Zum Inhalt der Seite

Bakaito und Ahoko

Eine Kaito-Aoko-Romanze
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Case 13: Vogelfrei

„Was ist los, Kaito KID, gibst du auf? Ist es nicht das hier, was Du suchst?“, rief Aoko und hielt dabei das Juwel fest in ihrer Hand. Sie hatte die Hände derart verkrampft um den Red Beryll geschlossen, dass ihm auch seine Kartenpistole nicht weiterhalf – zumindest nicht, ohne sie zu verletzen. Sie sah erschöpft aus, aber entschlossen. Sie atmete schwer und ihr Haar war kaum mehr als Frisur zu bezeichnen. Dennoch strahlte Aoko die pure Siegessicherheit aus.
 

Da hockte Kaito nun in seinem Baum. Weit war er nicht geflohen. Er hatte sich, kaum dass er in den Schutz der Dunkelheit entkommen war, auf einen Baum gerettet, der so dicht bewachsen war, dass man ihn darin nicht sehen konnte, und doch die Möglichkeit bot, frei auf das Polizeirevier zu blicken. Auch an ihm war der Abend nicht spurlos vorbeigegangen – sein wunderschöner, strahlend weißer Anzug war die längste Zeit strahlend weiß gewesen. Jetzt reihte sich Grasfleck an Grasfleck. Dennoch – er war sich mindestens genauso siegessicher wie Aoko.
 

Er konnte genau sehen, wie sich ihr Oberkörper hob und senkte, wenn sie atmete. Es war ein faszinierender, fast schon hypnotisierender Anblick, der Kaitos Blicke mehrere Minuten lang fesselte. Auf. Und ab. Auf. Ab. Auf. Ab. Breitbeinig stand sie da, die schwarzen Schuhe in den Erdboden gedreht, sodass sie aussah, als wäre sie mit dem Boden verwachsen, als könne keine Naturgewalt sie ins Wanken bringen. Auf. Ab. Auf. Ab. Der laue Abendwind wehte ihr ab und an zwei, drei Haarsträhnen ins Gesicht, von denen sie kaum Notiz zu nehmen schien. Auf. Ab. Ihre Wangen glühten rot, das konnte er selbst aus der Entfernung erkennen. Vermutlich pulsierten sie heiß, hätte er sie berühren dürfen. Auf. Ihre Finger lagen nach wie vor so fest um den Juwel, dass Kaito sich schon fast frug, ob er ihn erst in seinen Händen halten würde, wenn er ihn ihren toten, kalten Klauen entrissen hatte. Ab.
 

Und da kam Kaito die Idee. Die Idee, die seine Probleme lösen sollte. Oder verschlimmern. Oder verschlimmbessern. Oder alles in eine Katstrophe stürzen würde. Das konnte er so im Voraus noch nicht sagen – es war waghalsig, und vermutlich ziemlich dumm. Aber Kaito ließ sich durch nichts davon abbringen. Nicht von den leisen Stimmen in seinem Kopf, die ihm zuflüsterten, dass das Wahnsinn und glatter Selbstmord sei, nicht von den Polizisten, die sich mit der Zeit um Aoko gesammelt hatten und auch nicht von Inspektor Nakamori, der vehement versuchte, seine Tochter dazu zu bewegen, sich wieder ins Polizeiquartier zu begeben, anstatt schnaufend und keuchend davor rumzustehen, wo man leichte Beute sei. Aoko schüttelte seinen Arm ab und blieb stehen, wo sie sowieso schon wie verwurzelt stand.
 

Innerhalb von Minuten war Kaito auf ein nahegelegenes Hochhaus gelangt. Er war direkt zum nächsten Wolkenkratzer, der ihm einfiel, gerannt und hatte sich den Fahrstuhl geschnappt. In der engen, metallenen Kabine, wippte Kaito nervös mit dem Fuß auf und ab. Unangenehme, grelle Geräusche erfüllten den Lift, während er sich in Richtung Dach bewegte. Im letzten Stockwerk angekommen, raste Kaito die verbleibende Treppe hinauf, um dann schließlich das Dach des Hochhauses zu erreichen und sich von dort einen Überblick zu verschaffen.
 

Hier war es unangenehm kalt und der Wind fegte erbarmungslos um Kaito herum. Auch von hier hatte er das Polizeiquartier mithilfe seines Fernglases genau im Blick – und zu seinem großen Glück stand Aoko noch genau wie zuvor vor dem Polizeiquartier. Er konnte sie nicht mehr so gut atmen sehen, doch er erahnte, dass sie nach wie vor wie eine Besessene alles misstrauisch beäugte und den Feind überall vermutete. Und das tat sie auch zurecht.
 

Dieser Teil des Abends war zwar recht improvisiert, doch Kaito war sich sicher, alles würde zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Es war das große Finale. Quasi. Das große Finale des Abends. Und wenn etwas schief ging – das große Finale seiner Karriere. Er würde nicht wie sein Vater ermordet werden – nein, was er vorhatte, war blanker Selbstmord, wenn nicht alles richtig funktionierte. Er begab sich direkt in die Höhle des Löwen. Schlimmer noch, er holte den Löwen mit bloßen Händen aus seiner Höhle heraus, legte ihm ein Lätzchen um, um dann gemütlich mit ihm eine warme Schokolade zu trinken. Kurz: es war eine furchtbare Idee, doch die warme Schokolade machte sie so verführerisch. Der Löwe war natürlich Aoko. Und die warme Schokolade… na ja, war vermutlich warme Schokolade.
 

Mit der größtmöglichen Sorgfalt, die er so kurzfristig an den Tag legen konnte, bereitete sich Kaito vor – auch wenn er sich eingestehen musste, dass seine Vorbereitung lediglich darin bestand, tief durchzuatmen, Aoko genau anzuvisieren und das Beste zu hoffen.
 

Ein letztes Mal atmete Kaito tief ein, ehe er sich vom Dach des Hochhauses stürzte. Er hatte die Augen geschlossen und genoss den kurzen freien Fall. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit näherte er sich der Erde, während ihm der Wind ins Gesicht peitschte. Auf seinem Rücken, unter seinem wild flatternden Cape, ruhte sicher sein Hängegleiter. Im selben Moment, wie er die Augen öffnete, ließ Kaito den Hängegleiter entfalten und segelte wie ein Adler im Wind durch die Lüfte.
 

Er kannte sein Ziel. Er kannte es genau. Wenn er sich Mühe gab und die Augen ein wenig zusammenkniff, konnte er es deutlich erkennen. Direkt vor dem Hauptquartier, kaum zu verfehlen.
 

Er kannte sein Ziel. Er kannte es seit über zehn Jahren. Sein Monokel schimmerte im Mondlicht während er über die Stadt glitt – während in seinen Augen selbst funkenweise Hoffnung und Aufregung leuchtete.
 

Er kannte sein Ziel. Und doch, in den letzten Wochen war es ihm so furchtbar fremd geworden. Er näherte sich seinem Ziel stetig, wie auf emsigen weißen Schwingen. Sein Herz schlug ihm fast bis zum Hals und er fühlte sich, als ob es bald zerbersten würde, wenn er nicht endlich sein Ziel erreichen würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2013-11-15T19:55:10+00:00 15.11.2013 20:55
Hm leider etwas kurz, aber die vorfreude aufs nächste kapitel ist zumindest geweckt :D



Zurück