einen Abstand zu den Wörtern haben.
Die Gestaltung ist sehr karg; könnte man optisch irgendwie aufmotzen, wodurch du mehr potentielle Leser und Kommentatoren anlocken kannst.
Was auch nicht schlecht wäre, sind Bilder zu den Charakteren und eine kurze Beschreibung zu ihnen, da du ja schon Naruto und Sasuke als Hauptcharaktere in deiner Story angegeben hast


Kapitel 1:


Inhalt:
Der Anfang ist gut.
Man verfolgt als „Beobachter“ oder meinetwegen auch „Stalker“ Sasukes Aktionen.
Man fragt sich zunächst, wohin er geht, was er alleine im Wald macht, und später, was alles zwischen ihm und Naruto vorgefallen ist.
Du baust so Spannung auf.
Vor allem die Stelle mit der Axt!
Da hatte ich schon für einen kurzen Moment die Befürchtnis, Naruto wolle Sasuke damit erschlagen.
Spannung und Mitfiebern pur!
Man kann das förmlich spüren zwischen den beiden, auch ohne, dass du direkt die Gefühle schreibst.
Mehr hab ich nicht zu sagen.


Rechtschreibung/Grammatik:
Gerade als Sasuke mit dem Gedanken spielte, still wieder zu gehen – noch konnte er es – hielt der blonde Mann plötzlich inne und ließ die Axt halb sinken.
Diese Beistriche „–“ haben was. Ruft meiner Meinung nach einen besonderen Klang hervor.

»Stimmt. Weil du nie irgendwas erwartest, richtig? « 
Das Anführungszeichen am Ende steht falsch. Abstand wegmachen bitte. Wahrscheinlich hast du Microsoft, und da wird es manchmal als Fehler angezeigt, wenn man keinen Abstand macht, was Schwachsinn ist.

Es war ein glücklicher Umstand, dass er nicht nahe genug stand, um dem Impuls folgen zu können, und es wäre bestimmt vernünftig, wenn er seine Hände irgendwie anders beschäftigte.
Ich würde „irgendwie anders“ durch einen anderen Ausdruck ersetzen, denn hier wirkt es schon beinah umgangssprachlich im Vergleich zum Rest, der eher „geschwollen“ ist. Und dieser Satz würde dann viel runder wirken.

Es war ein Lachen, das sofort wieder erstarb, scharf, kurz und entgeistert.
Das zweite Kommata würde ich durch einen Beistrich „–“ ersetzen, um einen besseren Ton zu erzeugen und es würde die Pause, die du beim Spreche machst, verdeutlichen.

Sasuke zu sehen musste sich für ihn anfühlen wie von einem Geist aus einer Vergangenheit heimgesucht zu werden, mit der er längst abgeschlossen hatte.
Ich würde nach „zu sehen“ ein Kommata benutzen, bin mir aber unsicher, ob das wirklich notwendig ist. Ich bin ein Kommata-Fanatiker und gehe damit wirklich jedem auf die Nerven.

Seine Zunge fühlte sich wie ein dicker geschwollener Klumpen in seinem Mund an, und nichts erschien ihm in diesem Moment wünschenswerter als eine Flasche Wasser, vorzugsweise kalt. 
Same here: Letztes Kommata durch Beistrich ersetzen, um einen besseren Klang zu erzeugen.

Er nickte, militärisch knapp und stumm.
Same here: Letztes Kommata durch Beistrich ersetzen, um einen besseren Klang zu erzeugen.

Er wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn, mit der selben Hand, die die Flasche hielt, und schien sorgsam darauf zu achten, Sasuke nicht anzusehen.
Da hast du einen beliebten Fehler begangen. „der selben“ wird zusammengeschrieben, und zwar immer!

Bis die Sonne über die Baumwipfel gesunken war und der Himmel in einem dramatischen Dunkelrot aufflammte, war auf der Lichtung nichts als der regelmäßige stumpfe Zweiklang der beiden Werkzeuge zu hören.
Perfekter Abschluss, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Man will dadurch einfach weiterlesen
Solche kreativen Sätze könntest du ruhig vermehrt in dem Kapitel einbauen, sonst wirkt es durch Ausdrücke und Vergleiche, die man schon kennt, ein wenig eintönig, und du würdest so deinen eigenen Schreibstil einen besseren und klaren Ausdruck bringen.


Schreibstil:
Da fass ich mich kurz.
Du bist meiner Meinung nach eine Koryphäe der Beschreibungen.
Ich kenne niemand auf Animexx oder fanfiktion.de, der so schreibt wie du.
Deine Beschreibungen sind detailliert, präzise und interessant.
Durch die stilistischen Mitteln lassen sie sich viel angenehmer und spannender verfolgen.
Damn that was so pretty captivating!
Ja, du setzt die Mitteln nicht zu viel und nicht zu wenig ein, und du verwendest sie genau an den richtigen Stellen.
Was mir besonders gut gefallen hat, war das konsequente Einbeziehen der Synästhesie.
Ich liebe das, und hatte meine Freude daran, wie du in meinem Kopf Bilder hervorgerufen hast, die sich wie ein Film bewegt haben.
Fast könnte man meinen du hättest „Darstellendes Spiel“ in der Schule gehabt oder bist Schauspieler.
Denn da muss man sich wirklich jede Kleinigkeit vorstellen.
Très bien!
Aber wahrscheinlich trifft mein Eindruck nicht zu und nehme einfach an, dass du eine äußerst gute Auffassungsgabe und Vorstellung hast.
Aber vielleicht zu gut.
Meiner Meinung nach wäre es vielleicht besser gewesen nicht immer zu genau und direkt zu sein, sondern mal ruhig ein paar kleine Andeutungen zu machen an bestimmten Stellen, um so einen größeren Effekt zu erzielen.
Ansonsten hab ich kaum noch was zu meckern, außer einen Rat:
Du hast ein wenig überdurchschnittliches Spektrum an Vokabular, aber noch nicht breit genug!
Es gibt da tatsächlich eine Autorin, die dich darin bei weitem übertrifft.

Sonstiges:
Ich hätte noch ein paar kleine Verbesserungsvorschläge für dich, die eher „ästhetischer Natur“ sind.
Zum Beispiel könntest du den allerersten Buchstaben am Anfang fett darstellen; in vielen Büchern wird das so gemacht, aber dann in einer anderen Schriftart.
Dann könntest du Blocksatz benutzen, damit das Ganze mehr wie ein Roman aussieht.
Was ebenfalls gut wäre, ist, mehr Absätze zu machen, denn so wie es ist, liest es sich recht unangenehm und erschwert das Lesen.
Aber ich kann dich da schon verstehen, da du wahrscheinlich Wert darauf legst, es wie ein Roman darzustellen.
Ansonsten war das wirklich ein sehr gelungenes Kapitel!
Chapeau.
;D

L-San
Von:  Yaoi-Girl
2012-08-02T08:18:18+00:00 02.08.2012 10:18
Wirklich geil ich freue mich schon auf das nächste Kappi. Mein Favo hast du 100%.

LG Yaoi-Girl
Von:  GOTTHEIT
2012-07-31T11:17:41+00:00 31.07.2012 13:17
Harrr!

Eine wunderbare Situation, erfrischend anders, als alles, was ich sonst gelesen habe. Wender Ninjas, noch Schultrudel. Auch sehr interessant geschrieben, sodass du mich geschickt zum Ende des Kapitel leiten konntest, ohne dass ich es mitbekam und am Ende wieder da saß mit dem Verlangen nach Mehr.
Aber es erfreut mich im unteren Kommentar zu lesen, dass es bereits 2 weitere Kapitel gibt, über die ich mich jetzt hermachen werde.


Grüße und Hoffnung auf das Wiedereinkehren der Schreibmuse~

Von:  V0IDsKhaos
2012-07-30T23:39:22+00:00 31.07.2012 01:39
oh mein gooooott!!!! (!!!1elf!!! <-- sry, sonst nicht mein neveau...) aber das... DAAAS!!!

ich liebe dich! :'D

nein spass^^ ich freue mich grad nur abartig, dass du es hier lädst. ich dachte erst, ich hab mich verlesen!
vielen dank!

und da ist auch wieder das bild vom holzhackenden naruto, dass ich nicht aus dem kopf bekomme. ich sag dir bescheid, wenn ich dem ganzen gestalt gebe :D

also ich muss wirklich sagen, dass du ein wahnsinns talent hast, ganz simple sachen in deinen geschichten unheinmlich fesselnd wieder zu geben! (nicht nur hier,ne?)

die beschreibung der umgebung beim aufstieg und wie sasuke ihn beobachtet ... uh, ... als wäre ich live dabei. es passt so unheimlich gut in diese atmosphäre. ich hatte ein wirklich bedrückendes gefühl beim lesen, eins der angenehmen sorte, das vllt. auch von dem wetter verursacht wurde, das du beschrieben hast. xD
ich finde auch deinen schreibstil unglaublich gut. anfangs dachte ich: hmm, vllt. estwas überladen. aber es trug dazu bei, dass ich mir alles so bildlich vorstellen konnte/kann.

ich wüsste wirklich zu gern, wie es weiter geht. (also nach chap. 3 =D)
ich beobachte dich <3
eindeutig unter meinen mexx-top-5 ;D

khaos~ war's


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